Ratten am Bullenhuser Damm - Jürgen Ehlers - E-Book

Ratten am Bullenhuser Damm E-Book

Jurgen Ehlers

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Beschreibung

Dieses Buch ist kein Bilderbuch für Kinder, obwohl Kinder darin vorkommen. Die Kinder waren im Konzentrationslager Neuengamme zu medizinischen Experimenten missbraucht worden und sind am 20. April 1945 von der SS in der ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm in Hamburg ermordet worden. Die Geschichte ist ein Beispiel dafür, wozu Menschen fähig sind. Ganz gewöhnliche Menschen.

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Seitenzahl: 19

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Ratten am Bullenhuser Damm

Ratten am Bullenhuser DammImpressum

Ratten am Bullenhuser Damm

Da war sie, die Schule.

Sie stand noch genauso da, wie er sie in der Erinnerung hatte. Das wuchtige Bauwerk hatte die Bombenangriffe der Engländer fast unbeschadet überstanden. Im Gegensatz zur Umgebung. Die Stadtteile Rothenburgsort, Hammerbrook und Billbrook existierten nicht mehr. Als hier keine Schule mehr gebraucht wurde, hatte die SS das Gebäude requiriert. Im April 1945 war Alfred Trzebinski zuletzt hier gewesen. Inzwischen war so viel geschehen. Der Krieg war vorbei. Und jetzt, fünf Monate später, hatte sich das Leben normalisiert.

Die meiste Zeit dachte Alfred nicht mehr an das, was hier vorgefallen war. Das Schulgebäude stand leer. Niemand hatte bisher das beschädigte Dach repariert, aber das würde schon noch kommen. Die Sonne schien. Und er hatte sich überzeugt: Das Ereignis aus dem Frühjahr hatte keine Spuren hinterlassen. Dennoch gefiel Alfred das Gemäuer nicht. Es sah aus wie eine Kaserne.

Alfred wischte diesen Gedanken beiseite. Es war eine ganz normale Schule wie jede andere Schule auch. Nur er war es, der nicht normal war. Nein, das war Unsinn. Er hätte nicht herkommen sollen.

Er wollte fortgehen, als er die Reliefs an dem Anbau entdeckte. Sie zeigten spielende Kinder, kleine Jungen und Mädchen, und das Mädchen auf dem linken Bild, das sah genauso aus wie Maria.

Nein, das war zu viel, das konnte er nicht aushalten, das wollte er nicht sehen. Er hob einen Stein auf und warf nach dem Mädchen, aber er traf nicht. Auch der zweite Wurf ging fehl, und mit dem dritten Stein ging die Scheibe des benachbarten Fensters zu Bruch.

„He, was machen Sie denn da?“ Das war der Hausmeister. „Sie können hier doch nicht mit Steinen werfen! Das ist eine Schule, ein öffentliches Gebäude! Machen Sie, dass Sie wegkommen!“

Alfred ging nicht weg. Er kannte den Mann. Es war noch immer derselbe Hausmeister wie im April. „Ich habe das Fenster kaputt gemacht“, sagte er.

Der Hausmeister setzte seine Brille auf. Jetzt erkannte er Alfred. „Ach Sie sind das, Herr Doktor!“

„Tut mir leid, das mit der Scheibe.“

„Was machen Sie denn für Sachen?“ Der Mann schüttelte den Kopf.

Alfred erzählte, dass er auf das Relief gezielt hatte. „Das Mädchen“, sagte er. „Das Kind sieht genauso aus ...“