Räumchen wechsel dich - Kirsten Steiner - E-Book

Räumchen wechsel dich E-Book

Kirsten Steiner

4,9

Beschreibung

Swingen ja, aber Partnertausch in getrennten Räumen? Das kam für uns nicht infrage. Dachten wir ... Dann aber trafen wir Katja und Lukas, die das eigentlich genauso sahen. Eigentlich … Doch zu unserer Überraschung entwickelte sich der erotische Abend mit den beiden ganz anders, als wir alle das wohl erwartet hatten … Ich bin übrigens Kirsten. Mein Mann Steffen und ich sind seit Jahren Swinger. Als wir 2007 diese sehr besondere Leidenschaft entdeckten, war ich 23 und Steffen 28. Von Anfang an habe ich über unsere Erlebnisse Tagebuch geführt. Dies ist eine Geschichte daraus. (Dieses E-Book war bereits zu Beginn des Jahres 2015 für einige Wochen in einer kürzeren Version unter dem Titel „Farbe auf unserer Haut“ erhältlich.)

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 95

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
16
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Räumchen wechsel dich

Impressum

Räumchen wechsel dich

Aus meinem Swinger-Tagebuch

Von Kirsten Steiner

Hannover, April 2008

Es blieb ein komisches Gefühl zurück. Als ich die Webcam ausgeknipst und mich aus dem Chatbereich ausgeloggt hatte, schaute ich noch einige Augenblicke geistesabwesend auf meinen PC, der irgendwann nur noch das bunte Tänzeln des Bildschirmschoners zeigte. Schließlich griff ich wieder zur Maus, meldete mich ganz aus dem Forum ab und zog meinen Pulli wieder an. Der Augenblick, in dem ich ihn über den Kopf streifte, war wie das Klingeln eines Weckers. Plötzlich war ich wieder ganz im Hier und Jetzt.

Staunend über mich selbst schüttelte ich den Kopf. Da hatte dieser fremde Mann auf der anderen Seite des Bildschirms mich nicht nur dazu gebracht, meine Webcam einzuschalten, sondern dann auch noch verlangt, dass ich meinen Pulli ausziehen sollte. Und was völlig absurd war: Ich hatte es getan. Erst nach Ende unseres hoch erotischen Chats bemerkte ich, dass es dafür eigentlich viel zu kalt war in meinem Zimmer. Aber lag mein Frösteln wirklich nur an der Temperatur? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich gerade hatte fremdbestimmen lassen. Und das fühlte sich gar nicht gut an.

Sicher, Joyclub war ein Sexforum. Und wenn man sich in den Chat einloggte, musste man damit rechnen, angetickert zu werden. Wobei mich dieser fremde Mann, der mich da angeklickt hatte, eigentlich gar nicht hätte interessieren sollen. Denn er war ein Solo-Mann. Steffen und ich waren hier aber als Paar angemeldet. Und in unserem Profil stand ganz eindeutig, dass wir ausschließlich Interesse an anderen Paaren hatten. Manche Solomänner hielt das aber keineswegs davon ab, uns dennoch anzuschreiben – was wir in der Regel mit einer kurzen, höflichen, aber unmissverständlich ablehnenden Mail beantworteten.

Auf diesen Chat hatte ich mich dennoch eingelassen. Keinesfalls zu dem Zweck, einen realen Menschen kennenzulernen, sondern lediglich, um mich ein wenig von ernsthaften (und ziemlich mühsamen) Dingen ablenken zu lassen, die ich eigentlich zu erledigen hatte. Ich saß an meiner Masterarbeit und hatte einen Knoten im Kopf. Ein bisschen im Internet stöbern (und vor allem in dem Swingerforum, in dem Steffen und ich seit einigen Monaten unterwegs waren), würde mich auf andere Gedanken bringen. Oh ja, das hatte funktioniert. Und wie!

Allerdings hatte ich anschließend auch nicht mehr den Kopf frei für meine Literaturstudien. Durch meinen Kopf gingen die wilden Phantasien dieses fremden Mannes, die so gar nicht meine waren – und mit denen er mich dennoch in den Bann gezogen hatte. Schließlich ging ich in die Küche und kochte mir einen Tee. Eine große Kanne grünen Tee. Erst als sie halb leer war, konnte ich mich wieder auf andere Dinge konzentrieren und vertiefte mich erneut in die Literatur des 20. Jahrhunderts.

„Was hat dich daran so verstört?“, fragte Steffen, als ich ihm am Abend in der Küche von dem Chat erzählte.

„Weiß ich selbst nicht so recht. Vielleicht war es, dass ich mich ein bisschen fremdbestimmt gefühlt habe.“

„Aber deinen Pulli hast du doch ganz freiwillig ausgezogen, oder?“

„Ja. Naja. Nein. Ja und Nein. Irgendwie hat er mich dazu überredet, verführt, hypnotisiert – was auch immer das war. So ganz freiwillig war das dann doch nicht.“

„Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen du sehr bewusst einem fremden Mann deine schöne Oberweite präsentiert hast“, entgegnete Steffen mit einem spitzbübischen Lächeln – um mir im nächsten Moment geradezu provozierend auf meinen Pulli zu starren, unter dem ich noch immer nichts weiter trug als meine Haut.

„Ja, beim Swingen mit einem anderen Paar. Aber das hier war etwas ganz anderes.“

„Weil es im Chat war?“

Ich dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf: „Nein, vermutlich weil ich allein war. Wenn du neben mir gesessen hättest, dann hätte ich das wahrscheinlich ganz anders erlebt.“

Steffen nickte nachdenklich. „Ja ja, das war natürlich eine Soloaktion – wenn auch nur virtuell.“

„Schlimm?“

„Nein, das nicht. Schlimm ist nur, dass du dich damit nicht wohlgefühlt hast.“

Ich war erleichtert. Ein klein wenig hatte ich wohl die Befürchtung gehabt, mein Liebster würde mir meinen Oben-ohne-Chat im Alleingang übelnehmen. Glücklicherweise war Steffen aber kein Mann, der zu Eifersucht neigte. Dass weder mein Chatpartner noch ich unsere Finger allein an der Tastatur gelassen hatten, erzählte ich in diesem Moment trotzdem nicht – und Steffen fragte auch nicht nach.

„Ein bisschen war das wie Partnertausch in getrennten Räumen“, hörte ich mich jedoch plötzlich sagen.

Steffen zog eine Augenbraue nach oben: „Naja, davon war das schon noch ein ganzes Stück entfernt“, entgegnete er. „Glücklicherweise!“

„Ob wir das wohl auch irgendwann mal machen werden?“, fragte ich ihn und zugleich auch mich selbst.

„Kann ich mir im Moment nicht so recht vorstellen. Natürlich finde ich es heiß, mit einer anderen Frau zu poppen. Aber der absolute Kick für mich ist es, dich gleichzeitig mit einem anderen Mann zu erleben. Das hätte ich nicht, wenn du mit ihm in einem anderen Zimmer wärst.“

„Ja, das stimmt natürlich. Ich finds ja auch heiß, wenn ich dich zwischen den Beinen einer anderen Frau sehe. Trotzdem – wer weiß schon, was wir noch so alles erleben werden.“

„Da hast du sicher recht“, entgegnete Steffen nachdenklich und füllte sich den Rest aus meiner Teekanne in seine Tasse.

Seit etwas mehr als einem Jahr waren wir jetzt in der Swingerszene unterwegs. Für die verhältnismäßig kurze Zeit hatten wir schon so einiges erlebt. Unser erstes Cluberlebnis war noch relativ soft verlaufen, dann aber hatten wir uns ziemlich schnell weiterentwickelt. Zu meiner Überraschung hatten wir uns auch bald auf richtigen Partnertausch eingelassen – mit allem, was dazugehörte. Wenn ich vorher darüber nachgedacht hätte, dann hätte ich sicher die Befürchtung gehabt, dass das bei mir Eifersucht hätte auslösen können. Tat es aber nicht. Im Gegenteil: Wenn Steffen mit einer anderen Frau schlief, dann war ich einfach nur geil und konnte mich an dem Anblick gar nicht sattsehen. Da ging es mir ganz genauso wie ihm.

Trotzdem wollte seit unserem Küchengespräch dieser Gedanke nicht aus meinem Kopf verschwinden: Wie würde sich wohl Partnertausch in getrennten Räumen anfühlen? Mit einem fremden Mann allein zu sein, ihn zu spüren, nicht zu wissen, was Steffen gleichzeitig mit einer anderen Frau tat. Der Gedanke beunruhigte und erregte mich zugleich, so dass ich beschloss, dieses Thema erst einmal wieder wegzupacken. Ich wurde den Gedanken zwar nicht ganz los, aber er blieb vage in meinem Kopf. Eine theoretische Möglichkeit, die weit weg war und allenfalls in ferner Zukunft einmal Bedeutung bekommen würde. Wenn überhaupt.

Zwei Abende später saßen wir gemeinsam vor dem PC. Wieder lief die Webcam – dieses Mal allerdings nicht spontan, sondern geplant. Wir hatten uns schon vor einigen Tagen mit einem Paar aus Göttingen zu diesem Vierer-Chat verabredet. Oder genauer gesagt: Steffen hatte uns verabredet. Er hatte das Profil von Katja und Lukas entdeckt und ein Kompliment für eines ihrer Bilder hinterlassen: Katja in einem nassen T-Shirt, wie sie gerade aus einem See stieg. Wahrscheinlich wirkten ihre großen Brüste auf dem Bild noch eindrucksvoller, weil sie nicht oben ohne war. Der nasse Stoff legte sich wie eine zweite Haut um ihre wundervolle Oberweite, was sehr erotisch aussah. Ich konnte gut verstehen, dass Steffen dieses Bild gefesselt hatte. Auch auf mich wirkte es.

Katja und Lukas hatten sich für das Kompliment bedankt, und das führte zu einem Mailwechsel, der uns schließlich zu dieser Verabredung vor der Webcam brachte – eine ganz gute Alternative zu einem realen Treffen. Vor allem, wenn die anderen beiden mit mehr als 100 Kilometern Entfernung nicht so ganz um die Ecke wohnten.

Die zwei Göttinger waren uns durchaus ähnlich. Beide waren sie Studenten, genau wie ich. Steffen war zwar schon Teil der arbeitenden Bevölkerung geworden, aber auch sein Lebensgefühl hatte sich noch nicht allzu weit von der Uni entfernt – nur dass er inzwischen mit mir zusammenwohnte und nicht mehr in seiner chaotischen Wohngemeinschaft in Hannovers Nordstadt. Unsere beiden Chatpartner wohnten ebenfalls zusammen, Lukas brütete ebenso wie ich über seiner Masterarbeit. Die beiden waren genau wie wir seit rund einem Jahr Swinger – und das, obgleich Katja mit ihren jetzt 22 Jahren noch zwei Jahre jünger war als ich. Dass die meisten Swinger ihre Leidenschaft erst wesentlich später entdeckten, als Steffen und ich oder Katja und Lukas das getan hatten, wäre mir damals nicht in den Sinn gekommen – auch wenn mir bei verschiedenen Clubbesuchen durchaus aufgefallen war, dass unsere Altersklasse nicht gerade zur Mehrheit zählte. Aber darüber hatte ich mir zu jener Zeit nie sonderlich Gedanken gemacht.

Was mir bei diesem Cam-Chat sofort gefiel, war der offene Blick, den beide zeigten. Katja sah mit ihrem fröhlich-spitzbübischen Lächeln einfach unwiderstehlich aus. Und Lukas, drei Jahre älter als seine Freundin, hatte sofort dieses spielerische und charmante Ich-kenn-dich-doch-schon-ewig-Lächeln im Gesicht. Wer sollte da schon widerstehen können? Auch seine sonore Stimme gefiel mir, wenngleich sie durch das Internet sicherlich etwas verzerrt bei uns ankam. Nun ja, dachte ich. Dann musste ich diese Stimme wohl einmal live erleben. Vermutlich beschloss ich bereits zu Anfang unseres Chats, dass ich Lust haben würde, die beiden auch real zu treffen.

Wir waren alle vier von den Webcams gut erfasst, und Katja lupfte während der Unterhaltung einfach mal so ihren Pulli, unter dem sie keinen BH trug – womit sie uns einen Blick auf ihre großen Brüste freigab. Lukas spielte dann den Überraschten, der mit wenig Nachdruck versuchte, ihr den Pulli wieder herunterzuziehen – und der mich dann mehrfach aufforderte, es seiner Freundin doch gleichzutun. Nach einigem Zögern siegte schließlich die Erotikfee in mir, und ich ließ mich von der Leichtigkeit, die die beiden ausstrahlten, anstecken. Allerdings hob ich meinen Pulli nicht nur an, sondern zog ihn komplett aus – womit ich jedoch noch nicht oben ohne war. Erst als Steffen mich kurz darauf auch noch von meinem BH befreite, saß ich mit freiem Oberkörper vor dem Bildschirm – trotz des schalen Nachklangs jenes Solochats einige Tage zuvor. Aber das hier war etwas völlig anderes. Den beiden fröhlichen Menschen aus Göttingen zeigte ich meine Brüste gern – und registrierte mit einer gewissen Zufriedenheit Lukas´ lüsterne Blicke, als ich schließlich oben ohne in die Kamera lächelte.

Allerdings blickte ich auch mit ein wenig Neid auf Katjas großen, wohlgeformten Busen, den sie dann ebenfalls komplett freilegte, indem sie ihren Pullover auszog. Zwar hatte auch ich nicht gerade kleine Brüste, aber sie füllten eben nur einen BH der Größe 80B, während Katja mindestens ein C-Körbchen brauchte. Vielleicht war es sogar eine D-Größe, mutmaßte ich. Natürlich wusste ich, wie zwiespältig und unsinnig es war, sich mit anderen Frauen zu vergleichen – bei diesem Oben-ohne-Chat tat ich es dennoch. Vor allem als ich sah, mit welchen Augen mein Liebster auf den Bildschirm starrte. Er hatte schon immer eine Vorliebe für große Oberweiten gehabt, was ich im Laufe unseres Swingerlebens immer wieder bestätigt bekam. Nun ja, dachte ich, immerhin gefielen ja auch dem anderen Mann meine Brüste. Das war offenkundig.

Mir wäre auch ohne Steffens Kompliment für Katjas Wet-T-Shirt-Foto klar gewesen, dass es ihre Oberweite und nicht ihre rote und ziemlich freche Kurzhaarfrisur gewesen war, die Steffen auf das Profil der beiden gelockt hatte. Er schaute sich immer wieder Profile von Paaren auf der Internet-Plattform joyclub.de an – und wenn er auf etwas Spannendes stieß, dann zeigte er es mir. Das Profil von Katja und Lukas war spannend – nicht nur wegen des ausgesprochen figurbetonten Startbildes von Katja. Ihre Gesichter hatten die beiden (genau wie wir) zwar in einem geschützten Extraordner, aber die allgemein sichtbaren Fotos waren schon (ebenfalls wie bei uns) recht freizügig. Sie zeigten Aufnahmen von beiden in verschiedenen Posen, leicht bekleidet oder nackt, Katja in Dessous, Katja oben ohne, Lukas nackt, mit steifem Schwanz in Katjas Hand und eben auch Katja im nassen T-Shirt, unter dem sich ihre vollen Brüste geradezu provozierend abzeichneten. Manchmal war ein wenig Kleidung wesentlich heißer als nur nackte Haut. Steffens Kommentar unter diesem Bild („Soll ich zum Abtrocknen kommen?“) war nur einer von zahlreichen Einträgen, die unter diesem Foto zu finden waren. Die Antwortmail der beiden („Ja gern, aber nur, wenn du deine schöne Freundin mitbringst“) empfand ich als Kompliment. Und so war es ja wohl auch gemeint.

Außerdem hatten Katja und Lukas in ihrem Profil einen espritvollen Text formuliert, der zu unseren Vorstellungen gut passte. Sie wussten, was sie wollten, hatten aber Grenzen und schrieben das auch ganz deutlich: „Nein, wir sind nicht für alles offen. Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ Mir huschte ein Lächeln über das Gesicht, als ich diese süße Formulierung las. Eine klare Aussage in ihrem Profil war: kein Partnertausch in getrennten Räumen. Nein, natürlich nicht, dachte ich nur. Das kam für uns ja auch nicht infrage.

„Wie findest du die beiden?“, hatte Steffen gefragt, als er mir ein paar Tage vor dem Chat das Profil gezeigt hatte.