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Was man von einer Sprache in der Schule lernt, ist eine Sache, was man wirklich spricht, eine andere. Für Reisende, die nicht nur verstanden werden möchten, sondern auch verstehen wollen, "was Sache ist", bieten die Slang-Titel der Kauderwelsch-Reihe Wörter, Sätze und Ausdrücke der Umgangssprache, die man täglich hört, aber vom Lehrer verschwiegen wurden und auch kaum im Wörterbuch zu finden sind. Scots ist eine Variante des Englischen, die sich zum Standard-Englisch ungefähr so verhält wie Plattdeutsch zu Hochdeutsch. Aus englischer Sicht ist es ein Dialekt - für sprach- und nationalbewußte Schotten ist es eine der drei Landessprachen: Englisch, Schottisch und Gälisch. Wer in der Schule gelerntes Englisch redet, wird von allen Schotten verstanden und braucht sich nicht krampfhaft bemühen, Scots zu sprechen. Von ausländischen Besuchern in Deutschland erwartet man ja auch kein Mecklenburger Platt oder Ostfriesisch. Zum Verstehen des Gegenübers ist jedoch oft Hilfe nötig, und die soll hier gegeben werden - sowohl für das Begreifen des Wortsinns wie der schottischen Denk- und Lebensweise.
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Seitenzahl: 92
Vorbemerkung
Aussprache
Schottland und seine drei Sprachen
Einführung
Kleine Grammatik des Schottischen
Track 2
Satzbau und grammatische Formen
Track 3
Die Vergangenheit
Track 4
Im Gespräch
Aufgepasst! – falsche Freunde
Track 5
Stadt – Land – Fluss
Track 6
Unterwegs
Track 7
Wetter
Track 8
Kleidung
Track 9
Was da kreucht und fleucht
Track 10
Was da grünt und blüht
Track 11
Essen & Trinken
Track 12
(Zwischen-) Menschliches
Track 13
Feste & Feiern
Track 14
Nicht nur der Dudelsack
Track 15
Sport & Spiel
Track 16
Geschichte: eine Katastrophe
Track 17
Religion: ein Kapitel für sich
Track 18
… und wie sie alle heißen
Track 19
Bauernsprache Buchanesisch
Track 20
Großstadtsprache Glescaranto
Track 21
Sammelsurium der Alltagssprache
Track 22
Von Arschloch bis Zuckermaus
Track 23
Körperliches
Track 24
Krankheiten
Track 25
Anhang
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Register
Der Autor
Impressum
Dieses Buch ist in erster Linie für Schottlandreisende mit englischen Grundkenntnissen gedacht. Zumindest ein wenig Englisch haben wir ja nun heutzutage doch alle parat. Wer Lehrbuch-Englisch redet, hat auch gute Chancen, von allen Schotten verstanden zu werden. Dass ein Besucher Scots spricht, erwartet man ebenso wenig wie Mecklenburger Platt oder Ostfriesisch aus dem Mund eines ausländischen Touristen.
Wenn es aber um das Verstehen der Einheimischen geht, sieht die Sache anders aus. Die Einwohner Schottlands sprechen zwar mitunter ein Englisch, das nur leicht schottisch eingefärbt ist. Aber daneben gibt es in Glasgow, Dundee oder Aberdeen noch eine Menge an Sprachgebrauch, der sogar Nordamerikanern oder Engländern äußerst rätselhaft vorkommen kann.
Gerade hier liegt jedoch der Schlüssel zu einem Verständnis schottischer Denk- und Wesensart. Was Schotten in Scots zu Themen wie Geld, Sport, Musik oder Liebe von sich geben, führt zu tieferen Einsichten: wer dem Schotten auf den Mund schaut, blickt nicht selten bis ins Herzensinnere. In diesem Sinne ist der vorliegende Band also auch ein Führer durch die Alltagskultur im ganzen Sprachgebiet des Schottischen und in zweien seiner Regionaldialekte.
Zu diesem Buch gibt es ergänzedes Tonmaterial in der Kauderwelsch AUDIO-Reihe. Es ist als MP3-Download erhältlich unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-scots-mp3-1332
Auch erhältlich auf Audio-CD unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-scots-audio-cd-840
Kauderwelsch AUDIO enthält alle Sätze und Redewendungen, die in diesem Buch vorkommen, ohne Wiederholung und ohne deutsche Übersetzung.
Hörproben: In ausgewählten Kapiteln im Konversationsteil dieses Buches können Sie sich unter den dort angegebenen Links Ausschnitte aus
Kauderwelsch AUDIO anhören.
Die schottischen Laute werden in diesem Buch wie folgt wiedergegeben. Abweichungen und Besonderheiten gegenüber dem Englischen und in den verschiedenen Dialekten werden später aufgezeigt.
Selbstlaute
a
wie in „acht“
â
wie in „aber“
å
wie in „fort“
åå
lang wie in „Callgirl“
ai
wie in „ein“
e
wie in „eng“
ê
wie in „er“
è
wie in „genau“
ei
wie in „hey“
i
wie in „in“
î
wie in „mir“
ô
wie in „oder“
ü
wie in „fünf“
üü
wie in „müde“
Mitlaute
ch
hart wie in „Bach“
ch
weich wie in „Licht“
l
dunkel und kehlig wie im engl. „ball“
ñ
wie in „Ring“
s
stimmhaft wie in „Rose“
ß
stimmlos wie in „Reis“
th
stimmhaft wie im englischen „this“
th
stimmlos wie im englischen „thin“
v
wie in „Vase“
w
wie im englischen „we“
sch
wie in „schön“
sch
stimmhaft wie im frz. „Journal“
Ein Apostroph (‘) in der Lautschrift steht für einen Stimmabsatz oder Knacklaut. Das Hochdeutsche kennt diesen sogenannten Glottisverschluss nur in einer schwachen Form vor Selbstlauten am Wort- oder Silbenanfang wie in „Achtung“ ‘achtuñ oder „Brecheisen“ brech’aisèn. Einen echten glottal stopglå’lßtåp als Mitlautersatz findet man z.B. im Ruhrgebiet, wo „Garten“ wie gâ’n klingt.
Wer mit einer anderen Lautschrift vertraut ist, mag mir bitte verzeihen, dass ich hauptsächlich an den in dieser Hinsicht nicht vorbelasteten Leser gedacht habe.
Scotsßkåtß oder Schottisch ist eine Variante des Englischen, die sich zu Standardenglisch ungefähr so verhält wie Plattdeutsch zu Hochdeutsch. Aus englischer Sicht ist es ein Dialekt — aber für sprach- und identitätsbewusste Schotten ist es eine der drei Landessprachen Englisch, Schottisch und Gälisch.
Gälisch – eine keltische Sprache – hat trotz vieler Unkenrufe alle Versuche zur kulturellen Gleichschaltung Großbritanniens überlebt. Die Gälisch sprechende Minderheit – zumeist im Hochland und auf den Hebrideninseln angesiedelt – kann heute zwar auch Englisch, es gibt aber dennoch gälische Bücher, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsendungen. Der vielleicht überzeugendste Beweis für die Lebendigkeit der Sprache sind die gälischen Texte der in ganz Schottland populären Rockmusikgruppe Runrig ranrig.
Scots ist mindestens genauso oft totgesagt worden wie Gälisch, hat sich aber als ähnlich widerstandsfähig erwiesen. Dabei waren die Voraussetzungen noch ungünstiger, denn schottischer Sprachgebrauch wurde leicht als „schlechtes“ oder „falsches Englisch“ abgetan. Das Gälische musste als eigenständige Sprache anerkannt werden, wenn man für diese auch keinen Platz in der modernen Welt sehen wollte. Scots ließ sich nicht so scharf abgrenzen, denn es gibt wegen der engen Verwandtschaft von Scots und Englisch eine Menge an Mischformen in der alltäglichen Verwendung. Zudem fehlt für Scots eine verbindliche schriftsprachliche Norm.
„Reines“ Scots hört man selten, aber in Süd-, Ost- und Mittelschottland reden die Leute etwas mehr oder minder stark schottisch Geprägtes. Das Sprachgebiet des Schottischen besteht vor allem aus den Lowlandslôlèns – dem Tiefland, weshalb Scots auch Lowland Scots oder kurz Lallanslalèns genannt wird. In den Lowlands lebt die Bevölkerungsmehrheit und hier sind die größeren Städte. Im Hochland und auf den Hebrideninseln — Highlandshailèns oder Hielandshîlèns und Hebrideshebridîs — merkt man noch, dass Englisch dort bis vor gar nicht so langer Zeit eine Fremdsprache war. Heute gibt es zwar einen typischen Hochlandakzent, aber keinen gewachsenen Dialekt mit eigenem Wortschatz. Besonderheiten im Sprachgebrauch sind hier meist auf den Einfluss von gälischer Aussprache und Satzbau zurückzuführen. Die Ersetzung der stimmhaften Mitlaute s, b und d durch die im Gälischen vorherrschenden stimmlosen ß, p und t ergibt zum Beispiel für den Satz:
It is as it should be.
itiß eßit schüt pî
Es ist so wie es sein sollte.
Gälische Satzkonstruktionen sind zu erkennen in Äußerungen wie:
It is a terrible headache that is at me.
es ist ein schrecklicher Kopfschmerz der ist bei mir
Ich habe schreckliche Kopfschmerzen.
So etwas hört sich für Nichthochländer ebenso befremdlich an wie für Deutsche beispielsweise die wörtlichen Übersetzungen aus dem Englischen in „Asterix bei den Briten“. Hochlandenglisch wird gern in ähnlicher Weise als komisches Stilmittel verwendet. Wer mag, der kann sich davon in den Geschichten von Neil Munronîl mènrô um den Kapitän Para Handypâra handî überzeugen. Dahinter steht eine lange Tradition des nicht immer ganz so gutmütigen innerschottischen Spotts der Tiefland-Schotten über die Hochländer oder teuchterstjüüchtèrs. Dieses Wort ist von teuchtjüüch grob abgeleitet und bedeutet so etwas wie „Bauerntölpel“.
Die meisten schottischen Laute existieren auch im Englischen – mit einigen wichtigen Ausnahmen. Das mit der Zungenspitze gerollte „r“ ist in Schottland die meistgehörte Aussprachevariante. Im Glasgower Raum nimmt es auch den Platz des englischen th-Lauts ein, wie in ra farrara fara für „der Vater“, der sonst in Schottland faitherfêthèr heißt. Die gerollten „r“ und die kehlig-dunklen „ch“ geben Scots einen ziemlich harten Klang. Ein „ch“ wird nur am Wortanfang wie tsch ausgesprochen. Ansonsten klingt es wie im Deutschen: lichtlicht Licht und lochlåch See.
Kein Problem für Deutsche oder Niederländer – ganz im Gegensatz zu einem Engländer, für den man in Schottland sowieso nicht unbedingt gehalten werden möchte. Die Schotten nennen die Nachbarn oft mit abfälligem Ton Southronsßathrèns Südländer oder auch Sassenachßaßènach Sachsen (Gälisch). Anders als diese Angelsachsen haben Deutsche auch kein Problem mit dem ü, das in Schottland gesprochen wird, obwohl die Umlautpunkte im Schriftbild fehlen:
munemüün
Mond
gude / guidgüd
gut
hoosehüüß
Haus
broonbrüün
braun
toontüün
Stadt
floors / flooersflüürs
Blumen
oorüür
unser/Stunde
hoor / hurehüür
Hure
Das für das Englische typische oou gibt es im Schottischen nicht. Man hört ein langes oô oder es steht an entsprechender Stelle ein aeê wie in den folgenden Wörtern:
gae / gang / gogê, gañ, gô
gehen
sae / soßê, ßô
so
daedê
tun
An einem unbetonten Wortende klingt ae wie a oder î, beispielsweise in he cannaehî kanî er kann nicht. Deshalb ist nur bei den Schotten die Scherzfrage nach dem Unterschied zwischen Bing Crosby und Walt Disney disnî möglich. Die Antwort:
Bing sings and Walt disnae.
biñ ßiñs èn wålt disnî
Bing singt und Walt tut es nicht.
Ein langer î-Laut kann sowohl durch ie wie durch ei wiedergegeben werden: giegî geben und heidhîd Kopf. An gie sieht man eine Tendenz zur Weglassung von Mitlauten, die auch Wortenden verkürzt; das englische „-ing“ iñ wird im Schottischen -inin. Auch die vier folgenden häufig benutzten Wörter werden abgekürzt (im Englischen: and, not, of, with):
anan
und
nonô
nicht
oô/è
von
wiwi
mit
In der gesprochenen Sprache ist die Unterschlagung von Lauten natürlich noch ausgeprägter als in der Schrift. Wenn man am schottischen Frühstückstisch jemanden etwas sagen hört, was wie gîsè ba’r klingt, so ist das englische Could you give methe butter please? gemeint und wird auf Schottisch gie’s the butter! geschrieben. Weiterhin wird das w nur am Silbenanfang ausgesprochen. Ein l zwischen Selbst- und Mitlaut ist ebenfalls stumm und ll am Wortende wird nicht geschrieben.
Beispiele:
flowflô
fließen
slowßlô
langsam
fafåå
fallen
fufüü
voll
ba / bawbåå
Ball
brawbråå
schön
a/awåå
alles/alle/ganz
sautßååt
Salz
haudhååd
halten
Die zu ‘s abgekürzte Mehrzahlform us(as) wird häufig anstatt der Einzahl me(mî) (mir/mich) verwendet.
Eigentlich kurze Selbstlaute erscheinen im Schottischen häufig gedehnt: man klingt also eher wie die erste Silbe in dem Wort „Mahnmal“ als wie das deutsche „Mann“.
Keine Angst! Man muss sich nur etwas einhören. Zum Üben hier eine Zeile aus einem Volkslied. Sie beschreibt den Zustand einer Frau kurz vor der Niederkunft – auf Schottisch klingt es ziemlich poetisch:
She grew sae fu she couldnae moe.
schî grüü ßê füü schî cüdnî müü
sie wuchs so voll sie konnte-nicht sich-bewegen
Sie wurde so dick, dass sie nicht mehr laufen konnte.