Richard III - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English) - William Shakespeare - E-Book

Richard III - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English) E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Dieses eBook: "Richard III - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. - This carefully crafted ebook: "Richard III - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)" is formatted for your eReader with a functional and detailed table of contents. - Diese Zweisprachige Shakespeare Ausgabe hilft dem Leser Shakespeare besser zu verstehen und zu interpretieren, ist praktisch beim Nachschlagen und sehr nützlich um Englisch / Deutsch als Fremdsprache zu Lernen oder zu Lehren. - This bilingual Shakespeare edition helps the reader to understand and to interpret Shakespeare better, is practical for looking up text passages and very useful for learning and teaching german / english language through classic literature. - Die Tragödie von "Richard III." ist ein Drama von William Shakespeare über den englischen König Richard III. Das um 1593 entstandene Werk schließt an Heinrich VI., Teil 3 an und ist der letzte Teil der York-Tetralogie. Richard, (hässlich und missgebildet) kündigt an, er wolle ein Bösewicht werden. Um die Krone zu erlangen, müssen seine beiden Brüder: der regierende König Edward IV. und George, der Herzog von Clarence, beseitigt werden. Richard hat keine Hemmungen, da auch seine Rivalen durch Mord und Gewalt an die Macht gekommen sind. - Richard III is a historical play by William Shakespeare, believed to have been written in approximately 1592. It depicts the Machiavellian rise to power and subsequent short reign of Richard III of England. The play chronicles Richard's dramatic rise and fall. Shakespeare famously portrays him as a "deformed hunchback" who ruthlessly lies, murders, and manipulates his way to throne before being taken down by the guy who becomes King Henry VII.

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William Shakespeare

Richard III

Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)

Übersetzer / Translators: August Wilhelm Schlegel

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-0952-4
Editorial note: This eBook follows the original text.

Inhaltsverzeichnis - Table of Contents

RICHARD III (german)
RICHARD III (englisch)
Englisch

RICHARD III

(german)

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

PERSONEN

ERSTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

ZWEITER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

DRITTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

SECHSTE SZENE

SIEBENTE SZENE

VIERTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

FÜNFTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

Englisch

PERSONEN

Inhaltsverzeichnis

König Eduard der Vierte

Eduard, Prinz von Wales, nachmals König Eduard der Fünfte

Söhne des Königs

George, Herzog von Clarence

Richard, Herzog von Gloster, nachmals König Richard der Dritte

Brüder des Königs

Eduard Plantagenet, ein junger Sohn des Clarence

Heinrich, Graf von Richmond, nachmals König Heinrich der Siebente

Kardinal Bourchier, Erzbischof von Canterbury

Thomas Rotherham, Erzbischof von York

John Morton, Bischof von Ely

Herzog von Buckingham

Herzog John von Norfolk

Graf Thomas von Surrey, sein Sohn

Graf Rivers, vormals Sir Anton Woodville, Bruder der Gemahlin König Eduards

Marquis von Dorset und Lord Grey, ihre Söhne aus erster Ehe

Lord Scales, des Grafen Rivers ältester Sohn

Graf von Oxford

Sir William Brandon

Lord William Hastings

Lord Stanley

Lord Lovel

Sir Thomas Vaughan

Sir Richard Ratcliff

Sir William Catesby

Sir James Tyrrel

Sir James Blunt

Sir Walter Herbert

Sir Robert Brakenbury, Kommandant des Towers

Tressel und Berkeley, Edelleute im Gefolge der Prinzessin Anna

Christopher Urswick und Sir John, Priester

Zwei Bischöfe

Der Lord Mayor von London

Der Sheriff von Wiltshire

Elisabeth, Gemahlin König Eduards des Vierten

Margaretha, Witwe König Heinrichs des Sechsten

Herzogin von York, Mutter König Eduards des Vierten, Clarences und Glosters

Anna, Witwe Eduards, des Prinzen von Wales, Sohnes König Heinrich des Sechsten; nachmals mit Gloster vermählt

Margaretha Plantagenet, eine junge Tochter des Clarence

Lords und anderes Gefolge; mehrere Edelleute, Leichenträger, ein Herold, ein Kanzleischreiber, Aldermänner, Bürger, Wachen, Mörder, ein Edelknabe, Boten, Geister, Soldaten

Die Szene ist in England

Englisch

ERSTER AUFZUG

Inhaltsverzeichnis

ERSTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

London. Eine Straße.

(Gloster tritt auf.)

Gloster. Nun ward der Winter unsers Mißvergnügens Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks; Die Wolken all, die unser Haus bedräut, Sind in des Weltmeers tiefem Schoß begraben. Nun zieren unsre Brauen Siegeskränze, Die schart'gen Waffen hängen als Trophä'n; Aus rauhem Feldlärm wurden muntre Feste, Aus furchtbarn Märschen holde Tanzmusiken. Der grimm'ge Krieg hat seine Stirn entrunzelt, Und statt zu reiten das geharn'schte Roß, Um drohnder Gegner Seelen zu erschrecken, Hüpft er behend in einer Dame Zimmer Nach üppigem Gefallen einer Laute. Doch ich, zu Possenspielen nicht gemacht, Noch um zu buhlen mit verliebten Spiegeln; Ich, roh geprägt, entblößt von Liebesmajestät Vor leicht sich dreh'nden Nymphen mich zu brüsten; Ich, um dies schöne Ebenmaß verkürzt, Von der Natur um Bildung falsch betrogen, Entstellt, verwahrlost, vor der Zeit gesandt In diese Welt des Atmens, halb kaum fertig Gemacht, und zwar so lahm und ungeziemend, Daß Hunde bellen, hink ich wo vorbei; Ich nun, in dieser schlaffen Friedenszeit, Weiß keine Lust, die Zeit mir zu vertreiben, Als meinen Schatten in der Sonne spähn Und meine eigne Mißgestalt erörtern; Und darum, weil ich nicht als ein Verliebter Kann kürzen diese fein beredten Tage, Bin ich gewillt, ein Bösewicht zu werden Und feind den eitlen Freuden dieser Tage. Anschläge macht' ich, schlimme Einleitungen, Durch trunkne Weissagungen, Schriften, Träume, Um meinen Bruder Clarence und den König In Todfeindschaft einander zu verhetzen. Und ist nur König Eduard treu und echt, Wie ich verschmitzt, falsch und verräterisch, So muß heut Clarence eng verhaftet werden, Für eine Weissagung, die sagt, daß G Den Erben Eduards nach dem Leben steh'. Taucht unter, ihr Gedanken! Clarence kommt.(Clarence kommt mit Wache und Brakenbury.) Mein Bruder, guten Tag! Was soll die Wache Bei Euer Gnaden?

Clarence. Seine Majestät, Besorgt um meine Sicherheit, verordnet Mir dies Geleit, mich nach dem Turm zu schaffen.

Gloster. Aus welchem Grund?

Clarence. Weil man mich George nennt.

Gloster. Ach, Mylord, das ist Euer Fehler nicht, Verhaften sollt' er darum Eure Paten. Oh, vielleicht hat Seine Majestät im Sinn, Umtaufen Euch zu lassen dort im Turm. Doch was bedeutet's, Clarence? Darf ich's wissen?

Clarence. Ja, Richard, wann ich's weiß: denn ich beteure, Noch weiß ich's nicht; nur dies hab ich gehört, Er horcht auf Weissagungen und auf Träume, Streicht aus dem Alphabet den Buchstab G Und spricht, ein Deuter sagt' ihm, daß durch G Enterbung über seinen Stamm ergeh'; Und weil mein Name George anfängt mit G, So denkt er, folgt, daß es durch mich gescheh'. Dies, wie ich hör, und Grillen, diesen gleich, Bewogen Seine Hoheit zum Verhaft.

Gloster. So geht's, wenn Weiber einen Mann regieren. ‘s ist Eduard nicht, der in den Turm Euch schickt; Mylady Grey, sein Weib, Clarence, nur sie Reizt ihn zu diesem harten Äußersten. War sie es nicht und jener Mann der Ehren, Ihr guter Bruder, Anton Wondeville, Die in den Turm Lord Hastings schicken ließen, Von wo er eben heute losgekommen? Wir sind nicht sicher, Clarence, sind nicht sicher.

Clarence. Beim Himmel, niemand ist es, als die Sippschaft Der Königin und nächtliche Herolde, Des Königs Botenläufer zu Frau Shore. Hörtet Ihr nicht, wie sich demütig flehend Lord Hastings um Befreiung an sie wandte?

Gloster. Demütig klagend ihrer Göttlichkeit Ward der Herr Oberkämmerer befreit. Hört an, ich denk, es wär' die beste Art, Wenn wir in Gunst beim König bleiben wollen, Bei ihr zu dienen und Livrei zu tragen. Die eifersücht'ge abgenutzte Witwe Und jene, seit mein Bruder sie geadelt, Sind mächtige Gevatterfrau'n im Reich.

Brakenbury. Ich ersuch Eu'r Gnaden beide zu verzeihn, Doch Seine Majestät hat streng befohlen, Daß niemand, welches Standes er auch sei, Soll sprechen insgeheim mit seinem Bruder.

Gloster. Ja so! Beliebt's Eu'r Edeln, Brakenbury, So hört nur allem, was wir sagen, zu: Es ist kein Hochverrat, mein Freund. Wir sagen, Der König sei so weis' als tugendsam, Und sein verehrtes Ehgemahl an Jahren Ansehnlich, schön und ohne Eifersucht; Wir sagen, Shores Weib hab' ein hübsches Füßchen, Ein Kirschenmündchen, Äugelein und wundersüße Zunge, Und daß der Kön'gin Sippschaft adlig worden. Was sagt Ihr, Herr? ist alles das nicht wahr?

Brakenbury. Mylord, ich bin bei allem dem nichts nutz.

Gloster. Nichtsnutzig bei Frau Shore? Hör an, Gesell: Ist wer bei ihr nichtsnutzig, als der eine, Der tät' es besser insgeheim, alleine.

Brakenbury. Als welcher eine, Mylord?

Gloster. Ihr Mann, du Schuft; willst du mich fangen?

Brakenbury. Ich ersuch Eu'r Gnaden zu verzeihn, wie auch Nicht mehr zu sprechen mit dem edlen Herzog.

Clarence. Wir kennen deinen Auftrag, Brakenbury, Und wolln gehorchen.

Gloster. Wir sind die Verworfnen Der Königin und müssen schon gehorchen. Bruder, lebt wohl! Ich will zum König gehn, Und wozu irgend Ihr mich brauchen wollt, Müßt' ich auch Eduards Witwe Schwester nennen, Ich will's vollbringen, um Euch zu befrein. Doch diese tiefe Schmach der Brüderschaft Rührt tiefer mich, als Ihr Euch denken könnt.

Clarence. Ich weiß es, sie gefällt uns beiden nicht.

Gloster. Wohl, Eu'r Verhaft wird nicht von Dauer sein: Ich mach Euch frei, sonst lieg ich selbst für Euch. Indessen habt Geduld.

Clarence. Ich muß; leb wohl!(Clarence mit Brakenbury und der Wache ab.)

Gloster. Geh nur des Wegs, den du nie wiederkehrst, Einfält'ger Clarence! So sehr lieb ich dich, Ich sende bald dem Himmel deine Seele, Wenn er die Gab' aus unsrer Hand will nehmen. Doch wer kommt da? der neubefreite Hastings?(Hastings tritt auf.)

Hastings. Vergnügten Morgen meinem gnäd'gen Herrn!

Gloster. Das gleiche meinem lieben Kämmerer! Seid sehr willkommen in der freien Luft. Wie fand Eu'r Gnaden sich in den Verhaft?

Hastings. Geduldig, edler Herr, wie man wohl muß; Doch hoff ich denen Dank einst abzustatten, Die schuld gewesen sind an dem Verhaft.

Gloster. Gewiß, gewiß! und das wird Clarence auch: Die Eure Feinde waren, sind die seinen Und haben Gleiches wider ihn vermocht.

Hastings. Ja, leider wird der Adler eingesperrt, Und Gei'r und Habicht rauben frei indes.

Gloster. Was gibt es Neues draußen?

Hastings. So Schlimmes draußen nichts, als hier zu Haus. Der Fürst ist kränklich, schwach und melancholisch, Und seine Ärzte fürchten ungemein.

Gloster. Nun, bei Sankt Paul! die Neuigkeit ist schlimm. Oh, er hat lange schlecht Diät gehalten Und seine fürstliche Person verzehrt. Es ist ein Herzeleid, wenn man's bedenkt. Sagt, hütet er das Bett?

Hastings. Er tut's.

Gloster.

Englisch

ZWEITE SZENE

Inhaltsverzeichnis

London. Eine andre Straße. (König Heinrichs des Sechsten Leiche wird in einem offnen Sarge hereingetragen, Tressel, Berkeley und Edelleute mit Hellebarden begleiten sie; hierauf Prinzessin Anna als Leidträgerin.)

Anna. Setzt nieder eure ehrenwerte Last – Wofern sich Ehre senkt in einen Sarg-, Indessen ich zur Leichenfeier klage Den frühen Fall des frommen Lancaster. Du eiskalt Bildnis eines heil'gen Königs! Des Hauses Lancaster erblichne Asche! Blutloser Rest des königlichen Bluts! Vergönnt sei's, aufzurufen deinen Geist, Daß er der armen Anna Jammer höre, Die Eduards Weib war, deines Sohns, erwürgt Von jener Hand, die diese Wunden schlug. In diese Fenster, die sich aufgetan, Dein Leben zu entlassen, träufl' ich, sieh! Hilflosen Balsam meiner armen Augen. Verflucht die Hand, die diese Risse machte! Verflucht das Herz, das Herz hatt', es zu tun! Verflucht das Blut, das dieses Blut entließ! Heilloser Schicksal treffe den Elenden, Der elend uns gemacht durch deinen Tod, Als ich kann wünschen Nattern, Spinnen, Kröten Und allem giftigen Gewürm, das lebt. Hat er ein Kind je, so sei's mißgeboren, Verwahrlost und zu früh ans Licht gebracht, Des greulich unnatürliche Gestalt Den Blick der hoffnungsvollen Mutter schrecke; Und das sei Erbe seines Mißgeschicks! Hat er ein Weib je, nun, so möge sie Sein Tod um vieles noch elender machen, Als mich mein junger Ehgemahl und du! – Kommt nun nach Chertsey mit der heil'gen Last, Die von Sankt Paul wir zur Bestattung holten, Und immer, wenn ihr müde seid, ruht aus, Derweil ich klag um König Heinrichs Leiche.(Die Träger nehmen die Leiche auf und gehen weiter.) (Gloster tritt auf.)

Gloster. Halt! ihr der Leiche Träger, setzt sie nieder!

Anna. Welch schwarzer Zaubrer bannte diesen Bösen Zur Störung frommer Liebesdienste her?

Gloster. Schurken, die Leiche nieder! Bei Sankt Paul, Zur Leiche mach ich den, der nicht gehorcht!

Erster Edelmann. Mylord, weicht aus und laßt den Sarg vorbei.

Gloster. Schamloser Hund! steh du, wenn ich's befehle; Senk die Hellbarde nicht mir vor die Brust, Sonst, bei Sankt Paul, streck ich zu Boden dich Und trete, Bettler, dich für deine Keckheit.(Die Träger setzen den Sarg nieder.)

Anna. Wie nun? ihr zittert, ihr seid all erschreckt? Doch ach! ich tadl' euch nicht: ihr seid ja sterblich, Und es erträgt kein sterblich Aug' den Teufel. – Heb dich hinweg, du grauser Höllenbote! Du hattest Macht nur über seinen Leib, Die Seel' erlangst du nicht: drum mach dich fort.

Gloster. Sei christlich, süße Heil'ge! fluche nicht ~!

Anna. Um Gottes Willen, schnöder Teufel, fort, Und stör uns ferner nicht! Du machtest ja Zu deiner Hölle die beglückte Erde, Erfüllt mit Fluchgeschrei und tiefem Weh. Wenn deine grimm'gen Taten dich ergötzen, Sieh diese Probe deiner Metzgerei'n. -. Ihr Herrn, seht, seht! des toten Heinrichs Wunden Öffnen den starren Mund und bluten frisch. – Erröte, Klumpe schnöder Mißgestalt! Denn deine Gegenwart haucht dieses Blut Aus Adern, kalt und leer, wo kein Blut wohnt; Ja deine Tat, unmenschlich, unnatürlich, Ruft diese Flut hervor, so unnatürlich. – Du schufst dies Blut, Gott: räche seinen Tod! Du trinkst es, Erde: räche seinen Tod! Laß, Himmel, deinen Blitz den Mörder schlagen! Gähn, Erde, weit, und schling ihn lebend ein, Wie jetzo dieses guten Königs Blut, Den sein der Höll' ergebner Arm gewürgt!

Gloster. Herrin, Ihr kennt der Liebe Vorschrift nicht, Mit Gutem Böses, Fluch mit Segen lohnen.

Anna. Bube, du kennst kein göttlich, menschlich Recht; Das wildste Tier kennt doch des Mitleids Regung.

Gloster. Ich kenne keins, und bin daher kein Tier.

Anna. O Wunder, wenn ein Teufel Wahrheit spricht!

Gloster. Mehr Wunder, wenn ein Engel zornig ist! – Geruhe, göttlich Urbild eines Weibes, Von der vermeinten Schuld mir zu erlauben, Gelegentlich bei dir mich zu befrein.

Anna. Geruhe, gift'ger Abschaum eines Manns, Für die bekannte Schuld mir zu erlauben, Gelegentlich zu fluchen dir Verfluchtem.

Gloster. Du, schöner als ein Mund dich nennen kann! Verleih geduld'ge Frist, mich zu entschuld'gen.

Anna. Du, schnöder als ein Herz dich denken kann! Für dich gilt kein Entschuld'gen, als dich hängen.

Gloster. Verzweifelnd so, verklagt' ich ja mich selbst.

Anna. Und im Verzweifeln wärest du entschuldigt, Durch Übung würd'ger Rache an dir selbst, Der du unwürd'gen Mord an andern übtest.

Gloster. Setz, ich erschlug sie nicht.

Anna. So wären sie nicht tot; Doch tot sind sie und, Höllenknecht, durch dich.

Gloster. Ich schlug nicht Euren Gatten.

Anna. Nun wohl, so lebt er noch.

Gloster. Nein, er ist tot, und ihn schlug Eduards Hand.

Anna. Du lügst in deinen Hals; Margretha sah In seinem Blut dein mördrisch Messer dampfen, Das du einst wandtest gegen ihre Brust, Nur deine Brüder schlugen es beiseit.

Gloster. Ich war gereizt von ihrer Lästerzunge, Die jener Schuld legt' auf mein schuldlos Haupt.

Anna. Du warst gereizt von deinem blut'gen Sinn, Der nie von anderm träumt' als Metzgerein. Hast du nicht diesen König umgebracht?

Gloster. Ich geb es zu.

Anna. Zu gibst du's, Igel? Nun, so geb' auch Gott, Daß du verdammt seist für die böse Tat! Oh, er war gütig, mild und tugendsam.

Gloster. So taugt er, bei des Himmels Herrn zu wohnen.

Anna. Er ist im Himmel, wo du niemals hinkommst.

Gloster. Er danke mir, der ihm dahin verholfen: Er taugte für den Ort, nicht für die Erde.

Anna. Du taugst für keinen Ort als für die Hölle.

Gloster. Ja, einen noch, wenn ich ihn nennen darf.

Anna. Ein Kerker.

Gloster. Euer Schlafzimmer.

Anna. Verbannt sei Ruh' vom Zimmer, wo du liegst.

Gloster. Das ist sie, Herrin, bis ich bei Euch liege.

Anna. Ich hoff es.

Gloster. Ich weiß es. - Doch, liebe Lady Anna, Um aus dem raschen Anlauf unsres Witzes In einen mehr gesetzten Ton zu fallen: Ist, wer verursacht den zu frühen Tod Der zwei Plantagenets, Heinrich und Eduard, So tadelnswert als der Vollzieher nicht?

Anna. Du warst die Ursach' und verfluchte Wirkung.

Gloster. Eu'r Reiz allein war Ursach' dieser Wirkung, Eu'r Reiz, der heim mich sucht' in meinem Schlaf, Von aller Welt den Tod zu unternehmen Für eine Stund' an Eurem süßen Busen.

Anna. Dächt' ich das, Mörder, diese Nägel sollten Von meinen Wangen reißen diesen Reiz.

Gloster. Dies Auge kann den Reiz nicht tilgen sehn; Ihr tätet ihm kein Leid, ständ' ich dabei. Wie alle Welt sich an der Sonne labt, So ich an ihm: er ist mein Tag, mein Leben.

Anna. Nacht schwärze deinen Tag und Tod dein Leben.

Gloster. Fluch, hold Geschöpf, dir selbst nicht: du bist beides.

Anna. Ich wollt', ich wär's, um mich an dir zu rächen.

Gloster. Es ist ein Handel wider die Natur, Dich rächen an dem Manne, der dich liebt.

Anna. Es ist ein Handel nach Vernunft und Recht, Mich rächen an dem Mörder meines Gatten.

Gloster. Der dich beraubte, Herrin, deines Gatten, Tat's, dir zu schaffen einen bessern Gatten.

Anna. Ein beßrer atmet auf der Erde nicht.

Gloster. Es lebt wer, der Euch besser liebt als er.

Anna. Nenn ihn.

Gloster. Plantagenet.

Anna. So hieß ja er.

Gloster. Derselbe Name, doch bei beßrer Art.

Anna. Wo ist er?

Gloster. Hier.(Sie speit nach ihm.) Warum speist du mich an?

Anna. Wär' es doch tödlich Gift, um deinethalb!

Gloster. Niemals kam Gift aus solchem süßen Ort.

Anna. Niemals hing Gift an einem schnödern Molch. Aus meinen Augen fort! du steckst sie an.

Gloster. Dein Auge, Herrin, hat meins angesteckt.

Anna. O wär's ein Basilisk, dich totzublitzen!

Gloster. Ich wollt' es selbst, so stürb' ich auf einmal, Denn jetzo gibt es mir lebend'gen Tod. Dein Aug' erpreßte meinen salze Tränen, Beschämt' ihr Licht mit kind'scher Tropfen Fülle, Die Augen, nie benetzt von Mitleidstränen: Nicht als mein Vater York und Eduard weinten Bei Rutlands bangem Jammer, da sein Schwert Der schwarze Clifford zückte wider ihn; Noch als dein tapfrer Vater wie ein Kind Kläglich erzählte meines Vaters Tod Und zehnmal innehielt zu schluchzen, weinen, Daß, wer dabeistand, naß die Wangen hatte Wie Laub im Regen: in der traur'gen Zeit Verwarf mein männlich Auge niedre Tränen, Und was dies Leid ihm nicht entsaugen konnte, Das tat dein Reiz und macht' es blind vom Weinen. Ich flehte niemals weder Freund noch Feind, Nie lernte meine Zunge Schmeichelworte: Doch nun dein Reiz mir ist gesetzt zum Preis, Da fleht mein stolzes Herz und lenkt die Zunge.(Sie sieht ihn verächtlich an.) Nein, lehr nicht deine Lippen solchen Hohn: Zum Kuß geschaffen, Herrin, sind sie ja. Kann nicht verzeihn dein rachbegierig Herz, So biet ich, sieh! dies scharfgespitzte Schwert; Birg's, wenn du willst, in dieser treuen Brust Und laß die Seel' heraus, die dich vergöttert: Ich lege sie dem Todesstreiche bloß Und bitt, in Demut kniend, um den Tod.(Er entblößt seine Brust, sie zielt mit dem Degen nach ihm.) Nein, zögre nicht: ich schlug ja König Heinrich, Doch deine Schönheit reizte mich dazu. Nur zu! Denn ich erstach den jungen Eduard:(Sie zielt wieder nach seiner Brust.) Jedoch dein himmlisch Antlitz trieb mich an.(Sie läßt den Degen fallen.) Nimm auf den Degen, oder nimm mich auf.

Anna. Steh, Heuchler, auf! Wünsch ich schon deinen Tod, So will ich doch nicht sein Vollstrecker sein.

Gloster. So heiß mich selbst mich töten, und ich will's.

Anna. Ich tat es schon.

Gloster. Das war in deiner Wut. Sag's noch einmal, und gleich soll diese Hand, Die deine Lieb' aus Lieb' erschlug zu dir, Weit treuere Liebe dir zulieb' erschlagen; Du wirst an beider Tod mitschuldig sein.

Anna. Kennt' ich doch nur dein Herz!

Gloster. Auf meiner Zunge wohnt's.

Anna. Vielleicht sind beide falsch.

Gloster. Dann meint es niemand treu.

Anna. Nun wohl, steckt ein das Schwert.

Gloster. Gewährst du Frieden mir?

Anna. Das sollt Ihr künftig sehn.

Gloster. Darf ich in Hoffnung leben?

Anna. Ich hoffe, jeder tut's.

Gloster. Tragt diesen Ring von mir.

Anna. Annehmen ist nicht geben.(Siesteckt den Ring an.)

Gloster. Sieh, wie der Ring umfasset deinen Finger, So schließt dein Busen ein mein armes Herz; Trag beide, denn sie sind ja beide dein. Und wenn dein treuster Diener eine Gunst Erbitten darf von deiner gnäd'gen Hand, So sicherst du sein Glück ihm zu für immer.

Anna. Was ist es?

Gloster. Daß Ihr dies traur'ge Werk dem überlaßt, Der größre Ursach' leidzutragen hat, Und Euch sogleich nach Crosby-Hof begebt; Wo ich, nachdem ich feierlich bestattet In Chertsey-Münster diesen edlen König Und reuevoll sein Grab genetzt mit Tränen, Mit aller schuld'gen Ehr' Euch will besuchen. Aus mancherlei geheimen Gründen bitt ich, Gewährt mir dies.

Anna. Von ganzem Herzen, und es freut mich sehr, Zu sehn, daß Ihr so reuig worden seid. – Wessel und Berkeley, kommt, begleitet mich.

Gloster. Sagt mir Lebwohl.

Anna. ‘s ist mehr als Ihr verdient, Doch weil Ihr, Euch zu schmeicheln, mich gelehrt, So denkt, ich sagte schon Euch Lebewohl.(Prinzessin Anna mit den beiden Edelleuten ab.)

Gloster. Nehmt auf die Leich', ihr Herrn.

ZweiterEdelmann. Nach Chertsey, edler Lord?

Gloster. Nein, zu den Karmelitern; dort erwartet mich.(Der Zug mit der Leiche ab.) Ward je in dieser Laun' ein Weib gefreit? Ward je in dieser Laun' ein Weib gewonnen?

Englisch

DRITTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Ebendaselbst. Ein Zimmer im Palast.

(Königin Elisabeth, Lord Rivers, Marquis von Dorset und Lord Grey treten auf.)

Rivers. Seid ruhig, Fürstin: bald wird Seine Majestät Sich wieder im erwünschten Wohlsein finden.

Grey. Es macht ihn schlimmer, daß Ihr's übel tragt: Um Gottes willen also, seid getrost Und muntert ihn mit frohen Worten auf.

Elisabeth. Was würde mir begegnen, wär' er tot?

Grey. Kein ander Leid, als solches Herrn Verlust.

Elisabeth. Solch eines Herrn Verlust schließt jedes ein.

Grey. Der Himmel schenkt' Euch einen wackern Sohn, Wenn er dahin ist, Tröster Euch zu sein.

Elisabeth. Ach! er ist jung, und bis zur Mündigkeit Führt über ihn die Sorge Richard Gloster, Ein Mann, der mich nicht liebt, noch wen von euch.

Rivers. Ist's ausgemacht, daß er Protektor wird?

Elisabeth. Es ist beschlossen, noch nicht ausgemacht: Allein es muß sein, wenn der König abgeht.(Buckingham und Stanley treten auf.)

Grey. Da sind die Lords von Buckingham und Stanley.

Buckingham. Eu'r königlichen Gnaden Heil und Glück!

Stanley. Gott mög' Eu'r Majestät erfreun wie ehmals!

Elisabeth. Die Gräfin Richmond, lieber Mylord Stanley, Sagt auf Eu'r gut Gebet wohl schwerlich Amen. Doch, Stanley, ob sie Euer Weib schon ist Und mich nicht liebt, seid, bester Lord, versichert, Ich haß Euch nicht um ihren Übermut.

Stanley. Meßt, ich ersuch Euch, keinen Glauben bei Den Lästerungen ihrer falschen Kläger; Und würde sie auf gült'gen Grund verklagt, Tragt ihre Schwäche, die gewiß entsteht Aus kranken Grillen, nicht bedachter Bosheit.

Elisabeth. Saht Ihr den König heute, Mylord Stanley?

Stanley. Wir kommen, Herzog Buckingham und ich, Nur eben jetzt von Seiner Majestät.

Elisabeth. Was ist für Anschein seiner Beßrung, Lords?

Buckingham. Die beste Hoffnung, Eu'r Gemahl spricht munter.

Elisabeth. Gott geb' ihm Heil! Bespracht Ihr Euch mit ihm?

Buckingham. Ja, gnäd'ge Frau: er wünscht den Herzog Gloster Mit Euren Brüdern wieder auszusöhnen Und diese mit dem Oberkämmerer Und hieß vor Seiner Hoheit sie erscheinen.

Elisabeth. Wär' alles gut! Doch das wird nimmer sein: Ich fürchte, unser Glück hat seine Höh'.(Gloster und Hastings.)

Gloster. Sie tun mir Unrecht, und ich will's nicht dulden. Wer sind sie, die beim König sich beklagen, Ich sei, man denke, hart und lieb' sie nicht? Beim heil'gen Paul, der liebt ihn obenhin, Wer so sein Ohr mit Zankgerüchten anfüllt. Weil ich nicht schmeicheln und beschwatzen kann, Zulachen, streicheln, hintergehn und kriechen, Fuchsschwänzend wie ein Franzmann und ein Aff', So hält man mich für einen häm'schen Feind. Kann denn ein schlichter Mann nicht harmlos leben, Daß nicht sein redlich Herz mißhandelt würde Von seidnen, schlauen, schmeichlerischen Gecken?

Grey. Mit wem in diesem Kreis spricht Euer Gnaden?

Gloster. Mit dir, der weder Tugend hat noch Gnade. Wann kränkt' ich dich? wann tat ich dir zu nah? Und dir? und dir? Wann einem eurer Rotte? Die Pest euch allen! Unser gnäd'ger Fürst – Den Gott erhalte, besser als ihr wünscht! – Kann kaum ein Atemholen ruhig sein, Daß ihr ihn nicht mit wüsten Klagen stört.

Elisabeth. Bruder von Gloster, Ihr mißnehmt die Sache. Der König hat, auf eignen höchsten Antrieb Und nicht bewogen durch ein fremd Gesuch, Vielleicht vermutend Euren innern Haß, Der sich in Eurem äußern Tun verrät, Auf meine Kinder, Brüder und mich selbst, Zu Euch gesandt, damit er so erfahre Die Ursach' Eures Grolls und weg sie schaffe.

Gloster. Ich weiß es nicht - die Welt ist so verderbt, Zaunkön'ge hausen, wo's kein Adler wagt. Seit jeder Hans zum Edelmanne ward, So wurde mancher edle Mann zum Hans.

Elisabeth. Schon gut! man kennt die Meinung, Bruder Gloster: Ihr neidet mein und meiner Freunde Glück. Gott gebe, daß wir nie Euch nötig haben!

Gloster. Gott gibt indes, daß wir Euch nötig haben; Denn unser Bruder ist durch Euch verhaftet, Ich selbst in Ungnad', und der Adel preis Der Schmach gegeben, da man hohe Posten Täglich verleiht, mit Ehren die zu krönen, Die gestern keine Kron' im Beutel hatten.

Elisabeth. Bei dem, der mich zu banger Höh' erhob, Von dem zufriednen Los, das ich genoß! Ich reizte niemals Seine Majestät Wider den Herzog Clarence, war vielmehr Ein Anwalt, welcher eifrig für ihn sprach. Mylord, Ihr tut mir schmählich Unrecht an, Da Ihr mich falsch in solchen Argwohn bringt.

Gloster. Ihr könnt auch leugnen, daß Ihr Schuld gehabt An Mylord Hastings neulichem Verhaft.

Rivers. Sie kann's, Mylord; denn –

Gloster. Sie kann's, Lord Rivers? Ei, wer weiß das nicht? Sie kann noch mehr als dieses leugnen, Herr: Sie kann Euch helfen zu manch schönem Posten, Dann leugnen ihre Hand im Spiel dabei Und alles nennen des Verdienstes Lohn. Was kann sie nicht? Sie kann - ja traun! sie kann –

Rivers. Was kann sie, traun?

Gloster. Was kann sie traun? Mit einem König traun, Und der ein Junggesell, ein hübscher Bursch! Hat Eure Großmama so gut gefreit?

Elisabeth. Mylord von Gloster, allzu lang ertrug ich Eu'r plumpes Schelten und Eu'r bittres Schmähn. Ich melde Seiner Majestät, beim Himmel, Den groben Hohn, den ich so oft erlitt. Ich wäre lieber eine Bauermagd Als große Königin mit der Bedingung, Daß man mich so verachtet und bestürmt. Ich habe wenig Freud' auf Englands Thron.(Königin Margaretha erscheint im Hintergrunde.)

Margaretha. Das Wen'ge sei verringert, Gott, so fleh ich! Denn mir gebührt dein Rang und Ehrensitz.

Gloster. Was? droht Ihr mir, dem König es zu sagen? Sagt's ihm und schont nicht; seht, was ich gesagt, Behaupt ich in des Königs Gegenwart. Ich wag es drauf, in Turm geschickt zu werden. ‘s ist Redens Zeit: man denkt nicht meiner Dienste.

Margaretha. Fort, Teufel! Ihrer denk ich allzu wohl. Du brachtest meinen Gatten um im Turm, Und meinen armen Sohn zu Tewkesbury.

Gloster. Eh' Ihr den Thron bestiegt und Eu'r Gemahl, War ich das Packpferd seines großen Werks, Ausrotter seiner stolzen Widersacher, Freigebiger Belohner seiner Freunde; Sein Blut zu fürsten, hab ich meins vergossen.

Margaretha. Ja, und viel beßres Blut als seins und deins.

Gloster. In all der Zeit war't Ihr und Grey, Eu'r Mann, Parteiisch für das Haus von Lancaster; Ihr, Rivers, war't es auch. - Fiel Euer Mann Nicht zu Sankt Albans in Margrethas Schlacht? Erinnern muß ich Euch, wenn Ihr's vergeßt, Was Ihr zuvor gewesen und nun seid; Zugleich, was ich gewesen und noch bin.

Margaretha. Ein mörderischer Schurk', und bist es noch.

Gloster. Verließ nicht Clarence seinen Vater Warwick, Ja, und brach seinen Eid - vergeb' ihm Jesus! –

Margaretha. Bestraf' ihn Gott!

Gloster. Um neben Eduard für den Thron zu fechten? Zum Lohn sperrt man den armen Prinzen ein. Wär' doch mein Herz steinhart wie Eduard seins, Wo nicht, seins weich und mitleidsvoll wie meins! Ich bin zu kindisch töricht für die Welt.

Margaretha. So fahr zur Hölle und verlaß die Welt, Du Kakodämon! Dort ist ja dein Reich.

Rivers. Mylord von Gloster, in der heißen Zeit, Woran Ihr mahnt, der Feindschaft uns zu zeihn, Da hielten wir an unserm Herrn und König, Wie wir an Euch es täten, wenn Ihr's würdet.

Gloster. Wenn ich es würde? Lieber ein Hausierer! Fern meinem Herzen sei's, es nur zu denken.

Elisabeth. So wenig Freude, Mylord, als Ihr denkt, Daß Ihr genößt als dieses Landes König: So wenig Freude mögt Ihr denken auch, Daß ich genieß als dessen Königin.

Margaretha. Ja, wenig Freud' hat dessen Königin: Ich bin es, und bin gänzlich freudenlos. Ich kann nicht länger mich geduldig halten. –(Sie tritt vor.) Hört mich, Piraten, die ihr hadernd zankt, Indem ihr teilt, was ihr geraubt von mir! Wer von euch zittert nicht, der auf mich schaut? Beugt euch der Königin als Untertanen, Sonst bebt vor der Entsetzten als Rebellen. – Ha, lieber Schurke! wende dich nicht weg!

Gloster. Was schaffst du, schnöde Hexe, mir vor Augen?

Margaretha. Nur Wiederholung des, was du zerstört; Das will ich schaffen, eh' ich gehn dich lasse.

Gloster. Bist du bei Todesstrafe nicht verbannt?

Margaretha. Ich bin's, doch größte Pein find ich in meinem Bann, Als mir der Tod kann bringen, weil ich blieb. Den Gatten und den Sohn bist du mir schuldig – Und du das Königreich - ihr alle, Dienstpflicht; Dies Leiden, das ich habe, kommt euch zu, Und alle Lust, die ihr euch anmaßt, mir.

Gloster. Der Fluch, den dir mein edler Vater gab, Als mit Papier die Heldenstirn du kröntest Und höhnend Bäch' aus seinen Augen zogst, Und reichtest, sie zu trocknen, ihm ein Tuch, Getaucht ins reine Blut des holden Rutland: Die Flüch', aus seiner Seele Bitterkeit Dir da verkündigt, sind auf dich gefallen, Und Gott, nicht wir, straft deine blut'ge Tat.

Elisabeth. Ja, so gerecht ist Gott zum Schutz der Unschuld.

Hastings. Oh, es war die schnödste Tat, das Kind zu morden, Die unbarmherzigste, die je gehört ward!

Rivers. Tyrannen weinten, als man sie erzählte.

Dorset. Kein Mensch war, der nicht Rache prophezeite.

Buckingham. Northumberland, der ‘s ansah, weinte drum.

Margaretha. Wie? fletschtet ihr die Zähne, wie ich kam, Bereit schon, bei der Gurgel euch zu packen, Und kehrt ihr nun all euren Haß auf mich? Galt Yorks ergrimmter Fluch so viel im Himmel, Daß Heinrichs Tod, des süßen Eduards Tod, Des Reichs Verlust, mein wehevoller Bann, Genugtut bloß für das verzogne Bübchen? Dringt denn ein Fluch die Wolken durch zum Himmel? Wohl! trennt die schweren Wolken, rasche Flüche! – Wo nicht durch Krieg, durch Prassen sterb' eu'r König, Wie Mord des unsern ihn gemacht zum König! Eduard, dein Sohn, der jetzo Prinz von Wales, Statt Eduard, meines Sohns, sonst Prinz von Wales, Sterb' in der Jugend, vor der Zeit, gewaltsam! Du, Königin statt meiner, die ich's war, Gleich mir Elenden überleb dein Los! Lang lebe, deine Kinder zu bejammern! Sieh eine andre, wie ich jetzo dich, Gekleidet in dein Recht, wie du in meins! Lang sterbe deines Glückes Tag vor dir, Und nach viel langen Stunden deines Grams Stirb, weder Mutter, Weib, noch Königin! Rivers und Dorset, ihr saht zu dabei – Auch du, Lord Hastings -, als man meinen Sohn Erstach mit blut'gen Dolchen: Gott, den fleh ich, Daß euer keiner sein natürlich Alter Erreich' und plötzlich werde weggerafft!

Gloster. Schließ deinen Spruch, verschrumpfte böse Hexe!

Margaretha. Und ließ' dich aus? Bleib, Hund, du mußt mich hören. Bewahrt der Himmel eine schwere Plage, Die übertrifft, was ich dir weiß zu wünschen, O spar' er sie, bis deine Sünden reif, Dann schleudr' er seinen Grimm herab auf dich, Den Friedensstörer dieser armen Welt! Dich nage rastlos des Gewissens Wurm! Argwöhne stets die Freunde wie Verräter, Und Erzverräter acht als Busenfreunde! Dein tödlich Auge schließe nie der Schlaf, Es sei denn, weil ein peinigender Traum Dich schreckt mit einer Hölle grauser Teufel! Du Mißgeburt voll Mäler! wühlend Schwein! Du, der gestempelt ward bei der Geburt Der Sklave der Natur, der Hölle Sohn! Du Schandfleck für der Mutter schweren Schoß! Du ekler Sprößling aus des Vaters Lenden! Du Lump der Ehre! du mein Abscheu - -

Gloster. Margaretha.

Margaretha. Richard.

Gloster. He?

Margaretha. Ich rief dich nicht.

Gloster. So bitt ich um Verzeihung; denn ich dachte, Du riefst mir all die bittern Namen zu.

Margaretha. Das tat ich auch, doch Antwort wollt' ich nicht. O laß zum Schluß mich bringen meinen Fluch!

Gloster. Ich tat's für dich: er endigt in Margretha.

Elisabeth. So hat Eu'r Fluch sich auf Euch selbst gewandt.

Margaretha. Gemalte Kön'gin! Scheinbild meines Glücks! Was streust du Zucker auf die bauch'ge Spinne, Die dich mit tödlichem Geweb' umstrickt? Törin! du schärfst ein Messer, das dich würgt; Es kommt der Tag, wo du herbei mich wünschest Zum Fluchen auf den giftgeschwollnen Molch.

Hastings. Schließ, Wahnprophetin, deinen tollen Fluch, Erschöpf nicht, dir zum Schaden, die Geduld.

Margaretha. Schand' über euch! Ihr all erschöpftet meine.

Rivers. Beratet Euch und lernet Eure Pflicht.

Margaretha. Mich zu beraten, müßt ihr Pflicht mir leisten. Lehrt Königin mich sein, euch Untertanen; Beratet mich, und lernet diese Pflicht.

Dorset. O streitet nicht mit ihr, sie ist verrückt.

Margaretha. Still, Meister Marquis! Ihr seid naseweis, Eu'r neugeprägter Rang ist kaum in Umlauf. Oh, daß Eu'r junger Adel fühlen könnte, Was ihn verlieren heißt und elend sein. Wer hoch steht, den kann mancher Windstoß treffen, Und wenn er fällt, so wird er ganz zerschmettert.

Gloster. Traun, guter Rat! Marquis, nehmt ihn zu Herzen.

Dorset. Er geht Euch an, Mylord, so sehr als mich.

Gloster. Ja, und weit mehr: Doch ich bin hochgeboren; In Zedernwipfeln nistet unsre Brut Und tändelt mit dem Wind und trotzt der Sonne.

Margaretha. Und hüllt die Sonn' in Schatten - weh! ach weh! Das zeugt mein Sohn, im Todesschatten jetzt; Des strahlend lichten Schein dein wolk'ger Grimm Mit ew'ger Finsternis umzogen hat. In unsrer Jungen Nest baut eure Brut. O Gott, der du es siehest, duld es nicht! Was Blut gewann, sei auch so eingebüßt!

Buckingham. Still, still! aus Scham, wo nicht aus Christenliebe.

Margaretha. Rückt Christenliebe nicht, noch Scham mir vor.