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Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: keine, Kyoto Sangyo University (German Department), Veranstaltung: Kongressvortrag: Jahreskongress des jap. Germanistenvereins, Universität Hokkaido, Sprache: Deutsch, Abstract: Roman Ingarden (1893-1970) gilt unter Ästhetikern als der bedeutendste Literaturtheoretiker des letzten Jahrhunderts, ist jedoch bei Germanisten fast nur als Name bekannt. Wer sich mit seinem Schichtenmodell für Literatur auseinandersetzen will, muss dieses mit dem Nicolai Hartmanns (1882-1950) vergleichen. Dieses ist dem Ingardens an ontologischer Durchdachtheit überlegen, an Detail-Reichtum jedoch unterlegen. Wie fast alle originellen Entwürfe ist auch Ingardens Literaturmodell in entscheidenden Punkten kritisiert worden (u.a. von Käte Hamburger, Detlef Leistner, Stefan Morawski, Hans Joachim Pieper und René Wellek, von der marxistischen Literaturkritik ebenso wie von der sprachanalytischen Schule). Von den Angriffen kann man viel über Wesen und Wirkungsweise von Literatur lernen. Sie stehen in Zusammenhang mit Ingardens “Anti-Psychologismus”, seiner Unterscheidungsweise von Kunstgegenstand und ästhetischem Gegenstand, seiner Behandlung des Wertproblems von Kunst (besonders seiner relativ konservativen Auffassung von der Objektivität ästhetischer Werte, die zu seiner Theorie der ästhetischen Erfahrung in Widerspruch steht), seiner Beschreibung einer tragenden “Schicht der Wertlaute” und noch mehr einer “Schicht der schematisierten Ansichten” im Sprachkunstwerk, seinem Schichtenbegriff überhaupt sowie seiner gelegentlichen Ungenauigkeit in der Anwendung seiner Terminologie. (Zuerst als Vortrag vor dem Jap. Germanistenverband, Hokkaido Daigaku, 21.9.1995)
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