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In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst – ohne das Werk komplett gelesen zu haben.
Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert.
Inhalt:
- Schnellübersicht
- Autor: Leben und Werk
- ausführliche Inhaltsangabe
- Aufbau
- Personenkonstellationen
- Sachliche und sprachliche Erläuterungen
- Stil und Sprache
- Interpretationsansätze
- 6 Abituraufgaben mit Musterlösungen
NEU: exemplarische Schlüsselszenenanalysen
NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung
Layout:
- Randspalten mit Schlüsselbegriffen
- übersichtliche Schaubilder
NEU: vierfarbiges Layout
Shakespeares Romeo and Juliet handelt von den Sprösslingen zweier auf den Tod verfeindeter Familien, die sich verlieben und deren Leidenschaft im dramatischen Suizid endet.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 165
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. William Shakespeare: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Politische und gesellschaftliche Situation
Theater zur Shakespeare-Zeit
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Prolog (Chor)
Akt I: Begegnung zwischen Romeo und Juliet
Akt II: Heimliche Heirat von Romeo und Juliet
Akt III: Tod und Verbannung
Akt IV: Juliets Schein-Tod
Akt V: Tod des Liebespaars und Versöhnung
3.3 Aufbau
Die Grundstruktur der Handlung
Schauplätze
Klassische Struktur (Aristoteles)
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Romeo
Juliet
Friar Laurence
Die Capulets
Nurse
Juliets Eltern
Tybalt
Die Montagues
Benvolio
Romeos Eltern
Der Hof
Mercutio
Prince Escalus
Paris
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Liebeslyrik: Petrarca-Sonett und Blankverse
Wortspiele, Doppeldeutigkeiten und Wortfelder
Stilmittel
3.7 Interpretationsansätze
Themen und Motive
3.8 Schlüsselszenenanalysen
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Über Shakespeare und seine Werke
Äußerungen zu Romeo and Juliet
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 **
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 ***
Aufgabe 4 *
Aufgabe 5 *
Aufgabe 6 ***
Lernskizzen und Schaubilder
Literatur
Zitierte Ausgabe
Weitere Textausgaben
Sekundärliteratur
Verfilmungen (Auswahl)
Internetquellen (alle Stand 1/2023)
Damit sich alle Leser:innen in diesem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel wird das Leben Shakespeares und der zeitgeschichtliche Hintergrund dargestellt.
William Shakespeare lebte von 1564–1616.
Über die Person und den Schriftsteller William Shakespeare weiß man sehr wenig.
Shakespeares Zeit, das Elisabethanische Zeitalter, ist eine „goldene“ Zeit für England in politischer, wissenschaftlicher und kultureller Hinsicht.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Romeo and Juliet ist eines von Shakespeares frühen Theaterstücken. Als frühester Zeitpunkt der Uraufführung wird 1591, als spätester 1596 angenommen.
Die Grundidee der Geschichte existiert schon in der Antike.
Es gibt eine schlechte Druckschrift (Erstveröffentlichung „first quarto“, auch „bad quarto“ genannt) von 1597 und eine gute („good quarto“) von 1599.
Das Drama beschreibt die tragische Liebesbeziehung von Romeo und Juliet, die den verfeindeten Familien Capulet und Montague angehören. Sie verlieben sich, zunächst ohne die Identität des anderen zu kennen, und heiraten heimlich. Juliet ist aber einem anderen versprochen. Bei einem Kampf zwischen den verfeindeten Parteien tötet Romeo Juliets Cousin und muss die Stadt verlassen. Am Schluss nach einigen tragischen Verkettungen begehen beide Liebenden jeweils Selbstmord.
Das poetische Drama ist in 5 Akte unterteilt und orientiert sich am Aufbau einer klassischen Tragödie, den Shakespeare aber reformiert (zum Beispiel keine Einheit von Zeit, Handlung und Ort). Lustige Passagen wechseln sich mit tragischen ab. Handlung und Charaktere sind weitgehend symmetrisch angeordnet.
Die Hauptpersonen:
das Liebespaar Romeo und Juliet
sind die jungen „star-crossed lovers“ (Prolog, l. 6); ihr Schicksal steht unter einem bösen Stern, da sie verfeindeten Familien angehören. Sie sterben wie Märtyrer: Ihr Tod beendet die Feindschaft zwischen den Familien Capulet und Montague.
Friar Laurence
Beichtvater und Vertrauter von Romeo und Juliet.
Durch seine Handlungen (Trauung/Scheingift) am schicksalhaften Ausgang maßgeblich beteiligt.
Die Capulets
Juliets Eltern und Verwandte, z. B. Cousin Tybalt.
Die Montagues
Romeos Eltern und Verwandte, z. B. Cousin Benvolio (Freund Romeos).
Der Hof
Der Prince: mächtigster Mann Veronas.
Mercutio: Verwandter des Fürsten und Freund Romeos.
Paris: Bewerber um Juliets Hand.
Shakespeares Sprache wird von vielen Schülern wenig geschätzt, weltweit aber gepriesen für ihren poetischen Zauber, die Fantasie und Leichtigkeit, die reichen Bilder und den flüssigen Ausdruck. Sie charakterisiert die Personen auf eine eigene besondere Weise. Das Sonett und der Blankvers haben in diesem Drama eine zentrale Bedeutung.
Wir geben einen Überblick über die verschiedenen literaturwissenschaftlichen Interpretationsansätze. Zentrale Themen und Motive im Stück sind:
Licht und Dunkelheit
Schicksal und Zufall
Sein und Schein
und natürlich die Liebe.
William Shakespeare
1564–1616 © picture alliance / Design Pics | Ken Welsh
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1564
Stratford-upon-Avon (England)
William Shakespeare wird als drittes von acht Kindern und erster Sohn der Eheleute John Shakespeare, einem Handschuhmacher, und Mary Shakespeare, geb. Arden, wahrscheinlich am 23. April geboren. Taufe am 26. April.
ab ca. 1569
Stratford-upon-Avon
Der Vater ist inzwischen Bürgermeister in Stratford; vermutlich Besuch der örtlichen „grammar school“ bis der Vater in finanzielle Schwierigkeiten gerät.
5
1582
Stratford-upon-Avon
Heirat mit der acht Jahre älteren Anne Hathaway, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammt.
18
1583
Stratford-upon-Avon
Taufe der Tochter Susanna, ca. 6 Monate nach der Hochzeitserlaubnis.
19
1585
Stratford-upon-Avon
Taufe der Zwillinge Hamnet und Judith.
21
1586–1592
„lost years“ oder „dark years“: Aus diesen Jahren gibt es keine Überlieferungen, nur Spekulationen. Vielleicht hat Shakespeare als Lehrer den Lebensunterhalt für die Familie verdient, vielleicht am Gericht gearbeitet, denn seine Werke zeugen von guten Kenntnissen im Rechtswesen. Vielleicht hat er sich einer Theatergruppe angeschlossen. Fakt ist: Man weiß es nicht.
22–28
1592
London
Shakespeares Name taucht erstmals in gedruckter Form in der Londoner Theaterszene auf. Robert Greene, ein Dramatiker, regt sich über einen jungen Emporkömmling „an upstart crow, beautified with our feathers“[1] auf. Er scheint neidisch auf Shakespeare zu sein: „the only Shake-scene in a country“[2] – Anspielung auf Shakespeares Namen. 1592–1594 müssen die Londoner Theater wegen der Pest öfter schließen. In dieser Zeit könnte Shakespeare viel geschrieben haben, z. B. seine Vers-Epen, dem Grafen von Southampton gewidmet, und evtl. auch seine Sonette.
28
1591–1595
London
Uraufführung von Romeo and Juliet, wahrscheinlich im Theater „The Curtain“, wo Shakespeares Truppe zu dieser Zeit spielte. 1595: A Midsummer Nights Dream. 1593: Tod des Dramatikers Christopher Marlowe.
27–31
1594
London
Shakespeare und mindestens zwei Kollegen spielen vor der Königin. Die Theatergruppe wird danach von Elisabeth I. protegiert und nennt sich „The Lord Chamberlains Men“.
30
1595
London
Shakespeare wird Miteigentümer bei den „Lord Chamberlains Men“.
31
1596
Stratford-upon-Avon
Sohn Hamnet stirbt mit 11 Jahren.
32
1597
Stratford-upon-Avon
Shakespeare kauft das zweitgrößte Haus in Stratford, genannt „New Place“[3]; Erstveröffentlichung vonRomeo and Juliet („bad quarto“).
33
1598
London
Shakespeare spielt in Ben Jonsons Every Man in His Humour.
34
1599
London
Bau des „Globe Theatre“; zweite Veröffentlichung von Romeo and Juliet („good quarto“).
35
1601
Stratford-upon-Avon
Vater John wird begraben; Uraufführung von Hamlet.
37
1603
London
Königin Elisabeth I. stirbt: Umbenennung der „Lord Chamberlains Men“ in „Kings Men“, weil die Gruppe jetzt für König Jakob I. von England spielt: etwa 12 Aufführungen pro Jahr bei Hof.
39
1604/05
London
Uraufführung von Othello (1604) und King Lear (1605).
40/41
1607
Stratford-upon-Avon
Tochter Susanna heiratet Dr. John Hall.
43
1608
Stratford-upon-Avon und London
Taufe von Enkeltochter Elizabeth Hall; Williams Mutter Mary wird begraben. Ankauf des „Blackfriars Theatre“ durch die „Kings Men“, um auch in einem eigenen Innenraum spielen zu können.
44
1609
Nachweis der Sonette (1598 aber schon Erwähnung).
45
1610/11
Stratford-upon-Avon
Rückkehr Shakespeares nach Stratford. Uraufführung von Macbeth im Jahr 1611.
46/47
1613
London
Kauf eines Hauses in London. Das „Globe Theatre“ brennt während einer Aufführung von Henry VIII nieder.
49
1616
Stratford-upon-Avon
Tochter Judith heiratet Thomas Quiney. Shakespeare schreibt sein Testament (seine Frau bekommt nur sein „zweitbestes Bett“), stirbt und wird in Stratford begraben.
52
1623
London
Herausgabe der „first folio “: 1. Gesamtausgabe von Shakespeares Werken.
Zusammenfassung
Im Elisabethanischen Zeitalter, der Zeit Shakespeares, erlebt England eine „goldene“ Zeit[4] in politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und künstlerischer Hinsicht. Wohlstand und Macht stärken das Selbstbewusstsein und erweitern die materiellen Möglichkeiten. Ideen der Renaissance aus Italien erreichen die britische Insel.
Die Tochter Heinrichs VIII., Königin Elisabeth I., besteigt 1558 im Alter von 25 Jahren den Thron Englands. Ihre Regierungszeit, die bis ins Jahr 1603 andauert, geht als das sogenannte Elisabethanische Zeitalter[5] oder auch „The Golden Age“ in die Geschichte ein. Diese Zeitspanne ist gekennzeichnet durch
Wandel und Veränderung
Entdeckungen und Expansion: 1580 kehrt Drake von seiner Weltumsegelung zurück; Gründung von Kolonien
militärische Stärke, besonders auf See; Abwehr von Invasoren, Eroberungen und Siege (z. B. gegen die bis dato unbesiegte spanische Flotte, die „Armada“)
politische und nationale Einheit, relative innere Stabilität: Kein Krieg im eigenen Land; 1604: Frieden mit Spanien; Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und des Nationalgefühls
wirtschaftliche Erfolge durch handwerkliche und technische Entwicklungen: Florierender Handel – Exporte; Effizienzsteigerung in der Landwirtschaft → das führt zu relativem Wohlstand in der Bevölkerung
religiöser Frieden (Elisabeths Vater Heinrich VIII. gestaltet die englische Kirche um; Einflüsse der Reformation)
wissenschaftliche Forschung und beginnende geistige Aufklärung
kulturelle und künstlerische Entwicklung in der Malerei, Bildhauerei, Literatur; Ideen der Renaissance aus Italien und Frankreich verbreiten sich über die britische Insel; Bildung erlangt höhere Bedeutung für mehr Teile der Bevölkerung, das Mittelalter weicht langsam der Moderne; klassische Ideale werden wiederentdeckt.
Diese günstigen Bedingungen verbreiten Optimismus und lassen das britische Selbstbewusstsein erstarken. Viele Menschen sind neugierig, experimentierfreudig und hungrig nach Entdeckungen und Neuem. Zudem verändern sich die Lebensbedingungen und -gewohnheiten: Die Bevölkerung wächst und mehr Menschen ziehen in die Städte[6], was zu städtebaulichen Veränderungen führt. Immobilien gewinnen als Kapitalanlage und Zukunftssicherung an Bedeutung (davon hat auch Shakespeare Gebrauch gemacht).
Elisabeth I., die jungfräuliche, protestantische Monarchin, personifiziert diesen Aufschwung Englands. Sie ist eine glamouröse
Königin Elisabeth I. 1533–1603 © picture alliance / World History Archive
Persönlichkeit, eine überzeugende Rednerin und Politikerin und spricht viele Sprachen. Sie vergnügt sich gern und fördert dementsprechend Theater, Musik, Tanz und Malerei in ihrer Zeit.
So fortschrittlich die Elisabethaner in mancher Hinsicht sind, so herrscht in der Gesellschaft doch ein charakteristischer Zwiespalt zwischen einerseits relativ aufgeklärtem, rationalem und andererseits mittelalterlichem, abergläubischem Denken und Handeln. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ gilt als gängiges Rechtsprinzip. Es gibt noch Hexenverbrennungen, öffentliche Folter und Exekutionen[7]. Frauen sind sozial schlechter gestellt als Männer. Sie dürfen nicht zur Schule gehen und werden z. T. zur Ehe mit von den Eltern ausgewählten Partnern gezwungen. Sie haben ihren Vätern oder Ehemännern zu gehorchen und zu dienen und dürfen sogar geschlagen werden.
Das kopernikanische heliozentrische System, welches das alte Weltbild ablöst, ist zwar seit 1534 bekannt, setzt sich aber erst nach und nach durch. Für die Elisabethaner ist das Universum eine Kugel im All und die Erde dessen Zentrum. Alles ist einer „great chain of being“[8], einer gottgegebenen Weltordnung oder Hierarchie, unterworfen, die für alle Dinge und Wesen gilt.
Frei nach „The Four Grades of Man“ V.C. Bovillus Liber de Sapiente (1509) © Tamara Kutscher
An oberster Stelle steht Gott, nach ihm kommen Engel-Wesen. Anschließend kommt der denkende Mensch: An oberster Stelle der König/die Königin von Gottes Gnaden. Daran schließen die Tiere an (weil sie fühlen können) und die Pflanzen (weil sie leben). An unterster Stelle stehen schließlich Dinge wie Mineralien oder Steine (sie existieren lediglich).
Jede dieser Gruppen kann wiederum unterteilt werden: Gebildete Menschen sind z. B. höher angesiedelt als ungebildete, gelernte Handwerker wiederum Hilfsarbeitern oder Bettlern überlegen usw. Gott teilt nach seiner Gnade (lat. gratia) in diesem Weltbild dem Menschen seine soziale Stellung zu, verleiht Macht und das Recht zu regieren. Nur durch Fleiß und Studium kann man in höhere Sphären gelangen, nicht aber unrechtmäßig. Wer sich beispielsweise durch Mord eines höheren Platzes in der Gesellschaft bemächtigt, stört die heilige und natürliche Ordnung und wird dafür von der göttlichen Vorsehung bestraft, damit die göttliche Ordnung wieder hergestellt ist. Frieden, Ordnung und Gerechtigkeit sind also von Natur aus garantiert; sie regenerieren sich gegen jede Störung von selbst, indem das Universum aufbegehrt (an Sternen-Konstellationen ersichtlich): Naturgewalten treten auf oder Schicksalsschläge treten ein. Gott hat dem Menschen die Vernunft gegeben, damit er für den Erhalt der göttlichen Ordnung sorgt. In Romeo and Juliet stellt die sinnlose Familienfehde einen Verstoß gegen die göttliche Ordnung dar. Erst am Ende des Textes, wenn der Familienzwist beigelegt ist, ist die natürliche Ordnung wiederhergestellt.
Verbreitet ist in der damaligen Zeit auch die so genannte Temperamentenlehre bzw. Humoralpathologie oder auch (Vier-)Säfte-Lehre der Hippokratiker („theory of humors“), die auch in Romeo and Juliet eine Rolle spielt. So wird Romeo zu Beginn des Dramas als typischer „Melancholiker“ gezeichnet. Viele Elisabethaner glaubten, dass das Temperament und der Charakter eines Menschen von vier Körpersäften (engl. humor/humour) abhänge: Hatte jemand zu viel oder zu wenig von einem „Saft“, der gleichzeitig einem irdischen Element entspricht, entstehen angeblich Krankheiten oder merkwürdiges Verhalten bzw. Wesensveränderungen.
Das Elisabethanische Zeitalter (vgl. S. 12) ist eine – richtiger: die – Theater-Blütezeit Englands[9]. Zuschauer:innen aus allen gesellschaftlichen Schichten drängen in die Theater. Somit sind Theater-Betriebe profitable Unternehmen und Schauspielerei ist erstmalig ein richtiger Beruf. Theater werden nur für Theaterzwecke errichtet und Theaterbetreiber wie Shakespeare und seine Kollegen können reich werden.
Theatervorführungen zur Zeit Shakespeares sind völlig anders als heute im Zeitalter der Technik. Sie finden damals am helllichten Tag statt, da die Bühne nicht künstlich beleuchtet werden kann. Man kann die Bühne auch nicht aufwendig umgestalten oder künstliche Effekte erzeugen: Das Bewegen großer oder schwerer Requisiten oder Bühnenbilder ist nicht möglich. Und natürlich gibt es keine Wind-, Licht- oder Sound-Maschinen. Folglich müssen sich die Zuschauer:innen vor allem über die Sprache, aber auch durch Kostüme, kleine Requisiten wie Fackeln oder Gestik und Mimik vorstellen, dass es auf der Bühne beispielsweise dunkel ist oder die Szene im prunkvoll geschmückten Festsaal einer Villa spielt.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zur heutigen Zeit ist, dass sämtliche Rollen im Theaterstück damals von Jungen oder Männern gespielt wurden und auch die Zuschauer zum größten Teil Männer waren[10]. Es war Frauen verboten bzw. es „schickte sich nicht“, Theater zu spielen, d. h. es galt als unmoralisch oder gar gottlos. Juliet ist bei der Uraufführung also ziemlich sicher durch einen Knaben dargestellt worden.
Obwohl sie so beliebt sind, gelten Theateraufführungen als moralisch bedenklich und werden vor die Stadtgrenzen, in die ärmeren Stadtviertel verbannt. In London zum Beispiel nach Southwark, wo Shakespeares „Globe“-Theater[11] steht.
So könnte das Globe-Theatre der Shakespeare- Zeit ausgesehen haben. © picture alliance / Mary Evans Picture Library
Das Original-„Globe“ war wohl eine Art hölzernes „O“[12], die Bühne eine Plattform aus einem halben Sechseck, also mit drei Seiten zum Zuschauer. Die Bühne hatte Säulen und eine Art gestützten Überbau. Es passten ca. 3 000 Zuschauer:innen ins „Globe“. Um die Plattform standen die sogenannten „groundlings“ (sie stehen auf dem Boden – engl. on the ground), das waren die Zuschauer:innen mit den billigsten Eintrittskarten[13]. Wohlhabendere Theaterbesucher besetzen eher die „galleries“ (Ränge), wo der Eintritt ca. 2–3 Pennys kostete. Die teuersten Plätze waren die Logen neben oder hinter der Bühne oder sogar der Bühnenrand.
Neben dem „Globe“ stehen im London zur damaligen Zeit weitere Theater anderer Betreiber, u. a. „The Rose“ und „The Swan“. Als ursprünglicher Gründer des englischen Theaters gilt James Burbage, ein Schauspiel-Kollege Shakespeares.
Zusammenfassung
Shakespeare hat viele Weltklassiker geschrieben, darunter vor allem Dramen[14], aber auch die berühmten Sonette und zumindest zwei Erzählungen. Es ist erstaunlich, dass es so gut wie kein Stück von Shakespeare gibt, dass nicht allgemein als exzellent angesehen wird.
Hier sind die bekanntesten Werke kurz in einer Tabelle aufgeführt und einige inhaltlich knapp zusammengefasst, von denen es Opern oder Musikstücke, Bilder, Filme oder andere Kunstwerke gibt.
Die Datierung der Werke ist ausgesprochen schwierig (vgl. Kap. 2.2). Die hier genannten Daten basieren auf wissenschaftlichen Vermutungen über den Aufführungsbeginn der Stücke, nicht auf den Daten der Veröffentlichung / Publikation, die z. T. stark davon abweichen.
Entstehung
engl. Titel
dt. Titel
ca. 1590–1596
A Midsummer Night’s Dream
Ein Sommernachtstraum
ca. 1591–1595
Romeo and Juliet
Romeo und Julia
ca. 1592–1599 (erst 1609 offiziell veröffentlicht)
Sonnets
Sonette
ca. 1592–93
Richard III
Richard III.
1593
Venus and Adonis (narratives Gedicht, für den Druck bestimmt)
Venus und Adonis
1594
The Rape of Lucrece
Lucretia
ca. 1594–1596
The Merchant of Venice
Der Kaufmann vonVenedig
ca. 1597–1599
As you Like It Henry V Much Ado About NothingJulius Caesar
Wie es Euch gefälltKönig Heinrich V.Viel Lärm und nichtsJulius Caesar
ca. 1587–1601
The Merry Wives of Windsor
Die lustigen Weiber von Windsor
ca. 1600–1601
Hamlet
Hamlet
ca. 1601–1604
Othello
Othello
ca. 1605–1606
MacbethKing Lear
MacbethKönig Lear
ca. 1609–1613
The Tempest
Der Sturm
Romeo and Juliet gehört zu Shakespeares früheren Theaterstücken. Die anderen großen Tragödien wie Hamlet, Othello und King Lear schrieb er mit ziemlicher Sicherheit später. Die genaue Datierung seiner Werke ist jedoch unmöglich. Shakespeares wahrscheinlich bekannteste Komödie A Midsummer Night’s Dream entstand etwa zur gleichen Zeit wie Romeo and Juliet. Richard III und Henry V sind wohl die bekanntesten Geschichtsdramen[15] Shakespeares. Wie viele Stücke von ihm nicht überliefert sind, weiß man nicht genau[16].
Allen Dramen gemein ist der Aufbau mit exposition, rising action etc. und der am Ende wiederhergestellten gesellschaftlichen Ordnung (vgl. Kap. 2.2 und 3.3). Viele Stücke enthalten supernatural elements (vgl. Kap. 2.2 – aufgeklärtes vs. mittelalterliches Denken und Handeln). Bei seinen Dramen geht es Shakespeare allgemein weniger um akkurate historische Fakten als um die Charaktere bzw. um die Psyche und evtl. um politische Aspekte oder Fragestellungen[17]. Da es in den Stücken oft um englische Geschichte geht, berücksichtigt Shakespeare sicher auch die damals aktuelle politische Lage oder lässt sich von ihr beeinflussen. Als „King’s Man“ musste er vermutlich „politically correct“[18] sein.
Macbeth
In der kürzesten und blutigsten Tragödie Shakespeares geht es um Macht und Machterhaltung bzw. die innere Verfassung eines Despoten[19]. Dabei treten in Form der Hexen auch supernatural elements (dt. übernatürliche Mächte) auf, die diesen Prozess begleiten.
Macbeth, ein mutiger schottischer General, wird nach einer erfolgreichen Schlacht befördert, wie es ihm drei Hexen prophezeit haben. Sie sagen außerdem voraus, dass er König von Schottland werden wird. Sein Ehrgeiz und seine Frau treiben ihn dazu, selbst für die Erfüllung der Prophezeiung zu sorgen, indem er den regierenden König ermordet und selbst König wird.