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Dieses Buch ist in einfacher Sprache geschrieben. Bei der Übersetzung in einfache Sprache folgen wir weitgehend der Norm DIN 8581-1. Das Buch eignet sich für Leserinnen und Leser, die eine eingeschränkte Lesefähigkeit haben (LRS), Deutsch als Zweitsprache lernen, mit komplexen Texten Schwierigkeiten haben oder einfach ein Buch in kompakter, lesefreundlicher Form genießen wollen. "Romeo und Julia auf dem Dorf" ist eine Novelle von Gottfried Keller, die 1856 veröffentlicht worden ist. Die Geschichte gehört zu Kellers Novellenzyklus "Die Leute von Seldwyla". Die Geschichte ist eine tragische Liebesgeschichte, inspiriert von Shakespeares "Romeo und Julia", jedoch in einer ländlichen Schweizer Umgebung angesiedelt. Die Handlung beginnt mit der Vorstellung von zwei Bauernfamilien, den Martis und den Manz, die einst gute Nachbarn und Freunde gewesen sind. Durch einen kleinen Landstreit entwickelt sich jedoch schnell eine tiefe Feindschaft zwischen den beiden Familien. Inmitten dieser angespannten Atmosphäre wachsen die Kinder der verfeindeten Familien heran. Als Jugendliche begegnen sie sich zufällig auf dem Feld und verlieben sich sofort ineinander. Ihre Liebe wächst im Geheimen, da sie wissen, dass ihre Familien niemals einer Verbindung zustimmen werden. Gottfried Keller nutzt die Liebesgeschichte von Vrenchen und Sali, um Fragen nach der Verantwortung gegenüber der nächsten Generation und den verheerenden Auswirkungen von unnachgiebigem Stolz und Hass zu stellen.
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Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
Impressum
Diese Geschichte beruht auf einem echten Ereignis und zeigt, wie tief jede Fabel im menschlichen Leben verwurzelt ist. Solche Fabeln sind nicht zahlreich, treten aber immer wieder in neuen Formen auf.
Nahe Seldwyla, entlang eines schönen Flusses, erhebt sich ein Hügel. Am Fuß dieser Anhöhe liegt ein Dorf mit großen Bauernhöfen. Über die sanfte Anhöhe erstrecken sich drei prächtige lange Äcker wie riesige Bänder nebeneinander.
An einem sonnigen Septembermorgen pflügen zwei Bauern die äußeren beiden Äcker. Der mittlere Acker liegt brach. Er ist mit Steinen und hohem Unkraut bedeckt.
Die Bauern sind kräftige Männer um die vierzig. Sie sehen aus wie typische, wohlhabende Bauern. Sie tragen kurze Kniehosen und Hemden, deren Ärmel bei jeder Bewegung leicht zittern. Ihre Gesichter sind ruhig und aufmerksam. Sie beobachten die Furche oder sehen sich um, wenn ein Geräusch die Ruhe stört. Sie bewegen sich langsam und würdevoll vorwärts und sprechen nur, um Anweisungen zu geben. Sie gleichen sich sehr und unterscheiden sich nur dadurch, dass der eine seine weiße Kappe nach vorn trägt, der andere sie im Nacken hängen hat.
Die beiden Bauern pflügen ihre Felder in entgegengesetzten Richtungen. Wenn sie auf dem Hügel zusammentreffen, schlägt der Wind ihre Mützen unterschiedlich: nach hinten bei dem einen, nach vorne bei dem anderen. Ihre Mützen schwingen kurz aufrecht in der Luft, bevor sie weiterziehen und wie untergehende Sterne hinter dem Hügel verschwinden.
Sie werfen gelegentlich Steine vom Acker auf den brachliegenden mittleren Acker, der bereits voll mit Steinen ist.
Während sie weiterarbeiten, nähert sich ein Kinderwagen, der von den Kindern der Bauern gezogen wird. Darin befinden sich Lebensmittel für die Bauern: Brot, Wein und Snacks, die ihre Frauen vorbereitet haben. Auch gesammelte Äpfel und Birnen sowie eine alte Puppe liegen im Wagen.
Die Kinder, ein siebenjähriger Junge und ein fünfjähriges Mädchen bringen das Essen auf den Hügel, wo die Bauern ihre Arbeit unterbrechen. Die Kinder haben hübsche Augen. Das Mädchen hat zudem dunkle, krause Haare und eine bräunliche Haut.
Die Bauern begrüßen sich am Essenstisch. Es ist das erste Mal, dass sie an diesem Tag miteinander sprechen.
Die beiden Bauern heißen Manz und Marti. Sie genießen ihr Frühstück im Freien und teilen es mit den Kindern, die bei ihnen bleiben, während sie essen und trinken. Sie blicken in die Ferne und sehen das nahe Städtchen Seldwyla, über dem ein silbernes Wölkchen schwebt.
Manz sagt, dass die Leute in Seldwyla gut kochen und Marti erzählt, dass jemand bei ihm wegen des brachliegenden Ackers vorbeigekommen ist. Er ist auch bei Manz gewesen. Beide sind gefragt worden, ob sie das Land nutzen möchten, bis geklärt ist, wem der Acker wirklich gehört.
Beide haben abgelehnt, das verwilderte Land für andere aufzubereiten. Sie schlagen vor, dass es verkauft werden soll, um den Erlös zurückzulegen, bis ein Eigentümer gefunden wird. Sie sind sich einig, dass der Verkauf besser ist, da das Land schon lange brachliegt und niemand im Dorf Ansprüche darauf hat. Niemand weiß, was mit den Kindern des verstorbenen Trompeters passiert ist, der früher das Land besessen hat.
Marti zweifelt daran, dass der schwarze Geiger ein Enkel des Trompeters ist. Selbst wenn es so wäre, würde der Geiger nur sein Erbe verschwenden.
Manz stimmt ihm zu und erklärt, dass es schwierig ist. Niemand kann sicher sein, dass er wirklich verwandt ist. Sie wollen auch keine unnötigen Probleme in ihrer Gemeinde schaffen.
Nachdem sie gemeinsam gegessen haben, kehren die Bauern zu ihrer Arbeit zurück. Die Kinder beschließen, den wilden Acker zu erkunden, der voll von Unkraut und Steinen ist. Sie schlendern Hand in Hand durch das Grün, spielen mit den Pflanzen und setzen sich schließlich im Schatten nieder.
Das Mädchen kleidet ihre Puppe mit Blättern, die einen grünen, gezackten Rock bilden. Sie schmückt die Puppe weiter mit einer roten Mohnblumen-Haube und einem Gürtel aus kleinen roten Beeren. Sie setzt die Puppe in die Distel und bewundert sie.
Der Junge wird ungeduldig und wirft die Puppe herunter, wobei ihr schöner Schmuck zerstört wird.
Das Mädchen entkleidet die Puppe, um sie neu anzukleiden.
Der Junge schnappt sich die Puppe, wirft sie hoch und fängt sie wieder, während das Mädchen sie vergeblich zu fangen versucht. Dabei reißt er versehentlich ein Loch in das Bein der Puppe. Kleie rieselt heraus. Der Junge ist fasziniert vom Loch und versucht es zu vergrößern, um die Kleie herauszubekommen.
Als das Mädchen das bemerkt, ist es entsetzt.
Der Junge zeigt ihr das Puppenbein, lässt Kleie ins Gesicht des Mädchens fliegen und rennt weg, während das Mädchen ihn anfleht, aufzuhören. Er rennt davon, bis das ganze Bein der Puppe leer und dürr hinabhängt.
Dann wirft der Junge die kaputte Puppe hin und tut so, als wäre nichts passiert.
Das Mädchen weint, nimmt die Puppe und hüllt sie in ihre Schürze ein. Sie schaut sich die Puppe an und weint wieder, weil das Bein nur noch lose am Körper hängt.