Romeo und Julia von William Shakespeare (Textausgabe) - William Shakespeare - E-Book

Romeo und Julia von William Shakespeare (Textausgabe) E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Die bewährten Hamburger Lesehefte + Königs Materialien in einem Band. Das zeichnet die neue Reihe aus: - Die preisgünstigste Reihe im deutschsprachigen Raum! - Großes Format (DIN A5) in moderner Aufmachung - Lesefreundlicher, sorgfältig edierter Originaltext - Seiten- und zeilengleich mit der entsprechenden Ausgabe der Hamburger Lesehefte - Breite Randspalte mit kurzen Worterklärungen - Platz für eigene Notizen - Navigationsleiste zur besseren Orientierung - Biografie des Autors (kompakt zusammengefasst) - Ausführlicher Wort- und Sacherklärungsteil - Umfangreiche Materialien, nach Themenbereichen gebündelt In William Shakespeares "Romeo und Julia" verlieben sich zwei Jugendliche aus verfeindeten Familien leidenschaftlich ineinander. Ihre tragische Liebe endet in einem Missverständnis und dem gemeinsamen Tod, der schließlich die Versöhnung ihrer Familien bewirkt.

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Seitenzahl: 185

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Text und Materialien

WILLIAM SHAKESPEARE

Romeo und Julia

Ein Trauerspiel in fünf Akten

In der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel

HAMBURGER LESEHEFTE PLUSKÖNIGS MATERIALIEN523. HEFT

Zur Textgestaltung Die vorliegende Ausgabe folgt der Übersetzung August Wilhelm Schlegels, die zwischen 1797 und 1801 in acht Bänden erschien.

 

Analysiert und interpretiert (auf Grundlage einer englischsprachigen Dramenfassung) wird Romeo und Julia in Königs Erläuterungen, Band 55, C. Bange Verlag.

 

2. Auflage 2023

 

Alle Drucke dieser Ausgabe und die der Hamburger Lesehefte sind untereinander unverändert und können im Unterricht nebeneinander genutzt werden.

 

Heftbearbeitung Text: Gerhard Schack Heftbearbeitung Materialien: Carina Orf Umschlaggestaltung und Layout: Petra Michel Umschlagzeichnung: Ingeborg Strange-Friis

 

ISBN: 978-3-8044-2578-1PDF: 978-3-8044-6578-7EPUB: 978-3-8044-7578-6 © 2021 by C. Bange Verlag GmbH, Marienplatz 12, 96142 Hollfeldwww.bange-verlag.de

 

ISBN: 978-3-87291-522-1PDF: 978-3-87291-714-0EPUB: 978-3-87291-664-8 © 2021 by Hamburger Lesehefte Verlag, Nordbahnhofstraße 2, 25813 Husumwww.hamburger-lesehefte.de

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Das E-Book enthält in eckigen Klammern beigefügte Seitenzählungen, diese verweisen auf die Printausgabe des Werkes.

Versdramen weisen zusätzlich zur Seitenzählung eine Versnummerierung in entsprechender Höhe auf dem Rand aus.

Inhaltsverzeichnis

Text

Personen

Vorspruch

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Biografie

Wort- und Sacherklärungen

Materialien

Literaturgeschichtlicher Hintergrund

Theater während des „Golden Age“

Stoffgeschichte zu Romeo and Juliet

Elisabethanische Tragödien

Autor und Entstehung

Mit dem Rad auf Williams Spuren

The Traces of Shakespeare’s Life

Dichter und Geschäftsmann

Romeo and Juliet: Q1 und Q2

Die Uraufführung von Romeo and Juliet

Interpretationsansätze

Zufall, Schicksal und eigene Wahl

Carpe diem

Der Mythos der „wahren Liebe“

Mehrdeutigkeit und Humor in der Übersetzung

Die sexuelle Doppeldeutigkeit in der Sterbeszene

Die Macht der Worte

Rezeptionsgeschichte

Shakespeare kommt nach Deutschland

Europas Shakespeare

Romeo und Julia in Manhattan

Oskar und Emma

Zeffirellis Verfilmung im Jahr 1968

Shakespeare als Videoclip?

„[I]ch bin gerne dort, wo es gärt“

Darum Shakespeare!

Text

[2]PERSONEN

ESCALUS, Prinz von Verona

GRAF PARIS, Verwandter des Prinzen

MONTAGUE

CAPULET

Häupter zweier Häuser, welche in Zwist miteinander sind

Ein alter Mann, Capulets Oheim

ROMEO, Montagues Sohn

MERCUTIO, Verwandter des Prinzen und Romeos Freund

BENVOLIO, Montagues Neffe und Romeos Freund

TYBALT, Neffe der Gräfin Capulet

BRUDER LORENZO, ein Franziskaner

BRUDER MARCUS, von demselben Orden

BALTHASAR, Romeos Diener

SIMSON

GREGORIO

Bediente Capulets

PETER, Diener der Amme

ABRAHAM, Bedienter Montagues

Ein Apotheker

Drei Musikanten

Ein Page des Paris; ein zweiter Page; ein Polizist

GRÄFIN MONTAGUE, Gemahlin Montagues

GRÄFIN CAPULET, Gemahlin Capulets

JULIA, Capulets Tochter

Juliens Amme

Bürger von Verona. Verschiedene Männer und Frauen, Verwandte beider Häuser. Masken, Wachen und anderes Gefolge

DER CHOR

 

Die Szene ist den größten Teil des Stücks hindurch in Verona; zu Anfange des fünften Aufzugs in Mantua

[3]VORSPRUCH

Der Chor tritt auf.

Zwei Häuser, gleich an Würde und Gebot,

Euch in Verona unser Spiel entdeckt:

Wie altem Hader neuer Hass entloht,

Mit Bürgerblut sich Bürgerhand befleckt.

 

Wie aus der Feinde unheilschwangerm Schoß –

Unsternverfolgt – ein Liebespaar entspringt,

Das erst durch ein unselig bitter Los

Der Eltern Zwist zu spätem Frieden zwingt:

 

Ach, dieser todgeweihten Liebe Lauf,

Des Elternhasses Wüten, dem ein Ziel

Der beiden Tod nur setzt – all das zeigt auf

Zwei Stunden lang der Bühne buntes Spiel!

 

Wollt Ihr es hör’n huldvollen Ohres – wisst:

Wir bessern gern, was noch zu bessern ist!

(Ab.)

[5]ERSTER AKT

ERSTE SZENE

Ein öffentlicher Platz

Simson und Gregorio, zwei Bediente Capulets, treten auf.

SIMSON.

Auf mein Wort, Gregorio, wir wollen nichts in die Tasche stecken.

GREGORIO.

Freilich nicht, sonst wären wir Taschenspieler.

SIMSON.

Ich meine, ich werde den Koller kriegen und vom Leder ziehn.

GREGORIO.

Ne, Freund! deinen ledernen Koller musst du beileibe nicht ausziehn.

SIMSON.

Ich schlage geschwind zu, wenn ich aufgebracht bin.

GREGORIO.

Aber du wirst nicht geschwind aufgebracht.

SIMSON.

Ein Hund aus Montagues Hause bringt mich schon auf.

GREGORIO.

Einen aufbringen heißt: ihn von der Stelle schaffen. Um tapfer zu sein, muss man standhalten. Wenn du dich also aufbringen lässt, so läufst du davon.

SIMSON.

Ein Hund aus dem Hause bringt mich zum Standhalten. Mit jedem Bedienten und jedem Mädchen Montagues will ich es aufnehmen.

GREGORIO.

Der Streit ist nur zwischen unsern Herrschaften und uns, ihren Bedienten. Es mit den Mädchen aufnehmen? Pfui doch! Du solltest dich lieber von ihnen aufnehmen lassen.

SIMSON.

Einerlei! Ich will barbarisch zu Werke gehn. Hab ich’s mit den Bedienten erst ausgefochten, so will ich mir die Mädchen unterwerfen. Sie sollen die Spitze meines Degens fühlen, bis er stumpf wird.

GREGORIO.

Zieh nur gleich vom Leder: da kommen zwei aus dem Hause der Montagues.

(Abraham und Balthasar treten auf.)

SIMSON.

Hier! Mein Gewehr ist blank. Fang nur Händel an: ich will den Rücken decken.

GREGORIO.

Den Rücken? willst du Reißaus nehmen?

SIMSON.

Fürchte nichts von mir.

GREGORIO.

Ne, wahrhaftig! ich dich fürchten?

SIMSON.

Lass uns das Recht auf unsrer Seite behalten, lass sie anfangen.

GREGORIO.

Ich will ihnen im Vorbeigehn ein Gesicht ziehn, sie mögen’s nehmen, wie sie wollen.

[6]SIMSON.

Wie sie dürfen, lieber. Ich will ihnen einen Esel bohren: wenn sie es einstecken, so haben sie den Schimpf.

ABRAHAM.

Bohrt Ihr uns einen Esel, mein Herr?

SIMSON.

Ich bohre einen Esel, mein Herr.

ABRAHAM.

Bohrt Ihr uns einen Esel, mein Herr?

SIMSON.

Ist das Recht auf unsrer Seite, wenn ich ja sage?

GREGORIO.

Nein.

SIMSON.

Nein, mein Herr! Ich bohre Euch keinen Esel, mein Herr. Aber ich bohre einen Esel, mein Herr.

GREGORIO.

Sucht Ihr Händel, mein Herr?

ABRAHAM.

Händel, mein Herr? Nein, mein Herr!

SIMSON.

Wenn Ihr sonst Händel sucht, mein Herr: ich stehe zu Diensten. Ich bediene einen ebenso guten Herrn wie Ihr.

ABRAHAM.

Keinen bessern.

SIMSON.

Sehr wohl, mein Herr!

(Benvolio tritt auf.)

GREGORIO.

Sag: einen bessern; hier kommt ein Vetter meiner Herrschaft.

SIMSON.

Ja doch, einen bessern, mein Herr.

ABRAHAM.

Ihr lügt.

SIMSON.

Zieht, wo ihr Kerls seid! – Frisch, Gregorio! denk mir an deinen Schwadronierhieb. (Sie fechten.)

BENVOLIO.

Ihr Narren, fort! steckt eure Schwerter ein!

Ihr wisst nicht, was ihr tut.

(Tybalt tritt auf.)

TYBALT.

Was? ziehst du unter den verzagten Knechten?

Hierher, Benvolio! Beut die Stirn dem Tode!

BENVOLIO.

Ich stifte Frieden: steck dein Schwert nur ein!

Wo nicht, so führ es, diese hier zu trennen!

TYBALT.

Was? Ziehn und Friede rufen? Wie die Hölle

Hass ich das Wort, wie alle Montagues

Und dich! Wehr dich, du Memme! (Sie fechten.)

(Verschiedene Anhänger beider Häuser kommen und mischen sich in den Streit; dann Bürger und Polizisten mit Knitteln.)

ERSTER POLIZEIDIENER.

He! Spieß’ und Stangen her! Schlagt auf sie los!

BÜRGER.

Weg mit den Capulets! Weg mit den Montagues!

(Capulet im Schlafrock und Gräfin Capulet.)

CAPULET.

Was für ein Lärm? – Holla! mein langes Schwert!

GRÄFIN CAPULET.

Nein, Krücken! Krücken! Wozu soll ein Schwert!

CAPULET.

Mein Schwert, sag ich! Der alte Montague

[7]Kommt dort, und schwingt die Klinge mir zum Hohn.

(Montague und Gräfin Montague.)

MONTAGUE.

Du Schurke! Capulet! – Lasst los, lasst mich gewähren!

GRÄFIN MONTAGUE.

Du sollst dich keinen Schritt dem Feinde nähern.

(Der Prinz mit Gefolge.)

PRINZ.

Aufrührische Vasallen! Friedensfeinde!

Die ihr den Stahl mit Nachbarblut entweiht! –

Wollt ihr nicht hören? – Männer! wilde Tiere!

Die ihr die Flammen eurer schnöden Wut

Im Purpurquell aus euren Adern löscht!

Zu Boden werft, bei Buß an Leib und Leben,

Die missgestählte Wehr aus blut’ger Hand!

Hört eures ungehaltnen Fürsten Spruch!

Drei Bürgerzwiste haben dreimal nun,

Aus einem luft’gen Wort von euch erzeugt,

Du alter Capulet und Montague,

Den Frieden unsrer Straßen schon gebrochen.

Veronas graue Bürger mussten sich

Entladen ihres ehrenfesten Schmucks,

Und alte Speer’ in alten Händen schwingen,

Woran der Rost des langen Friedens nagte,

Dem Hasse, der euch nagt, zu widerstehn.

Verstört ihr jemals wieder unsre Stadt,

So zahl eur Leben mir den Friedensbruch.

Für jetzt begebt euch, all ihr andern, weg!

Ihr aber, Capulet, sollt mich begleiten.

Ihr, Montague, kommt diesen Nachmittag

Zur alten Burg, dem Richtplatz unsres Banns,

Und hört, was hierin fürder mir beliebt.

Bei Todesstrafe, sag ich, alle fort!

(Der Prinz, sein Gefolge, Capulet, Gräfin Capulet, Tybalt, die Bürger und Bedienten gehen ab.)

MONTAGUE.

Wer bracht’ aufs Neu den alten Zwist in Gang?

Sagt, Neffe, wart Ihr da, wie er begann?

BENVOLIO.

Die Diener Eures Gegners fochten hier

Erhitzt mit Euren schon, eh ich mich nahte;

Ich zog, um sie zu trennen. Plötzlich kam

Der wilde Tybalt mit gezücktem Schwert,

Und schwang, indem er schnaubend Kampf mir bot,

Es um sein Haupt, und hieb damit die Winde,

Die, unverwundet, zischend ihn verhöhnten.

[8]Derweil wir Hieb’ und Stöße wechseln, kamen

Stets mehr und mehr, und fochten miteinander;

Dann kam der Fürst und schied sie voneinander.

GRÄFIN MONTAGUE.

Ach, wo ist Romeo? Saht Ihr ihn heut?

Wie froh bin ich! Er war nicht bei dem Streit.

BENVOLIO.

Schon eine Stunde, Gräfin, eh im Ost

Die heil’ge Sonn aus goldnem Fenster schaute,

Trieb mich ein irrer Sinn ins Feld hinaus.

Dort, in dem Schatten des Kastanienhains,

Der vor der Stadt gen Westen sich verbreitet,

Sah ich, so früh schon wandelnd, Euren Sohn.

Ich wollt’ ihm nahn, er aber nahm mich wahr

Und stahl sich tiefer in des Waldes Dickicht.

Ich maß sein Innres nach dem meinen ab,

Das in der Einsamkeit am regsten lebt,

Ging meiner Laune nach, ließ seine gehn,

Und gern vermied ich ihn, der gern mich floh.

MONTAGUE.

Schon manchen Morgen ward er dort gesehn,

Wie er den frischen Tau durch Tränen mehrte

Und, tief erseufzend, Wolk an Wolke drängte.

Allein sobald im fernsten Ost die Sonne,

Die allerfreu’nde, von Auroras Bett

Den Schattenvorhang wegzuziehn beginnt,

Stiehlt vor dem Licht mein finstrer Sohn sich heim,

Und sperrt sich einsam in sein Kämmerlein,

Verschließt dem schönen Tageslicht die Fenster,

Und schaffet künstlich Nacht um sich herum.

In schwarzes Missgeschick wird er sich träumen,

Weiß guter Rat den Grund nicht wegzuräumen.

BENVOLIO.

Mein edler Oheim, wisset Ihr den Grund?

MONTAGUE.

Ich weiß ihn nicht und kann ihn nicht erfahren.

BENVOLIO.

Lagt Ihr ihm jemals schon deswegen an?

MONTAGUE.

Ich selbst sowohl als mancher andre Freund.

Doch er, der eignen Neigungen Vertrauter,

Ist gegen sich, wie treu will ich nicht sagen,

Doch so geheim und in sich selbst gekehrt,

So unergründlich forschendem Bemühn,

Wie eine Knospe, die ein Wurm zernagt,

Eh sie der Luft ihr zartes Laub entfalten,

Und ihren Reiz der Sonne weihen kann.

Erführen wir, woher sein Leid entsteht,

Wir heilten es so gern, als wir’s erspäht.

(Romeo erscheint in einiger Entfernung.)

[9]BENVOLIO.

Da kommt er, seht! Geruht uns zu verlassen.

Galt ich ihm je was, will ich schon ihn fassen.

MONTAGUE.

O beichtet’ er für dein Verweilen dir

Die Wahrheit doch! – Kommt, Gräfin, gehen wir!

(Montague und Gräfin Montague gehen ab.)

BENVOLIO.

Ha, guten Morgen, Vetter!

ROMEO.

Erst so weit?

BENVOLIO.

Kaum schlug es neun.

ROMEO.

Weh mir! Gram dehnt die Zeit.

War das mein Vater, der so eilig ging?

BENVOLIO.

Er war’s. Und welcher Gram dehnt Euch die Stunden?

ROMEO.

Dass ich entbehren muss, was sie verkürzt.

BENVOLIO.

Entbehrt Ihr Liebe?

ROMEO.

Nein.

BENVOLIO.

So ward sie Euch zuteil?

ROMEO.

Nein, Lieb entbehr ich, wo ich lieben muss.

BENVOLIO.

Ach, dass der Liebesgott, so mild im Scheine,

So grausam in der Prob erfunden wird!

ROMEO.

Ach, dass der Liebesgott, trotz seinen Binden,

Zu seinem Ziel stets Pfade weiß zu finden!

Wo speisen wir? – Ach! welch ein Streit war hier?

Doch sagt mir’s nicht, ich hört’ es alles schon.

Hass gibt hier viel zu schaffen, Liebe mehr.

Nun dann: liebreicher Hass! streitsücht’ge Liebe!

Du Alles, aus dem Nichts zuerst erschaffen!

Schwermüt’ger Leichtsinn! ernste Tändelei!

Entstelltes Chaos glänzender Gestalten!

Bleischwinge! lichter Rauch und kalte Glut!

Stets wacher Schlaf! dein eignes Widerspiel! –

So fühl ich Lieb und hasse, was ich fühl!

Du lachst nicht?

BENVOLIO.

Nein! das Weinen ist mir näher.

ROMEO.

Warum, mein Herz?

BENVOLIO.

Um deines Herzens Qual.

ROMEO.

Das ist der Liebe Unbill nun einmal.

Schon eignes Leid will mir die Brust zerpressen,

Dein Gram um mich wird voll das Maß mir messen.

Die Freundschaft, die du zeigst, mehrt meinen Schmerz;

Denn, wie sich selbst, so quält auch dich mein Herz.

Lieb ist ein Rauch, den Seufzerdämpf erzeugten,

Geschürt, ein Feu’r, von dem die Augen leuchten,

Gequält, ein Meer, von Tränen angeschwellt;

[10]Was ist sie sonst? Verständ’ge Raserei,

Und ekle Gall, und süße Spezerei.

Lebt wohl, mein Freund!

BENVOLIO.

Sacht! ich will mit Euch gehen;

Ihr tut mir Unglimpf, lasst Ihr so mich stehen.

ROMEO.

Ach, ich verlor mich selbst; ich bin nicht Romeo.

Der ist nicht hier: er ist – ich weiß nicht wo.

BENVOLIO.

Entdeckt mir ohne Mutwill, wen Ihr liebt.

ROMEO.

Bin ich nicht ohne Mut und ohne Willen?

BENVOLIO.

Nein, sagt mir’s ohne Scherz.

ROMEO.

Verscherzt ist meine Ruh: wie sollt’ ich scherzen?

O überflüss’ger Rat bei so viel Schmerzen!

Hört, Vetter, denn im Ernst: ich lieb ein Weib.

BENVOLIO.

Ich traf’s doch gut, da ich verliebt Euch glaubte.

ROMEO.

Ein wackrer Schütz! – Und, die ich lieb, ist schön.

BENVOLIO.

Ein glänzend Ziel kann man am Ersten treffen.

ROMEO.

Dies Treffen traf dir fehl, mein guter Schütz:

Sie meidet Amors Pfeil, sie hat Dianens Witz.

Umsonst hat ihren Panzer keuscher Sitten

Der Liebe kindisches Geschoss bestritten.

Sie wehrt den Sturm der Liebesbitten ab,

Steht nicht dem Angriff kecker Augen, öffnet

Nicht ihren Schoß dem Gold, das Heil’ge lockt.

Oh, sie ist reich an Schönheit; arm allein,

Weil, wenn sie stirbt, ihr Reichtum hin wird sein.

BENVOLIO.

Beschwor sie der Enthaltsamkeit Gesetze?

ROMEO.

Sie tat’s, und dieser Geiz vergeudet Schätze.

Denn Schönheit, die der Lust sich streng enthält,

Bringt um ihr Erb die ungeborne Welt.

Sie ist zu schön und weis, um Heil zu erben,

Weil sie, mit Weisheit schön, mich zwingt zu sterben.

Sie schwor zu lieben ab, und dies Gelübd’

Ist Tod für den, der lebt, nur weil er liebt.

BENVOLIO.

Folg meinem Rat, vergiss an sie zu denken.

ROMEO.

So lehre mich, das Denken zu vergessen.

BENVOLIO.

Gib deinen Augen Freiheit, lenke sie

Auf andre Reize hin.

ROMEO.

Das ist der Weg,

Mir ihren Reiz in vollem Licht zu zeigen.

Die Schwärze jener neidenswerten Larven,

Die schöner Frauen Stirne küssen, bringt

Uns in den Sinn, dass sie das Schöne bergen.

Der, welchen Blindheit schlug, kann nie das Kleinod

[11]Des eingebüßten Augenlichts vergessen.

Zeigt mir ein Weib, unübertroffen schön;

Mir gilt ihr Reiz wie eine Weisung nur,

Worin ich lese, wer sie übertrifft.

Leb wohl! Vergessen lehrest du mich nie.

BENVOLIO.

Dein Schuldner sterb ich, glückt mir nicht die Müh.

(Beide ab.)

ZWEITE SZENE

Eine Straße

Capulet, Paris und ein Bedienter kommen.

CAPULET.

Und Montague ist mit derselben Buße

Wie ich bedroht? Für Greise, wie wir sind,

Ist Frieden halten, denk ich, nicht so schwer.

PARIS.

Ihr geltet beid als ehrenwerte Männer,

Und Jammer ist’s um euren langen Zwiespalt.

Doch, edler Graf, wie dünkt Euch mein Gesuch?

CAPULET.

Es dünkt mich so, wie ich vorhin gesagt.

Mein Kind ist noch ein Fremdling in der Welt,

Sie hat kaum vierzehn Jahre wechseln sehn.

Lasst noch zwei Sommer prangen und verschwinden,

Eh wir sie reif, um Braut zu werden, finden.

PARIS.

Noch jüngre wurden oft beglückte Mütter.

CAPULET.

Wer vor der Zeit beginnt, der endigt früh.

All meine Hoffnungen verschlang die Erde;

Mir blieb nur dieses hoffnungsvolle Kind.

Doch werbt nur, lieber Graf! Sucht Euer Heil!

Mein Will ist von dem ihren nur ein Teil.

Wenn sie aus Wahl in Eure Bitten willigt,

So hab ich im Voraus ihr Wort gebilligt.

Ich gebe heut ein Fest, von alters hergebracht,

Und lud darauf der Gäste viel zu Nacht.

Was meine Freunde sind: Ihr, der dazu gehöret,

Sollt hoch willkommen sein, wenn Ihr die Zahl vermehret.

In meinem armen Haus sollt Ihr des Himmels Glanz

Heut Nacht verdunkelt sehn durch ird’scher Sterne Tanz.

Wie muntre Jünglinge mit neuem Mut sich freun,

Wenn auf die Fersen nun der Fuß des holden Maien

[12]Dem lahmen Winter tritt: die Lust steht Euch bevor,

Wann Euch in meinem Haus ein frischer Mädchenflor

Von jeder Seit umgibt. Ihr hört, Ihr seht sie alle,

Dass, die am schönsten prangt, am meisten Euch gefalle.

Dann mögt Ihr in der Zahl auch meine Tochter sehn,

Sie zählt für eine mit, gilt sie schon nicht für schön.

Kommt, geht mit mir! – Du, Bursch, nimm dies Papier mit Namen;

Trab in der Stadt herum, such alle Herrn und Damen,

So hier geschrieben stehn, und sag mit Höflichkeit:

Mein Haus und mein Empfang steh ihrem Dienst bereit.

(Capulet und Paris gehen ab.)

DER BEDIENTE.

Die Leute soll ich suchen, wovon die Namen hier geschrieben stehn? Es steht geschrieben, der Schuster soll sich um seine Elle kümmern, der Schneider um seinen Leisten, der Fischer um seinen Pinsel, der Maler um seine Netze. Aber mich schicken sie, um die Leute ausfindig zu machen, wovon die Namen hier geschrieben stehn, und ich kann doch gar nicht ausfindig machen, was für Namen der Schreiber hier aufgeschrieben hat. Ich muss zu den Gelahrten. – Wie gerufen!

(Benvolio und Romeo kommen.)

BENVOLIO.

Pah, Freund! Ein Feuer brennt das andre nieder;

Ein Schmerz kann eines andern Qualen mindern.

Dreh dich im Schwindel, hilf durch Drehn dir wieder;

Fühl andres Leid, das wird dein Leiden lindern!

Saug in dein Auge neuen Zaubersaft,

So wird das Gift des alten fortgeschafft.

ROMEO.

Ein Blatt, vom Wegrich dient dazu vortrefflich …

BENVOLIO.

Ei, sag, wozu?

ROMEO.

Für ein geschundnes Bein.

BENVOLIO.

Was, Romeo, bist du toll?

ROMEO.

Nicht toll, doch mehr gebunden wie ein Toller,

Gesperrt in einen Kerker, ausgehungert,

Gegeißelt und geplagt, und – Guten Abend, Freund!

(Zu dem Bedienten.)

DER BEDIENTE.

Gott grüß Euch, Herr! Ich bitt Euch, könnt Ihr lesen?

ROMEO.

Jawohl, in meinem Elend mein Geschick.

DER BEDIENTE.

Vielleicht habt Ihr das auswendig gelernt. Aber sagt: könnt Ihr alles vom Blatte weg lesen?

ROMEO.

Ja freilich, wenn ich Schrift und Sprache kenne.

DER BEDIENTE.

Ihr redet ehrlich. Gehabt Euch wohl!

[13]ROMEO.

Wart! Ich kann lesen, Bursch.

(Er liest das Verzeichnis.)

„Signor Martino und seine Frau und Tochter; Graf Anselm und seine reizenden Schwestern; die verwitwete Freifrau von Vitruvio; Signor Placentio und seine artigen Nichten; Mercutio und sein Bruder Valentio; mein Oheim Capulet, seine Frau und Töchter; meine schöne Nichte Rosalinde; Livia; Signor Valentio und sein Vetter Tybalt; Lucio und die muntre Helena.“

(Gibt das Papier zurück.)

Ein schöner Haufe! Wohin lädst du sie?

DER BEDIENTE.

Hinauf.

ROMEO.

Wohin?

DER BEDIENTE.

Zum Abendessen in unser Haus.

ROMEO.

Wessen Haus?

DER BEDIENTE.

Meines Herrn.

ROMEO.

Das hätt ich freilich eher fragen sollen.

DER BEDIENTE.

Nun will ich’s Euch ohne Fragen erklären. Meine Herrschaft ist der große, reiche Capulet, und wenn Ihr nicht vom Hause der Montagues seid, so bitt ich Euch, kommt, stecht eine Flasche Wein mit aus. Gehabt Euch wohl! (Geht ab.)

BENVOLIO.

Auf diesem hergebrachten Gastgebot

Der Capulets speist deine Rosalinde

Mit allen Schönen, die Verona preist.

Geh hin, vergleich mit unbefangnem Auge

Die andern, die du sehen sollst, mit ihr.

Was gilt’s? Dein Schwan dünkt eine Krähe dir.

ROMEO.

Höhnt meiner Augen frommer Glaube je

Die Wahrheit so: dann, Tränen, werdet Flammen!

Und ihr, umsonst ertränkt in manchem See,

Mag eure Lüg als Ketzer euch verdammen.

Ein schönres Weib als sie? Seit Welten stehn,

Hat die allsehnde Sonn es nicht gesehn.

BENVOLIO.

Ja, ja! du sahst sie schön, doch in Gesellschaft nie;

Du wogst nur mit sich selbst in jedem Auge sie.

Doch leg einmal zugleich in die kristallnen Schalen

Der Jugendreize Bild, wovon auch andre strahlen,

Die ich dir zeigen will bei diesem Fest vereint:

Kaum leidlich scheint dir dann, was jetzt ein Wunder scheint.

ROMEO.

Gut, ich begleite dich; nicht um des Schauspiels Freuden:

An meiner Göttin Glanz will ich allein mich weiden.

(Beide ab.)

[14]DRITTE SZENE

Ein Zimmer in Capulets Hause

Gräfin Capulet und die Wärterin.

GRÄFIN CAPULET.

Ruft meine Tochter her: wo ist sie, Amme?

WÄRTERIN.

Bei meiner Jungferschaft im zwölften Jahr,

Ich rief sie schon. – He, Lämmchen! zartes Täubchen!

Dass Gott! wo ist das Kind? he, Juliette!

(Julia kommt.)

JULIA.

Was ist? Wer ruft mich?

WÄRTERIN.

Eure Mutter.

JULIA.

Hier bin ich, gnäd’ge Mutter! Was beliebt?

GRÄFIN CAPULET.

Die Sach ist diese: – Amme, geh beiseit,

Wir müssen heimlich sprechen. Amme, komm

Nur wieder her, ich habe mich besonnen;

Ich will dich mit zur Überlegung ziehn.

Du weißt, mein Kind hat schon ein hübsches Alter.

WÄRTERIN.

Das zähl ich, meiner Treu, am Finger her.

GRÄFIN CAPULET.

Sie ist nicht vierzehn Jahre.

WÄRTERIN.

Ich wette vierzehn meiner Zähne drauf –

Zwar hab ich nur vier Zähn, ich arme Frau –,

Sie ist noch nicht vierzehn. Wie lang ist’s bis Johannis?

GRÄFIN CAPULET.

Ein vierzehn Tag und drüber.

WÄRTERIN.

Nu, drüber oder drunter. Just den Tag,

Johannistag zu Abend, wird sie vierzehn.

Suschen und sie – Gott gebe jedem Christen

Das ew’ge Leben! – waren eines Alters.

Nun, Suschen ist bei Gott:

Sie war zu gut für mich. Doch, wie ich sagte,

Johannistag zu Abend wird sie vierzehn.

Das wird sie, meiner Treu; ich weiß es recht gut.

Elf Jahre ist’s her, seit wir’s Erdbeben hatten:

Und ich entwöhnte sie (mein Leben lang

Vergess ich’s nicht) just denselben Tag.

Ich hatte Wermut auf die Brust gelegt,