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Niemand hat das Lieben, Leben und Leiden schwuler Männer so derb, zotig, furchtlos und zärtlich beschrieben, verfilmt, gedichtet und gemalt wie das skandalöse Universalgenie Rosa von Praunheim. Zum Glück hat er jetzt auch das Theater für sich entdeckt. In »Rosas Theater« versammeln sich neben dem autobiographischen Stück »Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht« auch »Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs« und zwei leidenschaftliche »Fleischfachverkäuferinnen«. Last but not least gibt es endlich ein Wiedersehen mit Luzie und Dietmar, weil »Rosas Theater« mit dem ultimativen Musical "Die Bettwurst« sein krönendes Ende findet. »Als noch niemand wusste, was das ist, hat der Filmemacher Rosa von Praunheim Genderpolitik gemacht.« Die Zeit »Ein Zauberer von eigenen Gnaden in einem Ozean aus Herz und Schmerz.« FAZ »Manche bezeichnen mich als den beliebtesten und manche als den unbeliebtesten schwulen Filmregisseur Deutschlands.« Rosa von Praunheim Folgende Stücke sind in »Rosas Theater« zu finden: »Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht« »Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs« »Zwei Fleischfachverkäuferinnen« »Die Bettwurst - Das Musical!«
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Seitenzahl: 172
Rosa von Praunheim
4 Stücke
Niemand hat das Lieben, Leben und Leiden homosexueller Männer so derb, zotig, furchtlos und zärtlich beschrieben, verfilmt, gedichtet und gemalt wie das skandalöse Universalgenie Rosa von Praunheim. Zum Glück hat er jetzt auch das Theater für sich entdeckt:
JEDER IDIOT HAT EINE OMA, NUR ICH NICHT
HITLERS ZIEGE UND DIE HÄMORRHOIDEN DES KÖNIGS
ZWEI FLEISCHFACHVERKÄUFERINNEN
DIE BETTWURST – DAS MUSICAL!
»Ein Zauberer von eigenen Gnaden in einem Ozean aus Herz und Schmerz.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Rosa von Praunheim wurde 1942 im Staatsgefängnis von Riga unter dem bürgerlichen Namen Holger Radke geboren. Seine zweiten Eltern Edmund und Gertrud Mitschwitzky klauten ihn aus dem Krankenhaus in Riga bei Kriegsende und gaben ihn als ihren Sohn aus.
Er wuchs am Stadtrand in Berlin auf. 1953 flohen sie mit ihm aus der DDR und siedelten nach Frankfurt am Main um in den Stadtteil Praunheim. Er fing früh an zu malen und zu schreiben, studierte in Berlin freie Malerei. Sein erstes Buch Männer Rauschgift und der Tod erschien 1967, sein erster Kurzfilm Von Rosa von Praunheim ebenfalls. 1971 wurde er mit den Filmen Die Bettwurst und Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt sehr bekannt. Er gilt als öffentlicher Wegbereiter und Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland.
In über fünfzig Jahren drehte Rosa von Praunheim mehr als 150 Kurz- und Langfilme. Sein Werk umfasst außerdem zahlreiche Bücher, Bilder, Hörspiele und Theaterstücke und wurde vielfach ausgezeichnet. 2015 erhielt Rosa von Praunheim das Bundesverdienstkreuz und 2020 den Max Ophüls Preis des Saarbrücker Filmfestivals für seine Verdienste um den deutschsprachigen Film und als "Wegbereiter der Schwulenbewegung in Westdeutschland“. Er gilt als wichtiger Vertreter des postmodernen deutschen Films in den Genres Dokumentar-, Autoren- und Avantgardefilm.
Rosa von Praunheim kam spät aber spektakulär zum Theater. 2019 feierte er seinen 77. Geburtstag am Deutschen Theater Berlin, indem er sein erstes Theaterstück Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht mit großem Erfolg selbst inszenierte. 2020 folgte im Rahmen der Autorentheatertage die zweite Inszenierung am Deutschen Theater Berlin mit seinem Stück Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs. Seinen Kultfilm Die Bettwurst schrieb er 2022 zu einem Musical um und inszenierte auch diese Theateruraufführung zu seinem 80. Geburtstag in der Bar jeder Vernunft in Berlin selbst.
Weitere Informationen finden Sie auf:
www.rosavonpraunheim.de
www.fischer-theater.de
www.fischerverlage.de
und warum ich Künstler bin und damit etwas Besonderes, also praktisch ein Auserwählter bin, also ein Perverser, der keinen Sport liebt und keine Autos und keine Popmusik, aber Stofftiere und Kröten aus Plastik und Erdbeerfrösche.
Wachgeküsst hat mich Ulrich Khuon, der Intendant des Deutschen Theaters. Ich saß in seinem Büro und schlug ihm vor, ein Musical über mein Leben zu schreiben, präsentierte ihm eine halbe Seite und verschwieg ihm, dass ich zuvor meine Theatertexte an alle möglichen Dramaturgen und Verlage geschickt hatte mit vernichtenden Antworten. Michael Eberth schrieb: »Das ist keine Kunst.«
So konnte ich jungfräulich beginnen und hatte mit Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht einen großen Erfolg. Danke, Ulrich Khuon. Ich schenkte ihm daraufhin bei jedem Treffen einen Plastikwurm oder eine Plastikspinne.
Nun muss ich dazu sagen, dass nicht »Ich« schreibe, sondern »Es« schreibt mich. Kunst ist etwas Magisches, wir sind nur das Medium. Ich sitze vor meinem Computer, und es fließt nur so aus mir heraus, ähnlich wie auf der Toilette, und da ich eine Reizblase habe und nachts siebenmal raus muss, habe ich das Clo lieben gelernt. Als Schwuler sowieso, in einer Zeit, als Homosexualität kriminalisiert war und das die wenigen Treffpunkte waren, sich heimlich zu lieben. Einmal zur Weihnachtszeit ging ich am Ernst-Reuter-Platz in Berlin auf eine unterirdische Toilette und wurde von einem Stricher bedroht. Da ich kein Bargeld dabei hatte, bot ich ihm meine Weihnachtstüten an, die er aber ablehnte.
Warum gehen Leute immer noch ins Theater?
Es gab eine Zeit, da Schauspielerinnen als Huren galten
und Opernaufführungen als Puff.
Es gab eine Zeit, wo man den Beruf des Regisseurs nicht kannte, sondern nur um einen Star gruppierte, und es gab eine Zeit in den fünfziger Jahren, als ich mit grünen Schuhen in die Deutsche Oper ging und in der Pause nicht den Saal verlassen durfte.
Das Schönste am Theater sind die Pausen, wenn man über andere lästern kann, wenn man sich über das Gesehene aufregen kann, und das Beste am Theater ist das Unsichtbare Theater, im Café, in der U-Bahn oder nachts im Park, wenn nackte Männer durch die Büsche hüpfen.
Das schönste Theater sind Beerdigungen, wenn Leute Liebe vorgaukeln, und das allerschönste Theater ist die eigene Beerdigung. Damit ich davon etwas habe, feiere ich am 16. Oktober 2023 meine eigene am Alten St.-Matthäus-Friedhof in Berlin, denn eine besoffene Wahrsagerin sagte mir dieses Datum voraus. Es wäre kurz vor meinem 81, und ich freue mich schon unbändig darauf. Bis dahin habe ich noch Zeit, viele Theaterstücke, Filme, Romane zu schreiben.
Mit einem Gedicht möchte ich schließen:
»Jedes Gedicht hat ein Gesicht
Eines des Todes und eins der Geburt
Beide sehen gleich aus
Das ist die Tragik, und deshalb lieben wir das Theater.«
Gruß Rosa von Praunheim
PS
Ich mache natürlich über meinem Tod hinaus weiter
das nennt man Post mortem Theater
Uraufführung: Deutsches Theater (Kammerspiele), Berlin, 21. Januar 2018
mit: Heiner Bomhard und Božidar Kocevski
Musik: Heiner Bomhard
Bühne/Kostüme: Viktor Reim
Regie: Rosa von Praunheim
Ein Stück für zwei Schauspieler
Es liegt eine DVD der Inszenierung von Rosa von Praunheim im Deutschen Theater Berlin vor, in der die Platzierung und das Timing der Foto- und Filmausschnitte gut zu sehen sind.
Die Leinwände bestehen aus drei separaten Flächen: Auf der linken und auf der rechten Leinwand werden Fotos eingeblendet, während die mittige Leinwand für Video-Einspieler verwendet wird.
Beim Einlass des Publikums kann eine Collage aus Rosas Filmen und Talkshowauftritten gezeigt werden.
Schauen Sie mir in die Augen
Stimmt etwas nicht
Bin ich zu klein oder zu groß
Zu jung oder alt
Was denken Sie
Bin ich allein umgeben von hunderten von Voyeuren
Oder bin ich ein Kleptomane
Ein Mörder
Ein Sexualmörder
Ja, das bin ich
Wie viele Opfer
Das sag ich erst nach meinem Tode
Das Bühnenlicht erstrahlt, Heiner betritt die Bühne. Er spielt ein Klavierstück und sucht nach dem zweiten Schauspieler. Sein Kollege taucht nicht auf. Schließlich verlässt er das Piano, um Boži selbst auf die Bühne zu holen. Dieser tritt endlich mit einem Kleid auf die Bühne und beginnt zu weinen.
BOŽI
Guten Abend, meine Damen und Herren. Schön, dass Sie so zahlreich erschienen sind, aber ich muss Ihnen leider mitteilen, dass die Vorstellung nicht stattfinden kann. Die letzte Vorstellung war eine Qual für mich. Es tut mir leid, aber ich fühle mich nicht wohl. Erst mal dachte ich, ein autobiographisches Theaterstück ist eine tolle Idee zu meinem 75. Geburtstag.
Ich habe mir wirklich bei den Proben Mühe gegeben. Habe brav den Text gelernt, die ganzen Bewegungen auf der Bühne geübt. Habe mich so darauf gefreut, Sie heute hier zu entertainen. Aber dann kam mir plötzlich der Gedanke: Ich könnte auf der Bühne vor Ihnen sterben. Will ich das? Wollen Sie das? Wollen Sie Zeuge eines Selbstmordes werden, denn so soll das Stück enden. Denn es ist ein postmodernes Stück. Würden Sie gerne sehen, wie ich verrecke? Auf widerliche Weise, mein Blut fließen sehen.
Mir geht es überhaupt nicht um mich. Ich würde den Tod begrüßen, aber mir geht es um Sie! Der seelische Schock dieser Dame hier vorne – oder sind Sie ein Herr? Ich weiß es ja nicht, ich habe Sie ja noch nie nackt gesehen. Das kann man ja heutzutage nie genau wissen, wen man mit einer Anrede verletzt. Kann ich das verantworten, wenn Sie sich zu Tode erschrecken?
BOŽI
Scheißegal
Wenn ich sterbe
Sterbt ihr auch
Sterbt ihr mit mir
Ist das nicht wunderbar
Endlich befreit von den Sorgen des Alltags
Dem Stress im Beruf
Endlich frei sein
Wunderbar frei sein
Über den Wolken zu schweben
Und nicht mehr zu leben
Scheißegal
Wenn ich sterbe
Sterbt ihr auch
Sterbt ihr mit mir
Ist das nicht wunderbar
BOŽI
Wo war ich stehengeblieben? Habe das schon vergessen. Ich habe leichte Demenz. Kein Wunder in meinem Alter. Aber das hat auch seine Vorteile, zum Beispiel… Text… Schon dass ihr extra meinetwegen gekommen seid. Ein Wunder, wirklich ein Wunder. Vergnügungssüchtiges Pack. Warum seid ihr nicht zu Hause geblieben. Vor der Glotze. Entschuldigung. Alles gut. Mir geht es nicht besonders gut heute. Kann sein, dass ich die Vorstellung unter diesem Druck nicht durchhalte. Ich habe noch nicht mal richtig onaniert. Aber wir haben Ersatz. Hinter der Bühne wartet so ein geiler Bodybuilder. Der kann übernehmen. Der kann auf Befehl eine Erektion bekommen. Der kann vor euch abspritzen, aber das ist es dann. Danach kommt das postkoitale Depressionsloch. Kommen wir zum Tod. Boži setzt sich auf den Boden und imitiert lautstark eine Geburt. Und vom Tod zur Geburt. Nicht alle von uns sind geboren worden. Bei manchen ist es Zellteilung oder wir sind vom Storch gebracht oder vom Baum gefallen. Bei mir war es der Krieg.
HEINER
am Klavier Schüsse peitschten. Wieder jemand standrechtlich erschossen worden. 25. November 1942. Rosas Mutter auf einer gynäkologischen Liege im Staatsgefängnis von Riga, im von den Deutschen besetzten Lettland. Seine Mutter schrie, eine Hebamme schrie zurück, draußen Schüsse, Schmerzensschreie, Heil-Hitler-Rufe, russisches und lettisches Sprachengewirr.
Boži erhebt sich.
EINBLENDUNG – Foto von Rosas biologischer Mutter.
BOŽI
Das war mein Anfang. Was dann passierte, kann man sich denken. Bei Kriegsende verschwanden die Deutschen, die Russen eroberten Riga, drangen ins Gefängnis ein, vergewaltigten meine Mutter, sie hatte immer noch ihren eleganten Hut auf, und nahmen mich auf den Arm. Ich spürte die nackte behaarte Männerbrust eines kräftigen Soldaten, der auf Russisch sagte: Schöne Grüße von Stalin. Und: Du wirst einmal ein guter Soldat. Meine Mutter röchelte unter den harten Stößen von 20 jungen, geilen Russen, man ließ sie blutend liegen, und mich warf man auf einen Lastwagen.
BOŽI
Abenteuer, Abenteuer
Männer sind so stark und schön
Haben kleine Schwänze
Und ein großes Herz
Sie kämpfen gern ums Rindfleisch
Und schießen in die Luft
Und alle Kinder lachen
Und schießen mit
Und scheißen mit
Vor Freude
Und scheißen mit
Vor Freude
BOŽI
Es war nicht vorauszusehen, dass alles anders kam. Dass die Unbeschwertheit der Jugend bald vorbei war. Dass Hunger und Not ausbrachen und die Kommunisten alle umbrachten, die denken und fühlen konnten. Mein erster Tod.
EINBLENDUNG – Foto von Rosa als Kind mit Ziege.
EINSPIELER – Schlager »Roter Mohn«, gesungen von Rosita Serrano.
Heiner fährt als Kind auf einem Roller über die Bühne.
So habe ich überlebt. Ich saugte an den Titten von Ilse, so hieß unsere Ziege. Wir mussten sie Tag und Nacht bewachen, denn sie war sehr wertvoll, lebensrettend, und die Zwerghühner produzierten kleine braune Eier.
Ich war in Berlin. Dann sah ich zum ersten Mal eine Fotze. Und ich durfte den kleinen Schwanz anfassen von dem kleinen Henning. Und ich wurde von einer Frau ermahnt, die sich als meine Mutter ausgab. Und ich schlief im Bett eines Mannes, der sich als mein Vater ausgab. Und ich fasste ihm an den Schwanz, als er schnarchte, und sein Schwanz wurde eine Eidechse oder ein Postbote oder eine Maus, das habe ich bis heute nicht vergessen. Meine biologische Oma habe ich nie kennengelernt, warum auch, ich hatte zwei falsche und eine Uroma.
Boži nimmt Heiner den Roller weg.
»Du bist ein dummes Kind«, meinte meine falsche Oma, die alles wusste und sehr sittenstreng war – aber als sie dement wurde, wurde sie zur größten Sau, das heißt, habe ich auch die Chance dement und fromm zu werden?
EINBLENDUNG – Fotos einer Berliner Ruinenlandschaft.
Boži holt einen großen Vibrator raus und versucht ihn in den Mund zu stecken.
Wie viel Schwänze habe ich in meinem Leben gesehen, das ist der Vorteil, wenn du schwul bist. Du kannst die Schwänze gar nicht mehr zählen, die du im Mund gehabt hast. Einmal bin ich dabei eingeschlafen, mit dem Schwanz im Mund, und als ich aufwachte, war er noch da, aber der Typ war weg.
BOŽI
Tut mir leid, mir wird gerade richtig übel. An dieser Stelle will ich etwas loswerden, was ich schon seit längerem mit mir rumschleppe. Ich halte es einfach nicht mehr aus… diesen Druck. Ich will mich ein für allemal outen: Ich bin hetero. Es tut mir unglaublich leid, dass ich alle so enttäusche. Ich weiß, dass das wirklich ein harter Schock für alle sein muss, aber ich, ich will mich nicht mehr verstecken müssen. Ich bin ein hetero Schauspieler, der Rosa spielen muss, und das ist eine Überwindung.
HEINER
Aber bei Shakespeare musst du auch Mörder spielen.
BOŽI
Ja, aber Shakespeare war schwul, so wie Jesus und Hitler.
ICH BIN…ICHCHCH…ISCHSCH BIN… Ich bin Moslem, meine Religion, also wir hassen Schwule, also Homosexuelle, obwohl wir Männer gerne ficken. Da, wo ich herkomme, kannst du vergessen, eine Frau zu ficken vor der Hochzeit, und da lernt man schon früh, Arschlöcher zu finden. Was meint ihr, wie ich rennen musste. Mit 8 Jahren fing das an, alle wollten mich ficken, mein Onkel, mein Vater, meine älteren Brüder und meine 15 Cousins, das ist so Tradition bei uns. Der Gefickte ist schwul und nicht der Ficker. Da hilft nur Augen zu, Knie ran, atmen und verdrängen. Und wenn man älter ist, dann tut man das Gleiche nur umgekehrt. Erst als ich genug verdient habe, um mir eine Frau zu leisten, habe ich geheiratet. Vier Kinder habe ich, und es sollen noch mehr werden, aber ab und zu schaue ich mir junge Männer von hinten an.
EINSPIELER – laute Technomusik.
Boži und Heiner tanzen extatisch. Dazu Rosas Stimme vom Band als EINSPIELER:
In New York in den 70er Jahren gab es jemanden, der den Schwulen im Darkroom die Schwänze mit der Rasierklinge abschnitt. Mann merkte das nicht. Das Blut rann so warm und geil an den Beinen runter, bis er ohnmächtig wurde und man die Leiche erst am nächsten Tag entdeckte. Ein anderer Typ versprach einem hübschen Jungen lachend 10000 Dollar, wenn er sich bei ihm zu Hause auf eine heiße Herdplatte setzen würde. Der Junge tat das, aber sein Geld bekam er nicht. Ein andermal traf ich in einer Bar den schönsten und stärksten Bären der Welt. Er lud mich ein, zu ihm zu kommen. Wir kamen in sein typisches kleines New Yorker Apartment, machten Sex und mittendrin sagte er plötzlich: »Unter meinem Bett ist eine Leiche!«
BOŽI
In Los Angeles verliebte ich mich in jemand, der ein gut gehendes Geschäft für Accessoires für Hunde hatte. Er hatte eine Jägersalbe bei sich und schmierte sie sich auf den Arsch, um seinen Schäferhund geil zu machen. Danach bekam er Hundeherpes und schämte sich, als er zum Hautarzt musste. Und ein großer Filmstar hatte die Angewohnheit, sich Wühlmäuse in den Anus zu schieben, nachdem er ihnen die Krallen gezogen hatte.
EINBLENDUNG – Fotos von Wühlmäusen.
Eine krabbelte zu weit, und er musste in die Klinik. Der dortige Krankenpfleger erkannte den Schauspieler, und blitzschnell wusste die ganze schwule Community von dem Vorfall.
Die Technomusik stoppt.
EINBLENDUNG – Fotos von Rosa, der mit Frauen tanzt.
HEINER
Rosa und die Frauen, eine endlose Geschichte.
BOŽI
Zuerst war es Gaby Spielhagen, die mir im Jugendclub in Praunheim den ersten Kuss gab, dann war es der Rücken von Heidi, mit der ich Überschlag übte, und Ursula in der Jugendherberge, wo ich andere Männer animierte, sie zu ficken, und ich zusehen konnte, dann kam Carla, die ich heiratete und nie wiedersah nach der Hochzeitsnacht. Es waren die Frauen, die ich liebte und verehrte, und nicht die Männer. Männer waren nur Sexobjekte. Ich bin ja als Frau geboren, schon mit zwei Wochen trug ich ein süßes rosa Hütchen in Form einer Vulva, und ich machte jedem Mann schöne Augen. Meinen kleinen Penis versteckte ich geschickt.
Während Boži spricht, beginnt Heiner »Can’t Help Falling in Love« von Elvis Presley zu spielen. Die Melodie geht über in:
HEINER
Kleiner Penis
Süß und hold
BOŽI
Mein Geheimnis
Bitterböse
Nicht so gut wie eine Möse
HEINER
Kleiner Penis
Süß und hold
BOŽI
Wenn ich groß bin
Schneid ich ihn ab
Und verkaufe ihn nach China
Nach China
Nach China
Beide sprechen tuntig.
HEINER
Wir sind alles Frauen
BOŽI
Männer hat es nie gegeben
HEINER
Sie sind ein Konstrukt
BOŽI
Eine Erfindung der Klatschpresse.
HEINER
Was ist schon dran an einem Mann?
BOŽI
Männer saufen,
HEINER
streuen ihren Samen und führen Kriege, immer wieder Kriege.
BOŽI
Schon als Babys hauen sie sich auf die Köpfe.
HEINER
Umerziehung hilft nicht.
BOŽI
Alle kleinen Machos einsperren und ihnen rosa Unterhosen verpassen.
HEINER
Sie zwingen, mit hoher Stimme zu sprechen, und sie lehren, Analverkehr auszuüben.
BOŽI
Analverkehr
Ein Hoch auf den Analverkehr
Ein Dildo wühlt in deinen weichen Eingeweiden
Und lässt dich träumen
Die Prostata erwacht
Und singt und tanzt
Analverkehr
Ein Hoch auf den Analverkehr
Analverkehr
Steck den Finger in den Po
Im Bus und in der U-Bahn
Und lächle stolz
Und singe
Analverkehr
Im Bus und in der U-Bahn
Analverkehr
Und bleibe drin
Für immer drin mit deiner Liebe
BOŽI
Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich sexistisch bin, ich bin einfach subjektiv, und wir wissen, Menschen können sich in und an alle Lebenslagen anpassen. Man kann alles mit ihnen machen, weil sie flexibel sind. Eng ist ein dehnbarer Begriff. Rosa war auf der ganzen Welt zu Hause, jetzt ist er alt und kalt. Meine Damen und Herren, hier ist der Augenblick, auf den Sie alle gewartet haben.
TROMMELWIRBEL. DUDAMPAPADUM!!!!
Heiner tritt im Sensenmann-Kostüm auf.
Einen riesigen Applaus, denn er ist schwerhörig, für ROSA VON PRAUNHEIM. Da ist er! Bei unserer Suche nach seinen Überresten haben wir seine DNA gefunden. Zufällig in Form eines Exkrements.
Boži nimmt ein Glas mit brauner Masse in die Hand.
Das ist alles, was von ihm übrig ist. Ich glaube, so einen Tod hat er sich immer gewünscht, denn er ist aufgefressen worden. Von wem? Das ist ein Staatsgeheimnis. – Meine Damen und Herren. Ich bitte Sie um eine kleine SCHWEIGEMINUTE für Rosa von Praunheiiiiiiim.
HEINER
als Sensenmann Im Alter war er unerträglich geworden, er beschimpfte alle seine Freunde, und er jammerte, jammerte. Der kleinste Schmerz wurde für ihn unerträglich, und er schrieb mir Briefe, er wollte ständig sterben, in vielen Variationen.
BOŽI
Rosa glaubte an »Sex nach dem Tode« und hatte da präzise Vorstellungen. Ich hoffe, du hast ihm da keinen Strich durch die Rechnung gemacht.
EINBLENDUNG – Mexikanische Skelette.
BOŽI
Sex after death
Ist so leicht und weich
Sex after death
Der ganze Tag ein Orgasmus
Und alles ist willig
Der Kühlschrank und die Kuckucksuhr
Die dicke Eiche hat Löcher
Und die dünne Leiche dreht sich dazu
Sex after death
Ist so leicht und weich
Sex after death
Wunderbar den Himmel zu ficken
Die Wolken zu beglücken
Und die Engel zu stoßen
Mit einem riesigen Dildo
Aus Gold und rosa Porzellan
Selbst nach 700 Jahren macht das Spaß
Unendlichen Spaß
Weil man dabei high ist mit Speed und Morphin
Und ständig denkt man an Sex
Und ständig denkt man an Sex
Sex after death
Ist so leicht und weich
Sex after death
Ist man drin, ist man draußen
Legt man eine Blume rein
Und plötzlich ist man ein Ferkel
Und denkt an Merkel
Hier gibt es kein Tabu, huhu
Huhu
Sex after Death
Heiner geht ab, Boži bleibt zurück.
EINBLENDUNG links – Foto von zwei Männern am Pissoir.
BOŽI