Saddle Up - Ein Ryker auf Probe - Kim Loraine - E-Book

Saddle Up - Ein Ryker auf Probe E-Book

Kim Loraine

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Beschreibung

Eine umwerfende TV-Produzentin aus L.A. taucht auf meiner Ranch auf und bringt Chaos in mein Leben. Ihre Idee ist es, eine Gruppe ahnungsloser Städter auf die Ranch zu schicken, damit sie lernen wie echte Cowboys zu leben. Mir winkt dafür eine stattliche Prämie, mit der ich endlich die Ranch retten könnte. Das klingt nach einem guten Plan, aber ich habe eine Bedingung: zuerst muss sie lernen, wie es auf unserer Ranch zugeht. Und ich werde sie anlernen ….

Die Ryker Ranch – der Ort an dem die Leidenschaft für Pferde, für das eigene Land und für die Familie zuhause ist. Werden die Ryker Brüder aber auch ihr ganz privates Glück finden?

Alle Titel der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Eine umwerfende TV-Produzentin aus L.A. taucht auf meiner Ranch auf und bringt Chaos in mein Leben. Ihre Idee ist es, eine Gruppe ahnungsloser Städter auf die Ranch zu schicken, damit sie lernen wie echte Cowboys zu leben. Mir winkt dafür eine stattliche Prämie, mit der ich endlich die Ranch retten könnte. Das klingt nach einem guten Plan, aber ich habe eine Bedingung: zuerst muss sie lernen, wie es auf unserer Ranch zugeht. Und ich werde sie anlernen ….

Die Ryker Ranch – der Ort an dem die Leidenschaft für Pferde, für das eigene Land und für die Familie zuhause ist. Werden die Ryker Brüder aber auch ihr ganz privates Glück finden?

Alle Titel der Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Kim Loraine

Kim Loraine lebt mit ihrer Familie in Washington. Wenn ihre drei Kinder sie nicht auf Trab halten, dann verbringt sie ihre Zeit mit exzessivem Kaffeetrinken, Schreiben, Lesen und »Doctor Who« schauen.

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Kim Loraine

Saddle Up – Ein Ryker auf Probe

Aus dem Englischen von Juna-Rose Hassel

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Epilog

Impressum

1

CLINT

Du bist ein guter Mann, Clint Ryker. Vielleicht zu gut. Es tut mir leid, dass es so enden musste, aber kann es wirklich enden, wenn es von vornherein nicht echt war?

Ich starrte über die ausgedehnten Ländereien, die meine Familie schon seit Generationen bestellte, dann zerknüllte ich den Zettel und warf ihn ins Feuer.

Jess war nichts weiter als eine opportunistische Lügnerin. Sie hatte mein Herz geraubt, meine Familie für sich gewonnen und war dann mit allem, wofür ich so hart gearbeitet hatte, abgehauen. Mit jedem verdammten Penny. Ein guter Mann. Ich lachte und kippte den Rest Bier hinunter. Wenn ich wirklich ein guter Mann wäre, hätte ich etwas gemerkt, hätte gesehen, was sie im Schilde führte, bevor sie uns die Taschen geleert hatte.

In der Ferne hörte ich Hufgetrappel und beobachtete, wie sich mein Bruder Buck auf seinem Pferd Teddy näherte. Ein paar Schritte von der Stelle entfernt, an der mein eigenes Pferd angebunden war und sein Futter verschlang, hielt er an. »Wusste doch, dass ich dich hier finden würde. Suhlst du dich in deinem Elend?”

Buck stieg ab und band Teddys Zügel an dem Pfosten vor der abgeschiedenen Hütte an.

»Das war Dads Lieblingsstelle, wenn er nachdenken musste. Schien mir passend.« Ich machte noch ein Bier auf und warf auch meinem Bruder eins zu.

»Wir finden schon einen Ausweg, das verspreche ich dir«, sagte Buck, während er die Flasche mit seiner Gürtelschnalle öffnete.

»Ich sehe keinen. Die Kosten steigen. Die Einnahmen sinken, und Mas Arztrechnungen werden auch nicht billiger.«

Er setzte sich auf einen der Klötze, die um das Feuer herumstanden, und starrte in den weiten Himmel von Montana hinauf. »Wir entlassen die Mitarbeiter und leiten die Ranch selbst, bis wir herausgefunden haben, wie wir zurückbekommen, was sie uns genommen hat.«

Ich stieß ein bitteres Lachen aus. »Wir werden keinen einzigen Dollar von dem wiedersehen, was uns Jess genommen hat.«

Er seufzte und rieb sich den Nacken. »Wir haben mit nichts angefangen. Wir können alles wieder von Grund auf aufbauen, wenn es sein muss.«

Buck zog eine Packung Marlboros aus der Jackentasche und zündete sich eine an. Er nahm einen langen Zug, die Glut leuchtete im ersterbenden Tageslicht hell auf. Am liebsten hätte ich wieder angefangen zu rauchen, doch ich hatte zusehen müssen, wie der Lungenkrebs unseren Vater langsam umbrachte. Das wollte ich nicht riskieren.

»Wenn Ma dich beim Rauchen erwischt, wird sie dich dran erinnern, dass du nie zu alt sein wirst, um von ihr mit der Gerte verdroschen zu werden.«

Er lachte, hielt die Fluppe zwischen Daumen und Zeigefinger und nahm einen weiteren tiefen Zug. Dann schnipste er sie ins Feuer. »Wenn es jemals einen Tag gegeben hat, der eine verdammte Kippe verdient hat, dann der heutige.«

»Da hast du wohl recht«, räumte ich ein.

»Also, heute ertränken wir unseren Kummer. Morgen bringen wir wieder Ordnung in den Laden.«

Ich hob mein Bier und wartete darauf, dass er es mir nachtat. Dann tranken wir, bis das Feuer bis auf die Glut heruntergebrannt war.

Morgen.

Morgen würden wir uns überlegen, welchen Weg wir von hier aus einschlagen wollten. Heute Abend waren wir zwei Brüder, die die Schönheit genossen, die durch die harte Arbeit, durch Blut, Schweiß und Tränen unserer Familie entstanden war.

ZWEI MONATE SPÄTER

Ich starrte das Kassenbuch an. Mehr Rot als Schwarz auf den Seiten.

»Gottverdammt!«, brüllte ich und schob es schwungvoll vom Schreibtisch, sodass es mit einem befriedigenden Krachen zu Boden fiel.

»Bist du jetzt fertig mit deinem Wutanfall?« Meine Mutter stand im Türrahmen des Büros, das einst meinem Vater gehört hatte. Jetzt war es meines, aber ehrlich gesagt hatte ich so wenig das Gefühl, hierher zu gehören, wie damals, als ich noch ein Kind war.

»Ich glaube, dieses Jahr werden wir es nicht über Weihnachten hinausschaffen.« Ich rieb mir das Gesicht und seufzte.

»Nun, mit so einer Einstellung wohl nicht. Wir müssen einfach über unseren Tellerrand hinausschauen.« Ma sah mich mit ihren durchdringenden blauen Augen an. »Ich habe dich nicht zu jemandem erzogen, der hinschmeißt, Clinton James Ryker.«

Als mein voller Name ertönte, stand ich auf. Das verhieß Ärger. Ich ging um den Schreibtisch herum, bis ich vor ihr stand, und verschränkte die Arme vor der Brust. »So einer bin ich nicht. Aber wir stecken echt in Schwierigkeiten. Es muss sich etwas ändern.«

Sie ergriff meine Hand und drückte sie. »Es wird sich etwas ändern. Darauf vertraue ich.«

»Du bist immer optimistisch.« Unwillkürlich gluckste ich. »Selbst wenn wir in einen Gewehrlauf blicken.«

»Ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Ich hab noch ein Ass im Ärmel.«

Ich hob eine Augenbraue und starrte in die Augen, die genau wie meine aussahen. »Was hast du vor?«

»Komm runter zum Frühstück. Wenn du gegessen hast, erzähle ich dir alles.«

Sie wandte sich ab und ging in den Flur hinaus. Ma hatte heimlich etwas unternommen, so viel war klar. Aber ich war mir nicht sicher, ob es mir gefallen würde.

Der Duft nach Speck und Kaffee erfüllte die Küche, als ich durch die Schwingtür trat. Ich hatte schon so viele Morgen hier verbracht. Irgendetwas daran, wie die buttergelben Vorhänge zu der alten Tischplatte aus Resopal passten, beruhigte mich ein wenig. Das hier war eine sichere Zufluchtsstätte. In diesem Heiligtum konnte uns nichts etwas anhaben. Doch das stimmte nicht. Der Krebs hatte meinen Dad dahingerafft, und Mas Herzprobleme wurden immer schlimmer. Und jetzt waren wir kurz davor, alles zu verlieren. Mein Heiligtum war entweiht worden, als der Teufel in einem blauen Kleid und Lederstiefeln in unser Leben spaziert war und alles auf den Kopf gestellt hatte. Für den Fall, dass es nicht klar ist: Der Name dieses Teufels lautete Jess.

»Ich sehe sehr wohl, dass du an etwas Schlimmes denkst, Clint. Wenn es um das Mädchen geht, das uns bestohlen und dir das Herz gebrochen hat, dann lässt du das mal lieber. Wir müssen weitermachen, sie hinter uns lassen. Verstehst du?« Ma schenkte mir eine Tasche frisch gebrühten Kaffee ein und fing an, sich einen entkoffeinierten Tee zuzubereiten. Es war schwer für sie gewesen, dieses flüssige Gold – wie sie es nannten – aufzugeben, doch der Arzt hatte ihr Koffein verboten. »Du weißt, wie viel es mir bedeutet, dass du den Platz deines Daddys eingenommen hast, nachdem er gestorben ist? Ich frage mich allerdings, wie viel von deinem eigenen Glück du aufgegeben hast, um mir hier zu helfen.«

Ich wusste, dass sie damit meine Entscheidung meinte, ins Haupthaus zurückzukommen und mein Zuhause aufzugeben, das ich mir gebaut hatte, die Privatsphäre, die ich damit gewonnen hatte. Buck und Tristan lebten auf der Ranch, doch sie teilten sich ein Haus, das näher an den Ställen lag. Sie brauchte jemanden hier. In ihrer Nähe.

»Du hast etwas von einem Ass im Ärmel gesagt?«

Sie reichte mir meine Tasse und nahm gegenüber von mir Platz.

»Ja. Ich habe vor einer Woche eine E-Mail von DFW bekommen, du weißt schon, dem Fernsehsender?«

Überrascht hob ich eine Augenbraue, während ich einen Schluck trank und darauf wartete, dass sie fortfuhr.

»Nun, wie es aussieht, suchen sie nach einem Drehort für ihre neue Realityshow. Ich habe ihnen gesagt, sie können sich unsere Ranch mal anschauen. Um zu sehen, ob sie ihren Vorstellungen entspricht.«

»Was?« Fast hätte ich mich an meinem Kaffee verschluckt.

»Anscheinend hat Gott uns eine Lösung in den Schoß fallen lassen. Ich wollte sie nicht infrage stellen.«

»Warum sollten sie an dich schreiben? Du bist nicht … das Geschäft lief nie auf deinen Namen.« Hier musste ich behutsam vorgehen. Ma arbeitete hinter den Kulissen, sie hatte uns ausgebildet, während wir größer wurden, damit wir die Zügel in die Hand nehmen konnten, wenn sie und Dad sich zur Ruhe setzten. Jetzt würde sie das leider nicht mehr genießen können.

»Ich … habe die Passwörter zu den E-Mails deines Dad. Der Sender weiß nicht, dass er von uns gegangen ist.«

Das überwältigte mich. »Du hast gelogen?«

Sie verdrehte die Augen und winkte ab, als wäre überhaupt nichts dabei. »Ich habe die Wahrheit verschwiegen. Das ändert nichts. Sie kommen heute her, um ihre Idee vorzustellen und sich die Ranch anzusehen.«

»Du machst Witze, oder?«

»Nee. Du gehst dich jetzt besser mal etwas aufhübschen. Du bist in ungefähr einer Stunde mit ein paar ziemlich wichtigen Leuten verabredet.«

»Verdammt noch mal, Ma!«

Sie warf mir einen Blick zu, der Unkraut auf der Stelle zum Welken hätte bringen können. »Clinton, hüte deine Zunge. So kannst du draußen reden, aber nicht hier unter meinem Dach.«

»Genau, Clinton.« Mein jüngster Bruder Tristan betrat die Küche durch die Hintertür. Seine Stiefel waren mit Schlamm bedeckt. Eigentlich war seine gesamte Seite mit dunklem Schmutz beschmiert. Er sah aus, als hätte er den ganzen Morgen mit einem störrischen Pferd gekämpft und verloren.

»Tristan! Was auf Gottes grüner Erde ist mit dir passiert? Zieh gefälligst die Stiefel aus, bevor du auf meinen sauberen Boden trittst.« Ma wandte ihre Aufmerksamkeit von mir ab und schimpfte weiter. »Wozu haben wir eine Schmutzschleuse, Junge. Habe ich dir denn gar nichts beigebracht?«

»Tut mir leid, Ma. Wildfire hat mir den ganzen Morgen Feuer unterm A… Allerwertesten gemacht. Er hat viel Temperament, aber ich werde ihn zureiten, bevor es Zeit ist, ihn vorzuführen.«

Er setzte sich auf die kleine Bank bei der Tür und zog die Stiefel aus. Dann stellte er sie draußen vor die Tür, bevor er seinen Hut an den Haken über der Bank hängte.

»Das schaffst du auch. Ich weiß, dass du das kannst. Aber verletz dich nicht.«

Er grinste, und sie lächelte – er hatte sie wieder herumgekriegt. Er gewann immer. Tristan war ihr Liebling, aber das konnte ihr keiner von uns sagen. Und selbst mit dreiundzwanzig war er immer noch ihr Baby. »Ich muss duschen. Oh, da kommt übrigens ein schicker schwarzer Wagen die Auffahrt herauf. Ob die sich wohl verfahren haben?«

Mein Magen zog sich zusammen, mein Blick huschte zu Ma. »Du hast gesagt, in einer Stunde.«

»Dann sind sie wohl früher dran.«

Ich schnappte mir Hut und Jacke und ging in die Schmutzschleuse, um meine Stiefel zu holen. Ich wusste nicht, was mich erwartete, aber in schnittigen, glänzenden Verpackungen steckte nie etwas Gutes. Das hatte ich auf die harte Tour gelernt.

2

EVER

Niemand hatte mir gesagt, wie viel Staub mich erwarten würde. Überall wirbelte hellbrauner Staub auf. Er hing in der Luft, landete auf meinem schwarzen Bleistiftrock und meinen glänzenden schwarzen Manolos. Gott, das würde ich nie wieder wegbekommen. Ich wäre für alle Ewigkeit von diesem Ort besudelt. Gebrandmarkt von Cowboys.

»Ms. Wilson, Ihr Mantel?« Joey, meine Assistentin, hielt mir meinen schweren Wollmantel hin, und ich ließ die Arme in die Ärmel gleiten. Sie hatte recht gehabt. Hier draußen war es kalt – ganz anders als noch in LA. Ich fröstelte und knöpfte meinen Kragen zu, dann steckte ich die Hände in die Taschen.

»Bringen wir es schnell hinter uns«, murmelte ich.

Joey nickte, schnappte sich ihre Umhängetasche aus Leder, die eine Kopie des Vertrags und der Details enthielt sowie mein Tablet für digitale Unterschriften. Ich würde ihnen diese Show verkaufen, meine Unterschriften bekommen und noch vor Sonnenuntergang zurück in LA sein.

»Yee-haw”, seufzte Joey. Ich runzelte die Stirn, starrte ihr verträumtes Gesicht an und folgte ihrem Blick.

Vor dem ausgedehnten Haus stand Mr. Sex, gekleidet in enge Jeans und Cowboy-Stiefel. Sein cremefarbener Cowboy-Hut war so weit heruntergezogen, dass ich seine Augen nicht sehen konnte. Doch alles andere war genau richtig. Ein gepflegter Bart, breite Schultern, gebräunte Haut und endlos lange Beine. Er war groß gewachsen, kräftig und genau das, was dem Sender vorschwebte.

»Welcher von ihnen sind Sie?«, fragte ich und trat mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Ich bin … oh!« Ich schrie laut auf, als mein Absatz an einer unebenen Stelle am Boden hängen blieb und ich auf ihn zustürzte.

Er fing mich in seinen Armen auf, der Duft nach Leder und Zitrusfrüchten stieg mir in die Nase. »Boah, langsam, kleine Lady. Diese Schuhe sind nichts für solches Gelände.«

Ich räusperte mich und stemmte mich gegen ihn, bis er mich wieder auf die Füße stellte. »Dann ist es ja gut, dass ich nicht lange bleiben werde.«

»Würden Sie mir sagen, was Sie auf meiner Ranch wollen?«

»Sind Sie George Ryker? Ich dachte, Sie wären älter.«

»Clint. George war mein Dad, aber er ist vor sechs Monaten gestorben. Sie wollen den Besitzer der Ranch sprechen, und der bin ich. Ich leite den Laden.«

Er streckte die Hand aus – er hatte etwas an sich, das mich zögern ließ. Nicht weil ich beunruhigt war, sondern … neugierig. Ich ergriff seine Hand und schüttelte sie. »Ever Wilson. Produzentin.«

»Produzentin wofür?«

Er hatte meine Hand nicht losgelassen, und ich zog sie nicht weg. Seine Hand war rau und warm, ganz anders als die weichen, manikürten Hände der Männer in meiner Branche. Aber ich musste es professionell angehen. Bisher war ich damit grandios gescheitert, indem ich mich in seine Arme hatte fallen lassen und ihn angegafft hatte. Ich ließ ihn los, räusperte mich und schlang die Arme um meinen Oberkörper, weil ich fröstelte.

»Clinton, lass die arme Frau doch reinkommen. Ich weiß, dass ich dich nicht dazu erzogen habe, die Leute draußen erfrieren zu lassen, wenn direkt hinter dir ein warmes Haus steht«, rief eine kleine Frau mit kurzen, grau melierten Locken von der Haustür her.

Clint warf einen Blick über die Schulter und sah mich wieder an. »Kommen Sie doch rein.«

Er ließ Joey und mir den Vortritt, und zu sagen, ich wäre mir seiner Präsenz überaus bewusst gewesen, wäre noch untertrieben.

»Wow«, sagte Joey, als sie sich in der großen Eingangshalle umsah, die mit Tannenzweiggirlanden und rot-grün-karierten Schleifen dekoriert war. Alles duftete nach frischen Bäumen und Weihnachten.

»Es ist doch erst Anfang November.« Meine Stimme war so leise, dass ich mir sicher war, dass es niemand gehört hatte. Bis Clint sich vorbeugte.

»Bei uns fängt Weihnachten an, wann immer es uns in den Kram passt. In Mas Fall ist das der erste November.«

Bei dem leichten Knurren in seiner Stimme lief mir ein Schauer über den Rücken. Gott, er war in jeder Hinsicht sexy. Vor der Kamera wäre er großartig. Jeder würde hoffen, dass er mit einer der Kandidatinnen anbandelte. Der Gedanke versetzte mir einen Stich. Huch? Das war seltsam. Ich war noch nie eifersüchtig auf jemanden aus meinen Shows gewesen. Ich konzentrierte mich auf meine Ziele und brauchte niemanden. Außerdem wollte ich auch niemanden. Es wäre eine Ablenkung, die ich mir nicht leisten konnte. Als weibliche Produzentin in LA war es schwer genug. Ich würde mich nicht von einem Cowboy in einer perfekt sitzenden Wrangler aus der Spur bringen lassen.

»Gehen wir doch ins Wohnzimmer.« Clint ging an mir vorbei und führte uns nach rechts, wo ein Feuer im Kamin prasselte und ein riesiger Weihnachtsbaum vor einem Fenster stand, das sich über zwei Stockwerke erstreckte. Alles, wonach ich mich als Kind insgeheim gesehnt und was ich nie bekommen hatte.

Er deutete auf ein großes, cremefarbenes Ledersofa, und ich nahm Platz. Joey setzte sich neben mich, während sich Clint den Klavierhocker heranzog und seltsamerweise daraufsetzte. Seine Ma – die Frau mit den lockigen Haaren, die ihn zusammengestaucht hatte – kam mit einem Tablett herein, auf dem Tassen und eine silberne Karaffe standen.

»Ich dachte mir, Sie wollen vielleicht etwas Heißes trinken, bevor wir uns unterhalten.«

Ich mochte sie jetzt schon. Ihr Lächeln war warmherzig und freundlich, und die Falten in ihren Augenwinkeln deuteten darauf hin, dass sie in ihrem Leben schon viel gelächelt hatte. Sie stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und sah mich fragend an. Ich nickte und lächelte ebenfalls. Kurz darauf standen vor uns allen Tassen mit heißem Kaffee, und sie hatte in einem der beiden Lehnstühle uns gegenüber Platz genommen.

»Also, ich bin Sandra Ryker, aber ihr könnt mich Ma nennen. Alle hier tun das.«

»Ich bin Ever Wilson, und das hier ist Joey Sands, meine Assistentin. Schön, Sie kennenzulernen. Dann habe ich wohl mit Ihnen per E-Mail kommuniziert?«

Ma wurde rot. »Ertappt. Tut mir leid, aber ich dachte nicht, dass das etwas ausmachen würde.«

»Seit mein Dad von uns gegangen ist, hängen wir ein wenig in der Luft, Ms. Wilson. Ma dachte nur, das könnte uns aus der Klemme helfen.« Clints Beschützerinstinkt kam zum Vorschein, und das missfiel mir nicht. Er kümmerte sich um seine Ma. Das war etwas Besonderes.

Ich schüttelte den Kopf. »Kein Problem. Solange ich mit dem Besitzer der Ranch spreche.«

»Das wäre dann ich. Mir gehören einundfünfzig Prozent davon. Meinen Brüdern und meiner Schwester gehört der Rest.«

Joey setzte sich auf. »Brüder? Wie viele davon gibt es denn?«

Er grinste. »Vier Jungs, ein Mädchen. Ich bin der Älteste.«

»Sehen sie alle aus wie Sie?«, fragte ich.

Seine Augenbrauen hoben sich in offensichtlicher Überraschung. »Ja, schon. Ist das ein Problem?«

»Überhaupt nicht. Tatsächlich können wir das zu unserem Vorteil nutzen.« In meinem Kopf arbeitete es, und ich sah eine feste Besetzung aus sexy Cowboys sowie hohe Einschaltquoten vor mir.

»Ich glaube, Sie müssen mir erklären, weshalb Sie hergekommen sind, Ms. Wilson«, sagte Clint.

Ich blickte zu Joey hinüber, und sie nickte. Dann zog sie mein Tablet und den Umschlag mit dem Vertrag aus der Tasche. »Ich bin hergekommen, um Ihr Leben zu verändern, Mr. Ryker.«

CLINT

»Mein Leben verändern? Wie das?« Ich starrte die schöne, hübsch zurechtgemachte Frau an, und jeder Zentimeter meines Körpers atmete Misstrauen. Ich begehrte sie. Das bedeutete, dass sie Ärger verhieß, und zwar gewaltigen Ärger.

»Wir wollen die Ryker Ranch in die nächste erfolgreiche Reality-Show umwandeln. Stellen Sie sich vor, Survivor und City Slickers hätten ein Baby.«

»City Slickers? Sie meinen den Film mit Billy Crystal?« Sie grinste und nickte. Gott, wie hübsch sich ihre Lippen zu einem verführerischen kleinen Bogen verzogen. »Stellen Sie sich vor: Zwölf Fremde aus der Stadt kommen auf die Ranch und lernen, wie es … nun ja, wie es ist, Sie zu sein. Bis zum Finale fliegt jede Woche einer der Kandidaten raus. Der Gewinner bekommt zehntausend Dollar, und wir verleihen ihm den goldenen Sattel.«

Ich lachte schallend. »Den goldenen Sattel? Sie machen Witze, oder?«

Ever machte eindeutig keine Witze. Sie machte ein Gesicht, als hätte ich ihr Hündchen getreten. »Nein. Das ist eine Gelegenheit, die man nur einmal im Leben bekommt, Mr. Ryker. Mir ist nicht klar, wie Sie glauben können, es wäre ein Witz.« Sie streckte die Hand aus, und ihre Assistentin reichte ihr einen Umschlag. »Sehen Sie sich den Vertrag an. Ich versichere Ihnen, dass wir Ihnen einen beachtlichen Vorschuss anbieten, dazu Honorare und Einnahmen aus dem Merchandising. Der Sender ist außerdem bereit, die Kosten für die Unterkunft zu übernehmen. Ich gehe davon aus, dass Sie über Personalunterkünfte verfügen? Leben all Ihre Angestellten auf der Ranch?«

Mein Nacken prickelte unbehaglich. »Wir mussten sie entlassen. Aber ja, die meisten von ihnen waren alleinstehende Kerle, und daneben gab es noch ein paar Ladys, die vor Ort lebten. Wir haben eine Reihe Hütten für sie.«

»Wie viele?«

»Zwölf.«

Ihr Lächeln war so strahlend, dass ich vorübergehend geblendet von ihrer Schönheit war. »Perfekt.« Sie hielt mir den Umschlag hin, in dem sich – wie ich annahm – ein Vertrag befand.

»Wir sind nicht darauf vorbereitet, Leute aufzunehmen, die das Leben auf einer Ranch nicht kennen. Sie können nicht einfach Leute in die Rolle eines Ranch-Gehilfen stecken und erwarten, dass das klappt.«

»Für den richtigen Geldbetrag können wir das. Sehen Sie es sich mal an. Und sagen Sie mir dann, was Sie davon halten.«

Ich öffnete den Umschlag und las mir die erste Seite des Vertrags durch. Als ich zu dem Geldbetrag kam, den sie uns als Vorschuss anboten, hielt ich inne. Und schluckte schwer. Mit dieser Summe konnte ich das, was wir verloren hatten, zur Hälfte wieder aufstocken.

»Die Tantiemen wären beträchtlich. Das wird ein Riesending, Mr. Ryker. Cowboys erleben gerade ein Comeback.«

Ich hob eine Augenbraue. »Ich habe nie angenommen, dass wir außer Mode waren.«

Ihre Wangen färbten sich rosa, und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. »Ich auch nicht.«

»Ich brauche etwas Zeit, um darüber nachzudenken, und natürlich muss sich mein Anwalt diesen Vertrag ansehen, bevor ich eine Entscheidung treffe.«

Sie wand sich kaum merklich. »Wie lange brauchen Sie dafür? Ich werde am Donnerstag in LA erwartet.«

»Bis dahin sollte das erledigt sein. Haben Sie beide eine Unterkunft für heute Nacht?«

Ihre Assistentin Joey richtete sich ein wenig auf. »Wir wollten ins Best Western, ein paar Kilometer von hier.«

»Die Fahrt dorthin dauert mindestens eine halbe Stunde. Heute Abend wird es schneien, und die Straßen werden glatt«, sagte Ma. »Ihr Mädels solltet heute Nacht hierbleiben. Wir haben weiß Gott genug freie Betten.«

»Oh, nein, wir können uns unmöglich aufdrängen.« Evers Augen waren groß, während sie protestierte, doch Ma hatte recht. Ihr Auto war nicht für Schnee und Eis gemacht.

»Ms. Wilson …«, begann Ma.

»Bitte, nennen Sie mich Ever.« Mir gefiel die sanfte Art, in der sie mit meiner Ma sprach. Wenn sie nicht gerade auf geschäftlich machte, hatte sie etwas Liebenswürdiges und Sanftes an sich.

Ma lächelte. »Also gut. Ever, du und Joey solltet hier im Haus übernachten. Ich weiß nicht, wann die Unterkünfte der Ranch-Arbeiter zum letzten Mal geputzt wurden. Ich hole euch frische Bettwäsche und Handtücher. Du kannst Sams Zimmer haben, Joey, und Ever, du nimmst Seras.«

»Oh, ich will keine Umstände bereiten«, protestierte Ever.

»Das macht überhaupt keine Umstände. Sammy ist weggefahren, um für den nächsten Wettkampf im Bullenreiten zu trainieren, und Sera kommt dieses Jahr nicht über die Feiertage nach Hause. Offenbar hat sie einen Jungen kennengelernt, der die wahre Liebe ist.«

Abrupt hielt ich inne. Sera war kaum alt genug, um zu wählen. Sie konnte doch nicht schon verliebt sein. Mein Beschützerinstinkt diktierte mir Fragen bezüglich meiner kleinen Schwester, doch Ma warf mir einen Blick zu, der besagte, dass ich besser die Klappe hielt.

»Haben Sie Gepäck im Auto?«, fragte ich schroffer als beabsichtigt.

»Nur Gepäck für eine Nacht. Wir hatten eigentlich nicht vor, länger als ein, zwei Tage zu bleiben.«

Ever und ich erhoben uns gleichzeitig. »Ich kann sie holen gehen.«