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Liebevoll erzählte Gutenacht-Geschichten vom kleinen Nachtwächter, vom Stationsvorsteher und vom Zauberer - Kinderbuchklassiker zum Vorlesen Mit Illustrationen von Herbert Lentz und Pepperl Ott
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Seitenzahl: 27
Als Ravensburger E-Book erschienen 2015Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH© 1985, 2013 Text und Illustrationen: Ravensburger Verlag GmbHNach der Original-Fernsehserie “Das Sandmännchen”,© 1983 cinetrick Herbert K. Schulz, BerlinUmschlagfoto: Herbert. K. SchulzAlle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN978-3-473-47725-8www.ravensburger.de
Geschichten vom kleinen Zauberer
Der kleine Zauberer zaubert die ganze Welt
Hinter den Bergen, bei den blauen Tannen, dort, wo die struppigen Raben ihre Rabenlieder krächzen, lebt der große Zauberer. Er wohnt im Wipfel eines uralten Baumes und wenn es regnet, zaubert er sich ein Haus. Er braucht nur ‚Hokuspokus Simsalabim‘ zu sagen. So einfach ist das.
„Hör zu“, sprach der große Zauberer eines Tages zum kleinen Zauberer, der sein Lehrling war. „Ich habe dir neunundneunzig mondhelle Nächte lang alles beigebracht, was ich wusste. Nun gehe in die Welt hinaus und zeige, was du kannst.“
Da schnürte der kleine Zauberer sein Bündel. Den Zauberstab packte er ein, ein paar warme Socken und eine Handvoll kluger Gedanken.
„Doch bevor du gehst, will ich dich noch einmal prüfen“, fuhr der große Zauberer fort. „Hier vor meinen Augen sollst du eine Sonnenblume wachsen lassen. Eine große, zu der man emporschauen kann und an der man sich freut, wenn der Himmel grau ist.“
„Wenn es weiter nichts ist“, sagte der kleine Zauberer, „Hokuspokus Samsalabum!“
Aber weil das nicht ganz stimmte, wuchs nun auch nicht etwa eine Sonnenblume, sondern ein winziges Gänseblümchen hob sein Gesicht aus dem Gras. Da schüttelte der große Zauberer den Kopf, dass ein Sturm aufkam und die Bäume sich bogen.
„Abrakadabra“, sprach er, „du musst noch vieles lernen. Aber nun geh!“
Und er warf ihm drei Rabenfedern nach. Die sollten ihm Glück bringen. So machte sich der kleine Zauberer auf den Weg.
„Hokuspokus Vielerlei“, sang er vor sich hin. „Endlich, endlich bin ich frei.“
„Wer bist du?“, fragten ihn die Tiere und sie kamen neugierig näher.
„Ich bin ein Zauberer“, antwortete er und er stellte sich auf die Zehenspitzen, damit er ein bisschen größer aussah.
„Oh“, sagte der Hase, „kannst du mir bitte eine Mohrrübe zaubern?“
„Das wäre eine Kleinigkeit“, entgegnete der kleine Zauberer. „Aber mein erster Zauber soll etwas Besonderes sein.“
„Vielleicht ein paar Löwenzahnblättchen?“, meinte das Reh. „Süß wie der Regen im Sommer?“ Und das Eichhörnchen wollte goldene Nüsse. Doch der kleine Zauberer war nicht einverstanden.
„Nein“, meinte er. „Ich werde etwas zaubern, das größer ist als alle eure Wünsche. Ich zaubere die ganze Welt!“ „Die Welt?“, stammelte der Igel. „Aber die ist doch schon da!“
„So?“, sagte der kleine Zauberer. „Dann macht einmal eure Augen zu.“
Da schlossen die Tiere ihre Augen.
„Alles ist fort!“, riefen sie. „Die Bäume, die Sträucher, der Bach und der Himmel mit seinen himbeerroten Wölkchen!“
„Seht ihr“, sprach der kleine Zauberer und er hob die Stimme. „Hokuspokus Simsalabim! Und jetzt“, fügte er hinzu, „dürft ihr die Augen wieder öffnen!“
Da schlugen die Tiere die Augen auf.
„Oh“, staunten sie, „die Welt ist wieder da! Der kleine Zauberer hat die ganze Welt gezaubert!“ Und sie waren so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Der kleine Zauberer und das Lämmlein