Sara und Seth - Esther Hicks - E-Book
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Sara und Seth E-Book

Esther Hicks

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  • Herausgeber: Ansata
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Die Bücher über die Abenteuer der kleinen Sara und ihrer weisen Eule Salomon schenken Millionen Leserinnen und Lesern in aller Welt wertvolle Impulse für ein glückliches, erfülltes Leben. Das Geheimnis ihres Erfolgs: So klar und einfach erzählt wie Kindergeschichten, erschließen sie die Geheimnisse erfolgreichen Manifestierens und spiegeln die ganze vielschichtige Erlebniswelt der menschlichen Seele wider.
Im zweiten Band der Roman-Trilogie findet Sara einen neuen Freund: Seth, ein aufgeweckter Junge, der vom Leben nicht gerade verwöhnt wurde. Durch Sara und Salomon findet auch Seth die Freude und das Glück, die in uns allen angelegt sind. Der Weg dorthin ist gepflastert mit überraschenden Erkenntnissen und vielerlei Abenteuern – eine berührende Geschichte voller Weisheit und Inspiration, mit der wir zu bewussten Gestaltern eines erfüllten Lebens werden.

  • Die Abenteuer der kleinen Sara und ihrer Freunde bieten Unterhaltung und inspirierende Lebensweisheit
  • Von den Autoren des SPIEGEL-Bestsellers The Law of Attraction

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Seitenzahl: 262

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Die Bücher über die Abenteuer der kleinen Sara mit der weisen Eule Salomon haben ihren Weg in die Herzen vieler Leser gefunden. Das Geheimnis ihres Erfolgs: So schlicht erzählt wie Kindergeschichten, spiegeln sie doch die ganze vielschichtige Erlebniswelt der menschlichen Seele wider. Das lässt sie gerade für uns Erwachsene so reizvoll und nutzbringen werden – um das »innere Kind« in unserer eigenen Seele zu entdecken und zu heilen.

Esther & Jerry Hicks

Sara und Seth

Aus dem Amerikanischen übertragen

von Manfred Miethe

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1999 unter dem Titel »SARA and SETH, Solomon’s Fine Featherless Friends« im Verlag Abraham-Hicks Publications in San Antonio, Texas, USA.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Ansata Verlag Ansata ist ein Verlag der Verlagsgruppe Random House GmbH

eISBN 978-3-641-19034-7V002 V001

8. Auflage 2013 © 1999 by Jerry and Esther Hicks © der Illustrationen 1999 by Caroline S. Garrett © der deutschen Ausgabe 2002 by Econ Ullstein List Verlag GmbH & Co. KG, München © der deutschen Ausgabe 2005 by Ansata Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Alle Rechte sind vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

CopyrightEinleitungKapitel 1Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5 Kapitel 6 Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 10 Kapitel 11 Kapitel 12 Kapitel 13 Kapitel 14 Kapitel 15 Kapitel 16 Kapitel 17 Kapitel 18 Kapitel 19 Kapitel 20 Kapitel 21 Kapitel 22 Kapitel 23 Kapitel 24 Kapitel 25 Kapitel 26 Kapitel 27 Kapitel 28 Kapitel 29 Kapitel 30 Kapitel 31 Kapitel 32 Kapitel 33 Kapitel 34 Kapitel 35 Kapitel 36 Kapitel 37 Kapitel 38

Einleitung

Mir ist aufgefallen, dass sich die meisten Menschen zunehmend unfrei fühlen und immer weniger Spaß am Leben haben, je länger sie auf dieser Erde sind. Während sie Erfahrungen, Besitztümer, Beziehungen, Verantwortlichkeiten und Überzeugungen ansammeln, entfernen sich die meisten von uns immer weiter von ihrem wahren natürlichen Zustand, der die Freude selbst ist.

Auch Sara und Seth fallen manchmal aus diesem natürlichen Zustand der Freude und machen sich eine leidvolle Perspektive des Lebens mit all seinen scheinbaren Ungerechtigkeiten zu Eigen. Doch zum Glück hält das nie lange an, denn ihr weiser, liebevoller Mentor und Freund Salomon bleibt immer in der Nähe, beobachtet all ihre Erfahrungen und ist immer bereit, sie (und die Leser) in den natürlichen Zustand der Ausgeglichenheit zurückzubringen.

Wie unser erstes Sara-Buch, Sara und die Eule, verspricht auch dieses neue Buch, Ihnen ein lebenslanger Gefährte zu werden – ganz gleich, ob Sie nun vier Jahre alt sind oder bereits Urenkel haben.

Jeder von uns kann eine von Freude bestimmte Sicht dieser wunderbaren Gelegenheit, auf unserer Erde zu leben, aufrechterhalten oder zurückgewinnen, indem er die einfachen Methoden anwendet, die Sara und Seth von Salomon lernen.

Wir freuen uns, Ihnen diese einfachen Methoden vorstellen zu dürfen – die einzigen, die Sie je brauchen werden, um das freudvolle, befriedigende Leben zu führen, das zu führen Sie auf die Erde gekommen sind.

Aus tiefstem Herzen Jerry Hicks

Kapitel 1

Seth, dein Haus brennt!«

»Ja, alles klar«, grummelte Seth und wappnete sich innerlich gegen eine neue Welle des Spotts, die nun bestimmt gleich anrollen würde. Die acht Kilometer lange Fahrt mit dem Schulbus nach Hause kam ihm wie eine hundert Kilometer lange, nie enden wollende Reise vor. Die Hänseleien fingen in dem Augenblick an, in dem er den Bus bestieg, und gingen ohne Unterbrechung weiter, bis er ihn erschöpft wieder verließ.

Angefangen hatte es letzten März gleich an seinem ersten Schultag, nachdem seine Familie in das alte Johnson-Haus auf dem Hügel gezogen war. Das Haus hatte eine Zeit lang leer gestanden, bevor sie eingezogen waren. Und obwohl sie nun schon ein paar Monate dort wohnten, sah das Haus nicht viel anders aus als zu der Zeit, in der es noch unbewohnt gewesen war. Das Küchenfenster war das einzige Fenster, das überhaupt Gardinen hatte, aber das waren noch dieselben zerfetzten Vorhänge wie zuvor. Die Holzfußböden waren abgetreten und die Wände voller Risse, Löcher und all den untrüglichen Anzeichen, dass das Haus in kurzer Zeit viele Mieter gesehen hatte.

Keiner in der Familie schien sich sonderlich daran zu stören, wie das Haus aussah. Sie hatten sich auch nicht um das letzte gekümmert oder um das davor. Seine Eltern waren vor allem an dem Land interessiert, das ein Haus umgab: Land für Gemüsegärten, Milchkühe und Ziegen. Das Land bedeutete ständige, niemals endende Arbeit und brachte dennoch kaum genug hervor, um das Überleben der Familie zu sichern.

Seth setzte sich nicht auf. Er lag weiterhin zusammengerollt auf dem Sitz, den Pullover über das Gesicht gezogen, und tat, als schliefe er.

Er hatte schon lange keine Angst mehr vor Patricks Gummischlange. Schließlich kann man nicht andauernd auf denselben blöden Trick hereinfallen. Und nach ein oder zwei Tagen hatte sich Seth nicht einmal mehr auf etwas Scharfes oder in etwas Nasses gesetzt. Mannigfaltige Erfahrungen hatten ihn gelehrt, darauf zu achten, wohin er sich setzte oder wohin er trat. Nur einmal hatte er sich in der Annahme, sein Sitz im Bus sei stabil wie jeder andere vor ihm, einfach darauf fallen lassen. Während er gegen die Knie der hinter ihm sitzenden Mädchen knallte und ihr Kreischen hörte, hatte er leider feststellen müssen, dass seine »Klassenkameraden« den ganzen Morgen damit beschäftigt gewesen waren, die Schrauben unter dem Sitz zu lösen.

Von Gummispinnen über echte Spinnen, von Wasserlachen bis zu Honig auf dem Sitz hatte Seth alles entdeckt, was das beschränkte Vorstellungsvermögen kleiner Sadisten hervorbringen konnte. Und obwohl die Busfahrt nach wie vor kaum als angenehm bezeichnet werden konnte, regte sich Seth nicht mehr groß darüber auf.

»Seth, dein Haus brennt! Ehrlich, Seth! Schau doch!«

Seth lag weiterhin mit geschlossenen Augen auf dem Sitz und lächelte in sich hinein. Wenigstens einmal schien er die Oberhand zu haben, denn plötzlich klangen die Stimmen anders. Sie wollten etwas von ihm, aber er würde es ihnen nicht geben. Vielleicht war dies der Wendepunkt. Vielleicht hatte sein Vater Recht gehabt und die Dinge würden sich mit der Zeit wirklich zum Besseren wenden.

»Seth!« Der Busfahrer brüllte jetzt fast. »Steh auf! Dein Haus brennt wirklich!«

Seths Herz blieb stehen. Er zögerte nicht mehr. Als er sich aufsetzte und zu seinem Haus hinüberschaute, sah er, dass es lichterloh brannte.

Der Busfahrer bremste, fuhr rechts ran und öffnete die Tür des Busses. Aber Seth saß wie versteinert da und schaute auf den aufsteigenden Rauch. Der war so dick, dass er nicht einmal schätzen konnte, wie groß der Schaden war. Auch war niemand zu sehen – keine Feuerwehr kam angebraust, kein Nachbar eilte herbei, um zu helfen. Alles sah mehr oder weniger genauso aus wie immer. Die Kühe grasten weiter, die alte Ziege war am Baum angebunden und die Hühner scharrten im Sand, während das Haus abbrannte.

Trixie, der älteste und gutmütigste der drei Hunde, kam den Hügel herunter gerannt und quetschte sich unter der Pforte durch, um Seth zu begrüßen. Er leckte seine Finger und drückte dann auf der Suche nach einem Leckerbissen die Schnauze gegen Seths Hosentasche. Aber Seth nahm ihn gar nicht wahr. Er stand völlig betäubt da und sah hilflos zu, wie das Haus abbrannte.

Der Busfahrer legte den Gang ein und während er losfuhr rief er Seth zu, dass er an der nächsten Haltestelle Hilfe holen würde. Seth winkte nur müde zurück. Es hatte keinen Sinn, Hilfe zu holen, denn als der Wind drehte und der Rauch sich etwas verzog, sah er, dass das Haus bereits bis auf die Grundmauern niedergebrannt war. Das Einzige, was noch stand, war ein gemauertes Viereck, das einmal der Kamin gewesen war. Seth hörte das leise Krachen der glühenden Balken und gelegentlich das Knallen einer explodierenden Konservendose.

Seth kam sich seltsam vor, wie er so da stand und auf das glimmende Holz starrte. Er empfand keine Trauer, nicht einmal das Gefühl eines Verlustes, das man in einer solchen Situation wohl erwarten sollte, sondern nur eine merkwürdige Leere. In der Tat gab es keinen Grund für Verlustgefühle, denn eigentlich war nicht viel verloren gegangen. Er hatte auch keine Angst, dass ein Mitglied seiner Familie im Haus gewesen sein könnte, denn er wusste, dass seine Eltern dienstags und mittwochs immer auf dem Gemüsemarkt waren. Samuel, sein kleiner Bruder, war mit ihm im Bus gewesen und dann bei Mrs. Whitaker ausgestiegen, um ihr bei der Gartenarbeit zu helfen. Er hatte auch nicht das Gefühl, etwas Wertvolles verloren zu haben, denn sie hatten ohnehin nichts von Wert besessen. Ein Buch aus der Leihbibliothek hatte er allerdings noch gehabt und er fühlte sich schuldig, weil er es nun nicht mehr zurückbringen konnte.

Obwohl er es nicht hätte benennen können, hatte Seth in diesem traumatischen Moment mehr das Gefühl eines Verlustes, weil eigentlich nichts zu verlieren gewesen war. Denn dieses Unglück war keineswegs das einzige im Leben der Familie Morris. Es schien, als würde sich früher oder später immer alles zum Schlechteren wenden.

Seth setzte sich mit dem Rücken zur untergehenden Sonne auf einen Baumstumpf und sah zu, wie sein Schatten über den Garten bis zu der Stelle kroch, wo das Haus gestanden hatte. Er fragte sich, warum es so lange dauerte, bis jemand auf den Bericht des Busfahrers, dass das Haus brannte, reagierte. Er wünschte, seine Eltern würden endlich nach Hause kommen.

Während er mit diesem Gefühl der Leere und Verlassenheit da saß, ließ er die Pechsträhne seiner Familie vor seinem inneren Auge Revue passieren. In seinem kurzen Leben hatten sie in mehr als zwei Dutzend Häusern gewohnt, meistens auf kleinen Bauernhöfen, denen es an den meisten modernen Annehmlichkeiten mangelte. Viele hatten kein fließendes Wasser und manche nicht einmal einen Stromanschluss. Seine Familie zog von Bauernhof zu Bauernhof, pflanzte an, was möglich war, aß, was geerntet oder geschlachtet werden konnte, und verkaufte so viel wie möglich an die Menschen in den umliegenden Orten, um von dem Geld das zu kaufen, was sie nicht selbst produzieren konnte. Obwohl seine Eltern noch ziemlich jung waren, kamen sie Seth uralt vor, und er konnte sich nicht erinnern, wann er sie zum letzten Mal glücklich gesehen hatte.

Seth hatte den Eindruck, dass er und sein jüngerer Bruder Samuel immer wegen irgendetwas in Schwierigkeiten waren. Er fragte sich oft, ob das nicht hauptsächlich daran lag, dass sie in einer Welt glücklich sein wollten, in der man nach Ansicht ihrer Eltern nicht glücklich sein konnte. Fast schien es, als hätten ihre Eltern beschlossen, sie gründlich auf ein unglückliches Leben vorzubereiten, und je schneller die Kinder ihr Unglücklichsein akzeptierten, desto leichter würde es für die Eltern sein. Nie wurden sie ermutigt zu träumen, Spaß wurde nur zähneknirschend toleriert und jede Art von Übermut war streng verboten.

Aber ab und zu mussten sie einfach mal über die Stränge schlagen, denn schließlich sind Jungen eben Jungen. Dann schauten die Eltern nur mürrisch und missbilligend zu.

Während Seth wie blind in den Rauch und die noch glühende Asche starrte, dachte er an den letzten Bauernhof. Das war vermutlich der schlimmste Ort gewesen, an dem sie je gelebt hatten. Das Haus war eigentlich gar kein Haus gewesen, sondern eine alte Scheune ohne Fenster und nur mit einem großen Scheunentor. Der Boden bestand aus Holzplanken, die ein paar Zentimeter über dem Lehmboden lagen, und die Ritzen darin waren so breit, dass große Nagetiere nach Belieben kommen und gehen konnten – was sie nur allzu häufig auch taten. Nach einer Weile machte niemand mehr auch nur den Versuch, ihr Treiben zu unterbinden. Die Familie gewöhnte sich an sie und akzeptierte sie einfach als Teil des Lebens.

Da das Haus oder die Scheune – wie immer man die Bruchbude auch nennen mochte – das einzige Gebäude auf dem Gelände war, wurde alles, was man für wertvoll hielt, darin aufbewahrt. Selbst die Futtersäcke für die Tiere wurden an einer Wand neben dem großen Tor aufgestapelt. Als die Familie eines Tages nicht zu Hause war, trat das Maultier die Tür ein und verschlang genüsslich erst das Mehl, dann den Hafer und zum Schluss die Melasse. Es gelang ihm, das Tor und den Rahmen so stark zu beschädigen, dass der gesamte vordere Teil des Gebäudes einzustürzen drohte. Also zog die Familie in ein Zelt, während die alte Scheune repariert werden sollte.

Seth erinnerte sich, dass er froh gewesen war, der miefigen alten Scheune entkommen zu sein, und dass er sich gewünscht hatte, das blöde Ding würde einstürzen. Und schon in der nächsten Nacht wurde sein Wunsch erfüllt: Das Gebäude fing irgendwie Feuer und brannte in kürzester Zeit vollständig nieder.

Mensch, wieso brennen unsere Häuser bloß immer ab?, fragte sich Seth, während er auf dem Baumstumpf saß und dem aufsteigenden Rauch zusah. Dann drehte der Wind und der Rauch wehte von den schwelenden Balken zu Seth herüber, dessen Augen sofort zu tränen anfingen. Er wich dem Rauch aus und setzte sich auf einen Holzstamm unter einem großen Baum, wo er weiter über seine leidige Vergangenheit nachdenken konnte.

Das Zelt hatte sich als völlig unzureichende Zuflucht für die Familie entpuppt, denn Judy, das Maultier, kam nun noch leichter an den Hafer als vorher. Innerhalb von zwei Wochen brachte sie das Zelt fünf Mal zum Einsturz, sodass sich Seths Eltern etwas einfallen lassen mussten. Judy war wichtig für den Hof, weil sie den Pflug und den Wagen zog, und wurde natürlich nicht erschossen, obwohl Seths Mutter es ihr mehrmals angedroht hatte.

Und so kam es, dass Seth und seine Familie in eine Höhle zogen. Seth und sein Bruder hatten die Höhle schon vor Monaten entdeckt. Sie gingen oft dort hin, um den endlosen Pflichten zu entkommen, die ihnen die Eltern auferlegten. Es kam nie vor, dass ein Familienmitglied einfach nur herumsaß und nichts tat. Das wurde als genauso verschwenderisch betrachtet wie die Verschwendung von Mehl, Seife oder Geld. Selbst mit Wasser war man sparsam, denn es musste in einem Fass mit dem Wagen von weither herangekarrt werden. Verschwendung war nicht gestattet. Und Zeit war ein kostbares Gut, das nie verschwendet wurde.

Die Jungen hatten die Höhle eines Tages entdeckt, als sie nach Judy suchten, die wieder einmal ausgerissen war. Sie lag auf der Rückseite des Geländes, in der Nähe des Feldes, auf dem Hafer gepflanzt wurde, war aber vom Feld her nicht einzusehen. Man musste schon wissen, wo sie war, denn der Eingang war völlig von Büschen verdeckt. Seth und Samuel, welche die Höhle als ihr geheimes Versteck betrachteten, hatten sich geschworen, dass sie unter allen Umständen ihr alleiniger Zufluchtsort bleiben müsse. Oft sprachen sie darüber, was für ein Glück sie gehabt hatten, ein so tolles Versteck zu finden. Und obwohl sie nur selten und kaum jemals gemeinsam zur Höhle gingen, wussten sie, dass es sie gab, und waren froh zu wissen, dass sie existierte.

»Habt ihr Jungs hier in der Gegend mal ne Höhle gesehen?«, hatte Seths Vater geknurrt.

Seth sah sofort zu Boden und hielt den Atem an in der Hoffnung, dass Samuel ihr kostbares Geheimnis nicht preisgeben würde. Er bückte sich, hob einen Nagel vom Boden auf und befasste sich so angelegentlich mit ihm, als sei es unmöglich, etwas dermaßen Wichtiges tun und gleichzeitig den Worten seines Vaters zu lauschen.

Samuel sagte nichts. Er sah verstohlen zu Seth herüber, der versuchte, ganz ruhig zu bleiben.

»Ed Smith meint, hinten am Fuß der Klippe mitten im Gebüsch sei eine alte Höhle«, fuhr der Vater fort. »Er sagt, sie ist ziemlich groß und bietet einen guten Unterschlupf. Habt ihr Jungs sie gesehen?«

Seth spielte mit dem Gedanken, einfach abzustreiten, dass sie die Höhle kannten, denn sie würden vermutlich Ärger kriegen, weil sie die Entdeckung geheim gehalten hatten. Schließlich war das ein untrügliches Indiz dafür, dass sie ihre Zeit verschwendet hatten. Wenn sie aber andererseits alles abstritten und ihr Vater die Höhle dennoch finden würde – was ziemlich sicher war – und in ihr die Steinsammlung und die alte Satteldecke von Judy, die vor ein paar Wochen auf geheimnisvolle Weise verschwunden und nun ein bequemes Lager für die Jungen war, sowie verschiedene Zeitschriften und die »Schätze«, die sie gesammelt und dort gelassen hatten, dann würden sie wirklich Ärger bekommen. Die Art von Ärger, von der Seth noch niemandem erzählt hatte. Die Art von Ärger, an die er nicht einmal denken wollte.

»Ja, wir haben sie mal gesehen«, sagte Seth und tat so, als wäre das Ganze nicht besonders interessant. »Ziemlich unheimlich dort.«

Samuel sprang vor Überraschung auf, als er hörte, dass sein großer Bruder so leicht nachgegeben hatte. Erst sah er Seth erstaunt an, dann schaute er zu Boden, damit niemand die Tränen sehen konnte, die seine Augen füllten. Die geheime Höhle war beiden Jungen so wichtig gewesen. Nun war das Geheimnis enthüllt und ihr Zufluchtsort weg.

»Ich kann sie dir zeigen, wenn du willst, aber sie wird dir nicht gefallen. Wer weiß, was für Tiere darin hausen.«

»Interessiert mich nicht, wie unheimlich sie ist«, knurrte Seths Vater. »Es wird Wochen dauern, das Haus wieder aufzubauen, und das verdammte Maultier schmeißt immer wieder das Zelt um. Die Höhle ist ein gute Idee. Dort ist es wärmer, wir werden nicht nass und gebaut ist sie auch schon. Wo ist sie?«

»Willst du gleich hin?«, fragte Seth, innerlich vor Angst zitternd. Er brauchte Zeit, um die Beweise für ihre Anwesenheit dort fortzuschaffen.

»Was du heute kannst besorgen …«, erwiderte sein Vater, nahm mit dem Schöpflöffel einen großen Schluck Wasser aus dem Fass und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab. »Auf geht’s!«

Seth und Samuel sahen einander an und folgten ihrem Vater. Ich bin so gut wie tot, dachte Seth. Seine Knie zitterten, ihm war speiübel und er überlegte fieberhaft: Was mach ich nur?

In diesem Augenblick hielt ein Lastwagen am Tor und der offensichtlich aufgebrachte Bauer am Steuer hupte wie ein Verrückter. Er stellte sich auf das Trittbrett und brüllte seinen Nachbarn an. »Dein verdammter Bulle hat schon wieder meinen Zaun niedergetrampelt! Ich hab dich gewarnt, ich knall das verdammte Vieh noch ab. Hol ihn sofort von meiner Weide! Und den Zaun will ich auch repariert haben!«

Seths Augen tanzten und sein Herz fing an zu singen. Der »verdammte Bulle«, wie der Nachbar ihn nannte, hatte ihm wahrscheinlich gerade das Leben gerettet.

Seths Vater blieb wie angewurzelt stehen. Dann brummte er etwas Unverständliches in seinen Bart und ging zum Schuppen, um Werkzeug und Stacheldraht zu holen.

»Soll ich mitkommen?«, fragte Seth strahlend.

»Worüber freust du dich denn so?«, knurrte sein Vater misstrauisch.

»Ach, über nichts«, antwortete Seth. »Über gar nichts!«

Kapitel 2

Ein paar Wagentüren wurden zugeknallt und das Geräusch holte Seth in die Gegenwart zurück. Er schaute auf das, was einmal ein Haus gewesen und wovon nun nichts als ein rauchender Trümmerhaufen übrig war. Erstaunlich, wie schnell ein ganzes Haus bis auf die Grundmauern niederbrennen konnte.

Seth hörte, wie seine Mutter nach Atem rang, und dann hörte er einen Laut, den er noch nie zuvor gehört hatte: Seine Mutter weinte.

Sein Vater kam den Hügel herauf und setzte sich neben Seth auf den Baumstamm, seine Mutter saß in sich zusammengesunken auf dem Trittbrett des Lieferwagens und weinte. Von ihrem Schluchzen wurde ihr kleiner Körper so durchgeschüttelt, dass die alten Federn des Autos quietschten.

Eine tiefe Traurigkeit erfasste Seth. Ihm lag nichts an dem schrecklichen alten Haus, aber es war offensichtlich, dass es seiner Mutter mehr bedeutet und dass sie viel mehr verloren hatte. Sie sah so müde aus, so niedergeschlagen.