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Der erste Engel, den Gott nach seinem Bildnis erschaffen hatte, war auch gleichzeitig der Fürst aller Engel. Dieser Erzengel hieß Satanael, und er war Gott treu ergeben. Als Gott die Erde erschuf, formte er nach seinem Ebenbild den Menschen. Nun verlangte Gott vom Erzengel Satanael, dass er den Menschen genauso diente wie ihm. Doch Satanael weigerte sich dem Menschen zu dienen, weil er Gott zu sehr liebte. Doch die Begegnung mit einer menschlichen Frau auf der Erde, veränderte Satanaels Meinung über den Menschen. Satanael geriet jedoch wegen seinen unbedachten Worten in Verdacht, einen Aufstand gegen Gott zu planen. Damit begann für den Erzengel Satanael ein Kampf um seine Ehre als Fürst der Engel. Aber nicht alle Erzengel waren auf seiner Seite ...
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Seitenzahl: 73
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Prolog
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Der erste Engel, den Gott nach seinem Bildnis erschaffen hatte, war auch gleichzeitig der Fürst aller Engel. Dieser Erzengel hieß Satanael, und er war Gott treu ergeben.
Als Gott die Erde erschaffen hatte, formte er nach seinem Ebenbild den Menschen. Nun verlangte Gott vom Engel Satanael, dass er den Menschen genauso diente wie ihm. Doch Satanael weigerte sich dem Menschen zu dienen, weil er Gott zu sehr liebte. Doch die Begegnung mit einer menschlichen Frau auf der Erde veränderte Satanaels Meinung über die Menschen.
Satanael geriet jedoch wegen seiner unbedachten Worte bei Gott in Verdacht, einen Aufstand gegen ihn zu planen.
Damit begann für den Erzengel Satanael ein Kampf um seine Ehre als Engelsfürst. Aber nicht alle Erzengel waren auf seiner Seite ...
Majestätisch bewegte sich eine helle menschenähnliche Gestalt durch den breiten Weg, der mit hohen goldenen Säulen geschmückt war. Dieser Weg befand sich in einer unsichtbaren Welt, die von Gott erschaffen wurde. Wie eine Allee ragten diese unzähligen Säulen zu beiden Seiten empor. Wenn man zu den Säulen hochsah, so konnte man derer kein Ende sehen, als ob sie unendlich hoch wären. Die Säulen waren glatt und ohne Verzierungen versehen. Diese Allee bestand nur aus Säulen, und keine anderen Bauten waren dazwischen oder darüber. Wenn man zwischen den hohen Säulen blickte, dann sah man die Unendlichkeit und die Weiten des Universums. Auch dieser Weg schien unendlich zu sein, und man sah nur diese Allee mit den goldenen Säulen, so weit das Auge reichte. Man konnte glauben, dass dieser Weg bis in die Unendlichkeit führte. Aber in der Ferne konnte man ein Gebäude sehen, das einem Palast ähnlich war. Nur hatte dieser Weg überhaupt keinen Boden, sodass dort, wo eigentlich ein Boden sein sollte, nur ein unendlich tiefer Abgrund war. Aber dieser Abgrund war keineswegs beängstigend, sondern war hell und strahlend leuchtend.
Aber diese Gestalt, die sich durch die Allee bewegte, brauchte auch keinen Boden unter ihren Füßen. Denn sie schwebte über den Abgrund lautlos wie eine Wolke auf das Ende des Weges zu. Auch gab diese Gestalt auch kein Geräusch von sich, und es passte auch von der Stille her.
Doch das Ende des Weges war noch in weiter Ferne, und die helle Gestalt sah besorgt aus. Sie blieb mehrere Male stehen und hielt inne, als ob sie überlegte umzukehren. Von den rein äußerlichen Merkmalen sah sie aus wie ein Mensch, aber ihre Ausstrahlung hatte etwas an sich, was man nicht in Worten beschreiben kann. Die Gestalt hatte lange schwarze glatte Haare bis über den Schultern, und das Gesicht war wie aus weißem Marmor gemeißelt. Dieses junge männliche Gesicht konnte man ohne Übertreibung als schön bezeichnen und die braunen Augen, die eine wundersame Wärme ausstrahlten, machten seine Schönheit vollkommen.
Bei dieser schönen Gestalt handelte es sich um nichts anderes als einen Engel. Aber es war nicht irgendein Engel, der hier im Reich Gottes auf dem Weg zu dessen Palast war. Dieser Engel war der oberste aller Engel, und sein Name war Satanael. Er war als erster Engel von Gott erschaffen worden, und daher der Fürst aller Engel.
Satanael trug eine strahlend weiße Tunika, einen weißen Umhang, und um seine Taille schmiegte sich ein breiter goldener Gürtel. An dem Gürtel auf der linken Seite befand sich eine silberne Schwertscheide, in der sich ein ebenfalls silbernes Schwert mit einer geraden Klinge befand.
Doch der Engelsfürst Satanael machte ein sorgenvolles Gesicht. Gott hatte ihn in seinen Palast bestellt, um mit ihm etwas zu besprechen. Satanael hatte von seinem Stellvertreter, dem Engel Semjasa, viele Gerüchte gehört, die sich unter den anderen Engeln verbreitet hatten. Gott soll auf der von ihm kürzlich erschaffenen Erde etwas vollbracht haben, was eine Konkurrenz für ihn und alle anderen Engel darstellen könnte. Aber genaue Angaben dazu konnte kein Engel machen, denn nur der zweite Erzengel Michael war in letzter Zeit oft in Gottes Nähe gewesen.
Satanael hatte in den letzten Wochen viel mit den neuen von Gott erschaffenen Engeln zu tun gehabt. Er wies sie in ihre Aufgaben als Unterdiener Gottes ein und er war auch gleichzeitig ihr Ausbilder im Umgang in der Kriegsführung. Denn nicht alle Engel fügten sich in ihre Aufgaben. Satanael konnte nicht alle Tausende von Engeln unter seiner Beobachtung halten. Je weiter eine Gruppe von Engeln sich von Gottes Palast entfernt aufhielten, desto größer bestand die Gefahr, dass diese auf die Gedanken kamen, sich ein eigenes kleines Reich zu gründen. Diese Gruppe mit abtrünnigen Engeln erklärte sich dann öffentlich zu Herrschern eines Gebietes.
Mehr als einmal musste der Engelsfürst Satanael in Gottes Auftrag gegen diese abtrünnigen Engel in die Schlacht ziehen. Mit einer Schar schwer bewaffneter Engel trat er den abtrünnigen Engeln entgegen. Weil sowohl die Treuen, als auch die abtrünnigen Engel von Satanael ausgebildet waren, war das Kraftverhältnis auf beiden Seiten fast immer gleich. Mit Speeren, Schwertern, Brustpanzern und Helmen ausgerüstet, tobte dann auf beiden Seiten eine erbitterte Schlacht Engel gegen Engel.
Natürlich war es für Gott als auch für seinen ersten Engel Satanael, immer ein schwerer Schritt. Gott ließ gegen seine eigenen Geschöpfe kämpfen und der Engelsfürst Satanael kämpfte gegen seinesgleichen.
Bisher hatte Satanael immer gegen kleine Gruppen von abtrünnigen Engeln den Sieg davon getragen. Aber nach so einer Schlacht zog sich Satanael oft für mehrere Tage zurück, fernab vom Palast Gottes. Er trauerte um jeden abtrünnigen Engel, den er mit seinen Getreuen vernichten musste.
„Ihr dürft eintreten, Fürst Satanael.“
Satanael wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er seinen Namen hörte. Er blickte auf und sah zwei goldene Torflügel, die von zwei schwer bewaffneten Engeln bewacht wurden. Diese schwer bewaffneten Engel gehörten zur Palastgarde, die den Palast und die dazugehörigen Gärten Gottes schützten. Sie trugen außer ihrem Schwert an der linken Seite noch einen großen ovalen glatten Schild, einem Brustpanzer und einem Helm mit Wangenschutz. Jeder Engel nahm einen Torflügel und öffnete diesen, sodass der Eingang zu der Vorhalle des Palastes frei war.
Als Satanael in die Vorhalle trat, verneigten sich die beiden Gardeengel mit einer leichten Verbeugung, und zogen die beiden Torflügel hinter ihm zu. Langsam schritt Satanael auf den Haupteingang vom Palast zu, als er wieder seinen Namen hörte.
„Satanael, ich grüße Dich“, vernahm er eine vertraute Stimme von hinten. Er drehte sich um und sein Gesicht hellte sich auf, als er seinen Freund und Engelsbruder Michael erblickte. Beide Freunde umarmten sich und sahen sich danach lächelnd an.
„Du bist selten hier im Palast unseres Herrn“, sagte der Erzengel Michael mit einem leichten vorwurfsvollen Unterton. „Als unser erster und oberster Engel machst Du Dich in Gottes Gegenwart ganz schön selten.“
„Ich weiß“, entgegnete Satanael, und er sah Michael direkt in die Augen“, aber ich diene Gott am besten, wenn ich in seinem Reich nach dem Rechten sehe, als mich den ganzen Tag hier im Palast aufzuhalten. Schließlich ist Dir nicht entgangen, dass ich vor einem Monat wieder mal eine Gruppe abtrünniger Engel in ihre Schranken weisen musste.“
„Das hast Du mal wieder schön diplomatisch ausgedrückt, mein lieber Engelsbruder", bemerkte Michael ironisch. „Dass von diesen dreiundsiebzig rebellierenden Engeln nur acht nicht vernichtet wurden, weil diese entkommen sind, wirst Du in Deinem Bericht wohl nicht erwähnen?“
Mit so einer Äußerung von seinem Freund Michael hatte der Engelsfürst Satanael gerechnet. Denn beide kannten sich schon lange zu gut, um sich gegenseitig etwas vorzumachen.
„Ich und meine getreuen Engel haben das getan, was getan werden muss und es war bestimmt auch Gottes Wille“, antwortete Satanael. Um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, umfasste er den Knauf seines Schwertes fester.
„Genauso kenne ich meinen alten Freund Satanael“, sagte Michael, und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Weißt Du was Gott von mir will?“, fragte Satanael, um nicht mehr von den rebellierenden Engeln sprechen zu müssen.
„Ich glaube, es ist besser, wenn er es Dir selber sagt, mein Freund. Weil Du so lange fort warst, bist Du nicht mehr auf dem neusten Stand der Dinge.“
Nachdem Michael dies gesagt hatte, deutete er mit einer Handbewegung auf Gottes Palast, um Satanael zu verstehen zu geben, Gott nicht länger auf ihn warten zu lassen. Satanael legte Michael freundschaftlich seine rechte Hand auf die Schulter und begab sich mit schnellen Schritten in den Palast.
Zwanzig breite Stufen musste der Engelsfürst Satanael bewältigen, bis er vor einer großen goldenen Türe stand, die ihn von dem Thronsaal Gottes trennte. Im Gegensatz zu den anderen vertrauten Engeln war Satanael nicht oft hier an diesem Ort. Darum fühlte er sich etwas unsicher in dieser Situation, denn sein letztes persönliches Gespräch mit Gott war bereits vor einigen Monaten gewesen.