Schatten Risse - Michael Heinisch - E-Book

Schatten Risse E-Book

Michael Heinisch

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Beschreibung

Mord, Missbrauch, Leere, Ekel. Tod, Verzweiflung, Einsamkeit. Geburt, Sehnsucht, Hoffnung? In fünf Kurzgeschichten und zehn Gedichten wirft Michael Heinisch Blitzlichter in Abgründe. Dieses Licht nutzt Friedemann Palmer, um die aufscheinenden Schatten alp • traumhaft zu bebildern.

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Seitenzahl: 27

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»Ich will verzweifeln und will Feindschaft halten mit falscher Hoffnung, dieser Schmeichlerin, Schmarotzerin, Rückhalterin des Todes, der sanft des Lebens Bande lösen möchte.«

William Shakespeare

Inhaltsverzeichnis

Gehren

Sing mir eines deiner Lieder

Es ist alles nur geliehn

Lassen

Die apokalyptischen Reiter

Herz und Schmerz

Neuland

Eis

Warten

Marschgeige

Winter

Gehren

Ein Nichts, ein Schaum, ein Augenblick, ein scheuer

Nimm hin mein Gehren, wie es dir gefrommt

Streife ab und immer wieder, wer rührte je mich an

Ich blühe nur für mich, als Einsamster von allen

Ein Wort -, ein Glanz, ein Flug, ein Feuer

Öffne mir gefangen, keusch ein Gesicht

Dehne aus und immer weiter, die Leere greift umhin

Mein Lächeln leidet, so wie die Träume fallen

Dunkel. Matt, ein Schaudern, ungeheuer

Heb deine Stirn hinfort vom Blick

Versage dir und mir, wem das geschah

Ich höre noch ein Licht durch hohle Räume hallen

[ein Sample-Mix von Stephane Mallarme und Gottfried Benn]

Sing mir eines deiner Lieder

Die Erinnerung war verblasst. Vor über 20 Jahren hatte er sie zuletzt gesehen. Nur noch selten dachte er an sie. Seit gestern änderte sich das einschneidend. Mehr und mehr tauchten Bilder auf.

Wie sie ihn anschaute bei ihrer letzten Begegnung. Er wollte ihr sagen, dass er nach Bremen ziehen werde. Er kam nicht dazu. Schon als er die Treppe zu ihrem Appartement hinaufstieg, warf sie leere Flaschen nach ihm. Sie schien ein ganzes Arsenal gesammelt zu haben, nur um seinen Besuch abzuwehren. Er versuchte, sie zu erreichen. Er bettelte, er schrie, er brüllte sie an. Jeder Versuch verstärkte nur die Vehemenz ihrer Reaktionen. Sie tobte. In ihren Augen sah er Hass. Zugleich eine seltsame Leere.

Wie er ihr immer wieder die Karten legen musste. Sie war besessen davon. Er hasste das. Sie wollte möglichst viel über die Männer wissen, die sie kennenlernte. Und wenn das Ergebnis ihr nicht genügte, musste er nochmal die Karten legen. Und nochmal. Und nochmal. Er begann, die Ergebnisse zu manipulieren, um dieser quälenden Prozedur zu entkommen. Es gelang ihm nur selten.

Wie leer der Kühlschrank oft war. Regelmäßiges Essen war ihr ziemlich gleichgültig. Sie konnte tagelang von einem Laib Brot leben. Er sah, wie hingebungsvoll sie an steinhartem Brot knabberte. Ihr weniges Geld gab sie lieber für magische Utensilien und Kräuter aus. Er konnte das nicht fassen. Das immer wiederkehrende Gefühl eines knurrenden Hungers begleitete ihn über Jahre und tauchte nun sehr präsent wieder auf.

Wie sie von München nach Nürnberg fliehen mussten. Nachdem sie sich mit einem Mann eingelassen hatte, der sie mehrmals grün und blau schlug. Als er dann auch noch mit einem Messer auf sie losging, packte sie kurz darauf zwei Sporttaschen mit den wichtigsten Sachen und sie verließen mitten in der Nacht die eigene Wohnung. Er wagte kaum zu atmen, als er aus der Wohnung ins Treppenhaus schlich. Sie lebten für ein halbes Jahr in Nürnberg bei verschiedenen Bekannten. Erst dann gingen sie wieder zurück nach München.