Schattenrisse - Hannah Maryam Sentob - E-Book

Schattenrisse E-Book

Hannah Maryam Sentob

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Beschreibung

SCHATTENRISSE ist eine ermutigende Kurzgeschichtensammlung für jung und alt. Wie Schattenrisse zeichnen die dreizehn Kurzgeschichten Umrisse um ihre Figuren, die in unterschiedlichen Situationen über ihre Schatten springen. Ob in Guatemala oder Berlin, mit Zimtschnecke oder Karamellsirup, auf dem Weg zum Jahrmarkt oder zum Hinterhoffest. Mal nostalgisch, mal verspielt, mal bitterernst. Geschichten für Menschen, die empowert sind oder es werden wollen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 36

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Inhalt

Wer ist Alma Liebwald?

War’s geplant?

Wie lange willst du da eigentlich noch sitzen?

Erkennst du dich?

Manche Dinge ändern sich nie, oder?

Wo finde ich die Ameisenköder?

Wahrheit oder Pflicht?

Sollte ich ihm noch eine Chance geben?

Was wird das, wenn’s fertig ist?

Entschuldigung, ist das Ihr Teddy?

Haben wir uns nicht schon mal irgendwo gesehen?

Versprichst du’s mir?

Sicher?

WER IST ALMA LIEBWALD?

Es fing schon damit an, dass Jasper nicht wusste, dass Lovis am ersten Mittwoch des Monats mit ihrem Praktikum beginnen würde. Und spätestens als Lovis in ihrer orangen Latzhose und dem hellgrün getupften Haarband in die Zweite Wahl stolperte, hätte klar sein müssen, dass von nun an die Uhren im Dorf anders ticken würden.

„Ich bin‘s, Lovis“, sagte Lovis mit selbstbewusster Stimme und offenbarte damit eine Seite von sich, die sie selbst nicht kannte. Normalerweise vermied sie es, ungefragt ihren Namen zu sagen, da dieser nie einfach nur so hingenommen wurde. Niemand nahm ihn je einfach nur so hin, wie man Namen wie Laura, Lena, Lisa oder Lara einfach nur so hinnahm.

„Lov-is in the air“ hatte man als Kind zu ihr gesagt, ohne dass sie verstand, was das bedeutete, und dann hatte man sie hochgeworfen. Beim Hochwerfen bekam sie einen Schreck und fing an zu weinen, woraufhin man sagte: „Mit dem Kind stimmt etwas nicht.“

„Lovis, du bist ein Unikat.“ Onkel Heinrich hatte das mal beim alljährlichen Familientreffen zwischen Weihnachten und Neujahr gesagt. Es klang vorwurfsvoll, beinahe resigniert.

Lovis gehörte zu den Personen, die zu Weihnachten Ohrstecker geschenkt bekamen, obwohl sie keinen Schmuck trug, einen halben Christstollen, obwohl sie eine Glutenunverträglichkeit hatte, und einen Gutschein für eine Thai-Massage, obwohl ätherische Öle bei ihr einen Migräneanfall auslösten. Gewünscht hätte sie sich ein Buch, doch das sei ja kein richtiges Geschenk.

„Du und deine Bücher“, sagte man dann kopfschüttelnd, „mach mal lieber was Vernünftiges mit deiner Zeit.“

„Ein Praktikum im Buchladen? Mach mal lieber was Vernünftiges mit deiner Zeit“, hatte man ihr auch vor Kurzem gesagt. Doch Lovis brauchte Veränderung in ihrem Leben und dieses Praktikum sollte der Start in ein neues Kapitel sein.

Also stand sie nun im Eingang von Zweite Wahl, sagte ihren Namen als sei dieser die Eintrittskarte in ein neues Leben und grinste den Verkäufer an, sodass er ihre Zahnlücke zwischen den unteren beiden Schneidezähnen zu sehen bekam – ebenfalls etwas, das Lovis vermieden hatte, als es die Zweite Wahl noch nicht in ihrem Leben gab.

Der Verkäufer, so stellte sich heraus, war gar nicht der Verkäufer.

„Meine Mutter schreibt gerade“, sagte er und machte eine Kopfbewegung zu einem dicken Vorhang hinter sich, wo Lovis einen weiteren Raum vermutete.

„Toll!“ Sie war begeistert. „Ein Buch?“

„Soll das ein Witz sein?“

„Eigentlich nicht.“

„Du bist wohl nicht von hier.“

„Eigentlich nicht.“ Lovis wartete ab. Dann fragte sie: „Wann kann ich anfangen?“

„Womit?“

„Na, mit dem Praktikum.“

„Ich weiß von nichts“, sagte der Verkäufer, der eigentlich gar keiner war.

„Kannst du mal kurz nachfragen?“

„Wenn meine Mutter schreibt, darf ich sie nicht stören.“

„Dann warte ich.“ Lovis stellte ihren Rucksack ab und sah sich um. Dabei fiel ihr auf, dass der Name Alma Liebwald über jedem Buchtitel stand.

„Wer ist Alma Liebwald?“, fragte Lovis den Verkäufer, der keiner war.

„Na, meine Mutter!“, rief dieser zurück.

„Hat sie all diese Bücher geschrieben?“

„Du bist wohl nicht von hier.“ Nun stand er neben ihr und schaute sie verständnislos an.

„Ich bin hier für einen Neuanfang.“

„Neuanfänge sind gut.“ Er streckte ihr die Hand hin. „Ich bin übrigens Jasper.“

„Lovis“, sagte Lovis und war über sich selbst erstaunt, dass sie binnen kürzester Zeit das zweite Mal ihren Namen sagte. Das musste ein Zeichen sein. Der Neuanfang war gelungen.

WAR’S GEPLANT?

Seit vielen Jahren beobachtete Esther Kaufmann, dass Leute in ihrem Umfeld an den Plänen ihrer Mitmenschen interessiert waren. An der Wochenendplanung, an der Karriereplanung, an der Familienplanung. Schon bevor die erste längere Beziehung ihrer großen Schwester Lenia in Sicht war, wurde diese von der besten Freundin ihrer Mutter nicht gefragt ob, sondern wie viele