Schau mich an und sag dann Ja! - Debbi Rawlins - E-Book

Schau mich an und sag dann Ja! E-Book

Debbi Rawlins

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Beschreibung

Ach, da war doch noch die Scheinehe mit der hübschen Lexy, die er seit Jahren nie aufgelöst hat! Kurz vor seiner nächsten Hochzeit will der erfolgreiche Anwalt Matt Monroe sie nun beenden. Nur deshalb sucht er Lexy auf - und erfährt von der schönen Frau Unglaubliches…

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IMPRESSUM

Schau mich an und sag dann Ja! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1999 by Debbie Quattrone Originaltitel: „Overnight Father“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCABand 1217 - 2000 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Renate Moreira

Umschlagsmotive: GettyImages_gpointstudio

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733753436

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Prominenter Scheidungsanwalt wegen Bigamie festgenommen. Ich kann mir jetzt schon die Schlagzeilen vorstellen“, witzelte Brad.

Matthew zuckte unter den Worten seines Freundes zusammen. Das durfte nicht passieren. Nicht jetzt. Nicht ihm. Er starrte auf die Heiratsurkunde einer Ehe, die schon vor sieben Jahren hätte annulliert werden sollen. Bereits in sechs Wochen wollte er die Tochter seines Chefs heiraten. „Vergiss nicht, wer mich in diesen Schlamassel hineingezogen hat, mein Freund.“

„Oh nein, das wirst du mir nicht anhängen“, erklärte Brad und hob die Hände. „Ich habe dir einen Gefallen getan, als ich dir damals Lexy vorstellte. Wenn deine Exfrau nicht gewesen wäre, hättest du nicht genug Geld gehabt, um dein Jurastudium zu beenden.“ Brad runzelte die Stirn, während seine Augen amüsiert glitzerten. „Genau genommen ist sie gar nicht deine Ex.“

Matt warf einen nervösen Blick zur Tür hinüber. „Ich möchte hier nicht darüber reden“, erklärte und steckte die Heiratsurkunde in den Umschlag zurück. „Wie wäre es, wenn wir uns im Sandalwood’s nach der Arbeit zu einem Drink treffen? Ein Martini hört sich doch gut an, oder?“

Statt aufzustehen, machte Brad es sich auf dem Stuhl noch bequemer. „Du wirst es Amanda sagen müssen.“

„Einen Dreck werde ich“, stieß Matt hervor, empört angesichts des absurden Vorschlages seines Freundes. „Was wir getan haben, war illegal. Du weißt, was für ein Temperament Amanda hat. Sie braucht in ihrer Wut nur zu ihrem Vater zu laufen und ihm alles brühwarm zu erzählen, und schon läuft meine Partnerschaft in der Kanzlei den Bach runter.“ Er schaute auf den Umschlag, der auf dem Tisch lag, und vermied es, Brad anzusehen. Auf keinen Fall würde er sich noch einmal mit ihm auf eine nutzlose Diskussion über die bevorstehende Heirat mit Amanda einlassen.

Er bewegte sich unruhig, als das Schweigen langsam peinlich wurde. Der eindringliche Blick seines Freundes rief in ihm ungewollte Erinnerungen an seine Vergangenheit hervor. Finanzielle Nöte hatten damals zu dieser Scheinehe mit Lexy geführt. Sie waren jung gewesen. Er hatte das Geld gebraucht und sie die Aufenthaltserlaubnis, die ersehnte Greencard.

Lexy.

Er hatte in den vergangenen Jahren oft an sie gedacht. Es fiel ihm nicht schwer, sie sich jetzt vorzustellen – lange dunkle Haare, Augen so dunkelbraun wie feine belgische Schokolade, und ein biegsamer schlanker Körper mit Kurven genau an den richtigen Stellen. Sie war eine Augenweide für jeden Mann, das musste er zugeben.

Und sie war so süß gewesen. Zu süß. Eine richtige Träumerin. Er hoffte, dass sie das idyllische Familienleben gefunden hatte, nach dem sie sich so gesehnt hatte.

Entschlossen steckte er den Umschlag mit der Heiratsurkunde in eine seiner Schreibtischschubladen und blätterte durch sein Telefonbuch. „Mach, dass du rauskommst, Brad. Ich muss arbeiten.“

Der strenge Ton, der Angestellte der Kanzlei normalerweise sofort auf Trab brachte, war an seinem alten Freund verloren. Brad gähnte nur und streckte sich. Schließlich sah er Matt an. „Willst du, dass ich mit Lexy spreche?“

Matt legte das Telefonbuch zur Seite, lehnte sich in den Schreibtischsessel zurück und strich gedankenverloren über das feine schwarze Leder des Buches. Dieser Gedanke war ihm bisher noch nicht gekommen, obwohl er durchaus in Betracht zu ziehen war. Er wollte sie nicht unbedingt wieder sehen. Nicht nach der letzten Nacht, die sie zusammen verbracht hatten. „Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie könnte die Vereinigten Staaten bereits wieder verlassen haben.“

Brad zuckte mit den Schultern. „Selbst dann wird sie nicht schwer zu finden sein. Es sei denn, sie ist nach Ungarn zurückgegangen. Aber das bezweifle ich.“

Matt seufzte und nickte. Vielleicht sollte er das wirklich seinem Freund überlassen. „Du hast was bei mir gut.“

Sein Freund straffte sich und lächelte. „Kein Problem. Einer so hübschen Frau wie Lexy laufen die Männer doch scharenweise nach. Sie ist wahrscheinlich froh, wenn wir das endgültig geregelt haben. Ich tue ihr sozusagen einen Gefallen.“ Sein Lächeln wurde breiter. „Wer weiß, bis zu welchem Grad ihre Dankbarkeit reichen wird.“

Das herausfordernde Lächeln, das Matt normalerweise zum Lachen brachte, ärgerte ihn diesmal. Sie sprachen hier über Lexy. Über die süße, sanfte, verletzliche Lexy. Nicht über eine von Brads zwar hübschen, aber oberflächlichen Freundinnen.

Matt räusperte sich. Bei Geschäften hatten Gefühle nichts verloren. Und das hier war zweifellos Geschäft. „Hör zu, ich will nicht, dass du …“

„Hey, wozu sind Freunde denn gut?“ Brad erhob sich, seine Augen glitzerten verdächtig. Brad packte im Gegensatz zu dem karrierebewussten Matt nur der Ehrgeiz, wenn es um Frauen ging. „Ich werde mich gleich auf die Suche nach ihr begeben. Wahrscheinlich habe ich sie schon vor unserem Treffen im Sandalwood’s gefunden.“

„Ich werde das selbst in die Hand nehmen, Brad. Ab nächste Woche musst du dich um diesen großen Fall kümmern und …“

„Betrachte das Ganze bereits als abgeschlossen.“ Brad blieb an der Tür stehen und zupfte theatralisch das Jackett seines Armani-Anzuges zurecht. „Der gute alte Brad wird sich um alles kümmern.“

Obwohl Matt am liebsten aufgesprungen wäre, zwang er sich, ruhig zu bleiben. „Ich werde das selbst übernehmen“, erklärte er kühl und wartete auf eine Reaktion.

Der unbewegliche Gesichtsausdruck von Brad irritierte ihn. Normalerweise verbarg sein Freund nie seine Gefühle. Aber diesmal sah er ihn einfach nur an. In seinen Augen lag ein seltsames Glitzern, das er nicht deuten konnte. Offensichtlich schien er auf eine Erklärung zu warten.

Aber es gab nichts mehr zu sagen. Männer wie Brad hatte Lexy nicht verdient. Matt hatte sie bereits genug verletzt.

Lexy begann an der hintersten Ecke des schmalen Küchenschranks einen zweiten Haufen Rechnungen aufzustapeln. Auf diese Weise hatte sie noch genug Platz für die anderen Rechnungen, die bis zum nächsten Zahltag warten mussten. Oder auf den Zahltag danach.

Das ist das Gute daran, wenn man zwei Jobs hat, dachte sie. Man hatte zwei Zahltage. Obwohl selbst beide Einkommen kaum zum Leben reichten, hatten sie immerhin genug zu essen.

Sie schaute auf die Stromrechnung und schüttelte den Kopf. Sie hatte bereits die Klimaanlage abgestellt und benutzte nur einmal in der Woche den Backofen. Wie kam es, dass der Betrag trotzdem noch so hoch war?

Sie machte sich eine Notiz, dass sie diesmal den vollen Betrag bezahlen musste. Im letzten Monat hatte sie nur die Hälfte bezahlt. Dieses Mal würden die Wasserwerke auf ihr Geld warten müssen. Sie mochte arm sein, aber sie war zumindest fair.

Sie seufzte und trank einen weiteren Schluck Wasser. Sie hasste es, so leben zu müssen. Ihre Eltern wären schockiert, wenn sie es wüssten. Sie hatten sie in dieses Land geschickt, damit sie ein besseres Leben führen konnte. Aber ihre Eltern waren ein weiteres Problem. Eines, über das sie im Moment nicht nachdenken wollte. Es war zu deprimierend und sie stand kurz vor den Prüfungen. Sie würde niemals aus ihrer finanziellen Misere herauskommen, wenn sie nicht ihren Abschluss machte und einen guten Job bekam. Und sie war so nahe dran … Sie zuckte zusammen, als es an der Tür klingelte. Wer kann das sein, dachte sie verärgert. Sie hatte gehofft, diesen Nachmittag in aller Ruhe lernen zu können. Obwohl sie zuerst versucht war, die Tür nicht zu öffnen, gab sie sich schließlich einen Ruck. Vielleicht war es jemand, der zu Tasha wollte.

Sie öffnete die Tür und die Zeit blieb stehen.

Sie halluzinierte bereits. Wahrscheinlich das Resultat von den Spätschichten im Restaurant und den vielen Stunden, die sie nachts gelernt hatte. Und jetzt zahlte sie den Preis, indem Geister der Vergangenheit sie aufsuchten.

Nein … Dämonen.

Lexy blinzelte. Vertraute saphirblaue Augen schauten sie an. Und er strich sich das widerspenstige hellbraune Haar genauso aus der Stirn, wie sie es in Erinnerung hatte. Nur seine Schultern schienen breiter geworden zu sein.

„Matthew?“, flüsterte sie.

Ein zaghaftes Lächeln trat auf sein Gesicht. Das war neu. Matthew war immer so sicher gewesen. „Hi, Alessandra.“

„Niemand nennt mich noch so.“ Langsam machte sich der Schock bemerkbar, nach so vielen Jahren plötzlich wieder Matthew gegenüberzustehen und ihre Knie wurden weich. Sie straffte sich rasch. „Was willst du, Matthew?“

Sein Lächeln verschwand, und er schaute sie mit einem seltsamen Ausdruck an. „Ich hätte meinen Besuch telefonisch angekündigt, aber du stehst nicht im Telefonbuch.“

Sie blinzelte erneut. In der letzten Zeit hatte sie sich selbst den kleinen Luxus eines Telefons nicht mehr erlauben können. „Ich bin eine viel beschäftigte Frau. Telefonanrufe würde mich nur stören.“

Er nickte und schaute sie an. „Natürlich, ich werde gleich zur Sache kommen.“ Dann runzelte er die Stirn. „Was ist mit deinem Akzent passiert?“

Seine Frage machte sie stolz. Sie hatte hart an ihrem Englisch gearbeitet. „Ich habe immer noch einen.“

„Ja, aber er ist kaum noch hörbar“, erwiderte er und schaute sie an. „Und dein Haar.“ Er hob die Hand, doch ließ sie dann wieder fallen. „Wann hast du es geschnitten?“

Sie berührte die Enden ihres schulterlangen Haares und zuckte innerlich zusammen, als ihr einfiel, dass sie sich seit heute Morgen nur einmal kurz gekämmt hatte. Und sie trug auch kein Make-up. Da sie nur in den vier Wänden bleiben und lernen wollte, hatte sie sich nicht darum gekümmert. Du lieber Himmel, sie musste furchtbar aussehen.

Sie zupfte verlegen an ihrem verwaschenen weißen T-Shirt und trat einen Schritt zurück. „Wir haben uns nichts mehr zu sagen, Matthew.“ Er durfte nicht reinkommen. Ihre Wohnung war in einem noch schlimmeren Zustand als sie selbst.

„Warte.“ Er stemmte die Hand gegen die Tür, als sie sie schließen wollte. „Wir haben ein Problem.“

Sie lachte humorlos auf. Das war noch eine Untertreibung. „Aber kein gemeinsames, dessen bin ich sicher.“

„Leider doch.“

Sie erstarrte. Er sah plötzlich so ernst aus. So ernst, dass ihr Herz für einen Moment aussetzte. Er konnte es nicht wissen. Nein, das war unmöglich.

Ihr wurde auf einmal schwindlig. Dass Matthew nach so vielen Jahren unangemeldet vor ihrer Tür erschien, war auf einfach zu viel für sie. Er musste verschwinden. Und zwar sofort. Er hatte keinerlei Ansprüche auf sie.

„Ich werde die Polizei rufen, wenn es sein muss“, stieß sie hervor und ihr wurde erst bewusst, wie lächerlich ihre Worte waren, als er sie fassungslos ansah. Sie holte tief Luft und seufzte. „Was willst du, Matthew?“

Er schaute über ihre Schulter hinweg in die kleine schäbige Küche. „Können wir drinnen weiter reden?“

„Nein.“

Er runzelte die Stirn. „Aber was ich dir zu sagen habe, ist nicht unbedingt für die Ohren der Nachbarn bestimmt.“

Du liebe Güte! Sie war in einen Albtraum geraten. Aber wie konnte er es herausgefunden haben? Und warum sollte es ihn nach all den Jahren plötzlich kümmern? Sie versuchte den Kloß, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, hinunterzuschlucken. Aber ihr fiel beim besten Willen keine andere Erklärung ein, warum Matthew plötzlich bei ihr aufgetaucht war. Sie steckte in Schwierigkeiten. Sie hatte über ihn in der Zeitung gelesen. Er war jetzt ein einflussreicher Anwalt, reich und mächtig. Und er war der egoistischste, skrupelloseste Mann, den sie je getroffen hatte. Die letzte Nacht, die sie zusammen verbracht hatten, konnte davon Zeugnis ablegen.

Vielleicht sollte sie doch ein wenig netter zu ihm sein. Vielleicht könnte sie …

„Lexy, wirst du mich jetzt hereinlassen?“ Matthew suchte ihren Blick und lächelte.

Sie versuchte normal weiterzuatmen, aber es gelang ihr nicht. Matt schaute sie mit seinen unglaublich blauen Augen an und sie verwandelte sich auf einmal wieder in die schüchterne Neuzehnjährige, die noch Träume hatte und sich das Unmögliche wünschte.

„Lexy?“

Sie schloss kurz die Augen, um sich wieder zu fassen und trat dann wortlos zurück und sah zu, wie er mit dem Blick über ihre ärmliche Einrichtung glitt, als er in das kleine Wohnzimmer trat.

Sie konnte sich nicht vorstellen, was er dachte. Sie hatte die karierte Couch und den Walnussbaumtisch in einem Secondhandshop erstanden. Den hellgrünen Sessel auf einem Flohmarkt. Und das kleine fünfzehn Jahre alte Fernsehgerät hatte sie der Güte eines Nachbarn zu verdanken.

Kein einziges Möbelstück in ihrer Wohnung spiegelte ihren Geschmack wider. Einzig die Tatsache, dass ihr Bankkonto leer war.

„Setz dich doch“, forderte sie ihn auf und als er zögerte, fügte sie rasch hinzu: „Sie ist sauber.“

Eine leichte Röte ließ sein gebräuntes Gesicht eine Spur dunkler erscheinen, als er sich wortlos umdrehte und Platz nahm. Obwohl es sie verlegen machte, ihn in diese peinliche Situation gebracht zu haben, war sie auch von seiner Reaktion fasziniert. Das war nicht der forsche junge Jurastudent, der einst die ganze Welt erobert wollte. Das war nicht der Mann, der ihr eiskalt erklärt hatte, dass eine Familie nur Ballast für ihn wäre.

„So, Matthew, womit kann ich dir also helfen?“, fragte sie, erfreut, dass ihre Stimme so sicher klang, obwohl sie ihre Hände verschränken musste, weil sie zitterten.

„Lebst du schon lange hier?“, fragte er in freundlichem Konversationston, für den sie ihm am liebsten geohrfeigt hätte.

„Ungefähr vier Jahre.“

„Seltsam, dass wir nie ineinander gelaufen sind, obwohl wir immer noch in derselben Stadt wohnen.“

„Ich gehe nur an Donnerstagen in den Country Club“, erklärte sie offen.

Ein verärgerter Ausdruck glitt über sein Gesicht. „Muss ich mich jetzt entschuldigen, nur weil wir nicht in denselben Kreisen verkehren?“

Sie senkte beschämt den Blick. Sie freute sich über seinen Erfolg. Er hatte ohne Zweifel hart dafür gearbeitet. „Hör zu, es tut mir wirklich leid. Ich …“ Sie unterbrach sich und ließ sich in den alten Sessel fallen. „Ich wollte nicht …“

„Ist schon gut.“ Er zupfte nervös an seiner Krawatte und schaute zu ihrer hinüber. „Du siehst gut aus.“

Diese Bemerkung rief ein Lachen in ihr hervor.

„Was hast du?“ Er schien ehrlich überrascht zu sein, und als ein Lächeln über sein Gesicht glitt, sah er auf einmal wieder wie der junge Jurastudent aus, in den sie sich vor sieben Jahren unsterblich verliebt hatte. „Was findest du so lustig?“

Fasziniert schaute sie in das glitzernde Blau seiner Augen, doch dann stieg Wut in ihr auf und ihr gesunder Menschenverstand begann wieder zu arbeiten, als sie daran dachte, wie er sie verlassen hatte. Nichts war lustig.

Absolut nichts.

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du hierher gekommen bist“, sagte sie schließlich kühl.

Er nahm mit einem Stirnrunzeln ihren plötzlichen Stimmungswechsel zur Kenntnis und sah sie für einen Moment prüfend an. „Wir sind immer noch verheiratet“, ließ er die Bombe platzen.

Falls er vorgehabt hatte, sie aus der Fassung zu bringen, so war es ihm gelungen. Sie ließ sich gegen die Rücklehne des Sessels fallen und spürte kaum die lose Sprungfeder, die gegen ihre Hüfte drückte.

„Aber du wolltest dich doch darum kümmern.“ Sie machte eine hilflose Geste mit der Hand, als sie verärgert feststellte, dass sie nicht sofort das passende englische Wort fand. „Diese Sache da …“ Sie stieß frustriert die Luft aus. So etwas passierte ihr nur, wenn sie furchtbar aufgeregt war. Normalerweise war ihr Englisch perfekt.

„Die Annullierung“, half er ihr aus.

„Warum hast du das nicht veranlasst?“

„Ich dachte, ich hätte es getan.“

„Oh, du bist ja ein großartiger Anwalt.“ Sie hob theatralisch die Hände und ließ sie rasch wieder fallen, als sie daran dachte, wie sehr sie jetzt ihrer temperamentvollen Mutter ähnelte.

„Ich habe einen kleinen Fehler gemacht, na und?“ Er sah sie verärgert an. „Ich bin darüber genauso wenig glücklich wie du.“

„Woher willst du wissen, ob ich glücklich bin oder nicht? Was weißt du denn schon von mir?“ Sie war lauter geworden und musste mit Erschrecken feststellen, dass ihr ungarischer Akzent sich verstärkt hatte.

Ein leichtes Lächeln erschien auf Matthews Gesicht. „Du hörst dich wieder wie dein altes Selbst an.“

Sie schrie leise auf. „Nein, das tue ich ganz bestimmt nicht. Ich bin nicht mehr die, die du einst kennengelernt hast, Matthew. Ich werde nie mehr das unschuldige junge Mädchen sein, das ich einst gewesen bin.“

Ein Schatten, ein Ausdruck von Schuld, flog einen Moment über sein Gesicht. „Wir waren beide jung“, sagte er leise.

Ihre Unterhaltung hatte eine Richtung genommen, die sie auf keinen Fall wünschte. Es lag kein Sinn darin, alte Wunden wieder aufzureißen. Außerdem konnte sie ihm sein Verhalten eigentlich gar nicht übel nehmen. Er hatte ihr offen und ehrlich gesagt, was er von ihr wollte und was nicht. Dass sie in dieser letzten Nacht mit ihm ins Bett ging, war ihre eigene Entscheidung gewesen. Und falls sie noch einmal die Wahl hätte, würde sie genauso ausfallen.

Lexy versuchte zu lächeln. Eigentlich sollte sie froh sein. Diese Ehesache war sicherlich schnell zu lösen. Sie musste ihn jetzt nur schnell loswerden, bevor Tasha kam. Dann würde ihr Leben wieder in normalen Bahnen laufen.

„Also gut“, sagte sie und versuchte nicht daran zu denken, wie attraktiv sie ihn immer noch fand. Er hatte schon immer schöne Hände gehabt, aber jetzt sahen sie stärker, noch fähiger aus. Abrupt hob sie den Kopf und schaute ihn an. „Muss ich etwas unterschreiben?“

Er nickte, und Lexy konnte nicht umhin zu bemerken, wie männlich er geworden war. „Du bist doch nicht verheiratet, oder? Ich meine mit einem anderen Mann?“

„Nein.“

„Warst du es?“

Sie schüttelte den Kopf.

Verärgert stellte sie fest, dass er offensichtlich nichts anderes erwartet hatte. Warum eigentlich? Glaubte er etwa, sie wäre zur Ehefrau ungeeignet? „Warum?“

Er zuckte die Schultern. „Du hast den Namen Monroe behalten. Das hat mich überrascht, aber dadurch war es leichter, dich zu finden.“

„So?“

„Da niemand von uns beiden in der Zeit unserer Ehe geheiratet hat, wird die Annullierung wahrscheinlich unproblematisch sein.“

Die Tatsache, dass er ebenfalls nicht geheiratet hatte, sollte sie kalt lassen, aber das tat sie nicht. Sie schaute auf seine Hände und lächelte. „Wenn du die Papiere fertig hast, werde ich vorbeikommen und sie unterzeichnen.“

„Ich habe sie schon fertig.“ Er zerrte an seiner Krawatte. „Wir müssen das sofort klären.“

Sie verzog den Mund. Irgendetwas anderes musste ihn noch stören.

„Hast du morgen Zeit?“, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe morgen zwei Prüfungen.“

Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Etwa Examensprüfungen?“

Lexy straffte sich. Warum konnte sie nicht lernen, dass manchmal nur ein bestimmtes Nein angebracht war. Ihr Leben ging ihn nichts an.

„Du studierst immer noch?“

Sie seufzte. „Wie wäre es mit nächster Woche?“

Matthew starrte sie stirnrunzelnd an. „Ich muss diese Sache unbedingt sofort regeln.“

„In Ordnung.“ Sie ging in Gedanken ihre Termine durch. In der nächsten Woche musste sie jeden Abend im Restaurant arbeiten. Das Lernen würde etwas weniger Zeit in Anspruch nehmen, da dann ihre Prüfungen hinter ihr lagen, aber sie hatte einen Putzjob angenommen, der sie jeden Morgen in Anspruch nehmen würde. Dann waren da natürlich noch Tashas Ballettstunden, die Wäsche, die nicht länger warten konnte, die Einkäufe, die Kekse, die sie versprochen hatte, zu backen …

„Lexy?“ Er winkte mit der Hand vor ihrem Gesicht. „Bist du noch hier?“

„Ich bin nicht diejenige, die gegangen ist, Matthew.“

Sobald die Worte aus ihrem Mund waren, wäre sie am liebsten in den Boden versunken und für immer verschwunden. Wie hatte sie nur so etwas sagen können? Sie versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle gehorchte ihr nicht mehr.

Sie warf einen kurzen Blick zu Matthew hinüber und erhob sich rasch. „Entschuldige, dass ich dir noch gar nichts angeboten habe“, stieß sie hervor. Zu spät wurde ihr klar, dass sie überhaupt nichts anzubieten hatte. Ein wenig Milch vielleicht, aber das war auch schon alles. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie zu dem Wasserglas hinüber, das sie auf den Küchenschrank gestellt hatte, hinüber und nahm einen großen Schluck.

Das Wasser tat ihrer ausgetrockneten Kehle gut. Sie würde sich auf keinen Fall entschuldigen. Sie war schließlich nicht diejenige, die nach sieben Jahren Kontaktstille plötzlich wieder auftauchte.

„Möchtest du auch ein Glas Wasser?“, fragte sie.

Er schüttelte den Kopf und ein gequältes Lächeln trat auf sein Gesicht. „Ich werde alles unproblematisch abwickeln, Lexy. Und was die Vergangenheit betrifft, es tut mir wirklich leid, was zwischen uns geschehen ist.“

„Es ist nichts geschehen, Matthew.“ Sie hätte bei der Ironie ihrer Worte beinahe laut losgelacht. „Wie hört sich Samstag für dich an?“

Sein Blick glitt kurz über ihr Gesicht und blieb dann kurz an ihren Brüsten hängen, und sie spürte instinktiv, dass er auch an diese letzte Nacht dachte.

Sie wandte sich ab, um ihr Glas noch einmal mit Wasser zu füllen. Nicht weil sie durstig war, sondern nur, weil ihr verräterischer Körper sofort auf seinen Blick reagiert hatte und sie sich mit etwas ablenken wollte.

„Vielleicht nehme ich auch ein Glas Wasser“, erklärte er, und sie musste ein Lächeln unterdrücken. War es ihm etwa wie ihr ergangen?

Sie nahm ein Trinkglas aus dem Schrank und füllte es mit Leitungswasser. „Bitte.“

„Danke.“ Er ging durch das kleine Zimmer auf sie zu, nahm das Glas aus ihrer Hand und schaute sie an. „Ich werde heiraten.“

Diese Neuigkeit bestürzte sie so, dass sie sich an der Spüle festhalten musste. Es sollte ihr nichts ausmachen. Aber er hatte ihr damals gesagt, dass er die Absicht hätte, niemals zu heiraten, dass er sich nicht vorstellen könnte, von Frau und Kindern in seiner Karriere behindert zu werden.

Sie zwang sich zu einem Lächeln, nahm ihr Glas und ging an ihm vorbei. „Wann?“

„Nächsten Monat.“

„Ach so.“ Sie ging zum Sessel hinüber und setzte sich. „Also muss unsere Ehe unbedingt bis dahin annulliert sein.“

Er sah sie erstaunt an und sie schämte sich ein wenig. Sie hatte nicht so bitter klingen wollen. Sie freute sich für ihn. Wirklich.

„Hör zu, ich werde es morgen irgendwie einrichten, Zeit für dich zu haben“, sagte sie und hoffte, dass der Restaurantbesitzer ihr ein oder zwei Stunden freigeben würde. „Aber es muss unbedingt vor siebzehn Uhr sein.“

Matthew kam zu ihr hinüber, machte aber keine Anstalten Platz zu nehmen. Er schaute sie nur nachdenklich an. „Warum studierst du eigentlich immer noch? Du warst doch bereits auf dem College, als wir …“

„Ich weiß.“ Sie zuckte die Schultern. „Es läuft eben nicht immer so, wie man will.“

„Geldprobleme?“

Sie legte nervös ein Bein über das andere. Sie könnte jetzt gemein sein und ihn daran erinnern, dass er den größten Teil ihrer Ersparnisse für ihre Scheinehe genommen hatte. Aber sie sagte nichts und zuckte nur die Schultern. „Unter anderem.“

Er sah zum Fenster hinüber und schaute gedankenverloren hinaus in den grauen Maihimmel. Sie warf einen Blick auf die kleine antike Uhr, eins der wenigen Besitztümer, die sie aus Ungarn mitgebracht hatte. Tasha würde in vierzig Minuten zurück sein. Matthew musste unbedingt gehen.

„Ich habe eine Idee“, erklärte er schließlich.

Sie erhob sich, um ihn zum Gehen zu veranlassen.

„Ich werde dir das Geld zurückgeben, dass du mir damals gegeben hast.“

„Was?“ Sie hätte beinahe ihr Glas fallen lassen. „Wir hatten eine Abmachung. Ich brauche dein Mitleid nicht, Matthew.“

„Das hat nichts mit Mitleid zu tun. Ich will nur die Dinge zwischen uns wieder in Ordnung bringen.“

Er wollte mit seinem Geld sein schlechtes Gewissen beruhigen. Das tat weh. Sie schob ihn zur Tür. „Raus, bevor ich wütend werde.“

Doch der Türknauf wollte nicht kooperieren. Sie rüttelte und zerrte daran, doch die Tür ging nicht auf. Na, großartig, es war einmal wieder eine Schraube locker.

„Komm schon, Lexy, lass deinen gesunden Menschenverstand über dein Temperament siegen. Ich will doch nur …“