Secrets of the Galaxy - Anouk Noelle Schmid - E-Book

Secrets of the Galaxy E-Book

Anouk Noelle Schmid

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Beschreibung

Nie konnte Lil Winter in der Menschenwelt so wirklich glücklich sein. Nachdem sie ungewollt genug Unheil in der Stadt gestiftet hatte, verlor ihr Vater seinen Job und sie mussten umziehen. Ihr anstrengendes, langweiliges Leben schien dort einfach so weiterzulaufen, aber dann verschwand ihr Vater eines Nachts. Auf der Suche nach ihm gelangte Lil in ein Portal, das sie in eine andere Welt teleportierte. Ab diesem Moment änderte sich ihr Leben komplett. Sie war auf einem Planeten gelandet, der voller Geheimnisse und Magie steckte. Die Clans, die den Planeten bewohnten, lebten einst vereint und friedlich. Doch nach dem sich ein Fluch über sie verbreitet hatte, wurden Sonnen- und Mondclan zerrissen. Doch nun stand eine große Gefahr bevor…

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Secrets

of the Galaxy

Rückkehr der bösen Magie

Anouk Noelle Schmid

Ausgabe Dezember, 2022

“Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“

-Aristoteles-

Autorin & Illustratorin

Anouk Noelle Schmid wurde am 15.01.2010 in Stuttgart geboren. Schon früh begann sie Geschichten zu schreiben. Aus dieser Leidenschaft fürs Schreiben entstand ihr erstes Buch “Cool Girls – Abenteuer auf dem Bauernhof“. Weitere Bücher von ihr sind “Yuna – im Schatten der Teman“, “Kraft im Dunkeln – Geheimnis der Wandler“.

Secrets of the Galaxy ist ihr viertes Buch. Die Idee zu diesem Buch hatte sie schon während ihres dritten Buches. Sie stellte sich ihre eigene Welt vor und ließ erfundene Fabelwesen ins Leben rufen.

Neben Geschichten schreiben, spielt sie noch gerne Klavier, macht Sport und tanzt leidenschaftlich gerne. In ihrer Freizeit ist sie oft draußen und verbringt ihre Zeit mit Freunden.

Inhaltsverzeichnis:

PrologSeite 7

Die Bedeutung der Symbole und die

Magie, die dahinterstecktSeite 9

Kapitel 1: Feuer und EisSeite 14

Kapitel 2: Der Ruf des WaldesSeite 19

Kapitel 3: Seltsamer FundSeite 35

Kapitel 4: Geheime BotschaftSeite 40

Kapitel 5: Vom Erdboden verschwundenSeite 50

Kapitel 6: Unvergessliche ErinnerungenSeite 58

Kapitel 8: Phönixtränen & DrachenblutSeite 65

Kapitel 9: Eine andere WeltSeite 78

Kapitel 10: Azaris GeschichteSeite 87

Kapitel 10: RückkehrSeite 104

Kapitel 11: Die schwarzen RitterSeite 117

Kapitel 12: Traurige WahrheitSeite 128

Kapitel 13: Ort der VerbundenheitSeite 139

Kapitel 14: Neue ZeitSeite 150

Kapitel 15: Besonderes Amulett Seite 159

Kapitel 16: VerbündungSeite 174

Kapitel 17: Erster Schultag Seite 189

Kapitel 18: Angriff aus dem Schatten Seite 200

Kapitel 19: StürmischSeite 213

Kapitel 20: GeisterritualSeite 228 Kapitel 21: WunderSeite 239

Kapitel 22: Wahre Freunde & FamilieSeite 251

Kapitel 23: Seltsame Unterrichtsstunde Seite 264

Kapitel 24: SchneeprinzessinSeite 270

EpilogSeite 281

Zusatz:

PersonenSeite 285

Ein paar der wichtige RäteSeite 293

Die Sprache der Pflanzen &

Trollartigen WesenSeite 294

Prolog

Noch vor der Entstehung der Menschen, der Tiere, Magier und Fabelwesen entstand im Universum die Galaxie. Aus tausenden von Gesteinsbrocken, Sternenstaub und verschiedensten Elementen entstanden Planeten verschiedenster Art. Jeder Planet hatte seine eigene Geschichte, Herstellung und Bedeutung. Es entstanden Planeten, auf denen Kreaturen, die wir kennen, niemals leben könnten. Sie sind einfach dafür da, verschiedene Naturphänomene zu erschaffen. Dort gab es Orte, die physikalisch eigentlich gar nicht existieren konnten. Einer dieser Planeten war einmal der Wichtigste überhaupt. Sein Kennzeichen war Leben jeder Art. Es sollte ein Planet werden ohne jegliche Magie oder besonderen Kräften. Die einzige Kraft sollte die Erdanziehungskraft werden. Dieser Planet sollte die Erde sein.

Umweltverschmutzungen und Industrialisierung sollten ein Maximum nicht überschreiten. Doch die Menschen entwickelten sich immer weiter. Durch die Abholzung der Wälder schadeten sie allen Waldlebewesen, aber es sollte ein Planet ohne Gefahr für die Tiere sein. Um etwas zu ändern musste man dann eben wohl doch Magie benutzen….

Naidou – war der Planet der Magieclans. Dieser Planet war dreimal so groß wie die Erde. Die Hälfte der oberen Halbkugel nannte man Mondclan und Sonnenclan. Sonst gab es noch unzählige weitere Clans; die kleinsten waren der Indianer- und Blutclan. Die bedeutendsten waren der Wolken- und der Sternenclan. Sie befanden sich aber nicht auf dem Planeten, sondern in der Galaxy, gehörten aber noch zu Naidou.

Unmengen an Geheimnissen sind in der ganzen Galaxy verborgen, doch keiner hat sie je zuvor bemerkt…

Die Bedeutung der Symbole und die Magie, die dahintersteckt

DIE ERDE

Die Erde hatte sich verändert. Klimawandel und Umweltverschmutzungen hatten ihre Spuren hinterlassen; Tierarten wurden ausgerottet. Die letzten Tiere wurden für menschliche Arbeiten eingesetzt. Freilebende Tiere gab es nur noch wenige und auch diese fanden fast keinen unbewohnten Lebensraum. Die Menschen nahmen ihnen so gut wie alles weg. Industriebauten und hoch technologisierte Bauwerke ersetzten kleine Dörfer, Naturdenkmäler und Felder.

DER SONNENCLAN

Der Sonnenclan befand sich auf der oberen Halbkugel des Planeten Naidou. Die Landschaft bestand meist aus einer grünen Wiese mit bunten Blumen. Es gab nicht so viele Wälder, aber dafür viele Gebirge, Täler und Seen. In der Blumenzeit war es sehr warm, aber es regnete auch viel, so dass die zahlreichen Blumen bewässert wurden. In der Schneezeit schneite es dafür ausreichend viel und es war kühl. Die Schüler im Sonnenclan wurden in einem Schloss unterrichtet. Sie wurden in unterschiedliche Stufen eingeteilt. Diese Einteilung wurde aber nicht nur nach Alter, sondern auch Treue, Leidenschaft, Willenskraft und vieles mehr durchgeführt. In der zweiten bis vierten Stufe sollten sie eine Prüfung absolvieren. Wurde diese bestanden, bekam der jeweilige ein Reittier (Schwan, Eisbär, Pegasus oder Einhorn) und durfte hinter die Grenzen, in denen sie sich befanden. Die Schüler schliefen in sogenannten Schlaftürmen. Immer am dritten Sonnen-Tag durften sie zu ihrer Familie bis zum nächsten Sonnen-Tag. Dieser war alle fünf Tage. Die Dörfer lagen weit hinter den Grenzen der Sonnenschule. Die Schüler ritten dort mit ihren Reittieren hin.

War dieses noch nicht vorhanden, durften sie auf besonderen Bären reiten. Sie gehörten Azari, eine ehemalige Schülerin der Sonnenschule.

DER MONDCLAN

Auf den ersten Blick ähnelte der Mondclan sehr dem Sonnenclan. Doch es gab viele Unterschiede. Die Jahreszeiten waren gleich, aber die Landschaften waren abwechslungsreicher als im Sonnenclan. Es gab fast keine freien Wiesen, da auf ihnen Bäume und Sträucher wuchsen. Berge, Schluchten, Abgründe, Seen, Wasserfälle und Täler wechselten sich sprunghaft ab. Zu der Bevölkerung von magischen, menschlichen Wesen, lebten hier viele Fantasietiere, Fabelwesen und weiteren Kreaturen, die mit der Bevölkerung friedlich zusammenlebten. Wie auch im Sonnenclan erbten die Kinder das Talent und die Mächte der Eltern. Wenn zum Beispiel der Vater Wildhüter war, dann war das Kind zum Beispiel Bogenschütze…. Zudem hatte jede Familie eine bestimmte Farbe, die sie bei besonderen Festen oder wichtigen Veranstaltungen trugen.

DER BLUTCLAN

Der Blutclan war ein Zwischenclan, welcher an den Mondclan grenzte. Er gehörte böser Mächte an. Selbst in der Blumenzeit war es kalt und die Landschaft war karg und trocken. Durch viele Erdbeben bildeten sich überall Risse in den grau, versteinerten Böden. Bewohnt wurde der Clan ursprünglich nur von grausamen Ungeheuern und mysteriösen Kreaturen. Doch dann schloss sich einer der gefürchteten Magier an und gründete ein Imperium in einer alten, schon halb zerfallenen Burg.

Feuer und Eis

Das Leben auf Planet Erde

Tränen überströmten ihr Gesicht, während Lil sich versuchte abzulenken, indem sie durch das große Fenster des Reisebusses blickte und versuchte zu träumen, sich Drachen und Phönixe vorzustellen … aber es war vergeblich. Jeder Gedanke brachte sie in irgendeiner Weise mit Feuer zusammen. „Du kannst nichts dafür“, flüsterte eine sanfte ruhige Stimme. „Dad, es tut mir so leid, ich wollte nicht… ich wusste nicht.“ Ihr ganzer Körper zitterte, während die Wut und die Trauer in ihr hochkroch. Ihr Vater drückte ihre Hand und sagte erneut - dieses Mal etwas lauter: „Du kannst nichts dafür, nichts von all dem.“ Seine Stimme blieb ruhig. Lil schaute auf, wischte ihre Tränen von der Wange und blickte ihrem Vater ins Gesicht. „Dad, ich habe die Schule abgebrannt!“ Innerlich schrie sie, aber sie wollte nicht die ganzen Fahrgäste auf sich aufmerksam machen. Der Mann, der gegenüber von ihnen saß, schaute sie liebevoll an. Lil war ein wenig irritiert. Sollte er nicht lieber grimmig reagieren oder ängstlich das Abteil wechseln? Der Mann hielt ein Buch in den Händen, mit einem Stift notierte er darin etwas. „Du hast mir erzählt, es war im Laborraum hinter dir aufgetaucht. Es kam nicht aus den Fläschchen neben dir. Du warst das nicht“, versuchte Kai – ihr Vater – ihr klar zu machen.

„Wer war es dann? Es war keine Brandstiftung, es war keiner außer dem Schuldirektor und sein Sekretär in der Schule“, ihre Stimme brach ab. Ein neuer Tränenanfall überkam sie. Lil umschlang mit ihren Armen ihre Beine und vergrub ihr Gesicht darin. „Du wirst es irgendwann verstehen und ich vermute, dass es sehr bald sein wird. Versprochen! Aber du bist nicht schuld! Das war… bestimmt, glaub mir.“ Kai umarmte seine Tochter sanft. Lil hatte keine Ahnung, was er meinte, fragte aber auch nicht nach. Die Dunkelheit vor ihren Augen verwandelte sich in einen Schwarm von aufblitzenden Bildern. Sie sah alles vor sich: wie sie aus dem Fenster schaute und ihr Lehrer die Tür der Schule zugeschlossen hatte. Er ging davon aus, dass kein Schüler mehr da war - mal wieder wurde Lil übersehen. Sie war durch die endlosen Räume gerannt und vor dem Chemieraum stehen geblieben. Dann hatte sie die Fläschchen vermischt. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie das Feuer sie plötzlich umringt hatte. Zuerst war es smaragd-grün, violett und blau – was sie sich wahrscheinlich nur eingebildet hatte, bevor es sich mit rot und orange mischte. Nach diesem Zeitpunkt waren ihre Erinnerungen wie ausgelöscht. Was sie als Erstes wiedergesehen hatte, war, wie sie von ihrem Vater aus dem Gebäude getragen wurde. Sie hatte nur ein paar Brandwunden erlitten, aber der Schuldirektor und sein Sekretär wurden schwer verletzt. Sie waren noch im Gebäude, wovon Lil gar nichts mitbekommen hatte.

Sie waren in Todesgefahr. Die Feuerwehrmänner hatten sie in letzter Sekunde aus dem brennenden Gebäude getragen.

Lil machte die Augen auf, sie wollte es nicht noch Mal sehen. Doch das eigentlich Schlimme für sie war etwas anderes. Ihr Vater hatte kurzerhand seinen Job verloren. Aber klar, wer würde schon jemanden, dessen Tochter eine Brandstifterin war, anstellen? Aber vielleicht hatte ihr Vater recht: vielleicht war sie keine Brandstifterin. Lil und Kai sind deshalb in eine kleinere Gegend umgezogen; in der Hoffnung, dass Lil neue Freunde finden würde und ihr Vater einen neuen Job. Ihr Vater war Angestellter einer großen Industriefirma für autonome Roboter. Ihre neue Wohngegend lag in der Nähe von großen Roboter-fabriken. Oft hatte sie sich gefragt, warum ihr Vater in solch einer Fabrik arbeitete, zumal er doch eigentlich gegen Industrialisierung und Umwelt-verschmutzung jeglicher Art war. Vielleicht war nun der richtige Zeitpunkt ihn danach zu fragen: „Dad, warum …?“ Als ob er ihre Gedanken lesen konnte, fiel er ihr ins Wort und antwortete: „Um etwas zu erfüllen, das einem wichtig ist, muss man manchmal Opfer bringen.“ „Soll das heißen, du hast das nur für mich gemacht?“, fragte Lil staunend. „Heutzutage ist es kaum mehr möglich einen anständigen Job auf diesem Planeten zu bekommen. Ich wollte, dass es dir gut geht und du dir über nichts Gedanken machen musst. Ich würde Alles für dich tun.“ Schuldgefühle überkamen sie, auch wenn sie eigentlich froh sein sollte. Sie hob ihren Kopf, um zu schauen, ob sie schon da waren. Der Bus blieb stehen und die großen schweren Türen wurden geöffnet. Lil nahm die Hand ihres Vaters und sie stiegen aus. Der ältere Mann folgte ihnen. Als sie ausgestiegen waren, lächelte er ihnen zu. „Hallo, ich bin Herr Sturm“, begrüßte er sie. „Hallo, meine Tochter Lil und ich sind neu hierhergezogen. Wohnen sie auch hier?“, fragte Kai. Der ältere Mann nickte und zeigte auf ein Haus, das links neben ihrem neuen Haus stand. Ihr neues Haus war einstöckig mit bodentiefen Fenstern und einem großen Garten. „Ich sollte mich jetzt um meine Frösche kümmern und schauen, ob es den Rabenbabys gut geht. Aber sie können gerne nachher bei mir vorbeischauen“, meinte Herr Sturm. Lil lächelte: „Sie haben Raben und Frösche?“ „Ja, und Schlangen, Eichhörnchen, Igel, Kaninchen und ein paar weitere Tiere“, bestätigte Herr Sturm. „Wir kommen sehr gerne“, meinte Kai. Er und Lil schoben ihre Koffer ins Haus. Es war zum Teil schon eingerichtet, aber es fehlte reichlich an Deko. „Such dir das schönste Zimmer aus!“, strahlte Kai. Lil strich ihre Tränen weg und lächelte ein wenig. Sie schaute sich alle Räume an. Es gab zwei gleichgroße Schlafzimmer mit jeweils einem Himmelbett und zwei Schränken. Schlussendlich entschied sich Lil. Sie nahm das Schlafzimmer mit hellgrauen Wänden, nachtblauen Schränke, smaragdgrünen Vorhängen und Galaxy-Bettdecke. Ihr Vater öffnete die Tür. „Schon ein Zimmer gefunden? Wow, das passt ja perfekt zu dir“, lachte er. „Ja, stimmt“, lächelte Lil und umarmte ihren Vater. „Danke.“ Ihr Vater lächelte und schaute auf eines der Gemälde: Feuer und Eis.

Ruf des Waldes

1 Jahr später

Der Mond schien durch die transparenten Vorhänge. Auch wenn keine Lampe brannte, war der Raum hell erleuchtet. Die Strahlen des Mondes, die wie Laserstrahlen auf dem Spiegel aufkamen, ließen ihn glitzern. Vom offenen Fenster hörte man die Geräusche der nachtaktiven Waldtiere, das Knacken der Äste, die auf dem Boden zerstampft wurden und die schrillen Schreie der Krähen. Die Regentropfen prasselten gegen das Glas. Die Blätter der wenigen Bäume raschelten im Wind, der umher peitschte. Er schliff gegen die glühenden Laternen, bis sie erloschen. Der Donner war laut und stark zu hören und verbreitete seinen Klang überall. Lichtblitze schossen durch den Himmel und das Geheul der Wölfe stimmte sich mit dem Sturm ein.

Eine stürmische Nacht, die es schon lang nicht mehr gab. Zumindest nicht zu dieser Zeit und nicht an diesem Ort. Es gab weit und breit keinem, dem dieses Unwetter gefiel. Keinem außer Lil. Sie schaute wie immer zu dieser Zeit in die Ferne und träumte. Besonders heute strahlten ihre sonst so schwarzen Augen. Sie liebte Sturmnächte. Während sie ihren Blick so umherschweifen lies, beobachtete sie alles ganz genau. Immer wenn sie das tat, fielen ihr Dinge auf, die nie jemandem anders auffallen würden. Sie inspizierte jedes einzelne Blatt, das an den Bäumen und Büschen hing und jeden einzelnen Regentropfen, der auf der Straße aufkam. Selbst jeden Vogel, jede Katze, die sich ihre Wege durch die Autos, Häuser und Industriebauten bahnte. Auch wenn Lils Augen sehr sensibel waren. Sie wusste nicht genau was sie hatte; schlecht sehen konnte sie nicht. Ganz im Gegenteil, ihre Augen waren die eines Adlers. Bei Tag jedoch, wenn das Sonnenlicht auf ihre Augen fiel, sah sie manchmal verschwommen. Außerdem sah sie manchmal Dinge, die gar nicht da waren und nicht existierten. Der Arzt konnte auch nicht sagen, was sie hatte. Aber Lil war das auch nicht so wichtig. Zudem hatte sie noch etwas anderes Unerklärliches: immer, wenn sie in künstliches Licht schaute oder die Sonne hoch am Himmel stand, stach etwas in ihren Kopf und sie hatte Schmerzen am ganzen Körper. Sie konzentrierte sich wieder auf die ruhige Nacht. Lil mochte solche Nächte besonders deswegen, weil kein einziges Auto durch die Regenmasse fuhr und weil die Blümchen Wasser abbekamen. Hier wo sie wohnte schien Tag für Tag die Sonne, weshalb die Bäume auch verdorrten. Ihr Vater hatte ihr mal erzählt, dass solche besondere Sturmnächte Cralyus hießen. „Ein schöner Name!“, hatte sie damals gesagt. „Ja, aber noch schöner wirst du ihn finden, wenn du herausfindest, wer noch so hieß“, hatte ihr Vater darauf geantwortet. Der Blitz spiegelte sich in dem Spiegel, der gegenüber von Lils Bett lag. Diesen Spiegel hatte sie von ihrem Vater bekommen. Für Lil sah er mysteriös aus, mit dem dunklen Riemen und den gold-silbernen Zeichnungen, die aus der Innenfläche herauskamen und in die Wände übergingen. Aber genau das mochte sie. Doch was ihn noch mysteriöser und vor allem gruselgier machte, war das plötzliche Aufleuchten der Symbole und Aufzeichnungen. Sie erhellten den Raum. Lil schaute verwundert zu ihm hin. Die immer greller werdenden Lichter schienen in ihre Augen und sie hielt ihre Hand schützend vor sie. Doch die Lichter verursachten keine Schmerzen. Die silbernen Lichter verwandelten sich in tausend kleine goldene Lämpchen. Sie flatterten wie Glühwürmchen um sie herum. Was war das?

Sie schaute sich um. Doch weit und breit war keiner zu sehen. Zumindest keine Menschenseele. Ein großer Uhu kam auf das Zimmer zu geflogen. Die Spannweite seiner Flügel war doppelt so groß wie die Breite des Fensters. Die weißen Federn schimmerten. Wunderte sich die Eule auch was das war, fragte sie sich automatisch. Die smaragd-grün-blauen Augen glitzerten. Der Schnabel des Uhus war weit geöffnet und seine Krallen ausgefahren. Aber nach einer Maus suchte er wohl nicht, denn sein Blick war fest auf sie gerichtet. Seine Krallen streckte er zum Fenstersims und seine Flügel zog er rechtzeitig ein, um nicht an der Wand zu schleifen. Geschickt und fast schon elegant landete der Uhu am Rand des Fensters. Er krächzte kurz bevor er seinen Schnabel wieder schloss. „Hallo, wer bist du denn?“, fragte Lil. Sie hatte aber keine Antwort erwartet. Lächelnd strich sie dem majestätischen Geschöpf über die nichtvorhandenen Ohren und dann zu den Flügeln. „Wood!?“, fragte Lil den Uhu, der ganz ruhig auf dem Fenstersims saß und sogar seine Augen schloss. „Ja, Wood passt gut zu dir.“ Lil stupste Wood belustigt auf den Schnabel. Dann aber erkannte sie einen tiefen, blutigen Kratzer. Er erstreckte sich von der linken Kopfoberseite bis zur rechten Feder. „Du hast dich ja verletzt! Wer hat dir wehgetan?“, fragte Lil besorgt, auch wenn sie wusste, dass die Eule ihr nicht antworten konnte. Lil strich mit einem Tuch die Bluttropfen ab und streichelte der Eule, die sichtlichen Schmerz empfand, über den zarten Kopf. Der Kratzer musste schrecklich wehtun. Und ohne dass sie es wollte, spürte auch sie den Schmerz. Schnell wandte sich Lil ab. Sie konnte Blut nicht sehen. Immer wenn sie ein verletztes Tier sah, empfand sie die Schmerzen der Geschöpfe nach. Behutsam hob sie den Uhu auf ihr Kopfkissen. Liebevoll strich sie über den Kopf des Waldtieres. Bei ihr waren alle Tiere willkommen. Selbst die Spinnen, die an den Hauswänden herumkrabbelten, machten ihr nichts aus. Ihr Blick wandte sich wieder zum Spiegel. Die Lichtkörner waren weniger geworden. Die Symbole und Zeichnungen leuchteten auch nicht mehr. Das einzige was leuchtete war nichts, was der Spiegel ihr gab, sondern was sie ihm gab. Es kam von ihrem rechten Auge. Lil schreckte auf. Dabei verlor sie fast den Halt und kippte halb vom Bett.

Ihr rechtes Auge hatte deutliche Veränderungen wahrgenommen. Ihr Herz schlug schneller und schneller. Es pochte stark gegen ihre Brust. Lil strich über ihr Auge, aber das Leuchten hörte nicht auf. Es strahlte so hell wie der Mond und in den Farben des Mondes. Lil hielt ihre Hand davor, um die Strahlen des Mondes nicht mehr sehen zu können. Aber nun nahmen sie eine andere Gestalt an. Dieses Mal schimmerten sie golden. Was war los mit mir?

Ungeduldig schaute Lil Winter auf die Uhr. Die Zeiger schienen sich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr zu bewegen. Lil saß schon den halben Tag lang auf dem gleichen unbequemen Stuhl ganz in der Ecke hinten am Fenster. Vor ihr war, wie jeden Tag, ein Stapel voll Arbeitsblätter, aufgeschlagene Bücher und längst vollgeschriebene Hefte. Wie immer schaute sie in die Ferne. Auch wenn ihr Lehrer irgendetwas vor sich rumfaselte nahm sie es nur halb wahr. Mit einem Ohr hörte sie ihm zu, mit dem anderen war sie ganz weit weg, fernab vom Unterricht. Lil schaute in die weiten Tiefen des dunklen Waldes, wie sie es immer tat. Doch viele Bäume waren dort nicht zu sehen. Die meisten von ihnen waren abgestorben, vertrocknet oder abgeholzt. Natürlich bildete sie sich nur ein, wie neue Bäume wuchsen, tausende Blumen den Boden bedeckten und Schnee von den Wolken fiel. Seit Jahren hatte es nicht mehr geschneit und wenn nur ein paar Millimeter und meist nur wenige Minuten. Sie würde sich so sehr wünschen, dass noch einmal so viel Schnee fiel wie in Dads alten Geschichten. Ihr Vater hatte ihr jeden Tag von seiner Vergangenheit und frei erfundenen Geschichten erzählt. Sie handelten nicht immer nur von schneebedeckten Landschaften, Bäumen und wilden Tieren, sondern auch von Fabelwesen, Hexen und bösen Kreaturen. Er hatte ihr beigebracht, eine besondere Vorstellungskraft zu entwickeln und die Fabelwesen ins Leben zu rufen. So machte sie es auch heute. Auf der schneebedeckten Landschaft mit unzähligen Pflanzen flogen die Schmetterlinge um die Wette, die Adler kreisten über den Bäumen und auch geflügelte Einhörner suchten diesen Weg auf. Auch wenn Lil sich das alles nur vorstellte, schien es für sie wie Realität. Ganz weit weg erkannte sie eine Burg mit schon längst verfallenen Mauern. Ein Phönix war auch zu sehen. Mit großen Flügelschlägen stieg er immer höher hinauf in die Luft. Mit seinem golden farbigen Flügel und dem grau-weißen Körper schien er sich in der Sonne zu spiegeln. Seine Smaragd-grünen Augen ließen die Bäume erleuchten. Eine Eule mit silber-weißen Federn, die auf einem Drachen saß, machte laute Geräusche, als ob sie Lil rufen würde. Sie stand auf und wollte gerade zu diesem wunderschönen Fabelwesen laufen, als sie gegen eine harte Fensterscheibe lief. Die Landschaft verschwand, ebenso wie die Phantasiewesen und ein lautes Gelächter ebenso wie die lauten Schreie ihres Lehrers weckten Lil aus ihrem Tagtraum. Ihre Mitschüler lachten und der Lehrer schimpfte auf sie ein: „Setz dich hin! Jedes Mal störst du meinen Unterricht! Das geht zu weit…“ Erst jetzt bemerkte Lil, dass sie wohl oder übel wirklich aufgestanden und hart gegen das Fenster gelaufen war. „Da fehlt noch, Horror vor Unterricht“, erlaubte sie sich zu sagen. Dass die anderen Schüler noch mehr lachten, machte ihr nur wenig aus. Doch was ihr Lehrer nun sagte, verletzte sie sehr, auch wenn sie das nicht zeigte. „Du, du… kleines… Warum bist du nur auf dieser Schule? Jeden Tag komme ich gestresst nach Hause, und wer ist schuld? Eine kleine dumme Schülerin, die nichts im Kopf hat, außer ihre Geschichten, in denen sie drinsteckt. Wie verpennt bist du, dass du Realität und Träumerei vertauschst?“ Lil antwortete nicht, aber sie verdrehte ihre Augen. „Ich habe Mal eine Frage, so außerhalb des Unterrichts…, an dich Träumerin! Was ist der Unterschied von Drachen und Dinos?“ Der Name Träumerin machte ihr nichts aus. Sie wusste, dass egal, was sie sagen würde, der Lehrer es als falsch ansehen würde. Trotzdem sagte sie genau das, was sie dachte: „Ein großer Unterschied ist erstmal, dass alle Drachen Flügel haben und fliegen können. Bei den Dinosauriern können nur die Flugsaurier fliegen. Denn nur sie haben flugfähige Flügel. Dann ein weiterer Unterschied ist das Aussehen. Bei beiden gibt es verschiedene Arten, z. B.: Bei den Di…“ Sie kam nicht dazu weiter zu sprechen. Ihr gehasster Lehrer, Herr Sachler, unterbrach sie. „Wie kannst du nur so denken! Die einzig wahre und somit richtige Antwort ist: Dinosaurier gab es und Drachen nicht!“ Lil wollte losschreien und protestieren, aber es waren noch nicht die letzten Worte von ihm. „Typisch. Du träumst von Drachen, wenn ich von interessanten Themen wie Mathe spreche!“, rief er halblaut und betonte “interessant“ dabei. „Klar, interessant!“, flüsterte Lil leise. „Zur Strafe musst du morgen ein Referat über unseren Planeten halten! Und du musst alle Regeln zweimal abschreiben.“ „Klar! Und das soll ich an einem Tag schaffen!?“, protestierte Lil. „Setz dich wieder hin und mach die Aufgaben fertig!“, brüllte der Lehrer. „Wieso sollte ich das tun?“, meinte Lil. „Weil ich es dir befehle!“, rief Herr Sachler. „Das ist kein Grund“, flüsterte Lil. Doch dann setzte sie sich wieder hin. Sie konnte ihren Lehrer zwar zur Weißglut bringen, damit erreichte sie allerdings nur noch mehr Hass von ihrem Lehrer. Herr Sachler schaute sie noch einmal böse an, bevor er sich wieder der Tafel zuwandte und ein paar Formeln darauf notierte.

Warum versteht mich keiner?...

Lil rannte über die Wiesen und Felder. Sobald sie die Straße erreicht hatte, schwang sie ihr Skateboard vor ihre Füße, sprang auf und schlitterte über die Wege. Bauarbeiter schaufelten Erde in einen See, um ihn zuzuschütten. Mit ihren Kränen und Bauwagen fuhren sie über die rotbraune Erde. Lil sah, wie sie einen verdreckten See mit matschiger Erde zuschaufelten. Es war nur noch eine kleine, rundliche Stelle mit Wasser gefüllt. Lil stoppte ihr Skateboard. War da nicht ein kleiner, brauner Punkt, der sich aus dem Schlamm quälte? Lil ging in die Hocke. Sie streckte ihre Hand aus. Der Frosch war zwar mindestens fünf Meter von ihr entfernt. Trotzdem hatte er sie bemerkt.

Er kletterte aus dem Wasser hinaus und floh von den brummenden Monstergefährten. Sie kamen auf ihn zu. So schnell wie er konnte rettete er sich, in dem er in Lils offene Handfläche sprang. Lil lächelte und zog ihre Hand zu ihrem Körper, damit die Rauchwolken, die die Bauarbeiter verursachten, nicht in die Augen des Frosches gelangten. Lil strich dem Frosch über den Kopf. Dieser zitterte vor Angst. „Keine Sorge, ich werde dir nichts tun“, flüsterte sie. Der Frosch hob seinen Kopf und schaute sie mit seinen großen Kulleraugen an. Sie tränten leicht. Doch dann hob er seinen Mundwinkel und lächelte. Lil hob ihn langsam auf ihre Schulter und beförderte ihr Board wieder auf die Straße. Die Bauarbeiter hatten nichts von all dem mitbekommen. Sie hatten im Gegensatz zu Lil, auch den kleinen Frosch nicht bemerkt. Der Krach, den sie verursachten, dröhnte in Lils Ohren. Verärgert setzte sie sich ihre Kopfhörer auf und sie erhöhte ihr Tempo. Ihr khakifarbenes, schulterfreies T-Shirt wehte im Fahrtwind. Alle Lehrer ihrer Schule waren genervt von ihr und auch die Schüler ärgerten sie immer wegen ihres “Anderssein“. Genau deshalb beleidigten sie sie immer als Außerirdische. Auch ihre Haare waren nicht einfach normal braun. Sie waren hellbraun-dunkelblond und schimmerten am Ende ein wenig orange. Auch ihr Kleidungsstil unterschied sich sehr von den anderen: sie kleidete sich meist wild. Lil war nicht schüchtern und hielt sich auch nicht mit Kommentaren zurück, aber sie sprach auch nicht wirklich viel. Als sie den Wald erreicht hatte, klemmte sie sich ihr Skateboard unter den Arm und setzte ihre Kopfhörer ab, um die wenigen Geräusche, die noch da waren, wahrzu-nehmen. Lil schaute noch einmal nach dem Frosch, der nach wie vor seelenruhig auf ihrer Schulter saß. Er war nicht annähernd so groß wie ihre Handfläche. Vielleicht war er erst ein Baby oder er gehört einer der kleineren Arten an. Lil rannte zwischen den Bäumen vorbei, zumindest zwischen denen, die noch vorhanden waren. Grüner Wald konnte man das hier nicht nennen. Kein einziges noch so kleines Pflänzchen wuchs am Boden. Blumen oder Büsche waren hier auch nirgendswo zu sehen. Es gab nur wenige Bäume. Trotz der Jahreszeit hing kein einziges Blatt an ihnen. Auf dem Boden lag außer den toten Bäumen auch nichts als vertrocknetes Unkraut, ein wenig vertrocknetes Gras und vertrocknete, moosartige Bodendecker. Eigentlich war alles vertrocknet, verbrannt oder abgeholzt. Aber klar, heutzutage holzten die Menschen alles ab oder zerstörten es. Jeden Baum, der ihnen wegen einer neu gebauten Straße im Weg stand, jede Pflanze und Blume, weil sie für Bienen sorgten, jeder Fluss, der zugeschüttet wurde, um auf der Fläche ein Haus zu bauen und einfach alles was ihnen im Weg war. Lil hasste diese Menschen. Wie konnten sie nur so etwas tun? fragte sie sich immer wieder. Mit jedem Wald, den diese Menschen töteten, zerstörten sie Leben vieler Waldlebewesen. Schon allein ein einziger Baum konnte für einen Vogel oder ein Eichhörnchen wichtig sein. Lil wollte so gern etwas ändern, aber egal wem sie so etwas in der Art erzählte, verstand es nicht. Sie meinten, dass moderne Häuser viel schöner und Industrie viel wichtiger waren. Was natürlich nicht stimmte. Keiner verstand sie, außer 2 Personen. Außer ihrem Vater gab es nämlich noch eine Person, die ihr immer zuhörte und so dachte wie sie: ihr Nachbar Herr Sturm. Er war schon sehr alt. Lil kam auf zwei kleine abgelegene Häuser zu. Hier wohnte sie zusammen mit ihrem Vater und Herr Sturm. Hier achteten sie besonders darauf, dass viele Tiere ihr Zuhause fanden. Im Garten hatten sie viele Bäume eingepflanzt, mit schon vorgesehenen Löchern und Kulen, damit Eichhörnchen und Vögel ihre Nester darin bauen konnten. Sie hatten auch einen Teich für Frösche und Fische und mehrere Vogelhäuser angelegt. Für Schmetterlinge, Spinnen und Bienen hatten sie kleine, spezielle Häuschen angebracht. Herr Sturm, der sogar einen kleinen (grünen!) Wald hinter seinem Haus erschaffen hatte, hatte schonmal einen Wolf in genau diesem Wald gesehen. Wölfe sah man hier nur ziemlich selten. Seit Jahrzehnten wurde keiner mehr gesichtet. Außer auf ihrem Grundstück hatte Lil schon seit Jahren nicht mehr so viele Tiere gesehen. Sie öffnete das hohe Gartentor und trat in die Heimat der Tiere. Ein kleines Eichhörnchen, das schon auf dem Tor auf sie gewartet hatte, flitzte ihr hinterher. „Hallo Isamu!“, lachte Lil erfreut und nahm das kleine Tierchen hoch um es zu umarmen. Isamu stupste den kleinen Frosch leicht an. Dieser wich erschrocken zurück. „Alles gut. Er ist mein Freund“, erklärte Lil. Der Frosch streckte anerkennend seine Zunge aus und berührte damit das Eichhörnchen. Isamu ist Japanisch und heißt Mut. Lil nannte das Eichhörnchen so, weil immer, wenn sie gestresst und entmutigt nach Hause kam, schenkte Isamu ihr neuen Mut. Lils Vater hatte seine Mutter verletzt im Wald gefunden, zusammen mit ihrem neugeborenen Jüngling (Isamu). Sie wurde angefahren und hatte die schweren Wunden nicht überlebt und so hatte Kai ihn mit nach Hause genommen. Sie haben den kleinen dann mit der Flasche aufgezogen, bis er alt genug war. Es war aber nicht Kais Absicht, dass Isamu bei ihnen blieb. Er wollte ihn eigentlich wieder in der Natur freilassen. Doch das Eichhörnchen mochte ihn einfach zu gern und ist immer bei ihm im Garten geblieben. Doch dieser war nirgendwo zu sehen. Lil kam immer nachmittags nach Hause. Ihr Vater, der immer schon mittags mit seiner Arbeit fertig war, kochte normalerweise für sie. Doch heute fehlte jede Spur von ihm. Bevor Lil ins Haus ging, kniete sie sich vor den Fluss. Der Frosch sah zu dem Wasser. Seine Augen leuchteten, als er weitere Frösche, Kröten und Kaulquappen sah. „Dein neues zuhause“, berichtete Lil. Der Frosch leckte ihr mit der Zunge über die Wange und sprang dann mit dem Kopf voran ins Wasser. Die anderen Frösche hießen ihn herzlich Willkommen. Lil schlich durch die große Schiebetüre, lehnte ihr Skateboard an das Sofa und legte ihre Kopfhörer auf die Kochinsel. Sie setzte sich erst einmal auf den Hocker. Ihre Schultasche warf sie ans andere Ende des Raumes. Vom Badezimmer holte sie sich ein Handtuch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Da fiel Lil ein, dass sie schon ganz vergessen hatte bei Herrn Sturm vorbei zu schauen.

Wie jeden Tag, wenn sie von der Schule kam, erzählte sie ihm ihre freierfundenen Geschichten und dafür hatte der ältere Mann immer einen Mut machenden Spruch für sie parat. Lil stürmte durch den Garten, sprang über den Zaun zwischen ihrem und Herr Sturms Garten und schlich durch die offene Gartentür. Sie setzte sich auf einen gemütlichen Sessel und begann zu erzählen. Herr Sturm hörte wie immer aufmerksam zu, während er auf seinem Sessel hin und her schaukelte. „Eine dunkle Nacht legte sich über “Woordhankles“. Dunkle Gestalten rannten über die Dächer der Häuser. Schlicht gekleidet mit schwarzen Hosen und dunklen Umhängen. Sie drangen vor zum Reich des Prinzen. Sie zückten ihre Schwerter, versuchten über die hohe Mauer und Zinnen zu klettern. Da kamen riesige Löwen. Auf dem Turm stand der Prinz. Sein Schwert auf den Anführer der Angreifer gerichtet. Der Wind ließ seine Tunika, ebenso wie sein dunkelblauer Umhang, im Wind hin und her schwingen. Seine Krone war trotz der Dunkelheit sichtbar…“ Herr Sturm lächelte, als Lil ihre Geschichte fertig erzählt hatte. „Du hast dieses Talent ganz gewiss von deinem Vater geerbt! Hast du mal überlegt Autorin zu werden?“

Lil überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf: „Nein ich werde einmal Elfenkriegerin oder Drachenhüterin. Elementenwächterin wäre auch nicht schlecht.“ Herr Sturm nickte verständnisvoll, er lachte sie nicht aus wie andere es getan hätten, sondern schloss seine Augen und suchte nach einem passenden Spruch. „Egal, was andere sagen, egal, was passiert, habe Mut du selbst zu sein. Vertraue auf deine Stärken, lasse deine Schwächen und Ängste einfach davon fliegen - Wenn jemand kommt und dich beleidigt, weil du so bist wie du bist und dich nicht verstellst, weil du Schwächen und Ängste hast oder, weil du anders bist, nutze diese Erkenntnis und werde stark aus ihnen. Baue dich auf. Erinnere dich daran: Jeder ist besonders. Wenn du gegen jemanden gewinnen willst – nicht körperlich, sondern seelisch – nutzte dieses Wissen…“ Lil nickte: „Das werde ich tun – versprochen. Aber das war ja jetzt kein Spruch mehr, sondern ein ganzer Mut-mach-Roman.“ Sie lachte kurz. Prägte sich dann aber seine Worte tief in ihrem Kopf, ihrem Herzen und ihrer Seele ein. „Und noch was: Wenn du einen Aufbruch planst, weg willst, weg gehst, dann nehme all die Sachen und Lebewesen mit, die dir wichtig sind oder du gut gebrauchen kannst. Wenn etwas passiert, könnte es sein, du wirst sie nie wiedersehen.

Und: Glaube an dich. Egal, was passiert, du kannst alles schaffen, wenn du es dir in den Kopf setzt und an dich glaubst.“ Lil schaute ihren sonst so fröhlichen Nachbarn an. Sie sah, dass er sein Lächeln nur gezwungen ausführte und seine Augen waren voller Sorge. „Warum Aufbruch?“, fragte Lil. Doch Herr Sturm antwortete nicht, sondern schlief stattdessen in seinem Schaukelstuhl halb ein. Dann nehme alles mit, was dir wichtig ist, hallte es in ihrem Kopf wieder. „Dann müsste ich auf jeden Fall dich mitnehmen“, meinte Lil. „Nein, mich meinte ich damit nicht“, erklärte er bevor er komplett einschlief. Lil nickte, umarmte ihn kurz und verließ dann sein Haus. Sie überlegte kurz: es gab nicht viele Menschen, die ihr wirklich wichtig waren. Eigentlich hatte sie zu den meisten Menschen keine Verbindung, außer zu ihrem Vater, zu ihrer verstorbenen Mutter und zu Herrn Sturm. Natürlich waren ihr auch noch Isamu und Wood sehr wichtig.

„Hey, wenn ich alles schaffen kann. Kann ich dann auch fliegen und unsichtbar werden, wenn ich an mich glaube?“, lachte Lil.

- Keine Antwort -

Kai war immer noch nicht zurück und langsam breiteten sich Sorgen in ihr aus. Unruhig schlüpfte sie in ihr Nachtkleid, welches aus einem übergroßen T-Shirt ihres Vaters bestand, und legte sich in ihr Bett. Wie jede Nacht verfolgte sie ein und derselbe Albtraum. Ihr Vater, der bei Nacht gegen etwas Seltsames kämpfte, was sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Und dann, es stach zu… Lil wachte schweißgebadet auf. Sie atmete schwer und ihr Puls war sehr hoch. Ihre Haare wehten im Wind, der durch das offene Fenster ihres Zimmers strömte. Lil atmete zweimal tief ein und aus und beruhigte sich erstmal. Es war immer genau der gleiche Traum. Immer schien alles so echt und immer wachte sie genau um dieselbe Zeit (Mitternacht) auf. Doch diese Nacht war eine besondere. Nicht nur, dass es das zwölfte Jahr nun war, in dem sie den gleichen Traum hatte, sondern auch weil sie vor 12 Jahren um Mitternacht geboren wurde. Diese Nacht war eine stürmische Nacht mit Gewitter und Wirbelstürmen. Heute war ihr Geburtstag! Auch wenn sich der Tag nicht wirklich besonders anfühlte. Lil wusste nicht warum, aber als sie rausschaute in die Tiefen des Waldes, schien es so, als ob er sie rufen würde.

Sie spürte einen stechenden Stich in ihrem Herzen: ein klares Zeichen dafür, dass irgendjemand in Gefahr war.

Seltsamer Fund

Weit entfernt von Lil auf dem Planeten Naidoulebten die besten Freundinnen Lava und Sunny im Sonnenclan

Lava schritt durch die breiten Gänge ihrer Schule, alles war schön geschmückt. Es war wieder einmal Sonnen-Tag. Das hieß, es gab wieder einmal für jeden Schüler eine besondere Aufgabe. Lavas Aufgabe war: Bücherei… Sie wusste zwar nicht was damit gemeint war, begab sich aber trotzdem zu der Bücherei WAY, die größte aller Büchereien der Schule. Lava trug mal wieder ihr zweiteiliges Lieblingskleid mit einer Weste. Beides in der Farbe Rot. Lava sagte immer, es wäre lavafarben. Sie mochte die Farbe sehr und außerdem passte es zu ihrem Namen. Mit schnellen Schritten schlich sie durch die Räume. Die Wände waren bunt bemalt und die Fenster trugen, je nach Jahreszeit, passend farbige Vorhänge. Es war Blumenzeit, die Zeit in der es von Blumen nur so sprießte. Es regnete manchmal und die Sonne schien hoch am Himmel, trotzdem war es nicht allzu heiß. Zu dieser Zeit hatten die Wände die Farben türkis und pink. Die Vorhänge waren transparent und sie waren mit Pflanzen und Blumen bemalt. Auf den Fensterbänken und draußen am Eingang standen Steinskulpturen von Vögeln. Die Decke war voll mit Omen, Sprüchen, Symbolen, Zeichnungen und hängenden Sonnen. Welches Sunnys Aufgabe war, verriet sie nicht. Im Way gab es viele Regale mit Büchern. Sie waren grob sortiert und es gab auch eine Abteilung nur für Lehrer. Sunny und Lava waren oft in dieser Bücherei und deshalb kannten sie auch alle Regale auswendig. Lava verstand nicht, warum ihre Lehrerin also wollte, dass sie genau hierherkam. Was solls dachte sie und schaute sich in ihrer Lieblingsabteilung um. Sie zog ein Buch mit gold-verziertem Einband heraus: Mysthical creatures and their magic. „Fabelwesen und ihre Magie!? Das nehme ich mit!“, beschloss sie und schaute auf die andere Seite des Regals. Hinter dem gläsernen Bogen befanden sich die Regale, in denen nur Lehrer durften. Hier kenne ich schon alles, aber dort?

Kurzentschlossen schaute sie sich um. Es war weit und breit keiner zu sehen. Also schlich sie durch das Tor und schaute auf die vielen Regale. Lava las die Beschreibung der Themengebiete. „Die Wächter der Elvators, langweilig! Die Tjays, warte mal, was sind Tjays? Egal, das hört sich spannend an. Künste der dunklen Magie, da lässt sich doch bestimmt etwas finden!“, dachte sie halblaut. Das Regal war dunkel und voller schwarzer Zeichnungen. Auf dem Regal lagen Briefe, die schon längst veraltet waren. Doch zwischen den alten Schriftrollen und vergilbten Papierumschlägen lag ein weiteres Buch. Es war sehr klein und leuchtete ein wenig.

Sie richtete ihr Haarband zurecht und kletterte entlang des Holzbalkens auf das Regal, um das Buch zu holen. Als sie wieder auf festem Boden stand, las sie den Buchtitel: „Bücherei …?“ Konnte das sein? Meinte ihre Lehrerin das Buch und nicht die Bücherei?

Plötzlich hörte sie Schritte. Sie wurden lauter und lauter. Ihr blieb keine Zeit mehr, sich ein Versteck zu suchen. Schnell versteckte sie das geheimnisvolle Buch hinter ihrem Rücken. Da öffnete sich auch schon die Tür und ein großer dünner Mann kam hereinspaziert. Mit strengem Blick schaute er Lava an. „Was machst du im Lehrerabteil?“, fragte er zornig. „Ich, eh, ich… wollte nur…“, sie überlegte angestrengt, fand aber keine Ausrede. „Lava, du sollst deiner Aufgabe nachgehen und nicht überall rumschnüffeln!“, rief er laut. Lava bekam Panik, mit diesem Lehrer war nicht zu spaßen. „Lass sie!“, rief eine alte Stimme. Eine weitere Person kam in den Raum und stellte sich neben Lava. „Ich habe ihr erlaubt hier zu sein. Es ist ihre Aufgabe“, sagte Moja, eine alte Lehrerin der Sonnenschule. Nickend verlies der Lehrer den Raum. „Danke, Moja!“, brachte Lava hervor. „Was ist? Es stimmt doch!“, sagte sie zwinkernd. „Aber nun… gehe aus der Bibliothek und lese das Buch, wie es deine Aufgabe war.“ Bevor Lava zur Tür ging, fragte sie noch schnell: „Moja? Hast du mir diese Aufgabe gegeben?“ „Wer weiß? Es müssen ja nicht immer die Lehrer sein, die das tun“, sagte sie rätselhaft und verschwand hinter der Tür.

Lava schaute ihr noch kurz fragend hinterher, bevor auch sie hinter der Tür verschwand…

Sunny lag auf ihrem Bett und kritzelte etwas auf ihr Stück Papier. Die Tür wurde ruckartig geöffnet und sie erkannte das freudige Gesicht ihrer Freundin. „Hey, ich war gerade in der Bücherei und habe ein Buch gefunden. Es heißt Bücherei… ist das nicht ein komischer Name? Meine Aufgabe ist es, das Buch zu lesen. Was ist eigentlich deine Aufgabe? Warum willst du es mir nicht sagen!?“, wollte Lava wissen. „Sollen wir das Buch zusammenlesen?“, fragte Sunny und legte ihre Skizze auf den Tisch. „Du hast mir nicht auf meine Frage geantwortet“, stellte Lava fest. „Ja, ich muss zu einem Ort, an den ich nicht hinwill, weil wir es nicht dürfen“, antwortete Sunny. „Können wir das Buch jetzt lesen?“ „Ja, aber welchen Ort meinst du? Die Prüfung haben wir doch abgeschlossen. Das heißt, dass wir auf die Lichtung der Einhörner und Pegasus dürfen. Außerdem…“