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Dieser Band bietet einen umfassenden Überblick über Georges Werk. Inhalt: Die Fibel - Auswahl Erster Verse Hymnen Pilgerfahrten Algabal Die Bücher Der Hirten- Und Preisgedichte Der Sagen Und Sänge Und Der Hängenden Gärten Das Jahr Der Seele Der Teppich Des Lebens Und Die Lieder Von Traum Und Tod Der Siebente Ring Der Stern Des Bundes Dante: Die Göttliche Komödie Shakespeare - Sonnette Baudelaire - Die Blumen Des Bösen Tage Und Taten Aufzeichnungen Und Skizzen Schlussband
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Seitenzahl: 910
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Sein Werk
Stefan George
Inhalt:
Stefan George – Biografie und Bibliografie
Die Fibel - Auswahl Erster Verse
Vorrede Zum Ersten Band Der Gesamt-Ausgabe
Vorrede Der Ersten Ausgabe
Geleitverse
1886–87
Die Najade
Abendbetrachtung
Erinnerung
Herzensnacht
Die Sirene
Der Blumenelf
Die Rose
Gräber
Frühe Liebe
Des Kranken Bitte
Ikarus
Übertragungen
Menschen Und Kinder
Das Glocken-Konzert
Lukretia
Des Kindes Erster Schmerz
Zu Einer Indischen Weise
Chor Der Unsichtbaren
Chor
1888–89
Die Glocken
November-Rose
Die Schmiede
Der See
Seefahrt
Unser Herd
Stimmung
Sonett Nach Petrarka
Erster Frühlingstag
Keim-Monat
1889
Zeichnungen In Grau
Friede
Gelbe Rose
Das Bild
Priester
Gift Der Nacht
Ein Sonnenaufgang
Wechsel
Einer Sklavin
In Der Galerie
Legenden
I Erkenntnis
Ii Frühlingswende
Iii Der Schüler
Handschriftenproben Aus Der Fibelzeit
Hymnen
Pilgerfahrten
Algabal
Vorrede Der Zweiten Ausgabe
Aufschrift
Weihe
Im Park
Einladung
Nachmittag
Von Einer Begegnung
Neuländische Liebesmahle
Verwandlungen
Ein Hingang
Nachthymne
Strand
Hochsommer
Rückblick
Auf Der Terrasse
Gespräch
Bilder
Der Infant
Ein Angelico
Die Gärten Schliessen
Aufschrift
Siedlergang
Gesichte
Mahnung
Neuer Ausfahrtsegen
Verjährte Fahrten
Die Spange
Aufschrift
Im Unterreich
Tage
Die Andenken
Vogelschau
Im Park
Handschriftproben
Die Bücher Der Hirten- Und Preisgedichte · Der Sagen Und Sänge Und Der Hängenden Gärten
Jahrestag
Erkenntag
Loostag
Der Tag Des Hirten
Flurgottes Trauer
Zwiegespräch Im Schilfe
Der Herr Der Insel
Der Auszug Der Erstlinge
Das Geheimopfer
Die Lieblinge Des Volkes
Der Ringer
Der Saitenspieler
Erinna
Abend Des Festes
Das Ende Des Siegers
Preisgedichte Auf Einige Junge Manner Und Frauen Dieser Zeit
An Damon
An Menippa
An Menippa
An Kallimachus
An Sidonia
An Phaon
An Luzilla
An Isokrates
An Kotytto
An Antinous
An Apollonia
Sporenwache
Die Tat
Frauenlob
Tagelied
Im Unglücklichen Tone Dessen Von ...
Irrende Schar
Der Waffengefährte
Vom Ritter Der Sich Verliegt
Der Einsiedel
Das Bild
Sänge Eines Fahrenden Spielmanns
Das Lied Des Zwergen:
Erwachen Der Braut:
Kindliches Königtum
Vorbereitungen
Friedensabend
Stimmen Im Strom
Handschriftproben
Das Jahr Der Seele
Vorrede Der Zweiten Ausgabe
Nach Der Lese
Waller Im Schnee
Sieg Des Sommers
Sprüche Für Die Geladenen In T ..
Erinnerungen An Einige Abende Innerer Geselligkeit
Blumen
Rückkehr
Entführung
Reifefreuden
Weisser Gesang
Nachtwachen
Verstattet Dies Spiel: Eure Flüchtig Geschnittenen Schatten Zum Schmuck Für Meiner Angedenken Saal
W. L.
P. G.
M. L.
H. H.
K. W.
E. R.
A. H.
A. V.
R. P.
C. S.
A. S.
L. K.
Handschriftproben
Der Teppich Des LebensUnd Die Lieder Von Traum Und Tod
I
Ii
Iii
Iv
V
Vi
Vii
Viii
Ix
X
Xi
Xii
Xiii
Xiv
Xv
Xvi
Xvii
Xviii
Xix
Xx
Xxi
Xxii
Xxiii
Xxiv
Der Teppich
Urlandschaft
Der Freund Der Fluren
Gewitter
Die Fremde
Lämmer
Herzensdame
Die Maske
Die Verrufung
Der Täter
Schmerzbrüder
Der Jünger
Der Erkorene
Der Verworfene
Rom-Fahrer
Das Kloster
Wahrzeichen
Jean Paul
Standbilder · Die Beiden Ersten
Standbilder · Das Dritte
Standbilder · Das Vierte
Standbilder · Das Fünfte
Standbilder · Das Sechste
Der Schleier · Das Siebente
Blaue Stunde
Dünenhaus
Ein Knabe Der Mir Von Herbst Und Abend Sang:
Juli-Schwermut
Feld Vor Rom
Südliche Bucht
Winterwende
Den Brüdern
Die Ebene
Fahrt-Ende
Gartenfrühlinge
Morgenschauer
Das Pochen
Lachende Herzen ..
Flutungen
Tag-Gesang
Nacht-Gesang
Traum Und Tod
Handschriftproben
Der Siebente Ring
Das Zeitgedicht
Dante Und Das Zeitgedicht
Goethe-Tag
Nietzsche
Boecklin
Porta Nigra
Franken
Leo Xiii
Die Graeber In Speier
Pente Pigadia
Die Schwestern
Carl August
Die Tote Stadt
Das Zeitgedicht
Der Kampf
Die Fuehrer
Der Erste
Der Zweite
Der Fuerst Und Der Minner
Der Fuerst
Der Minner
Manuel Und Menes
Algabal Und Der Lyder
Koenig Und Harfner
Sonnwendzug
Hexenreihen
Templer
Die Hueter Des Vorhofs
Der Widerchrist
Die Kindheit Des Helden
Der Eid
Einzug
Umschau
Sang Und Gegensang
Der Spiegel
Danksagung
Abschluss
Flammen
Wellen
Lobgesang
Kunfttag I
Kunfttag Ii
Kunfttag Iii
Erwiderungen: Das Wunder
Erwiderungen: Einfuehrung
Erwiderungen: Die Verkennung
Trauer I
Trauer Ii
Trauer Iii
Auf Das Leben Und Den Tod Maximins: Das Erste
Das Zweite: Wallfahrt
Das Dritte
Das Vierte
Das Fuenfte: Erhebung
Das Sechste
Gebete I
Gebete Ii
Gebete Iii
Einverleibung
Besuch
Entrueckung
Eingang
Urspruenge
Landschaft I
Landschaft Ii
Landschaft Iii
Nacht
Der Verwunschene Garten
Rosen
Stimmen Der Wolken-Toechter
Feier
Empfaengnis
Litanei
Ellora
Hehre Harfe
Vorklang
Lieder I-Vi
Lieder I–Iii
Suedlicher Strand: Bucht
Suedlicher Strand: See
Suedlicher Strand: Taenzer
Rhein
Schlucht
Wilder Park
Lieder I-Iii
Fest
Die Schwelle
Heimgang
An Melchior Lechter
An Karl Und Hanna
An Gundolf
Erinnrung An Bruessel: Perls
Gespenster: An H.
Kairos
An Henry
Vormundschaft
Gaukler
Nordmenschen
Ernesto Ludovico: Die Sept. Mens. Sept.
In Memoriam Elisabethae
An Sabine
Einem Pater
An Verwey
G.V.V.
An Carl August Klein
An Hanna Mit Einem Bilde
An Robert: I Bruecke
Ii Abend In Arlesheim
An Ugolino
An Lothar
An Ernst
An Derleth
Einem Dichter
An Anna Maria
Einem Dichter
Rhein: I
Rhein: Ii
Rhein: Iii
Rhein: Iv
Rhein: V
Rhein: Vi
Koelnische Madonna
Bild: Einer Der 3 Koenige
Nordischer Meister
Nordischer Bildner
Kolmar: Gruenewald
Heisterbach: Der Moench
Haus In Bonn
Worms
Winkel: Grab Der Guenderode
Aachen: Graboeffner
Hildesheim
Quedlinburg
Muenchen
Herbergen In Der Au
Bozen: Erwins Schatten
Bamberg
Trausnitz: Konradins Heimat
Die Schwesterstaedte
Heiligtum
Stadtufer
Stadtplatz
Jahrhundertspruch
Ein Zweiter
Ein Dritter
Ein Vierter: Schlacht
Ein Fuenfter: Oestliche Wirren
Ein Sechster
Verfuehrer: I
Verfuehrer: Ii
Maskenzug
Feste
Zum Abschluss Des Vii. Rings
Ein Gleiches: Frage
Ein Gleiches: Kehraus
Ein Gleiches
Ein Gleiches: An Waclaw
Ein Gleiches
Handschriftproben
Der Stern Des Bundes
Vorrede
Schlusschor
Anhang
Handschriftproben
Dante: Die Göttliche Komödie
Vorrede Der Ersten Auflage
Vorrede Der Zweiten Auflage
Die Verirrung Im Wald · Erscheinung Des Vergil
Entsendung Des Vergil
Inschrift Des Höllentors · Die Lauen
Die Gruppe Der Dichter
Franziska Von Rimini
Eintritt In Die Stadt Des Dis
Farinata Und Cavalcante
Petrus De Vinea
Brunetto Latini
Die Drei Florentiner · Der Riese Geryon
Der Felsenstieg · Der Dieb Fucci · Der Phönix
Odysseus Lezte Fahrt
Griffolino Der Goldmacher
Der Hungerturm · Ugolino
Anfang Des Fegefeuers · Die Bekränzung Mit Dem Schilf
Casella
Manfred
Buonconte Und Pia
Der Dichter Sordell · Wehruf Über Italien
Sordell · Das Tal Der Blumen
Anfang Des Viii. Gesangs · Die Beiden Engel
Morgentraum
Der Kaiser Trajan
Eitelkeit Des Ruhmes
Gesichte Der Sanftmut
Der Friedensengel
Beispiele Der Trägheit · Dantes Schlaf
Das Beben Des Berges
Statius
Bonagiunta Von Lucca
Die Sänger Guido Und Arnaut
Abschied Vergils
Das Irdische Paradies
Erscheinung Der Sieben Leuchter
Wiedersehen Mit Der Seligen
Fortsetzung Des Bekenntnisses · Die Taufe Im Lethe
Der Mystische Baum
Bad Im Eunoë
Anruf Apollos · Aufstieg In Die Feuerregion
Ermahnung An Den Leser · Eintritt In Den Mondhimmel
Picarda Und Konstanze
Der Venus-Himmel · Karl Martell
Bescheidenheit Im Wissen
Cacciaguida · Voraussage Der Verbannung
Der Adler Über Glaube Und Heil
Krönung Der Jungfrau
Die Himmelsrose
Die Himmelsrose · Abschied Der Seligen
Der Erzengel Gabriel
Gebet Des Heiligen Bernhard
Namenverzeichnis
Handschriftproben
Shakespeare - Sonnette
Vermehrt Um Einige Stücke
Aus Dem Liebenden Pilgrim
Einleitung
Widmungszeilen Des Ersten Herausgebers Thomas Thorpe
Quarto 1609:
Baudelaire - Die Blumen Des Bösen
Zeitgenössische Dichter - Übertragungen
Zeitgenössische Dichter - Übertragungen
Die Stunde Des Schäfers
Herbstlied
Mondenschein
Der Laubgang
Die Kindlichen
Der Faun
Amor Auf Der Erde
Gefühlsames Zwiegespräch
Vergessene Weisen
Spleen
Green
Vögel In Der Nacht
Kaspar Hauser Singt:
Xvii
Seebrise
Erscheinung
Herodias
Vokale
Der Schläfer Im Tal
Faunskopf
Nachwort
Abschnitt
Ein Traum Von Stunden Und Jahren
An Die Lorbeeren
Trost
Der Betrug
Eine Erinnerung
Ein Traum
Das Buch
Im Nebel Des Herbstes
Palme In Der Wüste
Phönix Steigt Aus Den Flammen
Meine Geliebte...
Der Orte Gibts...
Lilien Eigene Blumen
Teich Der Erinnrung
Wach Auf
Erinnerung An Paul Verlaine
Meine Menschliche Liebe
Regen-Landschaft
Die Schwalben
Die Zauberin
Wahlspruch
Widmungen
Lied Unter Tränen
Begrüssung
Im Herbst Des Lebens
Stimmen Der Einsamkeit
Bitte
Ährenlesen
Einleitende Sätze Bei Der Ersten Veröffentlichung In Den Blättern Für Die Kunst
Jean Moréas
Stuart Merrill
Francis Vielé-Griffin
Albert Saint-Paul
Tage Und Taten
Aufzeichnungen Und Skizzen
Vorrede Zu Band Xvii Der Gesamt-Ausgabe
Vorrede Der Zweiten Ausgabe
Heim
Nach Dem Wetter
Reden Mit Dem Wind
Frühlingsfieber
Zwei Abende
Pfingsten
Ein Lezter Brief
Die Barke
Zeit-Ende
Tiholu
Der Tote See
Der Redende Kopf
Arkadios An Alexis
Alexis An Arkadios
Arkadios An Alexis
Alexis An Arkadios
Arkadios An Alexis
Alexis An Arkadios
Alexis An Arkadios
Eine Erinnerung Des Sophokles
Altchristliche Erscheinung
Mutter Gottes Des Cimabue
Ein Quentin Massys
Das Frühere Löwener Altarbild
Schmucktrachten Des Dierick Bouts
Das Opfer Des Melchisedech
Der Manna-Regen
Eine Pietà Des Böcklin
Nach Radierten Skizzen Von Max Klinger
Wanderers Ende
Siesta
Dolce Far Niente
Mallarmé
Verlaine
Jean Paul
Friedrich Wasmann
Hölderlin
Rat Für Schaffende
Über Dichtung
Über Kraft
Kunst Und Menschliches Urbild
Die Untergehenden
Stéphane Mallarmé
Winter-Schauer
Louis Bertrand
Einleitende Sätze Bei Der Ersten Veröffentlichung In Den Blättern Für Die Kunst
An Victor Hugo
Der Tulpenhändler
Der Goldmacher
John Ruskin
Vorbemerkung
Einleitung Zur Zweiten Ausgabe Der Modern Painters
Aus Dem Vierten Band Der Modern Painters
Waclaw Lieder
Einleitung Der Gesamt-Ausgabe
Schlussband
Vorbemerkung
Erstes Bild
Zweites Bild
Drittes Bild
Viertes Bild
Fünftes Bild
Sechstes Bild
Siebentes Bild
Leztes Bild
Um-Schreibungen Einiger Auftritte Des Manuel
Das Feld Vor Timons Haus
Am Brunnen
Eine Sage Im Sinn Der Altkölnischen Meister
Ein Weihespiel
Browning
Aus Der Romanze Des Abenamar
Juan De La Cruz
Dante
Jugenddichtungen Und Gedichte In Fremden Sprachen
Die Heimkehr
Der Fall
Die Folgen
Der Retter
Die Rettung
Aus Dem Ersten Akt
Aus Dem Zweiten Akt
Örnulfs Klage
Paz
El Imagen
Frauenlob
Proverbes
D'une Veillée ...
Those Who Have Lived
You Boldly Ceased To Love
Anmerkungen
Sein Werk, Stefan George
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849615321
www.jazzybee-verlag.de
Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com
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Deutscher Lyriker, geb. 12. Juli 1868 in Büdesheim (Rheinhessen), verstorben am 4. Dezember 1933 in Minusio (Italien). Absolvierte das Gymnasium in Darmstadt, studierte von 1888 ab Philologie und Kunstgeschichte an den Universitäten in Paris, Berlin und München, lebte dann längere Zeit auf Reisen und wohnt jetzt während des Winters in Berlin und München, während des Sommers in Bingen a. Rh. Er begründete 1892 die »Blätter für die Kunst« (jetzt hrsg. von Karl Aug. Klein), mit denen er die neuidealistische literarische Richtung eröffnete; in ihnen, die nur für einen geschlossenen Leserkreis gedruckt werden (für das Publikum erschien in Berlin 1899 eine »Auslese aus den Jahren 1892–1898« und 1904 eine solche »aus den Jahren 1898–1904«), veröffentlichte G. den größten Teil seiner Gedichte. An selbständigen Sammlungen erschienen: »Die Fibel. Auswahl erster Verse« (Berl. 1901); »Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal« (2. Ausg., das. 1899); »Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten« (2. Ausg., das. 1899); »Das Jahr der Seele« (3. Aufl., das. 1904); »Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod« (3. Aufl., das. 1904); endlich Umdichtungen von Gedichten Baudelaires: »Die Blumen des Bösen« (das. 1901). Georges Lyrik schwelgt in einer wirklichkeitsfremden Kunstwelt voll idealer Schönheit; in äußerst gedrängter, klangvoller und symbolisch-beziehungsreicher Sprache, die sich aber von Dunkelheiten nicht frei hält, erweckt er bedeutende malerische Eindrücke und traumhaft-magische Stimmung. Künsteleien und Absonderlichkeiten, die bei ihm nicht fehlen, können den Gesamteindruck seiner Gedichte und die historisch wichtige Neuheit ihres Stils nicht ernstlich beeinträchtigen. Vgl. Klages, Stefan G. (Berl. 1902); Zwymann, Das Georgesche Gedicht (das. 1902).
MEINEM VATER UND MEINER MUTTER
ALS SCHWACHEN DANKES-ABTRAG
Zum ersten druck der Fibel (1901) kommen hier noch einige seiten übertragener verse und die neunte der Zeichnungen in Grau. Entwürfe · erzählend oder in gesprächsform · aus derselben lebenszeit konnten nicht aufgenommen werden in eine rein dichterische auswahl. Über die ändern zufügungen berichtet der anhang.
Einem verfasser der schon ein leben hinter sich hat bereitet es nur getrübte freude seine frühen schöpfungen der mitwelt zu übergeben. Denn seine freunde und verehrer die den druck betreibend auf eine schöne offenbarung warteten werden vielleicht mit einer enttäuschung belohnt: sie werden das für die zukunft bedeutsame – sofern es nicht aus persönlichen gründen oder als zu unfertig ausgeschieden ist – gar oft verhüllt und verflüchtigt vorfinden und sie bedenken zu wenig dass die jugend gerade die seltensten dinge die sie fühlt und denkt noch verschweigt. Wir die dichter aber erkennen uns in diesen zarten erstlingen wieder und möchten sie unter unsre besondere obhut nehmen .. wir sehen in ihnen die ungestalten puppen aus denen später die falter leuchtender gesänge fliegen und lassen uns gern durch sie erinnern an die zeit unsrer reinsten begeisterung und unsrer vollen blühwilligkeit.
Das sind die langen stunden
Wo jede fast ein jahr begreift
Von efeulaub umwunden
Von reinem demanttau bereift.
Das ist des kindes lallen
Das seine flöte prüft im rohr ·
Dem dumpf entgegenschallen
Gebüsch und strom und wind im chor.
Das ist das erste klagen
Weil hellster traum als wort nur trügt
Und weites stolzes jagen
So wirr und schwach wird wenn gefügt.
Das ist das frühe gähren
Und dunkler sehnsucht harte frohn
Mit des Verwünschten zähren
In weisen dürftig und gewohn.
Das ist noch die Kamöne
Die blass und zagend sich empört
Durch viele fremde töne
Bang vor sich selbst die eignen hört ..
Wie in die herbe traube
Erst mählich duft und farbe dringt ·
Wie aus dem nächtigen laube
Die lerche scheu ins frühlicht schwingt.
Ich wandelte auf öden düstren bahnen
Und planlos floss dahin mein leben.
In meinem herzen war kein hohes streben
Es schien mich nichts an schönheit zu gemahnen.
Da plötzlich sah ich – o wer sollt es ahnen –
Ein himmelsbild an mir vorüberschweben ..
In meinem innern fühlte ich ein beben
Und Liebe pflanzte ihre siegesfahnen.
Ist mir auch täuschung nur und schmerz geblieben
Und kann ich Dich von glorienschein umwoben
Anbetend und begeistert still nur lieben:
So muss ich doch das gütige schicksal loben
Das mich durch Deine hand zur tat getrieben
Und zu den sternen mich emporgehoben.
Unter hohen waldesbäumen
Wo ein klarer quell entspriesst
Sizt ein jüngling dem in träumen
Leicht der tag vorüberfliesst.
Da tritt aus dem kühlen bade
Plötzlich vor der grotte rand
Lieblich schön die quell-najade
In hellschimmerndem gewand.
Sie bringt schnell ihn zum erwachen
Streuet blumen vor ihm hin
Und mit einem leisen lachen
Ging sie schnell wie sie erschien.
Er kniet hin mit offnen armen
Fleht nach ihr von wahn betört
Doch die nixe ohn erbarmen
Nicht auf seine stimme hört.
Nur das wasser schien zu lauschen
Auf die bitten die er sprach
Und aus seinem wellenrauschen
Klang ein leises kichern nach.
Oft noch wandelt er zur quelle
Manchmal noch sah er sein glück
Doch ein bild der flüchtigen welle
Wich es eilig stets zurück.
Da erfasst ihn ungemessen
Wilder schmerz .. er härmt sich ab
Nimmer kann er sie vergessen
Und der quell ward ihm zum grab.
Mir ist es wie Titanien ergangen:
So habe ich ein zerrbild nur geliebt
Da eitler wahn die sinne mir umfangen
Da falscher spuk die augen mir getrübt.
Soll ich mich jezt bei der entdeckung grämen?
Klag ich in nichtigem zorn das schicksal an?
Nein ich will nur mich meiner torheit schämen
Und sie vergessen – wenn ich kann.
Wenn des abends sanfte kühle
Dämpfte dumpfe sommerschwüle
In der zeit wo nach genüssen
Herzen gieriger verlangen
Lippen offen sind zum küssen
Arme breiten zum umfangen:
Ziellos meine schritte lenkend
Nur an die Geliebte denkend
War auf einsam stillen pfaden
Ich auf einmal vor die mauern
Eines totenhofs geraten.
Es ergriff mich leises schauern
Wo so viele jezt vermodern
Die dereinst zu hellem lodern
Menschliches gefühl entfachten
Wo in ewge nacht versinken
Die anbetend wir betrachten
Und uns niemals wieder winken.
Vernunft! du legtest deine kalten hände
Mir auf mein fieberglühend haupt
Und sprachst: du tor nun endlich wende
Dich ab von dem was dir den frieden raubt!
Vernunft! ich höre dich von neuem sprechen ..
Mit meiner liebe muss ich immer brechen
Da ihre eigne rede mich bekehrt
Und über ihren unwert mich belehrt.
Jedoch was hilfts wenn sie mein sinn verachtet
Die lippe strenge sie zu richten trachtet
Und noch das knie vor ihrem bild sich beugt
Ihr name noch den alten sturm erzeugt?
Manchmal durchzuckt es mich wie heller strahl
Es treibt mich an zu streben und zu schaffen
Dann ängstigt mich der hindernisse zahl
Und alle kräfte fühle ich erschlaffen.
Das können ist die frucht des reichsten segens ..
Was nüzte mich – o tief empfundne qual –
Das rasen ob des eignen unvermögens?
O du trautes liebliches haus
Wo ich einst als glückliches kind
Sah in die lachende landschaft hinaus.
O du lieblich rieselnder bach
Der in schlummer du mich gewiegt
Der umgrenzte das freundliche dach!
O du hoher luftiger wald
Wo ich hüpfte arglos und froh
Ernst und sinnend liess ich dich bald!
O du trauter lieblicher ort
Wo ich war zum leztenmal kind –
Festlich klingt dein name mir fort!
Wenn die blätter gelblich werden
Und der kühle wind sie bricht
Schwach und schwächer stets auf erden
Nieder strahlt der sonne licht:
Hören auch die herzen wieder
Auf des wechsels ewigen ruf
Blumen blätter sinken nieder
Die der lenz in ihnen schuf.
Was zu hoffnung und zu wonne
Weckte sommer-sonnenstrahl
Schwindet vor der wintersonne
Und wir trauern kalt und kahl.
Wenn die augen vergebens verlangen
Nach der erde blumengewand
O wie bist in dem winter dem langen
Du so traurig o mütterlich land! –
Doch sind nicht schön wir berge und wälder
Von dem fuss bis zum gipfel beschneit
Und wir auen und wiesen und felder
In dem weissen und glänzenden kleid:
Wenn die finsteren wolken zerronnen
Die den horizont schwarzgrau bemalt
Und auf einmal im glanze der sonnen
Unsre schneehülle wird überstrahlt
Oder auch wenn der sterne geflimmer
Und das mondlicht über uns lacht
Über dem blendenden silbernen schimmer
Breitet in zaubrischer schönheit die nacht? –
Ja das herz und das sehnende auge
Bliebe von euch auch im winter entzückt
Würde nicht von einem eisigen hauche
Jede empfindung eilig erstickt.
Das trübe leben das mich umschliesst
Füllt meine seele nicht aus
Sie ist ein einsames haus
Um das ein nebelmeer rings sich ergiesst.
Einmal nur wurde sie mächtig belebt
Als von dem himmel ein licht
Brach durch die neblige schicht
Und durch die düsteren räume geschwebt.
Aber so kurz nur währte das glück.
Unverhofft wie es entstand
Wieder das leuchten entschwand
Und alte finsternis kehrte zurück.
Warum schweigst du meine leier
Ist verstummt dein helles klingen
Willst auf deiner freuden feier
Junges herz du nicht mehr singen? ..
Nicht kann ich von freuden singen
Meine freude sah ich fliehen
Meinen plan sah ich misslingen
All mein glück von dannen ziehen ..
Warum nun von deinen klagen
Lässt du nicht die laute hallen? ..
Ich versuchte sie zu schlagen
Doch sie ist mir stets entfallen.
Hold nur schaut die Muse nieder
Will ich frohen sang ihr weihen
Doch sie lässt der klage lieder
Mir dem jüngling nicht gedeihen.
Ihr lüfte die ihr mild vom himmel schwebet:
Ihr warmen neuerwachten sonnenstrahlen
Die ihr der welt ein neues dasein gebet:
Ihr scheucht mit einemmal die bangen qualen
Die niemals in dem öden winter säumen
Zu düstrem grunde düstre bilder malen.
Ihr füllt das herz mit ahnungsvollen träumen
Lasst alles drückende daraus verwehen
Dass frei sich schwingend in den lieblingsräumen
Der geist frohlockt in frühlingsauferstehen.
Schon künden heissere sonnenstrahlen an
Dass sich des glückes tage wieder nahn ..
Der vögel schlag der frische hauch der blüten
Erwecken aus des winters dumpfem brüten.
Da fährt ein eisig kalter nord einher
Er lastet auf der armen erde schwer
Er trifft der blumen triebe und der bäume
Und scheucht die freudenreichen frühlingsträume.
Wie – wenn das neue sterben der natur
Auch in der seele liesse tiefe spur?
Wenn ach entflohen kaum in ihr erneuen
Die wintergeister ihr zerquälend dräuen?
Du standest in der wolken wehen
Gehüllt in wunderbares licht
So schön und herrlich anzusehen
Und wie ein sterblich wesen nicht.
Ich armer stand im tiefen tale
Und betend blickte ich empor
Geblendet von dem hellen strahle
Betäubt vom zauberischen chor.
Nur eines kann hinauf mich heben
Zu deines thrones lichtem kreis ..
Und ach ich fühle es mit beben:
Mir grünt es spät des ruhmes reis.
Du hast mir die freude des lebens vergiftet
Hast auf des friedlichen herzens boden
Blutigen zwist und empörung gestiftet.
Wie jene lockenden schlimmen sirenen
Die in den sinnen des nahenden piloten
Weckten ein heisses verderbliches sehnen
Zogen ins unglück den armen berückten
Und noch in wilder begierde den toten
An dem gestade des meeres zerstückten:
Zogest du mich heran mit zaubereien
Bandest mich fest mit unlöslichem knoten
Um mich dem grausamen Schicksal zu weihen.
Sei stolzer als die prunkenden pfauen
Sei tückischer als der schlangen brut
Sei launischer als alle frauen
Nichts edel sei an dir und nichts gut:
Warst du es nicht die im jungen herzen
Zuerst die glühende liebe entfacht
Zuerst es belehrt über freuden und schmerzen
Zuerst ihm gezeigt eine irdische macht?
Warst du es nicht vor der ich gezittert
Der ich vor niemandem bebend stand?
Hast du nicht ein leben versüsst und verbittert
Und lange gelenkt mit der schwachen hand?
Bring mir nur leid und ewiges grämen
Nichts edel sei an dir und nichts gut!
Darf ich mich schelten muss ich mich schämen
Wenn immer noch flackert die alte glut?
In der bergschlucht wo niederschnellt
Der gletscher schmelzendes eis
Da hatte ein blumenelf sein zelt
Im kelch eines edelweiss.
Er lebte in seliger lust dahin
Genährt vom ätherischen trank
Er spielte froh wenn die sonne schien
Und träumte süss wenn sie sank.
Da sprosste zu seinen füssen nicht weit
Im felsigen gähnenden schacht
Die alpenrose im rötlichen kleid
In zarter und herrlicher pracht.
Er sah sie und seine ruhe war fort ..
Nicht mehr der köstliche saft
Der sonne schein und der trauliche ort
Ihm freud und erquickung verschafft.
Ach sie vernahm es nicht was er sprach
Nicht konnte er flehend ihr nahn ..
Er welkte dahin von tag zu tag
Verzehrt von dem blinden wahn.
Und wieder einmal war sie erwacht
Geküsst von den perlen des taus
Und sah er sie leuchten in aller pracht –
Da hielt er es nicht mehr aus:
Er stürzte des sichern verderbens bewusst
Nach ihr in den gähnenden schlund
Und presste im fallen in brennender lust
Die blume an seinen mund.
Wenn die gärten ganz verblassen
Und die winde feucht und schneidend
Alles laub vom aste scheidend
In dem staub vermodern lassen:
Wenn die ersten schneekristalle
Halb-zerschmolzen schon im falle
Von den kahlen zweigen träufeln
Neue neue stets sich senken:
Warum muss ich gleich da denken
An vergehen und verzweifeln?
Und wenn in den maientagen
Wälder bunte triebe tragen
Wenn im grünen kleid sich sehen
Froh von neuem baum und strauch:
Denk ich so gewiss dann auch
Gleich an hoffen auferstehen?
Lenz und sommer sind so kurz.
Aus dem sonnigen reich der blüten
Ach welch tötend jäher sturz
In des herbst und winters wüten!..
Warum klagst und jammerst du?
Nach dem blühn kommt früchtetragen.
Reife reife immerzu
Und dir ist nicht grund zu klagen...
Unzertrennlich arme rose
Ist dies ach mit meinem lose:
Nur im sommer darf ich prangen
Und wenn sich im herbst die bäume
Kräftig schön mit früchten füllen
Muss ich tief von scham befangen
Meines blühens frucht verhüllen ..
Nur vergangne süsse träume
Dürfen mir von ferne winken
Und in weh muss ich versinken.
Drunten zieht mit bunten wimpeln
Schnell ein schiff den strom entlang –
Saiten-klingen und gesang.
An dem abhang steht der winzer
In der sonne siedend heiss –
Schwere arbeit saurer schweiss.
Droben senkt man auf dem friedhof
Einen in die frische gruft –
Klagetöne moderduft.
Freude mühsal tod birgt in sich
EINE zeit EIN himmelsstrich –
Keiner findets wunderlich.
I
Ich wandelt in einem lieblichen garten
Bepflanzt mit blumen weit und breit
Und meine halboffnen augen starrten
In seine prunkende herrlichkeit.
Und in dem garten in scharen sprangen
Weissglänzend nymfen in fröhlichem reihn ..
Es trieb mich ein glühendes verlangen
Der holden gespiel und tänzer zu sein.
Schon griff mich die erste mit freundlichen scherzen
Da fuhr ich auf und vor einer gruft
Hielt ich eine steinerne leiche am herzen
Und ward ich geküsst von verwesender luft.
II
Leise singen im abendhauche
Trauerweiden ihr leidend lied ..
Eine mutter mit feuchtem auge
Vor dem grabe des kindes kniet.
Und die mutter spricht mit klagen:
Du mein sohn so hoffnungsvoll
Welche schuld hast du getragen
Die erregte des himmels groll
Dass er dich in der jugend prangen
In des grabes dunkel stiess?
Welche sünde hab ich begangen
Dass er dich nicht bei mir liess?
Während sie sich so in den düstern
Quälenden gedanken verlor
Tönte durch die weiden ein flüstern
Wie ein naher geisterchor:
Törichte mutter
Die du bei des sohnes
Scheiden aus der erde getümmel
Suchest nach einer schuld –
Weisst du nicht mutter:
Früh ruft der himmel
Zum glanz seines thrones
Wer sich erfreut seiner höchsten huld.
III
Schliesst ein ort so trüb so eng so klein
Wirklich dich o meine liebe ein?
Wo sich trauerbäume neigen
Wo sich schlinget von den zweigen
Efeu düster grün
Wo bleiche blumen blühn –
Schliesst ein ort so trüb so eng so klein
Einer ganzen jugend glück und pein
Wirklich dich o meine liebe ein?
Es zuckt aus grauem wolkenzelt
Auf einmal auf ein helles leuchten
Es streifet flüchtig übers feld
Das schnee und tauwind trostlos feuchten.
Dann schnell zerfliesst das licht im all
Um neu den träumer aufzureissen ..
Es war ein licht .. vom sonnenball ..
Doch sonnen-schein kann ichs nicht heissen.
Längst ist der funke in mir tot
Der einst entflammt zu hellen gluten
Streng tilgte ihn vernunftgebot
Und liess in finsternis mich bluten.
Da plötzlich taucht mir auf ihr bild
Die jenen funken in mich streute ..
Es ward mir als ob langsam mild
Das alte glühen sich erneute.
Doch nur so lang ihr hauch mich streift
Kann ihre wirkung ich erkennen
Und das gefühl das mich ergreift –
Nein liebe darf ichs nicht mehr nennen.
Wenn plötzlich du dem harrenden entschwandest
Wenn deinen süssen anblick ich versäumte
Wenn achtlos du die augen von mir wandest
Der ich den ganzen tag von dir nur träumte
So fasste mich ein schmerzlich wildes grämen
Ja ernster tränen musste ich mich schämen.
Als ich nun hörte wie in langen peinen
Du auf dem schmerzenslager dulden solltest
Was konnte ich da mehr als bitter weinen
Wie einst als du mich nicht verstehen wolltest?
Ich weinte – ja – doch mit der tage schwinden
Nicht mehr so bitter konnte ichs empfinden.
Du starbst und ohne träne konnt ich hören
Was einst mir schien des schicksals schwerste qual ..
Im alltagsleben konnt es kaum mich stören
Und wo dein grab ist weiss ich nicht einmal.
Es heulet der dezemberwind
Verwirret schnee und regen ..
Ich eile durch die stadt geschwind
Der wetternacht entgegen.
Die arme tiefgequälte brust
Mit kämpfen ohne ende
Ergetzet sich in wilder lust
Am streit der elemente.
Sie sieht darin ihr eignes bild ..
Nur dass der neue tageshimmel
Die stürme stillet noch so wild
Doch nicht in ihr das kampfgewimmel.
Da ich also sterben soll
Hab ich nur die eine bitte:
Lass mich nicht im winter sterben
In dem winter trauervoll!
Lasse ferner mich nicht sterben
In der lieben trauter mitte
Deren anblick weh mir macht!
Lasse ja mich auch nicht sterben
In der schauervollen nacht!
Nein in heitren frühlingslüften
Ganz allein wo rosen spriessen
Überströmt von warmen düften
Lass mich meine augen schliessen!
Du flogst zu hoch auf jenen leichten flügeln
Die das geschick dir gab – aus erdenwegen ..
Doch konntest du des herzens trieb nicht zügeln
Du flogst zu hoch dem feuerball entgegen.
Längst warst du von der erde weggeflogen
Da lösten sich vom heissen sonnenkuss
Die schwingen und in wilde meereswogen
Sankst du hinab – nun hilf dir Ikarus!
NACH DEM SPANISCHEN
Fast alle kinder
In schlafes armen
Scheinen zu lächeln
Süss unter träumen
Doch man bemerkt dass
Fast alle weinen
Wenn sie erwachen.
Schlaf sind die täuschungen
In unsrem leben –
Während sie herrschen
Dürfen wir lachen
So wie beim schwinden wir
Weinen wie kinder
Wenn sie erwachen.
NACH DEM SPANISCHEN DES CAMPOAMOR
Für einen Gebornen hier sie sich einen
Die dort für einen Toten weinen.
Hier klingen sie aneinander an
Din don din dan
Dort rauschen sie in dumpfem ton
Din dan din don.
Einer beginnt ein andrer ist am ziele ..
Dem ungeheuerlichen spiele
Gebrochen meine freuden nahn
Din don din dan
Mein herz birgt ihre gräber schon
Din dan din don.
Ach wie ist der tod dem leben
So zu unrecht beigegeben
Din don din dan
Alles unser tun ist wahn.
Wie schnell eilt das glück davon
Din dan din don.
NACH DEM ITALIÄNISCHEN
»Wirst du dich meinen wünschen nicht ergeben
(Dringt zu Lukretien des Sextus stimme
Entstellt von leidenschaft und wildem grimme)
So wird dies schwert dich treffen .. aber törin
Nicht nur mit deinem blut will ich es röten
Zugleich will ich auch deinen sklaven töten
Und euch auf ein gemeinsam lager zerren.
Ich rächte dann die ehre deines gatten
Und dich wird man als buhlerin bestatten«
Laut schrie Lukretia auf bei diesen worten
Doch niemand hörts .. sie duldet seine küsse
Und bietet ihm die schändlichen genüsse.
Und erst nachdem die tat geschehen und das
Bewusstsein ihrer schande sie verzehrte
Durchbohrte sie sich selber mit dem schwerte.
Es ist kein ruhm dies: sich nach dem verbrechen
Zu unterziehen selbst des todes peinen –
Sie war nicht keusch sie wollte es nur scheinen.
NACH DEM ENGLISCHEN DER MRS. F. HEMANS
O ruft den bruder mir zurück!
Mag spielen nicht allein.
Der sommer kommt mit blum' und mück'
Wo mag mein bruder sein?
Der schmetterling erglänzet hell
In sonnenlichtes spur ..
Nicht will ich ihn mehr jagen schnell –
Ruft mir den bruder nur.
Um unsern baum liegt öd das beet
Das einstens pflanzten wir
Und unsre rebe dürr dasteht.
O ruft zurück ihn mir!
»Er hört dich nicht lieb knabe mein
Er kann nicht zu dir gehn.
Sein antlitz froh wie frühlingschein
Wirst du hier nicht mehr sehn.
Wie einer rose gott ihm gab
Ein leben kurz und schön.
Musst spielen nun allein mein knab' ..
Er wohnt in himmelshöhn.«
Und blumen vögel er vergisst
Und muss umsonst ich flehn
Und in des sommers langer frist
Darf nie er zu mir gehn?
Kein spiel im wald am bache klar
Für mich es nun mehr gibt?
O hätt ich als er hier noch war
Den bruder mehr geliebt.
NACH SHELLEY
Erwach ich aus dem traum von dir
Im ersten süssen schlaf der nacht
So scheinen mir die sterne hell
Und winde wehen sacht.
Erwach ich aus dem traum von dir
So bin ich – Süsse! wie nur ach
Von einem geist in mir geführt? –
Vor deinem schlafgemach.
Der lüfte wanderung verschwebt
In dunklen stromes schaum
Der fliederbüsche duft verhaucht
Wie süsser wunsch im traum.
Der nachtigallen klagesang
An ihrem herz gestorben ist
Wie ich an deinem sterben muss
Geliebt so wie du bist.
Ich schmachte sterbe sinke hin!
O hebe mich empor vom grund!
In küssen regne deine gunst
Auf aug und bleichen mund!
Ach meine wange bleicht erstarrt
Mein herz pocht laut und rastet nicht –
O schliess es wieder eng an deins
Wo es zulezt noch bricht!
AUS IBSENS BRAND
Niemals niemals wirst du gleich Ihm ..
Denn du bist aus fleisch geboren.
Halte Sein gebot! entweich ihm!
So wie so bist du verloren.
Niemals wurm machst du dich gleich Ihm ..
Todestrank hat dich vernichtet.
Folge Seinem pfad! entweich ihm!
Gleichwol ist dein tun gerichtet!
Niemals träumer wirst du gleich Ihm ..
Gut und blut hast du verloren
All dein opfer dünkt nicht reich Ihm –
Für die welt bist du geboren.
AUS IBSENS KOMÖDIE DER LIEBE
Die flügel gespannt! die segel heraus
Dem aar gleich des lebens meer ich durchsaus –
Lass hinten der möwen scharen ..
Über bord mit vernunft dem schweren ballast!
Vielleicht wird mein schiff vom strudel erfasst
Doch es ist so herrlich zu fahren.
Ich hörte euer sonder geläute
Es weckte in mir eine sondere freude
Es schienen darin bekannte stimmen
Wunderbar ineinander zu schwimmen.
Als ich schwach war da liess euer klingen
Vor reue des herzens saiten zerspringen
Und alle stärke es von mir trug
In der frage: klingt wahrheit ihr oder trug?
Nun fürcht ich euren schall nicht mehr ..
Nur weiter nur weiter! es regt mich nicht sehr.
Ich höre nichts aus euren tönen
Als hoffen vergessen versöhnen.
Ich kam als der winter noch thronte
Ich sah vor der sonne ihn weichen
Ich sah wie in blühenden reichen
Der frühling die sänger lohnte ..
Nun seh ich die blätter sich färben
Und gehe bevor sie sterben.
Du freundlicher strand meinen dank
Dass du mich gastlich geborgen
Einen langen sommermorgen
Halb ernster traum halb spiel und schwank!
Sage mir blasse rose dort
Was stehst du noch an so trübem ort?
Schon senkt sich der herbst am zeitenhebel
Schon zieht an den bergen novembernebel.
Was bleibst du allein noch blasse rose?
Die lezte deiner gefährten und schwestern
Fiel tot und zerblättert zur erde gestern
Und liegt begraben im mutterschoosse ..
Ach mahne mich nicht dass ich mich beeile!
Ich warte noch eine kleine weile.
Auf eines jünglings grab ich stehe:
Er vieler hoffnung und entzücken
Wie starb er? warum? Gott es wissen mag!
Eh ich verwelke eh ich vergehe
Will ich sein frisches grab noch schmücken
Am totentag.
Horch! derselbe laut wie jahrelang
Mich quälte im morgendämmern:
Geglühten eisens zischender klang
Und wuchtiges hauen und hämmern.
Wie konnte mir jeder dröhnende hieb
Die morgenstunde verbittern!
Er höhnte dass unterm joch ich noch blieb
In zürnen bald bald in zittern.
Und kläglich und schmerzlich rief es dann
So oft man da drüben geschmiedet:
Jezt hat einen neuen nagel man
In das zwangskleid der seele genietet!
Wie! hat mich von neuem ein widrig loos
In trüben gewässern geentert?
O nein derselbe ton ist es bloss
Doch zeit und ort sind verändert!
Weckt heut mich des eisens und amboss streit
So weiss ich dem schmiede verzeihung.
Er mahnt mich nicht mehr an die finstere zeit
Er schmiedet zum heil zur befreiung.
In tausend farben schillert der see
Er spiegelt das bild auf dem wolkenbau
Das die halb schon verborgene fee
Hat zaubrisch entrollt:
Von lichtgrün zu blau
Von purpur zu gold
Die farben ineinanderfliessen
Im bilde still schimmernd
Im spiegel rasch flimmernd.
Zur seite stehen die mächtigen riesen
Sie schaun in den see
Durch dunkle stahlgewande verschönt
Mit glänzendem schnee
Die trotzigen nacken
Und die trotzigen häupter gekrönt.
Im hintergrund liegen bleigrau die wogen
Und ganz in der ferne des eisgebirgs zacken
Von Einem blassen schein überzogen –
Die linke dunkelnd
Lastend und schwül
Die rechte funkelnd
In buntem spiel.
Darüber ein heiliger friede ruht
Der friede der berge der wolken der flut.
Ich fuhr mit den freunden über den see
Der abend neigte sich
In dicken flocken flog der schnee
Und langsam unser nachen
Die dunkle flut durchstrich.
Die nebel verhüllten rings das land
Kein schein vom himmel schaut
Und von dörfern am strand
Erklingen die ave-glocken
Mit traurig gedämpftem laut.
Die küste beendet unsren lauf
Wir landen und steigen aus
Wir gehen zum kleinen ort hinauf ..
Kein mensch lässt sich erblicken
Und stumm steht jedes haus.
Wir kommen an der kirche vorbei
Die türe verschloss nicht ganz –
Es tönte darinnen wie litanei ..
Wir treten ein in der frommen kreise
Die mütter beten den rosenkranz.
Die freunde lachen – wir eilen fort.
Die zeit ist um! das dunkel droht!
Doch mich verlezt ihr spottend wort
Bin ich auch nicht viel besser selber –
Ich steige sinnend in das boot.
Der abend dunkelt .. im grossen kamin
Flackert ein lautes feuer
Die dichten rauchwolken aufwärts ziehn
An dem geschwärzten gemäuer.
Die flamme schlägt um den dicken block
Und häufige funken stieben
Aus drübergelegtem reiserflock
Von dem glühenden hauche getrieben.
An ketten ein kessel herunterfällt
Drin siedet die brodelnde suppe
Es hob mich der gedanke in ihre kreise
Zu ihr nach der hier vergeblich geht mein streben
Dort sah ich sie im dritten himmel schweben ..
Schön war sie wie nie doch in minder stolzer weise.
Sie fasste mich bei der hand und sagte leise:
»So michs nicht trügt werden hier vereint wir noch leben ..
Ich bins die so grosse kämpfe dir gegeben
Und die vor abend beendete ihre reise.
Mein glück begreift kein menschlicher verstand:
Dich allein erwart ich und meine schöne hülle
Die da unten blieb – der anfang deiner liebe«
Ach warum schwieg sie und entzog sie ihre hand?
Bei solcher liebreicher und keuscher worte fülle
War mir als ob ich in dem himmel bliebe.
Schon hab ich seine nähe gefühlt
Schon seinen zauber empfunden
Doch das war im süden drunten
Wo die sinne nichts andres ahnen
Als wärme schönheit und licht.
Es schwand der duftige traum ..
Ich ward in den norden entrückt
Wo grade der kampf begann
Des jugendlich schönen gottes
Mit dem alten finsteren mann.
Der sieg scheint entschieden zu sein.
Heut bricht zum erstenmal
Des frühlings gewalt auf mich ein
Unter dem grünenden dache
Im weiten sonnigen park.
Heut ist mein erster lenzestag.
Gierig trinkt seine wonnen ein herz
Das starker regungen bar
Zu kleinen lieben sich zwingt
Und nach einer grossen vergebens ringt.
Die alte liebe noch?
In ihrer torheit noch und wildheit gleich
An lockenden und üppigen bildern reich?
Sie ist noch so.
Das blumenblättchen deiner hand entflogen
An dem ich fromm und ehrfurchtsvoll gesogen?
Nein nicht mehr so!
Sie ist noch – schlägt noch ihre alten wunden
Jedoch das heilige ist daraus entschwunden.
Der puls einem pochenden hammer gleicht
Und glühender hauch meine lippen bleicht
Ein blick ein atem schon wild mich durchrüttelt
Ein leises streifen mich fiebrisch schüttelt
Ich fühle in allen tiefen ein gähren
Mein todesschlaf kann nicht länger währen.
Der abend umflattert mich mit schweigsamem flügel
Der tag ist hin mit dem heftigen wirbel
Dem wilden und unersättlichen treiben.
In schneller und planloser jagd
Stürzten sich meine gedanken in fülle
Die einen die andren verschlingend.
Ich seufzte: wann wird der augenblick kommen
Dass ich über dieses und jenes noch sinne?
Der abend ist eingetreten – stille.
Ich bin für mich und ungestört.
Nun bieten sich mir reichlich die stunden
Doch steh ich da magnetisch gebannt
Die augen heftend nach der lampe
Die draussen unbestimmt zurückstrahlt
Im dunklen spiegel der nacht.
Ich will nicht mehr denken .. ich kann nicht mehr:
Ich möchte nur meine kniee beugen
Gar nichts denken – beinah beten.
Im warmen von gerüchen zitternden luftkreis
Im silbernen licht eines falschen tages
Hauchte sie von gelbem glanz umgossen
Ganz gehüllt in gelbe seide.
Nur lässt sie bestimmte formen ahnen
Wenn sich ihr mund zu sterbendem lächeln verzieht
Und ihre schulter ihr busen zu leichtem zucken.
Göttin geheimnisvoll vom Brahmaputra vom Ganges!
Du schienest aus wachs geschaffen und seelenlos
Ohne dein dichtbeschattetes auge
Wenn es der ruhe müde sich plötzlich hob.
Ich wache auf erschreckt in der nacht ..
Ich sehe wolken schwarz und riesengross
Beständig sich zerfetzen und vereinen
Und während eine schar von larven
Unsichtbar doch wol zu fühlen
Meine erregte lippe zittern lässt
Erscheint mir das bild:
Heute streift ich es unter vielen ..
Im augenblick hat es so tief mich bewegt
Von sehnen durchbohrt mich verlassen.
Hernach vergass ichs .. die träume selbst
Vermochten nicht es aufzuerwecken.
Rächend sich und sein recht verlangend
Kam es in den ängsten der nacht
Mächtig sich noch einmal aufzudrängen.
Mit der nebel verschwinden eilen sie
Mit dem tag der den deckenden schleier hebt.
Beide zeigen untrügliche spuren
Von freuden über maass genossen –
Zeigen weisen die schnell verraten
Wahnsinnigen kuss und umarmung.
Priester die selber zum opfer sich bringen
Ohne klugen rückhalt sich liefern
Den orgien die zerstören und töten!
Ihre stirnen spiegel der begierden!
Mit jener unleugbaren hässlichkeit
Die des lasters majestät ist.
Doch sind sie gerechtfertigt beide
Denn sie haben ja beide noch
Jugendlich haltung und gang ..
Unter Ihren langen augenbrauen
Brennen noch ungestillte wünsche
Um Seine lippen zuckt noch
Das lächeln der seligen.
Ich kehre wieder. Die nahe glocke
Mit ihren am längsten hallenden schlägen
Entlässt den alten tag.
Müde sink ich zurück doch ohne schlaf –
Träumend allein.
Und ich sehe mich wieder als knaben
Der die strafe nicht kennt
Für wilde gelüste
Der hässliche falten nicht kennt
Und augen von finsterem glanz ..
Mit dem unberührten samt
Kindlicher wangen noch!
Knabe über das alter hinaus
Seltsam bewahrt
In frische und jugend
Durch der kerzen dampf
Und des weihrauchs duft!
Und so wollt ich finden
Die weise Lasterreiche
Mit zerstörenden künsten:
Wollte mit offenen armen
In mein unheil rennen
Wie ein rasender lieben
Mich ganz verderben
Und bald des todes sein.
Vor kurzem entzündete sich
Auf dunklem ofen des himmels
Nach kalter winternacht
Die neue sonne.
Nun zeigt sie sich im ersten leuchten
Sie schimmert still.
Mit den wolken die sie umflattern
Die ihren glanz widerspiegeln
Erhellet sie spärlich
Die morgendämmerung.
Schnell verstärkt sie sich
Und die farbigen vorhänge
Die ihr zu nah kommen
Erfasst und sengt sie.
Darauf erfüllt sich
Die ganze luft mit grauem
Undurchdringlichem rauch.
Es wächst und wächst wärme und licht
Bis endlich alles – wolken und nebel
In unendlicher feuersbrunst
Lohend verschlungen werden
Und ohne fremde nahrung
Durch eigene kraft allein
Die flammende scheibe strahlt.
Ich sah sie zum erstenmal .. sie gefiel mir nicht:
Es ist an ihr nichts schönes
Als ihre schwarzen schwarzen haare.
Mein mund berührte sie flüchtig eines tags
Und sehr gefielen mir ihre haare
Und auch ihre hand ..
Es ist an ihr nichts schönes
Als ihre haare – ja – und ihre feine hand.
Ich drückte sie etwas wärmer eines tags
Und sehr gefiel mir ihre hand
Und auch ihr mund.
Heute ist nichts mehr an ihr
Was mir nicht sehr gefiele
Was ich nicht glühend anbetete.
Da nun das göttliche ziel verschwindet
Und des augenblicks flamme
Ein bild von lehm verklärt:
Da lebhafte schatten von schönem
Lang gesammelt und bewahrt
Das einst verworfene opfer fordern:
Werd ich ihr sagen: schweig!
Damit nicht süsser ruf und widerruf
Der rede sich entweihe!
Dass nicht törichte niedre worte
Aus künstlichem himmel mich reissen
Zur abwesenheit des heiligen
Den ekel fügen .. ich werde sagen:
Öffne nie den mund
Ausser für küsse und seufzer ..
Schweig so wie ich schweigen werde.
In der welt der farben beschloss ich
Vom staub des alltags mich zu befreien.
Ich trete ein. Du gehst die beim ersten anblick
Durch deine stirn mir hohes wissen offenbartest
Und tiefes urteil durch deine augen.
Mit welcher lust hätt ich an deiner seite
Die weiten säle durchwandern mögen
Unwissend lachen stumpfe blicke
Und leeres reden der menge verachtend
Und aus den vielen formen bauen mögen
Eine einzige mauer von auserlesnem ..
Ach warum gehst du? du kennst mich nicht.
Ich streife umher unfähig zu geniessen ..
In dem weiten hinguss
Von fleisch und blau und grün
Find ich dein antlitz nicht.
Es quellen die bäume in sommerahnung.
Im wogengehöhlten bette rinnen
Nur schmale güsse auf schlängelndem pfade.
Hier stürzen im lauf sie von felsen sich nieder
Dort einen sie sich in strudelndem bad.
Am ufer jugendliche glieder sich dehnen
Jungfräuliche blumen danach schmachten
Von ihnen geknickt und getötet zu werden.
Das haupt des efeben berührt den boden
Nur leise stüzt es sein ruhender arm.
Sein auge folgt müde dem kieselstein
Den reiner beständiger fluten spiel
In leuchtenden alabaster schleift.
Das luftmeer über der dämmerzone
Wo tod und keimbegierde ringen
Zu ruh und trägem schlummer stimmt.
Mann des glückes! bereits verzweifelnd
Fandest du in dem weltengetöse
Die Erträumte die Göttliche.
Niederem kreis entrissest du sie.
Willig in diese einsamkeit
Die von wonnen übergossen
Und durch fehldinge heilig ist:
Zog sie mit dir vereinigt aus
Ohne orakel und fluchesgeleit.
In deiner hütte wo dich kein wesen
Lästigen ansinnen überliefert
Kein profanes auge dich reizt
Hast du sie ganz – von dir nur geschaut –
Dir nur blüht sie und lächelt sie zu.
O herber schmerz! grausame enttäuschung!
Im paradies das zu pflanzen ich glaubte
Erwächst mir unkraut und dornen-gestrüpp.
Warum von allem anbeginn schon
Wo lusterwartung das sinnen ersticken
Und grübelnde blicke blenden sollte
Ist mir das widrige denkbild erschienen
Das niemals mir zu verwischen gelang?
Wie kann ich frieden und lust mich ergeben
Wenn unwissend noch zu erfahren ich dürste
Ob sie als reine priesterin kam?
Denn unerbittlich mit göttinneneifer
Verwerf ich sie wenn vor anderem altar
Sie opfernd je auf den knieen schon lag.
Leise kommt sie den weg erratend
Gierig nach seiner nähe zauber
Ungesehen von ihm sich vermeinend
Der sie gar wol sah und nicht benötet
Gleichgültig gebaren zu heucheln.
Unschuldig kniet sie zur seite ihm nieder
Streift seine haare in flüchtigem kuss.
Er emporfahrend: rief ich dich weib?
Nahe dich nur wenn ich deiner bedarf!..
Sie erhebt sich – ohne erwidrung –
Denn wozu? wenn der lange blick
Von verzweiflung vorwurf und scham
Ihn nicht rührt. Sie geht hinweg
Schmerzhafte mutter aus freudennot.
Indessen ich in qualen mich winde
Will leichter mühe sie mich erobern ..
Sie stellt sich ob meines zornes betrübt
Vielleicht auch ist sies weil ihre betörung
An mir nicht so leicht wie an andern gelingt.
Ja grade die zärtlich schmeichelnden weisen
Die ihre schwüre bekräftigen sollen
Mit ihrer feinheit und kunst mir verraten:
Sie wurde durch die probe erfahren ..
Nur gaukelspiel ist ihre kindlichkeit.
Und immer noch säum ich .. ein augenblick
Vermöchte mich zu versichern .. weshalb nicht
Erfass ich den schleier mit forschendem finger?
Ich fühle dass ach! noch ein leztes geflacker
Von sterbender hoffnung mir bleibt.
Ich fürchte den grossen tag zu beschwören
Der meinen urteilspruch mir bringt.
Ich könnte wol sagen: Unheilvolle
Jezt bin ich gewiss dass du mich belogst ..
Verachtung dir und verstossung!
Doch könnte ich sagen: ich quälte dich
Beargwöhnte dich die du wahr gewesen?
Ich brüter von schimpflichen gedanken
Bezweifelte trotz deiner küsse und tränen
Dich aller reine und heiligkeit quell?
Ein tag beginnt sein licht zu verteilen.
Sie treten beide über die schwelle
Vorn ersten vollen scheine geblendet
Verändert doch zwiespältiger art:
Das weib in himmlischem glanz erstrahlt
Er niedergedrückt und verstört.
Jezt will er gehen .. ein weibliches wissen
Befiehlt ihr ihn nicht zurückzuhalten
(Nach ungewohntem ist einsamkeit not
Noch flösst das so neue ihm schrecken ein)
Sie lässt ihn .. schlecht ihren jubel verhehlend
Und schlecht – unselige! deutung findend
Für seine miene nach solchem genusse.
Sie schaut ihm lange ahnungslos nach
Sie süsser und herrlicher jezt.
Damit zu voller schönheit und frische
Sie wunderbar sich entfalten konnte
Bedurfte sie nur der küsse regen
Und seliger stunden weckenden tau.
Dem wald entgegen durcheilt er die fluren
Das herz voll gift und reuezorn:
Nun Sinnloser hast du gewissheit!
Verderbliches wissen! lästrische probe!
Ich war verbrecher vom augenblick an
Da ich zum verein an die seite ihr trat
Mit einer schandtat kauft ich die lösung.
Ach endlich glaubte sie mich besiegt
Geheilt von dem übel das sie am meisten
Zerquälen musste .. so wonne-erfüllt
Bedünkten sie die umarmungen echt
Die tierische zuckungen übersüssten
Die liebeseingabe sie geglaubt.
Da ist der sturzbach .. dunkle wellen
Von des gebirges wettern genährt
Wälzen sich wo vor kurzem noch friedlich
Silberne linien und lachen glissen.
Wie er hässlich mein bild mir zurückwirft
Fluch mir verheissend wie alle es tun
Blumen und fluren und bergesgipfel.
Deine klaren wasser bezeugten
Meine zager- und dulderstunden.
Düstere wogen die heulen und schäumen
Machen mir zeichen: sie ziehn mich hinab
Dass ich dort meine verdammnis beginne.
Vor keinem windeszug bebt der hain.
In der frühe fiel leiser regen ..
Nun rinnt der blätter feuchte zu tropfen
Und tränkt die erde in kleinen pausen.
Die sonne versucht mit feinen strahlen
Der eichen dichtes dach zu durchdringen
Ob sie verdächtige sümpfe spähe
Bekränzte rinder die mählich verenden
Seitenpfade gleitend von blut
Und ob der göttlichen fordrung genüge
Der flammenden herde steigender rauch.
Ein greis in priesterlichem ornate
Erscheint im hain .. der Alleingeborene
In stolzer gewande beschwerlicher würde
Befolgt ihn am arme knabenhaft folgsam.
– Es ist sein fest .. der tag ist gekommen
Wo beide bilder er schauen soll.
Schon seit dem erwachen verkündeten opfer
Und alter bräuche glücklicher ausspruch
Des hohen lenkers versöhnung und gunst.
Im schweigen das grosser handlung vorangeht
Gemessen sie zum heiligtum schreiten
Wo uralte wipfel zur wölbung sich schliessen:
Die stämme mit rätselvollen emblemen.
Siehst du die Hehre in männerrüstung?
Die wilde kraft entzündenden brauen?
Der freigeborene guten samens
Empfindet sie und kennt sie für immer.
Zum erstenmal schwing die gewaltige axt
Die schwacher jugend wesen vernichtet
Und fortan ziere dies schwert deine gurt!
Der sohn dankt mit gehorsamer zunge
Mit kindes unbewusster list
Froh weil ahnend dass froh er sein soll.
Er erntet umarmung und warmen segen
Und lang noch hebt sich stumme sammlung
Der beiden beter empor zu der säule.
Sie wandeln weiter zum andern tempel.
Am eingang stehen holunderbüsche
Die bei der berührung wolken wirbeln
Und leise lispeln und sündenah:
Du bist ein mann nun und kühnen auges
Magst du entschleierte reize beschauen ..
Sie lohnen mit weichen küssen den starken.
Verachte wen stets ihre bande erschlaffen!
Ein tor wer ganz ihren spenden entsagt!
Des jünglings blicke mit solcher verwirrung
Sich vor dem bilde zu boden senken
Dass gar die lippe dem lachen feindlich
Ein flüchtiges zucken nicht überwand:
Wenn heute nach dem freudengelage
Der reizenden sklavin atem dich wärmt
Dann hast du das scheue pochen vergessen
Dann wird auch diese göttin dir klar.
Pflichtentbunden entflieht der jüngling
Langer riten heiligem zwange
Wieder herr seiner wünsche und tritte
Freuden zu frönen die lebhaft am morgen
Vor ihm gegaukelt und deren erwartung
Während der weihen geduld ihm verlieh:
Drüben am grünumgitterten weiher
Wo er so oft in einsamer freiheit
Selig gestalten und taten gesponnen
Und auf behaglichem fittich entsandte:
Wo der minze blätter ihn locken
Strenger duft verborgener bollen
Und des schilfes formsames feld.
Als er die wiese kürzend durchteilet
Gewahrt er nicht Sie noch in sicherer ferne
Die lästig oft seine bahnen kreuzte?
Und die nach der kindheit albernem spiele
Er mied und nie mehr verstehen konnte?
Die oft mit worten und mienen ihn störte
Ihm ohne bedeutung müssig und quälend
Die hinter mütterlichem lächeln
Wenn überraschendes auge nahte
Den glühenden willen weise verbarg.
Wonnejauchzend empfing sie die kunde
Dass als Erlesener ihr nun erblühe
Was ihre mühe segenlos suchte.
Kalter monde mässigem laufe
Folgte sie brennend bis endlich erwachte
Feiertag! jagender pulse schaffung!
Früh hat sie noch des schmuckes entbehrend
Lauernd in den geländen geharrt
Aus seinen blicken und mienen zu lesen
Einmal vor der siegreichen nacht.
Die dunkel vom vater verheissene kennt er.
Er faltet in schüchternem missmut die stirn.
Ich werde sie heut ja gehorsam noch dulden.
Was will sie den glücklichen mittag mir rauben
Den wol ich verdient nach dem heiligen eifer
Mit dem ich der götter wünsche erfüllt
Durch lange stunden vor ihren altären?
Ihr weichend seine schritte er wendet
Und sucht im walde den längeren pfad.
Er springt die schattige böschung hinunter
Zum lieben orte wo er nur herr ist.
Er rastet auf niedergeschlagenen ästen
Die hohlen rohre kunstvoll er schneidet
Im ruhigen fluss der gedanken froh.
Der kommende abend nur trübt ihm den frieden
Vor männer händedrücken ihm graut
Und vielen ihm unnütz entzogenen silben.
Ihn kümmert wenig der festesjubel
Und nächtig bei bannendem gelage
Der becher und redenden trinker lärm
Der würdigen sänge heisere töne
Und drauf die hochgepriesenen freuden
Die kaum er ahnt die lieber er miede ..
Im wasser inmitten der blassgrünen algen
Und schwanker zum ufer getriebener blumen
Erblickt er nur immer sein eigenes bild.
Dass ich nun bald den höheren grad erringe
Versprechen mir die väter die mich lieben
Ja ehren und zu manchem rate ziehn.
Mir öffnen sich gemach und hof und garten
Sowie der dichten schriften nachtgewölbe
Die sich den Einfach-Frommen nie erschliessen.
Fast bin ich herr wenn auch im zöglingskleid ..
Und stolzen pochens hört ich längst das raunen
Der beiden Ältesten: dass ich dereinst
Die zierde sei der ganzen bruderschaft.
In düstren hallen flossen meine tage
Bei frommer übung .. und in schwerem sinnen
Auf manches dunklen Weisen blatt gebeugt
Entschwanden mir die nächte .. unterbrochen
Nur hie und da vom lauten festes-chor.
Mir klar erschienen alle dinge droben
Und hier von einst und jezt mit jener klarheit
Wie sie die lehre bringt .. mir ward zum lohn
Fern von der menschen sündigem eitlem streben
Die friedlichkeit der frommen wo allein
Der zweifel blieb: wie solche helle leuchte
Nicht alle sterblichen durchdringen müsse.
Was bringt nun diese wandlung? doch nicht einzig
Mein schweifen in den unbetretenen erkern
Wo ich bei manchem seltsamen gerät
Den spiegel glänzenden metalls entdeckt
Vor dem ich meines eigenen leibs geheimnis
Und anderer zuerst bedenken lernte.
Auch wäre frevel länger noch zu glauben
Dass jenes blonde kind der jüngste schüler
Das oft mich mit den grossen augen sucht
So gänzlich meinen sinn erschüttern könne.
Dann kam die reise .. welch ein wink der fügung!
Nur selten merkte ich in meiner zelle
Den wandel der gestirne und der jahre
Und ob ich gleich durch unsre gärten ging
Ich gab nicht acht auf blühen und auf welken ..
Ein tiefer freund des denkens fühlt das kaum.
Doch dort in andrer luft in andrem land
Entdeckt ich als ein andres fluss und flur.
Ich sah die hellen und die bleichen himmel
Die wälder gaukelten mir bilder vor
Und aus dem duft der morgendlichen wiesen
Aus ferne winkenden gekrönten mauern
Und aus der menschen schritten und gebaren
Und ihrer sänge rätselvollem sehnen
Erhoben sich mir unbekannte welten.
Und als der neue mond die rückkehr heischte
Befiel mich eine wilde angst: ich wäre
Gegangen nur wie mit verbundnen augen ..
Es gäbe glück von dem kein wissen redet
Und enge sei die feste welt der lehrer.
Ich schlürfte trunken jeden laut von aussen
Ich fühlte innres rasen .. meine glieder
Als drängten sie zu neuen diensten bebten
Und schauerten .. es drang in mich ein hauch
Und wuchs zu solchem brausen so gewaltig
Und schmerzlich dass ich selbst mich nicht mehr kannte.
Ich kehrte heim und hoffte zu genesen
In dem gewohnten leben .. rief mir freuden
Erhebungen und pflichten alle vor.
Auch dachte ich mit fasten und gebeten
Zu bannen was vielleicht versuchung war ..
Mit doppelter ergebung alle freuend
Von denen ich mich täglich mehr entfernte.
Mein widerstand bleibt schwach und ohne hilfe
Nichts mehr ist hier mir wert – auch nicht dies kleid.
Ich folge stumpf den täglichen gebräuchen
Und harre nur der stunde wo ich einsam
Befreit von allen blicken durch den abend
Der blauen ferne meine seufzer sende.
Morgen im frührot lass ich diese stätte.
Kein wort wird mich entschulden .. von den vätern
Ist keiner mir gewiss der es begriffe.
Sie hatten meinen dank solang ich weilte.
Ich weiss nicht ganz was mich auf einmal so
Von ihnen und den früheren freunden trennt
Noch welchem nächsten ziel ich mich ergebe.
Ich weiss nur dass ich einen ort des friedens
Verlasse und vielleicht jezt vielen leiden
Entgegengehe .. Doch es treibt mich auf
Der alten toten weisheit zu entraten
Bis ich die lebende erkannt: der leiber
Der blumen und der wolken und der wellen.
Die erste ausgabe der Fibel erschien im jahre 1901. Folgende gedichte waren schon früher veröffentlicht: Die Najade · Der Blumenelf · Die Rose · Ikarus in den Bl. f. d. K. 1. F. 5. B. mit der gemeinsamen überschrift »Rosen und Disteln« und dieser einleitung: »Unter diesem namen der den meisten unserer leser bekannt · uns selber eine liebe erinnerung ist bieten wir aus der frühesten schaffenszeit unsrer mitarbeiter einige proben. Geschmack und anlage eines jeden leise verratend sind sie nicht nur eine hübsche seltsamkeit sondern machen auch den unterschied älterer und heutiger dichtweise klarer. Sie sind vielleicht um so mehr hier angebracht als davon nie etwas an die öffentlichkeit gelangte.« Ferner brachte die Allgemeine Kunst-Chronik 1894 heft 23 das gedicht Gelbe Rose · ebendort im Wolfskehlschen aufsatz über St. G.: »Drunten zieht mit bunten wimpeln ..« Die Legende: Erkenntnis erschien zuerst Bl. f. d. K. 1. F. 1. B. Frühlingswende Bl. f. d. K. 1. F. 2. B. beide unter dem verfassernamen Edmund Lorm · wiederabgedruckt in der Allgemeinen Kunst-Chronik 1894 heft 23 mit der überschrift: Aus den Werken von Stefan George.
Die Geleitverse wurden gedichtet gelegentlich der zusammenstellung des ersten drucks.
Die Zeichnungen in Grau sowie die erste der Legenden waren zuerst verfasst in einer eigenen dem spanischen angeähnelten lingua romana. Diese steht jedoch in keinem zusammenhang mit den erdachten sprachen der kindheit-stufe (wie die schlussverse der Ursprünge im Siebenten Ring).
B Abschrift des etwa Vierzehnjährigen aus einer Petrarca-Auslese. Umrahmung ursprünglich rot und schwarz · Titel rot. Verkleinert (GAW 1, S. 132)
B Handschrift von 1897: Ikarus. Erste Niederschrift (GAW 1, S. 133)
B Handschrift von 1888: Menschen und Kinder (GAW 1, S. 134)
B Handschrift von 1889: Gelbe Rose (GAW 1, S. 135)
B Handschrift von 1888: Romanische Fassung desselben: Rosa galba (GAW 1, S. 136)
B Handschrift von 1889: Schluss der romanischen Fassung von Legende I (GAW 1, S. 137)
UMSCHLAG UND TITEL DES ERSTDRUCKES
ETWAS VERKLEINERT
Den ersten druck seiner dichtungen die vor einem jahrzehent zu erscheinen begannen reichte der verfasser freunden und gönnern als geschenk · so blieb er bis in einzelheiten der rücksicht auf die lesende menge enthoben die damals besonders wenig willens oder fähig war ein dichtwerk als gebilde zu begrüssen und zu geniessen. Heute da mit dem freudigen aufschwunge von malerei und verzierung bei uns vielerorten ein neues schönheitverlangen erwacht glaubt er den wachsenden wünschen nachgeben und auf den schutz seiner abgeschlossenheit verzichten zu dürfen. Hymnen Pilgerfahrten und Algabal führen die reihe seiner veröffentlichungen. Fast ganz in der form worin man sie früher liebgewann – mit kleinen herstellungen (änderungen oder beigaben) und mit den manchmal erbetenen wiewol oft entbehrlichen lesezeichen: so möge sich an diesen büchern ein weniges von dem erfüllen was ihnen geweissagt wurde.
AN
CARL AUGUST KLEIN
DEN TRAUTEN UND TREUEN SEIT DER JUGEND
BERLIN
MDCCCXC
Kurz eh es frühling ward begann dies Lied
Bei weissen Mauern und im Uferried
All unsres volkes neuen Söhnen hold
Spielt durch ein Jahr der Traum in blau und gold.
Hinaus zum strom! wo stolz die hohen rohre
Im linden winde ihre fahnen schwingen
Und wehren junger wellen schmeichelchore
Zum ufermoose kosend vorzudringen.
Im rasen rastend sollst du dich betäuben
An starkem urduft · ohne denkerstörung ·
So dass die fremden hauche all zerstäuben.
Das auge schauend harre der erhörung.
Siehst du im takt des strauches laub schon zittern
Und auf der glatten fluten dunkelglanz
Die dünne nebelmauer sich zersplittern?
Hörst du das elfenlied zum elfentanz?