Selbsthypnose und Hypnotherapie - Wolfgang Blohm - E-Book

Selbsthypnose und Hypnotherapie E-Book

Wolfgang Blohm

4,4

  • Herausgeber: mvg
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Beschreibung

Die Hypnose feiert seit einigen Jahren ihr Comeback in der Medizin und Psychotherapie: Mit ihr kann man Angstzustände überwinden, depressive Stimmungen vertreiben, Schlafstörungen entgegenwirken, Abwehrkräfte stärken und Nikotinsucht bekämpfen. Dr. Wolfgang Blohm, Gründer und Betreiber der ersten systemischen Hypnoseklinik Deutschlands, erläutert Hypnosemethoden und Therapiemöglichkeiten in Zusammenhang mit verschiedenen Krankheitsbildern und vermittelt selbsthypnotische Techniken, die jeder erfolgreich anwenden kann.

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Seitenzahl: 280

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Wolfgang Blohm

Selbsthypnose und Hypnotherapie

Neue Wege bei Ängsten, Schmerzen, Stress und Depressionen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:[email protected]

4. Auflage 2015

© 2006 by mvgVerlag, ein Imprint der FinanzBuch Verlag GmbH Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

www.mvg-verlag.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: www.coverdesign.net

ISBN 978-3-86415-226-9 ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-007-8 ISBN E-Book (EPUB & Mobi) 978-3-86415-226-9

Weitere Infos zum Thema

www.mvg-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Einleitung

TEIL I

1. Geschichte und Ursprung

2. Hypnose – Bedeutung und Ablauf

Trance

Hypnotherapie

Die Wahl des Therapeuten

Grenzen und Risiken

3. Krankheiten – Hintergründe und Verlauf

Neurodermitis – eine quälende Erscheinung

Depression – die Einsamkeit mitten im Leben

Ängste – die schleichende Gefahr

Migräne – schmerzhaft bohrende Spannungsfelder

Anorexie – die kontrollierte Ohnmacht

Tinnitus – der ständige Unruheherd

Burn-out-Syndrom – wenn Körper und Seele streiken

4. Psyche und Immunsystem

TEIL II

5. Von Hypnotherapie zur Selbsthypnose

Trancezugänge

Die Sprache der Trance

Die Räume der Trance

6. Die Macht der Selbsthypnose

7. Wie therapiere ich mich selbst?

Stress

Kopfschmerzen

Allergien

Schlafstörungen

Depressionen

Angst

Übergewicht

Rauchen

8. Schluss mit Trance oder der Beginn?

Danksagung

Literatur

Glossar

Über den Autor

Vorwort

von Prof. Dr. Dirk Revenstorf

Dieses Buch ist ein wahres Vergnügen! Ein berufener Fachmann macht die Leser fundiert mit den Möglichkeiten der Hypnose und der Selbsthypnose vertraut, einem Verfahren, das wie kaum ein anderes geeignet ist, zur Linderung und Selbstheilung von Problemen beizutragen, die so viele Menschen im Alltag plagen und oft unsägliches Leiden mit sich bringen – seien es Schlaflosigkeit, Neurodermitis oder Übergewicht. Hypnose hat in den vergangenen 20 Jahren enorm an Popularität und Ansehen gewonnen, was auf die vielseitige Anwendbarkeit und zahlreiche empirische Belege ihrer klinischen Wirksamkeit zurückzuführen ist. Eine Vielzahl von Untersuchungen zeigen, wie Hypnotherapie beispielsweise zur Schmerzbewältigung, aber auch bei psychischen Problemen, insbesondere bei Stress und seinen vielfältigen Folgeerscheinungen effektiv eingesetzt werden kann.

Hypnotherapie und Selbsthypnose leistet einen wichtigen Beitrag, mit den verstaubten Vorstellungen von Hypnose aufzuräumen und ihr den Platz in der Medizin und Psychotherapie zu geben, der ihr als nicht-invasive und kostengünstige Behandlungsmethode gebührt. Hypnose schafft einen natürlichen Zugang zu den eigenen seelischen und körperlichen Heilkräften, und in diesem Buch wird kompetent erklärt, wann man dazu die Unterstützung eines Therapeuten benötigt und wann man mit selbsthypnotischen Maßnahmen allein weiterarbeiten kann. Der erfrischende Schwung der Darstellung und der Optimismus des erfahrenen Arztes Dr. Wolfgang Blohm, der aus seiner vielfältigen Praxis berichtet, geben auch Menschen mit chronischen Beschwerden Hoffnung, den Weg zur Gesundung zu finden. Die Fallbeispiele sind nicht nur spannend und aufschlussreich für das Verständnis des Heilungsprozesses – die klugen Anleitungen zur Selbsthypnose machen es jedermann leicht, eine eigene Trance-Einleitung für ganz spezifische Probleme zu erarbeiten. Somit ist dies nicht nur ein Selbsthilfebuch, sondern auch ein bedeutender Beitrag zu dem so wichtigen Thema der Salutogenese: Wie kann man so mit sich umgehen, dass Stress erst gar nicht zur Krankheit führt? Und wie kann Selbsthypnose als zeitgemäße Meditationsform, gepaart mit spezifischem Störungswissen, dabei helfen?

Begeben Sie sich also auf eine Reise zu sich selbst. Entdecken Sie dabei Ihre inneren Kräfte und kehren Sie mit ihrer Hilfe zu Wohlbefinden und Lebensfreude zurück.

Einleitung

Hypnose – das klingt wie ein Zauberwort, wie die Eintrittskarte zu Magie und geheimnisumwitterten Ritualen. Vor dem inneren Auge tauchen Bilder auf: Willenlose Menschen, die, in tiefe Trance versunken, die geheimnisvolle Endlosigkeit der eigenen Seele erkunden. Der Außenwelt entrückt, so scheint es, sind sie der Macht eines finster und gebietend hantierenden Hypnotiseurs und seinem Pendel auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Manche Menschen laufen in einem solchen hypnotischen Zustand über glühende Kohlen, laufen geradezu genüsslich über einen Haufen spitzer Scherben spazieren oder liegen stocksteif – nur auf Hinterhaupt und Fersen – zwischen zwei Stühlen.

Das Wort Hypnose macht Angst und fasziniert doch auch in gleicher Weise.

Im Fernsehfilm oder auf der Kinoleinwand zeigt dann das Grauen sein Gesicht: Auf winzige Zeichen des Bösewichtes hin werden die schrecklichsten Verbrechen ausgeübt, die dem willenlos ausgelieferten Opfer vorab und ganz ohne Wissen auf hypnotische Weise ins Unterbewusstsein eingepflanzt worden sind. Und natürlich kann sich der Verbrecher später dann an nichts erinnern ... Die Macht des magischen Meisters mit dem bösen, hypnotischen Blick beherrscht fast alles, und ein Entrinnen gibt es nicht ...

Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind und der von den Medien immer wieder gerne genutzt wird. Aber auch wenn Showhypnosen in Deutschland noch immer nicht verboten sind, so sieht die Wirklichkeit doch völlig anders aus.

Hypnose wird als Verfahren zur Heilung von Körper und Seele seit Menschengedenken eingesetzt. War diese Methode in frühen Jahren Priestern, Schamanen, Heilern, Hexen und Orakeln vorbehalten, so nutzt heute die moderne Psychotherapie in gleicher Weise wie die klassische Medizin die schier unbegrenzten Möglichkeiten dieses einzigartigen Therapieweges.

Längst schon wird in vielen Ländern an Hochschulen und in Instituten eine umfangreiche Forschungsarbeit betrieben, und die Wirksamkeit der Anwendung ist zweifelsfrei und sehr erfolgreich bewiesen. Statt von Hypnose, die einem Entspannungsverfahren wie dem autogenen Training ähnelt, spricht man nun von Hypnotherapie. Auf der Basis von Hypnose werden dabei sehr vielfältige therapeutische Anwendungen möglich, die sich im Alltag von Psychologen und Ärzten wirkungsvoll und erfolgreich zur Behandlung nutzen lassen.

Es ist für jeden ein herrliches Gefühl, etwa eine Wohlfühltrance zur Lösung der eigenen Probleme zu nutzen. Fast jeder Mensch nutzt solche Trancen auch ohne Anleitung eines Therapeuten bereits in seinem Alltag als kurze Erholungspause, als Ausflug in eine andere, eine innere Welt. Bilder, Gefühle, Vorstellungen, Erinnerungen, Zukunftsvisionen, aber auch Farben, Geräusche oder Düfte können die Aufmerksamkeit völlig absorbieren. Man nimmt das Umfeld nicht mehr wahr, ist dem inneren Geschehen zugewandt und erlebt alles genau so, als geschähe es tatsächlich im Dort und im Jetzt.

Eine Fahrt mit der U-Bahn kann sehr ermüdend sein, besonders dann, wenn ein anstrengender Arbeitstag von vielen Stunden hinter einem liegt. Alle Menschen rennen hektisch umher, Sie drängeln sich durch eine viel zu enge Tür und haben das große, unverhoffte Glück, einen freien Sitzplatz zu erobern. Dann setzt sich die Bahn in Bewegung, Sie schauen durch das Fenster und sehen, wie in regelmäßigen Abständen die Lichter vorbeigleiten. Das Abrollen der Räder verursacht ein monotones Geräusch, und plötzlich spüren Sie es:

Ihnen wird ganz wohlig warm, die Umgebung verschwimmt, und plötzlich räkeln Sie sich in der warmen Badewanne, tauchen ein wenig unter und dann wieder auf, herrliche Entspannung breitet sich im Körper aus. Sie schließen die Augen und atmen tief ein; ganz unvermittelt platzt dann die Ansage des Lautsprechers in dieses wunderbare Entspannungsbad und kündigt die nächste Haltestation der U-Bahn an. Ein Glück eigentlich, sonst wären Sie am Ende noch zu weit gefahren. Deutlich entspannt, ein wenig heiter fast, vielleicht benommen noch, verlassen Sie die Bahn, finden ohne Mühe Ihren Weg nach Hause und wundern sich noch immer, wie kurz die Fahrt war.

In der Hypnotherapie werden diese wunderbaren kreativen Möglichkeiten unter Anleitung des Therapeuten gezielt genutzt, um auf ungewohnt effektive Weise die Ursachen für seelische Störungen zu erkennen und im Anschluss zu beseitigen, um wieder Licht in depressives Dunkel zu tragen, um Ängsten mit Sicherheit endlich Beine zu machen, um die Abwehrkräfte des Körpers wirkungsvoll zu stärken, um dauerhaft den Blutdruck zu senken und um das Leben gelassen und sicher zu gestalten.

Das mutet an wie Zauberei und ist doch das Ergebnis einer gemeinsamen Strategie und Arbeit. Die Basis dafür bildet eine wertschätzende und vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Klienten und dem Therapeuten.

Denn jeder Mensch verfügt über fast unbegrenzte Potenziale, die tief im Innern schlummern. Hypnose ebnet den Weg zu diesen Ressourcen, weckt die ungenutzten Kräfte der eigenen Mitte und schafft viele neue Perspektiven.

Selbsthypnose eröffnet diese faszinierenden Möglichkeiten im Alltag auch ohne die Begleitung durch einen Therapeuten. Mit Selbsthypnose ist es möglich, unabhängig und nach eigenen Vorstellungen und Wünschen eine ganz persönliche Wohlfühltrance zu gestalten.

Auf Urlaubsfahrten kann die Erfahrung mit fernen Ländern die Probleme des Alltags für einige Wochen vergessen lassen und erfreuliche Ablenkungen schaffen.

Die abenteuerliche Reise hin zur eigenen Mitte, zum eigenen inneren ICH dagegen ist eine tägliche herrliche Einladung in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dort findet man Wärme und Geborgenheit, Klarheit und auch Sicherheit, und dort gelingt es, die Probleme wirklich zu lösen.

Sie werden Selbsthypnose lieben lernen!

Noch ein paar Worte zur „Anwendung“ des Buches:

Wer den Inhalt dieses Buches aufmerksam liest, wird entdecken, dass ein Teil des Textes kursiv gesetzt ist.

Es ist möglich, dass Sie schon beim ersten Lesen dieser Sätze in eine angenehme, leichte Wohlfühltrance gehen möchten. Mitunter werden Sie diesen Wunsch auch erst verspüren, wenn Sie die kursiven Zeilen mehrfach gelesen haben und sie dann mit geschlossenen Augen noch einmal durch Ihre Gedanken ziehen lassen.

TEIL I

1. Geschichte und Ursprung

Man kann sagen: Hypnose ist so alt wie die Welt. Und das stimmt wohl auch. Aber es ist gar nicht so einfach, Belege dafür anzuführen. Denn der Begriff „Hypnose“ (abgeleitet von dem griechischen Wort „hypnos“: Schlaf) stammt erst aus dem letzten Jahrhundert und ist damit noch sehr jung. Und aus der sehr frühen Menschheitsgeschichte gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen, dafür aber existieren Statuen, Zeichnungen, Malereien und Symbole, die verwertbare Hinweise geben.

Unter den sehr frühen Kulturen finden sich bei dem Volk der Sumerer erste Hinweise auf den Einsatz von Hypnose und Heilschlaf. Von den Ägyptern ist bekannt, dass Hypnose in zahlreichen Gebieten Anwendung gefunden hat. Nach Hieroglyphenaufzeichnungen haben die Hohepriester das Verfahren zum Heilen mancher Krankheiten genutzt, zur Kontaktaufnahme mit den Göttern und zur Deutung der Zukunft. Ausführliche Berichte sind von den Hindus vor fast dreitausend Jahren bekannt, in denen die Anwendung der Hypnose und die Vorgehensweise des Hypnotiseurs detailliert festgelegt werden. So wird die Sitzhaltung beschrieben, die Fixierung der Augen auf einen bestimmten Punkt, die Aufforderung sich nach innen zu richten, und die Anweisung, bildhafte Vorstellungen zu aktivieren. Eine solche Vorgehensweise entspricht in einigen Teilen auch moderneren Hypnosetechniken.

Im antiken Griechenland existierten bereits Heilzentren, in denen die Anhänger des Aesculap Hypnose gezielt und erfolgreich zur Heilung einsetzten. Dabei sollen den schriftlichen Aufzeichnungen zufolge Erkrankungen wie Lähmungen, Blindheit oder Hauterkrankungen behandelt worden sein. In den Tempeln dieser Zentren wurden dabei auch schon Gruppenbehandlungen durchgeführt. Die Bedeutung der behandelnden Priester erfuhr eine besondere Aufwertung dadurch, dass man ihre Stimmen über eigens angelegte Schalltrichter in die Behandlungshallen leitete. Dadurch entstand der Eindruck, es wären göttliche Stimmen, die die suggestiv-hypnotischen Anweisungen gaben. In der Antike fanden solche Tempelanlagen auch in anderen geografischen Gebieten weite Verbreitung.

Alle Berichte von und über Hypnose aus diesem Zeitraum weisen viele Gemeinsamkeiten auf: Ihr Einsatz ist immer an Personen gebunden, die in besonderer Weise dafür ausgebildet sind und die eine ausgeprägte Autorität im Glaubenssystem der jeweiligen Gesellschaft besitzen. Meistens handelte es sich dabei um Priester. Es herrschte die Vorstellung, dass über den Kontakt zu Göttern oder anderen religiösen Leitfiguren eine Heilung herbeigeführt werden könnte. Die Behandlung konnte nur an dafür bestimmten geweihten Orten und Plätzen stattfinden und war an rituelle Vorgehensweisen wie Waschungen, Gebete, Gesänge oder Tänze gebunden.

Die Therapie mit Hypnose wurde als gleichwertige, wenngleich auch „kostengünstige“ Alternative zur Medizin der damaligen Ärzte betrachtet oder sogar von diesen mit eingesetzt – vielleicht gerade deswegen.

Und die Verbreitung der Methode erlaubt neben diesbezüglichen Schriften den Schluss, dass sie erfolgreich gewesen sein muss.

Bei den Naturvölkern ist die Hypnose, wie aus zahlreichen Berichten bekannt geworden ist, von den frühen Anfängen bis in die heutige Zeit regelmäßiger Bestandteil des gemeinschaftlichen Lebens.

Dies ist beispielhaft an einigen Buschvölkern des Amazonas beschrieben, wird von australischen Medizinmännern berichtet, findet sich in Behandlungsriten der Eingeborenen aus British-Guayana und Borneo und hat eine immense Bedeutung für den Bereich des Voodoo-Anhängertums.

Über die Kontinente hinweg finden sich bei aller Unterschiedlichkeit der Kulturen auch bei den Naturvölkern auffällige Gemeinsamkeiten im Umgang mit der Hypnose: Die Ausübung ist einer kleinen und besonders eingeweihten Schar von Menschen vorbehalten, die sich Medizinmänner, Schamanen oder Heiler nennen und im Rahmen der Gemeinschaft in hohem Ansehen stehen.

Zudem wird eine hohe Erwartungshaltung bei den Klienten erzeugt, indem besondere Plätze zu besonderen Zeiten aufgesucht werden müssen und geheimnisvolle Rituale die hypnotischen Trancen einleiten. Trommelschlagen, rhythmische Gesänge und Tänze kommen neben der Verabreichung berauschender Substanzen und Getränke zur Anwendung.

Über die hypnotische Trance wird Kontakt zu guten und bösen Geistern und Dämonen aufgenommen. Diese werden dann entweder um Rat gebeten oder ausgetrieben. Vielfältige Krankheitsbilder sollen auf diese Weise positiv beeinflusst werden.

Mitte des 18. Jahrhunderts finden sich im deutschen Sprachraum umfangreiche Aufzeichnungen zum Thema Hypnose aus dem Leben und Arbeiten des Arztes und Philosophen Franz Anton Mesmer1, der in Deutschland und Österreich gewirkt hat. Die Grundlage seiner hypnotischen Tätigkeit bildete die Vorstellung eines Magnetismus, einer physikalischen Energie. Die Veränderungen dieser Energie hatten seinen Grundsätzen zufolge krank machende Wirkungen. So setzte Mesmer allerlei physikalische Hilfsmittel ein, um einen Trancezustand zu erzeugen, die allerdings genauer betrachtet nur jenen rituellen Hintergrund für Tranceeinleitungen bildeten, wie er schon aus der Arbeit mit Hypnosetechniken in der Antike und bei den Naturvölkern bekannt ist.

Immerhin gelang es Mesmer mit dieser Methode recht überzeugende Heilungen zu erzielen. Besonders spektakulär war sicher dabei die Behandlung einer blinden jungen Frau, die ihre Sehfähigkeit durch die Mesmer’sche Methode wiedererlangte. Der Zulauf, den Mesmer durch seine hypnotische Arbeit erfuhr, war dergestalt groß, dass sogar Massensitzungen im Freien durchgeführt wurden, um dem Bedarf gerecht zu werden. Neider und Kritiker wurden so auf den Plan gerufen und Mesmer schließlich von der etablierten Ärzteschaft diffamiert und geächtet. Dabei konnten die eingesetzten Kommissionen aber keine Fehler oder Nachteile der Behandlung nachweisen. Es wurde lediglich das Fehlen magnetischer Felder bewiesen, und diese hatten auf die Wirkung der hypnotischen Therapien ohnehin keinen direkten Einfluss. Das immer wieder auftretende Spannungsfeld zwischen naturwissenschaftlich ausgerichteter Medizin und dem Einsatz der Hypnose hat hier wohl seine Wurzeln.

Von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung der Hypnose im hiesigen Raum war die Arbeit des Psychiaters Sigmund Freud2 im 20. Jahrhundert. Freud hat anfänglich sehr umfangreich mit Hypnose gearbeitet, und nach heutiger Sicht gehen nahezu alle psychotherapeutischen Verfahren aus der Hypnose hervor. Der Psychiater verfügte aber nur über eine sehr eingeschränkte Sichtweise dieses Verfahrens und lehnte es im Laufe seiner späteren Arbeit ab. So glaubte er, dass man mit Hypnose nicht wirklich etwas verändern könne, sondern die Symptome damit nur für eine gewisse Zeit überdeckt. Er selbst arbeitete genau nach diesem Prinzip. Moderne Hypnotherapie verändert aber die Basis und überdeckt nicht. Seine Einwände halten moderner Hypnoseforschung nicht stand, finden sich aber an verschiedenen Stellen immer wieder ungeprüft in den Medien wieder. Inzwischen hat sich vor allem im angloamerikanischen Raum seit Jahrzehnten eine umfangreiche Hypnoseforschung entwickelt. Dem Verfahren wird dort bei der Behandlung psychischer und psychosomatischer Krankheiten viel Raum eingeräumt. Auch in Deutschland befassen sich Universitäten und Institute mit diesem Forschungsgebiet. Hypnose und Hypnotherapie werden schon lange nicht mehr mit Esoterik assoziiert, sondern sind fester Bestandteil ärztlichen und psychologischen Handelns. Und es hat sich zudem ein völlig neuer Wissenschaftszweig entwickelt: die Psychoneuroimmunologie. Dieses Forschungsgebiet befasst sich mit den Zusammenhängen von Körper und Seele. Kein Heilverfahren bezieht in der gleichen Art und Weise diese Verbindungen in die Therapie mit ein wie die Hypnose.

Die Beschäftigung mit den geschichtlichen Ursprüngen von Hypnose und Hypnotherapie ergibt, dass die oft belächelten Rituale und Begleitumstände dieser Therapie in frühen Zeiten und bei den Naturvölkern auch nach modernem Verständnis sinnvoll, hilfreich und sehr wirkungsvoll gewesen sind.

Der Rückblick lässt erkennen, dass die meisten Vorurteile und Fehlinformationen zum Thema Hypnose aus sehr alten Zeiten stammen und oft ungeprüft übernommen werden. Dabei würde doch aus der heutigen Sicht auch niemand mehr kritiklos die Technik der Dampfmaschine auf einen Computer übertragen wollen.

1 Franz Anton Mesmer, geb. 1734, Begründer des Mesmerismus, der eine magnetische Energie für die Hypnosewirkung verantwortlich machte. Er war Philosoph, Theologe, Jurist und Mediziner, gilt als Aufklärer und Entmystifizierer der Hypnose.

2 Sigmund Freud, 1856—1939, geb. in Freiberg (heutiges Pribor/Tschechien). Studium der Medizin und Psychologie. Begründer der „Odipus-Komplex“-Theorie, „Traumdeutung“ und „Psychopathologie des Alltagslebens“. Professor der Neuropathologie und der Psychoanalyse.

2. Hypnose – Bedeutung und Ablauf

Klarheit zu schaffen, bringt immer Gewinn. Bei dem Wort „Hypnose“ herrscht anfangs oft Verwirrung, wenn man sich die Bedeutung erschließen möchte.

So bezeichnet es zunächst einen aktiven Prozess: Hypnotherapeuten setzen „Hypnose“-Techniken bei ihrer Arbeit ein. In gleicher Weise steht das Wort aber auch für passives Erleben: Klienten befinden sich in „Hypnose“ und genießen dabei alle Vorzüge, die dieser Zustand bieten kann.

Die Einführung weiterer Begriffe würde allerdings noch mehr Verwirrung schaffen, und deshalb können wir, wenn Ihnen an Klarheit gelegen ist, nur das eine nahe legen:

Bitte lesen Sie den Text genau, dann werden Sie die Unterschiede mit Sicherheit entdecken können!

Außerdem verbindet beide Definitionen von „Hypnose“ ein gemeinsames Ziel: der Trancezustand. Der Klient möchte eine Trance als Ziel seiner Hypnose erreichen, und der Therapeut hat den Vorsatz, die Wege dorthin zu weisen.

Wie schon vor Jahrtausenden ist es für das Erleben einer Hypnose wichtig und unabdingbar, einen besonderen Ort aufzusuchen. Glücklicherweise müssen heute dafür keine Tagesreisen mehr in Kauf genommen werden, und auf den Besuch von Tempeln kann man inzwischen auch verzichten.

Stattdessen bieten die Praxisräume eines Arztes oder Psychologen nun den geschützten Rahmen, der meistens derartig eingerichtet ist, dass Ruhe und Geborgenheit oder Harmonie und Frieden vermittelt werden.

Die besonderen Fähigkeiten der Schamanen und Voodoo-Priester werden in unseren Tagen ersetzt durch die Kompetenz der akademisch ausgebildeten Psychotherapeuten. Persönliche Kontakte zu Geistern, Dämonen und anderen dunklen Mächten oder auch die Verbindung zu heilenden Außerirdischen werden in der modernen Hypnose nicht mehr benötigt, weil wissenschaftlich längst bewiesen ist, dass man gut darauf verzichten kann.

Auch auf berauschende Getränke wird im therapeutischen Umfeld bei der Anwendung von Hypnose schon lange nicht mehr zurückgegriffen.

Denn heute ist bekannt, wie Hypnose wirklich wirkt. Damit die Reise in die eigene Mitte, in eine hypnotische Wohlfühltrance beginnen kann, ist es sehr hilfreich, eine angenehme und entspannte Körperhaltung einzunehmen. Man sitzt dabei deshalb in einem besonders bequemen Stuhl mit Armlehnen und Kopfstütze oder liegt gelassen auf einer gepolsterten Liege, die dem Körper Halt und Sicherheit bietet.

Spätestens an dieser Stelle ist jetzt ein Therapeut erforderlich, der Wege und Möglichkeiten anbieten (suggerieren) kann, damit jeder den Weg in seine Trance auch finden kann. Zwar könnte man in der entsprechenden Umgebung zu bestimmten Bedingungen auch ohne Therapeuten in einen entspannten inneren Zustand gehen, aber ein solcher Vorgang hat dann einen anderen Namen: Selbsthypnose, autogenes Training, Meditation oder Yoga könnte man es nennen. Bei der Hypnose wird ein Therapeut dabei helfen, die Aufmerksamkeit von außen nach innen zu lenken. Denn ein Trancezustand ist nicht so durch die äußeren Sinne wie Hören, Sehen, Schmecken oder Fühlen zu erfahren. Die äußeren Sinne helfen bei der Orientierung im Lebensraum. Für eine hypnotische Wohlfühltrance müssen die inneren Sinne geweckt und geschärft werden. Dazu gehören das Vorstellungsvermögen, die Erinnerung, die Gefühle oder innere Bilder. Es ist also erforderlich, die eigene Aufmerksamkeit von außen nach innen zu richten. Diesen Vorgang kann der Therapeut durch verschiedene Hilfen unterstützen. So ist es möglich, dass Sie gebeten werden, auf ein Pendel zu schauen, das sich rhythmisch hin- und herbewegt. Üblich ist es auch, einen bestimmten Punkt im Raum oder an der Decke intensiv und lange zu betrachten.

In alten Zeiten wurde man auch aufgefordert, einen Punkt zwischen den Augen des Therapeuten auf Höhe der Nasenwurzel zu fixieren.

Diese Angebote oder Aufforderungen des Therapeuten setzen dabei keinerlei magische Energien frei, sie dienen lediglich dazu, dass die Augenmuskeln ermüden und man deshalb den Wunsch verspürt, die Augen zu schließen, weil mit dem Schließen der Augen die Zuwendung nach innen leichter fällt.

Sie werden nun vielleicht verwundert fragen, warum denn nicht der Therapeut direkt das Angebot an den Klienten richtet, dass dieser seine Augen schließen kann, um sich den Weg in die eigene Mitte zu bahnen. Und da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Deshalb verzichten selbstbewusste Therapeuten inzwischen auch auf diese Rituale.

Und während Sie nun gelassen auf der Unterlage sitzen oder liegen, die Augen geschlossen haben und langsam spüren, wie die anfängliche Unruhe einem angenehmen Gefühl der Ausgeglichenheit weicht, beginnt für den Therapeuten die Arbeit. Mit einer Stimme, die ein wenig gedämpft sein kann, die vielleicht in der Tonlage eine Spur tiefer angesiedelt ist und die eine wohltuend fließende Satzmelodie zur Basis hat, beginnt der Therapeut damit, „Einladungen“ auszusprechen.

Und es handelt sich wirklich um Einladungen dabei, denn stets entscheiden Sie selbst und allein, ob Sie seinen Angeboten folgen wollen oder ob Sie diese ablehnen möchten, um Ihre Zeit in anderer Weise mit eigenen Gedanken zu füllen. Entscheiden Sie doch einmal hier und jetzt, welche der folgenden Einladungen Sie in eine Wohlfühltrance hineingeleiten könnten:

Es ist ein herrliches Gefühl, es sich so bequem wie nur irgendwie möglich auf seiner Unterlage zu gestalten. Und wann immer es möglich ist, sollten Sie es sich noch ein wenig bequemer machen. Denn schon der Volksmund weiß: Wie man sich bettet, so trancet man. Wenn man neue Wege gehen möchte, tut man gut daran, sich dabei auf Vertrautes zu verlassen. Und natürlich werden Ihnen beim Lesen dieses Textes auch noch andere Gedanken durch den Kopf gehen; Fragen können das sein, Antworten vielleicht und die Ungewissheit, woran Sie eigentlich Ihre eigene Wohlfühltrance entdecken möchten. Wie würden Sie die tiefe, klare Wohlfühltrance im Kontrast zum Wachzustand besonders angenehm und spürbar anders Schritt für Schritt genießen wollen? Und wenn das klar und sicher in der eigenen Mitte beim Lesen spürbar wird, wann möchten Sie damit beginnen, den Satz „Je tiefer die Wohlfühltrance, desto klarer die Sicht“ spürbar Schritt für Schritt mit Inhalt zu füllen, gleich beim Lesen dieser Zeilen oder erst ein, zwei oder gar drei Minuten später. Denn jeder gestaltet ja seine Wohlfühltrance auf seine ganz eigene Art und Weise. Mancher spürt dabei, wie der Körper auf einmal angenehm wohlig und schwer wird; andere genießen es, sich leicht, wie eine Feder fast, zu fühlen oder den Körper gänzlich zu vergessen, während sie weiter den Weg tiefer in die eigene Wohlfühltrance gehen. Auf jeden Fall ist auch dann eines sicher: dass nämlich Atmung ruhig und regelmäßig ganz von allein und von selbst geschieht, ruhig und regelmäßig, so dass mit jedem Atemzug dann, ruhig und regelmäßig, sich auch Ruhe oder Geborgenheit, Harmonie und Frieden immer weiter spürbar vertiefen, so weit und so tief, dass vielleicht die Buchstaben vor den Augen langsam unklar werden und verschwimmen oder aber Sie eine wohlige, herrlich tiefe Ruhe spüren und trotzdem jede Zeile klar und deutlich lesen können.

Wo immer Sie sich jetzt befinden, Sie sollten sich doch nun wieder nach außen wenden, einmal tief durchatmen und sich wieder vollständig auf den Text konzentrieren, um den Unterschied von aktiver und passiver Hypnose klar und deutlich wahrzunehmen, Sie erinnern sich?

Sie werden bei dem kurzen Text vielleicht an der einen oder anderen Stelle gespürt haben, dass einige „Einladungen“ Sie intensiver angesprochen haben als andere. Und natürlich kann es auch sein, dass gerade für Sie überhaupt nichts Passendes dabei war. Denn Ausnahmen gibt es ja immer. Mitunter hilft es auch, die Zeilen noch einmal aufmerksam und intensiv zu lesen, um sich noch einmal spürbar zu entscheiden. In jedem Fall sind die Einladungen Ihres Therapeuten so oder ähnlich gestaltet. Und Sie haben es sicher schon bemerkt: Macht oder Zwang übt dabei wirklich niemand aus. Sie allein entscheiden. Und das ist auch gut und richtig so.

Wenn die Zusammenarbeit mit Ihrem Therapeuten erfolgreich war, befinden Sie sich an dieser Stelle der Hypnose in einer angenehmen und sehr erholsamen Wohlfühltrance.

Bei einer oberflächlichen Trance werden Ihnen zahlreiche Gedanken und Bilder durch den Kopf gehen, aber Sie werden noch deutlich alle Geräuschbewegungen im Umfeld wahrnehmen können. Bei einer mitteltiefen Trance nehmen Sie auch noch Geräusche wahr, aber keine Bewegungen mehr, weil die Gedanken und Gefühle in der eigenen Mitte mehr von Bedeutung sind. Und bei einer tiefen Trance sind Ihnen jegliche Geräusche im Umfeld völlig gleichgültig, weil Ihnen Ihr inneres Erleben zu Recht viel wichtiger erscheint. Denn Geräusche existieren immer, eine Wohlfühltrance erlebt aber nicht jeder täglich.

Als Ausnahmezustand gibt es dann noch die somnambule Tieftrance. Das ist ein Zustand, der einem tiefen, traumlosen Schlaf gleicht. Eine solche Hypnose setzt man aber allenfalls zu medizinischen Zwecken als Heilschlaf oder bei schweren Verletzungen oder Operationen ein. Wissenschaftlich ist bewiesen, dass die Wirkung einer hypnotischen Trance in keiner Weise von ihrer Tiefe abhängig zu machen ist: Egal, ob oberflächlich, mitteltief oder auch tief, eine hypnotische Trance wirkt immer in der gleichen Weise.

Trance

So eine Wohlfühltrance ist ein ganz besonderer Zustand, obwohl man ihn schon aus dem Alltag kennt. Denn das tägliche Erleben bietet unzählige Möglichkeiten, spontan und ohne irgendwelche Rituale in die eigene Mitte einzutauchen. Oft nimmt man dafür nur minutenlang die äußere Aufmerksamkeit zurück, mitunter ist man im Anschluss überrascht, wie unbemerkt und schnell so eine halbe Stunde in einer Trance vergehen kann.

Manche Menschen nennen spontane Trancen auch Tagträumerei. Vor dem Einschlafen lässt sich das besonders intensiv genießen. Manche Gedanken gehen dann durch den Kopf, man liegt wohlig warm unter der Decke, im Hintergrund, ganz in der Ferne nur, nimmt man Geräusche wahr, aber der Seele wachsen Flügel und man erlebt eine Leichtigkeit im Denken und Fühlen, die sonst nicht zur Verfügung steht. Bilder, Gefühle, Eindrücke vom Tage, Erwartungen an den nächsten, alles scheint sich zu vermischen, und alles wirkt so herrlich schwerelos, ganz nah und auch sehr weit. Dann schläft man meistens ein.

Beim Lesen eines Buches bemerkt man es nur selten, wenn die Gedanken und Gefühle auf die Reise gehen. Denn die Schrift bleibt klar, man nimmt den Inhalt weiter wahr, ist konzentriert und aufmerksam. Und doch verschieben sich die Gewichte:

Die Umwelt existiert nicht mehr, der Text, die Zeilen, das Geschehen absorbieren die gesamte Aufmerksamkeit. Fast atemlos liest man Seite für Seite und hat erst wieder einen Blick für die Umgebung, wenn ein Kapitel endet oder die Liebenden sich endlich finden.

Spontane oder natürliche Trancezustände sind den hypnotisch eingeleiteten sehr ähnlich. Bei einer Hypnose stellt man einen solchen Zustand inneren Erlebens bewusst und gezielt unter Anleitung eines Therapeuten her, um diese Basis für ein Stück gemeinsamer Arbeit zu nutzen. Spontane Trancen sind ungemein erholsam und sehr angenehm. Hypnose hat ein Ziel, das vor jeder Sitzung zwischen Klient und Therapeut gemeinsam festgelegt wird. So kann auch eine Selbsthypnose mit einer bestimmten Absicht genutzt werden: zur Entspannung, zur Schmerzbekämpfung, zur Stärkung des Immunsystems oder zur Lösung von Problemen.

Eine angenehme hypnotische Wohlfühltrance stellt immer erst die Basis dar, ist eine Arbeitsplattform für Veränderungen oder Perspektiven, die der Therapeut zusammen mit seinem Klienten nutzen möchte. Denn neben dem seelischen Erleben, außer der Geborgenheit, der Ruhe und der Klarheit, die Trancen intensiv ermöglichen, verändern sich fast unbemerkt auch die Körperfunktionen in einer Art und Weise, wie man sie so im Wachbewusstsein nie erreichen kann.

Die Hypnoseforschung der letzten Jahrzehnte hat in diesem Zusammenhang erstaunliche Ergebnisse veröffentlichen können.

Im psychischen Erleben verändert sich der Zeithorizont in vielfältiger Weise. Minuten können sich wie Stunden hinziehen. Stunden streichen in Sekundenschnelle vorbei. Eine feste zeitliche Orientierung, wie sie dem Wachbewusstsein zur Verfügung steht, löst sich auf. Das innere Archiv steht meistens uneingeschränkt zur Verfügung. So gelingt es, das eigene, gespeicherte Erleben bis in das Säuglingsalter zu aktivieren und vor dem inneren Auge wieder zu beleben, als geschähe es jetzt gerade erst. Der erste Schultag wird noch einmal intensiv erlebt oder die gesamte Kindheit läuft wie ein Film im Zeitraffertempo durch das Bewusstsein. In welcher Form diese Möglichkeit in hypnotischer Trance genutzt werden soll, bestimmt der therapeutische Nutzen.

An die Stelle des logischen Denkens tritt eine andere Wahrnehmungsdimension: Innere Bilder und Gefühle werden freigesetzt, die nicht der rationalen Kontrolle unterworfen sind, sondern ungefiltert wahrgenommen werden können. Das Wachbewusstsein errichtet häufig Wahrnehmungsgrenzen, weil Ängste oder andere Bedenken die Sicht auf bestimmte Abläufe und Geschehen behindern. Im Trancezustand können diese Grenzen fallen, so dass bis dahin verborgene Konflikte bearbeitet und in der Folge Schritt für Schritt gelöst werden können.

Im Trancezustand ist es möglich, auch ungewohnte Inhalte miteinander zu verknüpfen. Das Wachbewusstsein verbietet solche Vorgänge häufig, weil sie nicht dem kritisch-logischen Denken entsprechen. So ist es zum Beispiel möglich, bei starken Schmerzen in den Gelenken der Hand mittels einer Trance einen kühlenden und anästhesierenden Handschuh „überzustreifen“, der die Schmerzen nehmen oder lindern kann. Werden diese Verknüpfungen in Hypnose mehrfach vorgenommen, lässt sich eine solche Vorstellung auch im Wachbewusstsein zur Schmerzstillung oder im Rahmen von Selbsthypnose nutzen.

Ein weiterer Effekt der hypnotischen Wohlfühltrance ist die Bedeutung der Körpersprache, die sich in diesem Zustand sehr gut lernen lässt. Viele Menschen werden von körperlichen Beschwerden geplagt, die sich trotz unzähliger Arztbesuche und Untersuchungen keiner Krankheit zuordnen lassen. Man bezeichnet das dann häufig als psychosomatische Symptome. Herzrasen, Atemnot, Kopfschmerzen, Schwindel und Ohrgeräusche machen dem Wachbewusstsein Angst. Im Trancezustand wird es möglich, diese Zeichen des Körpers zu verstehen, sie bestimmten Verhaltensweisen oder Spannungsfeldern zuzuordnen. Dann werden Beschwerden zu Hilfen und Orientierungspunkten, die Sicherheit geben können. Wer die körperlichen Hinweise auf seine seelischen Probleme verstehen kann, gewinnt an Sicherheit und kann so leichter Lösungen finden.

Die Zahl der Perspektiven und Angebote des inneren Erlebens in einer hypnotischen Wohlfühltrance ist nahezu unbegrenzt. Allein der Klient kann solche Grenzen setzen. Niemals wird es dem Therapeuten gelingen, seinen Klienten in Bereiche zu führen, die dieser nicht betreten möchte.

Die veränderte Wahrnehmung in einer Trance ermöglicht viele neue Blickwinkel. Manches Problem, das im Alltag geradezu unlösbar schien, zeigt sich aus einer anderen Sicht und in einem anderen Erleben von einer neuen Seite: Wege, die herausführen können, werden so gefunden. Jeder Klient kann im Zustand der Hypnose Zugang zu diesen bis dahin verborgenen Ressourcen entdecken oder wieder finden, wenn er möchte. Niemand kann allerdings dazu gezwungen werden, diese herrlichen Angebote aus dem eigenen Lösungsfundus auch zu nutzen!

Vielleicht entscheiden Sie an dieser Stelle wieder selbst, wie Sie es damit halten möchten?

Auf der körperlichen Ebene beeinflusst eine Trance sehr viele Körperfunktionen und Stoffwechselvorgänge in nachhaltiger Weise. Nichts ist so gesund wie eine hypnotische Wohlfühltrance!

Das Herz-Kreislauf-System stabilisiert sich und schaltet in einen erholsamen Status um. Die Zahl der Herzschläge pro Minute sinkt und damit auch der Sauerstoffverbrauch. Der Blutdruck fällt in einen niedrigen Bereich. Das lässt sich bei Menschen mit Bluthochdruck therapeutisch auch mit Selbsthypnose nutzen. Daneben verbessert sich die Durchblutung im Bereich der kleinen und kleinsten Gefäße, weil sich diese in einer Trance weiten. Das Gewebe erhält mehr Sauerstoff. Die Zellen können besser atmen.

In den Lungen entspannen sich die kleinen glatten Muskeln, so dass die Atmung tiefer wird. Man atmet langsamer und intensiver, dadurch wird wieder der Energieaufwand gesenkt und die Aufnahme von Sauerstoff über die Lungen erhöht. Es verstärken sich die Effekte aus dem Herz-Kreislauf-System, der Körper tankt die energetischen Moleküle.

Der Stoffwechsel schaltet um auf Ruhe und Entspannung. Das führt zu einer Ersparnis an Energie, erhöht die Ausscheidung von Stoffwechselabfallprodukten und gönnt den Zellen des Körpers eine Pause.

Das Blut verändert nachweisbar seine Zusammensetzung. Die Gefahr der Blutgerinnselbildung wird vermindert, weiße Blutkörperchen, die körpereigenen Abwehrzellen, fließen im Zustand der Trance mehr am Rand, so dass sie schneller an Ort und Stelle eines entzündlichen Geschehens im Gewebe sein können.

Die Konzentration der Stresshormone im Blutserum sinkt. Die Produktion und Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin wird für die Zeit der Hypnose und darüber hinaus auf ein niedriges Niveau gebracht. Dadurch wird der Erholungseffekt des Körpers noch einmal intensiviert.

Das Immunsystem, die körpereigene Abwehr, wird unter Hypnose gestärkt. Das geschieht, indem die Aktivität mancher Abwehrzellen zunimmt. Hormone und andere Botenstoffe werden aktiviert, um Krankheitskeime oder Krebszellen und die Folgen von Stress zu beseitigen oder zu mindern.

Alle Muskeln entspannen und lösen sich, die Durchblutung wird verbessert. Auf diesem Wege wird Kraft getankt, werden die Gelenke entlastet, sogar Verspannungen und Verkrampfungen wirkungsvoll gelöst. Die Wirbelsäule spürt verminderten Druck, der Brustkorb wölbt sich weiter, und der Raum für die Lungen wird spürbar erweitert.

Es ist sehr eindrucksvoll zu beobachten, wie die Einflüsse von hypnotischer Trance auf den Körper auch noch einige Zeit nach Abschluss der Hypnose nachzuweisen sind. Menschen, die regelmäßig mit Selbsthypnose arbeiten, können die gesund machenden und gesund erhaltenden Effekte einer Trance dauerhaft für sich in Anspruch nehmen. Das macht besonders dort einen Sinn, wo häufige Infekte oder chronische Erkrankungen das tägliche Leben erschweren. Und vorbeugend können auf diesem Wege auch manche Krankheiten vermieden werden, wenn das Abwehrsystem des Körpers durch regelmäßige Trancen wirkungsvoll trainiert worden ist.

Hypnotherapie

So eine hypnotische Wohlfühltrance kann ein wunderschönes Erlebnis sein. Und natürlich könnte man sich schon allein aus diesem Grund in eine psychotherapeutische Praxis begeben, um die diesbezüglichen Kompetenzen des Therapeuten zu nutzen.

Die meisten Menschen suchen allerdings einen Experten für Hypnose auf, um mit ihm an ihren Problemen, Spannungsfeldern oder Krankheiten zu arbeiten. Sie möchten eine Hypnotherapie in Anspruch nehmen und damit die Besonderheiten der Hypnose als Basis für eine Therapie nutzen.

Eine Therapie kann verschiedene Ziele verfolgen:

Wer ständig unter Druck steht, ist schon für die Ruhe dankbar, die eine hypnotische Wohlfühltrance vermitteln kann. Diese Erfahrung innerer Ausgeglichenheit ohne Zeitnot und Anforderungen kann auf diese Weise Ausgleich schaffen zur Hektik des Alltages und ist manchem deshalb Therapie genug.

Wer schon seit Jahren unter Depressionen leidet, wird nur mit der Erfahrung von Ruhe und Geborgenheit allein nicht zufrieden sein können, weil sich dadurch nicht wirklich etwas im trüben Alltag ändern lässt.

Wer unter Angst und Panik leidet, wird froh sein, einige Minuten in Trance ohne Herzrasen, Engegefühl in der Brust oder Schweißausbrüche zu verbringen. Beendet der Therapeut dann die Hypnose, kehren die Ängste wieder. Erst eine wirkliche Therapie bringt Schritt für Schritt echte Sicherheit.

Wer bei einer Magersucht