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Die Fortsetzung des Jahresbestsellers "Sex, Lügen & Einmachbohnen". Eine Partnervermittlerin erzählt sechs kurze Geschichten über die Liebe, oder was man dafür gehalten hat ... - Was treibt die nymphomane Gattin, wenn der Mann auf Reisen ist? - Wie besänftigt Mann eine gnadenlose und schokoladensüchtige Richterin? - Warum ist es ratsam, in der Midlife-Crisis besser auf Drogenexperimente zu verzichten? ... Ein unterhaltsamer Sammelband für jederman und -frau. Seit 14.10.2019 als BE.READ EBOOKS FOR FREE Ausgabe gratis! BE.READ – EBOOKS FOR FREE ist ein Zusammenschluss freier Autoren, die ihre Werke im E-Book Format einschließlich des Kapitels ANREGENDE IMPULSE für alle Leser und Leserinnen gratis veröffentlichen. Ins Lebens gerufen wurde die Idee von der Autorin und Herausgeberin Romy van Mader.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 124
Liebe LeserInnen,
ich bin Kerstin Eger und meines Zeichens seit über zwei Jahrzehnten Kupplerin mit Herz. Viele meiner Kundinnen und Kunden habe mir im Laufe meiner Tätigkeit so viele unglaubliche Geschichten aus ihrem Leben erzählt, dass irgendwann die Idee im Raume stand, ein Buch darüber zu veröffentlichen und 2015 war es dann soweit. Sex, Lügen & Einmachbohnen“ haben wir es genannt und hier folgt nun Teil zwei mit dem Titel „Sex, Lügen & Schokolade“.
Worum geht es? In diesem Buch finden sie wieder pikante Kurzgeschichten, unter anderem echte Schenkelklopfer. Manche regen vielleicht zum Nachdenken an oder sind Inspiration oder Motivation. Vielleicht ist der eine oder die andere von ihnen ganz beruhigt darüber, nicht so eine Liebesbeziehung erleben zu müssen. Andere wiederum sehen Ähnlichkeiten und denken sich, gut, dass nicht nur ich so etwas erleben musste.
Alles in allem ist dieses Buch vor allem eins: eine lustige, freche und frivole Mischung für jederman und -frau. Persönliche Anmerkungen von mir werden sie am jeweiligen Ende einer Episode finden.
Wir wünschen Ihnen nun viel Freude beim Lesen, Staunen & Lachen
Ihre Kerstin Eger & Romy van Mader
Antje Bährmer, 41 Jahre, 1,69 m, Kleidergröße 36, Friseurmeisterin mit gut gehenden Haarsalons und eigener Produktlinie „Hairsensation by Antje B. – Volume, Colour, Shine“, je nach Lust und Laune wechselnde HaarprachtUdo Bährmer, 53 Jahre, 1,78 m, Versicherungsmakler mit einem großen Ego, südländischer Typ dank der speziell für ihn angemischten schwarzbraunen Haarfarbe aus der Serie „Hairsensation by Antje B.“ sowie der häufigen Besuche im hauseigenem SolariumLiane Strulle, 36 Jahre, 1,75m, Bankkauffrau, Konfektionsgröße 40, üppiges Dekolleté, lange blonde Haare
Liane betrat den Friseursalon und war etwas aus der Puste: „Frau Bährmer, entschuldigen Sie, aber der Verkehr heute.“ Antje Bährmer wies ihrer keuchenden Neukundin, die sich um 10 Minuten verspätet hatte, mit einem Blick auf ihre rosé-goldene Strassuhr den Platz. „Kein Problem“, log sie Liane Strulle freundlich ins Gesicht.
„Das darf aber nicht ein weiteres Mal passieren! Ich erwarte Disziplin und Ordnung auch von meinen Kunden! Wozu vergebe ich sonst Termine?! Ist hier doch kein Affenhaus!“ – das dachte die Meisterin der Haare still bei sich, lächelte freundlich und legte die Hände an ihre stylische schwarz-goldene Lack-Leder-Schürze mit dem Monogramm „Antje B.“, die sie sich extra von einer befreundeten Designerin hatte anfertigen lassen. Sie umfasste die Schere in der linken Tasche und den Kamm in der rechten Tasche – wie ein Cowboy, der zwölf Uhr mittags seine Colts umklammerte – und fragte die vor ihr sitzende, ihr Spiegelbild musternde Frau Strulle: „Wie hätten wir es denn gern?“
„Also heute habe ich Lust auf mal was ganz anderes“, frohlockte Liane, die sich, den Kopf mal nach links, mal nach rechts drehend, kokett im Spiegel betrachtete. „Vielleicht hier etwas kürzer, aber nicht viel. Und die Farbe etwas auffrischen“, dabei wuschelte sie in ihren Haaren aufgeregt herum.
Frau Bährmer, die ihrer Kundin nur zu gerne die lange Haarmatte auf Kinnlänge runtergesäbelt hätte, wollte die typische Strohblondine zu mehr motivieren: „Nicht noch ein bisschen mehr hier und da auch, so bis hierhin?“ Dabei zeigte die Haarkünstlerin einige Zentimeter weiter nach oben. „Um Himmelswillen, nein! Nicht soooo viel!“, kreischte Liane hysterisch und rutschte aufgeregt auf dem zum durchdesignten Interieur passenden Stuhl in Schwarz-Gold hin und her.
„Ja, Sie sprachen von etwas anderem. Daher dachte ich …“
„Nein. Nein. Nein. So viel“, Liane Strulle zeigte es nochmal, „bis hier und nicht mehr!“ Dabei zog sie ihre rechte Augenbraue auffordernd nach oben.
Na, das kann ja heiter werden mit der. Eine blöde Ziege ist das, dachte sich die Frisörmeisterin, sagte aber: „Wunderbar. So soll es sein. Ganz wie Sie wünschen. Bei uns ist die Kundin nicht Königin, sondern Kaiserin!“
„Will ich ja wohl meinen“, lautete schnippig die Antwort.
Eine strullige Schrulle ist das. Aber gut, schneide ich ihr auf ihren Wunsch zwei Millimeter ihrer dünnen Matte ab. „Haarverdichtung machen wir übrigens auch.“
Sogleich winkte Frau Strulle ab: „Bei mir ist alles echt und das soll auch so bleiben. Hatte da mal ein Erlebnis, das war so schrecklich! Nach einer wilden Nacht wachte mein Freund inmitten von langen Haarbüscheln auf. Da fing der neben mir an zu schreien, der brüllte vor lauter Entsetzen das ganze Haus, sieben Mietparteien, zusammen: ‚Iiiiiiiih und bääääh!!! Ich kotze gleich! Nimm das weg!‘ Er sprang fluchtartig auf und ums Bett herum, kratzte sich überall und führte sich auf wie ein Mädchen, das in einen Ameisenhaufen getreten ist. Schrecklich, sage ich ihnen. Er dachte wohl, die überall auf dem Bett verteilten Extensions seien meine echten Haare und ich über Nacht schwer erkrankt. ‚Ich bekomme bei dir nie wieder einen hoch!‘ Das war sein letzter Satz. Ein Albtraum war das, nicht nur für ihn.“
„Oh, verstehe!“, schnipp-schnapp und schnipp und schnapp, sich ein Lachen verkneifend, ließ die Schneidemeisterin ihre Schere klappern.
„Also unsere Haarverlängerungen und –verdichtungen überstehen – das verspreche ich Ihnen – auch ganz andere Sachen.“ Jetzt mussten die zwei Frauen lachen, das Eis war gebrochen. „Verzeihung! Ich hatte Ihnen bei der knappen Zeit ganz vergessen, etwas zu trinken anzubieten. Kaffee? Tee? Edelsteinwasser? Oder doch lieber ein schönes kaltes Gläschen Sekt?“
„Ein Sekt wäre mehr als nett.“ Fröhlich und voller Vorfreude hüpfte Liane auf dem Stuhl auf und ab.
Und wie es sich so in einem anständigen Friseursalon gehörte, tauschte man sich aus. Angefangen beim Wetter, weiter mit der aktuellen Weltlage, ohne zu politisch zu werden, dann hielt man sich mit Vorliebe bei den neuesten Tratschgerüchten auf. Kurz, man quatschte über Furz und Feuerstein.
Nach dem dritten Besuch bei Frau Bährmer bot ihr Liane Strulle das Du an: „Ich muss Ihnen etwas sagen, ähm, dir. Antje, ich hab da einen aufregenden Mann kennengelernt. Vorgestern war es, und zwar in einem Feinkostladen. Ich sage dir: ein Bild von einem Mann. Der packte gerade feine Spirituosen und erlesene Konfitüre und wer weiß was sonst noch in sein Holzkörbchen ein und ich stand wie angewurzelt vor ihm. Starrte ihn förmlich an. Ich war schockverliebt.“
„Nein? Echt? Du meinst Liebe auf den ersten Blick? Das volle Programm? Erzähl!“
„Naja. Er blickte mich an und war anfangs etwas irritiert – glaube ich. Kein Wunder, ich muss wie eine Litfasssäule mit riesigen Augen vor ihm gestanden haben.“
„Ja, und er?“
„Er lächelte und wir fingen dann ein Gespräch über Champagner an. Ich stand gerade vor dem Regal voll edlen Sprudelsaftes. Um es kurz zu machen: Er lud mich zu einer Verkostung ein. Die haben da auch so kleinere Tische wie in einem französischen Bistro. Das ist ganz süß gemacht da.“
„Lenk mal nicht ab“, erwiderte Antje Bährmer, die vor Entzücken ihre Meisterschere über Spliss und trockene Strähnchen flitzen ließ.
Liane musste kichern: „Und weißt du, was mir danach passiert ist. Glaubt mir keiner: ich und Champagner. Ich war so angeschickert, dass ich, zuhause angekommen, über meinen Hund geflogen bin –und nicht mehr hochkam. In meinem Strudelhirn habe ich einen Henkel an meinem Hund gesucht zum Hochziehen. Verstehst du? Gott, war ich besoffen. Habe natürlich keinen gefunden und musste da erstmal einige Stunden so liegen blieben. Mitten im Flur. Wie peinlich! Aber außer mir und meinem Hund – der mich mit gerümpfter Nase verächtlich ansah – war Gott sei dank niemand da!“
„Hahahaha! Oh, Gott. Hahahaha!“
„Ja, lach du nur, liebe Antje. Ich kann dir mal die blauen Flecke an Knie und Ellbogen zeigen. Weia!“
„Und wie geht es weiter?“
„Jetzt pass auf: Gleich am nächsten Morgen hatte ich eine Nachricht von Mister Traummann auf meinem Handy: ob man das wiederholen könnte und wann. Ja, heute ist der Tag der Tage. Ich mach da nicht lang drumherum. Wenn der Blitz ins Herz reinschießt, dann muss man keine Spielchen à la ‚Fang mich, ich bin ein scheues Reh‘ spielen.“
„Das heißt jetzt?“, hakte Antje nach und drehte dabei einige Locken auf Extrawunsch ihrer geschwätzigen Kundin ein.
Liane, die Funken vor Glück versprühte, quasselte aufgeregt weiter: „Heute ist der große Abend. Ich habe ihn zu mir eingeladen. Bevor ich wieder besoffen ein Taxi nehmen muss, spare ich mir das Geld. Tom kommt heute um 20 Uhr vorbei. Ja, Tom heißt er. Und er hat mir versprochen alles zu besorgen… Essen, Wein und hoffentlich besorgt er es danach mir …hihi.“ Liane war ganz schön im Redefluss.
„Nehmen Sie sich… ähm, nimm dir ruhig noch ein Gläschen“ – da redet es sich noch besser und ich habe wieder eine neue Geschichte für meine Kundschaft, dachte die Friseurin bei sich. Wobei sie zu diesem Zeitpunkt auf eine romantische Liebesgeschichte hoffte, nach dem Motto: Die große Liebe gibt es wirklich und du kannst sie sogar im Einkaufsmarkt treffen.
Eine Woche später klingelte das Telefon, Liane fragte, ob sie heute noch vorbeikommen könnte. Antje B., schon seit über 20 Jahren im Frisiergeschäft, wusste nur zu gut, dass es sich nicht um einen dringenden Termin im Sinne von Schneiden und Föhnen handelte, sondern um ein Ich-muss-dir-was-erzählen-Meeting. Kurz darauf sprang die Tür auf, Liane trat mit Wangen wie frisch mit Rouge abgepudert herein.
„Na, dann setz dich schon mal.“ Antje B. band Liane den edlen schwarz-goldenen Frisierumhang um, kassierte noch rasch die vorige Kundin ab, die mit pinkfarbenen Strähnen den Salon verließ, und stellte sich danach mit kessem Blick neben sie: „Ich höre.“
„Es war unglaublich. Er war unglaublich. Wie ein wilder Löwe nahm er mich. Stundenlang! Gott, das war fantastisch. Ich will das jetzt jeden Tag und jeden Abend und jede Nacht.“
„Hört sich gut an. Die Spitzen? Oder nur ein bisschen auffrischen?“
„Auffrischen“, dabei legte die freudestrahlende Liane ihre Hand zärtlich auf den Unterarm ihrer Friseurin: „Noch nie hat mich ein Mann so verwöhnt. Himmlisch.“
„Das freut mich für dich. Wann geht es weiter? Hast du mal ein Bild von ihm?“
„Nein, ein Foto habe ich nicht. Könnte ihn dir höchstens beschreiben. Blöd, oder? Auch blöd, dass er am Wochenende immer seinen Sohn hat. Von seiner Frau ist er geschieden und da haben sie wohl so eine Vereinbarung getroffen. Da können wir uns vorerst nur in der Woche treffen.“
„Aha?!“ Antje schwante etwas, aber es war noch viel zu früh ihrer Neukundin und Neufreundin etwas von ihrem Verdacht zu erzählen, jener Tom sei vielleicht gar kein Single.
„Heute Abend kommt er so gegen 20 Uhr noch vorbei. Ich bin schon total hibbelig.“
14 Tage später sitzt Liane, die von Mal zu Mal jünger im Gesicht aussieht und ihre Haare von Mal zu Mal glänzender scheinen, wieder im Salon von Antje Bährmer. „Entschuldige, dass ich mich jetzt länger nicht bei dir gemeldet habe, aber du weißt ja, wie das ist, wenn man verliebt ist. Am Wochenende musste ich mich erholen und wochentags, nun, meine Haare hätte ich jeden Tag neu frisieren müssen. Soviel Geld habe ich dann aber auch nicht. Hehe. Aber jetzt bin ich ja da.“
„Da freue ich mich. Habe mir schon fast Sorgen gemacht“, erwiderte Antje mit einem Augenzwinkern.
„Ja, wir machen jetzt erst einmal ein paar Tage Pause. Er muss zu Kräften kommen, hat er mir gesagt. Verstehe ich. Vor allem nach gestern. Das war eine Nacht und er ist auch um 5 Uhr völlig fertig aus dem Bett gesprungen, war eingeschlafen und ist dann hektisch los gerannt. Musste nach Hause, sich umziehen und zum Kunden. Ich hätte ihn natürlich wecken können, wusste ja nicht, dass er so zeitig zum Kunden musste. Er lag aber so niedlich und friedlich neben mir, ich wollte ihn auch nicht gehen lassen. Wird Zeit, dass wir zusammenziehen.“
„Oh, ist es schon so weit?“
„Ja, für mich ist es das. Absolut! Nägel mit Köpfen machen. Ich bin jetzt 36 Jahre alt, meine biologische Uhr tickt ja auch nicht langsamer, eher im Gegenteil …“
„Will er denn auch Kinder? Wie alt ist er eigentlich?“, hakte Bährmer neugierig nach.
„46 Jahre. Ob er noch Nachwuchs zeugen will, hat er so noch nicht gesagt, aber das, was er macht, fühlt sich ganz danach an.“ Dabei kichert die rundum Verliebte Liane und hält sich die Hand vor den Mund wie ein schüchterndes Mädchen.
„Wie?“
„Antje, entschuldige. Mein Gehirn ist echt weich geb***t! Aber ich zeige dir jetzt mal ein Foto von ihm. Habe ich heimlich geschossen, als er neben mir eingeduselt war. Das isser! Sieht er nicht schnuckelig aus?“
Klingdsching, die Schere fiel mit einem Schlag zu Boden. „DA, DA, DAS ist nicht Tom, DAS ist mein Mann!“
„WAAAS??!“ Die Gesichtszüge entgleisen Liane so sehr, dass sie vor ihrem eigenen Spiegelbild erschrickt. „HUCH!“
„JAAA! Mein Mann Udo Bährmer. Beim Alter hat er auch gelogen! Nicht 46 Jahre – 53 ist das alte Schwein! Und mir erzählte er heute morgen etwas von einer Autopanne und dass der Abschleppdienst nicht gekommen sei. Er müsse einen immer größeren Kundenkreis bedienen, Versicherungen verkaufen sich nicht mehr so gut.“
„Versicherungen? Mir erzählte er etwas von Immobilien.“ Liane, die ahnungslose Geliebte, ist entsetzt, unglaublich peinlich ist es ihr. Schlimm genug, dass ihr Traummann verheiratet ist, aber dass sie die Bettgeschichten auch noch unwissenderweise seiner Ehefrau, ihrer Freundin erzählt hat. Wie außerordentlich unerfreulich!!
„Liane“, diesmal war es Antje, die ihre Hand beruhigend auf den Unterarm ihrer schluchzenden Kundin legte, „du trägst daran ja keine Schuld. Der geile Bock hat einfach zu viel Freizeit. Die werde ich ihm jetzt kürzen! Der wird statt Frauen ins Bett, Kunden an Land ziehen müssen. Wenn ich es mir recht überlege, werde ich heute Abend mit ihm ein schönes Spielchen spielen, das nennt sich: ‚Schnipp, Schnapp, Schwengel ab!'“
Anmerkung Kerstin Eger:
Wie dieses Spiel ausgegangen ist, kann ich nur vermuten. Ich denke, Herr Bährmer wird mit einem ordentlichen Schrecken – seine Frau vor ihm mit klappernder Schere – davon gekommen sein. Allerdings sagt Ihnen bestimmt der Satz etwas: Die Katze lässt das Mausen nicht. Und so war es auch in diesem Fall. Es mag unglaublich klingen, aber eine weitere Kundin erzählte von ihrem neuen, animalischen Lover, der sich wieder als der geile Udo entpuppte. Diesmal war Frau Bährmer aber hellhöriger und schritt sofort nach dem zweiten Gespräch ein und zeigte ein Foto ihres Mannes: „Ist das ihr neuer Dreamboy?“