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Dies ist ein Buch für Menschen, die wenig Zeit zum Lesen haben, aber trotzdem nicht darauf verzichten möchten. Die einzelnen Short Stories sind jeweils vier bis zehn Minuten lang. So kann die Leserin oder der Leser in der Pause, in der Bahn oder vielleicht beim Frühstück eine abgeschlossene Geschichte lesen. Es ist für jede Stimmung die passende Story dabei. Haben sie Lust auf etwas Crime, eine Liebesgeschichte oder etwas Skurriles? Oder ist ihnen doch eine Alltagsgeschichte lieber? Vielleicht haben sie ja auch Lust, eine Wanderung an einem Frühlingsmorgen, durch Wald und Wiesen, zu machen? Tauchen sie ein, für wenige Minuten, in eine andere Welt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Ähnlichkeiten mit Personen und Handlungen sind frei erfunden.
Ein fataler Zufall
„Vitus Giant“
Freundschaft
Der Weg zum Glück
Bootsfahrt
Tommy
Warten auf Schnee
Begegnung
Flugangst
„Erwin“
Frühlingserwachen
Morgenspaziergang im Frühling
Erinnerungen an eine zauberhafte Adventszeit
Leidenschaftliche Begegnung
Der lebendige Tod
Der Leitwolf I
Der Leitwolf II
Milchtütenschicksal
Frau „Weihnachtsgrinch“
Die Mimose
Die Närrin
Der Sonnenschirm oder können Sonnenschirme morden?
Eine Qualle auf Abwegen
Frau Herbst und die Tragik ihres Lebens
Jeck in Concert
„Läuft alles…?“ Ja, alles läuft!“
Malum
Maries Glück
Monkey-Night
Spuren
Schuhblues in Valencia
Sommerliebe
Tod an der Sieg
Urlaub in Istanbul
Übernahme
Zwischen den Jahren
Antonia war eine hübsche junge Frau, 24 Jahre alt und voller Sehnsüchte. Sie wollte als erstes heiraten, dann viele Reisen machen, ein Haus bauen und zwei Kinder ihr Eigen nennen. Diese Wünsche sollten ihr Freund, den sie nun schon über ein Jahr kannte, ihr erfüllen.
Die Hochzeit mit ihrem Freund Jens sollte ihn zwei Wochen stattfinden. Sie war so gut wie vorbereitet. Als Lehrerin hatte sie ihre Hochzeit so gelegt, dass sie in der dritten Ferienwoche stattfand. Nach der Hochzeit war noch eine zweiwöchige Kreuzfahrt durchs Mittelmeer geplant. So konnte sie sich danach noch eine Woche Ferien zu Hause machen, bevor die Schule wieder anfing.
Es fehlten nur noch das Brautkleid und der Junggesellinnen-Abschied. In wenigen Tagen würde ihr Hochzeitskleid zur Anprobe fertig sein. Am Wochenende war geplant, dass sie mit ihren fünf Freundinnen in die nächst größere Stadt zum Junggesellen-Abschied, mit dem Zug, fahren würde. Sie wollten übers Wochenende in der Stadt bleiben und sich amüsieren. Vielleicht auch ein wenig shoppen gehen.
Sie hatte alles gut planen können, da Jens in der Woche und auch manchmal am Wochenende quer durchs Land fuhr, um für seinen Arbeitgeber Server und Computer zu reparieren. Er hatte ihr erklärt, dass er immer abrufbereit sein müsse. Da er gut zu verdienen schien, war ihr das auch egal, weil da gab es ja noch ihre Wünsche.
Das Wochenende rückte näher und die Vorfreude war groß, als die sechs Mädels, alle im Alter wie Antonia, sich am Bahnhof trafen. Nach einer Übernachtung in einem kleinen, aber gemütlichen Hotel wollte man sich tagsüber als Rotkäppchen verkleiden und den von Antonias Oma selbstgemachten Rhabarber Aufgesetzten verkaufen. Am Abend war in einer Bar Männerstrip angesagt und danach wollte man in einen Club tanzen gehen.
Der Tag und auch der Abend waren bis hierhin zu Antonias Zufriedenheit verlaufen.
Mittlerweile waren Antonia und ihre Freundinnen schon ein wenig redselig geworden. Der Alkohol löste die Zunge. So kam es, dass Antonia beim Nachschminken auf der Toilette, eine junge Frau kennenlernte. Sie schien ein wenig älter als Antonia zu sein. Antonia bat sie doch mit an die Bar, zu ihren Freundinnen, mitzukommen. Man sprach über alles Mögliche und auch über die bevorstehende Hochzeit. Die junge Frau, die sich als Karin vorstellte, wollte unbedingt Näheres über den Bräutigam wissen und so zeigte Antonia ihr ein Bild von Jens, was sie immer im Portmonee, bei sich trug. Antonia sah, wie Karin blass wurde.
„Was ist?“, fragte sie besorgt.
Einige lange Sekunden saß Karin stumm auf ihrem Barhocker. Doch dann griff sie in ihre Handtasche und fingerte mit zittriger Hand, aus der Seitentasche, ein Foto hervor. Antonia sah in das Gesicht von Jens. Beide Frauen verstummten. Selbst Antonias Freundinnen saßen bleich und verlegen, auf ihren Barhockern. Es dauerte, nach der Schockstarre, nicht lange bis Karin und Antonia sich wegen des treulosen Jens austauschten. Sie mussten feststellen, dass er schon mit Karin verheiratet war, und dass die beiden einen kleinen Sohn, von zwei Jahren hatten. So, wie es schien, waren beide einem Bigamisten auf den Leim gegangen.
Karin war des Alleinseins überdrüssig geworden und hatte den kleinen Sohn – für dieses Wochenende – zu ihrer Mutter gegeben. Mit dieser Offenbarung hatte sie allerdings nicht gerechnet.
Beide Frauen waren sich einig. Sie wollten Rache!
Eine Woche später:
Karin steht vor dem Altar der kleinen Kirche ihres Ortes. Sie wartet auf Jens. Der Pfarrer wird immer nervöser, da er endlich mit der Zeremonie anfangen möchte. Es vergehen 5 Minuten, 10 Minuten, 15 Minuten. Weit und breit nichts von Jens zu sehen.
Zwanzig Minuten vorher:
Jens, hatte es ziemlich eilig zu seiner zweiten Ehe zu kommen. Am Abend vorher hatte er sich noch einen ausgiebigen Bordellbesuch gegönnt und weil er sich dort ein wenig verausgabt hatte, leider verschlafen. 31 Ampeln trennten ihn von der Kirche. Gott sei Dank war die letzte Ampel GRÜN. Er drückte noch einmal kräftig aufs Gas. Die Autokupplung seines silbernen Porsche-Cabrio hatte schon so einiges mitgemacht. Aber Jens genoss den Sound seines „silbernen Pferdchen“ und so gab er ihm noch ein letztes Mal seine Sporen.
Ganz in der Nähe der Ampel – auf dem Fußweg - stand Karin. Sie wusste, Jens musste dort vorbeikommen. Und da war er. Sie sah, wie der silberne Porsche über die Ampel raste…
Ein kräftiger, lauter Knall und eine Autohupe, die nicht mehr auszugehen schien. Metall knallte aufeinander und Glas zersplitterte.
Sie hörte wenige Minuten später den Notarzt und den Rettungswagen und zuletzt die Polizei, zum Unfallort eilen. Zu guter Letzt fuhr der Leichenwagen vor.
Antonia, die noch immer am Altar ausharrte, hörte das ersehnte Klingeln ihres Handys. Als sie an ihr Mobiltelefon ging, wusste sie, dass das Werk vollbracht war. Sie würde nicht heiraten und auch nicht mehr so schnell vor einen Altar treten.
Offiziell war eine defekte Ampelanlage an Jens Tod schuld. Innoffiziell hatte Karin einen Verehrer bei den Stadtwerken, der ihr aus Liebe einen Gefallen tat und ihr späterer Ehemann wurde.
Wo soll ich anfangen mit meiner Geschichte? Ich bin eine einfache Fichte. Fälschlich sagen die Leute auch Rottanne zu mir. Mein grünes Kleid trage ich auch im Winter. Da ich eine Ausnahmefichte und 78 m hoch bin, mein Stamm jedoch nur ein Meter Durchmesser hat, muss ich ganz schön aufpassen, wenn es stürmt und es dabei noch über einen längeren Zeitraum regnet. Man wird ja schließlich auch nicht jünger. Eigentlich fühle ich mich mit meinen 108 Jahren noch sehr jung und fit, wenn man bedenkt, dass manche von uns schon 600 Jahre und älter geworden sind.
Dieses Alter schaffen viele von uns nicht, da die Jüngeren zu Weihnachtsbäumen verwendet werden. Wir können uns erst nach 40 Jahren fortpflanzen und da die Bäume, die als Weihnachtsbäume verwendet werden, nicht dieses Alter erreichen, bleibt da auch der Nachwuchs aus. Jetzt habe ich ihnen schon einiges über uns erzählt. Aber eigentlich wollte ich ihnen erzählen, was mir vor etwa zwei Wochen passiert ist.
Ach ja, ich habe vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist „Vitus Giant“. Dieser Name kommt aus dem Lateinischen und heißt „alter Riese“. Doch nun endlich zu meiner Geschichte.
Es hatte seit Oktober fast ununterbrochen geregnet. Vor etwa zwei Wochen gab es dazu noch Orkanböen. Dies ging über einige Tage so. So brach dann das Unglück über uns Bäume herein. Nicht, dass ich damit sagen möchte, dass die Menschen und andere Lebewesen nicht auch Kämpfe mit den Orkanböen ausfechten mussten.
Unsere Baumgruppe stand nun schon seit sehr vielen Jahren, vielleicht Jahrhunderten, am Rande des Westerwaldes, am Ausgang eines kleinen Ortes. Ich kann ihnen sagen, wir haben schon so einiges mitgemacht - Frost, Dürre, Stürme, Brände und Kriege. All das haben meine Kameraden und ich überlebt. Aber das letzte Unwetter hat so einigen aus unserer Gruppe den Garaus gemacht. Die Fichte rechts neben mir, wurde als erste samt Wurzel aus der Erde gerissen. Das viele Regenwasser hatte den Boden aufgeweicht und so hatten die Orkanböen ein leichtes Spiel. Ich konnte mich mit meiner Wurzel kaum noch halten. Mit aller Macht krallte ich mich in der Erde fest. Diese war aber so weich, dass es nicht viel half. Mein Stamm hatte sich schon zur Seite geneigt. Da kam unverhoffte Hilfe. Die Fichte rechts neben mir wurde mit einem großen Knall aus der Erde gerissen und fiel genau auf mich drauf. In diesem Moment fiel die Fichte links neben ebenfalls mit großen Getöse gegen mich. Sie schoben mich wieder in meine ursprüngliche Position. Zum Glück war das Unwetter zwei Tage später vorbei.
Über Nacht gab es Frost und die matschige Erde gefror, so dass ich wieder Stabilität bekam. Sicherlich wird sich im Frühjahr der Eichelhäher, der sein Nest jedes Jahr in meiner Baumkrone hat, welches er als Polizeistation benutzt, freuen, dass ich noch da bin. Von dort oben warnt er mit seinem schrillen „Gesang“, die Lebewesen des Waldes vor Gefahren.
Waldarbeiter, die durch ihre dicke Kleidung fast nicht zu erkennen waren, um sich vor dem kalten Wetter zu schützen, kamen und befreiten mich von meinen beiden Lebensrettern.
Sie wurden zerlegt und abtransportiert. Vielleicht werden sie später zu schönen Möbeln verarbeitet? Wer weiß schon, was jetzt mit ihnen geschehen wird?
Ich, „Vitus Giant“, werde weiter hier an meinem Platz stehen und Wind und Wetter trotzen.
Vielleicht sehen wir uns ja mal.
Ach, ja fast hätte ich es vergessen zu erzählen.
2008 wurde unter einer Fichte in der Provinz Dalama in Schweden Wurzelholz gefunden, das auf ein Alter von 9 550 Jahren datiert wurde und genetisch mit dem darüber wachsenden Baum identisch sein soll.
Ich hoffe und wünsche mir, dass ich trotz Klimawandel noch viele hundert Jahre auf dieser schönen Erde stehen bleiben darf.
Was ist Freundschaft? Das habe ich mich in den letzten Jahren sehr oft gefragt.
Im Kindergarten ist jedes Kind, mit dem man zweimal spielt, für die Eltern schon eine Freundin oder Freund. Als Kind war der Begriff Freundschaft anders definiert.
Es gab Schulfreunde. Man zankte und vertrug sich wieder. Nach dem Schulabschluss verlor man sich aus den Augen. Jahre später sah man sich auf diversen Klassentreffen wieder. Die Schulfreunde von damals hatten sich verändert. Jeder war seinen eigenen Weg gegangen. Da waren die Familie, das Haus und der berufliche Werdegang. Das Versprechen, dass man sich beim Klassentreffen gab, die alte Schulfreundschaft wieder aufleben zu lassen, war nach dem zweiten privaten Treffen oder sogar vorher schon in Vergessenheit geraten.
Im Laufe der Jahre muss man dann feststellen, dass viele Freunde - manche haben sich auch nur so bezeichnet - Lebensabschnittsgefährten waren.