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Rascheln Das, was so raschelt, ist Papier im Kopf: das Papiergehirn. Zerknitternde Seiten: handgeschrieben, durchgestrichen, unvollendet. Neu angefangen. Das, was so im Kopf raschelt: die Wörter, auf Papier eingekerkert. Unleserlich, aus dem Kontext herausgerissen, ineinander geschlungen. Das, was so im Kopf raschelt: Gedanken, den Wörtern verkauft. Verraten? Bodenlos, naiv. Hilferufend?
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Seitenzahl: 59
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DEUTSCHER LYRIK VERLAG (DLV)
Zygmunt Wielowiejski
Gedichte
deutscher lyrik verlag (dlv)
Seit du bei mir bist,
ist mein Leben voller Neid.
Ah! Wir wollen wissen,
wer weiter schaut,
wer schmückt diesen Tag
mit verführerischsten Geschenken.
Wir hadern zuerst
und sehen trüb,
die Geduld spricht die Wende
und
die Bilder der zeitlich unerforschten
Ferne
formen einen schwarzen Punkt
in der Mitte des Herzens.
Wir wollen wissen,
wer fern bei der Ferne bleibt,
wer zögert
und wer von uns die Welt wird.
Als wir stolpern
ist das nur
eine nervöse Windböe
die in uns herumirrt.
Die Ferne bricht zusammen
und das Duell
besteht aus der Ewigkeit, die
unseren Neid am Leben hält.
Du schluckst die Welt,
das zählt, du machst das
ordentlich, mit all dem
Schmerz, der die Welt
durchnässt. Du magst
der Luft zuerst etwas
vorzukauen und wenn du
die Ereignisse nach deinem
Willen ordnest,
sind wir in Ruhe eingeschlafen.
Die Vergänglichkeit
prüft die Wachsamkeit.
In einer Kirche mit
sechs erblindeten Fenstern
küssen sich zwei Engel.
Die Leidenschaft
durchdringt den Sandstein.
Nackte Magie aufblüht,
bei dem Anblick nicken
die meterhohen Brennsesseln.
Tiefe Fjorde schicken einen
rebellischen Wind bis hierher,
das Regentuch erwacht und die
Magie schaut durch die Erde.
der Schrei brach wie ein wahrer Schrei aus,
als ich Munch ins Gesicht schrie,
es war nur eine kurze Entkalkung der Gefühle
am Ende der unendlichen Brücke von Avignon.
Male mich nicht, schrie ich, passe …!
Schwarze Lichter in der Rhone
gaben keine Farben wieder,
sie behalten, was sie stahlen
in dem fallend-dunklen Strom.
In dem scheinbar kochenden
Wasser havariertes Geisterschiff,
das die Tage entführte.
Male nicht, zeige deinen Großmut!, schrie ich
am Rande der Verzweiflung.
Sein Pinsel ritzte blutrote Wunden
in der Welt, die so viel gibt: (mit meinen Augen
aber jetzt nicht zu ersehen).
Auf diesem Hang, wo die Zeit sich aus Verzweiflung
in die Tiefe warf, schrie ich: Zeit, was bedeutet
Zeit, wenn die geschlossenen Augen
die Sekunden nicht erkennen!
Verunfallt bin ich hier, in meinen entrindeten Träumen.
In dem Schrei gefangen, werfe ich
in das ausgetrocknete Flussbett
gedrechselte Worte.
Der Tag zerkratzt mir das Gesicht. Und er,
er malte auf allen Brücken der Welt
das Leben.
Und wenn die Baumkronen an den niedrig
schleichenden Wolken zupfen,
zupfe ich leicht an deinem Rock.
Kleine Wolkenfetzen bleiben zwischen
den Bäumen wie erschrockene weißgraue
Geister hängen.
– Und wenn ich an deinem Rock zupfe,
zupfst du deine Augenbrauen –
… wir müssen los.
Ohne den Kopf zu bewegen,
richtest du deinen Geisterblick nach unten …
in dem
ich hängen bleibe.
Es ist die Frage der Zeitreichweite, die Frage
des Durchblicks, das die Wolkendecke
durchdringt.
Auf der kleinen Bühne nicht ausgeräumte,
stumpfe Gedanken, verbrauchte Requisiten,
verrutschte Bilder,
zerrissene Fotoerinnerungen.
Verflachte Pause, vom Vorhang zerdrückt.
So braust der Schluss vor sich hin.
Die Lichter dunsten noch,
noch sprechen die Umkleiden.
Die Putzfrau richtet ihren Blick
auf den verspäteten Tubaspieler,
es passiert das Unerwartete.
Zwei Künstler mit starken Fingern
und unser Zeuge am Tatort, der
die vierte Reihe fest im Griff hat
(So sind die Klänge,
wenn der Anfang mit dem Ende flirtet).
Wenn aber in den Gedanken eine Aura entsteht,
werden die Wörter schwer
und bleiben meistens stumm.
Als die Reihenlichter nacheinander auslöschten,
mussten wir uns mit den schönen Gedanken beeilen:
Man kann sie nicht in dieser Viktorianischen Konserve
festhalten.
Wir konsumieren nicht mehr, nervöse Beine
und statt schöner Künste Mopp und Tuba.
Ja, so waren wir einmal auch,
bevor wir angefangen haben
an unseren Herzen zu zupfen.
Ich schneide mir eine Metapher zurecht,
wenn sicher ist, in welchem Teil des Satzes
ich verweile. Der Raum ist hell und offen.
Vor- und Nachwort strömen mit warmer Wolle
gestrickt. Die Grenzgebiete voran, die
Maskenbälle immer wieder unerforscht.
Ich baue das Gefühl, das der Ingenieur
braucht. Geduld vom Knochen, wenn …
Ich schmiede das WENN.
Mit warmer Wolle gestrickt den Scheitel in mir,
ein guter Rat, in die beiden Richtungen geführt.
Die Fugen eingesetzt, platziert der Kachelofen.
In der warmen Wolle, Gesichter rötlich vom
Kaminfeuer.
Dem Rückgrat steht geschrieben, seit es
aufrecht stehen kann: Platziere deine
Wachen in den Gedankenaufbau.
Es schimmert, und blau ist die Wolle,
die über uns strickt.
Die Pfütze vom Himmel überfallen,
starr und liegend, … blau getroffen.
Mir sind die Gedanken in die Himmelspfütze
schwimmend entwischt. Sie blödeln und
knistern.
Die Locken vom Gefieder im Sturzflug.
Der Regenbogen schwarz und nur vorüber
dauernd.
Ich bin ein Spross, wenn ich so entzückend
von den Backen tropfe. Ein Spross
der gezackten Vorfahren.
Die Behälter, die wir jetzt aufsammeln sollen,
sind für meinen Vorrat auf die Lebensdauer bestimmt.
Verkalkte Vorahnung und an der Glocke hängend,
wenn die Purpurnächte kommen.
Es wird wieder Blut in die blaue Pfütze tropfen.
An dem Leid der anderen wird gestaunt.
Ich schmecke es mit panzerhaftem Groll,
vollgeschmierte XXL-Taillen, ein Rubikon
der Unfreundlichkeit in mir.
Ach, die leicht gekratzten Luder! … Ich
bleibe in meinem liederlichen Sog durchaus naiv.
Den volllackierten Taillen sage ich: Vollkommen
seid ihr in der Gunst des Hungers.
Die strategisch genormte Sichtlage,
gewollt beleidigend, und das alles bleibt
von einer Welle angeschwemmt.
Was gebe ich euch, ihr perfiden Achsenhaare,
die Hartnäckigkeit den gedämpften Gedanken?
Die Heidelbeeren färben dieses Jahr
besonders bläulich,
es reflektiert in euren blauen Augen.
Aber diese eine Nacht! Ihr verbeißt euch
mit ruhigem Ruck an Fingerspitzen …
Ihr verbüßt diese Nacht so kurvig.
Die Wölfe, deren Vormärsche an den Städteperipherien
ein Signal geben, locken in das Rudel hinein.
Kein Problem, ich bringe meine panzerlose Braut mit.
Die Kinder, die vergaffen sich zum Tode
in allem, was nach Kindheit schmeckt.
Unsere Kinder und die der anderen.
Die Kinder,
die vergriffen …
sind. So viel weiß ich. Weil man sie
melken will, und weil man so denkt,
das denk ich auch.
So höllisch dominant, aber nur wenn
sie die Lust des Spiels wiedergeben.
Die VERKINDERUNG: Womit wir uns
gleichen: die
Miterwachsenen im Sandkasten.
Mit mehreren Fingern gezeigt,
die Sandburgen …
und mehr.
Als die Schwarmgeister kommen, sind wir
dermaßen ungeübt, dass die routinierten
Formationen zu bröckeln beginnen.
Das ist aber notwendig, um den Appetit
auf dominante Unschuld zu stillen.
Eine maskierte Flamme wärmt unsere
VERKINDERUNG, setzt die Wellen in
Bewegung und tropft in uns voran.
Wir haben alte Hände, und den Händen
wird das gerecht: die Müdigkeit.
Wir schaffen also nicht, uns zu transformieren,
eher lesen wir selber eine
Gutenachtgeschichte vorm Einschlafen.
Tönendes Dunkel, man muss sich das
als schwüle Nächte prägen. Einatmen
auf den Stockholmer Gehwegen.
Modedesigner mit glatt-rasierten Beinen.
Der Grundriss der
Vorstellungskraft!
Ich zähle sie alle (vor- und rückwärts),
die Modedesigner mit einem Bart,
als gebe es keine Nachtschwärmer.
Und die Schäfchen, die noch die Bänke
belagern … Nach wie vor auf der Schwelle.
Diese Stockholmer Coolness. Ach, die
Schokoküsse! (die Richtige). Über zehn
oder sogar mehr Brücken schleppt der
tote Wind den Fischstäbchen-Dunst
von den Häfen.
Das ist sogar
(vor Jahren beschrieben)
in einem sauberen Buch mit kaputtem
Buchrücken geblieben.
Aus den fettigen Haaren, das Blond.
Ich nehme das Maß von der ganzen
blondierten Gesellschaft.
Verblaute Augen, durchblond