Sichtung des Koran - Nikolaus von Kues - E-Book

Sichtung des Koran E-Book

Nikolaus von Kues

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Beschreibung

Der bekannte humanistisch gebildete Kardinal Nikolaus von Kues verfaßte unter dem Eindruck der osmanischen Eroberung Konstantinopels die beiden Schriften "De cribratione Alchoran" (Sichtung des Koran) und "De pace seu concordantia fidei" (Über den Frieden oder die Übereinstimmung unter den Religionen), in welchen er sich als einer der ersten in Europa sich geistig-wissenschaftlich mit dem heiligen Buch des Islam und dessen Lehre auseinandersetzte - mit der Intention, auch im Koran die Wahrheit des christlichen (trinitarischen) Glaubens nachzuweisen. In "De pace seu concordantia fidei" tritt Kues für einen umfassenden Frieden unter den Religionen ein und sucht nachzuweisen, daß alle diese die Verehrung des einen Gottes und letztlich die Seligmachung des Menschen zum Ziele haben; sich also lediglich im Ritus und Namen unterscheiden. Lege man den Ritus beiseite, so gebe es keine wirklichen Unterschiede mehr, sondern alle Religionen reduzierten sich sinnbildlich auf das Wort Jesu: "Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten"; welches den Kern aller Glaubensrichtungen des Erdkreises umfasse.

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Schätze der christlichen Literatur

Band 33

Inhalt.

Einleitung.

Sichtung des Koran.

Über d. Frieden o. d- Übereinstimmung unt. d. Religionen.

Sichtung des Koran

(De cribratione Alchoran)

Pius II., dem obersten heiligen Vater der ganzen christlichen Kirche gewidmet.

EMPFANGE, heiliger Vater, dieses Buch, das dein untertänigster Diener im Eifer für den Glauben verfaßt hat. Wenn du nach dem Vorgange des dreimal heiligen Papst Leo, der die nestorianische Häresie mit apostolischem Geiste, engelgleichem Verstande und gottbegeisterten Worten darniederwarf, die Muhammadanische Sekte, die aus jener entstanden ist, in demselben Geiste, mit gleicher Einsicht und Beredsamkeit als irrig und verwerflich darlegst, so möge dir diese meine Schrift das nötige Material zum schnellen Gebrauche zur Hand geben. Deinem Urteile, der du der Erste im Episkopat des Glaubens bist, unterwerfe ich mein Buch und alles, was ich geschrieben habe oder noch schreiben werde, ja mich selbst, wie es einem Christen geziemt, ganz und gar, mit dem Vorsatze, in keinem Stücke je von deinem apostolischen Throne abzuweichen.

Vorwort.

ICH gab mir die größte Mühe, das Gesetzbuch der Araber zu verstehen, das ich nach der Übersetzung des Abts Peter von Cluny zu Basel besaß, samt der (aufgezeichneten) Disputation jener zwei vornehmen Araber, von denen der eine, ein Genosse Muhammads, den anderen auf seine Seite zu ziehen suchte, welcher, gebildeter und von Ansehen unter den Arabern, zeigte, man müsse vielmehr am christlichen Glauben, dem er sehr eifrig huldigte, festhalten. Dabei waren noch einige andere Schriften über die Abstammung Muhammads und über seine zwölf Nachfolger in der Regierung, sodann über seine Lehren, gegen 100 Untersuchungen. Ich ließ das Buch bei Meister Johann von Segovia zurück und reiste nach Konstantinopel, wo ich bei den Minoriten, die beim heiligen Kreuz wohnen, einen Koran in arabischer Sprache fand, den mir diese Brüder in einigen Punkten, so gut sie konnten, erklärten. In Pera, im Konvent der Dominikaner, fand ich eine Übersetzung, ganz wie die, welche ich in Basel zurückließ. Ich erkundigte mich, ob ein Grieche gegen diese Albernheiten geschrieben habe und erfuhr, daß nur Johannes Damascenus, der kurz nach der Entstehung dieser Sekte lebte, einiges wenige, was man noch hat, geschrieben habe. Es war damals ein Kaufmann, Balthasar de Luparis, in der Nähe von Konstantinopel. Als dieser mein eifriges Nachforschen vernahm, sagte er mir, daß der Gelehrteste und Angesehenste unter den Türken, der in Pera heimlich im Evangelium des heiligen Johannes unterrichtet wurde, mit zwölf angesehenen Männern zum Papst zu reisen und sich vollständig unterrichten zu lassen beabsichtige, wenn ich ihnen heimlich für das Geleite sorgte. Ich erfuhr durch den Bericht der Brüder, daß dem so sei und gab ihnen das gewünschte Geleite. Weil jener angesehene Türke die Aufsicht über die Spitäler hatte, wollte er diese visitieren und sich dann zuletzt heimlich an den Ort begeben, wo das Schiff zur Überfahrt nach Rom sie erwartete. Allein die Pest raffte ihn während der Visitation hinweg. Herr Balthasar, der jetzt als Kriegsmann zu Bologna sich aufhält, sagte mir oft, daß alle ihre Gelehrten eine große Liebe zum Evangelium haben und es ihrem Gesetzbuche vorziehen. Ich munterte endlich den Bruder Dionysius den Kartäuser auf, gegen den Koran zu schreiben. Er tat es und schickte sein umfassendes Buch dem Papste Nikolaus V. Später sah ich zu Rom die Schrift des Bruders Ricold aus dem Predigerorden, der das Arabische in Bagdad studierte und am meisten Beifall fand. Ich sah noch andere katholische Schriften von Brüdern über diese Materie, besonders die des heiligen Thomas über die Vernunftgründe des Glaubens an den Kantor von Antiochia, jüngst die Schrift des hochwürdigsten Kardinals von St. Sixtus, der die Häresien und Irrtümer Muhammads mit einleuchtenden Gründen widerlegt. MMeeiinnee TTeennddeennzz ggeehhtt ddaahhiinn,, aauucchh aauuss ddeemm KKoorraann ddiiee WWaahhrrhheeiitt ddeess EEvvaannggeelliiuummss nnaacchhzzuuwweeiisseenn.. Zu dem Ende schicke ich einen kurzen Vorbegriff voraus.

Wir wissen, daß in uns ein Streben liegt, dessen Beweggrund und Ziel das Gute ist. Weil unser Geist nicht dieses Gute selbst ist, wonach er strebt, so liegt es nicht in ihm, er kennt es nicht, wohl aber strebt er, es zu ergreifen. Da wir wissen, daß nichts von unserer Vernunft erfaßt werde, was nicht durch den Sinn in sie eingeht (der Blinde hat keine Kenntnis von der Farbe), so wissen wir, daß jenes Gut nicht aus der Region der sinnlichen Welt ist und daß unser Geist in dieser Welt nicht zur Ruhe gelangt. Würde indes die sichtbare Welt unserem Geist nicht zur Erlangung seines Zieles behilflich sein, so wären wir umsonst in dieser Welt. Der Weg, den wir in dieser Welt zurückzulegen haben, um uns zum Erlangen des ersehnten Gutes zu befähigen, muß gleichfalls ein guter sein. Da es jedoch viele Wege geben kann, welche gut scheinen, so entsteht Zweifel darüber, welches der wahre und vollkommene Weg ist, der uns zuverlässig zur Erkenntnis des Guten hinführt. Dieses Gut nennen wir Gott, um uns zu verstehen, wenn wir davon reden. Moses hat einen solchen Weg beschrieben, aber nicht alle haben ihn eingeschlagen und verstanden. Christus hat ihn aufgehellt und vervollkommnet, allein viele sind ungläubig geblieben. Muhammad hat diesen Weg, damit ihn auch alle Götzendiener betreten möchten, bequemer zu machen gesucht, ward jedoch vom bösen Geiste irregeführt. Dies die merkwürdigsten Beschreibungen des genannten Weges, wiewohl es noch andere von Philosophen und Propheten gibt. Alle gehen davon aus, das oft erwähnte Gut sei das größte und daher nur eines, welches sie den einen Gott nennen. Sie nennen ihre Beschreibungen gut, weil dieselben wirklich oder vermeintlich von diesem guten Gotte geoffenbart sind. Es ist nun aber klar: Da kein Mensch für sich Gott begreifen kann, so haben wir keine Gewißheit, daß ein purer Mensch uns den Weg zu einem ihm unbekannten Ziele zeigen kann. Wenn weder Moses noch Muhammad während ihres Lebens auf Erden das genannte Gut gesehen haben, (Gott hat noch kein Mensch gesehen), wie können sie dann anderen den Weg zu ihm zeigen? Gesetzt auch, sie hätten einige ihnen anvertraute Worte veröffentlicht, welche Gott und den Weg zu ihm bezeichneten oder versinnbildeten, so hätten doch weder sie noch ein anderer Mensch diese Worte erklären können. Könnte ein Mensch diesen Weg offenbaren, so müßte er der größte aller Menschen sein, wie dies alle Nationen vom Messias zugeben. Wäre dieser Mensch nicht die allwissende göttliche Weisheit selbst, durch die Gott alles wirket, so könnte er nicht offenbaren, was ihm selbst unbekannt ist. Jesus aber, der Sohn der Jungfrau Maria, der Christus (Gesalbte), den Moses und die Propheten vorausgesagt haben, kam und hat jenen Weg, da er alles wußte, aufs deutlichste gezeigt, wie es Muhammad selbst bezeugt. Wer Christus und seinen Wegen folgt, kommt zum Ergreifen des ersehnten Gutes. Wenn also Muhammad in einem Punkte von Christus abweicht, so muß dies entweder von Unwissenheit, in der er Christus nicht gekannt und verstanden hat, oder von böser Absicht herrühren, indem er die Menschen nicht zu dem Ziele der Ruhe hinführen wollte, zu welchem Christus den Weg gezeigt hat, sondern indem er unter dem Vorwand jenes Zieles nur seine Verherrlichung suchte. Daß wir beides annehmen müssen, wird eine Vergleichung des Gesetzes Christi mit dem Gesetze Muhammads zeigen. Wir werden daher daran festhalten müssen, daß die Unwissenheit die Ursache des Irrtums und der Bosheit sei. Niemand, der Christus kennt, stimmt mit ihm nicht überein oder entzieht ihm etwas von seiner Ehre.

Meine Absicht ist, unter Voraussetzung des Evangeliums Christi, das Buch Muhammads zu sichten und zu zeigen, daß sich auch in diesem Buche alles das finde, wodurch das Evangelium, wenn es dieses Zeugnisses bedürfte, ausnehmend bestätigt würde; daß aber, wo dieses Buch vom Evangelium abweicht, dieses aus der Unwissenheit Muhammads und infolge hiervon aus verkehrter Absicht desselben entstanden sei, indem Christus nicht seine Ehre, sondern die seines Vaters und das Heil der Menschen, Muhammad nicht Gottes Ehre und das Heil der Menschen, sondern seine Ehre suchte.

Zweites Vorwort.

(Über die Entstehung des Koran, im Verhältnisse zum Nestorianismus.)

DER vornehme christliche Araber, von dem ich oben sprach, gibt an, der aus seinem Kloster ausgestoßene Mönch Sergius sei nach Mekka gekommen, wo er zwei Völker: Götzendiener und Juden angetroffen habe; er habe hier den christlichen Glauben nach der Lehre des Nestorius gepredigt, um seine nestorianischen Brüder sich wieder zu versöhnen, wie er denn alle Götzendiener zum Glauben bekehrt habe. Darunter war auch Muhammad, der vom Götzendienste bekehrt als nestorianischer Christ gestorben ist. Allein drei ganz verschmitzte Juden schlossen sich an Muhammad an, um ihn vom Christentum abwendig zu machen; sie gaben ihm verschiedene schlimme Ratschläge. Als nun nach dem Tode Muhammad alle zu seinem (dem nestorianisch-christlichen) Glauben übergingen, machten sich diese Juden an Halis18 Sohn, Habitalix, welchem Muhammad seine Schriften überlassen hatte, und beredeten ihn, er möchte auch wie Muhammad als Prophet auftreten; sie taten nach Willkür am Buche Muhammads davon und dazu. Muhammad scheint anfangs durch Sergius einen festen Grund im christlichen Glauben erhalten zu haben und die Juden vermochten ihn von diesem Wege nicht abzubringen. Um jedoch ihr möglichstes zu tun, machten sie solche Zusätze, daß Muhammad als Stifter einer eigenen Sekte erschien, die dem alten Testamente nicht minder als dem Evangelium Glauben schenke. Sergius hatte es (wie der oben erwähnte Gewährsmann berichtet) bei ihm vermocht, daß er im Koran die Christen, namentlich die Ordensmänner und Priester, als größere Freunde, als die Juden bezeichnete. Gleichwohl

verspottete er später, von den Juden verleitet, die Christen, weil diese ihre Prälaten und Päpste an Gottes Statt verehrten. Das kommt daher, weil die Christen sie mit einem Namen bezeichnen, mit welchem nur Gott bezeichnet wird, nämlich Herr, ein Name der nur Gott gebührt. Denn im Exodus steht: der Herr ist Gott. Es erwähnt auch Muhammad einmal die zehn Namen Gottes, unter welchen auch der Name ע דגיist, welcher Herr bedeutet; ein unaussprechlicher Name wird durch ע דגיbezeichnet, gelesen und ausgedrückt. Daher wird im Koran nur Gott, auch nicht Christus und Maria dieser Name beigelegt. Weil nun die Christen Christus den Herrn Jesus und Maria die Herrin nennen, so sollen sie sie deshalb an Gottes Statt verehren. Wie er sich hütet, niemand außer Gott den Namen Herr zu geben, so hütet er sich auch, Gott den Namen Vater zu geben; er versteht unter Gott den, der alles macht, was er will, daher eignet ihm nicht der Akt der Zeugung. Wenn Muhammad von den Christen günstig spricht, so versteht er darunter die Weißgekleideten (so nennt er seine Schüler) und die Nestorianer, deren Irrtum er nicht einsah, während er keine anderen Christen kannte. Nestorius nahm das ganze Evangelium an, in Christus einen Leib, Seele und Gottheit, nur in der Art der Vereinigung irrte er. Er gab zu, daß Leib und Seele in einer natürlichen Einigung zu einem wahren Menschen (in Christus) verbunden seien, dieser Mensch aber sei mit der Gottheit durch die Gnade geeint, nicht durch die allgemeine Gnade, welche alle Guten mit Gott vereint, sondern durch die Fülle der Gnade, durch welche Gott und der Mensch Jesus nur einen Willen haben, um welcher ganz ausnehmenden Gnade Willen von Christus in Wahrheit gesagt wurde, er sei der Sohn Gottes. Er gab aber nicht zu, daß Maria die Mutter Gottes sei, weil, was Christus von seiner Mutter annahm, nicht Gott zukommt. So meinte er, die menschliche Natur sei in Christus vergöttlicht worden. Da aber das Evangelium sagt: das Wort Gottes ist Fleisch geworden, nicht: das Fleisch ist das Wort Gottes geworden, so verwarf die Kirche jene Auslegung im dritten und vierten allgemeinen Konzil und gab der Mutter Jesu den Namen Gottesgebärerin. Die Nestorianer lehren die ewige Zeugung (des Sohnes aus dem Vater). Daher scheint es, Muhammad habe nichts gegen die heiligste Dreifaltigkeit schreiben, sondern nur die Wahrheit der Götter verwerfen wollen. Hätte jemand Muhammad gefragt: in welcher Gestalt würde Gott an die Menschen einen Gesandten, der mehr als ein Engel ist, gesendet haben? Er hätte gewiß geantwortet: einem Engel und einem Wesen, das mehr als ein Engel ist, würde er die menschliche Gestalt gegeben haben. Nun schickte er aber nach Muhammad selbst Christus, den er das Wort Gottes und den Sohn Mariä nennt. Da nun das Wort Gottes notwendig derselben Natur ist wie Gott (denn alles, was Gottes ist, ist Gott - omnia enim Dei Deus sunt - wegen seiner einfachsten Natur), so hat Gott, wenn er den höchsten Gesandten senden wollte, sein Wort gesendet, über welches hinaus es keinen größeren Gesandten gibt. Weil er ihn an die Menschen sandte, so sollte er die reinste menschliche Natur annehmen, was in Maria der Jungfrau sich vollzog, wie man öfter im Koran lesen kann. Es wird also nicht schwer sein, im Koran die Wahrheit des Evangeliums zu finden, obwohl Muhammad selbst vom wahren Verständnisse desselben weit entfernt war.

Nicht zu übersehen ist auch, daß die Kapitel der Sammlung im genannten Gesetzbuche der Araber nicht ein zusammenhängendes Ganzes bilden; jedes bildet ein Ganzes für sich. Es ist ein eigentümlicher Rhythmus oder metrisches Gedicht (carmen bene mensuratum - die Suren). Der Kompilator legte das größte Gewicht darauf, durch glänzende Darstellung zu fesseln, zur Bewunderung hinzureißen und so seine Schriften als göttliche Eingebung erscheinen zu lassen. Man wird mir daher verzeihen, daß ich nicht immer eine rechte Ordnung einzuhalten scheine, wenn ich den Inhalt des überaus konfusen Buchs bespreche.

18 Ali ibn Abi Talib, Cousin und Schwiegersohn des Propheten Muhammad, vierter Kalif der Muslime.

Erstes Buch.

1.Über den Koran, und daß der wahre Gott nicht der Urheber desselben sei.

DAS Gesetzbuch der Araber hat den Namen Koran, welches: „Sammlung der Gebote“ und Al-Furkan, welches die „Einteilung in Kapitel“ bedeutet. Es hat auch noch andere Namen. Einige Erklärer sagen, es habe im Orient eine andere Einteilung, als in den abendländischen Gegenden. Die Okzidentalen sagen, es enthalte nach dem vorausgehenden Gebete, welches „die Mutter des Buchs“ genannt wird, 123 Suren oder Kapitel. Nach den Orientalen geht die erste Sure bis: Soretamram, welches das fünfte Kapitel in der spanischen Ausgabe ist. Ich habe das Buch, wie man es in Spanien in lateinischer Übersetzung hat, gelesen; nach dieser Übersetzung zitiere ich.

Dieses Buch scheint apokryph zu sein. Nach einigen Arabern hat es Muhammad, ein Araber aus dem Geschlechte Ismael, verfaßt. Nach anderen behauptete Muhammad, es sei durch fünf Männer vom Himmel herabgekommen. Wieder andere lassen nach dem Tode Muhammads vier verschiedene und sich widersprechende Korane durch vier Gegner, deren Namen sie angeben, verfaßt werden. Einige sagen, der jetzt gebräuchliche Koran sei von Merba, einem Sohne Elhekens verfaßt, die anderen Korane habe er verbrannt. Elgag, ein angesehener Mann, soll 85 Sentenzen aus dem Buche genommen und ebenso viele andere an deren Stelle gesetzt haben. In der Chronik Muhammads und der ihm folgenden Kalifen lesen wir, Gomar19, der zweite Kalif nach Muhammad, habe Gebete in allen Tempeln für den Monat Remadam20 angeordnet, der Koran solle in diesem Monate ganz durchgelesen werden. Ihm folgte Oodiner21, der mit Hilfe anderer zuerst den vollständigen Koran gesammelt bat. Hieraus erhellt, daß, wenngleich Muhammad einige Gebote aus dem alten Testamente und dem Evangelium gesammelt hat, welche Gebote Gottes oder Koran genannt wurden, das Buch in seiner Vollständigkeit doch erst nach dem Tode Muhammads zusammengestellt wurde.

Das Buch sagt im ersten Kapitel: „Jeder Gegner Gabriels, der dieses Buch deinem Herzen durch den Schöpfer anvertraut, - - das Buch ist kraft göttlichen Befehls deinen Händen anvertraut“ etc. etc. Diese Worte findet man als angebliche Worte Gottes sehr oft im Buche; nach ihnen soll nur Gott der Schöpfer der Verfasser des Buchs sein.

Allein nach den gelehrten Arabern und der wahren Geschichte, nach dem Buche selbst und seinem Namen ist es eine Sammlung einiger Vorschriften, die in keiner Weise dem wahren Gotte zugeschrieben werden kann. Woher sollte er sammeln, der die Weisheit selbst ist? Eine Sammlung, die nur allmählich in der Zeit entstehen kann, kann nie Gott zukommen, dessen Wirken über aller Zeit, ohne ein Nacheinander ist. Wem kann sie allein zugeteilt werden, als einem Menschen, der aus verschiedenen Schriften eine Sammlung macht und dem Gesammelten einen beliebigen Namen gibt? Daher sagen einige verständige Verteidiger des Buchs, die Sammlung sei eine menschliche, sie sei aber eine vertrauliche Eingebung Gottes mittelst des Engels Gabriel. Das letztere kann aber unmöglich wahr sein. Denn das Buch enthält Dinge, die wegen ihrer Schändlichkeit, Ungerechtigkeit, Erlogenheit und ihrer Widersprüche Gott ohne Gotteslästerung nicht zugeschrieben werden können. Ein anderer als der wahre Gott muß der Urheber sein; es kann nur der Gott dieser Welt sein. Er ist es, der die Ungläubigen verblendet, daß das Licht des Evangeliums der Glorie Christi, der das Abbild des unsichtbaren Gottes ist, sie nicht bescheine. Da ihnen das Evangelium verborgen bleibt, sind sie verloren, wie der Apostel an die Korinther schreibt. Dieser falsche Gott, der Fürst dieser Welt, der Lügner von Anfang an, hat durch einen seiner Engel, der die Gestalt des Lichts und vielleicht den Namen Gabriels angenommen hat, hat durch Muhammad, den er als einen Götzendiener, Verehrer der Venus (Wollust) und aller Weltfreuden hierzu am tauglichsten fand, sowie durch dessen Nachfolger den lügenhaften Koran gesammelt und hat dem Sammler häretische Christen und verkehrte Juden als passende Ratgeber beigesellt. Dahin gehören der Nestorianer Sergius, der Jakobite Baheira, die Juden Finees, Abdia, mit Namen Salon, später Abdallah genannt, was die wahre arabische Geschichte nachweist. Wiewohl das Buch viele Zeugnisse zum Lobe des alten und neuen Testaments, des Abraham, Moses, vorzüglich Jesu Christi, des Sohnes der Jungfrau Maria zu enthalten scheint, so muß man doch, da es diesem allem, wenn man auf einen wahren und heilsamen Endzweck hinsieht, widerspricht (wie sich nachher zeigen wird), annehmen, dieses Lob sei mehr zum Täuschen gespendet worden.

2.