Sindbad der Seefahrer - Tausendundeine Nacht - E-Book

Sindbad der Seefahrer E-Book

Tausendundeine Nacht

0,0

Beschreibung

Eine der berühmtesten Abenteuer- und Seefahrergeschichten aus Tausendundeiner Nacht: In Bagdad trifft der arme Lastenträger Sindbad auf den reichen Kaufmann Sindbad den Seefahrer. Letzterer erzählt seinem armen Namensvetter von seinen sieben abenteuerlichen Reisen auf hoher See, die ihn unter anderem zur Affeninsel geführt haben, wo er einem gefräßigen Riesen entkommen musste. Doch vielen Gefahren und Schiffbrüchen zum Trotz konnte Sindbad unbeschadet in seine Heimatstadt zurückkehren.-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 81

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Tausendundeine Nacht

Sindbad der Seefahrer

 

Saga

Sindbad der SeefahrerCoverbild/Illustration: Shutterstock Copyright © , 2020 Tausendundeine Nacht und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726692501

 

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

 

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

DIE GESCHICHTE VON SINDBAD DEM SEEFAHRER

»Es ist mir berichtet worden, daß zur Zeit des Kalifen Harûn er-Raschîd, des Beherrschers der Gläubigen, in der Stadt Baghdad ein Mann lebte, der Sindbad der Lastträger genannt ward. Er war ein armer Mann, der um Lohn Lasten auf dem Kopfe trug. Eines Tages nun, als er eine schwere Last zu tragen hatte, begab es sich, daß er unter dem Gewicht fast zusammenbrach; denn es war ein sehr heißer Tag. Und er begann zu schwitzen, und die Hitze bedrückte ihn sehr. Da kam er an dem Hause eines Kaufmanns vorbei, vor dem die Straße gefegt und gesprengt war; die Luft war dort kühl, und neben der Haustür stand eine breite Bank. Auf die setzte der Träger seine Last, um sich auszuruhen und Luft zu schöpfen. Da wehte ihm aus der Tür ein laues Lüftchen und ein lieblicher Duft entgegen. Daran hatte der Arme seine Freude, und so setzte er sich auch auf die Bank. Und nun hörte er von drinnen her den Klang der Saiten und Lauten, dazu Stimmen, die berückten, und allerlei Weisen, die entzückten. Ferner hörte er, wie Vögel zwitscherten und Allah den Erhabenen lobpriesen mit mancherlei Stimmen zart und in Sprachen von vielerlei Art; da waren Turteltauben, Spottdrosseln, Amseln, Nachtigallen, Ringeltauben und Wachteln. Erstaunt und voller Entzücken trat er näher und entdeckte in dem Hause einen großen Garten, und darinnen sah er Knaben und Sklaven, Eunuchen und Diener und Dinge, die man nur bei Königen und Sultanen findet. Und der Duft von köstlichen und würzigen Speisen jeglicher Art und von feinen Weinen wehte ihm entgegen. Da erhob er seinen Blick gen Himmel und sprach: ›Preis sei dir, o Herr und Schöpfer, du Spender, der du spendest, wem du willst, ohne zu rechnen! O Herr, gegen dich gibt es keinen Widerspruch in deinem Entscheid und deiner Allmacht; du kannst nicht zur Rechenschaft gezogen werden wegen dessen, was du tust; denn du bist über alle Dinge mächtig! Preis sei dir, du machst reich, wen du willst, und machst arm, wen du willst; du erhöhest, wen du willst, und du erniedrigst, wen du willst. Es gibt keinen Gott außer dir! Du begnadest unter deinen Dienern, wen immer du willst. Und so lebt der Herr dieses Hauses herrlich und in Freuden, er kann sich an lieblichen Düften, an köstlichen Speisen und edlen Weinen aller Art ergötzen. Du hast für deine Geschöpfe bestimmt, was du willst und was du ihnen im voraus zuerteilt hast. Die einen von ihnen sind mühselig, die anderen pflegen der Ruhe; die einen leben im Glück, und andere, wie ich, sind von Mühsal und Elend geplagt.‹ Und er sprach diese Verse:

Wie mancher ist elend und hat keine Ruh

Und findet den Schatten des Glücks nimmermehr!

Ich lebe in wachsenden Qualen dahin,

Ja, seltsam ergeht’s mir, die Last ist so schwer!

Ein andrer ist glücklich und kennt keine Not!

Ihn drückt nicht das Schicksal wie mich meine Last.

Ihm beut sich ein Leben des Glücks immerdar,

In Freude und Herrlichkeit trinkt er und praßt.

Vom Tropfen des Samens kam jedes Geschöpf;

Und ich bin wie der da, und er ist wie ich.

Und doch, zwischen uns ist der Abstand so groß,

Wie wenn man den Wein mit dem Essig verglich.

Doch ich bin, o Herr, nicht ein hadernder Knecht;

Denn du bist der Weise und waltest gerecht.

Als Sindbad der Lastträger so bei sich gesprochen hatte, wollte er seine Last wieder aufheben und weitergehen, doch da trat aus jener Tür ein Diener zu ihm heraus jung an Jahren, schön von Angesicht, von zierlichem Wuchse und prächtig gekleidet. Der ergriff den Lastträger bei der Hand und sprach zu ihm: ›Tritt ein, folge dem Rufe meines Herrn; denn er wünscht dich zu sprechen!‹ Der Lastträger wollte sich weigern, mit dem Diener hineinzugehen; aber es gelang ihm nicht, und so ließ er seine Last bei dem Türhüter in der Vorhalle stehen und trat mit seinem Führer ins Innere des Hauses. Er sah, daß es ein schöner Bau war, freundlich und würdig; dann schaute er eine große Halle und nahm in ihr eine Schar von edlen Herren und vornehmen Männern wahr. Dort waren auch alle Arten von Blumen und duftenden Kräutern, vielerlei Naschwerk und Früchte, eine große Menge von verschiedenen kostbaren Gerichten und Weine von den erlesensten Reben; und ferner hörte er dort Gesang und Saitenspiel von vielen schönen Mädchen. Ein jeder der Gäste saß auf seinem Platze, der ihm nach seinem Range angewiesen war; doch auf dem Ehrenplatze saß ein großer und würdiger Herr, dessen Bart auf den Wangen schon vom Grau gefärbt war, eine stattliche Gestalt von schönem Antlitz, voller Würde und Vornehmheit, Hoheit und Erhabenheit. Sindbad der Lastträger ward durch all das verwirrt, und er sprach bei sich selber: ›Bei Allah, dies ist wohl ein Stück von der Paradiesesau, oder eines Königs oder Sultans Bau?‹ Darauf machte er eine höfliche Verbeugung, sprach den Gruß vor den Herren und wünschte ihnen Segen und küßte den Boden vor ihnen. Dann blieb er gesenkten Hauptes stehen. Während er so in ergebener Haltung da stand, gab ihm der Herr des Hauses ein Zeichen, er möge näher treten und sich setzen. Nachdem der Träger das getan hatte, hieß jener ihn mit freundlichen Worten willkommen. Darauf ließ er ihm etwas von den prächtigen, wohlschmeckenden und kostbaren Speisen vorsetzen, und Sindbad der Lastträger rückte an den Tisch heran und begann mit den Worten ›Im Namen Gottes‹ zu essen, bis er ganz satt war. Dann sprach er: ›Preis sei Allah in allen Dingen!‹, wusch sich die Hände und dankte den Herren für das Mahl. Doch der Hausherr sagte: ›Das ist dir gern gegönnt; dein Tag sei gesegnet! Sag, wie heißest du und was für ein Gewerbe betreibst du?‹ Jener gab zur Antwort: ›Hoher Herr, ich heiße Sindbad der Lastträger, und ich trage um Lohn die Sachen der Leute auf meinem Kopfe.‹ Lächelnd fuhr der Hausherr fort: ›Wisse, du Lastträger, ich habe denselben Namen wie du; ich bin Sindbad der Seefahrer. Doch nun wünsche ich, o Träger, daß du mich noch einmal die Verse hören lässest, die du sprachest, als du an der Türe standest.‹ Da schämte sich der Träger und erwiderte: ›Bei Allah, ich beschwöre dich, sei mir nicht böse! Mühsal und Qual und leere Hände lehren den Menschen schlechte Sitten und Unziemlichkeit.‹ ›Schäme dich nicht‹, sprach da der Hausherr, ›du bist ja jetzt mein Bruder geworden. Wiederhole die Verse; sie gefielen mir, als ich sie von dir hörte, während du sie an der Tür vortrugst.‹ So trug denn der Lastträger jene Verse noch einmal vor; und wiederum gefielen sie dem Herrn, und er war entzückt, wie er sie hörte. Dann fuhr der Herr fort:

›Wisse, o Lastträger, meine Geschichte ist wunderbar, und ich will dir alles berichten, wie es mir ergangen ist und was ich erlebt habe, ehe ich zu diesem Wohlstande kam und in diesem Hause wohnen konnte, in dem du mich jetzt siehst. Denn dieser Reichtum und dies Haus ist mir erst nach schweren Mühsalen, großen Plagen und vielen Schrecknissen zuteil geworden. Ach, wieviel Qual und Kummer habe ich in der alten Zeit erdulden müssen! Viele Reisen habe ich gemacht, und an jeder hängt eine wundersame Geschichte, die den Verstand verwirren kann. Doch all das war durch das Geschick vorherbestimmt; und dem, was geschrieben steht, kann keiner entrinnen noch entfliehen.‹ Und nun erzählte er

Die erste Reise Sindbads des Seefahrers