Sinful Enemy - Vivian Wood - E-Book
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Vivian Wood

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Beschreibung

Ihn zu lieben, zu ehren und - nicht zu gehorchen. Ich hatte wirklich nicht vor, den protzigen Milliardär Luca Leone zu heiraten. Er mag zwar der heißeste Typ sein, den ich kenne, aber er ist trotzdem ein totaler Idiot. Und als wir beide wieder nüchtern sind, macht er mir einen Vorschlag: wir bleiben zwei Monate verheiratet. Bis zur Hochzeit seiner Ex-Freundin. Dafür zahlt er mir zehntausend Dollar, die ich dringend brauche, um meine Familie zu unterstützen. Es klingt einfach nach dem perfekten Deal … Alle Titel der Reihe "Sinfully Rich" können unabhängig voneinander gelesen werden.

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EPUB

Seitenzahl: 370

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Ihn zu lieben, zu ehren und – nicht zu gehorchen.

Ich hatte wirklich nicht vor, den protzigen Milliardär Luca Leone zu heiraten. Er mag zwar der heißeste Typ sein, den ich kenne, aber er ist trotzdem ein totaler Idiot. Und als wir beide wieder nüchtern sind, macht er mir einen Vorschlag: wir bleiben zwei Monate verheiratet. Bis zur Hochzeit seiner Ex-Freundin. Dafür zahlt er mir zehntausend Dollar, die ich dringend brauche, um meine Familie zu unterstützen.

Es klingt einfach nach dem perfekten Deal …

Alle Titel der Reihe »Sinfully Rich« können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Vivian Wood

Vivian Wood ist eine USA Today-, Wall Street Journal- und Amazon Top 20-Bestsellerautorin. Ihre Passion sind Romances über sexy Alphamänner, die von selbstbewussten Frauen gezähmt werden.

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Vivian Wood

Sinful Enemy

Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Beate Darius

Inhaltsübersicht

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

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Kapitel 12

Kapitel 13

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Kapitel 26

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Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Impressum

Kapitel 1

Cate

Wahrscheinlich werde ich nie begreifen, was zwischen Luca Leone und mir abgeht.

Während ich gegenüber von ihm im Airport-Shuttlebus sitze, hin- und herschaukelnd bei jedem Abbremsen und Wiederanfahren, beäuge ich skeptisch den älteren Bruder meiner besten Freundin. Ich hocke in einer dieser Dreiersitzreihen, eingeklemmt zwischen Luna Leone und Harper, meine andere sehr gute Freundin vom College, und Luca hat seine zwei Kumpels mitgebracht. Es ist schon ein skurriles Bild, wie die drei hoch aufgeschossenen Männer in dem überfüllten Bus zusammengepfercht sind: einer mit blonden, einer mit dunklen und einer mit roten Haaren. Sie passen ziemlich gut zusammen. Ich sehe, wie Luca, der mit den dunklen Haaren, irgendwas zu seinen Freunden sagt und lacht, bekomme aber nicht mit, was. Der Dieselmotor ist laut und der Bus so rappelvoll, dass ich mich mit Luna und Harper unterhalten kann und keine Angst haben muss, dass Luca irgendwas davon aufschnappt.

Luna beugt sich vor, um aus dem Fenster in das noch immer helle frühe Abendlicht zu schauen. Dann wendet sie sich an uns Mädels: »Cate! Harper! Wenn wir im Hotel sind, kriege ich das größte Zimmer. Ich habe schließlich Geburtstag.« Sie grinst und wackelt mit den Augenbrauen.

»Von mir aus«, meint Harper, ein Gähnen unterdrückend.

»Mhm«, ist mein einziger Kommentar.

Mit gespitzten Ohren beobachte ich Luca, der sich mit Bradford und Owen unterhält. Wovon auch immer sie gerade reden, seine Miene ist durchtrieben. Vermutlich macht er sich über irgendwen lustig, tippe ich.

Was reizt mich an Luca?

Er ist groß, okay. Geschätzt um die eins neunzig, ohne ein Gramm Fett zu viel an seinem Körper. Ich habe ihn ohne Hemd am Pool gesehen; sein Sixpack und seine muskelbepackten Arme sind nicht zu verachten. Seit zwei Tagen hat er sich nicht rasiert, und die dunklen Bartstoppeln auf seinen kantigen Wangen sehen irgendwie heiß aus.

Außerdem hat er wunderschöne Augen, ein tiefes Braunschwarz, umrahmt von langen, dunklen Wimpern. Sein Blick ist stechend und gibt mir jedes Mal das Gefühl, als könnte er direkt durch mich hindurchsehen. Und meine finstersten Geheimnisse und größten Wünsche erkennen.

Zum Niederknien? Ja, vielleicht. Aber das alles ändert nichts daran, dass er ein Idiot ist. Seit unserer ersten Begegnung kann ich ihn nicht ausstehen. Das war, als er Luna und mich vom Einkaufszentrum abgeholt hat. Er kam in seinem teuren Luxusschlitten angerauscht, zog missbilligend die Augenbrauen hoch – und wie er dann über mich ablästerte, hat unsere Beziehung maßgeblich beeinflusst.

»Mal ehrlich, Luna. Meinst du echt, dass du die mit zu uns nach Hause bringen solltest? Wer weiß, ob die nichts bei uns mitgehen lässt!«

Am liebsten wäre ich vor Scham im Erdboden versunken. Von diesem Moment an war Luca der versnobte Playboy und ich das Mädchen, dessen Familie fast schon ein Sozialfall war. Zwischen uns lagen Welten.

Würg. Sein selbstgefälliges Lächeln macht mich so … so nervös. Als müsste ich pausenlos aufpassen und vorsichtig sein, für den Fall … nun ja, für welchen Fall, da bin ich mir nicht sicher.

Ich kenne Luna und Luca seit meinem ersten Tag an der Highschool, was inzwischen beinahe neun Jahre her ist. Und es ist immer so gewesen wie jetzt. Luca provoziert gern, Luna sieht sich gern in der Rolle der netten, verständnisvollen jüngeren Schwester … und ich bin diejenige, die verzweifelt versucht, mit den beiden mitzuhalten und klarzukommen.

Luna stupst mich mit dem Ellbogen an. »Alles gut bei dir, Cate?«

Sie schiebt eine dunkle Haarsträhne hinter ihr Ohr und sieht wie immer toll aus mit ihrem trendigen Bob und in ihrem weißen Wickelkleid. Verlegen blicke ich auf meine zerschlissene Jeans und spüre, wie ich rot werde. Ich mache mir nicht viel aus Geld, allerdings hat sie definitiv mehr davon als ich …

»Na klar«, antworte ich betont locker. »Ich habe bloß Stress in der Arbeit. Javier war nicht gerade begeistert, als ich ihm verklickert habe, dass ich dieses Wochenende unbedingt freihaben muss. Als ich ihm erklärt habe, ich hätte meine Schicht getauscht, hat er mir einen Vortrag über Verantwortungsbewusstsein gehalten.«

Sie schüttelt verständnislos den Kopf. »Dabei bist du in der ganzen Zeit, wo du jetzt schon in dem Café arbeitest, noch keinen einzigen Tag krank gewesen oder hast dir Urlaub genommen! Du bist nur Barista … wo liegt das Problem, wenn du mal ein paar Tage freihaben willst?«

Ich ziehe die Schultern hoch und lasse sie wieder sinken. »Wenn ich das bloß wüsste. Bei dem Aufstand, den er gemacht hat, würde man denken, ich hätte ihn um eine Organspende gebeten.«

Harper lehnt sich von ihrer Seite zu uns herüber. Sie ist eine hübsche Blondine, und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. »Dein Job ist scheiße.«

Luna nickt zustimmend. »Ist echt wahr. Du solltest schauen, dass Luca dich in seiner Bar einstellt. Letzte Woche habe ich von einer der Barfrauen aufgeschnappt, wie viel sie verdient, dabei arbeitet sie nur drei Tage in der Woche. Wäre das nicht auch was für dich?«

»Lyra, meine kleine Katze, fände es genial, wenn ich gar nicht mehr arbeiten würde. Dann hätte ich viel mehr Zeit, mit ihr zu kuscheln!«, flachse ich. »Ich frage mich, ob dein Bruder mich auch einfach fürs Nichtstun und Katzenstreicheln bezahlen würde.«

Ehrlich gesagt ist das ein Scherz; bei der Vorstellung, Luca könnte mein Boss sein, wird mir ziemlich flau im Magen. Ich weiß, ich bin dickköpfig, und deswegen fällt es mir schwer, von anderen etwas anzunehmen. Als Luca mir eine Einladung zu diesem Wochenende gesimst hat, hätte ich fast abgelehnt.

Flug und Hotel sind bereits bezahlt, und auch für alles andere kommt er auf. Es ist mir immer noch peinlich. Ich könnte mir das nie im Leben leisten, schließlich bin ich erst seit einem Jahr mit dem College fertig und verdiene gerade mal neun Dollar die Stunde.

Na ja, neun Dollar plus Trinkgelder. Ich verdrehe innerlich die Augen. Als ob das etwas ausmachen würde.

Luca blickt zu mir. Sein lässiges Lächeln fällt ein bisschen in sich zusammen, und er zieht die Augenbrauen hoch. Was starrst du so?, will er damit wohl andeuten. Total verlegen sehe ich weg. Als ich kurz darauf zu ihm spähe, ist er bereits wieder in ein Gespräch mit Owen vertieft.

»Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das ganze Wochenende in Las Vegas sind«, meint Luna zu mir und Harper. Sie grinst begeistert. »Wahrscheinlich starte ich den Tag morgen am Pool. Um endlich so viel Sonne zu tanken, wie ich sie zu Hause in Seattle nie abkriege.«

»Und ich kann nicht glauben, dass dein Bruder uns alle eingeladen hat«, erwidert Harper. Sie beäugt Luca und stößt einen tiefen Seufzer aus. »Was für ein Geburtstagsgeschenk! Das ist echt total großzügig. Ich bin ganz neidisch, dass du Luca hast.« Den Rest spricht sie im Flüsterton. »Und von deinem Bruder und seinen zwei attraktiven Kumpels angestarrt zu werden, ist auch nicht verkehrt.«

»Mmpf«, bringe ich heraus und werfe ihr einen mächtig missmutigen Blick zu. »Luca ist zwar heiß, aber ziemlich krass drauf. Nichts für ungut, Luna.«

Luna reagiert mit einem beiläufigen Schulterzucken. »Ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass mein Bruder ein Arsch sein kann.«

»Also ich werde mir heute Abend die Kante geben«, erklärt Harper. »Und zwar mit euch beiden.« Sie taxiert uns mit einem Blick.

Luna lacht. »Dann können wir ja in meinen Geburtstag reinfeiern … ist das zu fassen, dass ich fünfundzwanzig werde?«

»Du bist ja sooo alt«, flachse ich und stoße ihr meinen Ellbogen in die Rippen. »Ich werde erst im April fünfundzwanzig.«

»Wir sollten dieses Jahr auch an unseren Geburtstagen was Besonderes machen«, meint Harper. »Deiner ist am 14., oder? Meiner am 20. April.« Sie überlegt.

Der Shuttlebus hält abrupt an, woraufhin Luca aufsteht und sich räuspert. »Das ist unser Hotel. Los, macht schon, raus hier.«

Es dauert ein paar Minuten, bis wir uns mit unserem Gepäck aus dem Bus gekämpft haben. Unterbewusst nehme ich unser Riesenhotel und den Las Vegas Strip wahr, dann schleppen wir uns durch eine edle, mit Marmor ausgekleidete Halle, bekommen unsere Schlüssel und steuern zu den Aufzügen. Zu meiner Überraschung hat Luca zwei Suiten auf derselben Etage gebucht, eine für die Mädchen und eine für die Typen.

Ich benutze meine Schlüsselkarte und bleibe mit weit aufgerissenen Augen stehen, als ich in die Suite stürmen will. Sie geht über zwei Etagen, hat eine gigantische Fensterfront, einen großen, hellen Wohnraum und eine hübsche weiße Miniküche. Alles ist total luxuriös, keine Frage.

»Mach schon, lass uns reingehen.« Harper schiebt mich sanft mit ihrer Schulter zur Seite.

»Sorry«, sage ich und trete nervös von der Tür weg. »Es muss Luca ein kleines Vermögen gekostet haben, diese Suite übers Wochenende zu buchen. Und die Jungs haben auch so eine?« Ich stoße einen leisen Pfiff aus.

Mit einem wegwerfenden Schulterzucken sieht Luna sich um. »Er hat erzählt, dass ihm das Hotel ein gutes Angebot gemacht hat. Wo sind die Schlafzimmer?«

Harper läuft bereits durch einen kleinen, halb versteckten Flur. »Hier hinten.«

»Yippie«, ruft Luna, ihren Rollkoffer hinter sich herziehend. Ich schlendere hinter ihnen durch den Gang, währenddessen reißen meine Freundinnen die Türen zu den Schlafräumen auf. Luna schießt in eines der Zimmer, um auf dem Bett herumzuspringen. »Dieses Bett ist so himmlisch! Oooh und seht mal! Gratis Champagner vom Hotel …« Sie grinst mich an. »Wir werden schon vor dem Abendessen voll angeschickert sein.«

Lächelnd schüttele ich den Kopf und rolle mein Gepäck in eines der anderen Schlafzimmer.

Harper brüllt aus ihrem Zimmer: »Jetzt ziehen wir uns erst mal um und trinken dann was vor dem Abendessen!«

»Und, Cate, komm mir ja nicht in Jeans aus diesem Zimmer!«, ruft Luna. »Das ist mein Ernst! Trag wenigstens einmal im Leben ein bisschen was Gewagteres.«

Zum Glück sieht keiner, wie verlegen ich werde. Die Mädchen nörgeln gern an mir herum, wie konservativ ich mich anziehe, dass ich kaum Alkohol trinke und keine Drogen nehme. Was soll’s, ich wurde eben zu einer guten Katholikin erzogen.

So wie der Gang zur Messe irgendwie katholisch ist. Und zum Friedhof, um mit Mom und Dad zu reden, auch wenn mich das zu einer supertraurigen Katholikin macht.

Als ich wieder aus meinem Schlafzimmer trete, in einem neuen Partykleid aus schwarzer Spitze, das kaum meinen Hintern bedeckt, mustern die beiden mich entsprechend verblüfft. Harper, wunderschön in einem engen pinken Kleid mit schmalen Trägern, und Luna, hinreißend in einem silbernen Glitzerfummel, der ihre Kurven betont. Nervös zupfe ich an den Ärmeln von meinem Kleid.

»Ist das okay?«, frage ich.

»O mein Gott!«, kreischt Harper. »Ich habe gefühlt mein ganzes Leben versucht, dich in so ein Kleid zu stecken.«

»Es steht dir perfekt«, lobt Luna. »Du siehst umwerfend aus.«

Als ich zu ihr gehe, umarmt sie mich und schiebt dabei vorsichtig das Preisschild des Kleides zurück in den Rückenausschnitt. Wieder bin ich peinlich berührt, denn Luna und Harper sollten doch nicht mitbekommen, dass ich dieses Kleid gleich am Montagmorgen in die Boutique zurückbringen will.

»Danke«, antworte ich mit gesenktem Kopf.

Luna drückt mich noch einmal kurz, und ihre Augen blitzen, als sie sich von mir löst. Sie zwinkert mir zu.

Harper köpft bereits eine Flasche Champagner. Er sprudelt über, sobald sie ein bisschen in jedes Glas gießt, und sie strahlt. »Los, nehmt euch ein Glas!«

Wir schnappen uns die Sektflöten von der Bar und prosten uns zu.

»Auf Luna!«, sage ich. »Ich weiß, man soll ja eigentlich nicht eher gratulieren, aber schon mal viel Erfolg im neuen Lebensjahr und alles erdenklich Gute!«

Harper hält ihr Glas hoch. »Von mir auch. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Liebes!«

Wir stoßen an und trinken den Schampus. Sobald wir das Glas geleert haben, füllt Harper direkt nach. »Was für ein Glück, dass du so einen tollen Bruder hast, Luna. Was immer ihn geritten hat, diesen Trip zu planen, ich bin so froh, hier zu sein.«

Luna schnaubt. »Ich denke, es ist mehr ein Zeichen, dass er über Madisyn hinweg ist, und hat ehrlich gesagt weniger mit mir zu tun.«

Bei ihren Worten setze ich mich ein wenig gerader hin. »Das ist fast drei Monate her«, murmele ich. »Es wird Zeit, dass er sie endlich vergisst. Ich kann nicht fassen, dass die zwei so gut wie verheiratet waren und das Ganze dann so ein Ende genommen hat! Sie war einfach … schrecklich.«

Harpers Brauen zucken nach oben. »Echt jetzt? Sogar du hast sie nicht leiden können? Ich dachte, du siehst in jedem Menschen immer nur das Positive.«

Das Bild einer hinreißenden Brünetten in Designerklamotten und mörderisch hohen Stilettos poppt in meinem Kopf auf. »Für mich ist sie eine Bitch.« Ich schneide eine Grimasse. »Sie war echt gemein zu mir. Und auch zu Luna. Man kann mir alles an den Kopf werfen, aber wehe, jemand versucht, über meine Freunde abzulästern. Danach war sie für mich gestorben.«

»Recht hast du.« Harper grinst. »Man kann nicht immer gut über alle denken.«

Luna späht auf das Display ihres Handys. »Luca schreibt, dass wir uns in zehn Minuten treffen. Nach dem Abendessen gibt es dann noch eine Lasershow.«

»Also haben wir noch genügend Zeit, um Schuhe anzuziehen und uns ein drittes Glas Schampus zu genehmigen …«, tönt Harper, in ihren Augen ein übermütiges Funkeln.

»Warte, kann mir mal einer von euch Lidschatten auftragen?«, bitte ich die beiden.

Luna schaut grinsend von Harper zu mir. »Ich habe ein gutes Gefühl wegen heute Abend. Wir werden eine super Zeit haben, Mädels.«

Als Harper mein Glas nachfüllt, beiße ich mir auf die Unterlippe. Hier in unserem Hotelzimmer fühle ich mich gut. Es ist bloß so, wenn ich ausgehe, wenn ich mich beobachtet fühle … macht mich das panisch. Nein, seien wir ehrlich. Schon der Gedanke, irgendwas Blödes zu tun, während Luca zusieht, um womöglich voreilige Schlüsse zu ziehen …

Das macht mich fertig.

Tja, ich werde noch eine Menge mehr trinken müssen, um damit leben zu können. Also kippe ich mein drittes Glas in einem einzigen Schluck hinunter und hole schnell meine Schuhe aus meinem Zimmer.

Kapitel 2

Luca

»Gefällt es dir?«, brülle ich Luna ins Ohr.

Sie hockt neben mir in einem Club, in einer halbkreisförmigen Sitznische, von wo aus wir das aufblitzende Discolicht der Lasershow betrachten. Wir sind auf der Galerie, etwas weiter weg von dem Lärm auf der Tanzfläche. Die Musik ist trotzdem brutal laut, aber hier oben immerhin leicht gedämpft. Über unseren Köpfen hängt ein Bildschirm mit einem Videostreaming von dem DJ, der eine Ebene unter uns am Mischpult steht.

Mit einem strahlenden Lächeln blickt Luna zu mir hoch. »Ja. Danke, Luca. Mich und meine Mädels nach Las Vegas einzuladen war eine geniale Idee.«

»Kein Problem«, gebe ich achselzuckend zurück. »Da ich im Musikbusiness tätig bin, ist so gut wie alles, wozu du dieses Wochenende Lust hast, umsonst für uns. Ich tue dem Besitzer dieses Clubs den einen oder anderen Gefallen, und er revanchiert sich dafür. Beim Hotel ist es ähnlich; ich buche ein paar Acts, die der Eventmanager promoten möchte, dafür gibt er mir einen Rabatt … so läuft das eben.« Mit einer lässigen Handbewegung winke ich ab.

»Mhm, du solltest aber auch ein bisschen was davon haben, schließlich bist du ständig im Stress«, brüllt sie naserümpfend. »Du solltest dir mehr Wochenenden wie dieses gönnen.«

Erneut zucke ich die Schultern. »Das passt schon.«

Ein fetziger Titel ertönt, und Luna kreischt: »O mein Gott! Ich liebe diesen Song!«

Sie schnappt sich Harpers Hand, um sie nach unten auf die Tanzfläche zu ziehen, und lässt mich allein in der Sitzecke. Bradford und Owen haben es nicht bis hierher geschafft, denn seit wir hier im Club sind, halten sie Ausschau nach Material zum Anflirten. Ich lehne mich seufzend zurück.

So gern ich auch Party machen und mich betrinken würde, ein Teil von mir ist weiter im Großer-Bruder-Modus. Ich will unbedingt einen klaren Kopf behalten, und das bedeutet, dass ich auf keinen Fall über die Stränge schlagen werde. Was völlig okay ist, zumal ich immer noch an meiner letzten gescheiterten Beziehung zu knabbern habe.

Ich versuche mir vorzustellen, was Madisyn gerade macht. Wahrscheinlich ist sie mit irgendeinem anderen Kerl in einem Restaurant beim Abendessen, schmachtet ihn an und versucht dabei herauszukriegen, wie viel er verdient. Tja, Madisyn ist ziemlich oberflächlich; sie gehört zu den Frauen, die sich attraktive Männer mit einem fetten Bankkonto herauspicken … denn sie sieht wie ein Vamp aus und ist megaberechnend.

Man weiß im Grunde sofort, was sie von einem will. Ende der Geschichte.

Als sich Cate, die Freundin meiner kleinen Schwester, in unsere Nische setzt, reißt mich das aus meinen Gedanken. Ich spähe mit zusammengekniffenen Augen zu ihr, woraufhin sie errötet und sich eine Strähne ihres langen, welligen Haars hinters Ohr schiebt.

Während mein Blick über ihren Körper gleitet, stelle ich fest, dass sie echt hübsch ist. Und klein. Mindestens einen Kopf kleiner als ich.

Echt schade, dass ich sie nicht ausstehen kann. Und sie mich auch nicht. Dabei habe ich sie höchstens einmal blöd angemacht, gleich bei unserem ersten Aufeinandertreffen, und seitdem behandelt sie mich wie Luft.

Zugegeben, ich finde sie heiß. Ich habe sie in einem knappen schwarzen Bikini gesehen, ihre Brüste, ihr Hintern und ihre Beine sind wie ein verdammter Sechser im Lotto.

Ein Zurückwerfen ihrer dunklen Haare. Ein kurzes Spähen über ihre Schulter. Ein flüchtiger Blick aus diesen großen dunklen Augen in ihrem elfenhaften Gesicht. Und dann bückte sie sich vor mir, mit einem flirtenden Augenaufschlag, als sie nach dem Sunblocker griff …

Mein Verstand setzte praktisch aus.

Cate hockt sich soeben auf die äußerste Kante des Polsters und fühlt sich sichtlich unwohl. Das holt mich wieder in die Realität zurück. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre ich bei diesem Trip nicht dabei, da bin ich mir ziemlich sicher.

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich winke ihr mit zwei Fingern, und sie rutscht gefühlt noch weiter von mir weg.

»Wo hast du denn heute die Bibliothekarin gelassen?«, frage ich, mich wie zufällig ein bisschen zu nah an ihr Ohr beugend.

Sie reagiert entsprechend, indem sie mit großen Augen fragend zu mir hochspäht. »Welche Bibliothekarin?«

Ich kann nicht anders. Ich ziehe sie ein wenig auf. »Die Bibliothekarin, der du anscheinend die Klamotten klaust. Du weißt schon, Röcke, die übers Knie gehen, bis zum Hals zugeknöpfte Blusen …« Ich grinse. »Oder stehst du etwa auf diesen Oma-Look?«

Ihre Wangen glühen vor Zorn. »Sorry, dass ich dir den Gefallen nicht tun kann und mal eben einen Striptease vor dir hinlege, Luca. Aber das ist nicht mein Ding. Ich habe anderes zu tun, als dafür zu sorgen, dass deine Jeans spannt, kapiert?«

Ich verdrehe die Augen. »Natürlich, Miss Oberfeministin. Aber das heißt noch lange nicht, dass du dich wie eine Neunzigjährige anziehen musst, bloß weil du auf keinen Fall jemanden anmachen willst.«

Cate wirft mir einen giftigen Blick zu. »Das meinst auch nur du.«

Ich greife nach meinem Drink und schwenke die Eiswürfel in dem Whiskey. »Ich und der Rest der männlichen Bevölkerung, jede Wette.«

Während ich sie etwas hochnehme, fällt mein Blick zwangsläufig auf ihr Kleid. Es ist aus schwarzer Spitze und verdammt kurz. Bis jetzt, wo ich tatsächlich ein Auge auf ihre schlanken Schenkel werfe, wäre ich vermutlich davon ausgegangen, dass Cate in ihrem üblichen Schlabberlook aufkreuzen würde.

Unvermittelt nehme ich jedoch ihre tollen Beine zur Kenntnis. Und speichere ab, dass das Kleid hauteng sitzt und der Saum gerade eben das V zwischen ihren Schenkeln bedeckt.

Okey-dokey. Cate ist kein abstoßender Anblick. Überhaupt nicht, zumal mich meine Bikini-Erinnerung nicht täuscht. Es ist einfach jammerschade, dass sie sich die meiste Zeit versteckt.

Sie ist nicht immer so gewesen. Kalt und abweisend. Eigentlich war sie bloß nervig.

»Hör auf zu starren«, murmelt sie verlegen. Sie verdreht kurz die Augen und greift nach der Flasche Champagner, die in einem Eiskübel auf dem Tisch steht. Sie füllt ihr Glas auf, das dabei ein wenig überschäumt. Erst da schnalle ich, dass Cate betrunken ist.

Aus irgendeinem Grund bringt mich die Erkenntnis zum Schmunzeln. Als sie wieder zu mir späht und sieht, wie ich grinse, mustert sie mich mit einem vernichtenden Blick.

»Ist irgendwas?«, frage ich mit einem ausholenden Schwenk meiner Arme. Ich beanspruche viel Platz in der Sitznische, so wie ich mich breitmache und fröhlich auf dem Polster herumlümmle. Ich weiß, dass sie das auf die Palme bringt, sonst würde ich es nicht machen.

»Typisch Mann«, erklärt sie und sieht weg.

»Fang bloß nicht wieder mit dem Mist an.« Ich nippe kurz an meinem Whiskey, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. »Hey super, sie spielen gerade was von den Beatles.«

Cates Blick schießt erneut zu mir. »O mein Gott. Du und die Beatles! Ich bin ein Millennial, okay? Ich weiß nicht mal, warum die Beatles berühmt sind. Oder die Rolling Stones oder … Keine Ahnung. U2, schätze ich?«

Entrüstet schiebe ich mein Glas weg. »Hey, U2 und die Beatles lassen sich nicht in einen Topf werfen.«

Sie wird richtig pampig. »Tut mir leid, dass ich Radiohead nicht mag oder wen auch immer du für die beste Band aller Zeiten hältst.«

Allmählich werde ich sauer. »Wie kannst du überhaupt so was sagen? Radiohead hat drei der besten Rockalben aller Zeiten veröffentlicht. Und zufälligerweise eines der besten Elektronikalben.« Ich sehe sie finster an. »Ich bin auch ein Millennial, klar? Ich bin erst siebenundzwanzig. Ich habe eben einen guten Geschmack.«

Sie nimmt noch einen Schluck Champagner. »Sei stolz drauf. Ich mag halt die Musik aus den Top 100. Nicht jeder ist ein Musiksnob.«

»Leute, die mich als Musiksnob bezeichnen, haben zu Musik praktisch gar keinen Bezug«, erläutere ich ihr zähneknirschend.

»So?«, fragt sie achselzuckend. »Du bist von Musik besessen. Ich aber nicht. Es ist wie mit der Religion … Ich glaube an Gott, und du … nun ja, du nicht. Wir sind einfach verschieden. Immer schon.«

Sie hat recht. Ich bin definitiv ein Atheist. »Wir kennen uns seit acht Jahren –«

»Neun«, korrigiert sie mich.

Ich nicke zustimmend. »Du hast recht, es sind schon neun Jahre. Und du hast mich jedes einzelne davon beinahe in den Wahnsinn getrieben.«

»Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.« Sie nippt an ihrem Glas.

Ich brauche ein paar Sekunden, um zu raffen, was sie damit meint, nämlich, dass ich mir an die eigene Nase fassen soll.

»Mmm. Dieser Champagner ist gut. Wird der irgendwie immer besser?«

Ein leises Kichern entwischt mir. »Ich glaube, du bist betrunken. Wo du doch sonst immer so anständig bist.«

Sie sieht mich mit erstaunter Miene an. »Echt jetzt? Ich war schon mal betrunken und kann mich nicht erinnern, dass das so …« Sie legt die Stirn in Falten. »Mhm … ich fühle mich gut.«

Sie rutscht ein Stückchen weiter in die Sitznische, ihr Gesicht erhitzt. Meine Lippen ziehen sich belustigt nach oben. Sie ist wirklich hübsch, solange sie ihr Mundwerk nicht dazu benutzt, mich niederzubügeln.

Unversehens dämmert ihr, was sie da gerade macht, und sie stockt in der Bewegung, um mich nachdenklich zu fixieren.

»Oh, ich denke, ich werde das morgen voll bereuen. Immer wenn ich richtig gut drauf bin, bekomme ich nachher die Quittung dafür.« Sie nickt klugscheißermäßig, was aber wohl dem geschuldet ist, dass sie ziemlich angeschickert ist.

Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch. Meint sie damit alles in ihrem Leben? Oder einfach nur Partymachen? So oder so klingt es irgendwie traurig.

»Du wirst morgen einen Kater haben«, bekräftige ich.

Sie schaut mich an, ihre braunen Augen unvorstellbar groß. »Wie bin ich hier gelandet? Ich bin in Las Vegas. Ich sollte feiern und Spaß haben, statt mir darüber Sorgen zu machen, was morgen sein könnte. Und schon gar nicht in deiner Gesellschaft.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich denke, du kommst dem am nächsten, was ich mir unter einem Feind vorstelle, weißt du das?«

Schnaubend nehme ich mein Glas Whiskey und leere es in einem Zug. Alkohol ist offenbar ein Wahrheitsserum für Cate, und auch da sind wir grundverschieden. Whiskey ist mein Freund, auch wenn ich davon einen Mordskater bekomme.

Als ich erneut zu ihr spähe, starrt sie auf ihre Hände, die sie auf den Tisch gelegt hat, ihre Finger weit auseinandergespreizt.

»Du bist echt unausstehlich«, sage ich schließlich.

Cate mustert mich von oben herab. »Du findest, dass ich unausstehlich bin? Du bist unausstehlich. Du bist so herrisch und bestimmend und … was weiß ich noch alles.« Sie hat Schluckauf.

»Dann wäre das jetzt zumindest geklärt.« Ich stoße ein bitteres Lachen aus.

»Was?«

»Dass wir Feinde sind. Ich weiß, du bist betrunken, aber tu dir bitte keinen Zwang an und lass alles raus, Cate.«

Sie funkelt mich an. Zum Glück werde ich von irgendeiner Scheißerwiderung verschont, da der Rest unserer Gruppe im Anmarsch ist, atemlos und ziemlich beschwipst. Bradford und Owen gleiten links neben mich, Luna und Harper rechts neben Cate. Owen ist ganz rot und verschwitzt im Gesicht, aber er wirkt nicht so betrunken wie die anderen.

»Rutsch rüber!«, ruft Luna, Cates Hüfte mit ihrer eigenen einen Schubs versetzend. »Luca, Cate, ihr zwei werdet euch doch wohl mal ein Wochenende ertragen können, oder?«

Cate und ich rücken enger zusammen, nicht ohne Luna dabei böse anzustarren. Doch die scheint es nicht zu merken und ist vom Tanzen total aufgedreht. Cate und ich sitzen fast auf Tuchfühlung, zwischen uns sind vielleicht noch zwei, drei Zentimeter Platz.

Stolz wie Oskar wirft Bradford einen Packen zerknitterter Servietten auf den Tisch.

Owen nimmt eine und liest laut vor, was darauf gekritzelt steht. »Du bist echt süß. Ruf mich an. Dan.«

Bradford grinst. Sobald er redet, lässt sich sein breiter Südstaatenakzent nicht verleugnen. Und wenn er ein bisschen angesäuselt ist, fällt es noch stärker auf. »Las Vegas ist wirklich spitze, um heiße Typen kennenzulernen. Ich bin bloß baff, dass ich in den anderthalb Stunden, die wir hier sind, ein Dutzend Telefonnummern zugesteckt bekommen habe.« Er klopft sich selbst auf den Rücken. »Gut gemacht, Bradford. Ist schon aufgefallen, dass du ein Schönling bist.«

Owen nickt alkoholselig. »Wenn ich auf Typen stehen würde, würde ich dir vermutlich einen blasen wollen.«

»Danke.« Bradford lacht. »Dieses Thema haben wir doch bereits durch.« Er tätschelt Owens Arm. »Ich habe auch die Nummer von einem Mädchen. Sie war sternhagelvoll, aber trotzdem echt nett.« Er wühlt sich durch den Stoß Servietten. »Sie heißt Lisa. Ich konnte ihr nicht mal verklickern, dass sie bei mir an der falschen Adresse ist.«

Eine Kellnerin kommt mit einer Flasche Schnaps und einem Tablett Shotgläsern an unseren Tisch. »Hey, Leute! Wer von euch hat den Tequila bestellt?«

Luna reißt die Hand hoch. »Ich!!«

Ich werfe meiner Schwester einen verständnislosen Blick zu. »Ey, das hättest du echt nicht zu tun brauchen …«

Die Kellnerin öffnet die Flasche und füllt sechs Schnapsgläser mit Tequila. Zusätzlich stellt sie einen kleinen Teller mit Salz und Limettenscheiben vor jeden von uns. »Ich komme gleich noch mal mit frischer Limette, okay?«

Ich nicke zu der Kellnerin, die mir vielsagend zuzwinkert. Sie reicht jedem von uns eine Serviette, bevor sie mit einem Wippen ihres Minirocks herumschwenkt und weiterläuft. Als ich meine Serviette umdrehe, steht dort ihre Handynummer notiert. Lächelnd spähe ich ihr nach.

»Hey, alle mal herhören!« Luna grinst durchtrieben zu mir und hebt ihr Shotglas. »Es ist fast Mitternacht. Das bedeutet, dass ich gleich Geburtstag habe. Und dass, wenn ich euch sage, ihr sollt trinken, ihr gefälligst trinkt!«

Dann kippt sie ohne Vorankündigung ihren Tequila auf ex. Nach einem kurzen Kopfschütteln leere ich mein Glas, verzichte auf das Salz und beiße in eine Limettenspalte. Sobald ich mein Glas absetze, füllt Bradford wieder nach.

»Auf Lunas Geburtstag!«, hickst Owen und hebt sein Glas. Er hat Schluckauf. Jetzt wird mir klar, dass er betrunken ist. »Und darauf, dass du nicht den Rest deines Lebens an Madisyn gekettet bist, Luca! Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich nicht mehr mit ihr abhängen muss, wenn ich dich sehen will.«

Bei seinen Worten läuft es mir eiskalt über den Rücken. Madisyn hat unsere Trennung publikumswirksam inszeniert und jedem in unserem Bekanntenkreis irgendetwas von unüberbrückbaren Differenzen erzählt. Sie ist das Letzte, womit ich mich im Moment befassen will.

Also exe ich den Tequila und zucke kurz zusammen, als er durch meine Kehle brennt. Allmählich merke ich die Wirkung des ersten Shots, eine leichte Benommenheit, überlagert von einem rauschhaften Kick, sodass ich über jeden Mist schmunzeln muss.

Harper räuspert sich, sie erhebt sich halb von ihrem Sitzpolster und schwenkt ihr Shotglas. »Wir gehören mit zu den attraktivsten Leuten hier. Ehrlich gesagt, die Tatsache, dass –« Kichernd bricht sie ab. »Die Tatsache, dass keiner von uns jemals mit wem anders aus der Gruppe geschlafen hat, ist faszinierend.«

Lunas Augen leuchten auf. »Da ist was dran! Oooh! Lass uns doch mal Wahrheit oder Pflicht? spielen!«

Cate rutscht sichtlich verlegen auf ihrem Sitz herum. »Wie geht das denn?«

Bradford lehnt sich mitten über den Tisch. »Du musst einen trinken, wenn … wenn du schon mal gedacht hast, dass du jemanden in dieser Runde sexy findest.« Er späht zu Owen. »Du bist sowieso fällig, weil du vorhin gemeint hast, ich wäre ein Schönling.«

Owen grinst. »In Ordnung. Ich hatte zwar bereits jede Menge Whiskey intus, trotzdem war es ernst gemeint.«

Bradford grinst. »Also ich finde, jeder ist heiß.«

Alle anderen nehmen einen Shot, alle bis auf mich.

Bradford wirft mir einen Blick zu. »Was ist denn mit dir los?«

Ich verdrehe die Augen und seufze. »Ich trinke nicht mit.«

Owen zieht eine Grimasse. »Echt jetzt? Mach dich nicht lächerlich, sonst muss ich dir wohl mal auf die Sprünge helfen, Kumpel.«

Ich sehe ihn fragend an. »Inwiefern?«

Owen lehnt sich näher zu mir, seine Augen blitzen. »Vor zwei Jahren haben wir im Suff den Fick-Faktor von allen eingeschätzt, die wir kennen. Da hast du Cate hier eine Acht von Zehn gegeben, mit dem Vorbehalt, dass sich das auf neuneinhalb steigern lässt, wenn es hart auf hart kommt.«

Cate wird rot und erstarrt. Ich fühle, wie ich ebenfalls einen Kopf wie ein Feuermelder bekomme, und funkle Owen an. »So was habe ich nie im Leben gesagt!«, knurre ich.

»Doch, hast du! Ich war dabei«, unterbricht mich Bradford.

Meine beiden Freunde haben sich gegen mich verschworen, was unfair ist. Ich kann mich nur dunkel an diese Unterhaltung erinnern und definitiv nicht daran, dass ich gesagt haben soll, Cate wäre heiß.

»Hallo? Dafür ist sie viel zu ätzend! Außerdem zieht sie sich an wie eine alte Schachtel!«, protestiere ich.

Cate sieht aus, als würde sie sich am liebsten unter den Tisch ducken und verschwinden. Schützend wirft sie die Hände vors Gesicht. »Bitte, mach mich ruhig fertig.«

Luna grinst fröhlich. »Trink mal was! Wisst ihr was? Trinkt, alle beide! Es ist mein Geburtstag, und ihr macht, was ich sage.«

Widerwillig nehme ich mein Shotglas und kippe den Tequila auf ex. Ich fühle, wie mir schwarz vor Augen wird.

Das Letzte, das mir durch den Kopf geistert, ist irgendwas, was Cate gesagt hat.

Ich denke, ich werde das morgen voll bereuen.

Da hat sie absolut recht … und für mich gilt das definitiv auch.

Kapitel 3

Cate

Noch bevor ich die Augen aufschlage, merke ich, dass ich wahnsinnigen Durst habe. Ich liege seitlich auf dem Gesicht, mit aufgeklapptem Mund. Bequem ist das nicht gerade.

Stöhnend drehe ich mich auf den Rücken, meine Lider öffnen sich flatternd. Dann erschlägt es mich gefühlt: Das Licht ist unerträglich hell. Die Stille im Raum ist so laut, dass ich heulen könnte. Und als ich mich erneut bewege, wird mir schlecht.

Also bleibe ich still liegen und versuche herauszukriegen, wo ich eigentlich bin. Auf einer Seite von mir steht ein Bett, auf der anderen ist die Tür zum Bad. Ich schätze mal, dass ich auf dem Boden liege.

Las Vegas.

Ich bin in Las Vegas.

Ich schließe die Augen und atme vorsichtig ein, jedes Luftholen ist anstrengend und tut weh.

Was zum Teufel habe ich gestern Abend getrunken?

Gleich als ich überlege, fällt es mir wieder ein. Wir haben uns mit höllisch viel Tequila abgefüllt, das Schlimmste, was man sich überhaupt antun kann. Anschließend haben wir den Club verlassen und sind in eine andere Bar gegangen, wo … Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, da habe ich irgendwas getrunken, das wie flüssige Gummibärchen schmeckte.

Dann wird meine Erinnerung lückenhaft. Was danach gewesen ist, versinkt in dichtem Nebel. Bei dem Versuch, mich zu konzentrieren, stöhne ich gequält auf; selbst die Bruchstücke hämmern irgendwie laut in meinem Kopf.

Ich brauche Wasser. Und um das zu bekommen, werde ich notgedrungen aufstehen müssen. Ich atme langsam ein und wieder aus, um mich zu sammeln.

»Eins … zwei … drei …« Ich rapple mich hoch, um schwankend auf die Füße zu kommen. Stirnrunzelnd schaue ich an meinem spitzenbesetzten BH mit passendem Slip hinunter. Wo ist das weite, lange Nachthemd, das ich sonst im Bett anhabe und weswegen mich Luna dauernd verspottet?

Wahrscheinlich habe ich letzte Nacht vergessen, es anzuziehen.

Sieht aus, als wäre ich irgendwann aus dem Bett und auf den Boden gerollt … Ich drehe mich zum Bett, und sofort bekomme ich Herzklopfen und reiße die Augen auf.

Da liegt Luca in seiner ganzen Pracht, so wie Gott ihn schuf. Er schläft auf der Seite, mit seinem Hinterteil zu mir. Ich habe hoffentlich nicht … ich hätte doch nie und nimmer mit ihm geschlafen, oder?

Dass ich noch meine Unterwäsche anhabe, lässt darauf schließen, dass ich es nicht gemacht habe. Ich spähe erneut zu Luca.

An meiner Unterlippe knabbernd, gönne ich mir einen ganz schön ausgiebigen Blick. Die lange, sehnige Linie seines Rückens und sein nackter Hintern sind echt ein Hingucker. Wenn ich letzte Nacht verführt wurde, wäre es das zweite Mal, dass ich jemals …

Ich spüre, wie ich erröte. Dass ich es nicht mal zu denken wage, beruhigt mich ein wenig. Demnach ist es zwischen Luca und mir nicht wirklich zum Äußersten gekommen.

Wenigstens sein … Dings ist bedeckt. Ich würde auch nicht wollen, dass mich in diesem Zustand jemand anstarrt.

Auf Zehenspitzen umrunde ich das Bett, hebe eine Decke auf, die auf den Boden gerutscht ist, und decke ihn damit zu. Er kneift im Halbschlaf die Lider zusammen und bewegt sich kurz. Dann murmelt er irgendwas, das ganz so klingt wie »Danke, Süße«.

Würg. Mein Gesicht nimmt einen gequälten Ausdruck an.

Mein pochender Schädel erinnert mich daran, weswegen ich eigentlich aufgestanden bin. Ich fühle mich so dehydriert in diesem Augenblick, dass ich nicht sicher bin, ob ich überhaupt einen Satz herausbringen könnte. Meine Zunge ist gefühlt zu groß und klebt trocken am Gaumen, aber damit ist gleich Schluss.

Sobald ich im Bad bin, drehe ich den Wasserhahn voll auf und halte mein Gesicht in den Strahl. Kaltes Wasser prickelt über meine Zunge, so himmlisch erfrischend, dass ich tatsächlich Tränen in den Augen habe. Minutenlang bleibe ich auf den kalten Fliesen stehen und trinke gierig. Hier drin ist es wenigstens dunkel, eine richtige Wohltat gegenüber dem hellen Sonnenlicht, das durch das gigantische Panoramafenster hereinströmt.

Dann habe ich erst mal genug. Als ich nach oben greife, um den Wasserhahn zu schließen, halte ich abrupt inne.

Am zweiten Finger meiner linken Hand steckt nämlich ein breiter Ring. Nichts Teures, nein. Er ist aus dickem knallpinken Plastik mit einem Riffelmuster ringsum. Mit viel Mühe lässt er sich abstreifen; ich nehme an, ich war weniger aufgedunsen, als ich ihn auf meinen Finger geschoben habe.

»Ach du Scheiße!«

Offensichtlich ist Luca wach. Und es ist mir wahnsinnig peinlich, als mir einfällt, dass ich bis auf BH und Slip nackt bin. Mein Bedürfnis, Wasser gegen meinen Nachdurst zu trinken, muss überwältigend gewesen sein.

Ich stecke den Kopf aus dem Bad und blinzle in die Helligkeit des Schlafzimmers. Luca sitzt mit dem Rücken zu mir, sein Kopf vornübergebeugt.

Verlegen räuspere ich mich. »Meinst du, du könntest mir mal … ähm … einen Bademantel rüberwerfen? Oder ein Laken?«

Er dreht sich zu mir um, in seiner Hand ein Blatt Papier. »Du!«, giftet er mich an.

Ich werde blass und benetze meine trockenen Lippen. Ich habe schon wieder Durst. »Was?«

»Ich wette, es war deine Idee«, schnaubt er. »Diese verfluchten gottesfürchtigen Schäfchen.«

Meine Augenbrauen zucken fragend nach oben. »Tut mir leid, aber …?«

Er funkelt mich böse an. »Das sollte es auch besser.«

»Nein, ich meine …« Ich schüttle den Kopf. »Wovon redest du da eigentlich?«

Luca steht auf, splitterfasernackt. Um mir den Anblick seiner unteren Körperhälfte zu ersparen, halte ich eine Hand vor meine Augen und protestiere: »Luca! Hey, zieh dir erst mal was an!«

Das scheint ihn nicht sonderlich zu kümmern, denn er steuert schnurstracks zu mir und hält mir das Blatt unter die Nase. Ich schlucke hörbar, als ich die fett gedruckten Buchstaben lese.

Heiratsurkunde des Staates Nevada. Und darunter steht eindeutig: Luca Leone und Catherine de Rose.

Ich reiße die Augen auf. Mein Puls beschleunigt. Fassungslos spähe ich zu Luca hoch.

»Nein.« Das ist alles, was ich erst mal herausbringe. »Ich …«

Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Doch. Laut diesem Dokument haben wir gestern Nacht geheiratet.«

Mein Blick gleitet hinunter zu seinem … Kollegen …, der bereits voll im Aktionsmodus zu sein scheint. Woraufhin meine Augen zwischen seinem Ständer und meinem halb nackten Körper hin und her zucken. »Wir haben doch nicht etwa … nein, das ist ausgeschlossen, oder …?«

»Das hättest du wohl gern«, ätzt Luca. »Wir haben nicht gevögelt, falls du das meinst.«

Er streicht mit einer Hand nach unten, um seine Erektion zu bedecken. Ich reiße den Blick von ihm los und halte mir erneut eine Hand vors Gesicht. Ich dachte, ich wäre bereits knallrot geworden, habe jedoch jetzt das Gefühl, dass meine Wangen glühen.

»Zieh dir gefälligst was an. So kann ich mich nicht mit dir unterhalten!«, fauche ich zurück.

»Okay«, blafft er. Ich höre ihn eine halbe Minute herumnesteln, dann das Geräusch, als der Reißverschluss einer Jeans hochgezogen wird. »Du kannst deine Hand vom Gesicht runternehmen.«

Obwohl ich mitbekommen habe, dass er eine Hose angezogen hat, spähe ich vorsichtig durch meine Finger. Er trägt zwar noch immer kein Hemd, aber das ist schon okay, so kann ich mich wenigstens mit ihm unterhalten. Er funkelt mich wütend an und packt meine Hände. »Benimm dich wenigstens ein Mal wie ein erwachsener Mensch. Hier geht es nicht darum, dass du in deinem Aushilfsjob falsch herausgegeben hast, kapiert? Das hier ist eine ernste Sache.«

Ich könnte platzen vor Wut. »Meine Arbeit ist kein Aushilfsjob.«

Er mustert mich verächtlich von oben bis unten. Unversehens fühle ich mich klein. »Kaffee zu kochen? Du machst noch immer das Gleiche wie früher am College, bild dir da mal nichts ein.«

Mein Mund klappt ein paar Mal auf und zu, während ich sprachlos zu ihm hochstiere. »Das … das geht dich nichts an.«

Ich reiße meine Hände aus seinen. Er lässt mich los, mich dabei beobachtend, als wäre ich eine tickende Zeitbombe, die jeden Augenblick hochgehen könnte. »Ist ja jetzt auch nicht weiter wichtig. Wir sind verheiratet, und das müssen wir schleunigst ändern.«

»Willst du damit sagen, dass wir uns scheiden lassen sollen?« Ich verstumme, mein Herzklopfen dröhnt in meinen Ohren. »Du weißt, dass ich Katholikin bin. Ich … ich kann mich nicht mal eben wieder scheiden lassen.«

Er verdreht die Augen. »Mach dir mal keinen Kopf, Prinzessin. So kurz nach der Trauung geht das bestimmt problemlos, die Ehe annullieren zu lassen.« Luca greift nach einem T-Shirt und streift es über den Kopf. »Wie konnte mir so was nur passieren? Ich fass es nicht!«

»Die Ehe annullieren lassen?«, wiederhole ich. »Als wäre nie was gewesen?«

Offenbar ist er mit den Gedanken woanders. »Zieh dich an, Cate. Ich schlage vor, wir hören uns mal um, ob irgendwer mitbekommen hat, wo wir genau getraut wurden. Vielleicht haben sie den dazugehörigen Papierkram da noch nicht ausgefüllt. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass du allein nichts unternehmen wirst, also solltest du besser gleich mitkommen.«

»Wieso muss ich denn mitkommen?«, erkundige ich mich mit Leidensmiene. »Ich möchte erst mal in Ruhe duschen.«

Luca schnappt sich einen schwarzen Hoodie, den er überzieht. »Weil … die Jägermeister-Shots deine Idee waren, Prinzessin.«

Bei dem Wort Jägermeister wird mir direkt wieder schlecht. Durch meinen Kopf flimmert das Bild, wie ich eine braune Flüssigkeit aus einer grünen Flasche in Lucas Mund gieße und er dabei lacht. Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen.

Ach du meine Güte.

Mir kommt gleich alles hoch, so viel steht fest.

Zwei Sekunden später presse ich die Hände auf meinen Mund und sprinte ins Bad. Ich schaffe es fast bis zur Toilette, aber nur fast, bevor der erste Schwall im hohen Bogen auf die Porzellanfliesen platscht. Es ist so eklig, dass ich erneut würgen muss.

Ich knie mich hin, öffne den Deckel der Toilette und übergebe mich minutenlang. Größtenteils ist es das Wasser, das ich vorhin getrunken habe, und irgendwas, das sich nicht näher definieren lässt.

Als ich mir schließlich übers Kinn gewischt und mich aufgerichtet habe, drehe ich mich um. Luca steht wartend draußen vor der Badezimmertür. Ich fühle mich hundeelend und vergehe vor Selbstmitleid. Ihm scheint es nicht schnell genug zu gehen mit der Annullierung.

Er reicht mir ein Handtuch. »Los, wasch dein Gesicht und putz dir die Zähne«, meint er schroff. »Wenn du aus dem Bad kommst, trinkst du ein Glas Wasser und wirfst ein paar Aspirin ein. Ich warte draußen auf dich. Vielleicht gelingt es mir in der Zwischenzeit, dieses Scheißfiasko aus der Welt zu schaffen.«

Er wirbelt herum und stapft davon, und mir ist sonnenklar, dass er mit diesem Scheißfiasko mich meint.

Na super.

Das hat man davon, wenn man seine strenge Erziehung für einen Abend in den Wind schießt. Ich fahre ein einziges Mal nach Las Vegas und heirate einen Typen, der sich nachher mordsmäßig aufregt. Ich bete, dass er recht hat und der Papierkram noch in der Kapelle liegt, in der wir gewesen sind.

Ich meine, es passiert schließlich nicht alle Tage, dass Leute, die in jeder Hinsicht grundverschieden sind – so sehr, dass sie echte Feinde sind –, einen draufmachen und dann holterdiepolter verheiratet sind.

Oder?

Ende der Leseprobe