Inhaltsverzeichnis
Im ERSTEN KAPITEL gibt es Tränen am Anfang, Tränen am Schluss und Gedanken über ...
Im ZWEITEN KAPITEL hält Mama Ausschau nach dem Meer, Papa nach gutem Wetter und ...
Im DRITTEN KAPITEL will ich fliegen und schwimmen und fürchte mich vor einem Hai
Im VIERTEN KAPITEL erfahre ich etwas über Mirkos Vater und über das Geheimnis ...
Im FÜNFTEN KAPITEL bereitet mir Mama eine Überraschung, tummle ich mich wie ein ...
Im SECHSTEN KAPITEL glühen Mama und Alex vor Hitze und ich vor Zorn
Im SIEBTEN KAPITEL habe ich ein schlechtes Gewissen und werde gerettet
Im LETZTEN KAPITEL treffe ich Anja wieder, gibt es eine Piratenbraut und eine ...
Inhaltsverzeichnis
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Im ERSTEN KAPITEL gibt es Tränen am Anfang, Tränen am Schluss und Gedanken über einen Piratenkapitän
Als Opa und Omi aus dem Taxi stiegen und beide zur Gartentür hereinspazierten, war es fast wie früher. Wie früher, als ich mich noch auf die Ferien freute. Jedes Jahr kamen sie ein paar Wochen zu uns und hüteten das Haus. Sie kümmerten sich auch um den Garten und verwöhnten meinen Kater Ottokar. Wenn wir dann aus den Ferien zurückkamen, musste er jedes Mal auf Diät gesetzt werden, so dick und fett war er.
Omi umarmte mich und verpasste mir einen Kuss. »Kind, du siehst bleich aus«, sagte sie bestürzt. »Ist doch hoffentlich alles in Ordnung?«
Ich schüttelte den Kopf und die Tränen stiegen mir in die Augen. »Anja kann nicht mitfahren«, schniefte ich.
»Wer ist Anja?«, fragte Opa.
»Also wirklich!« Ungläubig schüttelte Omi den Kopf. »Anja ist Sofies beste Freundin. Die kennst du doch! Sie fährt jedes Jahr mit in die Sommerferien.«
»Namen sind nicht meine Stärke«, murmelte Opa, schnappte sich die Koffer und trug sie zum Haus.
»Das tut mir Leid für dich.« Omi legte den Arm um meine Schultern.
Ich sagte mal lieber nichts, weil mir schon wieder nach Heulen zumute war.
»Aber bestimmt wimmelt es in Kroatien nur so vor Kindern«, versuchte Omi, mich zu trösten. Doch Freunde findet man nicht so einfach wie Muscheln am Strand. Omi wusste das natürlich auch. »Auf jeden Fall wirst du trotzdem Spaß haben am Meer mit deinen Eltern und Alex.«
Genau. Alex. Seit mein kleiner Bruder auf der Welt ist, ist Mama rund um die Uhr mit ihm beschäftigt. Auch Papa, wenn er daheim ist. Anfangs weinte Alex unentwegt, weil er Bauchschmerzen hatte. Dann, weil er Zähne bekam. Dann, weil er Husten hatte oder Schnupfen oder ihm die Ohren wehtaten.
Als ich mich mal beschwerte, dass für mich niemand mehr Zeit hat, sagte Mama ärgerlich: »Alex ist ein zartes Kind. Du bist es nicht. Du bist robust und stabil. Sei froh darüber.«
Normalerweise gehe ich zu Anja, wenn Mama schlecht gelaunt ist. Oder sie kommt zu mir. Aber vor einer Woche wurde sie ins Krankenhaus gebracht. Sogar mit dem Notarztwagen. Genau am letzten Schultag.
An diesem Tag holten wir Mamas Faschingskiste vom Dachboden herunter und verkleideten uns. Ich war eine Piratenbraut, Anja eine Tigerin. Aus Versehen bin ich auf Anjas getigerten Schwanz gestiegen. Da ging der ab und mit ihm das ganze Tigerkostüm, sodass Anja in der Unterwäsche dastand. Wir lachten, bis wir nicht mehr konnten. Plötzlich stöhnte Anja. Zuerst dachte ich, sie macht Spaß. Aber Mama, die ins Zimmer kam, merkte gleich, dass etwas nicht stimmte. Anja kam sofort ins Krankenhaus und ist am Blinddarm operiert worden. Inzwischen ist sie wieder daheim. Aber mitfahren darf sie trotzdem nicht.
Endlich waren Koffer, Körbe und Plastiktüten im Auto verstaut und Alex hinten in seinem Kindersitz festgezurrt. Er fand das nicht so nett und heulte. Opa und Omi standen am Gartentor und winkten. Kater Ottokar saß auf dem Türpfosten und beobachtete unseren Aufbruch. Er sah nicht traurig aus. Im Gegenteil. Vermutlich freute er sich auf Omis Leckerbissen.
Dann ließ Papa den Motor an.
»Hoffentlich geht alles gut«, seufzte Mama. Bestimmt dachte sie dabei an den kleinen Alex und das große Meer, in das er fallen konnte. An mich dachte sie bestimmt nicht. Oder besser: an ihr Versprechen.
»Wir fahren doch noch rasch bei Anja vorbei«, erinnerte ich sie, »damit ich ihr Auf Wiedersehen sagen kann.«
»Muss das wirklich sein, Sofie?«, fragte Mama. »Wir sind spät dran. Schreib ihr doch lieber eine Karte, wenn wir angekommen sind.«
»Versprochen ist versprochen«, entgegnete ich.
»Fünf Minuten. Nicht länger«, bestimmte Papa.
Anja saß am Fenster und hielt bereits nach mir Ausschau. »Vielleicht triffst du ja Mirko auf der Insel«, tröstete sie mich zum Abschied. »Dann ist es nicht ganz so langweilig.«