Somebody to Hold – Northern-Hearts-Reihe, Band 2 (Fortsetzung des Dein SPIEGEL-Bestsellers ) - Rebekka Weiler - E-Book

Somebody to Hold – Northern-Hearts-Reihe, Band 2 (Fortsetzung des Dein SPIEGEL-Bestsellers ) E-Book

Rebekka  Weiler

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Beschreibung

Emil, Hendrik und Lene sind Drillinge. Ihr ganzes Leben lang waren sie unzertrennlich. Doch dann starb Hendrik unerwartet. Berge, Wälder, Seen – einzig in der Natur kann Lene frei atmen. Denn seit dem Tod ihres Drillingsbruders Hendrik ist nichts mehr so, wie es vorher war. Am liebsten würde sie überall sein, bloß nicht zu Hause. Deshalb verbringt sie fast ihre gesamte Zeit im Kletterpark. Bei ihrem Job dort begegnet sie Fin. Fin, dem sie hilft, seine Höhenangst zu überwinden, und mit dem sich alles unglaublich leicht anfühlt. Doch Lene ahnt nicht, dass auch Fin von den Narben seiner Erinnerungen geprägt ist … Berührend. Dramatisch. Bittersüß. Band 2 der intensiven New-Adult-Dilogie von Dein SPIEGEL-Bestsellerautorin Rebekka Weiler. ***Leseprobe*** »Wartest du kurz hier?« Sie dreht sich zu mir um und legt eine Hand auf mein Bein. Die Stelle, an der sie mich berührt, kribbelt augenblicklich. Ihr Gesicht ist meinem so nah, dass ich mich nur leicht nach vorn beugen müsste, um sie zu küssen. Mechanisch nicke ich, Lene springt auf, und ich kann an nichts anderes mehr denken als daran, sie zu küssen. Sie eilt davon, verschwindet im Haus, alles ist dunkel, die Nacht bleibt laut. Grillen zirpen in den Wiesen hinterm Haus, irgendwo in der Ferne fährt ein Auto. Und in meinem Kopf ist dennoch nur noch sie. Lene. Lene, deren Lippen ich am liebsten küssen würde. Lene, die irgendetwas in ihrem Blick hat, das mich fasziniert. Lene, die einfach so echt ist.

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Seitenzahl: 582

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Triggerwarnung

Dieses Buch enthält Themen, die potenziell triggern können. Deshalb findet ihr auf dieser Seite einen Hinweis zum Inhalt.

ACHTUNG: Dieser enthält Spoiler für die gesamte Handlung.

Als Ravensburger E-Book erschienen 2024 Die Print-Ausgabe erscheint im Ravensburger Verlag © 2024 Ravensburger Verlag Text © 2024, Rebekka Weiler Dieses Buch wurde vermittelt von der Literaturagentur erzähl:perspektive, München (www.erzaehlperspektive.de) Lektorat: Tamara Reisinger (www.tamara-reisinger.de) Cover- und Umschlaggestaltung: Andrea Janas unter Verwendung von Motiven von: Shutterstock (Dariia Baranova) Alle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.

ISBN 978-3-473-51234-8

ravensburger.com

FürTante Lore Danke, dass du immer für mich da bist! Besonders, seit meine Mama es nicht mehr sein kann.♥

Playlist

Last Call – Will Linley

Lucky – Dermot Kennedy

Vertigo – Griff

Someone You Loved (Cover) – Lauren Spencer Smith

Baby Said – Måneskin

Back To Your Heart – Delta Goodrem

I know it won’t work – Gracie Abrams

Rome – Dermot Kennedy

Only The Young – Taylor Swift

Clean – Taylor Swift

Timezone – Måneskin

How I’m Feeling Now – Lewis Capaldi

I’ll Be Waiting – Cian Ducrot

Every Song I Ever Wrote – Only The Poets

What If I Love You – Gatlin

Wish You The Best – Lewis Capaldi

Difficult – Gracie Abrams

Blossom – Dermot Kennedy

Leftover Love – Picture This

Hits Different – Taylor Swift

Stockholm Syndrome – One Direction

marjorie – Taylor Swift

About You – The 1975

Song To Myself – Picture This

Haunted (Taylor’s Version) – Taylor Swift

Call It Love – Picture This

Long Live (Taylor’s Version) – Taylor Swift

this is me trying – Taylor Swift

22 – Taylor Swift

Northern Attitude – Noah Kahan

Überraschende Wendung im Sandvik-Fall

Sohn des Drammener Bürgermeisters durch neue Erkenntnisse entlastet

19. Juli – Rund ein Jahr nachdem eine Gruppe Vermummter gewaltsam in die Sandvik-Farm für Schweinezucht eingedrungen war, gibt es neue Erkenntnisse. Nach Polizeiangaben wurde ein Video gefunden, mit dessen Hilfe drei weitere der radikalen Aktivisten identifiziert werden konnten. Bei den Verdächtigen handelt es sich um Studenten der Universität Oslo, die sich zu einer Gruppe namens REDNING zusammengeschlossen hatten.

Laut Pressemitteilung der Polizei hatte der bei diesem Einbruch erschossene Hendrik Berg (21), Sohn des Drammener Bürgermeisters Jørgen Berg, den Wachmann der Sandvik-Farm nicht angegriffen. Der angehende Filmemacher hatte sich undercover bei der Gruppe eingeschleust, um mit versteckt aufgenommenem Bildmaterial zum einen auf die Missstände der norwegischen Massentierhaltung aufmerksam zu machen. Zum anderen wollte er zeigen, wie sich besagte Gruppe immer weiter radikalisierte. Von Bürgermeister Jørgen Berg liegt ein erstes kurzes Statement vor: »Mein Sohn hatte Gutes im Sinn. Nur hat er dafür leider einen Weg abseits unserer Rechtsstaatlichkeit gewählt. Als Vater werde ich Hendrik immer für sein großes Herz bewundern, auch wenn ich als Bürgermeister der Stadt Drammen die gewählten Mittel nicht gutheißen kann.«

Zu der Frage, welche Auswirkungen diese neuen Erkenntnisse auf seine Kandidatur um das Amt des Oberbürgermeisters von Oslo haben könnten, wollte Berg sich nicht äußern.

1

Lene

Am liebsten würde ich diesen beschissenen Artikel anzünden. Oder nein, am besten direkt das ganze elende Schmierblatt.

Die gewählten Mittel.

Dass ich nicht lache.

Weil ich kein Feuerzeug in der Nähe habe, tue ich das Nächstbeste: Ich reiße die Seite heraus und zerfetze sie in unzählige kleine Stücke. Es sieht aus wie buntes Konfetti, nur dass gar nichts bunt ist. Hendrik ist tot, und Dad hat nichts Besseres zu tun, als diesem Klatschblatt ernsthaft ein Statement über ihn zu geben. Ein paar Sekunden starre ich auf das Fetzenmeer vor mir auf dem Tisch, dann schiebe ich es mit der Hand zusammen und werfe es in den Müll. Mum soll sich nicht aufregen, weil ich Chaos veranstaltet habe. Wobei … Eigentlich bezweifle ich, dass sie überhaupt eine Reaktion zeigen wird. Seit ich aus Neuseeland zurück bin, merke ich, dass Emil in seinen Nachrichten nicht übertrieben hat. Mum ist nur noch ein wandelnder Zombie. Trotzdem gehe ich lieber auf Nummer sicher.

Nachdem ich mir einen Kaffee gemacht habe, setze ich mich damit raus in den Garten. Es ist schon kurz nach neun, dennoch herrscht im Haus Totenstille. Mum liegt noch im Bett, Dad ist im Büro, und Emil … Vermutlich hat mein Bruder wieder bei Freya übernachtet.

Unweigerlich umklammere ich meine Tasse fester. Ich sollte froh sein, dass er bei ihr ist und sie nicht bei uns zu Hause sind. So muss ich ihr Glück wenigstens nicht ertragen. Ihr verfluchtes Glück, das es nur gibt, weil unser anderer Bruder tot ist. Es will einfach nicht in meinen Kopf, wie sie kein Jahr nach seinem Tod ein Paar werden konnten. Freya war mit Hendrik zusammen, bevor er gestorben ist. Dass sie es nun mit Emil ist, kann nur bedeuten, dass sie Hendrik nie wirklich geliebt hat. Und das hat er verdammt noch mal nicht verdient.

Gott, ich sollte aufhören, darüber nachzudenken, wenn ich mir die Laune nicht noch mehr verderben will. In ein paar Minuten muss ich los in den Kletterpark, und ich habe keine Lust, von den Gedanken an Emils und Freyas Beziehung dorthin begleitet zu werden.

Geräuschlos trinke ich meinen Kaffee aus und stehe auf, um die Hühner aus ihrer Hütte zu lassen. Sie hören mich schon, bevor sie mich sehen, und ihr Gackern wird immer lauter, je näher ich komme. Mit der Tasse in der Hand öffne ich ihren Durchgang, und eine nach der anderen huscht an mir vorbei. Erst Dagahilt, dann Nanna. Danach Iduna, Nertha und Gefjon. Den dreien folgt Urda. Nur Eira bleibt vor mir sitzen und scheint mich regelrecht zu mustern. Ich weiß, dass das Quatsch ist, aber ihr Blick ist so eindringlich, dass ich nicht anders kann.

»Was?«, blaffe ich sie an und scheuche sie nach draußen.

Eira plustert ihr Gefieder auf, dann flitzt sie an mir vorbei und ihren Artgenossinnen hinterher. Es ist nicht fair, dass ich meine schlechte Laune an ihr auslasse, aber heute ist ein Tag, an dem ich nicht anders kann. Den Artikel über Hendrik zu lesen … Das hat mich aufgewühlt. Immer, wenn ich denke, einigermaßen mit seinem Tod klarzukommen, mit dem Fakt, dass er erschossen wurde, weil er in eine Massentierfarm eingebrochen ist, passiert etwas, das mir zeigt, dass es nicht so ist. Dass ich nicht ansatzweise so klarkomme, wie ich es gern würde. Und von da ausgehend springt die Gedankenspirale an, und ich ende jedes Mal bei Emil und Freya und der Tatsache, dass sie nun zusammen sind, aber es nur deshalb sein können, weil Hendrik tot ist. Und das ist falsch. Es ist falsch, dass er erschossen wurde, und es ist mindestens genauso falsch, dass Freya Hendrik durch Emil ersetzt hat. Von einem Bruder zum anderen, und er ist so dumm, das mitzumachen, weil er schon immer auf sie abgefahren ist.

Frustriert atme ich aus, dann wechsle ich das Wasser meiner Hühner, verteile ein bisschen Kraftfutter und sammle die Eier ein. Vielleicht macht Mum sich ein Spiegelei, wenn sie später sieht, dass ich die frischen bereits ins Haus geholt habe. Ich habe den Gedanken kaum gedacht, als ich auch schon selbst den Kopf schüttle. Nein, wird sie nicht. So beschissen, wie es Mum seit Hendriks Tod geht, wird sie gar nichts essen außer ihren täglichen Schlaftabletten. Trotzdem nehme ich mir vor, ihr demnächst Frühstück zu machen. Wenn das Essen fertig auf dem Tisch steht und sie keine Mühe mehr hat … Vielleicht schafft sie es dann, wenigstens ein paar Bissen zu sich zu nehmen.

Mit den Eiern und meiner Tasse gehe ich zurück in Richtung Haus. Und halte direkt auf der Veranda inne.

»Hey.« Mein Bruder steht im Rahmen der Terrassentür und begrüßt mich, ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen. Freya befindet sich neben ihm und gibt keinen Ton von sich. Mit beiden Händen hält sie sich an Emils fest. »Ich dachte, du bist schon weg. Warst du bei den Hühnern?«

Seine Frage ist sinnlos, weil er an den Eiern in meiner Hand genau sieht, wo ich war. Also spare ich mir eine Antwort, gehe an ihnen vorbei ins Haus, lege die Eier ab und stelle meine Tasse mit mehr Schwung als nötig in die Spüle.

»Lasst euch nicht stören«, sage ich bissig. Der Anblick der beiden macht mich wütend. Noch wütender, als ich es ohnehin schon bin. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, als ich aus Neuseeland zurückkam, aber ganz bestimmt nicht, dass Freya meine Brüder einfach ausgewechselt hat. Auch wenn sie behauptet, dass dem nicht so ist, glaube ich ihr nicht. Die Alternative wäre, dass sie Emil schon immer mehr gemocht hat, als sie es als Hendriks Freundin hätte tun dürfen. Und das macht es kein Stück besser. »Bin schon weg.«

Ich nehme meine Schlüssel vom Tisch und will wieder nach draußen, aber Emil stellt sich mir halb in den Weg.

»So war das überhaupt nicht gemeint«, sagt er, und ich höre ihm deutlich an, dass er genervt von mir ist. Von mir und meinem kindischen Verhalten, wie er nicht müde wird zu betonen.

Mir soll es egal sein. Wenn er das denkt, bitte, von mir aus kann er kindisch haben. Ich bleibe nicht stehen, laufe weiter in den Flur und nehme dort meine Jacke vom Haken.

»Lene!«, ruft er mir noch einmal hinterher. Nicht so laut, dass es Mum oben wecken würde, aber laut genug, dass ich nicht so tun kann, als hätte ich ihn nicht gehört.

»Sorry«, trällere ich zurück. Weil ich weiß, wie sehr es ihn ankotzt, wenn ich so bin. Tja, und mich kotzt an, dass er glaubt, es wäre okay, mit Hendriks Freundin zusammen zu sein. »Ich muss los.«

»Lene, bitte. Lass uns reden.« Er versucht es ein weiteres Mal, aber ich hebe nur die Hand und winke zum Abschied. Dann renne ich aus dem Haus, schnappe mir mein altes Fahrrad und düse los.

Mir ist klar, dass ich nicht ewig vor ihnen weglaufen kann. Aber heute tue ich es, weil ich mich einer richtigen Konfrontation mit ihnen momentan definitiv nicht gewachsen fühle. Nicht nach diesem Artikel, der alles wieder hochgeholt hat, was ich unter Verschluss zu halten versuche. Hendrik fehlt mir, und über ihn zu lesen, fast ein Jahr nach seinem Tod, ist immer noch unerträglich, auch wenn der Ton der Zeitungen sich inzwischen geändert hat. Sie sind nicht mehr darauf festgefahren, dass er ein radikaler Aktivist war. Was gut ist. Mittlerweile fokussieren sie sich mehr auf Dads Wahlkampf und welche Auswirkungen der Tod seines Sohnes darauf haben könnte. Als ob das nicht komplett egal ist. Es ist nur eine blöde Wahl. Nichts im Gegensatz zu dem Verlust von Hendrik.

Mein Herz rast, als ich den Kletterpark mitten im Wald erreiche. Ob das von dem bisschen Fahrradfahren kommt oder weil ich mal wieder geflüchtet bin, weiß ich nicht, aber ich bin froh, als ich das große Schild mit dem Namen des Parks vor mir sehe. Klatrepark Himmelssti Drammen. Der Kletterpark mit den Himmelspfaden. Er liegt umgeben von Bäumen etwas außerhalb der Stadt und ist wunderschön. Jedes Mal, wenn ich hier ankomme, fällt alles, was zu Hause verkehrt läuft, ein bisschen von mir ab.

Die letzten Meter lasse ich mich ausrollen, ehe ich komplett abbremse, absteige und das Fahrrad in den Mitarbeiterbereich schiebe. Dort lehne ich es neben die Räder von Thomas und Alea. Sie sind beide schon da und bringen den Park auf Vordermann, bevor wir in einigen Minuten öffnen.

»Hey.« Ich winke Thomas zu und steuere die Kaffeemaschine in der Hütte an, in der sich ein halbes Büro befindet. Wahrscheinlich macht es mich zu einem Klischee, aber ich kann ohne das schwarze Zeug nicht leben. Jedes Mal, wenn ich versuche, meinen Konsum zu reduzieren, endet das nur in schlechter Laune. Also habe ich beschlossen, es zu nehmen, wie es ist. Es gibt schließlich weitaus Schlimmeres, als koffeinsüchtig zu sein. Zum Beispiel, den toten Bruder zu hintergehen.

Nachdem ich mir eine Tasse eingegossen und mit einem Schuss Hafermilch versehen habe, drehe ich mich zu Alea um, die gerade die heutigen Voranmeldungen größerer Gruppen durchgeht. »Irgendwas Spannendes dabei?«

»Nicht wirklich.« Sie schüttelt den Kopf, ohne den Blick zu heben. »Um elf kommt ein Kindergeburtstag. Da sollten wir direkt Werbung für unsere Ferienabschlussfreizeit machen.«

»Okay.« Ich nicke und nippe an meinem Getränk. »Soll ich Flyer abzählen?«

»Das wäre super, danke.« Sie schnappt sich einen Stift und macht einen Haken hinter besagte Gruppe. Dann sieht sie auf. »Ansonsten scheint es heute ruhig zu werden, wenn nicht plötzlich die halbe Stadt beschließt, spontan zu uns rauszufahren.« Wir wissen beide, dass das eher nicht der Fall sein wird, obwohl momentan Sommerferien sind.

Das ist der Moment, den Thomas sich aussucht, um zu uns zu stoßen. »Hey, Lene«, begrüßt er mich nun richtig und drückt kurz meine Schulter. »Alles klar so weit?« Er blickt auf das Klemmbrett in Aleas Hand. »Die Gurte und Helme habe ich alle gecheckt, sie sind einsatzbereit.«

»Prima. Dann sind wir startklar.« Alea legt ihre Listen beiseite und sieht erst Thomas, dann mich abwechselnd an. »Wer öffnet die Kasse?«

»Das mache ich.« Ich mag es ganz gern, langsam in den Arbeitstag zu starten und zumindest die erste Tasse Kaffee zu trinken, solange sie noch heiß ist. Der Job hier gibt mir die Möglichkeit dazu. Wir können alle alles und entscheiden jeden Morgen spontan, wer Lust auf welchen Bereich hat.

»Gut, dann weise ich die erste Gruppe ein.« Alea nickt.

»Und ich übernehme die zweite.« Thomas erwidert ihr Nicken.

Wieder einmal erstaunt es mich, wie einfach es mit den beiden ist, die Aufgaben zu verteilen. Es gibt noch weitere Mitarbeitende, aber mit niemandem macht es so viel Spaß wie mit Alea und Thomas. Und das, obwohl er der Chef ist. Er leitet den Kletterpark im Sommer, während er im Winter in der Drammener Kletterhalle hilft, und ist einer der coolsten Menschen, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe. Zumindest, solange man seinen Job vernünftig macht.

Ich habe das kleine Kassenhäuschen kaum geöffnet, als ich auch schon die erste Truppe höre. Obwohl ich erst seit ein paar Wochen hier arbeite, kenne ich die Jungs. Es sind fünf Sechzehnjährige, die uns regelmäßig besuchen. Ich muss ihnen nichts mehr erklären, weshalb ich nur ihre Zehnerkarten abscanne und ihnen viel Spaß wünsche. Ihnen folgt eine Familie, die ich ebenfalls durchwinke, und dann ein Pärchen, das zum ersten Mal in seinem Leben in einem Kletterpark ist. Ich informiere die beiden über die Basics und lasse sie die Nutzungsbedingungen unterschreiben, ehe ich sie zu Alea für die ausführliche Einweisung schicke. Danach habe ich ein paar Minuten meine Ruhe und kann mich wieder meinem Kaffee widmen.

Je länger ich von zu Hause weg bin, umso mehr hebt sich meine Laune. Denn hier laufe ich sicher nicht Gefahr, Emil und Freya zu begegnen. Auch wenn sie meistens sowieso bei ihr sind, weil sie ihre Beziehung nach außen hin geheim halten. Dad zuliebe. Die Wahl zum Bürgermeister von Oslo ist schon schwierig genug für ihn, nachdem das älteste seiner Drillingskinder gestorben ist. Wenn die Presse nun Wind davon bekäme, dass sein Jüngster jetzt mit der ehemaligen Freundin seines verstorbenen Sohnes zusammen ist … Der Shitstorm wäre meiner Meinung nach absolut gerechtfertigt, aber was ich denke, spielt für meine Familie keine Rolle. Ihnen ist egal, dass sie damit Hendriks Vermächtnis beschmutzen. Aber mir ist es das nicht, weshalb ich mir das Geturtel der beiden garantiert nicht öfter als nötig ansehen werde. Es macht mich einfach so wütend, so fassungslos, zu wissen, dass die beiden zusammen sind. Dass sie das haben, was Hendrik nie mehr haben wird. Ich werde nie verstehen, wie Emil es über das Herz bringen konnte, ihn so zu hintergehen. Ausgerechnet Freya. Auch wenn Hendrik tot ist, ist es einfach nicht okay, dass sein Bruder seine Freundin abschleppt.

Bei dem Gedanken daran schüttelt es mich, und ich wende mich wieder meinem Kaffee zu, der ohne Zucker genauso bitter ist wie meine Gefühle der beschissenen Beziehung meines Bruders gegenüber.

Ein paar Minuten später tauchen auch schon die nächsten Besucher des Parks auf, und die nächsten Stunden habe ich immer etwas zu tun. Erst nach der Mittagszeit wird es ruhiger, da die meisten Besucher bereits wieder gehen. Und die nächsten kommen erfahrungsgemäß erst am frühen Nachmittag. Was Alea, Thomas, mir und inzwischen auch Melike die Chance gibt, selbst ein paar Bissen zu essen. Melike hat frische Pizza mitgebracht, und wir setzen uns damit an einen der herumstehenden Holztische. Da wir uns mitten im Wald befinden und klettern hungrig macht, hat Thomas nicht nur perfekte Parcours in den Bäumen anlegen lassen, sondern auch für genug Grill- und Picknickstellen gesorgt. Es ist ein kleines Paradies, und ich bin so gern hier draußen.

Als ich Ende Mai von meinen fast neun Monaten im Ausland nach Hause kam, bin ich keine drei Tage danach über die Jobanzeige gestolpert. Und habe mich beworben. Thomas hat mir fast die Füße geküsst, als er erfahren hat, dass ich in Neuseeland einen Kletterschein gemacht habe.

Du bist genau die Frau, auf die ich gewartet habe.

Er meinte das zwar auf rein beruflicher Ebene, aber seine Worte sind mir dennoch im Kopf geblieben. Ich habe es bisher keine Sekunde bereut, den Job angenommen zu haben. Er ist perfekt für mich, die Arbeit hier macht mir Spaß. Und vor allem ist sie ein Grund, nicht zu Hause sein zu müssen und gleichzeitig Geld zu verdienen. Bis das neue Semester meines Business-Management-Studiums Ende August anfängt – vorausgesetzt, ich mache überhaupt damit weiter –, dauert es noch fast sechs Wochen. Und ich plane, jede einzelne davon hier zu verbringen. Was zum Glück kein Problem ist, der Park hat im Sommer täglich geöffnet. Wenn ich will, kann ich jeden Tag arbeiten, zumindest, bis ich zu einer Zwangspause verdonnert werde oder Wind und Sturm das Klettern zu gefährlich machen. Abgesehen davon liebe ich es, mit meinem Team zusammenzusitzen, wenn im Park nicht allzu viel Trubel herrscht und wir uns eine gemeinsame Pause gönnen können. So wie heute.

»Wie kommen wir eigentlich zu der Ehre?«, fragt Alea, bevor sie genüsslich in ihr Stück Pizza beißt, sich gegen die Holzbank, die aus einem halben Baumstamm besteht, lehnt und das Gesicht in Richtung Sonne streckt.

Letzteres kann ich ihr nicht verdenken, ich liebe die Wärme der vergangenen Tage selbst viel zu sehr. Obwohl Norwegen meistens eher unbeständiges Wetter hat, haben wir dieses Jahr unverschämt viel Glück. Zumindest, wenn es nach meinem persönlichen Empfinden geht. Für das Klima ist dieser ungewöhnlich heiße Juli eine Katastrophe.

Melike zuckt mit den Schultern. »Paula hat sich Pizza zum Frühstück gewünscht, also gab es heute Pizza, bevor sie zu ihren Großeltern musste.«

»Lass mich raten.« Thomas grinst. »Wie immer hast du viel zu viel gemacht.«

»Natürlich.« Melike nickt und verdreht gleichzeitig über sich selbst die Augen. »Und weil ich wirklich keine Lust habe, jetzt drei Tage Pizza zu essen, müsst ihr dran glauben.«

»Tun wir supergern.« Alea beugt sich ein Stück nach hinten, sodass sie mich über Thomas’ Schulter hinweg ansehen kann. »Nicht wahr?«

»Klar.« Ich erwidere ihren Blick und beiße in mein eigenes Stück. »Nur über die Birnen müssen wir echt reden. Wie kommt man auf eine solche Idee?«

»Das musst du meine Tochter fragen. Sie hat das bei ihrer Freundin aus Schweden gegessen, und ich musste es unbedingt nachbacken.« Melike seufzt. »Ist wirklich gewöhnungsbedürftig, oder?«

»Ich find’s lecker.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, schnappt sich Thomas ein weiteres Stück. »Sag Pauli, dass sie gern öfter so tolle Ideen haben darf.«

»Sag’s ihr selber, wenn du sie das nächste Mal siehst.«

»Oh, das mach ich, verlass dich drauf.« Thomas grinst verschmitzt.

Melike hebt eine Augenbraue. »Und je nachdem, was es ist, musst du die Reste essen.«

»Auch das mache ich, kein Problem.«

Während die beiden sich kabbeln, verschlinge ich mein Pizzastück. Und mit jedem weiteren Bissen schmeckt die Kombination besser. Vielleicht auch, weil Melike über die Birnen noch Honig geträufelt hat. Es ist wild, aber echt lecker.

»Eigentlich könnten wir das öfter machen.« Alea stützt sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab. »Einer von uns kocht und bringt Essen für alle mit.«

»Okay. Morgen bist du dran.« Ich grinse sie an und stehe auf. Von links nähern sich neue Besucher, und da ich immer noch für die Kasse zuständig bin, eile ich zurück in die kleine Hütte.

»Nicht fair«, ruft Alea mir hinterher, aber sie kann die Belustigung in ihrer Stimme nicht verstecken.

Die nächsten Minuten bin ich mit der Familie beschäftigt. Die beiden Kinder sind ziemlich aufgeregt, weil sie das erste Mal hier sind.

»Guck mal, wie hoch die Bäume sind, Lily.« Die Kleinere der beiden hat den Kopf in den Nacken gelegt und verrenkt sich schier, um nach oben sehen zu können.

»Klettern wir da echt hoch?«, fragt besagte Lily und sieht ihre Eltern aus großen Augen an.

Doch es sind nicht ihre Mum oder ihr Dad, die ihr antworten, sondern ich. »Nicht, wenn du nicht willst«, sage ich und reiche ihr eines der beiden Kindertickets. Fast schon ehrfürchtig nimmt sie es entgegen. »Meine Kollegin zeigt euch gleich erst mal, wie das alles hier funktioniert, okay? Ihr startet auf einem ganz niedrigen Parcours, und erst, wenn der geklappt hat, dürft ihr auf den nächsten. Der da oben«, ich deute über uns, »ist für Profis.« Ist er nicht, aber das verschweige ich den beiden. Die ganz schwierigen Kletterwege sind für Kinder gar nicht freigegeben, aber ich möchte, dass sich Lily und ihre Schwester am Ende des heutigen Tages stolz fühlen. Ich gebe auch der Kleinen ihre Karte, kassiere die Eltern ab, und dann steht Alea auch schon neben ihnen und nimmt sie mit für ihre Einweisung.

Damit ist der Start in den Nachmittag getan. Melike räumt den Tisch frei, Thomas hilft ihr dabei. Während er sich danach wieder um die Gruppen kümmert, löst Melike mich hinter der Kasse ab, und ich gehe hinüber zu Alea, die gerade dabei ist, einige leere Getränkekisten aus der Lagerhütte zu holen. In Vorbereitung für das Team eines Grafikbüros, das später für teamstärkende Maßnahmen vorbeikommen würde. Was nichts anderes bedeutet, als dass ein Mitarbeiter nach dem anderen einen Kistenturm bauen und nach oben klettern muss, während seine Kollegen ihn sichern. Manche kostet das erstaunlich viel Überwindung.

Bevor ich hier angefangen habe zu arbeiten, habe ich mir nie viele Gedanken darüber gemacht, was es bedeutet, mutig zu sein. Vom Fünfmeterbrett im Freibad springen? Kein Problem. Auf die höchsten Berge klettern? Bin dabei. Austesten, ob die Eisdecke eines Sees dick genug ist? Ich mach das. Aber eigentlich erfordert das alles keinen Mut. Sondern nur sehr, sehr, sehr viel Leichtsinn.

Wirklichen Mut sehe ich erst, seit ich hier im Kletterpark arbeite. Wenn Kinder oder auch ihre Eltern ihre Angst überwinden und während der verschiedenen Parcours immer höher klettern. Wie sie in der Zeit bei uns die Anspannung mehr und mehr verlieren und am Ende so voller Adrenalin sind, dass sie schwören, ganz bald wiederzukommen. So läuft es meistens.

Außer bei dem Kerl mit den dunkelblonden Haaren. Er ist groß, hat strahlend blaue Augen und ziemlich faszinierende Wangenknochen. Das Einzige, was nicht so recht zu ihm passen will, ist der kleine Höcker auf seiner Nase. Es sieht aus, als hätte er sie einmal gebrochen und als wäre sie nicht wieder richtig zusammengewachsen. Doch das tut seiner Attraktivität keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Seit drei Tagen taucht er jeden Nachmittag um die gleiche Uhrzeit auf, bringt seinen eigenen Helm, einen eigenen Gurt und eigene Handschuhe mit und kauft sich eine Tageskarte. Aber dann steht er vor dem kleinen Übungsparcours, den jeder Besucher durchlaufen muss, bevor wir ihn auf die schwierigeren Wege lassen dürfen, und rührt sich nicht. Gestern und vorgestern hat Alea mit ihm gesprochen und ihm die Basics ausführlich erklärt. Betreten hat er den Miniparcours dennoch nicht. Nach ein paar Stunden ist er gegangen, ohne den einfachsten Kletterweg überhaupt versucht zu haben.

Offensichtlich hatte er keine Lust oder nicht genug Mut, um zu klettern. So was passiert. Menschen, die im Angesicht der meterhohen Bäume ihre Zuversicht verlieren. Das ist keine Schande, und viele von ihnen überwinden sich mit genug Zureden schließlich doch und haben am Ende den Spaß ihres Lebens in unserem Park.

Er nicht.

Trotzdem ist er heute schon wieder da. Aus den Augenwinkeln beobachte ich ihn, während Thomas ihm und den anderen Neuankömmlingen erklärt, wie sie die Gurte und Helme anziehen müssen, und anschließend überprüft, dass alles passt. Bei unserem Stammkunden, der nicht klettert, hat er nichts zu bemängeln. Er nickt zufrieden, ehe er die kleine Gruppe ein Stück nach rechts zum Übungsparcours führt. Auch der blonde Typ folgt ihm. Es ist das dritte Mal, dass er sich die Einführung anhört. Und ich bin wirklich gespannt, ob er sich heute traut, den Babyparcours, wie ich ihn heimlich nenne, zu betreten.

Während Thomas die Gruppe versorgt, räume ich auf und kontrolliere die Anzahl der Handschuhe. Es verschwinden immer wieder welche oder gehen im Laufe der Zeit kaputt. Aber aus den Augenwinkeln beobachte ich Thomas und seine Truppe weiter. Wobei … Eigentlich stimmt das so nicht. Ich beobachte genau eine einzige Person. Den blonden Typen. Er steht am Rand, etwas abseits. Sein Blick ruht auf Thomas, er lässt ihn nicht aus den Augen.

Die Erklärung dauert nur ein paar Minuten, dann klettert einer nach dem anderen den kleinen Parcours, während Thomas prüfend zusieht. Jedem einzelnen Besucher gibt er anschließend das Go und schickt ihn auf die höheren Wege.

Und dann ist nur noch eine Person übrig.

Er.

Thomas spricht mit ihm. Ich verstehe nicht, was er zu ihm sagt, bin zu weit weg, aber ich sehe, wie er auf den kleinen Parcours deutet, ihm allem Anschein nach dieselben Dinge noch einmal erklärt wie vor einigen Minuten der ganzen Gruppe. Der Typ nickt, aber er bewegt sich nicht. Er steht einfach nur da, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick fest auf die kleine Holztreppe gerichtet, die auf die erste Plattform des Babyparcours führt. Thomas redet ein paar Minuten mit ihm. Vielleicht zwei oder drei, nicht länger. Dann entfernt er sich von ihm und lässt ihn allein.

Irritiert runzle ich die Stirn. Was ist los mit dem Kerl?

2

Fin

Ich spüre, dass ich beobachtet werde. Keine Ahnung, wie die Mitarbeiterin des Parks heißt, aber auch, nachdem ich mich zu ihr umgedreht habe, lässt sie mich nicht aus den Augen. Wahrscheinlich fragt sie sich, wer der Loser ist, der seit dreißig Minuten vor diesem Miniparcours steht und es einfach nicht schafft, auch nur den Fuß anzuheben. Dabei sind die Holzbretter keinen Meter über dem Boden angebracht. Das ist nichts. Selbst die Kinder, die in meiner Einweisungsgruppe waren, haben diesen Weg mit Leichtigkeit hinter sich gebracht. Sie haben sogar dabei gelacht. Und ich? Ich stehe seit Tagen jedes Mal auf dieselbe Art und Weise hier: bewegungsunfähig und wie zur Salzsäule erstarrt. Dabei weiß ich, dass es überhaupt nicht schwer ist. Ich muss einfach nur den Fuß anheben und auf die erste Stufe stellen. Früher konnte ich es doch schließlich auch.

Mit all der Willenskraft, die ich aufbringen kann, versuche ich, mich dazu zu zwingen, den ersten Schritt zu tun. Exposition, hat Dr. Hansen gesagt. Ein Kinderspiel. Zumindest in der Theorie. Die Praxis sieht ein bisschen anders aus. Vor allem deutlich deprimierender. Fast eine halbe Woche komme ich nun schon hierher, und trotzdem bin ich im wahrsten Sinne des Wortes keinen Schritt weiter als an Tag eins.

»Kann ich dir helfen?«

Mein Kopf schnellt nach oben, als ich angesprochen werde. Die Mitarbeiterin, die mich vorhin angestarrt hat, steht nun vor mir und mustert mich aus unfassbar grünen Augen. Die Farbe ist so intensiv, dass ich kurz nicht weiß, was ich sagen soll.

»Was?«, frage ich und will mir durch die Haare fahren. Es ist ein Reflex, doch statt in meinen Haaren lande ich auf meinem Helm. Schnell lasse ich die Hand wieder sinken und sehe sie weiter an. Ihre Haare sind hellblond und schulterlang und sehen aus, als hätte sie die Spitzen in lila Farbe getunkt. Es steht ihr.

»Ob ich dir helfen kann. Nichts für ungut, aber du siehst ein bisschen verloren aus.« Sie lächelt, und das bringt mich völlig aus dem Konzept.

Ich bin so unter Strom, und mein ganzer Körper ist zum Zerbersten angespannt, weil ich weiß, dass ich diesen Parcours absolvieren muss, aber es einfach nicht schaffe. Und nun bietet sie mir ihre Hilfe an, und ich blamiere mich mit jeder Sekunde, in der ich nichts sage, weiter. Großartig.

»Nein, ich … komme schon klar.« Irgendwie schaffe ich es, die Worte über meine Lippen zu pressen.

»Sicher?« Ihr Blick ist skeptisch, und ich kann es ihr nicht einmal verübeln. Ich gebe garantiert ein ganz grandioses Bild ab, wie ich hier stehe und mich einfach nicht vom Fleck rühre. Und jetzt kann ich mir nicht einmal mehr einreden, dass ja niemand sieht, was ich hier tue. Oder vielmehr … nicht tue.

»Es ist okay«, sagt sie, und als ich wieder nicht antworte, spricht sie weiter: »Es ist okay, Angst zu haben. Mein erstes Mal war auch … Sagen wir, ich hatte lange nicht mehr solches Herzklopfen.«

Mir ist klar, was sie da tut. Ablenkung gepaart mit Vertrauen aufbauen. Hey,dubistnichtalleindamit.Ichweiß,wiedudichfühlst. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es nicht weiß. Zum Glück für sie.

»Wenn du willst, machen wir den Parcours zusammen.« Sie legt eine Hand an den Holzpfosten neben uns, der eine Stütze für die erste Plattform bildet. »Ich gehe auch voraus.« Da ist ein Blitzen in ihren Augen. Ein Hauch von Herausforderung. Aber vor allem scheint sie einfach nur zu wollen, dass ich mich traue. Dass ich mutig bin. Keine Angst mehr habe. Oder zumindest weniger. Was genau der Grund ist, aus dem ich überhaupt hier bin.

»Du trägst keinen Gurt.« Ich habe keine Ahnung, wo die Worte herkommen, aber sie verlassen meinen Mund, bevor ich darüber nachdenken kann.

»Oh.« Ihr Blick wandert an ihrem Körper nach unten. Meiner tut es ihr gleich. Ich sehe das schwarze Shirt, das sie trägt, mit dem Logo des Parks drauf. Die graue Outdoorhose, die ihr bis zu den Knöcheln reicht und ein bisschen zu kurz wirkt. Und schließlich Turnschuhe, die meinen nicht unähnlich sind. Nur sehen ihre wesentlich gebrauchter aus. »Du hast völlig recht«, sagt sie und macht einen Schritt rückwärts. »Warte kurz.«

Fast hätte ich gelacht. Als ob ich mich bewegen könnte. Ich sehe ihr hinterher, wie sie in einer der Hütten verschwindet. Keine zwei Minuten später tritt sie wieder heraus – und trägt nun Gurt und Helm. Mit großen Schritten kommt sie zurück zu mir.

»Okay. Startklar.« Sie grinst, und das lässt nicht nur ihre Augen, sondern ihr ganzes Gesicht leuchten.

Ich kann mir nicht helfen, ich finde sie wunderschön. Selbst in diesem Kletterlook, der wirklich nicht sexy ist.

»Wollen wir es zusammen versuchen?« Abwartend mustert sie mich.

Ich weiß nicht, warum ich mir so sicher bin. Aber intuitiv ist mir klar, dass sie mich nicht überreden wird, wenn ich wirklich nicht will. Wenn ich Nein sage, wird sie das genauso akzeptieren, wie wenn ich ihr Angebot annehme. Das Ding ist nur … Ich will. Ich muss. Weil ich nicht grundlos hier bin. Dr. Hansen hat mir gesagt, dass das der richtige Weg ist, und ich vertraue ihm. Er ist seit einigen Monaten mein Therapeut. Wir haben unzählige Stunden über mein Problem, über meine Ängste gesprochen, nun ist es an der Zeit, meine Vorsätze in die Tat umzusetzen und mich meinen Gefühlen bewusst auszusetzen. Rein in die Angst. Das waren seine Worte. Genau wie: Sie sind so weit.

Abgesehen davon verlässt Lasse sich auf mich. Ich kann unsere neue App nur vernünftig mit ihm testen, wenn ich nicht jedes Mal in Panik verfalle, sobald ich in die Berge muss. Doch obwohl ich den Druck, der auf mir liegt, deutlich spüre, kann ich nicht sofort Ja sagen.

»Wie soll das funktionieren?«, frage ich sie und sehe zwischen ihr und den Treppenstufen hin und her. »Es wird nichts bringen, wenn du mir einfach vormachst, wie es geht.« Das haben Thomas, die Kinder und ihre Eltern bereits getan. Es ist kein Verstehensproblem.

»Das hatte ich auch nicht vor.« Sie lächelt und kommt noch etwas mehr auf mich zu. »Wir machen das wirklich zusammen.«

»Okay?« Ich habe keine Ahnung, was sie vorhat. Will sie mich da hochschicken und mich parallel motivierend anbrüllen? Wie mein Coach im Fitnessstudio? Einmal und nie wieder, dieser Typ war eine Katastrophe.

»Komm her.« Sie winkt mich zu sich, und überraschenderweise schaffe ich es, zwei Schritte auf sie zuzumachen. Erst jetzt, so nah, wird mir bewusst, dass ich deutlich größer bin als sie. Keine dreißig Zentimeter, aber zwanzig sind es bestimmt. Sie muss beinahe den Kopf in den Nacken legen, um mich richtig ansehen zu können.

»Also«, beginnt sie und räuspert sich in der nächsten Sekunde leicht. »Der Plan … ist folgender.«

Ich sage kein Wort, höre ihr nur zu, während sie mir erklärt, was sie vorhat. Ich bin mir nicht sicher, ob das tatsächlich klappen könnte. Aber es muss. Lasse fragt jeden Tag nach meinen Fortschritten, und bisher bestehen die aus genau … nichts. Ich will endlich Erfolg vermelden können. Also nicke ich schließlich und folge ihr zu den Treppenstufen, die auf die erste Plattform führen. Als wäre es nichts, springt sie direkt auf die oberste Stufe. Mir will kurz das Herz stehen bleiben, aber es begreift recht schnell, dass nicht ich da oben stehe, sondern sie, und beruhigt sich wieder. Wenn man bei einem Ruhepuls von ungefähr neunzig von beruhigen sprechen kann. Ich habe das Gefühl, mein Arzt würde dem nicht zustimmen. Ich atme einmal tief durch, wie sie es mir gesagt hat, dann hebe ich den Blick. Durch die Stufen ist sie nun etwas größer als ich. Sie lächelt immer noch. Logisch. Weil das hier auch einfach kein Thema für sie ist. Es ist ihr Job, sie klettert ständig auf diesen Wegen zwischen den Bäumen herum. Vermutlich klettert sie sogar richtig in den Bergen, so flink, wie sie unterwegs ist.

»Hey.« Ihre Stimme unterbricht die Gedankenpfeile in meinem Kopf. »Nicht nachdenken. Konzentrier dich auf mich.« Damit zieht sie meinen Fokus wieder auf sich, und ich erkenne, dass sie mir auffordernd ihre Hände entgegenhält.

Ich zögere kurz, doch als sie »Zusammen. Schon vergessen?« sagt, greife ich danach. Im Gegensatz zu mir trägt sie keine Handschuhe, weil sie so etwas nicht braucht. Wahrscheinlich bräuchte auch ich sie nicht, aber ich bilde mir ein, mich mit ihnen sicherer zu fühlen.

Sicherer in nicht einmal einem Meter Höhe, Fin Eriksen. Wahnsinn. Was bist du doch für ein Held.

Die Stimme in meinem Kopf trieft nur so vor Sarkasmus. Ich weiß, dass meine Angst völlig irrational ist. Mir wird nichts passieren, wenn ich diesen Miniparcours betrete. Mir kann nichts passieren. Aber dieses Wissen kommt irgendwie nicht dort an, wo es ankommen muss, damit ich loslaufen kann.

»Sieh mir in die Augen«, bittet sie und reißt mich damit aus meinen Gedanken, und weil sie die perfekte Höhe dafür hat, tue ich es. Ich sehe sie an, ihre Nase, ihren Mund und letztlich ihre Augen. Das Grün ist durchzogen von zarten braunen Sprenkeln, und das erinnert mich irgendwie an eine Elfe. Gut, sie wäre eine Elfe in Sportkleidung und mit Helm und Gurt. Aber die Ähnlichkeit ist dennoch da.

»Heb dein Bein an«, sagt sie als Nächstes. Sie spricht leise, sodass nur ich sie hören kann. Obwohl sonst niemand in unserer Nähe ist. »Und nicht aufhören, mir in die Augen zu sehen, ja?«

Ich schüttle den Kopf, hole noch einmal Luft, und dann hebe ich endlich das Bein an.

»Super!« Sie jubelt und erhöht den Druck ihrer Hände auf meine. »Und jetzt halten. Nicht wieder abstellen.«

Ich tue, was sie sagt, fühle mich wie ein Flamingo im Zoo, aber ich bleibe genau so stehen, ein Bein angehoben.

»Atmen nicht vergessen«, sagt sie irgendwann, und das Lächeln, das dabei auf ihrem Gesicht liegt, erreicht sogar ihre Augen. Himmel, sie ist wirklich schön.

Ich schnappe nach Luft, wanke kurz, aber ihre Hände sind da. Geben mir Halt. Ich falle nicht um, und das Herz springt mir auch nicht aus der Brust. Irgendwie schaffe ich es, das Adrenalin in Schach zu halten.

Keine Ahnung, wie lange ich schon so dastehe, bis sie wieder zu sprechen beginnt. Es fühlt sich ewig an und gleichzeitig nur wie wenige Sekunden. »Gut. Jetzt schieb dein Bein auf dieser Höhe ein paar Zentimeter nach vorne.« Sie sieht in Richtung meiner Schuhe, aber ich halte den Blick weiterhin stur auf ihrem Gesicht. Auf keinen Fall werde ich nach unten schauen. Auf gar keinen Fall.

»Okay, prima. So passt es.« Sie sieht wieder auf und grinst. »Alles okay?«

»Hm.« Mehr bringe ich nicht heraus, ich brauche all meine Worte in meinem Kopf.

»Also. Wenn du jetzt gleich deinen Fuß abstellst, ziehe ich dich nach oben, und du drückst dich mit dem anderen Fuß vom Boden ab und ziehst ihn nach. Fürs Gleichgewicht. Ja?«

Es klingt so simpel, wenn sie es sagt. Als wäre es die einfachste Sache der Welt. Was sie vermutlich auch ist, aber das ist meinem Hirn egal. Mir ist dennoch bewusst, dass es die einzige Chance ist, die ich gerade habe.

»Stell dir vor, du wärst beim Physio und müsstest das Treppenlaufen neu lernen. Das hier ist quasi eine Übung dafür. Sag deinem Kopf, dass du nur die erste Stufe nehmen musst, dann darfst du wieder zurück auf den Boden.«

Uns ist beiden klar, dass ich dann nicht wieder zurückdarf. Aber vielleicht ist Überlistung gar keine so schlechte Idee. Ich brauche diese Tricks. Nur darüber zu reden, hat mich schließlich auch nicht weitergebracht.

»Okay. Auf drei?«, frage ich, und sie nickt.

»Auf drei.«

Sie beginnt zu zählen, und bei »Drei!« stelle ich meinen Fuß auf das Brett, ziehe den anderen nach, und sie zerrt mich mit erstaunlich viel Kraft nach oben.

Und plötzlich … stehe ich auf der ersten Stufe.

»Wow!«, entfährt es mir, und ich suche überrascht ihren Blick. »Das hat echt geklappt.« Ich kann die Verwunderung in meinen Worten nicht verstecken.

»Natürlich hat es das.« Sie grinst und nickt gleichzeitig, ihre Finger halten immer noch meine. Sie ist mir nun deutlich näher, weil uns keine zwei Stufen mehr voneinander trennen. Ich müsste nur meine Hand aus ihrer lösen, dann könnte ich ihr die Haarsträhne, die zwischen ihrer Wange und dem Helmverschluss hängt, wieder zum Ohr schieben. Aber das … würde bedeuten, dass ich sie loslassen muss, und das kommt nicht infrage, solange ich keinen festen Boden unter den Füßen habe. Ich hole tief Luft, und auf einmal riecht es nach Erdbeeren. Erdbeeren und … Kaffee?

»Schaffst du noch eine Stufe, oder möchtest du zurück?«

Ich denke über meine Antwort nicht nach. »Noch eine«, sage ich entschieden.

»Alles klar.« Sie grinst wieder, dieses Mal noch breiter. Als würde sie sich wirklich ernsthaft über meinen Erfolg, die erste Stufe besiegt zu haben, freuen. »Dasselbe Spiel noch einmal, ja?« Sie macht einen Schritt rückwärts, sodass mehr Platz zwischen ihr und mir ist und ich mit einem zweiten Anheben des Fußes auf die Plattform treten kann. Wieder umfasst sie fest meine Hände, wieder bittet sie um Augenkontakt, wieder fokussieren wir uns aufeinander. Ich hebe das Bein an, halte es, dann schiebe ich es in der Luft nach vorne. Und im nächsten Moment stoße ich mich ab, sie zieht an meinen Händen, und zack, stehe ich auf Stufe zwei.

»Weiter!«, dränge ich, hebe mein Bein wieder an, und sie zieht mich nach oben auf die Plattform. Knapp einen Meter über der Erde.

»Fuck!« Ich stoße das Wort hervor und rutsche automatisch weiter in die Mitte des Holzbretts, auf dem wir uns befinden. Nur steht dort auch sie, und ich krache beinahe gegen sie.

»Hoppla«, entfährt es ihr, und sie tritt lachend einen Schritt zur Seite, um mir Platz zu machen. »Aber hey. Du hast es geschafft.«

»Hab ich.« Ich halte ihre Hände immer noch fest. Eigentlich gibt es keinen Grund dafür, ich stehe in der Mitte, weit genug von den Rändern entfernt. Dennoch kann ich sie einfach nicht loslassen. Mein Herz schlägt schneller, ich spüre jedes Trommeln in meiner Brust. Atmen, kommt es mir in den Sinn. Ich muss atmen. Also hole ich erneut tief Luft, und sofort sind auch die Erdbeeren wieder da.

»Und jetzt?« Ich sehe mich um, bemühe mich, nur geradeaus und nicht auf den Boden in meiner unmittelbaren Nähe zu blicken.

»Du entscheidest.« Sie wird wieder ernst. »Wir können den Parcours laufen. Oder wenn dir das für heute reicht, können wir auch einfach die Stufen wieder nach unten gehen und aufhören.«

»Ich will nicht aufhören«, widerspreche ich sofort.

»Aber du willst auch nicht weitermachen.« Sie durchschaut mich.

»Das ist ein Problem, oder?« Ich versuche zu grinsen, aber ich glaube, es gelingt mir nicht. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht bleibt ernst. Bevor sie etwas sagen kann, spreche ich weiter. »Wir tun es trotzdem. Vorausgesetzt, du hast Zeit und musst nicht …«

»Ich hab Zeit«, unterbricht sie mich. »Meine Kollegen holen mich schon, wenn sie mich brauchen.« Sie läuft ein Stück, was gar nicht so leicht ist, weil ich mich immer noch an ihren Händen festklammere. Und weil auch sie mich nicht loslässt. Auf der anderen Seite der Plattform bleibt sie wieder stehen. Hinter ihr führt eine Art Steg zur nächsten Erhöhung.

»Okay. Bevor wir weiterlaufen, zeige ich dir, wie man den Gurt richtig benutzt. Wir brauchen ihn hier unten in dieser geringen Höhe eigentlich nicht, aber wenn du irgendwann dort oben kletterst, musst du dich richtig einhaken können.«

Dort oben. Wenn. Sie hat nicht Falls gesagt. Und irgendwie rührt mich ihr Vertrauen in mich. Konzentriert lausche ich ihren Anweisungen, obwohl ich das alles theoretisch schon weiß. Aber ich sauge trotzdem jedes Wort auf.

»Du hast diesen Karabiner an deinem Gurt, und den musst du immer an den Sicherungsseilen befestigen. Siehst du? So.« Sie lässt kurz meine Hände los, fasst nach dem Seil über unseren Köpfen und macht es mir vor. Und es sieht wirklich kinderleicht aus. Einhaken, zudrehen. Das Zudrehen funktioniert nur, wenn richtig eingehakt wurde, und bildet damit eine doppelte Kontrolle, dass man richtig gesichert ist. Als sie fertig ist, greift sie wie selbstverständlich wieder nach meinen Fingern. Doch dieses Mal nicht, um sie zu halten, sondern um sie zu meinem Gurt zu führen und den Karabiner zu nehmen. »Probier es aus«, fordert sie mich auf, und erst, als ich das gespannte Seil umfassen kann, lässt sie mich los.

Ich hake den Karabiner ein, wie sie es mir gerade vorgemacht hat. Es ist genauso easy, wie es aussah.

»Prima. Dann geht’s weiter.« Sie nimmt meine Hände erneut in ihre und tritt auf den Steg. Wieder rückwärts, damit sie mich nicht aus den Augen lassen muss. »Wenn du dich lieber am Holzgeländer festhalten willst, kannst du das gern tun«, meint sie. »Das geht auch ganz gut.«

»Nein danke.« Ich lehne ihren Vorschlag ab und klammere mich weiter an ihr fest. Es sollte mir peinlich sein, und irgendwo tief in mir drin ist es das auch. Aber diese gigantische Unsicherheit, die Angst vor dem, was passieren könnte, wenn ich sie nicht halte, überlagert meine Schamgefühle um Welten.

Ich atme tief durch, dann folge ich ihr auf den Steg. Er ist schätzungsweise einen Meter breit und maximal drei lang. Sie läuft langsam, macht kleine Schritte rückwärts, sodass ich mich nicht gehetzt fühle. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen, schiebe die Schuhe mehr über das Holz, als dass ich die Beine anhebe, ohne den Blick von ihr abzuwenden. In diesen Minuten ist sie mein Anker. Sie gibt mir Halt und Mut, und es ist mir schleierhaft, wieso sie das kann, ich selbst aber nicht. Aber zu viel kann ich nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt. Ich bin immer noch auf sie konzentriert, halte den Fokus auf ihr Gesicht gerichtet und verbiete mir, nach unten zum Holz zu sehen.

»Du machst das großartig«, murmelt sie.

Ich glaube ihr nicht, weil es mich viel zu viel Kraft kostet durchzuhalten. Doch schließlich erreichen wir die andere Seite, und ich stehe wieder auf einer Plattform, die etwas breiter ist als der Steg und mir die Möglichkeit gibt, leichter zu atmen.

»Halbzeit.« Sie lächelt mich zufrieden an. »Gleich hast du es geschafft.«

»Hm«, mache ich. Mein Herz schlägt immer noch zu schnell, und ich fühle den Schweiß unter meinem T-Shirt über meinen Rücken laufen.

»Kurze Pause?«, schlägt sie vor, nimmt ihre Finger von meinen Händen und macht ihren Karabiner los. Meinen lässt sie, wo er ist. Was vermutlich auch besser so ist. Im Moment traue ich mir selbst nicht.

Ich nicke und beobachte sie, als sie sich gegen das Geländer der Plattform lehnt. Sie behält mich dennoch im Auge, und ich spüre ihren Blick deutlich auf mir.

»Ich sollte dich das vermutlich nicht gerade jetzt fragen, und wenn du nicht antworten willst, ist das auch total in Ordnung. Aber …« Sie zuckt mit den Schultern. »Wie machst du das im Alltag mit deiner Höhenangst?«

Ich zucke zusammen, als sie das Wort laut ausspricht. Natürlich hat sie recht, und sie vermittelt mir mit ihrer Frage auch nicht das Gefühl, dass es schlimm wäre, mit Mitte zwanzig diesen Miniparcours nicht allein absolvieren zu können. Dennoch ist es seltsam, sie das Wort sagen zu hören. Denn eigentlich rede ich nicht darüber. Kaum jemand weiß davon.

Die Stille, die darauf folgt, lässt sie wohl vermuten, dass ich ihr nicht antworten werde. »Ich frag nur deshalb«, schiebt sie schnell hinterher, »weil ich dir dann besser helfen kann. Wie kommst du zum Beispiel generell mit Treppen klar?«

»Mit Treppen?«

»Ja.« Sie deutet mit dem Kopf an mir vorbei zum Anfang des Übungsparcours. »Die drei Stufen waren eine echte Herausforderung. Wie ist das mit Treppen in Gebäuden?« Ihr Blick ist offen und ehrlich, während sie an diesem Geländer lehnt und völlig entspannt wirkt.

»Treppen sind kein Problem, solange die Stufen geschlossen sind. Nur wenn ich bei jeder Stufe hindurchsehen kann, geht’s nicht. Dann fahre ich Aufzug.«

»Und wenn der aus Glas ist? Dann siehst du ja auch nach draußen und nach unten.«

»In solchen Fällen stelle ich mich mit dem Rücken zur Glasseite dicht vor die Tür und schließe die Augen. Meistens klappt das. Ich habe festen Boden unter den Füßen, und wenn ich oben ankomme und sich die Türen öffnen, sehe ich direkt in den Flur.«

»Verstehe.« Sie nickt. »Also hast du immer nur ein Problem, wenn du die Entfernung zum Boden siehst.«

»Genau.« Ich schlucke, weil ihre Zusammenfassung meines Problems unweigerlich dazu führt, dass ich hinunterblicken will.

»Gut. Dann arbeiten wir daran. Kommst du morgen wieder?«

»Ja?« Meine Antwort klingt wie eine Frage.

»Prima. Ich bin auch da. Also laufen wir morgen diesen Parcours gleich noch einmal. Oder zweimal, wenn du willst. So lange, bis du ihn ohne allzu große Angst absolvieren kannst.«

»Das wird dauern.« Die Worte verlassen meinen Mund schneller, als mir lieb ist.

»Das macht nichts. Ich hab Zeit.« Wieder folgt ihrer Aussage dieses lockere Schulterzucken, ein angedeutetes Lächeln liegt auf ihren Lippen. Dann stößt sie sich vom Geländer ab und kommt erneut näher. »Wie sieht’s aus? Wollen wir weitermachen? Das nächste Stück ist das Längste, aber es macht auch am meisten Spaß.«

»Spaß«, brumme ich. »Haha.« Davon bin ich weiter weg als die Erde von der Sonne. Dennoch nicke ich und fasse nach dem Karabiner. »Ich nehme an, ich muss mich neu sichern?«

»Richtig.« Grinsend stellt sie sich vor mich und sieht mir dabei zu, wie ich das Teil löse und am anderen Seil einhake. Nachdem ich fertig bin, tut sie es mir gleich. Sie sichert sich und betritt rückwärts das nächste Stück. Es besteht aus einem breiten Baumstamm, der an Seilen hängt. Und die einzige Möglichkeit, ihn, ohne runterzufallen, zu überqueren, ist, wenn ich mit den Händen an meinem Karabinergurt ziehe, damit ich Spannung aufbauen kann. Ich würde mich also nicht mehr an ihr festhalten können.

»Du schaffst das«, sagt sie, als sie meinen panischen Blick bemerkt. »Es kann nichts passieren. Du bist gesichert, ich bin direkt vor dir, uns trennen nur wenige Zentimeter vom Boden.«

Mit anderen Worten, selbst wenn doch etwas passieren würde, kann mir nichts geschehen. Ich würde maximal einen Meter tief fallen.

»Sieh mich wieder an, okay? Ich lotse dich durch.« Und genau das tut sie.

Mit großer Wahrscheinlichkeit stellen wir den absoluten Negativrekord auf, wie lange jemand für diesen winzigen Parcours brauchen kann. Ich schwitze, habe dreimal das Gefühl, ohnmächtig zu werden, als der Baumstamm schwankt, und mindestens siebenmal rutscht mir das Herz in die Hose, weil ich befürchte runterzufallen. Ich beiße die Zähne so fest aufeinander, dass es wehtut, umklammere mit schweißnassen Händen meinen Gurt und rufe mir wieder in Erinnerung, was Dr. Hansen gesagt hat: Eswirdnichteinfach,HerrEriksen.AberSiesind so weit, es auszuprobieren. Allein.

Letztlich erreichen wir das Ende. Ich muss mich nur noch losmachen und wieder drei Stufen nach unten steigen. Meine Knie sind weicher als Pudding, als ich den Karabiner löse und mich mit einer Hand am Geländer festhalte. Mein Puls ist immer noch unnatürlich hoch, aber ich gehe davon aus, dass es auch noch ein paar Minuten dauern wird, bis mein Körper versteht, dass es vorbei ist und wir den Panikmodus wieder verlassen können. Diese drei Schritte nach unten mache ich ohne ihre Hilfe. Stufen nach unten sind leichter als die nach oben. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Vielleicht, weil ich da nur die Trittfläche sehe und nicht durch die Lücken zwischen den Stufen schauen kann. Ich umklammere das Geländer, jeder Muskel in meinen Beinen zittert, aber ich komme heil unten an.

»Glückwunsch.« Sie hält mir ihre erhobene Hand entgegen, sodass ich einschlagen kann. »Du hast es geschafft.«

»Hab ich.« Das ist der Augenblick, in dem die Anspannung wirklich von mir abfällt, und ich begreife, dass es mir tatsächlich gelungen ist. Ich fange an zu lachen und gebe ihr ein High Five. »Unglaublich. Danke für deine Hilfe.«

»Keine Ursache.« Sie erwidert mein Lachen und schiebt die Hände in die Hosentaschen. »Ich find’s echt super, dass du es versucht hast.«

»Ja. Na ja. Ohne dich hätte es nicht funktioniert. Deshalb … danke. Wie heißt du eigentlich?«

»Oh. Stimmt.« Ihr scheint auch erst jetzt aufzufallen, dass wir einander gar nicht vorgestellt haben. »Ich bin Lene.«

»Fin.« Ich ziehe mir die Handschuhe aus, reibe mir die Hände an meiner Hose ab und halte ihr anschließend die rechte entgegen. »Schön, dich kennenzulernen.«

Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Pizza besser schmeckt, wenn man sie im Freien isst. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist es auch nur Einbildung. Aber das lauwarme Stück in meiner Hand ist verdammt lecker. Ich beiße ab und strecke die Füße noch ein bisschen weiter aus. Das Gras kitzelt angenehm zwischen meinen Zehen. Seit ich den Kletterpark verlassen habe und das Adrenalin wieder abgefallen ist, fühle ich mich so entspannt wie lange nicht mehr. Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass ich es tatsächlich geschafft habe, den Parcours zu absolvieren. Tagelang stand ich davor, unfähig, auch nur eine der Stufen zu betreten, kurz davor, Dr. Hansen anzurufen und ihn zu bitten herzufahren. Egal, was es mich gekostet hätte.

Und dann kam sie. Lene.

Ich wüsste nur zu gern, woran es lag, dass es mir mit ihrer Hilfe gelungen ist. Aber selbst jetzt, nachdem sich mein Körper wieder eingekriegt hat und ich klar denken kann, habe ich keine Ahnung.

Ich beiße erneut von meiner Pizza ab und starre vor mich hin. Nur wenige Meter von mir entfernt liegt der kleine See, an dem ich seit knapp einer Woche campe. Hinter mir steht mein Van, ein Jahreswagen von VW, den ich mir spontan gekauft habe.

Weil ich plötzlich das Gefühl hatte, das hier machen zu müssen. Und zwar nicht erst nächsten Monat oder nächstes Jahr. Sondern jetzt.

Expositionstraining. Tun Sie das, wovor Sie Angst haben. Gehen Sie rein in die Angst. Ich habe die Stimme von Dr. Hansen immer noch im Ohr. Ihm zufolge gibt es nur eine Möglichkeit, seine Ängste zu überwinden. Und die lautet kompromisslose Auseinandersetzung damit.

Deshalb der Kletterpark.

Deshalb das Camping.

Und tatsächlich muss ich zugeben, dass ich es irgendwie sogar genieße, meine Abende nicht am Schreibtisch vor einem Computer, sondern hier draußen zu verbringen. Es ist ruhig, obwohl ich nicht allein auf dem Platz bin. Aber irgendwie ist es auch ein ungeschriebenes Gesetz, dass auf diesem Campingplatz in der Nähe von Drammen die Natur respektiert wird. Respektiert, und vor allem auch wertgeschätzt. Mein nächster Nachbar ist mindestens dreißig Meter von mir entfernt, und während ich anfangs noch bei jedem Geräusch aufgeschreckt bin, habe ich mich inzwischen daran gewöhnt. Es ist normal, dass irgendwo in den Bergen auf der anderen Seite des Sees Elche röhren. Oder dass der Wind manchmal so laut in den Blättern rauscht, dass ich kaum schlafen kann. Das alles gehört dazu.

Nach einigen Tagen hier draußen kann ich sagen, dass es sich immer noch nicht wie Alltag anfühlt, aber doch ganz gut. Fast könnte man meinen, ich sei nicht auf Therapiemission, sondern komplett im Urlaub. Wäre da nicht der allabendliche Anruf von Lasse. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich wirklich nur auf den neusten Stand unseres Projekts bringen will. Oder ob er nicht doch insgeheim befürchtet, ich könnte in den Wäldern verloren gehen.

Genau in dieser Sekunde klingelt mein Handy. Um Punkt neun Uhr.

»Stellst du dir den Wecker?«, begrüße ich meinen besten Freund und gleichzeitig auch Geschäftspartner.

»Natürlich.« Seine Antwort kommt so trocken, dass ich sie ihm fast glauben würde, wenn ich ihn nicht so gut kennen würde. »Als ob ich riskiere, mein Date mit dir zu verpassen. Irgendwann kriege ich dich dazu, mit mir zu facetimen.«

»Nopes. Nicht in diesem Leben. Ich erkenne keinen Sinn darin, wieso ich dich ansehen sollte, wenn wir telefonieren.« Ich schiebe mir den Rest meiner Pizza in den Mund und kaue, während Lasse lautstark seufzt.

»Weil ich hübsch bin?«

»Ansichtssache.«

»Na gut. Dann erzähl, du Langweiler. Wie läuft’s bei dir?«

»Hab die Sache im Griff. Und du?«

»Hab die Sache auch im Griff.« Ich höre ihm deutlich an, dass er grinst.

»Schön. Wie ist der Status?«, frage ich.

»Seit heute sind alle Tester mit der Demoversion der App ausgestattet. Allerdings gibt es noch Probleme mit älteren Android-Versionen. Bei iOS sieht so weit alles gut aus.«

»Okay. Lädst du mir die aktuellen Daten in die Cloud? Dann schaue ich mir das nachher an.«

»Mach ich.« Anschließend schweigt Lasse ein paar Sekunden, und ich nehme mir ein neues Pizzastück. »Erledigt.«

»Super. Danke.«

»Aber ich warne dich schon mal. Wenn du den Fehler findest, hasse ich dich. Ich zerbreche mir seit sieben Stunden den Kopf.«

»Wenn ich ihn nicht finde, hasst du mich auch, von daher …« Das ist keine Drohung. Und Lasse weiß das. »Mach ’ne Pause. Wir sind meinetwegen ja sowieso in Verzug.«

»Noch können wir den Launch schaffen«, meint Lasse.

Das bezweifle ich. »Ich werfe gleich einen Blick drauf«, sage ich trotzdem. »Muss nur noch essen und den Sonnenuntergang genießen.«

»Klingt ja ekelhaft. So viel frische Luft.«

»Würde dir auch mal wieder guttun.«

»Danke, ich verzichte. Zu gesund.«

Und das ist Lasse, wie man ihn kennt. In meinem Fall sind das nun sechs Jahre. Seit Beginn unseres IT-Studiums. Ich kann es dennoch nicht lassen, ihn noch etwas zu ärgern. »Es ist wirklich hübsch hier.«

»Das mag sein. Ich bevorzuge trotzdem den Großstadtlärm. Vogelgezwitscher macht mich aggressiv.«

»Du bist komisch.«

»Wer im Glashaus sitzt, Finley. Wer im Glashaus sitzt. Ich bin nicht derjenige von uns, der allein auf einem Campingplatz zwischen lauter Rentnern haust.«

»Nur vorübergehend«, sage ich. »Und die meisten sind echt nett.«

Lasse lacht kurz. »Wie dem auch sei. Ich treffe gleich Ida.«

Ich runzle die Stirn. »Sollte ich mir den Namen merken?«

»Sage ich dir morgen.«

»Okay. Viel Spaß.«

»Spaß ist das Stichwort. Könntest du auch mal wieder brauchen.«

»Mir geht’s gut. Ob du es glaubst oder nicht, aber man kann auch ohne wöchentlich wechselnde Frauenbekanntschaften bestens leben.« Ich habe die Worte kaum ausgesprochen, als auch schon Lene vor meinem inneren Auge auftaucht und mich ganz vehement daran erinnert, dass Lasse vielleicht doch nicht ganz unrecht hat. Es ist tatsächlich lange her, dass ich das letzte Mal Interesse an einer Frau hatte. Mehrere Monate mit Sicherheit, wenn nicht schon ein Jahr.

Dumpf höre ich Lasse etwas sagen, doch ich bin so in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht reagiere.

»Hey. Erde an Fin. Du schweigst so lange. Was erzählst du mir nicht?«

»Gar nichts.« Es ist ein kläglicher Versuch meinerseits. Lasse kennt mich einfach zu gut, und er lässt nicht locker.

»Ganz bestimmt«, meint er trocken. »Raus damit. Hast du jemanden kennengelernt?«

Ja. »Nein.«

»Fin.«

»Was?«

»Ich weiß, wenn du lügst.«

Ich sage nichts dazu.

»Gerade tust du es.«

»Ist ja gut.« Also erzähle ich ihm doch von ihr. Weil er sowieso keine Ruhe gibt, wenn ich es nicht tue. »Sie heißt Lene und arbeitet hier im Kletterpark. Ich finde sie …« Ich stoppe und suche nach dem richtigen Wort, um sie zu beschreiben. Hübsch ist mir zu wenig, sexy genauso. Denn auch wenn sie beides ist, liegt es nicht nur daran, dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf geht. »Interessant«, sage ich schließlich.

»Interessant«, wiederholt Lasse. Ich höre die Skepsis in jeder einzelnen Silbe. »Kannst du ein bisschen genauer werden? Wie muss ich sie mir vorstellen?«

»Echt jetzt, Mann? Bist du zwölf?« Ich verdrehe die Augen.

»Weil ich an deinem Leben Anteil nehme?« Er lacht auf. »Wenn du nichts sagst, kann das nur eins bedeuten.«

»Ach ja?«

»Sie ist nicht attraktiv.«

Damit drückt er genau die richtigen Knöpfe bei mir. Diese Aussage ist so absurd, dass nun ich derjenige bin, der lacht. »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber sie ist umwerfend.«

»Umwerfend also, so so.«

»Ich leg jetzt auf.«

»Aber ich hab noch Fragen.«

»Die werden warten müssen. Ich habe einen Fehler zu suchen. Viel Spaß mit deinem Date.« Bevor er etwas erwidern kann, beende ich unser Gespräch. Lasse ist einfach unverbesserlich.

Kopfschüttelnd beiße ich wieder in meine Pizza, ehe ich aufstehe und kurz in meinem Van verschwinde. Die Mücken werden langsam lästig, weshalb ich nach ein paar Kerzen mit diesem penetranten Zitrusduft und meinem Feuerzeug suche. Schnickschnack, aber ich bilde mir ein, dass sie zumindest ein bisschen helfen. Und für alles andere gibt es Insektenspray.

Allmählich senkt sich die Sonne dem Horizont immer weiter entgegen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie ihn streift und dann ganz verschwindet, nur um ein paar Stunden später wieder aufzutauchen. Die Nächte sind immer noch kurz, vor allem, weil ich meistens mit den ersten Sonnenstrahlen wach werde. Seit ich im Van wohne, schlafe ich deutlich weniger. Und dennoch fühle ich mich nicht so müde, wie ich das sonst tue.

Nachdem ich die Kerzen angezündet habe, hole ich mir ein Bier und meinen Laptop und setze mich damit vor meinen Van. Normalerweise trinke ich keinen Alkohol, weil ich es nicht mag, die Kontrolle zu verlieren, schon gar nicht, wenn ich danach noch arbeiten will. Aber heute habe ich mir eine Flasche verdient. Ich war fast neunzig Minuten auf diesem blöden Miniparcours unterwegs. Am Ende habe ich es zwar geschafft, aber ich habe keine Zeit, jedes Mal für eine so kurze Strecke so ewig zu brauchen. Was bedeutet, dass ich definitiv zurück in den Park muss. Höhenangst ist grundsätzlich scheiße, aber meine ist ganz besondere lästig. Bleibt nur zu hoffen, dass Lene morgen tatsächlich wieder arbeitet. Ich brauche ihre Hilfe – und ich kann nicht leugnen, dass ich mich freuen würde, sie wiederzusehen. Warum auch immer. Eigentlich kenne ich sie nicht, aber ich habe Lasse entgegen seiner Aussage nicht angelogen. Lene ist sogar verdammt interessant, und ich würde gern mehr Zeit mit ihr verbringen.

Obwohl ich bis spät in die Nacht hinein nach dem Fehler in unserer App gesucht – und ihn auch gefunden – habe, bin ich am nächsten Morgen bereits mit dem Sonnenaufgang wach und beschließe, noch vor dem Frühstück ein paar Übungen zu machen. Mitten auf dem Campingplatz gibt es einen Spielplatz mit einer Schaukel, die um diese gottverbotene Uhrzeit noch leer ist. Ich widerstehe der Verlockung, mich einfach draufzusetzen und zu schaukeln, und mache erst ein paar Klimmzüge an der oberen Stange, ehe ich mich Squats und Push-ups widme. Anschließend wiederhole ich das Ganze dreimal, bis die ersten Kinder auftauchen und ich die Schaukel wieder freigeben muss.