2,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €
Ein Sommer in Italien. Zwei Menschen, die sich nicht suchen, aber finden. Und jede Menge Liebe im Gepäck! Eigentlich wollte Bianca neben ihrem Sommerjob in Jesolo nur den Strand, die Sonne, das Meer und bei Gelegenheit einen heißen Flirt genießen. Doch gleich nach ihrer Ankunft in Italien lernt sie Matteo Bianchi kennen, ihren jungen, engagierten Vorgesetzten, der ihr mehr gefällt, als er sollte. Schnell kommen sich die beiden näher, aber was, wenn es plötzlich Liebe ist und Bianca zurück nach Deutschland muss? Frisch, kurz, sommerlich leicht. Fühle den Sand Italiens zwischen den Zehen und lausche dem Rauschen des Meeres, um für ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen. Eine neue Liebesgeschichte von Susanna Schober!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Sommerliebe im Gepäck
Italian Summer 1
Susanna Schober
IMPRESSUM
Copyright © 2023 Susanna Schober
Erstauflage
Alle Rechte vorbehalten.
Susanna Schober
Frohsinnstraße 27,
8200 Gleisdorf
Cover: Susanna Schober
Quelle: Canva PRO, Shutterstock Lizenzen
Korrektorat/Lektorat: Anett Mitzschke
Als ich für meinen Sommerjob in Jesolo gepackt habe, hätte ich niemals erwartet, dass ich neben meinen Flipflops auch jede Menge Liebe im Gepäck hatte.
Bis ich Matteo Bianchi begegnet bin und er meine Welt im Handumdrehen auf den Kopf gestellt hat.
Sommergefühle, Schmetterlinge, zärtliche Küsse und das große, weite Meer.
Doch der Abschied rückte unaufhörlich näher. Die Heimat rief und die Zeit mit Matteo neigte sich dem Ende zu.
Nennt man es Sommerliebe, weil sie nur einen Sommer hält?
„Bist du dir sicher, dass du auch alles hast, was du brauchst?“ Mit besorgtem Blick mustert mich meine Mutter. Nicht zum ersten Mal, auch nicht zum fünften. Sie macht sich einfach immer viel zu große Sorgen. Dabei bin ich längst kein Kind mehr. Aber ich schätze, die Fürsorge einer Mutter endet nicht mit der Volljährigkeit ihres Sprösslings. Zumindest nicht, wenn man Bianca Maier heißt und die Tochter dieser überbesorgten Frau namens Daniela Maier ist.
„Jetzt lass sie doch“, kommt mir wie immer mein Vater Bernhard zu Hilfe. Wo meine Mutter zu sehr klammert, ist er die Unbekümmertheit in Person. Die beiden haben sich wirklich gesucht und gefunden. Sie passen perfekt zueinander und gleichen sich so gut aus, dass ich immer wieder dafür bete, irgendwann auch einen Mann zu finden, der derart gut mit meinen Ecken und Kanten zurechtkommt.
Mit großen Augen wendet sich seine Frau jetzt an ihn. „Aber Bernhard, sie wird für zwei Monate in Italien leben! Da schadet es nicht, wenn sie alles hat, was sie braucht!“
Ein Schmunzeln ist im Gesicht meines mittlerweile leicht ergrauten Vaters zu sehen. „Und du meinst, die Dinge, die es hier in Deutschland gibt, gibt es in Italien nicht, Liebling?“
Das nimmt meiner Mutter kurz jedes Argument, bevor sie tief Luft holt. „Doch, natürlich. Ab-“
„Mama, ich werde klarkommen. Das ist ja nicht das erste Mal, dass ich einen Sommerjob im Ausland antrete“, unterbreche ich sie, bevor sie mit allen möglichen Szenarien um die Ecke kommt und ich noch meinen Flug verpasse. Sie ist eine Meisterin darin, wirklich. Letztes Jahr um dieselbe Zeit hat sie mir doch tatsächlich weismachen wollen, dass es in Österreich weder Sonnencreme noch Ibuprofen gibt. Natürlich war das totaler Quatsch, aber ihr zuliebe habe ich beides mitgenommen – auch dieses Mal befindet sich das Zeug in meinem Koffer. Vorsichtshalber, wie sie mir versichert hat.
Kurz presst sie die Lippen aufeinander. „Aber du warst noch nie in Italien! Du sprichst ja noch nicht einmal italienisch. Wie willst du dich denn verständigen, wenn du etwas brauchst?“
Weil ich ihre Sorge ja irgendwie verstehen kann und sie mir unendlich leidtut, wenn sie solche Angst um mich hat, trete ich rasch näher an sie heran und schließe sie in meine Arme. Tief atme ich ihren mir so vertrauten Rosenduft ein und seufze im Anschluss. „Ich bin mir sicher, dass man auch in Italien mit Englisch gut zurechtkommt. Und das wurde mir von der Agentur in Jesolo auch versichert. Du musst dir also keine Gedanken darüber machen.“ Langsam ziehe ich mich zurück, lasse meine Hände aber auf ihren Schultern. Dabei fällt mein Blick auf die große Uhr der Flughafenhalle hinter ihr und ich schlucke. „Ich muss jetzt los, Mama.“
In ihren Augen glitzern ungeweinte Tränen, die mir die Kehle zuschnüren. Gott, jetzt bloß nicht losheulen! Es sind nur zwei Monate und ich habe das schon dreimal getan. Jedes Mal war es ein Riesenspaß und ich habe die Zeit wirklich genossen. Aber der Abschied ist immer der Oberhorror!
Hastig drücke ich sie erneut, setze einen dicken Kuss auf ihre Wange und atme abermals tief durch. „Ich hab dich lieb!“
„Und ich dich erst“, schnieft sie und reibt über meinen Rücken. „Mehr als alles andere auf der Welt.“
Mit einem zittrigen Lächeln auf den Lippen nicke ich. „Ich weiß.“
„Komm uns wohlbehalten zurück“, klinkt sich jetzt auch wieder mein Vater ein und als ich mich ihm zuwende, beiße ich mir auf die Unterlippe. Mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht breitet er die Arme aus und ich fliege praktisch an seine Brust. Gleichzeitig spüre ich einen leichten Druck auf meinem Haar, als er einen Kuss auf meinen Scheitel setzt.
„Bis bald“, schniefe ich nun doch und schließe für einen Moment die Augen, um das Brennen darin loszuwerden.
„Ruf uns an, sobald du gelandet bist. Und melde dich!“, befiehlt meine Mutter noch, dann greife ich nach meinem Gepäck und nur wenige Sekunden später, winke ich meinen Eltern vom Check-in-Schalter aus zu.
Erleichtert und jetzt schon verschwitzt, lasse ich mich auf meinen Platz im Flugzeug sinken und lege erstmal den Kopf in den Nacken. Der Sommer in Berlin ist drückend und in der Flughafenhalle war es, wie immer, so überfüllt, dass selbst die Klimaanlagen nichts gegen die Hitze und gestaute Luft ausrichten konnten. Dazu die verschiedenen Parfüms und Menschen und BOOOM, mein Kopf pocht.
„Entschuldigung?“, spricht mich eine junge Frau in meinem Alter an und lächelt freundlich.
Fragend hebe ich die Brauen und erst da checke ich, dass sie auf den Fensterplatz neben mir deutet.
„Oh“, bringe ich hervor, stehe auf und mache ihr Platz. Ich beobachte, wie sich die schlanke Blondine mit einem Seufzen fallenlässt, dann dreht sie den Kopf in meine Richtung.
„Die Flughafenhalle war das reinste Höllenloch, oder?“
Meine Mundwinkel zucken, als ich mich neben sie setze. „Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mich inzwischen daran gewöhnt habe - aber das wäre sowas von gelogen.“
Wir kichern beide, dann streckt sie mir ihre Hand entgegen. „Hi, ich heiße Fabienne.“
Rasch schüttele ich ihre Hand und stelle fest, dass sie im Gegensatz zu mir nicht zu Schwitzen scheint. „Hallo, ich bin Bianca.“
„Machst du Urlaub in Venedig?“, will sie wissen, nachdem wir uns losgelassen haben, zieht ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und beginnt damit, sich vorsichtig das Gesicht abzutupfen. Sollte ich auch mal versuchen, statt das immer nur mit meinem Handrücken zu tun.
Lächelnd schüttele ich den Kopf. „Ne, Venedig ist nur ein Zwischenstopp. Ich fahre dann weiter nach Jesolo, wo ich den Sommer über arbeiten werde.“
Fabiennes graublaue Augen werden riesig. Ihr Mund öffnet sich, bevor ein Quietschen aus ihr herausbricht. „Nicht dein Ernst, oder?“
„Äh, doch?“ Verwirrt streiche ich eine braune Haarsträhne aus meinem Gesicht, bevor es mir dämmert. „Du etwa auch?“ Jetzt klingt meine Stimme fast so schrill wie ihre eben.
„Ja!“, ruft sie begeistert aus. „Das ist ja sowas von krass! Wie genial!“
Hastig nickend teile ich ihre Euphorie. Noch nie habe ich schon bevor ich überhaupt im Zielland angekommen bin, eine Freundin gefunden. In der Vergangenheit habe ich dann die ersten Tage meist allein verbracht, bis ich mich mit den Leuten bei der Arbeit angefreundet und sie mich mitgeschleppt haben. Fabienne schon im Voraus zu kennen, ist definitiv ein Vorteil.
„Sprichst du italienisch?“, reißt sie mich aus meinen Gedanken und Erinnerungen an die letzten Sommerjobs.
Kurz rutsche ich auf meinem Platz hin und her. „Nein. Aber bisher hat es mit meinem Englisch gut geklappt.“
Ihre Augenbrauen heben sich. „Wo warst du denn schon überall?“
An den Fingern zähle ich auf. „Spanien, Griechenland und Österreich. Sprichst du denn italienisch?“
„Wow“, meint sie. „Du bist also schon ein alter Hase, wenn es um Sommerjobs geht! Wie alt bist du denn?“ Sie kichert. „Und ja, ich spreche fließend italienisch. Vuoi essere la mia fidanzata?“
Ein bisschen neidisch über ihre Sprachkenntnisse, ziehe ich einen Schmollmund. „Ich habe kein Wort verstanden.“
„Ich habe gefragt, ob du meine Freundin sein möchtest.“ Sie lächelt so einnehmend, dass ich sofort nicke.
„Und ob!“ Obwohl wir uns erst seit einigen Minuten kennen, schlinge ich die Arme um die zarte Blondine und höre sie an meiner Schulter lachen. „Ich bin übrigens zwanzig.“
Wir lassen einander los und grinsen. „Ich bin neunzehn. Und der Job in Jesolo ist mein erstes Mal, was Sommerjobs angeht.“ Verschlagen zwinkert sie und ich weiß schon jetzt, dass dieser Sommer einfach nur genial werden wird!
Stinkend und verschwitzt kommen wir in Jesolo an und drücken uns die Nasen an den Scheiben des Autos platt, das uns hergebracht hat. Im selben Moment hält der Fahrer an einem Straßenrand mitten in der Einkaufsstraße Jesolos und wartet, bis wir ausgestiegen sind. Nachdem wir knapp zwei Stunden von Berlin Brandenburg nach Venedig geflogen sind und dort dann mit Sack und Pack auf unseren Transport von Venedig nach Jesolo gewartet haben, haben wir es endlich geschafft. Dachte ich noch, dass es in Berlin viel zu heiß war, läuft jetzt der Schweiß aus jeder meiner Poren. Keine Ahnung, wieso es dieses Jahr so unglaublich warm ist. Immerhin haben wir gerade mal Anfang Juni!
„Danke“, richte ich auf Englisch an den Fahrer, wuchte mein Gepäck aus dem Kofferraum und warte auf Fabienne, die in diesem Moment keuchend neben mich tritt.
„Scheiß Hitze“, lässt sie verlauten und ich kichere.
„Meine Rede“, stimme ich ihr zu, dann winken wir dem Fahrer des Transportdienstes. Die Kosten für die Abholung haben unsere neuen Arbeitgeber übernommen, wobei ich keine Ahnung habe, wo wir uns denn jetzt eigentlich genau befinden. Nirgends kann ich den Namen des Hotels ausmachen, in dem ich die nächsten zwei Monate aushelfen werde.
Auch Fabienne sieht sich mit gerunzelter Stirn um. „Wie heißt denn das Hotel, in dem du arbeiten wirst?“
„Galassia“, lasse ich sie wissen. „Und deines?“
„Aurora.“ Nun dreht sie sich im Kreis. „Aber ich kann weder deines noch meines sehen.“
Unsicher kratze ich mir den Hinterkopf, dann klatsche ich mir gegen die Stirn. „Wozu gibts denn Maps?“ Schnell ziehe ich mein Handy aus der hinteren Hosentasche und gebe im Suchfeld ‚Hotel Galassia Jesolo‘ ein. Sofort wird mir angezeigt, dass sich das Hotel in 300 Meter Entfernung befindet.
Gleich darauf tippe ich auch den Namen von Fabiennes Hotel ein und ein breites Grinsen erscheint in meinem Gesicht.
„Du wirst es mir nicht glauben“, spreche ich sie an und sehe ihren amüsierten Gesichtsausdruck.
„Sag jetzt nicht, dass wir direkt nebeneinander arbeiten!“
„Fast!“ Rasch rücke ich näher an sie heran und zeige auf meinen Bildschirm. „Zwischen Aurora und Galassia liegt nur ein weiteres Hotel!“
Fabiennes Freude zu sehen, macht meinen Tag um tausend Prozent besser. „Was für ein Schwein haben wir eigentlich?“
„Ja, oder?“, gackere ich und ziehe sie kurz an mich. Ja, ich liebe Umarmungen. Vielleicht, weil meine Mutter nie damit gegeizt hat. Von ihr und meinem Vater habe ich jede Menge Liebe und Zärtlichkeit bekommen.
Sanft streicht mir Fabienne über den Rücken, bevor ich sie wieder loslasse. Für einige Sekunden sehen wir uns nur grinsend an, dann atmen wir gleichzeitig durch.
„Dann also los?“, schlage ich vor.
„Absolut“, bestätigt sie und schon schultern wir unsere Taschen und ziehen unsere Koffer hinter uns her.
Direkt vor ‚Hotel Aurora‘ bleiben wir stehen. „Alles klar“, spricht Fabienne und wirkt etwas unsicher. „Sehen wir uns später vielleicht noch? Ein Abendessen, um unsere Ankunft zu feiern?“
Sofort nicke ich, weil ich auch schon daran gedacht habe. „Ich bin dabei. Gibst du mir deine Handynummer?“ Kurz hebe ich mein Smartphone an, das ich die ganze Zeit als Navi benutzt habe.
Nachdem sie mir ihre Nummer genannt hat, klingle ich einmal bei ihr durch. „Danke, dann sehen wir uns ja später.“ Sie lächelt etwas nervös und ich erinnere mich gut an das erste Mal, als ich einen Sommerjob angenommen habe. Damals war alles wahnsinnig aufregend und ich hatte riesige Angst. So muss es Fabienne jetzt auch gehen. Auch wenn sie versucht, es sich nicht anmerken zu lassen. Trotz der Hitze zittert sie leicht und prompt habe ich Mitleid.
„Soll ich dich rein begleiten?“
Obwohl die Augen meiner neuen Freundin aufleuchten, schüttelt sie den Kopf. „Nein, schon gut. Ich schaffe das.“ Nochmals lächeln wir einander an, dann winkt mir Fabienne und verschwindet im Inneren des Hotels.
Tief luftholend und sie wieder ausstoßend, wende ich mich nach rechts und schaue auf das Schild des Hotels, in dem ich arbeiten werde. Ein kleiner Parkplatz befindet sich direkt davor, der allerdings schon voll ist. Daneben gibt es auch noch etwas Platz, aber wirklich viel ist es nicht. Gut, dass ich nicht mit dem Auto gekommen bin.
Mein Weg führt mich eine kleine Rampe hinauf und kaum bin ich oben, sehe ich das blaue Meer nur wenige Meter entfernt. „Wow“, entschlüpft es mir und ich wette, meine Augen leuchten. Ich liebe diesen Anblick. Schon immer hat es mir das Meer besonders angetan. Ich weiß gar nicht wieso genau, aber es fasziniert mich. Diesen Zauber verliert es wohl nie.
Mit einem beflügelnden Gefühl in der Brust, trete ich durch die automatische Schiebetür und sofort umfängt mich kühle Klimaanlagenluft. Ein kurzer Schauer rieselt über meine erhitzte Haut, dann wende ich mich nach links zum Tresen, wo eine lächelnde Frau mittleren Alters steht.
„Buona giornata“, begrüßt sie mich prompt.
„Hallo“, antworte ich und trete schnell auf den Tresen zu. „Mein Name ist Bianca Maier, ich helfe den Sommer über hier aus.“
Das Lächeln auf den Lippen der Frau wird breiter. „Ah, die Deutsche“, gibt sie freudig von sich. „Schön, dass Sie hier sind.“ Sie kommt um den Tresen herum und streckt mir die Hand entgegen. „Mein Name ist Rafaela, ich freue mich, dass Sie hier sind.“
Mein Blick fällt auf das kleine Namensschild an ihrer Brust und das ‚Manager‘ darüber. Gleichzeitig wird mir klar, dass ich es wohl hier gerade mit meiner Chefin zu tun habe. Bisher hatte ich nur mit der Agentur Kontakt, die mir diese Arbeitsstelle vermittelt hat.
„Ich freue mich auch“, gebe ich zurück, greife nach ihrer Hand und bin erleichtert, dass sie so gut deutsch spricht.
Kaum haben wir uns wieder losgelassen, geht Rafaela los. „Zuerst zeige ich dir das Zimmer, in dem du die nächsten zwei Monate leben wirst.“ Sie dreht sich um und hebt die Augenbrauen. „Darf ich dich duzen?“
Schnell nicke ich. „Natürlich“, und laufe ihr hinterher. Sie steuert direkt die Stufen an und wir steigen in den ersten Stock hinauf.
„Wir haben achtundvierzig Zimmer. Vier davon sind für unsere Sommeraushilfen.“ Oben angekommen, geht sie nach links und bewegt sich auf die dritte Tür zu. Direkt davor zieht sie einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche und öffnet. „Die Agentur hat uns gesagt, dass du kein Problem damit hast, alle Arbeiten zu erledigen, die anfallen, stimmt das?“ Sie tritt zur Seite und gibt den Blick auf das Zimmer frei, das in nächster Zeit mein zu Hause sein wird.
„Ja“, antworte ich rasch. „Ich helfe da, wo ich gebraucht werde.“ Drei Schritte und ich stehe in meinem Zimmer. Es ist nicht groß, aber es gibt ein Doppelbett, einen Schrank, sogar einen Fernseher und einen kleinen Kühlschrank. Außerdem führt eine weitere Tür in ein kleines Badezimmer. Auch einen Balkon gibt es, den ich nun direkt ansteuere. Mir verschlägt es den Atem, als ich darauf stehe und das blaue Meer mir entgegen glitzert.
„Wunderschön“, seufze ich.
Rafaela tritt neben mich auf den Balkon. „Ja, auch nach vielen, vielen Jahren habe ich mich noch immer nicht an die Schönheit dieses Wunders gewöhnt.“
Hastig drehe ich mich zu ihr. „Sind Sie denn gar nicht hier geboren?“
Meine neue Chefin lächelt. „Nein, ich komme ursprünglich aus Deutschland.“
„Oh“, entflieht es mir. „Wie sind Sie denn ...“
„Vor vielen Jahren hat mich die Liebe nach Jesolo geführt und was soll ich sagen? Ich bin geblieben.“ In ihren Augen liegt ein versonnener Glanz. Niemals hätte ich gedacht, dass sie nicht von hier ist. Sie spricht nicht völlig akzentfrei Deutsch. Vielleicht dachte ich deshalb, dass sie von hier sein muss?
Wie lange sie wohl schon ... „Wie lange ist das her?“
„Über dreißig Jahre“, lässt sie mich wissen, dann geht sie zurück ins Zimmer und ich folge ihr. Bevor ich mir über die lange Zeit, die sie nun hier ist, Gedanken machen kann, spricht sie schon weiter. „Wenn du etwas brauchst, kannst du zu mir kommen. Meist begrüße ich unsere Gäste oder befinde mich im Raum dahinter. Ansonsten ist Matteo, unser Junge für alles für dich zuständig. Er wird dich anfangs begleiten, einschulen und dir alles zeigen. Gerade ist er bei den Pools und kümmert sich dort um die Gäste.“ Kurz mustert sie mich, lächelt und ich frage mich, was sie gerade gedacht hat. „Ich schlage vor, dass du dich frisch machst und dann zu ihm nach unten gehst.“
Mein Hals wird trocken, dennoch nicke ich. Die Vorstellung, in wenigen Minuten schon mit der Arbeit zu starten, macht mich nervös. Es ist doch jedes Mal etwas anderes. Hoffentlich kann dieser Matteo auch so gut Deutsch – oder zumindest Englisch.
Unsicher sehe ich mich im Gang vor meinem Zimmer um, bevor ich an mir herabblicke. Rafaela hat nicht gesagt, was ich anziehen soll, und so habe ich mich für eine kurze Baumwollshorts und ein weißes Top entschieden. Darunter trage ich einen bunten Bikini – für den Fall, dass ich ins Wasser muss. Man weiß ja nie. Meine Flipflops klatschen bei jedem Schritt gegen meine Fersen und ich husche die Stufen hinab. Unten ankommen, sehe ich meine Chefin am Tresen stehen.
„Einfach hier den Gang entlang, durch den Speisesaal und schon geht’s hinaus“, ruft sie mir zu und deutet in die Richtung, die sie meint.
„Danke“, gebe ich retour und setze mich in Bewegung. Links und rechts den Gang entlang befinden sich Sofas, worauf einige Gäste sitzen. Freundlich nicke ich ihnen zu, laufe aber weiter. Der Speisesaal, den ich als Nächstes betrete, ist im Moment leer. Links an der Wand befindet sich eine Bar, die geöffnet zu sein scheint. Zwei Frauen stehen dort und bedienen einen Mann mit zwei Kindern. Eine von den Frauen blickt auf und sieht mich. Sie lächelt und ich erwidere es. Vermutlich denkt sie, ich wäre ein Gast.
Hitze schlägt mir entgegen, als ich den Speisesaal verlasse und nach draußen trete. Die Sonne scheint mit all ihrer Kraft auf mich herab und sofort schwitze ich wieder. Mein Blick fällt auf die beiden Pools, die sich hier draußen befinden. Rund um diese stehen Sonnenliegen, die zum Großteil besetzt sind. Kinder toben im Wasser, Eltern sitzen an Tischen und gönnen sich ein kühles Getränk.
Mein Blick wandert weiter, bis ich links von der Treppe, auf der ich noch immer stehe, einen Mann entdecke, der ein weißes Shirt mit dem Logo des Hotels trägt. Er sitzt an einem kleinen Tresen, links und rechts davon befinden sich Boxen. Daraus schallt Musik über den gesamten Poolbereich.
Als hätte er gespürt, dass er beobachtet wird, dreht er den Kopf in meine Richtung und WOW. Kurz setzt mein Herz einen Schlag aus, als ich direkt in diese dunklen Augen sehe. Das klingt jetzt vermutlich wie ein Klischee, aber dieser Kerl sieht verflucht süß aus. Süß und ...
Ein schiefes Lächeln zeigt sich in seinem Gesicht und mir wird klar, dass ich ihn angestarrt habe.
Meine Güte, Bibi! Das tut man nicht!
Selbst dann nicht, wenn der junge Mann, der dort sitzt, wirklich, wirklich gut aussieht.
Weil ich keine Ahnung habe, wie ich jetzt mit dieser dummen Situation umgehen soll, erwidere ich das Lächeln und winke ihm, wie eine Idiotin, zu.
Belustigt hebt er die Augenbrauen, wendet sich dann aber ab. Natürlich. Er denkt, ich wäre ein Gast, der mit ihm flirtet. Und dabei soll ich mich, laut Rafaela, bei ihm melden, weil er mich einschulen soll.
Vielleicht ist das ja gar nicht Matteo?
Gott, wenn es dich gibt, dann lass das nicht Matteo sein!
Mich räuspernd, setze ich mich endlich in Bewegung, gehe die Stufen hinab und wende mich nach links, bis ich direkt neben dem Tresen stehe, an dem der heiße Kerl sitzt.
„Hi“, bringe ich hervor und spüre meine Wangen glühen. Hoffentlich schiebt er es auf die Hitze.
Er dreht abermals den Kopf, um mich anzusehen. Kurz gleitet sein Blick über meinen Körper, dann schaut er mir freundlich ins Gesicht. „Buona giornata.“
Die Hände hinter meinem Rücken verkrampft verflochten, schlucke ich. „Ich bin Bianca.“
„Ah, deutsch“, kommt es mit starkem Akzent von ihm. Offenbar ist er wirklich Italiener.
Schnell nicke ich. „Rafaela hat gesagt, ich soll mich bei einem Matteo melden“, spreche ich schnell und sehe dabei zu, wie er die Stirn fragend runzelt.
„Wie bitte?“, fragt er wieder mit diesem Akzent und Himmel, klingt das sexy. Was ist denn nur los mit mir?
Mehrmals atme ich tief durch. Inzwischen muss er mich für eine Verrückte halten. „Rafaela schickt mich.“ Um die Worte zu unterstreichen, deute ich in Richtung Hotel. „Ich soll mich bei dir melden, glaube ich.“
„Ok?“ Er wirkt nicht gerade so, als hätte er mich verstanden.
Hastig deute ich auf mich. Wenn das jetzt nicht klappt, muss ich Rafaela bitten, ihm zu sagen, wer ich bin und was ich hier mache. „Hallo, ich bin Bianca Maier.“
Jetzt scheint er tatsächlich zu wissen, was ich von ihm will, denn er steht auf und überragt mich plötzlich um mehr als einen Kopf. „Du bist das Sommermädchen“, stellt er fest. „Rafaela hat gesagt, du wirst zu mir kommen.“ Mit einem Lächeln, das weiße Zähne entblößt, streckt er mir die Hand hin. „Und ich dachte, du flirtest mit mir.“
Prompt zucken meine Mundwinkel, als ich seine Hand ergreife. Sofort geht seine Wärme auf mich über und erinnert mich daran, wie nass meine eigene Handfläche gerade wohl ist.