Sommersprossen auf den Knien - Maria Parr - E-Book
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Sommersprossen auf den Knien E-Book

Maria Parr

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Beschreibung

Hinreißend: Tonje bringt Sonnenschein! Ein Buch, das glücklich macht Tonje ist das einzige Kind in dem kleinen Dorf, in dem sie lebt. Ihr allerbester Freund ist Gunnvald. Der ist zwar steinalt, macht aber jeden Unsinn mit, den Tonje sich ausdenkt. Und das ist eine ganze Menge! Als Gunnvald ins Krankenhaus kommt, taucht plötzlich eine fremde Frau auf und zieht in sein Haus ein. Wer mag das sein? Welches Geheimnis hütet Gunnvald und warum ist die Frau so unfreundlich? Tonje muss all ihren Ideenreichtum aufwenden, um das Rätsel zu lösen, die beiden zu versöhnen und ihrem Freund ein wunderbares Geschenk zu machen!

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DER BRIEF

Wenn du unten am Kai von Bord der Fähre gehst, dann spürst du sofort den Wind aus dem Tal. Selbst wenn es ein kalter Winter ist, spürst du ihn. Das Tal ist leicht zu finden. Es riecht nach Fichten. Und nach Tannen. Man muss nur losgehen.

Folge dem Weg, der geradeaus führt, vorbei an dem geschlossenen Kiosk, dem Laden und Theos Friseursalon, und weiter hinauf den Fluss entlang.

Anfangs ist es noch ziemlich flach und es gibt ein paar Häuser. Vor einem der letzten Häuser steht ein Bagger. Da wohnt Peter mit seiner Mutter.

Dann gibt es immer mehr Schnee und Wald und immer weniger Häuser. Der Weg ist nur noch halb so breit und doppelt so glatt. Es kann gut sein, dass du etwas skeptisch wirst, weil du hier noch nie vorher warst, und vielleicht fragst du dich, ob du falsch gegangen bist. Aber das bist du nicht. Denn gerade als du dich das fragst, da siehst du ein Schild.

»Glimmerdal« steht darauf. Und da weißt du, dass du richtig bist.

Als Erstes kommst du nach diesem Schild zu einem Campingplatz. Und jetzt hör gut zu: Du darfst um alles in der Welt nicht auf die Idee kommen, diesen Campingplatz zu betreten. Tust du es dennoch, dann komm hinterher nicht zu mir und sage, ich hätte dich nicht gewarnt. Klaus Hagen, der Leiter von Hagens Wellnesscamping, ist so böse, dass man ihn eigentlich in den Abfluss kippen sollte. Er hat überhaupt keinen Humor, und er kann keine Kinder leiden, und schon gar keine, die laut sind. Und weil ein paar Kinder einmal mit einer Steinschleuder eine Scheibe in einer der Campinghütten zerschlagen haben – wenn auch nicht mit Absicht –, so glaubt er, sie wären schlimmer als alles andere. (Um ehrlich zu sein: Das Kind, das die Scheibe mit der Schleuder zerschlagen hat, ist auch nicht besonders begeistert von Klaus Hagen. Es kommt vor, dass es abends wach im Bett liegt und überlegt, ob es nicht noch eine kaputt machen soll.) Also, wenn du schlau bist, dann gehst du an Hagens Wellnesscamping vorbei.

 

Nach dem Campingplatz kommst du in einen Wald, in dem der Schnee die Zweige fast bis auf deinen Kopf hinunterdrückt. Er wird vereinzelt auch als Märchenwald bezeichnet. Dahinter liegt Sallys grünes Haus, aber das hat nicht besonders viel Märchenhaftes an sich. Du kannst Sallys fast lilafarbene Dauerwelle hinter einer Topfpflanze im Wohnzimmerfenster hervorlugen sehen. Sally sieht dich auch. Da kannst du dir sicher sein. Sally sieht alles. Und wenn du dich wie eine kleine Maus im Tarnanzug um das grüne Haus herumschleichen würdest, ohne auch nur einen Pieps von dir zu geben: Sally hat dich doch gesehen. Sie macht auch nie Mittagsschlaf.

Aber wenn du sicher an Sallys Haus vorbeigekommen bist, dann gelangst du schließlich auf die Brücke, die über den Glimmerdalfluss führt. Gehst du über die Brücke und den Fluss und danach den Hügel nach rechts hoch, dann kommst du auf Gunnvalds Hof. Tust du das nicht, sondern gehst den Hügel nach links hoch, dann kommst du zu Tonje und deren Hof. Mehr Höfe gibt es hier oben unterhalb der Berge nicht.

Und jetzt bist du also im Glimmerdal. Herzlich willkommen.

Kapitel 1

In dem Tonje fast einen Saltoauf Skiern macht

Tief im Glimmerdal ist es an einem Nachmittag im Februar ganz still. Der Fluss rauscht nicht, denn er liegt unter einer Eisschicht. Die Vögel zwitschern nicht, denn sie sind in den Süden gezogen. Man hört nicht einmal die Schafe, denn die stehen im Stall. Es gibt nur weißen Schnee, dunkle Tannen und große, schweigsame Berge.

Aber mitten in diesem stillen Winter gibt es einen schwarzen Punkt, der bald Geräusche von sich geben wird. Dieser schwarze Punkt steht oben am Rand des Vardetind, am Anfang einer langen, ziemlich krummen Skispur. Der Punkt, das ist Tonje Glimmerdal. Sie hat einen Vater, der ist Bauer im Glimmerdal, und eine Mutter, die ist Meeresforscherin, draußen auf dem Meer. Und Tonje, sie hat eine rote Löwenmähne. Zu Ostern wird sie zehn Jahre alt. Das will sie feiern, dass es in den Bergen nur so kracht.

 

Klaus Hagen unten vom Campingplatz, der Mann, der keine Kinder mag, könnte eigentlich mit dem Leben ganz zufrieden sein. Es gibt nämlich nur ein einziges Kind im Glimmerdal. Und ein Kind, das müsste ja sogar für Klaus Hagen zu ertragen sein. Ist es aber nicht. Tonje Glimmerdal ist genau so ein Kind, das Klaus Hagen am allerwenigsten erträgt. Sie hat etwas an sich, das all seinen Feriengästen, wenn sie ihr begegnen, sofort begreiflich macht, dass sie gerade Tonjes Tal besuchen. Und dass es Tonjes Tal bleibt, egal, wie lange sie noch auf Hagens Wellnesscampingplatz wohnen. Dabei freut Tonje sich mehr als alle anderen über Besuch.

»Auf deiner Stirn sollte ›Herzlich willkommen‹ stehen, Tonje«, hat Tante Idun einmal gesagt.

Im Winter formen Tonjes Skispuren und Fußstapfen im ganzen Glimmerdal Kreise und Muster.

»Ich lasse sie morgens raus und hoffe, dass sie abends wieder heimkommt«, erklärt Papa Sigurd, wenn Leute, die ihn besuchen, fragen, was er mit seiner Tochter gemacht hat. Denn das fragen die Leute im Glimmerdal immer.

»Der kleine Wirbelwind vom Glimmerdal«, so wird sie genannt.

 

Und jetzt dreht Tonje sich ein wenig, sodass die Skispitzen auf den Veslehammaren zeigen. Sie haben an diesem letzten Freitag vor den Winterferien früher schulfrei bekommen. Es ist immer noch mitten am Tag.

»Winterferien sind eine gute Sache«, sagt Tonje zu sich selbst. »Winterferien und steile Abhänge.«

Den Veslehammaren geht es steil hinunter. So steil, dass Tonje dort, wo sie steht, erst einmal Mut fassen muss. Genau wie Tante Eir und Tante Idun, wenn sie zu Weihnachten nach Hause kommen. Sie starten hier oben, und dann fahren sie in voller Fahrt los, dass das Schneegestöber wie ein Brautschleier hinter ihnen herweht. Sie nutzen die Kante des Veslehammaren als Sprungschanze und fliegen hoch in den Himmel. Tante Eir hat sogar mal einen Salto gemacht.

»Man braucht zwei Dinge im Leben«, pflegt Tante Eir immer zu sagen. »Tempo und Zuversicht.«

Tonje findet, das hat Tante Eir klug gesagt. Sie übt verschiedene Dinge, die mit Tempo und Zuversicht zu tun haben, während die Tanten in Oslo sind und dort studieren.

Aber eines ist sicher, und zwar, dass Tonje Glimmerdal nicht den kleinsten Pupssprung machen würde, wenn nicht Gunnvald an seinem Küchenfenster säße und zuguckte. Denn zum einen macht es ihr keinen Spaß, zu springen, ohne dass jemand zuguckt, zum anderen ist es nicht schlecht, wenn der Zuschauer das Rote Kreuz alarmieren kann, falls sie nach der Landung nicht wieder aufsteht. Gunnvald wohnt zwar ziemlich weit entfernt vom Fuß des Vardetind, wo Tonje nun steht, aber er hat ein unglaublich gutes Fernglas. Jetzt wedelt Tonje mit den Armen und signalisiert, dass sie bereit ist.

 

Und damit ist es mit der Ruhe im Glimmerdal vorbei.

 

»Per Spielmann, der hatte nur ’ne einzige Kuh!«, grölt Tonje und wirft sich nach vorn.

Es ist wichtig zu singen, wenn man auf Skiern steht. Die Male, die sie vom Veslehammaren gesprungen ist, hat Tonje so laut gesungen, dass kleine Schneelawinen vom Glimmerhornet abgegangen sind.

»Per Spielmann, der hatte nur ’ne einzige Kuh!«

Sie krümmt sich zusammen, die Hände vor sich, und senkt den Kopf, um weniger Luftwiderstand zu haben.

»Er tauschte die Kuh, kriegt ’ne Geige dafür!«

Die Kante des Veslehammaren wächst, wird immer größer. Tonje spürt, dass sie jetzt ganz laut singen muss, damit sie ihren Absprung nicht noch schrecklich bereut.

»ER TAUSCHTE DIE KUH, KRIEGT ’NE GEIGE DAFÜR!«, singt sie so laut, dass es von den Bergen zurückhallt.

Oh du meine Güte, was für ein Tempo! Oh du meine Güte, wie schnell der Veslehammaren vor ihr wächst. Dass sie auch nie vernünftig wird. Dass sie es nie, nie, niemals lernt. Jetzt ist sie gleich da. Jetzt geht es gleich aufwärts. Es geht aufwärts. Tonje sucht mit ihrem Blick den Rand, von dem sie abspringen muss. Es kitzelt im Bauch und kribbelt in den Beinen.

»Du gute alte Vioooooooooooooooooooooooooooooooo-oooo-oooo-ooolin…!«

Tonje schwebt. Noch nie zuvor hat sie so viel von »Per Spielmann« gesungen, während sie in der Luft war. Das war ja fast der ganze Refrain. Hätte sie einen Salto gemacht, so wie Tante Eir, dann hätte sie ihn bestimmt dreimal singen können.

Aber ich kann leider noch keinen Salto, denkt Tonje da oben in der Luft. Oder kann ich ihn doch, denkt sie dann, denn sie spürt, dass ihr Kopf dort ist, wo die Beine sein sollten, und die Beine dort, wo der Kopf hingehört.

Und so macht Tonje nach einem wirklich beeindruckenden Flug eine Crashlandung im Schnee, wie ein umgedrehtes Gummibärchen in einer Sahnetorte mit viel zu viel Sahne. Es ist weiß und kalt, und sie weiß nicht, ob sie noch lebt oder schon tot ist, wie sie da so liegt. Das fragt Gunnvald sich sicher auch, unten hinter dem Küchenfenster. Tonje bleibt still liegen, bis sie spürt, wie ihr Herz schlägt. Dann schüttelt sie vorsichtig den Kopf, um sozusagen alles da drinnen wieder an Ort und Stelle zu kriegen.

»Ob das wohl eine Art Salto war?«, fragt sie sich.

Kapitel 2

In dem Gunnvald und Tonjeüber früher sprechen

Gunnvald lebt in einem schrecklich großen Haus, er hat einen Stall und Schafe, genau wie Tonjes Familie, aber mit Gunnvalds Schafen ist immer etwas los. Sie laufen weg, sie sterben, oder sie fressen Sallys Tulpen. Zum Glück hat Gunnvald auch eine Tischlerwerkstatt. In ihr genießt er seine Tage und spart die Rente. Er ist 74 Jahre alt und Tonjes bester Freund.

»Dass so ein alter Kerl der beste Freund sein kann«, sagt sich Tonje in mancher schweren Stunde. »Es gibt wirklich keine große Auswahl hier im Glimmerdal.«

Aber in ihrem Inneren weiß Tonje, dass Gunnvald auch ihr bester Freund wäre, wenn in jedem Haus im ganzen Tal zehn Jahre alte Kinder leben würden. Sie mag Gunnvald so gern, dass es in ihrem Herzen knackt.

Er ist übrigens auch ihr Patenonkel. Das war mutig von Mama und Papa, so einem Brummbären zu erlauben, sie zur Taufe zu tragen, findet Tonje. Er hätte sie ja mit einem Rums auf den Kirchenboden fallen lassen können, wenn er Lust dazu gehabt hätte. Ja, denn Gunnvald kann manchmal so schlecht gelaunt sein, dass es nicht zu glauben ist. Aber dennoch wollten Mama und Papa, dass Gunnvald ihr Patenonkel wird. Sie legten Tonje Glimmerdal in seine riesigen Fäuste und seitdem hat er sie niemals fallen gelassen.

»Was hättest du ohne mich gemacht?«, fragt Tonje oft.

»Dann hätte ich mir ein Loch gebuddelt, mich reingelegt und wäre gestorben«, antwortet Gunnvald.

 

Als Tonje jetzt auf den Skiern über den Hof brettert, schiebt Gunnvald die Küchengardine mit seinem Fernglas zur Seite und steckt seinen Wuschelkopf hinaus in den Winter. Er ist riesig wie ein Troll. In seinen besten Zeiten war er noch größer – in den letzten Jahren ist er geschrumpft. Das liegt am Alter, an der Gicht und allem Möglichen, aber er geht nie zum Arzt. Er hat eine Riesenangst vor Ärzten.

Und außerdem ist es so: Wenn Gunnvald Kautabak unter der Lippe und die Geige unter dem Kinn hat, dann ist er gleich wieder munter wie ein Kalb. Seine Geige ist die beste Medizin, sagt Gunnvald. Wozu braucht man einen Arzt, wenn man eine Geige hat?

 

»War das ein Salto?«, fragt Tonje.

Gunnvald prustet, dass die Gardinen in ihren Haken klirren.

»Wenn das ein Salto war, Tonje Glimmerdal, dann bin ich ein Elch.«

Er fragt, ob Tonje eigentlich immer mit dem Kopf zuerst landen muss, so, dass alle glauben, sie wäre tot. Und Tonje bestätigt es, ja, das muss sie.

In der Gunnvald-Küche hat Tonje ihren festen Platz auf dem Stuhl am Fenster, einen eigenen Haken für ihre Mütze und einen eigenen Becher im Schrank. Gunda, Gunnvalds schwarz-weiße Katze, kommt und streicht ihr um die Beine.

»Stell dir vor, jetzt sind Winterferien. Erinnerst du dich noch an früher, Gunnvald?«

»Welches Früher denn?«, fragt Gunnvald und stellt ihr einen Teller hin.

Gunnvald lebt schon so lange, dass »früher« alles Mögliche für ihn sein kann.

»Das Früher, als Klaus Hagen noch nicht ins Glimmerdal gezogen war und wir dort unten einen ganz normalen Campingplatz hatten«, erklärt Tonje.

Ja, daran erinnert Gunnvald sich gut.

»Was war das jedes Mal in den Ferien für ein herrliches Gewimmel«, sagt er.

»Da kamen tonnenweise Kinder«, fügt Tonje hinzu. »Man brauchte nur runter zum Campingplatz zu gehen und schon war man umringt von Kindern wie von einem Bienenschwarm.«

Gunnvald erinnert sich. Doch dann kam der humorlose Klaus Hagen.

 

Er kam, sah sich das Glimmerdal an und fand, das sei ein fantastischer Ort. So fantastisch fand Klaus Hagen es hier, dass er gleich den ganzen Campingplatz kaufte. Er war unglaublich reich. Er baute da unten neue Hütten und machte den Campingplatz so schön, dass Tonje und alle anderen im Glimmerdal es einfach toll fanden. Als er fertig war, wurde der Campingplatz neu eröffnet. »Hagens Wellnesscampingplatz – der ruhigste im Land«, steht in seinen Werbebroschüren. Leute, die Ruhe und Frieden suchen, können dorthin kommen.

 

Zu Anfang fand Tonje das großartig. Es kamen viele, die Ruhe und Frieden suchten, und nichts ist so schön, wie Besuch hoch oben in den Bergen zu bekommen. Aber nach einer Weile stutzte sie. Warum um alles in der Welt kamen niemals Kinder?

Tonje quält sich nie lange mit einer Frage herum, also fuhr sie eines Tages mit dem Rad hinunter zu Klaus Hagen und fragte ihn: »Du, Klaus, warum sind nie Kinder auf deinem Campingplatz?«

»Weil es verboten ist, Kinder zu Hagens Wellnesscampingplatz mitzubringen«, antwortete Klaus Hagen darauf.

»Hä?«, wunderte Tonje sich.

»Meine Gäste sollen das Rauschen des Baches und das Sausen der Tannen hören, kein Geschrei und Gezanke«, erklärte Klaus Hagen und guckte auf seine Uhr.

Tonje starrte den Campingplatzbesitzer sprachlos an und erklärte das, was er soeben gesagt hatte, zum Schlimmsten, das sie je in ihrem Leben gehört hatte. Doch als sie das gerade getan hatte, brach Klaus Hagen seinen eigenen Rekord, indem er noch etwas Schlimmeres hinzufügte: »Und das mit dem Geschrei und Gezanke, das trifft auch auf dich zu, Trulte.«

»Tonje«, korrigierte Tonje ihn.

»Tonje, ja. Könntest du so gut sein und aufhören, den ganzen lieben Tag lang herumzusingen?«

Tonje kratzte sich vor Verblüffung im Ohr.

»Du störst die Ruhe meiner Gäste, wenn du laut grölend auf deinem Fahrrad vorbeifährst«, sagte Klaus Hagen und versuchte, eine Art höfliches Lächeln zu zeigen.

»Meinst du etwa, ich soll aufhören, in meinem eigenen Tal zu singen?«, fragte Tonje nach. Um ganz sicherzugehen.

»Na, was heißt schon ›dein eigenes‹«, murmelte Klaus Hagen verärgert. »Ich werbe damit, den ruhigsten Campingplatz im Land zu haben, und ich bitte dich, das zu respektieren.«

Doch so einfach kommt Klaus Hagen nicht davon. Man bittet Glimmerdals kleinen Wirbelwind nicht einfach so, mit dem Singen aufzuhören. Das hätten ihm alle sagen können. Wenn er gefragt hätte.

»Nein, leider geht das nicht«, antwortete Tonje Glimmerdal.

Dann trampelte sie das Tal hinauf, während sie so laut sang, dass sich das Gestrüpp am Wegesrand platt hinlegte.

Und seitdem hat Tonje mit dem Singen weitergemacht. Vielleicht singt sie sogar noch ein bisschen mehr als vorher, wenn man ehrlich sein soll. Besonders, wenn sie am Campingplatz vorbeiradelt. Und Klaus Hagen, der sieht Tonje inzwischen fast an, als wäre sie ein kleines, ekliges Insekt. Ganz schlimm war es im Herbst, als Tonje das Pech hatte und eine Fensterscheibe auf dem Campingplatz mit ihrer Schleuder kaputt machte. Dabei war das gar nicht mit Absicht gewesen. Sie hatte auf den Flaggenmast gezielt. Das gab so ein schönes Geräusch, wenn man auf einen Flaggenmast schoss, und es war so unglaublich schwierig. Man trifft nicht jedes Mal, wenn man auf Flaggenmasten schießt, auch Tonje Glimmerdal nicht.

»Ui«, sagte Tonje, als das Glas klirrte.

Sie radelte in Windeseile nach Hause und holte all ihr Erspartes. Das Geld lag in einer hübschen Schatulle, die sie bei Gunnvald geschnitzt hatte. Mit einem großen, zutiefst entschuldigenden Lächeln überreichte sie Klaus Hagen die Schatulle.

Doch der wollte sie nicht haben. Er nahm das Geld heraus und gab die Schachtel mit einem Grunzen zurück. »Was soll ich damit?«, fragte er verärgert.

Was war das für eine dumme Frage. Er konnte ja wohl sein Geld hineinpacken, wo er doch so reich war, meinte Tonje. Klaus Hagen schnaubte und öffnete nur die Tür, damit Tonje ging.

An dem Tag gab Tonje es auf, Klaus Hagen als Freund zu gewinnen. Ja, sie gab den ganzen Klaus Hagen auf, von der obersten Haarspitze bis zum untersten Nagel am großen Zeh. Wie konnte nur irgendjemand auf der ganzen Welt so eine schöne Schatulle ablehnen! Sie hatte einen ganzen Samstag gearbeitet, um die beiden Vögel auf dem Deckel hinzukriegen.

»Er hat keine Ahnung von Kunst«, sagte Gunnvald, als sie ihm das erzählte.

»Er hat überhaupt von nichts eine Ahnung!«, erklärte Tonje wütend.

 

»Dieser ganze Campingplatz, das ist ein trauriges Kapitel. Nicht ein einziges Ferienkind«, seufzt Tonje jetzt. »Nur gut, dass du mich hast, um dich aufzumuntern, Gunnvald, dann musst du hier nicht allein hocken und einsam zu Mittag essen.«

Gunnvald platziert seinen langen Körper auf dem Küchenstuhl, wobei es in seinen Knien und im Holz knackt.

»Amen«, murmelt er.

Sie füllen sich Klöße, gebratenes Fleisch und Kohlrabi auf und Tonje fragt sich, woher es kommt, dass Gunnvalds Essen immer besser schmeckt als jedes andere Essen, das sie kennt.

»Weißt du, was da drinnen steht und bereit ist für einen Test?«, fragt Gunnvald plötzlich und nickt mit dem Kopf in Richtung Werkstatt, lange bevor er das, was er gerade im Mund kaut, herunterschluckt.

Tonje legt ihre Gabel langsam auf den Teller.

»Die Rennrodel?«

Kapitel 3

In dem der ersteRodel-Testlauf ansteht und Tonje mit der Polizei gedroht wird

Tonje und Gunnvald denken sich ständig neue Projekte aus. Aber was sie diesen Winter vorhaben, das toppt alles. Das finden sowohl Tonje als auch Gunnvald. Sie wollen den perfekten Rennrodel entwickeln. Sie wollen ein Modell schaffen, das stabil wie eine Föhre ist, schnell wie ein Motorrad und so schön wie die tote Großmutter von Gunnvald. Wenn sie das schaffen, dann wollen sie noch vor Weihnachten eine richtige Produktion von Rennrodeln starten und genauso steinreich werden wie Klaus Hagen.

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