SOS im Schlosspark - Susanne Stübe - E-Book

SOS im Schlosspark E-Book

Susanne Stübe

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Beschreibung

Das Haus von Familie Pittwiz steht in einem großen Schlosspark. Der ist Carlottas und Henris besonderer Spielplatz. Auf ihren vielen Streifzügen entdecken sie immer wieder, dass oft nichts so ist, wie es scheint: Wenn Steine plötzlich lebendig werden, ein Maulwurf den Gärtner besiegen will, und ein Goldfisch die Schnauze voll hat von seinem Leben im Brunnen ... Carlotta und Henri müssen sich einiges einfallen lassen und manches Abenteuer bestehen, wenn sie ihre in not geratenen Mitbewohner im Park retten wollen.

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Seitenzahl: 57

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Für Solino

Inhalt

Als die Steine zu sprechen anfingen

Willibald erhält ein neues Königreich

Waldemar will ins Paradies

ALS DIE STEINE ZU SPRECHEN ANFINGEN

Die Familie von Pittwiz hat adelige Vorfahren. Und von denen hat Herr von Pittwiz ein Schloss geerbt. Eigentlich ist ihm das gar nicht so recht, denn dort zu wohnen, kostet viel Geld, und es zu heizen ist sehr aufwändig. Abgesehen davon, wieviel gute Reinigungsfeen es sauberhalten müssen. Zusätzlich braucht der Schlossherr noch einen Angestellten für den riesigen Park und einen Steinmetz für die vielen Reparaturen an dem vornehmen, kunstvollen Schloss, oder wenn er eine gute Idee hat für einen neuen Brunnen oder tolle Figuren im Park. Herr und Frau von Pittwiz haben natürlich Berufe, mit denen sie Geld für den Haushalt verdienen. Und für den Besuch des Schlossparks verlangen sie von den Bürgern Eintritt. Das bessert die Kasse erheblich auf.

Im Schlosspark steht an der Nordseite das stattliche Schloss mit einem geschwungenen Treppenaufgang rechts, der zu einer Veranda hochführt. Dann und wann steht der Schlossherr vorn am Geländer und sieht zufrieden über seinen schönen Park hinaus. Sein Blick geht auch zu einem kreisrunden Brunnen.

Ein großer Neptun, der Meeresgott, mit einem Dreizack, thront auf einem breiten Sockel in der Mitte des Brunnens. Um ihn herum gruppiert sitzen Engel, aus deren Krügen das Wasser in den Brunnen fließt. Der Schlossherr hat seine Freude daran. Gerne stellt er sich manchmal vor, er sei selbst der mächtige Gott Neptun mit einem Dreizack oder ein berühmter Pirat des Meeres.

Im Park gibt es zahlreiche kleine Wege, weiße Bänke zum Verweilen, Laubengänge, künstlich angelegte Grotten und dazwischen viele Blumenbeete und schöne, alte Bäume.

Der Schlossherr beschäftigt einen Gärtner, den Herrn Nussbaum und den Steinmetz, Herrn Steinlos. Die Werkstätten mit kleinen Wohnungen stehen links und rechts vom Schloss, etwas versteckt durch Bäume und Sträucher. Über schmale Pfade gelangt man zu den Häusern.

Vom Steinmetzhaus hört man es oft hämmern, klopfen und sägen. Weiße, dichte Wolken ziehen aus der Werkstatt hinaus und verstauben die Umgebung.

Solange, bis ein Regen alles wegwäscht.

Der Steinmetz ist ein gutmütiger, beleibter Herr. Er trägt einen weißen, langen Bart, hat lustige Augen und Hände wie ein Bär. Das kommt von seiner anstrengenden Arbeit.

Eines Tages bittet Herr von Pittwiz seinen Steinmetz zu sich. Er hat nämlich wieder eine glorreiche Idee, die sofort umgesetzt werden muss. Mit einem nicht allzu tiefen Diener kommt der Steinmetz hinauf zur Veranda und ist gespannt, was der Schlossherr sich heute ausgedacht hat.

„Nun Heinrich, es ist ja gut und schön, dass da allerhand grünes äh – pipperlapapp – Grünzeug wächst in meinem Park. Aber was mir fehlt, das sind doch ein paar neue Figuren aus Stein, die im Park verstreut da und dort stehen könnten.“

„Was denn für Figuren?“, fragt Heinrich.

Herr Steinlos findet nämlich, dass genug seltsame Figuren durch den Park spazieren oder herumstehen.

„Na, vielleicht Tiere oder Zauberwesen aus Märchen und anderen Geschichten. Unsere Tochter wächst und wächst und will im Park spazieren gehen – da soll sie was zu sehen bekommen! Sie kann doch nicht ständig ihre Nase nur in die Blütenkelche stecken.

Andererseits – einen Zoo wollen wir hier auch nicht haben, sondern wirklich nur ein Schloss mit mir als Schlossherrn, der eben weder Tiere beaufsichtigt noch Orchideen züchtet“, befindet Herr von Pittwiz.

Wie sein Chef auf die Zoo- und Orchideenidee kommt, weiß Herr Steinlos nicht.

„Nun, an was haben der Herr gedacht? Ich weiß ja, dass sie für Hühner, Ziegen, Schweine und dergleichen nichts übrighaben.“

„Ich dachte an eine Schildkröte. Die macht keinen Dreck, haha, und … hm … was halten sie von einem Riesen? Das wäre doch ein schöner Kontrast?

Außerdem liebt Carlotta Riesen, das wäre dann wie in ihrem Märchenbuch.“

„Und wie groß sollen die Figuren werden?“

„Na – so – so – so“, der Schlossherr zeigt mit seinen Händen immer größere Maße auf. „Aber der Riese darf auf keinen Fall stehen. Sonst erschrickt sich das arme Kind, wenn es vor ihm steht. So und nun – hopp hopp – an die Arbeit Heinrich.“

Der Auftrag ist erteilt. Der Schlossherr scheucht seinen Steinmetz mit winkenden Bewegungen von der Veranda. Die Audienz ist beendet.

Heinrich macht sich ans Werk. Zunächst lässt er große Steinblöcke aus dem nahegelegenen Steinbruch liefern. Die Arbeiter haben viel Mühe, die schweren Steine herbeizuschaffen. Vor allem der zukünftige Riese als unbehauener Steinbrocken ist eine schweißtreibende Mühsal.

Einige Zeit später steht Heinrich vor den beiden kantigen Steinquadern und betrachtet sie in aller Ruhe. Obwohl sie von Weitem nur grau aussehen – von Nahem sieht er mit seinen geübten Augen viele Abstufungen von Grautönen. Weiße und silberne Schimmer. Schwarze Einsprengsel und Streifen.

Begeistert streicht er mit seinen Händen liebevoll über die Flächen. Er bindet sich seine blaue Schürze um und beginnt sein neues Projekt. Es würde viel Zeit und Anstrengung erfordern, bis aus diesen Steinblöcken Figuren entstehen. Von diesem Tag an hört man unentwegt Lärm aus der Steinmetzwerkstatt, oft bis in die Nacht hinein.

Auch im Schloss kann man diese Handwerksarbeit hören. Vor allem die Tochter der Eltern von Pittwiz ist neugierig geworden, was es da in der Werkstatt Neues zu sehen gibt. Carlotta heißt sie. Jeder kennt das Mädchen mit seinem flinken Mundwerk, das immer etwas zu erzählen hat. Die funkelblauen Augen entdecken immer etwas Neues, und ihre Haare sind eine einzige Herausforderung! Auf ihrem Kopf wachsen lauter kupferrote Korkenzieher, die wie Antennen in alle Richtungen stehen. Wie ein wildes Vogelnest mit störrischen Zweigen. Vor ein paar Tagen ist Carlotta acht Jahre alt geworden.

Dem Schlossherrn ist das Kind oft nicht geheuer. Man hört ihn gelegentlich zu seiner Frau sagen: „Was soll nur aus diesem Kind werden? Das gleicht ja mehr einem struppigen Glühwürmchen, als einer von Pittwiz! Vielleicht ist das doch ein zu großer Feuerkäfer? Und gar kein Kind?“

Da er beruflich oft unterwegs ist, manchmal auch mehrere Tage ohne nach Hause zu kommen, ist die Erziehungsangelegenheit nicht seine Sache. Das übernimmt die Frau des Schlossherrn, Frau von Pittwiz und das Kindermädchen, das ihr im Haushalt und bei der Bändigung des Kindes hilft. Carlotta ist das alles ganz recht. Mit den zwei Frauen wird sie schon fertig.

Bevor sie, wie jeden Tag, ihren Parkausflug plant, sucht sie sich Kleidung zusammen und ist nicht zimperlich, zu improvisieren, wenn nichts Passendes im Kleiderschrank ist. Da muss auch mal ein geblümtes Tischtuch herhalten, eine alte Gardine oder abgetragene Hosen vom Gärtnerjungen, die er ihr großzügig überlassen hat. Sie lässt sich nichts ausreden und bastelt sich Umhänge und Kleider aus den Stoffen.

Das aber gefällt Carlottas Mama und ihrer Haushaltshilfe gar nicht. Aber bis sich das Kindermädchen in Bewegung gesetzt hat, um sie einzufangen oder wenigstens die abenteuerlichen Kleidungsstücke zu entsorgen, ist Carlotta schon längst unter ihren Armen hinweg davongeschlüpft.

Außerdem hat sie sich einen guten Ort überlegt, wo sie alle ihre gesammelten Kleiderschätze versteckt.

Niemand darf die wegwerfen!