Soziale Veränderungen in der südafrikanischen Gesellschaft seit der Überwindung der Apartheid - Martin Hiebsch - E-Book

Soziale Veränderungen in der südafrikanischen Gesellschaft seit der Überwindung der Apartheid E-Book

Martin Hiebsch

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Soziologie - Soziales System und Sozialstruktur, Note: 1,3, Universität Osnabrück, Sprache: Deutsch, Abstract: „Dass im Land der Apartheid1 eine liberale Demokratie etabliert werden konnte, gehört sicher zu den bedeutendsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Es ist ein Meilenstein in der Geschichte des Kampfes gegen Kolonialismus und Rassismus und für die Verbreitung von Demokratie auf der Welt.“ Südafrika ist von einer Art Aura umgeben und besitzt ein politisches System, welches als nachahmenswert und exemplarisch gilt. Trotzdem wurde das Land am Kap von dem südafrikanischen Intellektuellen Breyton Breytonbach einst als vergiftetes Paradies bezeichnet. Ein Widerspruch, der es erfordert, die Gesellschaft dieses Landes genauer zu betrachten. Nach Meinung vieler Experten ist es unbestritten, dass die neuen Regierungen erhebliche Erfolge in der Außenpolitik und bei makroökonomischen Zielen wie einer niedrigen Inflation und einem geringen Haushaltsdefizit erzielen konnten. Die innere gesellschaftliche Stabilität dagegen ist gefährdet. Viele qualifizierte „weiße“ Fachkräfte verlassen das Land und wichtige Aufgaben in Wirtschaft und Verwaltung werden mit ungenügend ausgebildeten „Schwarzen“ besetzt. Die neuen Quotenregelungen haben dazu geführt, dass einzelne Aspiranten in den Kreis der Elite aufgenommen wurden und in der Verwaltung eine organisierte Beteiligung „schwarzer“ Südafrikaner durchgesetzt wurde. Teile der Stadt- und Landbevölkerung, die damals viele Kilometer zurücklegen mussten, um an Wasser zu kommen, wurden mit fließendem Wasser versorgt. Menschen, die zur Zeit der Apartheid unter unvorstellbaren Bedingungen lebten, wurden schlichte Behausungen gebaut. Die Verbesserungen bei der Grundversorgung im dörflichen Gesundheitswesen, dem Bildungswesen, und dem Zugang zu sauberem Trinkwasser, Strom und Telefon sind in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch von negativen Entwicklungen überschattet worden.7 Die Errungenschaften der Post-Apartheid-Ära werden nur von denen, die auch von ihnen profitieren, als solche empfunden. Es ergibt sich die Frage danach, ob es sich bei den forcierten Besserungen um mehr als einen Versuch der neuen Regierung handelt, mit kurzfristigen Experimenten die gemachten Versprechungen zu erfüllen. Die sozialen Veränderungen in Südafrika im Laufe der vergangenen sechzehn Jahre können einen Aufschluss darüber geben, inwiefern die Gesellschaft von der Abwahl des totalitären Regimes und der Einführung von Demokratie profitieren konnte und sind daher von wissenschaftlicher Bedeutung.

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Methodik und Forschungsstand
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Historischer Kontext
2.1 Geschichtlicher Überblick bis 1948
2.2 Das System der Apartheid in Südafrika
2.3 Das Ende der Apartheid in Südafrika
3 Einordnung Südafrikas im internationalen Vergleich
3.1 Human-Development-Index
3.2 Failed-State-Index
4 Die Regenbogennation Südafrika
4.1 Gesellschaftsstrukturen
4.1.1 Divergenz von Arm und Reich
4.1.2 Soziale Strukturen während der Apartheid und heute
4.1.3 Wirtschaftliche Entwicklungen
4.1.4 Zusammenfassung
4.2 Die Post-Apartheid-Gesellschaft
4.3 Rassismus im heutigen Südafrika
5 Aktuelle Entwicklungen
6 Fazit

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: FSI Südafrikas 2006 bis 2009 ....................................................................................... 20

Tabelle 2: Entwicklung der HIV-Rate zwischen 2001 und 2009 ................................................... 28

Tabelle 3: Öffentliche Ausgaben für soziale Sicherung und Gesundheit in Prozent des BIP in den

Jahren 1995, 2000 und 2005 .......................................................................................... 44

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Abkürzungsverzeichnis

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1 Einleitung

1.1 Problemstellung

„Dass im Land der Apartheid1eine liberale Demokratie etabliert werden konnte, gehört sicher zu den bedeutendsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Es ist ein Meilenstein in der Geschichte des Kampfes gegen Kolonialismus und Rassismus und für die Verbreitung von Demokratie auf derWelt.“2Südafrika ist von einer Art Aura umgeben und besitzt ein politisches System, welches als nachahmenswert und exemplarisch gilt.3Trotzdem wurde das Land am Kap von dem südafrikanischen Intellektuellen Breyton Breytonbach einst als vergiftetes Paradies bezeichnet.„Vergiftetdurch zwei oder mehr Generationen von Unterdrückung, Rassendiskriminierung undEntzug von Bildung, die zu überwinden lange dauern wird.“4Ein Widerspruch, der es erfordert, die Gesellschaft dieses Landes genauer zu betrachten.

Nach Meinung vieler Experten ist es unbestritten, dass die neuen Regierungen erhebliche Erfolge in der Außenpolitik und bei makroökonomischen Zielen wie einer niedrigen Inflation und einem geringen Haushaltsdefizit erzielen konnten.5Die innere gesellschaftliche Stabilität dagegen istgefährdet. Viele qualifizierte „weiße“ Fachkräfte verlassen dasLand und wichtige Aufgaben inWirtschaft und Verwaltung werden mit ungenügend ausgebildeten „Schwarzen“ besetzt. Dieneuen Quotenregelungen haben dazu geführt, dass einzelne Aspiranten in den Kreis der Elite aufgenommen wurden und in der Verwaltung eine organisierteBeteiligung „schwarzer“Südafrikaner durchgesetzt wurde.6

Teile der Stadt- und Landbevölkerung, die damals viele Kilometer zurücklegen mussten, um an Wasser zu kommen, wurden mit fließendem Wasser versorgt. Menschen, die zur Zeit der Apartheid unter unvorstellbaren Bedingungen lebten, wurden schlichte Behausungen gebaut. Die Verbesserungen bei der Grundversorgung im dörflichen Gesundheitswesen, dem Bildungswesen, und dem Zugang zu sauberem Trinkwasser, Strom und Telefon sind in der öffentlichen

1Im Rahmen dieser Arbeit wird unter dem Begriff Apartheid die Gesamtheit der Gesetze und Regelungen zur strikten gesellschaftlichen und räumlichen Trennung der Menschen nach Rassenkriterien in Südafrika, zwischen 1948 und 1994, verstanden.

2Neville, A. (2001): Südafrika. Der Weg von der Apartheid zur Demokratie. München, S. 7.

3Ebd., S.160 .

4von Lucius, R. (2009): Nicht von hier und nicht von dort. Umbruch und Brüche in Südafrika. Halle/Saale, S. 9.

5Vgl. Hettiger, A. (2009): Südafrika in den Jahren 2005 bis 2009. In: Identitäten im neuen Südafrika. Biographien nach Ende der Apartheid. Marburg, S. 27.

6Vgl. Neville, A. (2001): Südafrika, S.169.

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Wahrnehmung jedoch von negativen Entwicklungen überschattet worden.7Die Errungenschaften der Post-Apartheid-Ära werden nur von denen, die auch von ihnen profitieren, als solche empfunden. Es ergibt sich die Frage danach, ob es sich bei den forcierten Besserungen um mehr als einen Versuch der neuen Regierung handelt, mit kurzfristigen Experimenten die gemachten Versprechungen zu erfüllen.

Nach wie vor gibt es massive soziale Probleme. Eine große Armut, ausufernde Gewalt und Kriminalität, die HIV/Aids-Epidemie, Bildungsdefizite und Korruption bereiten den politisch Verantwortlichen und der Gesellschaft große Probleme.

Was Südafrika von anderen afrikanischen Staaten unterscheidet, ist die Tatsache, dass das Land über eine leistungsfähige und breit aufgestellte Wirtschaft verfügt. Gute Infrastrukturen, eine funktionierende Landwirtschaft sowie die reichen Vorkommen an Bodenschätzen begründen Südafrikas Sonderstellung und machen es zu einem attraktiven Standort für Industrie und Handel. Geprägt von Offenheit, Toleranz und sozialer Ausgewogenheit verfügt die Regenbogennation8über eine der fortschrittlichsten Verfassungen der Welt. Das Land, welches sich selbstbewusst als führende Nation auf dem afrikanischen Kontinent profiliert, steht in einem Spannungsfeld zwischen Erster und Dritter Welt und ist besonders in jüngster Vergangenheit häufig auf die Probe gestellt worden.

Südafrika sieht sich demnach mit Problemen konfrontiert, welche selbst für erfahrene demokratische Länder eine Herausforderung darstellen würden. Die bisherigen Höhepunkte waren ausländerfeindlichePogrome im Mai 2008, die von vielen Experten lediglich als „dieSpitze des Eisberges“dargestellt wurden. Darüber hinaus wächst in großen Teilen derBevölkerung der Unmut darüber, dass Probleme nicht zügig genug gelöst werden.

Die sozialen Veränderungen in Südafrika im Laufe der vergangenen sechzehn Jahre können einen Aufschluss darüber geben, inwiefern die Gesellschaft von der Abwahl des totalitären Regimes und der Einführung von Demokratie profitieren konnte und sind daher von wissenschaftlicher Bedeutung.

7Vgl. Neville, A. (2001): Südafrika, S.169.

8Der Begriff Regenbogennation als Bezeichnung für das Post-Apartheid-Südafrika wurde von vielen südafrikanischen Intellektuellen wie Erzbischof Tutu und Präsident Mandela geprägt. Vgl. (http://www.somalipress.com/south-africa-overview/south-africa-rainbow-nation-1131.thml; 15.04.2010).

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