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Sweetwater ist der Ort, an dem sich Seelen treffen, wenn sie im Leben für ihre Erfüllung von Liebe nicht zusammenfinden konnten, so die Legende. Der Journalist Caleb Brooks kommt in die amerikanische Kleinstadt, um die sonderbaren Vorfälle dort zu recherchieren. Er verliebt sich in Carol Ryder, die jedoch, wie schon seine erste Frau, auf tragische Weise ums Leben kommt. Caleb wird in einen inneren Albtraum geschleudert, bis er erkennt, wie er selbst seine Realität erschafft. Er versucht, das Unmögliche möglich zu machen _ unter Einsatz seines Lebens.
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Seitenzahl: 307
»Sind es nicht immer unsere Entscheidungen
an den Weggabelungen,
die unser Leben in genau die Bahnen lenken,
die wir später als Schicksal, Glück oder Zufall
ansehen?«
Arch Pinenoire
Caleb Brooks strich mit der Handfläche über das grüne Straßenschild, das gar nicht hätte existieren dürfen. Er befreite die weißen Buchstaben von einer dünnen Staubschicht, die der Wind vom Wüstenboden aufgenommen und wie einen Schutz über den Ortsnamen gelegt hatte.
Sweetwater 3 Meilen
Nach einer grauenvollen Nacht ging endlich die Sonne auf. Die ersten Strahlen des Morgens tauchten Calebs Hand zusammen mit dem Schild in warmes Licht. Kleine Staubwolken wirbelten um seine Finger. Im Gegenlicht sah es aus, als würde Goldpuder zu Boden sinken.
Sweetwater. Noch vor zwei Wochen hatte er nie von diesem Ort gehört und nun war er zu seinem Schicksal geworden. Caleb hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, wenn er den Hügel ein weiteres Mal hinab in die kleine Stadt fahren würde. Nur eines wusste er sicher: Hier war das letzte Zuhause, das er jemals haben würde.
›Es gibt Tage im Leben, die von überaus herausragender Bedeutung sind. Geliebte Menschen sterben. Andere werden geboren, wieder andere begegnen einem scheinbar zufällig. Die soeben noch für immer verloren geglaubte Liebe entsteht plötzlich an unerwarteter Stelle neu. In derselben Sekunde, in der die einen ihre größten Schicksalsschläge durchleben, geschehen bei anderen die größten Wunder. Es scheint, als könne der Flügelschlag eines Schmetterlings im Gefüge des Universums die Entscheidung über höchste Erfüllung oder alles zerstörendes Unglück bewirken. Doch wer bewegt diesen Flügel?
Glück oder Unglück – immer sind dabei Menschen miteinander verbunden. Die Liebe ist ein solches Band, ebenso die Ablehnung. Ja, auch sie schweißt zusammen, selbst wenn die Beteiligten glauben, sie würde sie voneinander trennen.‹
Caleb starrte auf den Bildschirm seines Notebooks, als wäre das Gerät für den Text verantwortlich. Seit einer Stunde versuchte er, die Einleitung seines Artikels zum Valentinstag zu schreiben. Dies hier war sie ganz sicher nicht. Valentinstag stand für Liebe und Verliebtheit, für Geschenke, gute Gefühle, Sinn und Hoffnung. Caleb war mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftsjournalist. Er arbeitete seit vielen Jahren bei der New York Times und Artikel zu schreiben war sein Tagesgeschäft. Er fragte sich, warum er mit diesem einfachen Thema solche Probleme hatte.
»Jim Cummings ist für zwei Wochen ausgefallen«, hatte Dennis ihm an diesem Morgen verkündet. »Irgendeine Operation. Machst du den Valentinstag für ihn? Eine Spalte.«
Caleb hatte Dennis angestarrt, als sei er gerade gebeten worden, über eine Kochshow zu berichten. Dennis bemerkte es sofort.
»Mach es anders. Mach es neu. Mach es so, wie man dich kennt«, sagte er. »Gib dem Valentinstag eine neue Dimension. Bringe einen Aspekt ein, an den der Leser noch nie gedacht hat. Von mir aus erfinde die Bedeutung von Valentinstag neu, nur liefere mir nichts, was alle anderen auch schreiben. Kannst du das?«
Dennis kannte Calebs Schwachstelle: Er sucht Herausforderungen und Dennis forderte ihn heraus.
»Trägt der Papst rote Schuhe?«, hatte er geantwortet. »Klar kann ich das.«
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