Spiegel des Lebens - Adolf Josef Gillrath - E-Book

Spiegel des Lebens E-Book

Adolf Josef Gillrath

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Beschreibung

Arthur war in Streitgesprächen von der Macht der Sprache immer wieder fasziniert. Auch bei der Vergangenheitsbewältigung, der massiven Kritik an Religionen, der Politik und bei aktuellen Tagesthemen im leidenschaftlichen Diskurs mit Fremden wie Freunden. Die Liebe zog Arthur fast in einen selbstzerstörerischen Bann. Dennoch suchte er sie stets aufs Neue. Er behielt sie unbewusst zu seiner Familie, dauerhaft zu seinen unzähligen Freundinnen, Ehefrauen und lieb gewonnenen Weggefährten. Diese Liebe und Hingabe zeigte sich ebenfalls in seinem Beruf und zu zwei ostafrikanischen Ländern: Kenya und Tansania. Im Alter machte ihn ein furchtbarer Krieg mitten in Europa fassungslos und wütend, den er aber verstehen musste. Bewusst stellt Arthur die Schönheit Zanzibar's der Hässlichkeit wie dem Grössenwahn eines Despoten gegenüber.

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IT’S ONLY ABOUT YOU

NI JUU YAKO

Inhalt

Kapitel 1 Die Sprache

Kapitel 2 Über die Liebe

Kapitel 3 Die Kämpferin

Kapitel 4 Zusammenwohnen

Kapitel 5 Lebenslust

Kapitel 6 Die Jahre mit Hubert

Kapitel 7 Mein bester Kumpel

Kapitel 8 Afiyas Wahl

Kapitel 9 Sansibar

Kapitel 10 Fadhili, ein guter Freund

Kapitel 11 Ukrainekrieg

Kapitel 1

Sprache, das zuerst gedachte,

dann ausgesprochene Wort.

Die Sprache

Sprache war Mut, sie trug in sich die mächtige bewundernswerte Fähigkeit, einen Gedanken zu fassen, ihn unverblümt auszusprechen, ihn auch niederzuschreiben, um daraus eine nachhaltige Wirklichkeit werden zu lassen.

Arthurs Mutter war 1956 die treibende Kraft, die bewirkte, dass er nach Beendigung der vierten Volksschulklasse nicht wie üblich aufs hiesige Gymnasium, sondern in eine Klosterschule nahe Linnich, unweit des gewohnten Elternhauses, wechseln musste. Der Hauptgrund für diesen außergewöhnlichen Entschluss lag angeblich im andauernden Wiederaufbau der Firma seines Vaters. Schon als Kinder wurden er und seine Geschwister hauptsächlich von betriebseigenen Personen umsorgt, beaufsichtigt und erzogen. Unsere Mutter musste nämlich lange Jahre für etliche Arbeiter, die wiederum größtenteils aus dem europäischen Um- bzw. Ausland kamen, das tägliche Essen zubereiten, was für sie eine kraftzehrende wie schöpferische Umstellung war. Es war auch eine soziale Art und sorgetragende Geste, die heute immer noch vergleichsweise in afrikanischen Ländern gang und gäbe war.

Ein weiterer Grund ihrerseits war, dass Arthur im Kloster unter ständiger Aufsicht doch viel konzentrierter, behüteter, von äußeren Reizen abgeschotteter und bedeutend besser wie auch erfolgversprechender lernen würde. Außerdem entsprach es ihrer christlichen Pflicht gegenüber unserem dauerbetenden strengen Großvater und der damals gesellschaftlich viel höher stehenden Verwandtschaft. Dementsprechend gingen auch deren Kinder statusgemäß auf Internate.

Hinter hohen Mauern einer permanenten und diabolischen Verschwiegenheit erlebte Arthur in den vier Jahren seines dortigen Aufenthaltes die Hölle. Ihm wurden schändlich angewandte und niedermachende Machtpositionen wie -exzesse bewusst. Diese wurden nicht nur an ihm selber schamlos ausgeübt. Er musste mit ansehen, wie sich die fromme Geistlichkeit täglich über eigene, lautstark gepredigte Gottesgebote hinwegsetzte. Offen bereitwillig jedes Bestechungsgeschenk aber von den besorgten Eltern ohne jeglichen Skrupel annahmen. Sie in der Beichte detailliert ihre Schützlinge nach ihren sexuellen Praktiken ausfragten, um sie später in ihren Privatzimmern an ihnen zu vollziehen.

Arthur entwickelte im Laufe der Zeit, speziell in der andauernden Bewältigungsphase all jener Widerwärtigkeiten, eine derartige Abscheu auf alles Geistliche und die für ihn nicht länger zu vertretende christliche Kirchenlehre, dass er kurz nach dem Tod der Mutter endgültig aus dieser infamen Institution austrat.

Auf die ständige Frage, ob es einen Gott, die Engel oder den Teufel gab, konnte neuerdings Arthur nur mit der unromantischen, rationalen, eigentlich logischen Antwort den Fragenden mit persönlich eindrücklichen und hoffentlich auch überzeugenden Argumenten entgegentreten. Die Frage alleine mit seiner eigenen wie überzeugten und recht einleuchtenden Gewissheit, allerdings stets in langgeführten Diskussionen, mit einem deutlichen NEIN beantworten.

Es gab da zwar unzählige tolle Geschichten, fantastische Mythen, halluzinierende, traumhafte Wahnvorstellungen, mysteriöse Offenbarungen, Eingebungen und verfälscht niedergeschriebene Botschaften einer angeblich existierenden, wohl nicht greifbaren, imaginären Dreierkonstellation. Mithin am Ende nur eine clever ausgedachte oder erfundene Story mit garantiert breiter wie durchschlagender Wirkung und Sprengkraft?

Wahr war: Es gab den Dschinn in Form von Despoten, Diktatoren, Imperialisten, Terroristen, Mördern, macht- wie geldgierigen Menschen, Herzlosen, Fanatikern wie Zerstörern. Die alle waren zu jeder Zeit die wahren leibhaftigen Teufel! Sie sorgten für andauernden Streit, für Zwietracht, Mord, blutige Kriege, Hinterlistigkeit, perfide Intrigen, geschickte Täuschungen, ein Chaos, für Unterwürfigkeit, Unruhen und einen gefährlichen persönlichen Machtanspruch.

Selbst das momentane Kirchenoberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, gab nach langem Hin und Her endlich zu, dass es keinen Teufel gab. Und wenn es doch keinen Teufel gab, dann konnte es auch keine Engel und keinen Gott geben. Denn in allen Religionen wurde der Teufel, der Chaitan, als gefallener Engel wie auch als Gegenspieler Gottes bildhaft dargestellt. Der im ständigen Wettstreit um die Vorherrschaft mit ihm und dem Guten auf Erden war. Sehr deutlich wurde das Wechselspiel der beiden Kontrahenten in dem hoch umstrittenen Roman des Schriftstellers Salman Rushdie »Die satanischen Verse« angezeigt und verdeutlicht.

Da von Beginn an das Gute und Böse im Wesen eines jeden Menschen vorhanden war, nach Arthurs Wahrnehmung das Böse aber nur oder meistens bei Katastrophen zum Vorschein kam, glaubten einige ganz Schlaue, das Gute müsste daher natürlich von einem Gott kommen. Somit ward das kuriose göttliche Dreigestirn geboren.

Warum musste es neben dem Judengott Jahwe noch einen Christengott Jesus und einen Islamgott Allah (AL-Lah) geben, wenn sie ständig mit Wehmut zugaben, dass es nur den einen Gott geben konnte, der zudem in ihren Büchern doch genau der gleiche sein sollte? Aber mit verschiedenartigen, teilweise jedoch keinesfalls bereitwilligen oder reformierbaren Botschaften und Anweisungen. Auch wenn für die Masse der Gläubigen die zig inbrünstigen, wegweisenden Botschaften der heiligen Schriften gottgegeben und wahr sein mochten, zeigte schon eins unter vielen Beispielen, wie gewagt, verderblich und falsch die folgende Aussage sein konnte:

»Macht euch die Erde untertan!«

Und was kam dabei heraus? Immerhin hatten wir Menschen es tatsächlich geschafft, geradezu alles dem freien Willen und dem eigenen Vorteil unterzuordnen. Durch den bislang unersättlichen Konsum, den gefräßigen Raubkapitalismus, die moderne Wissenschaft und eine gigantische, brutale, rücksichtslose Ressourcenausbeutung unserer Erde, ihr, unserem einzig bewohnbaren Planeten, tiefe, schmerzhafte Wunden/ Narben beizufügen. Und dass wir dadurch absehbar an die Grenzen des Machbaren stoßen würden. Und was passierte dann? Wir würden uns selber vernichten! Und kein Gott würde und könnte uns erretten.

Wir sollten doch lieber wieder zurück zu den Anfängen kommen. Aus der Erde nur das entnehmen, was nachwuchs, was anschließend in den natureigenen Kreislauf zurückging, so wie es uns die Indianer einst vorgelebt hatten. Denn schon sie sagten: »Stirbt die Natur zuerst, dann stirbt der Mensch danach.«

Außerdem konnte Arthur es nicht ertragen und anhören müssen, wenn er Geistliche nach dem Grund und Sinn des immensen Reichtums der Kirchen, Moscheen und Synagogen und ihrer im vollen Luxus lebenden Oberhäupter anfragte. Es kam dann wie aus dem Lehrbuch die banale Antwort, immer mit überzeugender Mimik und Nachdruck, dass dies hauptsächlich zu Ehren Gottes geschah. Was für ein Schwachsinn! Als ob ein Gott auf so etwas Wert legen würde und es nötig hätte. In den heiligen Büchern wurde das Paradies ganz irdisch als schöner Garten mit köstlichen Früchten beschrieben. Durchzogen war es von Bächen, zwei reichlich sprudelnden Quellen, von guten, schönen, keusch blickenden, sprich unberührten Jungfrauen, die auf grünen Kissen aus Brokat lehnten und auf schönen Teppichen wandelten. Der eine oder die sieben Himmel waren voller reiner Engel und ewigem Gottesschauen. Da gab es ansonsten keinen Prunk oder Glanz, alles blieb dort spartanisch, natürlich einfach, dennoch erstaunlich pompös, aber immerhin himmlisch sorglos.

Seien wir doch ehrlich, diese angeblich äußerst fromme, dahinschlendernde Prozession ernst wie andächtig dreinschauender, händefaltender, in tief gläubigen, angeblich gottesfürchtigen Gedanken verharrender und doch letztendlich so schamlos agierender Geistlichkeit, diese in diabolisch tief rot gefärbten Umhängen lachhaft verkleideten, einheitlich kostümierten Gartenzwergfiguren wie heilsversprechende, meist doch über ihren Zenit hinaus wohlversorgte Altherrenriege, wollte für sich selber und nicht für einen Gott seit jeher nur Respekt wie Achtung. Sie verlangte obendrein eine absolute Frömmigkeit von ihren Gläubigen. Dabei mussten sie doch verschämt ihre füllige Körperlichkeit unter Samt und Seide züchtig verstecken und diese vorschriftsmäßig mit feinst gearbeiteten, aufwendig kunstvoll verzierten, handgestickten Gewändern täglich öffentlich schmücken. Ihre Häupter bedeckten sie mit hochragenden, V-förmig seitlich geöffneten, ebenfalls roten oder weißen Spitzhauben, die ihre eigene unsichere Gespaltenheit so offen bezeugten. Hier offenbarte sich die Doppelmoral dieser angeblich doch so weisen Männer und brachte ihr perfekt inszeniertes Schauspiel sichtbar für alle Welt zum Ausdruck. Genau wie die roten, dem Papst ausschließlich zugedachten, kitschigen, kindlich anmutenden Designerschühchen. Symbolisch gesehen war’s ein Gegenstück des gespaltenen Ziegenfußes, eben eines fest auf seinem Horn stehenden Teufels. Und sollte obendrein die große Sanftheit, die bestehende Heiligkeit wie auch Glaubwürdigkeit des Oberhauptes unterstreichen. Das fromme Gehabe wurde durch den zu küssenden Apostelring besiegelt wie gefestigt. Das sichtbare Zeichen einer bedingungslosen Unterwürfigkeit. Übertroffen wurde das Ganze von der immensen Dekadenz dieses angeblich so heiligen Amtes, seiner hierarchiebesessenen Machtposition und sein intrigantes Handeln.

Es war die gleiche Unterwürfigkeit, die auch der Koran verinnerlichte und gebetsmühlenartig predigte. Die enorme offene Sprengkraft zeigte sich im Kurzfilm »Submission« des Niederländers Theo van Gogh aus dem Jahr 2008. Der mutige und wahrheitsliebende Filmemacher wurde von den Mullahs daraufhin mit einer Fatwa belegt und später von einem Islam-Fanatiker öffentlich umgebracht.

Am 13. 08. 2022 geschah auf offener Bühne der Messerangriff eines Fanatikers auf den indischen Schriftsteller Salman Rushdie bei einer Lesung in New York. Sein brillantes Buch »Die satanischen Verse« wurde vom Iran mit einer lebenslangen Fatwa belegt. Sein wohl sicheres Todesurteil, was ihm durchaus bewusst war und weshalb er ununterbrochen beschützt wurde.

Salman-al-Farisi, der im sechsten KAPITEL des Buches »Rückkehr nach Jahilia« (in Wirklichkeit die Stadt Mekka) als Schreiber des Propheten Muhammad fungierte, sagte hier ehrlich offen die ganze Wahrheit über den Propheten. Genauso wie es schon die Schriftstellerin Ayaan Hirsi Ali in »Reformiert Euch« und der Schriftsteller Hamed Abdel-Samad in »Mohamed – Eine Abrechnung« taten.

Mohammad war ein Waisenkind, Jesus ein unehelich geborenes Kind und Moses war ein Findelkind. Welch ein Zufall! Die Schriften des Propheten wurden sechzig Jahre nach seinem Tod erwähnt, auch bei Jesus entstand das erste schriftlich überlieferte Evangelium siebzig Jahre nach seinem Tod. Ein erneuter Zufall? Beide Bücher wurden, wie wir wissen, also nur von Schreibern verfasst und nicht von Gott selber oder durch Gottes persönlich gesagte Worte.

Der Prophet konnte nicht lesen, auch nicht schreiben. Selbst er verzweifelte geradezu an seinen Alpträumen, litt unter Angstzuständen und dachte mehrmals an Selbstmord. Durch eine mysteriöse Krankheit und sein andauerndes Fasten hatte er permanent Wahnvorstellungen. Auch Jesus hatte Halluzinationen durch sein 40-tägiges Fasten in der Wüste. Daher stammten Muhammads Offenbarungen doch wohl eher über seinen Schreiber aus christlichen Texten. Und die Texte des Christentums wurden klar als Grundpause aus dem jüdischen Alten Testament übernommen. So war es verständlich wie auch erklärbar, dass Muhammad ganz fest daran glaubte, dass die erhaltenen Botschaften wie gewisse Weissagungen aus seinen Träumen von Allah selbst, seinem einzigen Gott, kamen.

Im VI. KAPITEL beichtete Salman-al-Farisi dem Dichter Baal (Ba’al, in Wirklichkeit die oberste Gottheit der Fruchtbarkeit im Altertum und zu positionieren im syrisch-levantinischen Raum), dass er die vorgesagten Texte immer wieder während des Diktats verändert und aus reinem Spaß manipuliert hatte. Er ergötzte sich am Reiz des Nicht-dabei-ertappt-worden-Seins. Die von ihm bewusste Täuschung fiel selbst dem Propheten Muhammad trotz erneutem Vorlesen der Niederschrift nicht auf. Sie ließ dann Salman letztlich selber an deren Echtheit, der Wahrheit seiner prophetischen Worte zweifeln. Ob das alles von einem Gott, in dem Fall Allah, kam? Schließlich waren es ja Salmans ganz eigene niedergeschriebene Worte. Ein prägnanter Satz hieraus war:

»Es gibt keine größere Verbitterung als die eines Mannes, der feststellt, dass er an ein Gespenst geglaubt hat.«

Genau wie Salman machten es die Schreiber der Frühzeit. Fortgesetzt wurde es später in den Klosterschreibstuben. Auch jene hochgebildeten Schriftsetzer bauten Texte ganz nach Belieben, Eigennutz, sprich Vorteilen um. Sie verhöhnten verborgen die Gottheit durch Tierdarstellungen in obszöner Pose. Im Film »Der Name der Rose« (1986), Umberto Ecos Meisterwerk, wurde das äußerst anschaulich einem breiten Publikum gezeigt. Am Schluss kam eine völlig veränderte, jetzt aber blumigere, wohlwollendere, bildhafte und trotz alledem geistliche Botschaft heraus und konnte den zig Gläubigen, ohne dass sie ein schlechtes Gewissen dabei haben mussten, beruhigt in alle Welt verkauft werden.

Der Prophet Muhammad war aus heutiger Sicht ein Kinderschänder, siehe Aisha, seine neunjährige Frau. Er beanspruchte für sich ganz alleine dreizehn Ehefrauen und obendrein viele weitere Sklavinnen. Seinen Gläubigen gestattete er bis maximal vier Ehefrauen. Er machte für sich selber in jeder Hinsicht machtdemonstrierende Ausnahmen, nur weil er ein Prophet war. Was sollte das beweisen? So gottesfürchtig, so heilig konnte dieser Prophet nach alledem wohl doch nicht sein. Und im Grunde hasste er Frauen, obwohl ihn seine ältere Ehefrau Khadidscha nach nächtlichen wilden Träumen immer zum Weitermachen ermutigte und ihm stets aus seiner Verzweiflung heraushalf. Er verdankte ihr seinen Erfolg bei der Gründung des späteren Islams. Und was ordnete er als Anerkennung an? Die Einsperrung der Frauen im Haus, die nur in Begleitung ihrer Ehemänner oder männlicher Verwandter auf die Straße durften. Er verfügte strenge Richtlinien des Alltags gegen sie in Bezug auf Schulbildung, Strafen, Ehebruch und Erbregelung. Was so nicht im Koran stand, der schiitische wie sunnitische Islam trotzdem strikt anordnete, war das Tragen des Vollschleiers, der Burka. Eben das vollkommene Verhüllen des gesamten weiblichen Körpers.

Arthur fragte sich bei alldem: Wenn sich ein Prophet so viele Frauen leistete, liebte und dazu besitzen durfte, warum sollte er dann auch in seinen Beschlüssen zurückhaltend sein? Warum sollte er den wärmenden, wohlgeformten, wohlduftenden, hoch erotischen und mutmachenden Körper junger Mädchen genau wie gestandener älterer Frauen nicht genießen und sein Eigen nennen dürfen? Zurückhaltung, Enthaltung, Verzicht, nur zuschauen zu dürfen, das konnte und wollte er nicht. Und so stürzte er sich ins volle Leben, in seinen ganz eigenen Pool voller weiblicher, höchst erotischer Sinnlichkeiten, das gewaltige Füllhorn, den endlosen Spielplatz seines Sexuniversums mit all den feuchten, auszuprobierenden, extrem sinnlichen, fröhlichen Varianten. Und das Ganze höchstwahrscheinlich mit ungewissem Ausgang. Das war in der Tat paradiesisch! Kam ihm deshalb der zum eigenen Vorteil einzigartige, göttlich anmutende wie verheißungsvolle Wunschgedanke von schönen, reinen, züchtig dreinschauenden wie unberührten Jungfrauen in einem Paradies voller Fülle in den Sinn. Von den ewig andauernden Sinnlichkeiten wie auch Annehmlichkeiten, die jeder Märtyrer und fromme Muslim nach vollbrachter heiliger Pflicht im Überfluss nach seinem Erdenleben bekommen sollte.

Wenn Arthur bei dem sensiblen Thema GOTT eine allerletzte Anmerkung gestattet wurde und noch auszuhalten war, dann hinterfragte er diesen Bereich immer kritischer. Besonders seit der Zeit des Erwachsenwerdens und seit er mit Reisen in fremde ferne Länder begonnen hatte. Dabei so viel Leid, Ungerechtigkeit und Brutalität gesehen und erlebt hatte. Eine wesentliche, für ihn allerdings unlogische Tatsache und sein grundsätzlicher Zweifel war: Wenn Gott, egal welcher Religion er vorstand, wie beschrieben, so weise, barmherzig, verzeihend, eher gütig, allmächtig und wer-weiß-was-noch war, warum duldete er einen Gegenspieler, den Chaitan? Seinen größten Miesmacher, Seelenfänger und Unheilstifter neben sich? Hatte er diesen ewigen Kampf um Gut und Böse denn überhaupt nötig? Schon allein aus diesem Grund stammte das gesamte Konstrukt von Gott, Engeln und Teufel aus einem höchst erfinderischen Geist, dem Wunschdenken, der Fantasie und spitzen, eigenhändigen Feder des Menschen. Zumal die Schriften fehlerhaft, ungereimt, oft unwahr wie auch teils gelogen waren. Die Anspielungen, Gebote wie Verbote zudem häufig sehr krass, unmenschlich, verachtenswert, widersprüchlich und im Grunde frauenfeindlich waren.

Es fing schon mit der Lüge, der Geschichte von Adam und Eva, an und setzte sich bis in die Neuzeit fort. Was die Kleriker den Millionen von Gläubigen so alles als wahr verkauften, das war bemerkenswert und abenteuerlich zugleich. Darum bewunderte Arthur die Schriftsteller, die teils ironisch und doch immer mit einem Funken Wahrheit, nach wissenschaftlichen und bestens recherchierten Fakten wie Quellen, Licht ins Dunkel dieser geheimnisumwobenen Materie brachten. Die furchtlos gezielt den Finger in die weit klaffende Wunde der Lügenmärchen und Halbwahrheiten zur Aufklärung legten. Die damit zeigen wollten, wie gefährlich es war, dass man einer solch widersprüchlichen, bewusst mit der Zeit total abhängig machenden, meist auch noch zwanghaften, aber immer bedingungslose Unterwerfung verlangenden Ideologie, ohne nachzuhaken, folgen sollte. Sich damit identifizierten, sie verinnerlichten und unter allen Umständen wie auch Widerlichkeiten bereit waren, sie fanatisch zu verteidigen. Nein, im Namen des jeweiligen Gottes sogar mordeten, ohne sich jemals die Mühe gemacht zu haben, das Gesamtkonstrukt kritisch zu hinterfragen. Dies galt nach Arthurs Meinung in Bezug auf alle Religionen. Denn auch die Christen hatten ihre Märtyrer. Die aus dem alltäglichen Leben kreierten Geschichten, wirren Träume, unechten Mythen, Gleichnisse oder angeblichen Offenbarungen waren nicht für die Ewigkeit bestimmt, obwohl sie dazu von Propheten und Religionsoberhäuptern genauso vermittelt, gepredigt und dann niedergeschrieben wurden. Sie passten eigentlich ausschließlich in die Zeiten der jeweiligen Schreiber, ihrer Verfasser. Das Fatale an der Sache war: Sie duldeten weder den Zweifel (obwohl Jesus da anderer Meinung war) noch jegliche Kritik und schon gar nicht die dringend nötige Reform ihrer jeweiligen Thesen und Glaubenslehre.

Brauchten also die Menschen solch unsinnigen und kriegerischen Glauben? Die zweifelhaften, aber so hoffnungmachenden Versprechungen ohne eine Garantie? Den Wahnsinn einer kleinen elitären Führung mit absolutem Machtanspruch, um einigermaßen glücklich und zufrieden zu sein? Über die Runden zu kommen, um getröstet zu sein und dabei nicht selbstständig denken zu müssen? Und das alles diente nur einem Zweck? Zu Ehren Gottes, der obendrein gesichtslos und einem Geist gleich ewig unsterblich war. Arthur befürchtete: ja. Doch in Wirklichkeit zeigte es nur ihre Gerissenheit. Wie auch die Scheinheiligkeit, ihre Macht- und Geldgier, ihr betrügerisches Erpressen, den krampfhaften Hang an wie den Erhalt von Reichtümern und offen freizügig gezeigter Prunksucht. Ihr Luxusleben hinter hohen dicken Mauern und der strikt einzuhaltenden Verschwiegenheit sowie ihr hinterhältiges Geschick mittels Blendung wie Täuschung. Das zusammen musste wie ein heftiger Schlag ins Gesicht der allerorts notleidenden und ärmeren Gesellschaft sich anfühlen. Und nicht zur Ehre eines Gottes, den diese elitäre Gruppe selber erschaffen hatte, um all das zu erreichen, wovon so manch einer ihrer zahlenden Gönner, ihrer größtenteils mittellosen Gläubigen, die ihnen hörig zu sein schienen, dauerhaft nur träumen konnte.

Dieser Mythos und die blumigen, fantastischen Geschichten wurden uns Menschen über zwei Jahrtausende hinweg bis in die heutige Zeit – auch schon mal mit einem geschickten Nachhelfen in Form von angeblichen Wundern – erfolgreich überzeugend verkauft. Doch mit der intensiven Aufklärung der breiten Gesellschaft fing das gesamte Konstrukt aus Halbwahrheiten, Schönreden und den bewusst falschen, teilweise bösartigen Absichten gewaltig an zu wackeln wie stetig zu bröckeln. Es wurde mehr denn je zuvor unglaubhaft und im Trubel sich ständig hastig wandelnder Weltereignisse stark angezweifelt. Verstärkt wurde der Prozess durch ans Licht kommende, zig vergangene und gegenwärtige Missbrauchsfälle wie auch eine folgenschwere, massive und für die gesamte Kirche bestimmt überraschende Austrittswelle. Die dicke Mauer der Geheimhaltung zerfiel nun für alle sichtbar in immer größer werdenden Stücken.

Die Menschheit brauchte unbedingt eine neue Wahrheit! Eine bei Weitem plausiblere Erklärung für ihren irdischen Lebenssinn. Ebenso eine ehrlichere Antwort zu ihrer Vergänglichkeit, dem finalen Lebensende im Allgemeinen. Die Frage war, ob überhaupt etwas nach dem jetzigen Leben kam. Bisher war kein einziger Mensch zurückgekommen, um der Welt ausführlich zu berichten, wie ein Leben nach dem Tod aussah. Ergo es blieb weiterhin eine Glaubensfrage! Ein jeder sollte diese sich selber mit eigenem Gewissen und Verstand beantworten oder daran glauben, ohne stets rechthaberisch ehrgeizig zu behaupten, dass es so oder eben anders sei.

Arthur könnte ohne weiteres die Liste von zig Verfehlungen fortsetzen. Er könnte brutale wie menschenunwürdige Schikanen benennen. Er hatte sich aber mühsam dazu durchgerungen und beschlossen, einen Schlussstrich unter der brutalen Klosterzeit zu ziehen. Unter der teuflisch niederträchtigen, frühen, ekligen Vergangenheit. Vergessen würde er es aber nie! Er musste das Übel mit sich ausmachen und selbst verarbeiten, um zukünftig damit klarzukommen. Hilfe von außen war zu jener Zeit nicht zu erwarten oder möglich. Besonders nicht seitens seiner Eltern, die sich noch zerrissen in ihrer tief emotionalen Umbruchphase wie einer gewaltigen unschönen Vergangenheitsbewältigung befanden. Mussten die schlimmen, entbehrungsreichen Kriegsjahre erst einmal hinter sich lassen und lernen, sie zu vergessen.

Das Allerwichtigste, das für uns Menschen in unserer begrenzten Erdenzeit von Bedeutung war, Leitfaden sein sollte und dauerhaft bleiben sollte, war die Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Einsicht, die Bereitschaft zur Veränderung hin zum Guten und die stete absolute Liebe. Sie war und blieb das Fundament des Lebens, das uns alle sicher trug. Das uns zudem mit Zufriedenheit und Glück erfüllte, das nicht ständig nahm, sondern bereit war, selbstlos und aus ganzem Herzen zu geben.

Da Arthur schon einmal dabei war, sich über die Hochmütigkeit, die Arroganz der Religionen mit all ihren erlaubten und illegalen Geschäften und der Verbreitung ihrer selbstkomponierten wie garantielosen Heilsbotschaft zu entrüsten, würde er gerne auch die Politik mit ins Boot holen. Denn mit in den Kreis der wilden Spekulationen gehörten auch die ihrem Amtseid verpflichteten, aber oft nicht folgenden Staatsvertreter. (Zum Wohle des deutschen Volkes). Genauso wie das derzeitige Handeln der Jugend. Das wollte Arthur an dieser Stelle ebenfalls kritisch hinterfragen. Denn er war ihr zu radikales Agieren, das Sich-auf-Straßen-Festkleben und Alte-Kunstwerke-Beschädigen seit geraumer Zeit endgültig leid wie satt. Nein, er fand die öffentlichen Störungen von jugendlichen Aktivisten, jungen Schülern wie das von mitlaufenden Demonstranten, ihr gebetsmühlenartig vorgetragenes, herausgebrülltes Geschwätz im erweiterten Kontext der Weltereignisse viel zu fordernd, zu radikal und nur auf persönliche Bedürfnisse konzentriert. Nur weil eine Greta Thunberg damit angefangen hatte, die Mächtigen dieser Welt darauf aufmerksam zu machen und ihnen vorschreiben zu wollen, wie das Zukünftige ablaufen sollte. Wobei Arthur ihnen den lauten verbalen Widerstand, ihren Ärger und Protest hier nicht absprechen wollte; nur sollte er friedlich bleiben und nicht mit aller Gewalt und zum Schaden der Allgemeinheit durchgesetzt werden. Das ging mittlerweile viel zu weit!

Hinzu kam das von angeblich anerkannten, höchst seriösen Uni-Studien und bekannten Professoren täglich untermauerte apokalyptische Vortragen, das beinahe religiös aufgeladene Dauergerede eines unmittelbar bevorstehenden prophetenhaft bereits erahnten wie mahnenden Klimawandels bzw. -kollapses. Diese Jugend hatte eindeutig eine gravierende Identitätskrise mit dem Namen »Cancel Culture«, was aus dem amerikanischen Campus herüber nach Europa schwappte. Selbst nach kurzen Inhaftierungen einzelner Aktivisten prangerten sie weiterhin die schleppende Umsetzung der notwendigen Maßnahmen an und begaben sich in einen Graubereich der Rechtsprechung. Unterstützt wurden sie von unaufgeklärten, von panischer Angstpsychose und Hass getriebenen Spinnern der Verschwörungstheoretiker, die im Untergrund sich bereits auf einen Tag X vorbereiteten, um das bestehende System zu stürzen.

Auch war die in erster Linie zum eigenen Nachteil kurzfristig entschiedene Umsetzung der Energiewendephantasien unser rot-gelb-grünen Regierung mit viel zu spät erbrachtem Vollzug so was von zum Kotzen, weil es eigentlich gar nicht so schnell machbar war. Oder war es die Angst der Jugend vor einer ihr nicht so rosig erscheinenden Zukunft? Vor prekären Jobangeboten, rasant steigenden Konsum- wie Mietpreisen, längerer Arbeitszeit mit einer zu erwartenden geringeren Rente? War es ihre Sorge um den baldigen Verlust ihrer noch vermögenden Eltern, eine aus ihrer Sicht unfähige Politik, die ihre Ängste nicht ernst nahm, und den Verzicht auf ein dauerhaft glückliches Leben? Verlagerten sich hier Gefühle wie Angst und Zukunftssorgen in Frust, Protest, bewussten Widerstand mit allen Konsequenzen und einer radikalen Gewaltbereitschaft? All das hatten wir doch schon mehrmals erlebt! War das ihre Art und die Vorgehensweise, existierende Umstände, aber genauso auch eine Gesellschaft im Eiltempo zu verändern? Ganz zu schweigen von den Angstszenarien wie der Coronahysterie, einer dringend nötigen, lang überfälligen und von den Grünen mitgetragenen, hoch gepriesenen Elektromobilität mittels einer umweltfreundlichen Batterietechnik. Hinzu kamen sich häufende, bedenklich lang anhaltende Dürren, mit dem Ergebnis, dass auf Flüssen Schiffe nicht mehr fahren konnten. Weltweite besorgniserregende Hungersnöte herrschten, sturzflutartige Wasser und Regenfälle mit anschließenden gewaltigen und alles zerstörenden Überschwemmungen und andere, für den Menschen sehr gefährliche Wetterkatastrophen folgten.

Herrgott, das wurde bislang unter Evolution gesehen und trat immer wieder mal auf. Wir kannten das ja bereits schon von der Debatte um FCKW- und CO2-Ausstoß aus vergangener Zeit. Personen wie Sachverständige, Politiker und Normalos, die fast täglich in Talk-Shows saßen und Aktuelles diskutierten, wobei die nur nach dem Mund und der vorgegebenen Meinung ihrer Dienstherren wie -frauen redeten und keine persönliche Meinung haben durften. Betroffen versuchten sie in diesen Formaten all das in zu langen Redeschleifen mit Nachdruck und dem sachkundigen Wissen uns normalen Zuhörern glaubhaft zu machen. Zeitungen und Medien trugen ebenfalls dazu bei. Letztendlich hatte nur einer Schuld an der ganzen Misere, Russlands derzeitiger Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin. So einfach war das für sie!

Naturwissenschaftler wurden ab jetzt ebenfalls schamlos missbraucht und gleichzeitig politisiert. Für Arthur waren es am Ende einzig die früh pubertierenden, elitär aufwachsenden, ach so schändlich missbrauchten, influenzaverseuchten Selbstdarsteller*innen, die dazu glaubten, uns Erwachsenen teils ohne Schulabschluss oder eine abgeschlossene vorzeigbare Ausbildung, vorschreiben zu müssen, was richtig oder falsch war. Dass fundamentalistische Fanatiker, eng mit Rechtsradikalen, Verschwörungsanhängern oder Nazis, unzähligen mitlaufenden Schreihälsen, die zudem stetig mehr wurden, uns jetzt die Schuld an all dem gaben, wurde in vielen Städten sichtbar. Sie durften ihren Zorn und Hass legitim in unsere Demokratie säen, um den Staat und die Gesellschaft zu spalten, unsere Demokratie in Frage zu stellen, sie zu schädigen und sogar abzuschaffen. All das ließ unsere Regierung im Gegensatz zu Herrn Putin allerdings zu. Nur weil wir uns für absolut demokratisch hielten.

Wir waren eigentlich diejenigen, die die Schuld oder zumindest eine Mitschuld am Elend der Welt trugen, weil wir zu demokratisch waren. Viel zu viel konsumierten, nicht grün genug waren und nicht aus Rücksichtnahme heraus auf unseren Luxus verzichten konnten. Kirchen und Minderheiten wollten uns vorschreiben, was wir essen, sagen und denken durften. Wenn Idioten und Besserwisser aus purer Langeweile unsere schöne deutsche Sprache verschandeln durften und wir bitte schön doch gefälligst umgehend auch gendergerecht denken wie handeln sollten, das wurde von der breiten Masse im Gegenzug akzeptiert. Doch die Gesellschaft wurde dadurch weiter verunsichert, gezielt gespalten und ständig unzufriedener. Man sah es auf der Straße. In den Familien und den Medien.

Das Kuriose war, dass wir von meist unfähigen Politikern, ob jung oder älter, regiert wurden. Solchen, die noch nie richtig körperlich gearbeitet hatten, die auf Kosten ihrer Eltern studiert und gewohnt hatten, im Wohlstand groß geworden waren, in teuren Markenlimousinen durch die Gegend gefahren wurden, in wohlklimatisierten Räumen am edlen Schreibtisch tätig waren, von Konferenz zu Konferenz jagten, die dazu kostenlos durch die Welt flogen, um zu oft mit leeren Händen zurück nach Hause zu kommen. Den Bürgern aber überteuerte Preise zumuteten, sie zu enormen Sparmaßnahmen verpflichteten; selber aber nur wenig Verzicht zeigten. Und die selber nicht einmal ihre Doktorarbeit geschrieben hatten oder sie größtenteils abgeschrieben hatten. Dies dann nur unter massivem Druck der Presse schweren Herzens zugaben. Bei Weitem waren nicht alle bereit, die Konsequenzen daraus zu ziehen oder zurückzutreten.

Eigentlich kaum zu glauben; von solch smart aussehenden Typen wurden wir zu allem Übel täglich angehalten und geleitet. All das wollte Arthur nicht mehr sehen und hören. Er konnte es einfach nicht mehr ertragen. Sie sollten ihn, wenn eben machbar, doch bitte schön in Ruhe leben lassen. Dennoch vom Volk möglichst viel Gegenwind erfahren und bestenfalls dauerhaft ganz verschwinden.

All das bisher Geschriebene ist genau das, was Arthur anfangs mit dem Satz meinte:

»Sprache war Mut«.

Das kritisch gesagte, geschriebene Wort sollte jetzt und in Zukunft den gleichen Stellenwert haben, die gleiche Beachtung und Anerkennung erfahren wie manch vage politische oder prophetische Äußerung der Vergangenheit und Jetztzeit.

Es war traurig, dass Arthur seine eigentlich guten Erinnerungen mit momentan alltäglichen Sorgen und Seelenballast beginnen musste. Das sollte jetzt vorbei sein.

Hoffentlich!

Es war doch viel schöner und interessanter, von positiv liebenswerten Geschichten zu erzählen, um sich selber wie anderen damit eine Freude zu machen.

Kapitel 2

Liebe ohne Gegenliebe ist eine

Frage ohne Antwort.

Liebe mag, aber frisst Liebende.

Über die Liebe

Liebe war gelegentlich vergleichbar mit einem Karussell. Der Drang dahin wurde unbändig und der Vergnügungswert wurde ab sofort so lange wie möglich hochgehalten und ausgekostet. Dabei drehte sich alles permanent im Dauerkreis tiefer euphorischer Gefühle, erlebter Schönheit, reinen Enthusiasmus, kolossaler Erhabenheit, erreichter Selbstständigkeit und eines zu schnell vorübergehenden Glücks.

Stets verbunden mit dem innigsten Wunsch der Dauerhaftigkeit, Verdrängung momentaner oder vorheriger Sorgen, aber auch einer stillen Angst des bald nahenden Endes. Eben das abrupte Verlassenmüssen der Unbeschwertheit. Wobei immerhin die leise Hoffnung auf eine Rückkehr bestehen blieb. Vielleicht liebten Kinder Karussellfahren daher so sehr, weil sie hier frühzeitig lernen mussten, Verlangen nach etwas haben zu dürfen. Sich nun voll der Freude dem Moment hinzugeben, offene Begeisterung für Vollzogenes zeigen zu können, genau wie den entsetzlichen Schmerz des Verlustes hinzunehmen und die viel zu frühe Aufgabe zu akzeptieren. Aber dann auch mit der Aussicht auf eine eventuell baldige Rückkehr gelassen weggehen zu können.

Der Mensch hatte sich durch die frühzeitig erlernte, allerorts weitergegebene Fähigkeit einer anfangs zwar primitiven, sich dann aber rasant weiterentwickelnden und allgemein verständlichen Sprachaneignung immerhin in eine privilegierte, überlebensnützliche Lage versetzen können, um ein durchaus erfolgreiches, allerorts fantasievoll erzählendes Wesen zu werden und bis heute interessant zu bleiben. Oft sogar mit kuriosen Mythen und Sagen. Das war doch erstaunlich!