Spiegel unserer Kindheit - Lothar Herbst - E-Book

Spiegel unserer Kindheit E-Book

Lothar Herbst

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Beschreibung

Spiegel unserer Kindheit beleuchtet die 60er und 70er Jahre unserer Kindheit im Kohlenpott und was damals sonst noch so auf dieser Welt geschah.

Das E-Book Spiegel unserer Kindheit wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Kohlenpott, Ruhrgebiet, Kindheit, Nachkriegszeit, 60er und 70er Jahre

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Seitenzahl: 89

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VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist mir eine außerordentliche Freude, Ihnen dieses Buch vorzustellen, geschrieben von mir, der nicht nur ein Zeitzeuge, sondern auch ein unermüdlicher Chronist seines eigenen Lebens und der Epoche ist.

Ich entführe Sie hier in eine längst vergangene Ära, nämlich die der 60er und 70er Jahre, und gewährt uns allen einen intimen Einblick in ihr und mein persönliches Aufwachsen, den Erfahrungen und Gedanken. In diesen Seiten finden Sie nicht nur trockenen Daten oder bloße historische Fakten, sondern die lebendigen Erinnerungen und tiefgründigen Reflexionen eines Mannes, der mit großer Leidenschaft und unvergleichlicher Genauigkeit die Atmosphäre und die Stimmung seiner Jugendzeit einzufangen vermag.

Ich beschreibe nicht nur die äußeren Umstände und Ereignisse, sondern vor allem die inneren Empfindungen und Entwicklungen,die ihre und meine Generation aus dem Geburtenjahrgängen der 1950er Jahren prägten.

Durch meine eindringlichen Schilderungen entsteht ein lebhaftes Bild einer Zeit, in der die Welt im Umbruch war und die Gesellschaft im Wandel begriffen. Mit feinem Gespür für Details und einer klaren, unverblümten Sprache führe ich Sie durch die Straßen meiner und ihrer Kindheit, lässt Sie teilhaben an meinen Freuden und Sorgen, an meinen Träumen und Ängsten.

Doch dieses Buch ist weit mehr als nur eine nostalgische Rückbesinnung auf vergangene Zeiten. Es ist vielmehr ein Aufruf zur Reflexion und zur Besinnung auf grundlegende Werte und Prinzipien, die auch heute noch von größter Bedeutung sind.

Ich nehme Sie mit auf eine Reise in eine Zeit, in der Respekt, Mitgefühl und Zusammenhalt noch selbstverständliche Grundpfeiler des gesellschaftlichen Miteinanders waren. In einer Welt, die zunehmend von Hektik, Materialismus und oberflächlicher Selbstbezogenheit geprägt ist, erinnere ich Sie daran, dass es auch anders geht.

Meine Erinnerungen und meine Gedanken sind eine Ermutigung, innezuhalten, sich zu besinnen und die Werte unserer Vergangenheit nicht aus den Augen zu verlieren.

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

Inhaltsverzeichnis

Wir Kinder aus dem Pott

Spiegel meiner Kindheit

-

Die ersten 5 Jahre

-

Umzug nach Dinslaken 1962

-

Einschulung 1962

-

Spiel ohne Grenzen 1968

-

Eine wundervolle Kindheit, die Zeit der Unschuld

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Kinderlandverschickungen

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In den Wohnhäusern der 60er Jahre

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Die Hobbys unserer Väter

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Umzug nach München, 1970

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Olympische Spiele in München, 1972

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Zurück nach Dinslaken, 1974

-

Zum guten Schluss

Früher war alles besser, war das wirklich so?

Was die Menschen im Ruhrgebiet der 60er JahreZusammenhielt, und wie es sich von heute unterscheidet

Wann und warum begann der große Werteumbruch

Vergangenheit und Gegenwart

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Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

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Liebe und Beziehungen in den 60er Jahren

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Die Familie und die Generationenkonflikte

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Die Angst vor der Zukunft

Dinslaken der 60er und 70er Jahre

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Gesellschaft, Kultur, Politik und Ereignisse

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Die Trabrennbahn in Dinslaken

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Die Zeche Lohberg in den 60er Jahre

-

Das Hertie-Kaufhaus, 1965

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Willy Brandts Besuch 1969 in Dinslaken

-

Fotos aus Hiesfeld der 60er Jahre

Der Kohlenpott der 60er und 70er Jahre

-

Industrie im Ruhrgebiet

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Zechenanlagen - Bergwerke

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Stahlwerke im Kohlenpott

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Der große Streik von Krupp 1978

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Gastarbeiter

Die Welt der 60er und 70er Jahre

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Der Bau der Berliner Mauer

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Rudi Dutschke, Leben im Kampf für Gerechtigkeit

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Die Beatles und die Rolling Stones

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Die Rote-Arme-Fraktion (RAF)

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Die Erfolgsgeschichte der Band ABBA

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Der verheerende Wintereinbruch 1978/79

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Der NATO-Doppelbeschluss 1979

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Bedeutende Persönlichkeiten

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Edgar Wallace und Miss Marple -Verfilmungen

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Das Raumfahrprogramm der UDSSR und USA

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Die erste Mondmission der NASA 1969

Wir Kinder aus dem Pott

Spiegel unserer Kindheit in den 60ern

Duisburg Beeck / Urheber unbekannt

Ja so war datt damals!

Geboren als Pottblagen und aufgewachsen im Schatten der König-Brauerei, der Hochöfen, Zechen, Kohlehalden und Fördertürme, am rauen Niederrhein, und überall im Ruhrgebiet, wo der Ruhrpott seine Spuren hinterließ. Die damalige Kindheit war geprägt von unbeschwerten Tagen voller Abenteuer und Freiheit, in einer Zeit, als Kinder noch Kinder sein durften. Erinnerungen an heimliche Treffen im Schutz der Dunkelheit in klaren Sternennächten mit unzähligen Sternen, die der Himmel ohne Lichtersmog damals noch preisgab.

Von Raureif überzogene Wiesen im Novembernebel auf dem weiten Weg zur Schule, in dem man nur drei Meter weit sehen konnte. An Raufereien und Versöhnungen, die uns zu Freunden fürs Leben machten.

Draußen spielen - Die Welt entdecken

Der Fernseher? Ein Relikt für verregnete Tage. Unsere Spielwiese war die Welt da draußen. Unzählige Stunden mit unzähligen weiteren Kindern verbrachten wir auf dem Bolzplatz oder in der Siedlung, kickten wie „Helmut Haller und Uwe Seeler“, und träumten von großen Taten.

Mit selbstgebauten Seifenkisten aus alten Kinderwagen und Bohlenbrettern, mit Rollschuhen, Fahrrad oder Roller eroberten wir die Straßen, bauten Buden aus alten Waschmaschinenkartons und träumten uns in ferne Welten. Murmeln, Gummitwist, Federball, Fangenspielen, Verstecken, Fußballbilder an die Wand werfen, im offenen Feuer Kartoffeln backen, mit Gummischuhen durch Neubauten streifen und sie erkunden - einfache Spiele, die uns mit unbändiger Freude erfüllten.

Grenzerfahrungen und Abenteuerlust

Ohne Rücksicht auf Gefahren kletterten wir auf Bäume, errichteten Baumhäuser und Erdburgen, die unsere Fantasie beflügelten. Selbst gebastelte Drachen aus Zeitungspapier stiegen in den Himmel, höher und höher, bis sie am Horizont verschwanden. Im Winter lockte das gefrorene Wasser. Schlittschuhlaufen und Eishockey auf dem zugefrorenen Teich, kleine Raufereien und nasse Klamotten - Erinnerungen, die tief in meinem Herzen verankert sind.

Freiheit und Vertrauen - Eine unbeschwerte Zeit

Die Nachbarschaft war unser Spielplatz. Unbesorgt streiften wir durch die Straßen, spielten bis spät in den Abend, ohne dass uns unsere Eltern ängstlich überwachten. Ein Ruf von zu Hause, wenn die Laternen angingen, war genug. Vertrauen und Zusammenhalt prägten unsere Gemeinschaft. Man kannte sich, half einander und achtete untereinander.

Natur pur - Unbeschwerte gehaltene Momente

Ohne Desinfektionsmittel und Allergien wuchsen wir auf. Äpfel und Kirschen vom Baum - alles wurde genascht, ohne Bedenken. Herbstlaubhaufen luden zum Springen ein, und im Sommer badeten wir im unbeheizten Freibad.

Kinderkrankheiten – und täglich grüßt das Murmeltier

In einer Familie mit vielen Kindern war es keine Seltenheit, dass Krankheiten durch die Reihen wanderten. Das ganze Jahr über kämpfte jemand aus der Familie mit Erkältungen, Magen-Darm-Infekten, Wurmbefall, Masern, Röteln, Windpocken oder anderen Kinderkrankheiten. Arztbesuche waren jedoch die Ausnahme. Meistens kümmerte sich die Mutter um die Kinder, der Vater war ja immer Malochen. Mit bewährten Hausmitteln wie Wadenwickeln oder Fieberzäpfchen hatte man sich über die Runden geholfen. Regelmäßige Einläufe gegen Wurmbefall gehörten ebenfalls zum Repertoire. Schürfwunden, die beim Spielen im Freien unvermeidlich waren, wurden mit Wasser und Seife gereinigt und anschließend mit einem Pflaster versorgt. Mehr brauchte es meist nicht, um die kleinen Wunden zu heilen. Heute, im Rückblick, erscheint mir diese Zeit unbeschwert und einfach. Wir Kinder waren viel draußen, spielten miteinander und hatten Spaß. Krankheiten gehörten zum Leben dazu, und wir wurden damit auf natürliche Weise widerstandsfähig.

Respekt und Zusammenhalt - Werte, die uns prägten

Höflichkeit und Respekt gegenüber Erwachsenen waren selbstverständlich. Einem sprechenden Erwachsenen ins Wort zu fallen? Unsere Eltern waren die Autoritäten, und Stubenarrest war damals die Höchststrafe für Ungehorsam. In der Schule lernten wir Disziplin und Respekt vor unseren Lehrern. Die Klassengemeinschaft mit bis zu 45 Kindern war wie eine Familie, und Freundschaften hielten oft ein Leben lang.

Sehnsucht nach der Vergangenheit

Heute blicken wir mit Wehmut auf diese Zeit zurück. In einer Gesellschaft, die von Individualismus und Hektik geprägt ist, scheinen Werte wie Respekt, Mitgefühl und Zusammenhalt verloren gegangen zu sein. Die unbeschwerte Kindheit der 60er Jahre ist unwiederbringlich, aber die Erinnerungen daran bleiben. Sie sind ein kostbarer Schatz, der uns lehrt, was im Leben wirklich wichtig ist: Zusammenhalt, Menschlichkeit und die Freude am Einfachen.

Familienidylle im Freien

Spiegel meiner Kindheit

Die ersten 5 Jahre, auf der Suche nach meiner Identität.

Duisburg: Der unverwechselbare Duft von Hopfen der Bierbrauerei "König Pilsener" haftet noch immer in meiner Erinnerung. Einer Brauerei, die neben meinem Elternhaus stand, in dem ich meine Kleinkindheit verbracht habe. Die Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg in den Mauern sind mir noch in Erinnerung geblieben, und erstaunlicherweise steht mein Geburtshaus in Duisburg-Beeck noch immer.

Ich erinnere mich noch deutlich an den älteren Lausbuben aus der Nachbarschaft, der immer für böse Überraschungen gut war. Eines Tages kamen städtische Gärtner, um unseren Rasen zu mähen. Zuvor hatten sie sich Bierflaschen von der "BUDE" besorgt und sie zur späteren Pause an die Hauswand gestellt. Zu dieser Zeit hatten die Flaschen noch einen wiederverschließbaren Schnappverschluss.

"Reiner Bullmann.", so hieß der Schlingel, hatte tatsächlich eine dieser Flaschen ausgetrunken und anschließend hinein gepinkelt, den Deckel wieder geschlossen, und damit war die Sache für ihn erledigt. Mein Gedächtnis reicht sehr weit zurück. Was ich damals als 5-Jähriger beobachten musste, erspare ich mir lieber, hier zu beschreiben.

Mein Geburtshaus an der Brauerei „König Pilsener“

Seine glorreichen Ideen sollten sich alsbald als Fiasko entpuppen. Mit einem Einfall, der mehr an kindlichen Übermut als an reifen Verstand erinnerte, beschloss er, die dicken Raupenlarven aus dem Garten auf die stark befahrene Hopfenstraße zu werfen. Was er nicht bedacht hatte, oder vielleicht gerade doch, war die schiere Masse der heranrollenden LKWs der Bierbrauerei.

In einem makabren Schauspiel wurden die Raupenlarven zu einem grünen Brei zerquetscht, der die Straße in einem unschönen Grün überzog. Der Anblick war nicht nur abstoßend, sondern hinterließ auch eine gefährliche Rutschbahn für die Autofahrer. Was als geniale Idee begann, endete in einem Desaster, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Familienidylle:

An sonnigen Wochenenden packte die ganze Familie ihre Decken und Proviant ein und wanderte zur Vogelwiese in Duisburg Laar. Die frische Luft sollte uns allen guttun. Mein Bruder Walter und ich nutzten die Gelegenheit, um die Umgebung zu erkunden.

Besonders faszinierten uns die alten Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Mit Eifer stöberten wir in den Gemäuern herum und entdeckten unter Steinen immer wieder Feuersalamander und anderes Getier. Diese kleinen, orangefarbenen Amphibien hatten es uns angetan. Heimlich nahmen wir sie mit nach Hause, wo Walter sie im Keller hortete. Zum Leidwesen unserer Nachbarn, die eines Tages beim Kartoffelsuchen einige von ihnen entdeckten.

Und da war auch noch das geliebte Aquarium meines älteren Bruder Walter. Bestückt mit einigen Panzerwelse und anderen Fischen mussten sie hier und da mal in die Badewanne umziehen, weil das Becken mal wieder gereinigt werden musste. Als ich die dort schwimmen sah, dachte ich mir, „die müssten doch auch mal gewaschen werden!“