Stadt ohne Wind - Elsa Biedenkopf - E-Book

Stadt ohne Wind E-Book

Elsa Biedenkopf

0,0
7,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Schreiben macht frei", sagt die Autorin (55) von ihrer Arbeit: Inspiriert von Begegnungen mit Menschen und Situationen, in 2 Ländern (Mexiko + Deutschland) hat Elsa Biedenkopf ihre Gedanken + Reflexionen während 18 Jahren auf Notizzettel geschrieben und gesammelt. 2020 (während des Corona-Lockdowns an Ostern) beim Aufräumen in einer Schublade wiedergefunden, hat sie beschlossen, dieser "Schatzkiste" eine Form zu geben (stückweise zweisprachig) - und als Buch zu veröffentlichen...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für: Tonah, Huixi, Merlin und Cleo (unsere 3 Kater + Katze)

Und für: DICH!

INDEX:

Traum von der „Stadt ohne Wind“ (geschrieben 2007 in der Vitos-Klinik Gießen)

Anstelle eines Vorwortes: „Brief einer Unbekannten“ (geschrieben 1997 in Mexiko-Stadt)

„Menschensuche“

Ich sehe einen Stern…! (mit Fußnote)

An Harlan (Lächeln – oder „keep smiling and running away“)

Verrückt??!

Am Strand von Puerto Escondido - oder: „Se cayó la Luna“

Compañ

ее

ro

Licht meines Herzens (nach einem „Largo“ von Händel)

„Hymne an die Stimme“

über Liebe und ähnliche Erdbeben…

Lichtgeschwindigkeit (c)

„Proton“

„Sternen-Tao“

Harmonía nocturna de la hora

Principio después del Punto…

Chronik eines Erdbebens

Wie soll ich Worte finden?! (oder: Contigo todo!)

Auge in Auge!

Auge in Auge: „Tiger im Käfig“

Die Amazone / die Tänzerin

Silencio de rabia

Das „Gefängnis“

An Gott: „Antworte!!!“

Die Stürme…

Ich akzeptiere!

Seiltänzerin zwischen Licht und Finsternis

erleben...!

Die TOTEN - sind unsere unsichtbaren Wächter…!

Ecce homo

(„Erzengel“ Michael):

Jesús spricht - (oder: warum so viele Menschen sich betrinken!)

getilgte Schatten – oder: „Schiffe, Winde und Wege“

Jeanne d´Arc (Selbstgespräche nach der Schlacht um Orleans)

„Der Pakt!“

Logos

Schritte des Menschen

Das Totem (oder: „Verstoß gegen das zweite der 10 Gebote“)

„Anti-Credo“

Menschen? „Seres errantes de luz“ – (ziellos umherirrende Lichtwesen)

Das „wortlose“ Wissen (Zen)

ATL-TLACHINOLLI („agua quemada“) – der aztekische „Blumenkrieg“

Logos I – II – III

Das zerbrochene Mosaik

„La Peregrina“

Wer?!

Das „Herz der Dinge“… (zum Tod meiner Eltern, Juni 2000)

„Ode gegen das Dunkel“

1000 Engel

Leben!

…noch einmal GLAUBEN!

Die Pilgerin

Goldmunds Klage

„Sternenspur“

Credo

Im Auge des Drachen

„Gesang der Adlerkrieger“

Ballade der Pilgerer – oder: „der Diamant“

…und es ward Licht! („Satori“)

Anstelle eines Nachwortes:

Zwei kurze Gedichte von Rainer Maria Rilke

Traum von der „Stadt ohne Wind“

…zähflüssig tropfte die grünlich-fluoreszierende Substanz aus dem Verdampfungskolben in den Recycling-Überlauf und von dort aus weiter, hinein in das gläserne Röhrengewirr, welches die Energieversorgung des hohen Kuppelbaus speiste….

Die junge Frau hing mit dem Oberkörper über einer Auswertungsmatrix von Messdaten gebeugt und seufzte leicht als sie sich mit einer jähen Geste eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Ohr zurückklemmte: „Scheiße, schon wieder zu spät“, murmelte sie. Dieses Meeting heute war noch dazu wichtig und Wissenschaftler allermöglichen Forschungsgebiete würden dort vertreten sein. Ärgerlich stopfte sie den Stapel Papier in die Mappe zurück und notierte sich nur hastig die allerwichtigsten Ergebnisse der Messwerte auf ein verknülltes Zettelchen, das sie in ihre Hosentasche schob: „So, jetzt aber nix wie los“, murmelt sie leise!

Auf Plattform „C“ fuhr gerade das nächste Shuttle ein, welches sie durch einen Glastunnel in das Versammlungsgebäude transportieren sollte. Die LED-Anzeige blinkte kurz auf als sie die Lichtschranke passierte und sich das Shuttle in Bewegung setzte…

30. April 2344 - 15.55 h! „Oh je“, stöhnte die junge Frau: „Ob ich das noch schaffen kann, rechtzeitig zur Versammlung zu erscheinen?“ „Kopf leer“, befahl sie sich – und auch dem nagenden Gefühl, das bei allem was sie tat, immer irgendetwas nicht zu stimmen schien…

Aus der Ferne konnte sie bereits das Versammlungsgebäude erkennen, und Menschen beobachten, die wie Ameisen Richtung Eingang strömten. Sie war die letzte Person, die ins Gebäude eintrat - die Tür schien Tonnen zu wiegen und schloss hinter der jungen Frau mit einem leisen Quietschen. Beim Eintreten erstarrte sie vor Überraschung: Alle Plätze waren bereits besetzt – bis auf 2 Stühle nebeneinander in der allerersten Reihe! „Oh je, auch noch ganz vorne“, dachte sie zerknirscht und versuchte ihre Schritte vorwärts in Richtung Podium zu lenken. Jedoch bemerkte sie ein seltsames Phänomendabei: Ihre Beine schienen mit jedem Schritt schwerer zu werden und auch hatte sie das Gefühl, dass sie immer kleiner wurde je weiter sie versuchte nach vorne zu gehen. Ein entsetzliches Gefühl der Verlorenheit befiel sie und ein schrecklicher Gedanke schoss ihr durch den Kopf: Würde es ihr gelingen, ihren Sitzplatz einzunehmen, ohne dabei zu einem Nichts zusammenzuschrumpfen bzw. sich ganz aufzulösen?! Panik befiel sie, und in einem plötzlichen Entschluss drehte sie sich auf den Fersen herum und rannte so schnell sie konnte zurück Richtung Tür – und fühlte, wie sie bei jedem Schritt weg vom Podium wieder größer wurde und mehr und mehr ihre ursprüngliche Gestalt annahm!

Um Atem ringend riss sie die Tür auf (die jetzt beinahe von allein aufging und dabei wieder quietschte) – was bewirkte, dass die gesamte Versammlung ihre Köpfe drehte und Richtung Ausgang blickte! Sie rannte so schnell sie nur konnte weg von dem Gebäude in Richtung eines nahen sandigen Hügels, hinter dem gerade die Abendsonne unterging…

Und mit einem Mal spürte sie auf ihrem Gesicht etwas, was sie immer schon vermisst hatte: Einen leichten Luftzug. „Wind“, dachte sie: „Das ist das, was immer schon gefehlt hatte, während meines ganzen Lebens in der großen Stadt“ + als sie ganz oben auf dem Hügel angelangt war, blies der Wind schon richtig stark. Sie blickte sich um und schaute zurück auf das Gebäude, welches sie so fluchtartig verlassen hatte: Die Glaskuppel war zersplittert und halb eingestürzt und sie konnte sehen, wie die Menschen in Scharen aus der Tür herausströmten und ihre Arme zum Himmel emporstreckten…

„Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich GLÜCKLICH!“, sagte sie leise und lächelte: „Carpe diem!“

Anstelle eines Vorwortes: „Brief einer Unbekannten“

Es gibt Tage, an denen möchte ich nicht „ich“ sein und kein „Lebenmüssen“ haben, das sich an mir festkrallt wie eine unerbittliche Haut…!

Viele Tage existiere ich nur scheinbar – für die Leute eben, wegen der Arbeit, etc. – während mein Innen unbewohnt ist und ich ganz woanders bin, obgleich ich nicht sagen könnte wo, eben wo ich „wirklich“ bin, wo ich Wolken bin und Himmel und Wind und Regen und Licht auf Blüten – Dinge, die fast keinen Menschen auch nur im geringsten interessieren, weil die normalen Menschen eben fast nie etwas „sehen“!

Und wenn ich dann wieder in der normalen Wirklichkeit bin, das sehe, was alle sehen, mich über das ärgere, was alle ärgert, das will, was alle wollen, und mich so hundeelend fühle, dass alles keinen Sinn ergibt, frage ich mich, wie andere Menschen so glücklich sein können dabei, oder zumindest so tun – ich kann es nicht!

Es scheinen zwei Menschen in mir zu leben, von denen ich einen kenne, welchen ich allerdings nicht recht mag (er ist so unbeholfen und so beschränkt, versteht fast nichts und hat kaum Licht) und einen anderen, den ich nicht „kenne“ (ich ahne fast, dass ich ihn niemals richtig „kennenlernen“ werde, weil er sich weder kennen noch „haben“ lässt!), von dem ich nicht sagen könne, was oder wie er ist, weil er eigentlich „alles“ ist und auch noch alles auf einmal, und alles fühlt und alles sieht und alles weiß, aber nicht sprechen kann! Im Prinzip ist der, den ich nicht so mag, der „Übersetzer“ von dem der keine Worte kennt, und manchmal ist es ganz schön schwer für ihn, den der keine Worte kennt zu verstehen – denn das geht nur an manchen Tagen!

Aber die Leute scheinen doch ein bisschen „sehen“ zu können, weil sie mich seltsam finden, und einige haben Angst vor mir, und andere wiederum wollen, dass ich ihnen zuhöre (weil es kaum noch Menschen gibt, die zuhören können, ohne „ihren Löffel in fremde Kaffeetassen zu stecken“) - und noch andere mögen mich überhaupt nicht, obwohl sie mir nicht sagen können, warum!

Und viele Leute wundern sich, woher ich all diese Dinge nehme, dich ich manchmal sage und sie erschrecken und erstaunen und reden leise miteinander – und ich selbst kriege dann manchmal Angst vor mir, weil ich nicht weiß, wer ich wirklich bin, d.h. ich nicht derjenige bin, den ich und die Leute sehen können, nur eben die Hülle dazu, das Außen…

Immer passiert in mir so viel mehr als ich ausdrücken kann, und weil es unsichtbar ist, ist es schwer zu erklären. Immer braucht man täglich Riesenportionen von Worten, die man auch noch richtig zu ordnen hat, damit die Leute sich zufriedengeben und meinen und so tun, als ob sie einen verstehen, und einen in Ruhe lassen (aber manchmal ärgert es mich doch, dass sie so viele dumme Dinge sagen, die gar nicht wahr sind, und da sie oft so viele dumme Dinge sagen, ärgere ich mich oft und die Leute sagen, ich bin ein „aggressiver Mensch“, was gar nicht stimmt, aber ich muss mich doch auch manchmal verteidigen, oder?!)

Und manchmal bin ich einfach seeehr müde und auf der Suche nach Menschen, die ein bisschen von dem verstehen, was ich fühle, „wirklich“ fühle, um endlich nicht mehr so viel reden zu müssen (deshalb sagen die Menschen, dass ich „ein kommunikativer Mensch“ bin) – nur weil ich „den Menschen suche, bei dem ich alle Worte vergessen kann“ – da hat schon Lao-Tse gesagt, vor fast 2000 Jahren – halt, oder war das Chuang-Tse?! So schöne Worte kann man einfach nicht vergessen, aber fast immer vergesse ich dann die Menschen, die hinter schönen Worten stehen! – und da man ihn vielleicht nicht ganz verstanden hat, hat man ihn nach seinem Tod in China einen Weisen aus ihm gemacht und eine Religionsphilosophie nach ihm gegründet und ihn vielleicht noch weniger verstanden hat – gerade heute, wo Menschen im New Age nach neuen „Fühl- und Denkkombi-nationen“ suchen wie im Kaufhaus beim Winterschlussverkauf!) Menschen sind schon seltsame Lebewesen – und leider bei aller Wissenschaft und Errungenschaften immer noch genauso weit wie am Anfang, wo alles begann, oder vielleicht sogar noch weniger!