Star Wars™ - Episode IV - Eine neue Hoffnung - George Lucas - E-Book

Star Wars™ - Episode IV - Eine neue Hoffnung E-Book

George Lucas

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Beschreibung

Dies war der Beginn der größten und erfolgreichsten Weltraum-Saga aller Zeiten!

Obwohl die gesamte bekannte Galaxis von der dunklen Seite der Macht beherrscht wird, stellen sich Luke Skywalker, Prinzessin Leia, der Söldner Han Solo und der Wookiee Chewbacca dem Bösen in Gestalt des mächtigen Darth Vaders entgegen. Ihr Vorhaben scheint chancenlos zu sein, denn Vader gebietet über eine Waffe von unvorstellbarer Zerstörungskraft. Doch auch die helle Seite der Macht ist ein mächtiger Verbündeter.

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Seitenzahl: 325

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George Lucas

EINENEUE HOFFNUNG

Episode IV

Roman nach dem Drehbuchund der Geschichte von George Lucas

Aus dem Englischenvon Tony Westermayr

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. 

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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Episode IV: A New Hope«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

November 2015 bei Blanvalet,

einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright © Lucasfilm Ltd.

Translation Copyright © 2005 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: © Isabelle Hirtz, Inkcraft

Emblem: Melanie Miklitza, Inkcraft

© Lucasfilm Ltd.

ue· Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN: 978-3-641-07751-8V004

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und www.twitter.com/BlanvaletVerlag.

www.blanvalet.de

Es war einmal vor langer Zeit

in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Prolog

Eine andere Galaxis, eine andere Zeit.

Die Alte Republik war die Republik der Legende, größer als Entfernung oder Zeit. Nicht nötig zu erwähnen, wo sie war, woher sie kam, nur zu wissen, dass sie … die Republik war.

Einst blühte und gedieh die Republik unter der weisen Herrschaft des Senats und dem Schutz der Jedi-Ritter. Aber wie so oft, wenn Reichtum und Macht über das Bewunderungswürdige hinauswachsen und das Staunenerregende erlangen, tauchen jene Bösen auf, deren Habgier das gleiche Maß erreicht.

So war es bei der Republik auf ihrem Höhepunkt. Wie der mächtigste aller Bäume, fähig, jedem Angriff von außen zu widerstehen, verfaulte die Republik von innen heraus, wiewohl die Gefahr von außen nicht zu erkennen war.

Unterstützt und gefördert von ruhelosen, machthungrigen Figuren innerhalb der Regierung, von den einflussreichen Organen des Handels, erreichte der ehrgeizige Senator Palpatine, dass er zum Präsidenten der Republik gewählt wurde. Er versprach, die Missvergnügten im Volk wieder zu vereinen und den schwindenden Ruhm der Republik wiederherzustellen.

Erst einmal gesichert im Amt, rief er sich zum Imperator aus. Bald wurde er von eben den Gehilfen und Stiefelleckern beherrscht, die er zu hohem Amt berufen. Die Rufe des Volkes nach Gerechtigkeit erreichten seine Ohren nicht mehr.

Die imperialen Gouverneure und Bürokraten machten sich daran, eine Herrschaft des Terrors über die entmutigten Welten der Galaxis zu errichten, nachdem die Jedi-Ritter, Hüter der Gerechtigkeit in der Galaxis, durch Verrat und Täuschung ausgelöscht worden waren. Viele gebrauchten die imperialen Streitkräfte und den Namen des zunehmend isolierten Imperators dazu, ihrem persönlichen Ehrgeiz zu frönen.

Aber eine kleine Zahl von Systemen rebellierte gegen diese neuen Ausschreitungen. Sie erklärten sich zu Gegnern der Neuen Ordnung und nahmen den großen Kampf zur Wiedererrichtung der Alten Republik auf.

Von Beginn an waren sie den vom Imperator versklavten Systemen gegenüber weit in der Minderzahl. In jenen ersten dunklen Tagen schien es deshalb gewiss zu sein, dass die helle Flamme des Widerstands ausgelöscht werden würde, bevor sie das Licht der neuen Wahrheit auf eine Galaxis unterdrückter und besiegter Völker zu werfen mochte …

Aus der Ersten Saga,

Tagebuch der Whills

»Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort.

Natürlich wurden sie Helden.«

Leia Organa von Alderaan, Senatorin

1. Kapitel

Eine riesige, schimmernde Kugel, die flackerndes, topasfarbenes Licht in den Weltraum warf – aber keine Sonne. So hatte der Planet die Menschen lange genarrt. Erst beim Eintritt in eine enge Umlaufbahn begriffen die Entdecker, dass dies eine Welt in einem Binärsystem war, nicht eine dritte Sonne.

Zunächst schien gewiss zu sein, dass auf einem solchen Planeten nichts existieren konnte, am wenigsten Menschliches. Dabei umkreisten die beiden riesigen Sterne von der Größe G1 und G2 ein gemeinsames Zentrum mit sonderbarer Regelmäßigkeit, und Tatooine umrundete sie weit genug außerhalb, um die Entwicklung eines recht stabilen, wenn auch ausgesprochen heißen Klimas zuzulassen. In der Hauptsache war das eine trockene Wüstenwelt, deren ungewöhnlich sternenähnliches gelbes Glühen daher rührte, dass verdoppeltes Sonnenlicht natriumgesättigten Sand und ebensolches Flachland aufheizte. Dasselbe Sonnenlicht schien plötzlich auf die dünne Hülle einer metallischen Form, die wild torkelnd zur Atmosphäre hinabstürzte.

Der regellose Weg, den der galaktische Kreuzer nahm, war von Absicht bestimmt. Er war nicht die Folge eines Schadens, sondern einer verzweifelten Bemühung, ihn zu vermeiden. Lange Streifen gleißender Energie glitten nah an seinem Rumpf vorbei, ein vielfarbiger Sturm der Vernichtung, gleich einem Schwarm regenbogenbunter Schildfische, die einander bekämpften, um sich an einen größeren, widerwilligen Wirt zu heften.

Einem dieser suchenden, sondierenden Strahlen gelang es, das fliehende Schiff zu berühren und seine Hauptsolarflosse zu treffen. Juwelenartige Bruchstücke Metall und Kunststoff sprühten in den Weltraum, als das Ende der Steuerflosse zerbarst.

Die Quelle dieser Vielzahl von Energiestrahlen tauchte schlagartig auf – ein schwerfälliger imperialer Kreuzer, der massive Rumpf starrend von Dutzenden großkalibriger Geschützbettungen. Das in Bogen sprühende Licht aus diesen Türmen erlosch, als der Kreuzer nah heranflog. In den Bereichen des kleineren Schiffes, die Treffer hingenommen hatten, konnte man in unregelmäßigen Abständen Explosionen und Lichtblitze sehen. Der Kreuzer schob sich in der absoluten Kälte des Weltraums an die verwundete Beute heran.

Wieder erschütterte eine ferne Explosion das Schiff – aber Erzwo-Dezwo und Ce-Dreipeo kam sie durchaus nicht fern vor. Die Druckwelle schleuderte sie in dem engen Korridor herum wie Lager in einem alten Motor.

Wenn man die beiden betrachtete, hätte man vermutet, dass die hohe, menschenähnliche Maschine, Dreipeo, die bestimmende sei und der kompakte, dreibeinige Roboter Erzwo-Dezwo ein Gehilfe. Aber während Dreipeo bei dem Gedanken verächtliche Geräusche von sich gegeben hätte, waren sie in Wirklichkeit in jeder Beziehung gleichberechtigt, ausgenommen die Redseligkeit. Auf diesem Gebiet war Dreipeo eindeutig – und notwendigerweise – überlegen.

Die nächste Explosion erschütterte den Korridor und brachte Dreipeo aus dem Gleichgewicht. Sein kürzerer Begleiter war mit dem niedrigen Schwerpunkt seines kompakten, zylindrischen, auf breiten Beinen gut ausbalancierten Körpers in solchen Augenblicken im Vorteil.

Erzwo sah hinauf zu Dreipeo, der sich an einer Korridorwand aufrecht hielt. Um ein einzelnes, mechanisches Auge blinkten rätselhafte Lichter, als der kleine Roboter das verbeulte Gehäuse seines Freundes betrachtete. Eine Patina aus Metall- und Faserstaub überzog die sonst glänzende Bronzepolitur, und es gab einige sichtbare Eindellungen – alles Folgen der schweren Schläge, die ihr Rebellenschiff hatte hinnehmen müssen.

Die letzte Attacke wurde begleitet von einem anhaltenden, tiefen Summen, das nicht einmal von der lautesten Explosion hätte übertönt werden können. Dann hörte ohne erkennbaren Grund das Bassdröhnen plötzlich auf, und die einzigen Geräusche in dem sonst verlassenen Korridor waren ein unheimliches Knacken kurzschließender Relais oder das Knallen defekter Schaltungen. Wieder hallten auch Explosionen durch das Schiff, aber weit entfernt vom Korridor.

Dreipeo drehte den glatten, menschenähnlichen Kopf auf die Seite. Metallohren lauschten angestrengt. Die Nachahmung einer menschlichen Haltung war kaum notwendig – Dreipeos Audiosensoren besaßen volle Rundumleistung –, aber der schlanke Roboter war darauf programmiert worden, mit einer menschlichen Umgebung ganz zu verschmelzen. Diese Programmierung erstreckte sich sogar auf die Nachahmung menschlicher Gestik.

»Hast du das gehört?«, fragte er seinen geduldigen Begleiter rhetorisch, auf das pulsierende Geräusch anspielend. »Die haben den Hauptreaktor und den Antrieb abgeschaltet.« Seine Stimme klang so ungläubig und besorgt wie die eines Menschen. Eine metallene Handfläche rieb missmutig einen Fleck von stumpfem Grau an seiner Seite, wo eine abgebrochene Rumpfstrebe herabgestürzt war und die Bronzepolitur zerschrammt hatte. Dreipeo war eine anspruchsvolle Maschine, und solche Dinge störten ihn. »Der reine Wahnwitz!« Er schüttelte langsam den Kopf. »Diesmal werden wir bestimmt vernichtet werden!«

Erzwo ging nicht gleich darauf ein. Den Zylinderrumpf nach hinten geneigt, die kraftvollen Beine fest am Deck verankert, war der einen Meter hohe Roboter in die Betrachtung der Decke über ihnen vertieft. Obwohl er keinen Kopf hatte, den er wie sein Freund in eine Lauschhaltung kippen konnte, gelang es Erzwo auf irgendeine Weise trotzdem, diesen Eindruck zu erwecken. Eine Reihe kurzer Piep- und Zirptöne drang aus seinem Lautsprecher. Selbst für ein empfindliches menschliches Ohr wären sie nichts anderes als statische Störungen gewesen, aber für Dreipeo bildeten sie Worte, die so klar und rein waren wie Gleichstrom.

»Ja, den Antrieb mussten sie wohl abschalten«, gab Dreipeo zu, »aber was machen wir jetzt? Ohne Höhenflosse können wir nicht in die Atmosphäre eintreten. Ich kann jedoch nicht glauben, dass wir uns einfach ergeben.«

Eine kleine Gruppe bewaffneter Menschen tauchte plötzlich auf, Gewehre im Anschlag. Ihre Mienen waren so zerknittert wie ihre Uniformen, und sie hatten die Haltung von Menschen, die sich auf den Tod vorbereiten.

Dreipeo beobachtete sie stumm, bis sie um eine ferne Biegung im Korridor verschwunden waren, dann schaute er sich nach Erzwo um. Der kleine Roboter verharrte immer noch in Lauschhaltung. Dreipeos Blick richtete sich auch nach oben, obwohl er wusste, dass Erzwos Sinne ein wenig schärfer waren als seine eigenen.

»Was ist, Erzwo?«

Ein kurzer Piepston war die Antwort. Noch ein Augenblick, und scharf eingestellte Sensoren waren nicht mehr nötig. Der Korridor blieb noch eine oder zwei Minuten gänzlich still, dann war ein schwaches Scharren zu hören, wie von einer Katze an einer Tür; das Geräusch drang von oben herab. Das seltsame Scharren stammte von schweren Schritten und dem Schleifen großer Geräte irgendwo am Schiffsrumpf.

Als ein paar dumpfe Explosionen zu hören waren, murmelte Dreipeo: »Sie sind irgendwo über uns eingedrungen. Diesmal gibt es kein Entrinnen für den Kapitän.« Er drehte sich herum und sah auf Erzwo hinunter. »Ich glaube, wir sollten lieber …«

Das Kreischen überbeanspruchten Metalls erfüllte die Luft, bevor er zu Ende sprechen konnte, und das andere Ende des Korridors wurde erhellt von einem gleißenden Blitz. Dort unten musste der kleine, bewaffnete Trupp, der Minuten zuvor vorbeigekommen war, auf die Angreifer gestoßen sein.

Dreipeo wandte Gesicht und empfindliche Fotorezeptoren ab – gerade rechtzeitig, um den Metallsplittern auszuweichen, die durch den Korridor fetzten. Am anderen Ende war im Dach plötzlich ein klaffendes Loch zu sehen, und spiegelnde Objekte wie große Metallperlen fielen auf den Korridorboden herab. Beide Roboter wussten, dass keine Maschine der Beweglichkeit dieser Formen gewachsen war, und nahmen augenblicklich Kampfhaltung ein. Die Neuankömmlinge waren gepanzerte Menschen, keine Automaten.

Einer von ihnen blickte direkt auf Dreipeo – nein, nicht auf ihn, dachte der in Panik geratene Roboter wild, sondern an ihm vorbei. Die Gestalt drehte das große Gewehr mit gepanzerten Händen – zu spät. Ein Strahl grellsten Lichts traf den Kopf, und Bruchstücke von Panzerung, Knochen und Fleisch flogen in alle Richtungen.

Die Hälfte der eingedrungenen imperialen Truppen fuhr herum und erwiderte das Feuer den Korridor hinauf – an den beiden Robotern vorbeizielend.

»Schnell, hierher!«, befahl Dreipeo, entschlossen, den Rückzug vor den Imperialen anzutreten. Erzwo drehte sich mit ihm herum. Sie hatten kaum zwei Schritte getan, als sie vor sich die Rebellenbesatzung sahen, den Korridor hinab feuernd. Binnen Sekunden war der Gang erfüllt von Rauch und einander kreuzenden Energiestrahlen.

Rote, grüne und blaue Blitze prallten von polierten Wandtafeln und vom Boden ab oder rissen lange Furchen in Metallflächen. Schreie verwundeter und sterbender Menschen – ein sonderbar unrobotisches Geräusch, dachte Dreipeo – hallten durchdringend über der anorganischen Zerstörung.

Ein Strahl schlug im selben Augenblick vor den Füßen des Roboters ein, als ein zweiter die Wand unmittelbar hinter ihm aufriss und funkensprühende Schaltungen und Reihen von Isolierrohren freilegte. Die Wucht des Doppelblitzes schleuderte Dreipeo in das Gewirr zerfetzter Kabel, wo ein Dutzend verschiedener Ströme ihn in eine zuckende, umhergeschüttelte Puppe verwandelte.

Seltsame Empfindungen fegten durch seine metallenen Nervenenden. Sie verursachten keinen Schmerz, nur Verwirrung. Jedes Mal, wenn er sich bewegte und zu befreien versuchte, gab es ein heftiges Knistern, und immer mehr Schaltteile barsten. Der Lärm und die Blitze von Menschenhand umtosten ihn unaufhörlich, während der Kampf weitertobte.

Dichter Rauch quoll durch den Korridor. Erzwo-Dezwo eilte umher, bestrebt, seinen Freund zu befreien. Der kleine Roboter bewies den raubgierigen Energien im Gang gegenüber eine phlegmatische Gleichgültigkeit. Er war so niedrig gebaut, dass die meisten Strahlen ohnehin über ihn hinwegzischten.

»Hilfe!«, brüllte Dreipeo, von einer neuen Botschaft eines inneren Sensors plötzlich erschreckt. »Ich glaube, da schmilzt etwas. Befrei mein linkes Bein – das Problem ist in der Nähe des Becken-Servomotors!« Typisch für ihn wechselte sein Tonfall vom Flehen plötzlich zum Schelten. »Das ist alles deine Schuld!«, schrie er wütend. »Ich hätte wissen müssen, dass man der Logik eines Thermokapsel-Entmantelungsgehilfenzwergs nicht trauen kann. Ich weiß nicht, warum du darauf bestanden hast, dass wir unsere zugeteilten Posten verlassen und in diesen dummen Zugangskorridor herunterkommen. Nicht, dass das jetzt noch wichtig wäre. Das ganze Schiff muss schon …« Erzwo-Dezwo schnitt ihm mit zornigem Piepen und Tuten das Wort ab, wobei er aber fortfuhr, mit Präzision an den verwickelten Starkstromkabeln herumzureißen und -zuschneiden.

Eine ungewöhnlich heftige Explosion erschütterte den Korridor. Ein lungenerstickender Nebel aus verkohlten Stoffen erfüllte die Luft und hüllte alles ein.

Zwei Meter groß. Zweibeinig. Wallende schwarze Gewänder, an der Gestalt herabfließend, und ein Gesicht, für alle Zeit maskiert von einem funktionellen, wenn auch bizarren schwarzen Metall-Atemgitter – der Dunkle Lord der Sith war eine schreckenerregende, bedrohliche Erscheinung, die nun durch die Korridore des Rebellenschiffes schritt.

Angst folgte den Spuren aller Dunklen Lords. Die Aura des Bösen, die diesen einen hier dicht umgab, war gewaltig genug, abgehärtete imperiale Truppen zu veranlassen, dass sie zurückwichen und ein nervöses Gemurmel unter ihnen ausbrach. Vorher noch zu allem entschlossene Besatzungsmitglieder der Rebellen gaben den Widerstand auf, verloren die Nerven und flüchteten in Panik beim Anblick der schwarzen Panzerung – einer Panzerung, die, so schwarz sie auch sein mochte, bei Weitem nicht so finster war wie die Gedanken in diesem Gehirn.

Eine Absicht, ein Gedanke, eine Zwangsvorstellung beherrschte dieses Gehirn jetzt, brannte im Gemüt von Darth Vader, als er in einen anderen Korridor des eroberten Kampfschiffes einbog. Dort lichtete sich der Rauch bereits, wiewohl die Geräusche fernen Kampfes noch durch den Rumpf hallten.

Nur ein Roboter war übrig und bewegte sich nach dem Durchzug des Dunklen Lords. Ce-Dreipeo konnte sich endlich von dem letzten behindernden Kabel lösen. Irgendwo hinter ihm konnte man von dort, wo gnadenlose imperiale Truppen die letzten Nester des Rebellenwiderstands ausräucherten, menschliche Schreie hören.

Dreipeo blickte hinunter und sah nur zerschründetes Deck. Als er sich umsah, klang seine Stimme tief besorgt.

»Erzwo-Dezwo! Wo steckst du?« Der Rauch schien sich ein bisschen mehr zu lichten. Dreipeo starrte den Korridor hinauf.

Erzwo-Dezwo war da, aber er blickte nicht in Dreipeos Richtung. Stattdessen schien der kleine Roboter in einer Haltung der Aufmerksamkeit erstarrt zu sein. Über ihn beugte sich – selbst für Dreipeos elektronische Fotorezeptoren war es schwer, den ätzenden Rauch zu durchdringen – eine menschliche Gestalt. Sie war jung, schlank und nach den verworrenen menschlichen Maßstäben der Ästhetik, überlegte Dreipeo, von sanfter Schönheit. Eine kleine Hand schien über die Vorderseite von Erzwos Rumpf zu gleiten.

Dreipeo ging auf sie zu, als der Rauch wieder dichter quoll. Als Dreipeo das Ende des Korridors erreichte, stand dort aber nur Erzwo und wartete. Dreipeo blickte unsicher an ihm vorbei. Roboter erlagen manchmal elektronischen Halluzinationen – aber warum sollte er sich einen Menschen vorgaukeln?

Auf der anderen Seite … warum auch nicht? Vor allem, wenn man die verwirrenden Umstände der vergangenen Stunde und die starken Energiestöße bedachte, die Dreipeo eben vorhin erhalten hatte. Er durfte sich über nichts wundern, was seine verketteten inneren Schaltungen hervorzaubern mochten.

»Wo bist du gewesen?«, fragte Dreipeo schließlich. »Du hast dich wohl versteckt?« Er beschloss, die menschliche Gestalt nicht zu erwähnen. Wenn es eine Halluzination gewesen war, würde er Erzwo nicht die Befriedigung verschaffen zu erkennen, wie sehr die kürzlichen Ereignisse seine Logikschaltkreise beeinflusst hatten. »Sie werden diesen Weg zurückkommen«, fuhr er fort, nickte den Korridor hinunter und gab dem kleinen Automaten keine Gelegenheit zu antworten, »auf der Suche nach überlebenden Menschen. Was jetzt? Man wird den Worten von Maschinen in Rebellenbesitz, nichts von Wert zu wissen, kaum Glauben schenken. Die werden uns in die Spice-Minen von Kessel schicken oder als Ersatzteillager für andere, weniger verdiente Roboter nutzen. Das heißt, wenn sie uns nicht für potenzielle Programmierungsfallen halten und beim ersten Anblick in die Luft sprengen. Wenn wir nicht …« Aber Erzwo hatte sich schon umgedreht und eilte den Korridor wieder hinunter. »Moment mal, wo willst du hin? Hast du mir nicht zugehört?« Dreipeo stieß Flüche in mehreren Sprachen aus, manche rein mechanisch, und hastete hinter seinem Freund her. Diese R2-Einheit konnte ausgesprochen kurzschlüssig sein, wenn sie wollte, dachte er bei sich.

Vor dem Kontrollzentrum des galaktischen Kreuzers war der Korridor überfüllt mit mürrischen Gefangenen, die von imperialen Truppen zusammengetrieben wurden. Manche lagen verwundet am Boden und stöhnten, andere starben stumm. Mehrere Offiziere waren von den Soldaten getrennt worden und standen als kleine Gruppe abseits, herausfordernden Blicks und Drohungen gegen das stumme Knäuel von Truppen ausstoßend, das sie in Schach hielt.

Wie auf Kommando verstummten alle – die imperialen Truppen ebenso wie die Rebellen –, als hinter einer Biegung im Korridor eine massive, verhüllte Gestalt auftauchte. Zwei von den bislang beherzten, störrischen Rebellenoffizieren begannen zu zittern. Die hochragende Gestalt blieb vor einem der Männer stehen und streckte wortlos den Arm aus. Eine riesige Hand schloss sich um den Hals des Mannes und hob ihn hoch. Die Augen des Rebellenoffiziers traten aus den Höhlen.

Ein imperialer Offizier, den Panzerhelm zurückgeschoben, sodass man eine frische Narbe sah, wo ein Energiestrahl seine Panzerung durchschlagen hatte, kletterte aus dem Kontrollraum herunter und schüttelte den Kopf.

»Nichts, Sir. Das Informations-Wiedergabesystem ist gelöscht.«

Darth Vader akzeptierte die Nachricht mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken. Die undurchdringliche Maske wandte sich dem Offizier zu, den er marterte. Metallumkleidete Finger krümmten sich. Der Gefangene griff hinauf und versuchte sie zu öffnen, aber ohne Erfolg.

»Wo sind die Informationen, die ihr empfangen habt?«, knurrte Vader drohend. »Was habt ihr mit den Aufzeichnungen gemacht?«

»Wir … haben keine … Informationen … empfangen«, gurgelte der baumelnde Offizier, kaum fähig zu atmen. Tief aus seinem Innern holte er ein Quietschen der Empörung herauf. »Dies ist ein … Konsularschiff … Habt ihr … unsere … Außenmarkierung … nicht gesehen? Wir sind … in diplomatischer … Mission unterwegs.«

»Das Chaos ereile eure Mission!«, knurrte Vader. »Wo sind die Aufzeichnungen?« Er presste stärker zu. Die Drohung in seinem Griff sagte genug.

Als der Offizier endlich antwortete, war seine Stimme nur noch zu einem dünnen, erstickten Flüstern fähig.

»Nur … der Commander weiß es.«

»Dieses Schiff trägt das Systemwappen von Alderaan«, knurrte Vader, und die grausige Atemmaske beugte sich vor. »Ist jemand von der königlichen Familie an Bord? Wen führt ihr mit?« Dicke Finger schlossen sich fester um den Hals, und die Bewegungen des Offiziers wurden immer schwächer. Seine letzten Worte waren so erstickt und verzerrt, dass man sie nicht mehr verstehen konnte.

Vader war nicht erfreut. Obwohl die Gestalt mit einer schrecklichen, unzweifelhaften Endgültigkeit erschlaffte, presste die Hand sich immer fester zusammen und erzeugte ein schauriges Krachen und Brechen von Knochen wie bei einem Hund, der auf Plastoid trabt. Dann warf Vader mit einem angewiderten Keuchen die Marionettengestalt des Toten an eine Wand. Mehrere imperiale Soldaten wichen gerade noch rechtzeitig dem grausigen Geschoss aus.

Die hochragende Gestalt fuhr unerwartet herum, und imperiale Offiziere zuckten unter dem düsteren, starren Blick zusammen.

»Nehmen Sie das Schiff Stück für Stück auseinander, Teil für Teil, bis Sie die Aufzeichnungen haben! Was die Passagiere angeht, falls es überhaupt welche gibt, so will ich sie lebend.« Er schwieg einen Augenblick, dann fügte er hinzu: »Schnell!«

Offiziere und Mannschaften stürzten in ihrer Hast, das Weite zu suchen, beinahe übereinander – nicht unbedingt, um Vaders Befehl auszuführen, sondern einfach, um dieser bösartigen Präsenz zu entkommen.

Erzwo-Dezwo blieb in einem leeren Korridor ohne Rauch und Kampfspuren endlich stehen. Ein besorgter, verwirrter Dreipeo hielt hinter ihm an und stieß hervor: »Du hast uns durch das halbe Schiff geführt, und wofür …?« Er verstummte und glotzte ungläubig, als der kompakte Roboter mit einem Klauenarm hinaufgriff und die Plombe einer Rettungskapselluke abriss. Augenblicklich leuchtete eine rote Lampe auf, und ein leises Heulen tönte durch den Korridor.

Dreipeo blickte wild in alle Richtungen, aber der Gang blieb leer. Als er den Kopf wieder nach vorn drehte, zwängte Erzwo sich bereits in die enge Kapsel. Sie war gerade groß genug für ein paar Menschen, und ihre Konstruktion sah die Unterbringung von Automaten nicht vor.

»Halt«, rief ein verblüffter Dreipeo mahnend, »da darfst du nicht rein! Das ist nur für Menschen zugelassen! Wir könnten die Imperialen vielleicht davon überzeugen, dass wir nicht rebellenprogrammiert und zu wertvoll sind, um demontiert zu werden, aber wenn dich jemand in der Kapsel sieht, haben wir keine Chance! Komm sofort da raus!«

Auf irgendeine Weise war es Erzwo gelungen, seinen Rumpf vor die Miniatur-Steuerkonsole zu zwängen. Er neigte den Körper ein wenig und schoss einen Strom von lauten Piep- und Pfeiftönen auf seinen zögernden Begleiter ab.

Dreipeo lauschte. Er konnte die Stirn nicht runzeln, aber es gelang ihm, beinahe den Eindruck zu erwecken, als mache er genau das.

»Auftrag … was für ein Auftrag? Wovon redest du? Du hörst dich an, als hättest du keinen integrierten Denkprozessor mehr in deinem Gehirn. Nein, keine Abenteuer mehr! Ich suche mein Glück bei den Imperialen – und ich steige nicht hier hinein!«

Die R2-Einheit gab ein zorniges elektronisches Schwirren von sich.

»Sag nicht immer ›du wirrköpfiger Philosoph‹ zu mir«, fauchte Dreipeo, »du übergewichtiger, kleiner Schmierölklumpen!«

Dreipeo setzte zu einer ergänzenden Antwort an, als eine Explosion die Rückwand des Korridors herausriss. Staub und Metallfragmente zischten durch den engen Nebenflur, augenblicklich gefolgt von Sekundärexplosionen. Flammen zuckten gierig aus dem freigelegten Inneren der Wand und spiegelten sich auf Dreipeos vereinzelten Stellen polierter Ummantelung.

Der schlaksige Roboter murmelte die elektronische Entsprechung zum Entschluss, seine Seele dem Unbekannten zu übergeben, und sprang in die Rettungskapsel.

»Das wird mir noch leidtun«, murrte er allerdings etwas lauter, als Erzwo die Sicherungstür hinter ihm betätigte. Der kleinere Roboter kippte eine Reihe von Schaltern, klappte einen Deckel zurück und drückte drei Tasten in einer bestimmten Reihenfolge. Mit dem Donnern von Sprengklammern wurde die Kapsel aus dem demolierten Raumschiff hinausgeschleudert.

Als über die Kommunikatoren mitgeteilt wurde, dass das letzte Widerstandsnest im Rebellenschiff ausgeräumt sei, atmete der Kapitän des imperialen Kreuzers vernehmlich auf. Er hörte mit Vergnügen den Vorgängen auf dem eroberten Schiff zu, als ihm einer seiner Chefkanoniere etwas zurief. Er trat zu dem Mann und starrte auf den kreisrunden Bildschirm, wo er sah, wie ein winziger Punkt sich ablöste und auf die flammende Welt darunter hinabstürzte.

»Da ist wieder so ein Ding, Sir. Befehle?«

Der Kapitän studierte ruhig die Messergebnisse der Kapsel-Monitore, vertrauend auf die Feuerkraft und Macht unter seinem Kommando. Alle Zeiger standen auf null.

»Nicht schießen, Lieutenant Hija! Die Instrumente zeigen kein Lebewesen an Bord an. Der Auslösemechanismus der Kapsel hat sicher einen Kurzschluss gehabt oder falsche Anweisungen erhalten. Vergeuden Sie Ihre Energie nicht!« Er wandte sich ab und hörte zufrieden die Berichte über Gefangene und Material auf dem Rebellenschiff.

Gleißen von explodierenden Wandtafeln und aufflammenden Schaltkreisen spiegelte sich zuckend auf der Rüstung des führenden Sturmtrupplers, als er in den Korridor vor sich starrte. Er wollte sich umdrehen und den anderen zurufen, ihm zu folgen, als ihm an einer Seite eine Bewegung auffiel.

Eine kleine, fröstelnde Gestalt, in fließendes Weiß gekleidet, presste sich an die Rückwand. Jetzt konnte er sehen, dass er einer jungen Frau gegenüberstand, und ihr Äußeres stimmte mit dem der einen Person überein, für die der Dunkle Lord sich am meisten interessierte. Der Soldat grinste unter seinem Helm. Eine glückliche Begegnung für ihn. Er würde belobigt werden.

In seiner Rüstung drehte er den Kopf zu dem winzigen Kondensatormikrofon. »Das ist sie!«, rief er den anderen hinter sich zu. »Einstellen auf Betäub…« Er sprach den Satz nie zu Ende, so wenig, wie er die erhoffte Belobigung erhalten würde. Als seine Aufmerksamkeit sich von dem Mädchen weg auf seinen Kommunikator richtete, verschwand ihr Zittern mit erstaunlicher Schnelligkeit. Die Energiepistole, die sie hinter sich verborgen hatte, kam hervor, als sie aus ihrem Versteck stürzte.

Der Soldat, der das Pech gehabt hatte, sie zu finden, starb als Erster. Dasselbe Schicksal ereilte die zweite gepanzerte Gestalt, die schnell hinter der ersten herangekommen war. Dann aber berührte eine leuchtend grüne Energielanze den Körper der Frau, und sie sank augenblicklich zu Boden, die Pistole noch fest in der kleinen Hand.

Metallumhüllte Gestalten drängten sich um sie. Eine, deren Arm die Abzeichen eines Offiziers trug, kniete nieder und drehte sie herum. Der Offizier betrachtete die gelähmte Gestalt mit geübtem Auge.

»Der fehlt nichts«, erklärte er und sah zu seinen Untergebenen auf. »Verständigt Lord Vader!«

Dreipeo starrte gebannt zu dem kleinen Sichtfenster an der Vorderseite der winzigen Rettungskapsel hinaus, als das heiße, gelbe Auge Tatooines sie zu verschlingen begann. Irgendwo hinter ihnen, so wusste er, schrumpften das demolierte Raumschiff und der imperiale Kreuzer zur Unsichtbarkeit zusammen.

Das war ihm recht. Wenn sie in der Nähe einer zivilisierten Stadt landeten, würde er erlesene Anstellung in einer friedlichen Atmosphäre suchen, etwas, das seiner Stellung und Ausbildung eher entsprach. Die vergangenen Monate hatten ihm viel zu viel Aufregung und Unvorhersehbares für eine bloße Maschine gebracht.

Erzwos scheinbar wahllose Bedienung der Kapselsteuerung versprach jedoch alles andere denn eine glatte Landung. Dreipeo betrachtete seinen untersetzten Begleiter mit Besorgnis.

»Bist du sicher, dass du weißt, wie man dieses Ding lenkt?«

Erzwo antwortete mit einem unverbindlichen Pfeifen, das nicht dazu angetan war, die wirre Gemütsverfassung des größeren Roboters zu verändern.

2. Kapitel

Es war ein alter Siedlerspruch, dass man schneller blind werden konnte, wenn man die sonnenversengten Ebenen von Tatooine anstarrte, als wenn man direkt in die beiden Sonnen selbst blickte, so gewaltig war das von diesen endlosen Wüsten widergespiegelte Gleißen. Trotz des Glastes konnte Leben in den von längst ausgetrockneten Meeresbecken gebildeten Ebenen existieren und tat es auch. Eines machte es möglich: die Wiederzuführung von Wasser.

Für menschliche Zwecke war das Wasser von Tatooine jedoch nur am Rande zugänglich. Die Atmosphäre gab nämlich ihre Feuchtigkeit nur widerwillig ab. Das Nass musste aus dem harten, blauen Himmel herabgelockt werden – gelockt, gezwungen, heruntergerissen auf die verdorrte Oberfläche.

Zwei Gestalten, deren Sorge es war, diese Feuchtigkeit zu beschaffen, standen auf einer leichten Anhöhe einer dieser unwirtlichen Ebenen. Der eine Teil des Paares war steif und metallisch – ein von vielen Einflüssen zerschründeter Evaporator, durch den Sand tief in Gestein hinabgelassen. Die Gestalt daneben war weitaus belebter, wenngleich nicht weniger sonnenverwittert.

Luke Skywalker war gut doppelt so alt wie der zehnjährige Evaporator, aber viel weniger sicher verankert. Im Augenblick fluchte er leise über einen widerspenstigen Ventilregler an dem launischen Gerät. Von Zeit zu Zeit verfiel er auf wütendes Hämmern, statt das richtige Werkzeug zu benutzen. Beide Methoden waren nicht sehr wirksam. Luke war überzeugt davon, dass die für die Evaporatoren verwendeten Schmiermittel sich eigens anstrengten, Sand anzuziehen, indem sie mit öligem Glänzen kleinen, kratzenden Teilchen verführerisch winkten. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und lehnte sich einen Augenblick zurück. Das Einnehmendste an dem jungen Mann war sein Name. Eine leichte Brise zerrte an seinen zottigen Haaren und dem ausgebeulten Arbeitshemd, als er das Gerät betrachtete. Sinnlos, sich dauernd darüber zu ärgern, ermahnte er sich. Ist doch nur eine intelligenzlose Maschine.

Während Luke über seine missliche Lage nachdachte, tauchte eine dritte Gestalt auf, schoss hinter dem Evaporator hervor und tastete ungeschickt an dem beschädigten Teil herum. Nur drei der sechs Arme des Roboters, ein Raupenmodell, funktionierten, und sie waren mehr strapaziert worden als die Stiefel an Lukes Füßen. Die Maschine vollführte unsichere, ruckartige Bewegungen.

Luke betrachtete sie traurig, dann hob er den Kopf, um zum Himmel hochzublicken. Noch immer keine Spur von einer Wolke, und er wusste, dass auch keine auftauchen würde, wenn er es nicht schaffte, den Evaporator in Betrieb zu nehmen. Er wollte eben wieder einen Versuch starten, als ihm ein kleiner, greller Lichtpunkt auffiel. Schnell zog er das sorgfältig gesäuberte Makrofernglas aus dem Arbeitsgürtel und richtete die Objektive himmelwärts.

Eine Weile starrte er hindurch und wünschte sich währenddessen ein richtiges Teleskop statt des Feldstechers. Als er hinaufblickte, waren Evaporator, Hitze und die verbleibende Arbeit des Tages vergessen. Er klemmte das Fernglas wieder am Gürtel fest, drehte sich um und lief zu seinem Landgleiter. Auf halbem Weg zum Fahrzeug fiel ihm ein, etwas über die Schulter zu rufen. »Beeil dich!«, rief er ungeduldig. »Worauf wartest du? Mach schon!«

Der Raupendroide bewegte sich auf ihn zu, zögerte und begann dann, sich in einem engen Kreis um sich selbst zu drehen, wobei aus allen Gelenken Rauch quoll. Luke schrie weitere Anweisungen und gab schließlich angewidert auf, als ihm klar wurde, dass es mehr als Worte brauchen würde, um den Roboter wieder zu motivieren.

Einen Augenblick lang sträubte sich Luke, die Maschine zurückzulassen, aber die entscheidenden Teile waren offenbar defekt, sagte er sich. Er sprang in den Landgleiter, sodass das erst kürzlich reparierte Repulsor-Schwebefahrzeug bedrohlich auf die Seite kippte, bis er sich hinters Steuer schob und so die richtige Gewichtsverteilung wieder herstellte. Die Höhe knapp über dem Sandboden haltend, richtete sich das leichte Transportfahrzeug auf wie ein Boot in schwerer See. Luke ließ die Triebwerke aufheulen, und Sand spritzte hinter dem Gleiter heraus, als er das Fahrzeug in Richtung der fernen Stadt Anchorhead lenkte.

Hinter ihm stieg eine armselige schwarze Rauchsäule von dem brennenden Roboter in die klare Wüstenluft empor. Sie würde nicht mehr da sein, wenn Luke zurückkehrte. Es gab in den weiten Wüsten von Tatooine Leichenfledderer auch für Metall, nicht nur für Fleisch.

Metall- und Steingebäude, vom blendenden Glanz der Zwillingssonnen Tatoo I und Tatoo II weißgebleicht, drängten sich dicht aneinander, zur Gesellschaft ebenso wie zum Schutz. Sie bildeten den Kern der weit ausgedehnten Landwirtschaftsgemeinde Anchorhead.

Zurzeit lagen die staubigen, ungepflasterten Straßen still und verlassen da. Sandfliegen summten träge in den rissigen Giebeln von Gusssteingebäuden. In der Ferne bellte ein Hund, das einzige Anzeichen von Leben, bis eine einsame, alte Frau auftauchte und über die Straße ging. Ihr metallener Sonnenschal umhüllte sie eng.

Irgendetwas veranlasste sie, den Kopf zu heben und mit müden Augen verkniffen in die Ferne zu starren. Das Geräusch wurde urplötzlich ganz laut, als ein glänzendes, rechteckiges Objekt um eine ferne Ecke fegte. Ihre Augen wurden riesengroß, als das Fahrzeug auf sie zuhielt und keine Anstalten machte auszuweichen. Sie musste sich zur Seite werfen, um nicht überfahren zu werden.

Keuchend und zornig die Faust hinter dem Landgleiter her schwingend, erhob sie die Stimme über das Röhren.

»Dass ihr jungen Leute nie lernt, langsam zu fahren!«

Luke mochte sie gesehen haben, aber hören konnte er sie gewiss nicht mehr. In beiden Fällen war seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet, als er hinter einer niedrigen, langen Betonstation hielt. Aus Dach und Wänden ragten Rohrschlangen und Stäbe. Tatooines unbarmherzige Sandwellen brachen sich in erstarrter gelber Gischt an den Mauern der Station. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie wegzuräumen. Es hatte keinen Sinn. Am nächsten Tag wären sie wieder da gewesen.

Luke riss die Vordertür auf und schrie: »He!«

Ein robuster junger Mann in Mechanikerkleidung saß auf einem Stuhl vor dem unordentlichen Steuerpult der Station. Sonnenschutzöl hatte verhindert, dass seine Haut verbrannte. Die Haut des Mädchens auf seinem Schoß war gleichermaßen geschützt, und von den geschützten Bereichen waren große Teile dem Auge jedermanns zugänglich. An ihr sah sogar getrockneter Schweiß gut aus.

»He, Leute!«, brüllte Luke noch einmal, als auf den ersten Ruf eine nicht gerade überwältigende Reaktion erfolgte. Er lief zum Instrumentenraum an der Rückseite der Station, während der Mechaniker mit der Hand über sein Gesicht fuhr und murmelte: »Hab ich da einen kleinen Wirbelwind durchfegen hören?«

Das Mädchen auf seinem Schoß räkelte sich wollüstig, und ihre abgetragene Kleidung zerrte in verschiedene interessante Richtungen. Ihre Stimme klang träge und kehlig. »Ach«, sagte sie gähnend, »das war nur Wormie, der sich mal wieder etwas austoben muss.«

Deak und Windy sahen vom computergestützten Billardspiel auf, als Luke ins Zimmer stürzte. Sie waren ähnlich gekleidet wie Luke, wenngleich ihre Sachen besser passten und noch nicht so abgetragen waren.

Die drei jungen Leute bildeten einen auffallenden Gegensatz zu dem stämmigen, gutaussehenden Spieler an der anderen Seite des Tisches. Von den säuberlich geschnittenen Haaren bis zur maßgeschneiderten Uniform stach er in dem Raum heraus wie orientalischer Mohn in einem Haferfeld. Hinter den drei Menschen war ein leises Summen zu hören. Es stammte von einem Reparaturroboter, der geduldig an einem defekten Gerät arbeitete.

»Rafft euch auf, Leute!«, schrie Luke aufgeregt, dann fiel ihm der ältere Mann in Uniform auf. Die Zielscheibe seines plötzlich entgeisterten Blicks erkannte ihn im selben Augenblick. »Biggs!«

Das Gesicht des Mannes verzog sich zu einem halben Grinsen. »Hallo, Luke!« Die beiden umarmten einander herzlich.

Luke löste sich schließlich von ihm und bewunderte die Uniform. »Ich wusste nicht, dass du zurück bist. Wann bist du angekommen?« Die Selbstsicherheit in der Stimme des anderen grenzte fast an Überheblichkeit.

»Gerade eben erst. Ich wollte dich überraschen, du Heißsporn!« Er wies auf das Zimmer. »Ich dachte, du wärst hier, zusammen mit den beiden anderen Nachtschwärmern.« Deak und Windy lächelten. »Ich hätte jedenfalls nicht damit gerechnet, dass du draußen bei der Arbeit bist.« Er lachte fröhlich. Seinem Lachen konnten nur wenige widerstehen.

»Die Akademie hat dich kaum verändert«, meinte Luke. »Aber du bist so früh zurück.« Sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »He, was ist passiert … hast du dein Offizierspatent nicht bekommen?«

Biggs wirkte ausweichend, als er zur Seite sah und erwiderte: »Natürlich hab ich das. Eingeteilt zum Dienst auf dem Frachter Rand Ecliptic, erst letzte Woche. Erster Offizier Biggs Darklighter, zu Ihren Diensten.« Er grüßte zackig, halb im Ernst und halb im Spaß, dann zeigte er wieder sein anmaßendes und doch gewinnendes Grinsen. »Ich bin nur zurückgekommen, um euch glücklosen, einfachen Landratten Lebewohl zu sagen.«

Sie lachten alle, bis Luke plötzlich einfiel, was ihn in solcher Eile hergeführt hatte.

»Fast hätt ich’s vergessen«, sagte er, nun wieder aufgeregt wie zuvor, »hier in unserem System findet ein Kampf statt! Kommt und seht es euch an!«

Deak wirkte enttäuscht.

»Doch nicht schon wieder eine deiner alles entscheidenden Schlachten, Luke? Hast du nicht schon genug davon erfunden? Lass gut sein!«

»Von wegen lass gut sein – im Ernst! Es ist wirklich eine Schlacht.« Mit Worten und Stößen gelang es ihm, die anderen hinauszutreiben in das grelle Sonnenlicht. Vor allem Camie machte ein abwehrendes Gesicht.

»Sieh bloß zu, dass es sich lohnt, Luke!«, warnte sie ihn und beschattete die Augen vor dem Glanz.

Luke hatte sein Makrofernglas schon an den Augen und suchte den Himmel ab. Er brauchte nur einen Augenblick, um eine ganz bestimmte Stelle zu finden.

»Ich hab’s euch gesagt«, erklärte er mit Nachdruck. »Da sind sie!«

Biggs trat neben ihn und griff nach dem Fernglas, während die anderen ihre Augen anstrengten. Eine kleine Justierung lieferte gerade so viel an Vergrößerung, dass Biggs am dunklen Blau zwei silberne Punkte erkennen konnte.

»Das ist kein Kampf, Hitzkopf«, entschied er, ließ das Glas sinken und sah seinen Freund an. »Die hängen nur da oben. Zwei Schiffe, richtig – wahrscheinlich eine Barkasse, die einen Frachter belädt, da Tatooine keine Orbitalstation hat.«

»Aber es ist wie wild geschossen worden … vorhin«, sagte Luke. Seine ursprüngliche Begeisterung begann unter der ätzenden Sicherheit seines älteren Freundes zu schwinden.

Camie entriss Biggs das Fernglas und stieß dabei an eine Stützsäule. Luke nahm es ihr schnell wieder weg und untersuchte das Gehäuse nach Schäden. »Sei bloß vorsichtig damit!«

»Reg dich ab, Wormie!«, meinte sie verächtlich. Luke trat einen Schritt auf sie zu, blieb aber stehen, als der kräftigere Mechaniker sich vor sie stellte und Luke warnend anlächelte. Luke überlegte und tat den Zwischenfall mit einem Achselzucken ab.

»Ich sag dir immer wieder, Luke«, erklärte der Mechaniker in der Art eines Mannes, der es satt hat, erfolglos dauernd dieselbe Geschichte vorzutragen, »die Rebellion ist weit weg von hier. Ich glaube nicht, dass sich das Imperium um dieses System schlagen würde. Glaub mir, Tatooine ist ein Riesenklumpen Nichts!«

Bevor Luke antworten konnte, drängte sein Publikum zurück in die Station. Fixer hatte den Arm um Camie gelegt, und die beiden lachten leise über Lukes Albernheit. Selbst Deak und Windy murmelten miteinander – über ihn, das stand für Luke fest.

Er folgte ihnen, aber nicht ohne einen letzten Blick hinauf zu den fernen Punkten. Etwas, das sie ihm nicht ausreden konnten, waren die Lichtblitze, die er zwischen den beiden Schiffen gesehen hatte. Sie rührten nicht davon her, dass die Sonnen Tatooines sich auf Metall gespiegelt hatten.

Die Fessel, mit der die Hände des Mädchens hinter ihrem Rücken festgehalten wurden, war primitiv, aber wirksam. Die ständige Aufmerksamkeit, mit welcher der Trupp schwerbewaffneter Soldaten sie beobachtete, mochte bei einem einzigen kleinen, weiblichen Wesen unangebracht scheinen, aber es hing das Leben der Soldaten davon ab, sie sicher abzuliefern.

Als sie absichtlich langsamer ging, zeigte sich, dass ihre Bewacher sich nichts dabei dachten, sie ein bisschen zu misshandeln. Eine der gepanzerten Gestalten stieß sie brutal in den Rücken, sodass sie beinahe stürzte. Sie drehte sich um und warf dem Peiniger einen bösartigen Blick zu, konnte aber nicht beurteilen, ob er eine Wirkung hatte, da das Gesicht des Mannes durch den Helm völlig verborgen war.

Die Halle, in die sie schließlich hinaustraten, rauchte an den Rändern der schwelenden Öffnung, die in den Rumpf gesprengt worden war, immer noch. Man hatte einen ausfahrbaren Zugang luftdicht anmontiert, und am anderen Ende des Tunnels, der den Raum zwischen Rebellenschiff und Kreuzer überbrückte, zeigte sich ein Kranz von Lichtern. Ein Schatten huschte über sie hinweg, als sie sich abwandte, und erschreckte sie trotz ihrer gewöhnlich unerschütterlichen Selbstbeherrschung.

Über ihr ragte die drohende, massige Gestalt Darth Vaders auf, mit roten Augen, die hinter der grausigen Atemmaske glühten. In einer ihrer glatten Wange zuckte ein Muskel, aber sonst verriet das Mädchen keine Reaktion. Auch schwankte ihre Stimme nicht im Mindesten.

»Darth Vader … das hätte ich mir denken können! Nur Ihr konntet so etwas wagen – und derart töricht sein. Nun, der Imperiale Senat wird das nicht einfach hinnehmen. Wenn bekannt wird, dass Ihr einen diplomatischen …«

»Senatorin Leia Organa«, brummte Vader halblaut, aber doch kräftig genug, um ihre Proteste zu übertönen. Sein Vergnügen darüber, sie gefunden zu haben, zeigte sich daran, wie er jede Silbe auf der Zunge zergehen ließ. »Treibt keine Spiele mit mir, Hoheit!«, fuhr er drohend fort. »Ihr befandet Euch diesmal nicht auf einem Wohltätigkeitsflug. Ihr seid direkt durch ein Sperrsystem geflogen, habt zahlreiche Warnungen missachtet und die Anweisung beizudrehen rundweg ignoriert – bis es nicht mehr darauf ankam.« Der riesige Metallschädel beugte sich nah heran. »Ich weiß, dass durch Spione in diesem System mehrfach Botschaften an dieses Raumschiff gesendet wurden. Als wir die Übertragungen zu den Personen zurückverfolgten, von denen sie stammten, besaßen diese den geringen Anstand, sich umzubringen, bevor sie verhört werden konnten. Was ist mit den Daten geschehen, die man Euch geschickt hat?«

Weder Vaders Worte noch seine bedrohliche Gegenwart schienen Eindruck auf das Mädchen zu machen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr redet«, fauchte sie und wandte den Blick ab. »Ich bin Mitglied des Senats und in diplomatischer Mission unterwegs …«

»… zu Eurem Teil der Rebellenallianz!«, beschuldigte Vader sie. »Ihr seid eine Verräterin!« Sein Blick richtete sich auf einen neben ihm stehenden Offizier. »Schafft sie weg!«

Es gelang ihr, ihn anzuspucken, und der Speichel zischte auf der noch heißen Kampfrüstung. Er wischte ihn wortlos ab und beobachtete sie interessiert, als sie durch den Zugang in den Kreuzer geführt wurde.

Ein hochgewachsener, schlanker Soldat mit dem Abzeichen eines imperialen Commanders lenkte Vaders Aufmerksamkeit auf sich, als er auf ihn zutrat.