Steinzeichen - Jan Beinßen - E-Book

Steinzeichen E-Book

Jan Beinßen

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Beschreibung

Lukas Kowalski, Top-Manager einer großen Versicherungsgruppe in Hannover, wird nach einem millionenschweren Verlust zwangsversetzt. Von Hameln aus muss er sich mit kleinen Fischen im Weserbergland abgeben. Die Routine endet abrupt mit einer kuriosen Anfrage: Kowalski soll eine versteinerte Saurierspur in Obernkirchen versichern. Kaum ist die Police unterzeichnet, verschwindet die Sandsteinplatte über Nacht und es gibt das erste Todesopfer. Kowalski nimmt die gefährliche Spur auf, die ihn in eine bizarre Welt der Glückskekse und chinesischer Gangsterkartelle führt. Ein Krimi weit abseits der üblichen Pfade: zu keiner Zeit vorhersehbar, kurios, abgedreht und superspannend. Kowalski, mit trockenem Humor und Cleverness ausgestattet, ist eine Figur mit Kultpotenzial.

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Seitenzahl: 221

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Im Verlag CW Niemeyer sind bereits

folgende Bücher der Autoren erschienen:

Todesstreich

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de

© 2012 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

www.niemeyer-buch.de

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Carsten Riethmüller

unter Verwendung eines Motivs von shutterstock.com

Druck und Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH, Großburgwedel

Printed in Germany

ISBN 978-3-8271-9417-6

E-Book-Konvertierung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

E-Book ISBN 978-3-8271-9827-3

Der Roman spielt hauptsächlich in allseits bekannten Stätten des Weserberglands, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.

Über den Autor:

Jan Beinßen, geboren 1965 in Stadthagen, war viele Jahre in der Welt der Zeitung zu Hause. Dabei führte ihn sein Weg von Stadthagen über Hameln nach Nürnberg, wo er seitdem als Journalist und Autor arbeitet. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Mehr über Jan Beinßen und seine Aktivitäten erfahren Sie unter www.janbeinssen.de

1

Er lief so schnell ihn seine Beine trugen. Untrainiert, wie er war, reichte das nicht aus. Er atmete hektisch, seine Lungen brannten wie Feuer. Auf dem unebenen Boden, übersät mit Schotter und Geröll, geriet er immer wieder ins Stolpern.

Angstvoll sah er sich um. Sein Vorsprung schmolz mehr und mehr dahin. Sein Jäger holte schnell auf. Doch das durfte er nicht zulassen. Er wollte keine Beute sein. Er wollte nicht sterben!

Lukas Kowalski suchte nach einem Ausweg. Ein Unterschlupf, in den er sich vor seinem Verfolger flüchten konnte. Oder einen Abzweig des Weges, der zu schmal für den anderen wäre. Irgendwohin, nach links oder rechts in den Wald. Denn die Bäume würden ihm Schutz bieten. Zwischen den Stämmen müsste der Jäger im Zickzack laufen, das würde ihn bremsen.

Ja, dachte Kowalski und schöpfte frischen Mut. Im dichten Wald mit seinen Kiefern- und Laubbaumstämmen und den mannshohen Farnen hätte er eine Chance, den anderen abzuschütteln. Vielleicht würde er sogar auf eine Höhle stoßen, in der er sich verkriechen könnte.

Wieder blickte er sich um. Keine zwanzig Meter trennten ihn mehr von seinem Verfolger! Mit riesigen Sätzen hastete der Jäger ihm nach. Kowalski musste handeln. Jetzt sofort! Sonst wäre es aus mit ihm.

Er sprang über ein schmales Rinnsal, das den Weg vom Wald trennte. Landete auf weichem Untergrund, sackte mit dem linken Fuß ein, fiel der Länge nach hin, rappelte sich wieder auf und rannte. Rannte durchs Dickicht, riss sich die Hosenbeine an dornigem Geäst in Fetzen, umrundete Baum um Baum. Bis weit hinein in den Wald, der immer finsterer wurde, weil die Kronen das Sonnenlicht schluckten.

Kowalski war körperlich am Ende, ein fürchterliches Seitenstechen plagte ihn. Seine Hände und Beine schmerzten, die Haut von spitzen Ästen zerkratzt. Die Schwäche wurde übermächtig, zwang ihn zu einer Pause. Er blieb stehen, beugte sich schwer atmend vor, stützte sich mit den wunden Händen auf den Knien ab.

Wie weit war er gelaufen? Hatte er den Verfolger abgeschüttelt? Denn der war zwar schnell auf geraden, hindernisfreien Strecken. Aber hier im Wald lagen die Vorteile bei Kowalski.

Diese wollte er unbedingt nutzen! Also weiter, stachelte er sich an. Er musste um sein Leben rennen, wenn er nicht enden wollte wie die anderen. Die Bilder ihrer toten Körper hatte er noch plastisch vor Augen. Grauenhafte Eindrücke, die er nie mehr loswerden würde. Leichname, die von unfassbaren Wunden entstellt waren. Die eine erschlagen, die andere verblutet nach schweren Verletzungen. Tiefe Schnitte, entsetzliche Fleischwunden, zerquetschte Gliedmaßen, gesplitterte Knochen. Waren am Ende auch sie die Opfer dieser Bestie?

Doch Kowalski hatte eine Chance, dem Verfolger zu entkommen. Denn der Wald bot ihm einen sicheren Unterschlupf. Hoffte er zumindest …

… und wurde im nächsten Moment dieser verzweifelten Hoffnung beraubt: Er hörte das Rascheln von Laub, das Knistern im Unterholz, das Knacken der Zweige. Der Jäger war ihm nach wie vor auf den Fersen! Er näherte sich mit unverminderter Wucht und Stärke: Statt sich, wie erwartet, beim Slalomlaufen um die Bäume zu verirren, ließ sich der Killer ausschließlich von seiner Witterung leiten. Folgte seinem Opfer wie ein Bluthund.

Der Jäger wich den Hindernissen nicht etwa aus, sondern walzte sie nieder! Büsche und kleine Bäume knickten unter dem Gewicht seines massigen Körpers ein, die mannsdicken Stämme stolzer Nadelhölzer bebten angesichts seiner unbändigen Energie.

Fassungslos beobachtete Kowalski das Spektakel, unfähig, sich auch nur einen einzigen Zentimeter weiter zu bewegen.

Als sein Gegner mit einem letzten gewaltigen Satz vor ihm zum Stehen kam, erzitterte der Boden. Es regnete Nadeln und Tannenzapfen.

2

Drei Wochen vorher.

„Nein, nein, Nele, mir geht es hier wirklich gut. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.“

Lukas Kowalski lag auf dem ausgeklappten Schlafsofa in seiner frisch bezogenen Einzimmerwohnung, das Handy zwischen Kopf und Schulter geklemmt, in der Hand eine Fünf-Minuten-Terrine haltend. Draußen war es längst dunkel, im Fernseher lief eine uralte Folge von Simon Templar.

„Ist wirklich eine hübsche Stadt mit netten Menschen. Hätte mich weitaus schlimmer treffen können“, sagte er zu seiner Frau und hob den Blick, der auf einer Energiesparlampe haften blieb, die in einer nackten Fassung von der Decke hing. „Würde dir auch gefallen, da bin ich ganz sicher. – Ja, das ist mir schon klar, dass du nicht einfach alles stehen und liegen lassen kannst, um mir zu folgen. Ich weiß ja auch, wie sehr du in Hannover verwurzelt bist.“

War ich bis vor Kurzem auch, dachte Kowalski und bekam prompt ein Ziehen in der Brust, als er sich gewahr wurde, was er alles hinter sich gelassen und zwangsweise aufgegeben hatte: ein tolles Appartement in der Nordstadt. Grenzte direkt an die Herrenhäuser Gärten, nur zehn Minuten in die Innenstadt, einmal über den Klagesmarkt und schon war man am Steintor, ruhig war es auch im Allgemeinen und aufgrund der tollen Lage wohnten im Umfeld viele junge Leute und auch sonst ein buntes Volk im positiven Sinne. Darunter so ziemlich sein kompletter Freundeskreis, den er zurückgelassen hatte wie seine Frau Nele und ihren Sittich Tweety.

„Trotzdem solltest du am Wochenende vorbeikommen und es dir ansehen. – Ja, ich weiß, dass Anne-Sophie Mutter im großen Sendesaal des Landesfunkhauses auftritt und du Premierenkarten für den Ballhof hast. Aber glaub mir, Schatz, die Provinz kann auch einiges bieten. Man muss ihr nur eine Chance geben.“

Ihm war vollkommen klar, dass er drauf und dran war, sich sein neues Zuhause schönzureden und gewisse Realitäten schlichtweg auszublenden. Aber: Was blieb ihm denn anderes übrig?

Bis vor wenigen Wochen hatte er ein äußerst komfortables Leben in der Landeshauptstadt geführt, das neben der großen Wohnung samt yuppihaftem Lebensstil vor allem glänzende Karriereaussichten als leitender Angestellter bei der Hannoverschen Versicherungsgruppe Nord, kurz HVN, beinhaltete. Seine Lebensplanung sah einen weiteren steilen beruflichen Aufstieg ebenso vor wie den Wechsel vom VW Passat zum Touareg, den Erwerb einer Immobilie im schnieken Isernhagen und die längst überfällige Gründung einer Familie, wobei ihm zwei brave, pflegeleichte Töchter am liebsten wären.

Doch dieser Traum war geplatzt und sein Lebensweg zurückgesetzt, nicht gerade auf null, aber irgendwo in die Nähe. Denn als Risikobewerter der HVN, ausgestattet mit den nötigen Vollmachten fürs sogenannte „Underwriting Leben“, hatte er seiner Gesellschaft zuletzt einen Bärendienst erwiesen, der dermaßen kostspielig ausfiel, dass ihn seine Bosse nur noch an einem Ort sehen wollten: Nämlich außer Sichtweite, was faktisch bedeutete, dass er die Stadtgrenzen Hannovers hinter sich lassen musste.

Es handelte sich nicht um eine Strafversetzung im herkömmlichen Sinne, denn niemand wollte diese Sache an die große Glocke hängen. Vielmehr lief es so, dass sein Hauptabteilungsleiter Druck aufbaute, bis ihm klar wurde, dass seine Dienste in der Hauptstelle nicht mehr erwünscht waren. Man bot ihm die Wahl zwischen einem Posten in der Dependance Hameln oder im Keller Briefmarken zu sortieren. Dann doch lieber Hameln, hatte er entschieden: ein übersichtliches Kundenservicebüro mit einem personalverantwortlichen Filialleiter und Risikoprüfer, einem Sachverständigen und zwei Außenschadenbeauftragten.

Dank der Besitzstandwahrung behielt er immerhin seine Bezüge, nicht aber seinen Einfluss und schon gar nicht seine Chance auf einen schnellen Aufstieg. Als kleines Entgegenkommen gab man ihm immerhin die Chance, seine Kreativität und seinen Geist in dem neuen Umfeld auszutesten. Ein Umfeld allerdings, das mit den Herausforderungen einer Großstadt wenig gemein hatte.

„Schau es dir wenigstens einmal an“, appellierte er dem eigenen Frust zum Trotz an seine Frau. „Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich hier wohlfühlen würdest.“

Aber stimmte das wirklich? Oder hatte er eine rosarote Brille auf, wenn er seiner Frau von seiner neuen Zwangsheimat vorschwärmte? Wäre es nicht besser, die bestehenden Vorbehalte zu pflegen und alles daranzusetzen, so bald wie möglich eine Rückversetzung in die Zentrale zu erreichen?

Wie auch immer: Eine Wochenendbeziehung, so wie sie sie derzeit führten, kam für ihn auf Dauer nicht in Betracht. Auch hatte er keine Lust, sich jeden Morgen und Abend in den Stau einzureihen und über die chronisch verstopfte B 217 nach Hannover zu pendeln. Irgendetwas musste also geschehen und zwar möglichst bald!

Nachdem sie noch eine Weile weitergeplaudert hatten, drückte Kowalski einen Kuss auf den Telefonhörer und wünschte Nele eine gute Nacht. Die Instantnudeln waren inzwischen kalt, sodass er sie in den Müll warf und ein Ersatzessen in Form von Kartoffelchips aus seinem dürftig gefüllten Vorratsschrank holte. Die Chips nahm er mit auf den Balkon und genoss beim Knabbern die laue Abendluft.

Der Ausblick, der sich ihm von hier aus bot, spiegelte die Ambivalenz seiner neuen Lebenslage wider: Zu seiner Linken erstreckte sich der Gemeinschaftsgarten des Mietshauskomplexes bis an die nahe Uferpromenade heran. Dahinter strömte ruhig und im Mondlicht glitzernd die Weser. Auf der rechten Seite dominierten grauer Beton und Asphalt: Autos und Lkws dröhnten über die mehrspurige Pyrmonter Straße, die sich genau neben seiner Wohnung zur Überbrückung der abzweigenden B 1 aufschwang und den Lärm auf die Höhe seines Balkons trug.

Kowalski fasste dies als Symbol auf: Sein Verhältnis zu Hameln war von zwiespältigen Gefühlen geprägt.

Na dann gute Nacht!, wünschte er sich selbst, ging zurück ins Zimmer und schloss die Balkontür.

3

Die Sonne strahlte vom Himmel, als er am Morgen über die Münsterbrücke schlenderte, die Aktentasche fröhlich schwenkend. Nach ein paar Stunden Schlaf sah die Welt nämlich viel freundlicher aus. Zu seiner guten Laune trugen die mit einer Salzkruste überzogenen Brötchen vom Bäcker gegenüber bei, die er mit reichlich Butter drauf und einer Tasse Kaffee dazu genossen hatte.

Pfeifend überquerte er den Münsterkirchhof, vorbei am machtvoll stolzen Münster St. Bonifatius, um gleich darauf in die bereits vom Lieferverkehr belebte Bäckerstraße abzubiegen. Die Fachwerkhäuser, die an beiden Seiten akkurat herausgeputzt Spalier standen, hatten es ihm mit ihren farbenfrohen Fassaden seit seinem ersten Tag in Hameln angetan. Kowalski kreuzte den Markt, geprägt vom Hochzeitshaus im lupenreinen Stil der Weserrenaissance und der Marktkirche mit ihrem schlanken Glockenturm und obendrauf einem bronzenen Schiff anstelle des üblichen Wetterhahns.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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