Stolz und Vorurteil - Mary Ellen Keith Mackaye - E-Book

Stolz und Vorurteil E-Book

Mary Ellen Keith Mackaye

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Beschreibung

"Stolz und Vorurteil" von Jane Austen gehört zweifellos zu den Klassikern der Literaturgeschichte. Der Roman folgt der Entwicklung der Protagonistin des Buches, Elizabeth Bennet, die die Auswirkungen voreiliger Urteile begreifen muss und so den Unterschied zwischen oberflächlicher und tatsächlicher Güte zu schätzen lernt. Mr. Bennet, Herr über das Anwesen Longbourn in Hertfordshire, hat fünf Töchter, aber sein Besitz kann nur an einen männlichen Erben weitergegeben werden. Da auch seine Frau keinen Erben hat, droht seine Familie nach seinem Tod zu verarmen. Daher ist es unerlässlich, dass zumindest eine der Töchter gut heiratet, um die anderen zu unterstützen –– was die Hauptmotivation für die Handlung des Romans als auch des hier vorliegenden Bühnenwerkes ist. Mary Steele Mackaye hat aus dem Stoff ein bezauberndes Stück gemacht, das sich jeder Austen-Fan zu Gemüte führen sollte.

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Seitenzahl: 130

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Stolz und Vorurteil

 

Ein Theaterstück nach dem Roman von Jane Austen

 

Deutsche Neuübersetzung

 

MARY ELLEN KEITH MACKAYE

 

 

 

Stolz und Vorurteil, Mary Ellen Keith MacKaye

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849664022

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

Inhalt:

PERSONEN DES STÜCKS. 1

1. AKT.. 4

2. AKT.. 36

3. AKT.. 55

4. AKT.. 78

 

PERSONEN DES STÜCKS

 

MR. DARCY ––(aus Pemberley, Derbyshire). "Von feiner Statur, mit hübschen Gesichtszügen, edler Miene und –– zehntausend pro Jahr –– klug –– hochmütig, zurückhaltend und anspruchsvoll; obwohl wohlerzogen, sind seine Manieren nicht einladend. "Manche Leute nennen ihn stolz", sagte Mrs. Reynolds, die Haushälterin in Pemberley, "aber davon habe ich nie etwas bemerkt –– er ist der beste Herr, den es gibt."

MR. BINGLEY –– (aus Netherfield, Hertfordshire, Darcys Freund). "Genau wie ein junger Mann sein sollte; vernünftig und gut gelaunt, lebhaft –– so gute Manieren! Welch eine Leichtigkeit, gepaart mit einer perfekten Erziehung –– dazu gutaussehend. Wie gesagt, so sollte ein junger Mann sein."

COLONEL FITZWILLIAM –– (Darcys Vetter). "Um die dreißig, nicht gutaussehend, aber in Person und Sprache ein wahrer Gentleman."

MR. BENNET –– (aus Longbourn). "Eine seltsame Mischung aus flotten Sprüchen, Sarkasmus, Humor, Zurückhaltung und Launenhaftigkeit. Er liebt das Land und die Bücher und aus diesen Vorlieben erwuchsen seine Hauptvergnügungen."

MR. COLLINS –– (ein Vetter von Mr. Bennet und der nächste in der Erbfolge von Longbourn Estate) "Ein großer, düster dreinsehender junger Mann von fünfundzwanzig Jahren. Seine Haltung ist stets ernst und vornehm, seine Manieren sind sehr förmlich. Seine Verehrung für seine Gönnerin, Lady Catherine de Bourg, vermischt sich mit einer sehr guten Meinung von sich selbst und seiner Autorität als Geistlicher, was seinen Charakter zu einer Mischung aus Stolz und Unterwürfigkeit, Selbstherrlichkeit und Demut macht."

SIR WILLIAM LUCAS –– (ein intimer Freund und Nachbar der Bennets). "Früher war er in Meryton im Handel tätig und durch eine Ansprache an den König während seines Bürgermeisteramtes in den Ritterstand erhoben worden. Die Auszeichnung hatte ihm die Lust an der Arbeit verleidet, weswegen er diese aufgab und sich nach Lucas Lodge zurückzog, wo er vergnüglich in seiner Wichtigkeit schwelgen und sich ausschließlich damit beschäftigen konnte, aller Welt gegenüber höflich zu sein."

COLONEL FORSTER –– (der Kommandant des in Meryton stationierten Regiments).

MR. WICKHAM –– (ein Offizier des Regiments). "Ausgestattet mit allen Vorzügen der Schönheit –– ein hübsches Gesicht, eine gute Figur und eine sehr angenehme Ausdrucksweise. Genauso falsch und hinterlistig, wie ihn jeder beschreibt."

MR. DENNY –– (ein weiterer Offizier des Regiments).

HARRIS –– (Butler in Longbourn).

MRS. BENNET –– (Mr. Bennets Ehefrau). "Eine Frau mit begrenztem Horizont, wenig Verstand und wechselhaftem Temperament. Wenn sie unzufrieden ist, bildete sie sich ein, nur nervös zu sein. Ihre Lebensaufgabe ist es, ihre Töchter zu verheiraten."

JANE –– (Älteste Tochter der Bennets). "Sie vereint mit großer Gefühlsstärke ein ausgeglichenes Temperament und eine einzigartige Fröhlichkeit. Ihre Aufrichtigkeit und Offenheit treten stets für Nachsicht ein und weisen auf die Möglichkeit von Fehlern hin."

ELIZABETH –– (Zweitälteste Tochter der Bennets). "Obwohl sie nicht so hübsch ist wie Jane, wirkt ihr Gesicht durch den schönen Ausdruck ihrer dunklen Augen ungewöhnlich intelligent. Sie hat ein lebhaftes, verspieltes Gemüt, das sich an allem Witzigen erfreut, dazu eine schnellere Beobachtungsgabe und ein weniger nachgiebiges Temperament als ihre Schwester. Ihr Charakter ist eine Mischung aus Liebenswürdigkeit und Durchtriebenheit, die es ihr schwer macht, jemanden zu brüskieren."

LYDIA –– (Jüngste Tochter der Bennets). "Ein stämmiges, groß gewachsenes Mädchen von fünfzehn Jahren, mit einem schönen Teint und stets gut gelauntem Gesicht. Der Liebling ihrer Mutter, deren Zuneigung sie schon früh in die Öffentlichkeit gerückt hat."

LADY LUCAS ––- (Sir Williams Ehefrau). "Nicht klug genug, um Mrs. Bennet eine ebenbürtige Nachbarin zu sein."

CHARLOTTE LUCAS –– (Tochter von Sir William und Lady Lucas). "Eine vernünftige, intelligente junge Frau, um die siebenundzwanzig, Elizabeths intime Freundin.

MISS BINGLEY –– (Schwester von Mr. Bingley). "Eine sehr vornehme Dame –– aber hochmütig und eingebildet."

LADY CATHERINE DE BOURG –– (Darcys Tante und Gönnerin von Mr. Collins). "Eine große, kräftige Frau mit sehr markanten Charaktereigenschaften. War früher eine Schönheit, hat aber eine sehr unversöhnliche Art. Was immer sie sagt, wird in einem so autoritären Tonfall vorgetragen, dass ihre Selbstherrlichkeit deutlich wird."

HILL –– (Haushälterin in Longbourn).

MARTHA –– (Dienstmädchen im Pfarrhaus von Mr. Collins).

 

1. Akt. Ein Salon in Longbourn

2. Akt. Die Orangerie in Netherfield (einen Monat später)

3. Akt. Mr. Collins' Pfarrhaus in Hunsford (drei Monate später)

4. Akt. Im Garten von Longbourn (eine Woche später)

 

Ort: England

Zeit: 1796

 

"In den Romanen der letzten hundert Jahre gibt es eine große Anzahl junger Damen, in die sich zu verlieben ein Vergnügen wäre; aber wenn es darum geht, mit einer von ihnen zu leben und sie zu heiraten, weiß ich nicht, ob irgendeine mit Elizabeth Bennet konkurrieren könnte" - George Saintsbury. (Vorwort zur Peacock-Ausgabe von "Stolz und Vorurteil").

 

 

1. AKT

 

Ein Salon in Longbourn. An der Rückseite öffnen sich ausladende Glastüren zu einer Terrasse hin, die einen Blick auf eine englische Landschaft bietet. Es ist Winter und im Kamin brennen Kohlen. Zu beiden Seiten der Glastüren befinden sich halbrunde Nischen mit Fenstern. Auf der einen Seite des Raumes öffnet sich eine Tür zur Bibliothek, auf der anderen Seite eine weitere zur Vorhalle, dem Haupteingang des Hauses. Das Zimmer ist hübsch im Stil des achtzehnten Jahrhunderts eingerichtet. Mr. und Mrs. Bennet sitzen zu beiden Seiten eines Tisches. Mrs. Bennet strickt, ihr Gatte liest.

 

Mrs. Bennet. [Nach einer kurzen Pause legt sie ihr Strickzeug zu Seite] Mein lieber Mr. Bennet, hast du mich nicht gehört? Wusstest du, dass Netherfield Park endlich vermietet ist?

Mr. Bennet. [Liest ungerührt weiter und gibt keine Antwort]

Mrs. Bennet. [Ungeduldig] Willst du nicht wissen, wer dort eingezogen ist?

Mr. Bennet. [Hört auf zu lesen und sieht mit einem amüsierten Lächeln zu ihr auf] Da du es mir unbedingt sagen möchtest, werde ich wohl nicht umhin kommen, dir zuhören zu müssen.

Mrs. Bennet. [Lebhaft] Nun, mein Lieber, du solltest wissen, dass ein sehr vermögender junger Mann aus Nordengland nun dort residiert. Behauptet Lady Lucas. Sein Name ist Bingley –– und er ist ledig, mein Lieber. Stell dir das vor, Mr. Bennet! Ein alleinstehender Mann mit großem Vermögen; vier–– vielleicht sogar fünftausend Pfund im Jahr. Wie herrlich für unsere Mädchen!

Mr. Bennet. Wieso? Was haben die damit zu tun?

Mrs. Bennet. Mein lieber Mr. Bennet, willst du mich auf den Arm nehmen? Du kannst dir doch denken, dass es mir sehr recht wäre, wenn er eine von ihnen heiraten würde.

Mr. Bennet. Hat er sich deswegen hier niedergelassen?

Mrs. Bennet. Deswegen? Unsinn! Was redest du denn? Ich halte es nur für nicht unwahrscheinlich, dass er sich in eine von ihnen verlieben könnte, und deshalb müssen sie ihn so bald wie möglich kennenlernen. Denk doch einmal an deine Töchter, Mr. Bennet! Stell dir vor, was dieses Anwesen für eines unserer Mädchen bedeuten würde! Sir William und Lady Lucas sind fest entschlossen, ihn ebenfalls aus diesem Grund zu besuchen. Und du solltest dich ihnen anschließen, sonst wird es uns unmöglich sein, ihm unsere Aufwartung zu machen.

Mr. Bennet. [Hat sich während dieser Worte erhoben und steht nun mit dem Rücken zum Feuer, Mrs. Bennet gegenüber] Du bist viel zu pingelig. Ich könnte mir denken, dass Mr. Bingley auch mit deiner Wenigkeit sehr zufrieden sein wird. Ich werde ihm ein paar Zeilen schicken, um ihn meiner herzlichen Zustimmung zu versichern, dass er ein Mädchen seiner Wahl heiraten kann –– obwohl ich ein gutes Wort für meine kleine Lizzy einlegen muss.

Mrs. Bennet. Ich wünsche, dass du nichts dergleichen tust! Lizzy ist kein bisschen besser als die anderen. Sie ist nicht halb so hübsch wie Jane und nie so gut gelaunt wie Lydia. Aber du ziehst sie stets den anderen vor.

Mr. Bennet. Nur, wenn sie es verdient, meine Liebe. Aber in diesem speziellen Fall ist meine arme kleine Lizzy die einzige unserer Töchter, die infrage kommt. Lydia und die anderen gehören ins Schulzimmer, und du hast mir erzählt, dass Mr. Collins bereits um Jane wirbt.

Mrs. Bennet. Oh, dieser widerliche Mr. Collins! Ich wünschte, er wäre nie hierhergekommen. Hoffentlich muss ich seinen Namen nie wieder hören!

Mr. Bennet. Mr. Collins widerlich? Du überraschst mich. Ich dachte, er hätte bereits deine volle Zustimmung gewonnen.

Mrs. Bennet. [Verdrießlich] Nun, da er ausgerechnet dein Vetter sein muss und du die Erbfolge nicht zu ändern gedenkst, wird es wohl ein Segen sein, wenn er Jane heiratet. [Fast weinend] Ich halte es für unsäglich, Mr. Bennet, dass wir keinen Sohn haben und dein Besitz nicht deiner eigenen Frau und deinen Kindern vererbt werden kann –– und wenn du stirbst, kann uns dieser Mr. Collins alle aus dem Haus werfen, wann immer es ihm gefällt. [In klagendem Tonfall] Er scheint wirklich alles Glück der Welt zu haben. Diese großartige Lady Catherine de Bourg ermöglicht ihm jedenfalls ein prächtiges Leben.

Mr. Bennet. Aber, meine Liebe, dieser Umstand sollte doch auch dich glücklich machen. Du scheinst zu vergessen, dass besonders deine Tochter davon profitieren wird.

Mrs. Bennet. Nun, vielleicht ist das so. Was ich aber sicher weiß ist, [Mit wachsender Aufregung] dass es einfach ungeheuerlich ist, dass ich nach deinem Tod diesem Mann Platz machen und miterleben muss, wie er Herr in diesem Haus wird!

Mr. Bennet. Meine Liebe, lass dich nicht von solch düsteren Gedanken hinreißen, sondern auf bessere Zeiten hoffen. Vielleicht lebe ich ja länger als du?

Mrs. Bennet. [Diese Antwort ist nicht sehr tröstlich für Mrs. Bennet und deshalb antwortet sie erst gar nicht, sondern haut weiter in dieselbe Kerbe] Wenn es nicht um die Erbfolge ginge, wäre es mir tatsächlich egal.

Mr. Bennet. Was genau wäre dir egal?

Mrs. Bennet. Alles. Mir wäre alles egal

Mr. Bennet. Seien wir dankbar, wenn du von einem solchen Zustand der Gleichgültigkeit verschont bleiben wirst. Dennoch ist es eine höchst schändliche Angelegenheit, und nichts kann Mr. Collins von der Schuld befreien, Longbourn geerbt zu haben. Du musst jedoch wissen, dass er sein Bestes tut, um die Sache wiedergutzumachen. Er hat sich nicht nur ausführlich für seinen Fehler entschuldigt, sondern uns auch versichert, dass er gerne alles wiedergutmachen möchte, indem er eines der Mädchen heiratet. Du wirst zugeben müssen, mein Lieber, dass dies eine sehr großzügige Geste von ihm ist.

Mrs. Bennet. [Trübselig] Nun, ich gebe zu, es könnte schlimmer sein.

Mr. Bennet. [Fröhlich] Ganz eindeutig. Da Jane so gut versorgt ist und ein alleinstehender Mann wie Mr. Bingley in Aussicht steht, solltest du eigentlich gute Laune haben.

Mrs. Bennet. [Erneut aufgeregt] Mr. Bingley! Wir werden Mr. Bingley nie kennenlernen. Ach, Mr. Bennet, es macht dir offensichtlich Freude, mich zu ärgern. Du hast überhaupt kein Erbarmen mit meinen geschundenen Nerven.

Mr. Bennet. Da irrst du dich, meine Liebe. Ich habe großen Respekt vor deinen Nerven und zähle sie sogar zu meinen alten Freunden. Du hast sie schließlich in den letzten zwanzig Jahren oft genug erwähnt.

Mrs. Bennet. Ach was! Du weißt gar nicht, wie sehr ich leide.

Lydia. [Stürmt ins Zimmer, gefolgt von Jane] Diese blöden Übungen! [Schaut zu Jane] Jane lässt einfach nicht locker. [Lässt sich auf einen Stuhl fallen] Puh, ich bin todmüde.

Jane. [Sieht, dass ihrer Mutter fast die Tränen kommen, stellt sich hinter ihren Stuhl, legt ihr liebevoll die Hand auf die Schulter und beugt sich über sie] Hast du Kopfweh, Mama?

Mrs. Bennet. Natürlich habe ich Kopfweh. Dein Vater foppt mich die ganze Zeit. Ich kann ihn nicht überreden, Mr. Bingley in Netherfield zu besuchen, also werden wir Frauen ihn wohl nie kennenlernen.

Jane. [Lächelnd] Du scheinst zu vergessen, Mama, dass wir ihn bei den Versammlungen treffen werden, und Lady Lucas hat versprochen, ihn uns vorzustellen.

Mrs. Bennet. Ich glaube nicht, dass Lady Lucas so etwas tun wird. Sie hat selbst Töchter. Außerdem ist sie eine egoistische, heuchlerische Frau, und ich habe keine hohe Meinung von ihr.

Mr. Bennet. Ich auch nicht, und ich bin froh, dass du nicht auf Ihre Gefälligkeiten angewiesen bist.

Mrs. Bennet. Vielleicht bin ich es in diesem Fall doch, Mr. Bennet, da du uns ja partout nicht helfen möchtest. [Verärgert zu Lydia, die ständig gähnt und hustet] Hör endlich auf zu husten, Lydia, um Himmels willen! Geh ein wenig schonender mit meinen Nerven um.

[Lydia schmollt und starrt Löcher in die Luft].

Mr. Bennet. Lydia hat doch keinen Einfluss auf ihren Husten. Die Anfälle kommen einfach nur zur Unzeit.

Lydia. Ich huste doch nicht zu meinem Vergnügen, Papa! Jane, wann ist dein nächster Ball?

Jane. Morgen in vierzehn Tagen.

Mrs. Bennet. [Zuckt aufgeregt zusammen] Stimmt, genau –– und Lady Lucas kommt erst am Tag zuvor zurück. Du siehst, sie kann uns Mr. Bigley überhaupt nicht vorstellen, da sie ihn selbst nicht kennt.

Mr. Bennet. Dann, meine Liebe, bist du ihr gegenüber eindeutig im Vorteil und kannst ihr ja Mr. Bingley vorstellen.

Mrs. Bennet. Unmöglich, Mr. Bennet, wenn ich ihn selbst nicht kenne. Wie kannst du nur so albern sein?

Mr. Bennet. Ich schätze deine Umsicht. Eine vierzehntägige Bekanntschaft ist sicherlich sehr wenig. Aber wenn wir uns nicht trauen, wird es jemand anderes tun, und wenn du nicht vorstellig werden willst, werde ich es tun.

Mrs. Bennet. [Während die beiden Mädchen ihren Vater anstarren] Ach, Unsinn –– völliger Unsinn! Ich habe die Nase voll von Mr. Bingley!

Mr. Bennet. Das tut mir leid, aber warum hast du mir das nicht früher gesagt? Wäre mir dies schon vor einer Woche bekannt gewesen, hätte ich ihn gewiss nicht aufgesucht.

Mrs. Bennet. [Springt von ihrem Stuhl auf und wirft sich Mr. Bennet an den Hals] Was! Du hast ihn wirklich aufgesucht? Oh, mein lieber Mr. Bennet, in dir steckt doch ein guter Kern!

Mr. Bennet. Das ist wirklich Pech, aber da ich ihm tatsächlich bereits einen Besuch abgestattet habe –– und er ihn sehr wahrscheinlich bald retournieren und seinen Freund Mr. Darcy mitbringen wird ––, können wir Mr. Bingleys Bekanntschaft wohl kaum mehr vermeiden.

Mrs. Bennet. Oh, mein lieber Mr. Bennet, ich war sicher, dass du deine Mädchen zu sehr liebst, um ihnen eine solche Bekanntschaft zu verweigern. [Mr. Bennet nimmt geschickt ihre Hände von seinen Schultern. Sie steht da und schaut ihn liebevoll an] Wie ich mich freue! Was für ein gelungener Streich von dir, Mr. Bingley einen Besuch abzustatten, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

Mr. Bennet. Ja. Nun ja. Schon gut. Ich muss jetzt in die Bibliothek. [Geht zur Tür und hält dort einen Moment inne] Jetzt, Lydia, kannst du so viel husten, wie du willst. [Ab]

Mrs. Bennet. [Sieht Mr. Bennet nach] Was für einen tollen Vater ihr doch habt, meine Mädchen! [Wendet sich diesen zu] Ich weiß nicht, wie ihr ihm jemals für diesen Gefallen danken könntet –– mir übrigens auch nicht. In unserem Alter ist es nicht mehr so angenehm, jeden Tag neue Bekanntschaften zu machen. Aber um euretwillen nehmen wir dies auf uns. [Sieht sich um] Wo ist Lizzy? Lydia, meine Liebe, wo steckt deine Schwester?

Lydia. Ach, die ist mit Charlotte Lucas und diesem blöden Mr. Collins unterwegs.

Mrs. Bennet. Lizzy –– geht spazieren mit Mr. Collins? Warum nicht du, Jane?

Jane. Ich musste mit Lydia üben.

Lydia. Natürlich hätte ich dir deine Stunde für Mr. Collins erlassen! Aber warum ist er überhaupt hier, Mama? Ich bin sicher, dass sich Mr. Wickham und Colonel Forster über ihn lustig gemacht haben, als wir in Meryton waren. Warum hat Papa nur so einen Vetter!

Mrs. Bennet. Aber er kann doch nichts dafür. Es ist die leidige Erbfolge, meine Liebe –– [Geheimnisvoll] Ich hoffe dennoch, dass ihr Mädchen alle sehr höflich zu ihm sein werdet, ganz besonders Jane.

Jane. Ich? –– Mama!

Mrs. Bennet. [Verlegen] Nun ja –– meine Liebe –– weißt du ––

[Sie wird von Gelächter draußen und Elizabeths Stimme unterbrochen].

Elizabeth. Sehr wohl, Mr. Collins.

[Mrs. Bennet bedeutet den Mädchen mit einer plötzlichen Geste, die diese nicht verstehen, zu schweigen. Elizabeth, die ein winterliches Ausgehkostüm, einen großen Hut, eine pelzverbrämte Pelerine und einen großen Muff trägt, tritt durch die Glastür ein. Sie bleibt in der Tür stehen und sieht Mrs. Bennet an, lächelnd, aber mit verwirrtem Gesichtsausdruck].

Elizabeth. Mama? Was ist denn los? Über was habt ihr gerade geredet?

Mrs. Bennet. Ach, nichts Wichtiges. Wo hast du Mr. Collins gelassen?

Elizabeth. [Lacht] Mr. Collins geht's gut, keine Sorge. Er ist auf dem Weg in die Bibliothek.

Mrs. Bennet. [Erleichtert seufzend] Wie praktisch!

Elizabeth. [Sieht nach hinten, außerhalb der Bühne] Aber ich habe noch jemanden anderen mitgebracht.

[Auftritte Mr. Wickham und Charlotte Lucas, die fröhlich hereinkommen].

Alle. [Erstaunt] Oh, Mr. Wickham!

Wickham. [Zu Mrs. Bennet gewandt] Wie geht es Ihnen, Mrs. Bennet? Es ist mir wirklich ein Vergnügen. [Geht hinüber zu Jane] Miss Bennet, ich bin froh, Sie zu sehen. [Vorwurfsvoll] Sie waren ja gar nicht bei unserer Party! [Zu Lydia] Warum kommen Sie nie nach Meryton, Miss Lydia? Mr. Denny ist zu Tode betrübt deswegen.

Lydia. [Schmollend] Ach so, Mr. Denny!

Wickham. Und viele andere auch, Miss Lydia.

[Lydia kichert. Wickham kehrt zu Mrs. Bennet zurück].