Sun Dog Trail - Jack London - E-Book

Sun Dog Trail E-Book

Jack London

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Beschreibung

Jack London war fasziniert von den lebensfeindlichen Bedingungen des Hohen Nordens - von der Weite der Landschaft, der eisigen Kälte und den Wölfen. Einige seiner Erzählungen waren lange Jahre kaum bekannt in Deutschland. Eine davon ist die Erzählung 'Sun dog Trail', die den Titel für diesen Band liefert. Es ist die spannende Geschichte einer gnadenlosen Verfolgungsjagd durch die lebensfeindliche Landschaft des Hohen Nordens. Sie gehört sicherlich zu den außergewöhnlichsten Erzählungen, die Jack London verfasst hat.

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Jack London

Sun Dog Trail

Erzählungen von Jack London in einer Übersetzung von Walter Brunhuber.

Aus der Reihe: Das Gold des Nordens Erster Band Brown Wolf Zweiter Band Das Gesetz des Lebens Dritter Band Sun Dog Trail

Inhaltsverzeichnis

In einem fernen Land

Sun-Dog Trail

Das weiße Schweigen

Weitere Titel ...

Impressum

In einem fernen Land

Wenn ein Mensch in ein fernes Land reist, dann muss er darauf vorbereitet sein, vieles zurückzulassen, das er bis dahin gelernt hat und die Gewohnheiten anzunehmen, die ein Bestanteil des Lebens in diesem neuen Land sind. Er muss seine alten Vorstellungen aufgeben - seine alten Götter. Häufig muss er sogar gerade die Regeln in ihr Gegenteil verkehren, die sein bisheriges Verhalten geprägt haben. Für alle diejenigen, die äußerst anpassungsfähig sind, mag das Neuartige einer solchen Veränderung eine Quelle der Freude sein, für jene jedoch, die an den Lebensgewohnheiten, in die sie hineingeboren wurden, festhalten, wird der Druck einer veränderten Umwelt irgendwann unerträglich werden. Sie reiben sich körperlich und geistig auf unter neuen Beschränkungen, die sie nicht verstehen. Diese Reibungen führen unweigerlich zu bestimmten Handlungen und die daraus folgenden Reaktionen bringen unterschiedliche Probleme und Fehleinschätzungen mit sich. Für einen Menschen, der sich dem neuen Leben nicht anpassen kann, ist es also besser in sein Land zurückzukehren – wenn er diese Rückkehr zu lange hinausschiebt, wird er mit Sicherheit zugrundegehen.

Ein Mensch, der den Bequemlichkeiten einer alten Zivilisation den Rücken kehrt, um der grausamen Jugend der ursprünglichen Schlichtheit des Nordens gegenüberzutreten, mag seinen Erfolg daran messen, ob es ihm gelingt, sein hoffnungslos eingespieltes Verhalten zu verändern, sowohl, was die Quantität als auch, was seine Qualität betrifft. Doch wenn er ein anpassungsfähiger Kandidat ist, wird er schnell feststellen, dass materielle Gewohnheiten die am wenigsten wichtigen sind.

Ein leckeres Essen gegen schlichte Kost einzutauschen, steife Lederschuhe durch formlose Mokassins zu ersetzten, oder von einem Federbett auf ein Lager im Schnee zu wechseln ist relativ einfach. Die Bewährungsprobe wird sein, zu lernen, die eigene Einstellung neu zu formen – die Einstellung gegenüber Dingen, vor allem aber auch die Einstellung gegenüber seinen Mitmenschen. Den gegenseitigen Austausch von Höflichkeiten, wie er im normalen Leben gefordert wird, muss er durch Selbstlosigkeit, Geduld und Toleranz ersetzen. So - und nur so - kann er die Perle aller großen Preise gewinnen – wahre Kameradschaft. Er muss nicht 'Danke' sagen, er muss es meinen, ohne den Mund aufzumachen, und er muss es beweisen, indem er auf die entsprechende Art reagiert. In kürzester Zeit muss er lernen, das Wort durch die Tat zu ersetzen und den Buchstaben durch den Geist.

Als die Geschichten vom Gold in der Arktis um die Welt gingen und der Lockruf des Nordens die Herzen der Menschen erfasste, gab Carter Weatherbee seine komfortable Stelle als Kaufmann auf, händigte seiner Frau die Hälfte seiner Ersparnisse aus und besorgte sich vom Rest des Geldes die nötige Ausrüstung. Er war kein romantischer Mensch – der Zwang zu kommerziellem Denken hatte keinen Raum dafür gelassen – er war es einfach nur leid, sich unablässig abzurackern und war bereit große Risiken auf sich zu nehmen, in der Hoffnung auf einen entsprechenden Lohn. Wie jede Menge anderer Dummköpfe wollte er sich jedoch nicht auf die alten Wege verlassen, die bereits seit mehreren Jahren von den Nordland-Pionieren genutzt wurden, und eilte im Frühjahr nach Edmonton. Hier schloss er sich – und das war seinem Wesen nicht besonders zuträglich – einer Gruppe an.

An dieser Reisegruppe gab es nichts Ungewöhnliches, abgesehen von ihren Plänen. Zwar war ihr Ziel, wie das vieler anderer Gruppen, der Klondike, doch die Rute, die man gewählt hatte, um dieses Ziel zu erreichen, raubte sogar den Mutigsten unter den Einheimischen, die mit den Launen des Nordwestens aufgewachsen waren, den Atem.

Sogar Jacques Baptiste, ein abtrünniger 'voyageur', den eine Cippewa Frau zur Welt gebracht hatte, war überrascht. (Baptiste hatte seinen ersten Schrei in einer Hütte aus Rentierhaut von sich gegeben, nördlich des fünfundsechzigsten Breitengrades, und war auf der Stelle mit rohem Talg beruhigt worden, an dem er ohne zu zögern selig zu saugen begonnen hatte.) Obwohl er der Gruppe seine Dienste gegen Geld anbot und sich bereit erklärte, sie bis zum ewigen Eis zu bringen, schüttelte er jedes Mal unheilvoll den Kopf, wenn man ihn nach seiner Meinung fragte.

In Percy Cutherfet's Aszendenten musste sich ein Unglück bringender Stern aufgehalten haben, denn auch er stieß zur Gesellschaft der Argonauten. Er war ein gewöhnlicher Mann mit einem Bankkonto, das so tief war wie seine Bildung, was eine ganze Menge über ihn aussagte. Er hatte keinen Grund, sich einem solchen Unternehmen anzuschließen – keinen Grund der Welt, außer, dass sich sein Gefühlsleben auf eine etwas verkappte Art und Weise entwickelt hatte. Er sah in seinem Unterfangen irrtümlich den wahren Geist von Romantik und Abenteuer. Vielen anderen erging es damals genauso, weshalb sie letztlich fatale Fehlentscheidungen trafen.

Der Frühlingsanfang sah die Gruppe, wie sie dem Eisabgang des Elk Rivers folgte. Es war eine imposante Boots-Flotte, denn sie führte jede Menge Gepäck mit sich und wurde von einem anrüchigen Aufgebot von Halbblut-'voyageurs' begleitet, einschließlich deren Frauen und Kinder. Tagein, tagaus war die Gesellschaft mit ihren Flussbooten beschäftigt und mit ihren Kanus, kämpfte gegen Moskitos und ähnliches Ungeziefer oder schwitzte und fluchte beim Transport über Land. Massive Anstrengungen wie diese sind dazu geeignet, einen Mann bis auf die Wurzeln seiner Seele bloßzulegen, und noch ehe der Lake Athabasca im Süden verschwunden war, zeigte jedes Mitglied der Gruppe sein unverfälschtes, wahres Gesicht.

Die Drückeberger und chronischen Nörgler der Gruppe waren Cater Weatherbee und Percy Cuthfert. Die gesammte Gesellschaft beschwerte sich weniger über die Schmerzen und die Schinderei, als jeder der beiden für sich genommen. Nicht ein einziges Mal meldeten sie sich freiwillig für eine der tausend kleinen Pflichten, die im Camp anfielen. Ein Eimer Wasser, der herangeschafft werden musste, ein zusätzlicher Armvoll Holz, den jemand klein hacken sollte, Geschirr, das es zu spülen und zu trocknen galt, ein plötzlich unverzichtbarer Gegenstand, der in der Ausrüstung gesucht werden musste - und diese beiden verweichlichten Abkömmlinge der Zivilisation entdeckten Verstauchungen oder Wasserblasen, die eine sofortige Behandlung verlangten. Sie waren die Ersten, die nachts unter ihren Decken verschwanden, wobei eine Reihe unerledigter Aufgaben zurückblieb, und die Letzten, die am Morgen aufstanden, wenn vor dem Frühstück alles für den Aufbruch vorbereitet sein musste. Sie waren die Ersten, die zum Essen kamen und die Letzten, die beim Kochen mit Hand anlegten, die Ersten, die sich nach kleinen Delikatessen drängelten und die Letzten, die bemerkten, dass sie ihren eigenen Anteil um den Anteil eines anderen vermehrt hatten. Wenn sie sich an den Rudern abmühten, dann waren sie schlau genug, ihre Ruderblätter nach jedem Zug leicht anzuheben um den Schwung des Bootes für eine Pause zu nutzen. Sie dachten, niemand würde es bemerken, doch ihre Kameraden fluchten schwer atmend und hassten sie jeden Tag ein wenig mehr, während Jacques Baptiste offen über sie spottete und sie von morgens bis abends verfluchte.

Jacques Baptist war nie ein Gentleman gewesen.

Am großen Sklavensee wurden Hudson-Bay-Hunde gekauft, und die Boote sanken tief in das Wasser ein aufgrund der zusätzlichen Last von getrocknetem Fisch und indianischem Dörrfleisch. Schließlich wurden die Kanus und die Flussboote von der schnellen Strömung des Mackenzie Rivers mitgerissen und sie tauchten ein in die weite öde Landschaft des Nordens. Jeder Zufluss, der einen Goldfund vermuten ließ, wurde untersucht, doch die lockende Goldader verschob sich immer weiter nach Norden. Am Großen Bärensee begannen die 'voyageurs' zu desertieren, überwältigt von der Furcht vor dem unbekannten Land, und Fort 'Good Hope' sah die Letzten und Tapfersten von ihnen, wie sie sich in Richtung ihrer Treidelleinen beugten, während sie gegen den Fluss ankämpften, dessen Strömung sie mit trügerischer Leichtigkeit bis hierher getragen hatte. Nur Jacques Baptiste blieb zurück. Hatte er nicht geschworen, die Gruppe sogar bis zum ewigen Eis zu bringen?

Die ungenauen Karten, die ausschließlich auf Angaben basierten, die vom Hörensagen stammten, wurden nun regelmäßig zu Rate gezogen. Sie wussten, dass sie sich beeilen mussten, denn die Sonne hatte bereits die nördliche Sonnenwende passiert und der Winter kehrte zurück. Sie umgingen die Küsten der Bucht, in welcher der Mackenzie River in den Arktischen Ozean mündete und fuhren den Little Peel River hinauf. Hier begann die mühsame und quälende Arbeit gegen den Strom anzurudern. Den beiden unfähigsten Mitgliedern der Gruppe erging es schlimmer denn je. Sicherungsleinen und Stangen, Ruder und Stirnhaltebänder, Stromschnellen und Über-Land-Transporte – diese Qualen halfen dabei, dem einen von ihnen eine tiefe Abneigung vor großen Risiken zu einzuimpfen und dem anderen feurige Elogen über die wahre Romantik des Abenteuers zu entlocken.

Eines Tages stachelten sie die anderen Teilnehmer zur Meuterei auf und wanden sich schließlich wie die Würmer, als Jacques Baptiste sie wüst verfluchte. Die einheimischen Halbblütigen verprügelten sie und schickten sie zerschrammt und blutend an ihre Arbeit. Es war das erste Mal gewesen, dass die beiden wie richtige Männer behandelt worden waren.

Im Quellgebiet des Little Peel ließen sie die Flussboote zurück und verbrachten den Rest des Sommers damit, ihre Habseligkeiten an der Wasserscheide des Mackenzie Rivers über Land zum West Rat River zu transportieren. Der kleine Strom war ein Zufluss des Porcupine, der wiederum in den Yukon mündete – und dieser mächtige Highway des Nordens brachte das Wasser des Porcupine schließlich zurück in den nördlichen Polarkreis.

Doch sie hatten das Rennen mit dem Winter verloren und eines Tages banden sie ihre Flöße an das dicke Eis am Ufer und brachten die Ladung eilig an Land. In dieser Nacht fror der Fluss zu, brach aber mehrmals wieder auf. Erst am folgenden Morgen war er endgültig in seinen Winterschlaf gefallen.

„Wir können nicht weiter als vierhundert Meilen vom Yukon entfernt sein“, schloss Sloper, dessen Daumennagel unter der Lupe der Landkarte deutlich vergrößert zu sehen war. Die Beratung, in die sich auch die beiden Drückeberger - zum Nachteil aller - maulend eingemischt hatten, kam gerade zu ihrem Ende.

„Das sind Karten von einem Posten der Hudson-Bay-Company. Ziemlich alt. Nicht mehr zu gebrauchen.“

Jacques Baptiste's Vater hatte denselben Trip vor vielen Jahren einmal für die Pelz-Company unternommen und den Weg dorthin mit einem Paar erfrorener Zehen markiert.

„Suffering Cracky“, rief jemand von den Leuten. „Gibt es da keine Weißen?“

„Nicht einen Weißen“, bestätigte Sloper gewichtig. „Aber - wenn wir am Yukon sind, dann sind es nur noch fünfhundert Meilen den Fluss hoch bis Dawson. Sagen wir, rund tausend von hier aus.“ Weatherbee und Cuthfert stöhnten im Chor.

„Wie lange wird das dauern, Baptiste?“

Das Halbblut dachte einen Moment lang nach.

„Ein Höllentripp – wenn keiner schlapp macht – zehn – zwanzig - vierzig – fünfzig Tage. Ähm. - Das ist wie bei den Babys (er warf den Drückebergern einen Blick zu) - niemand weiß, wann sie kommen. Vielleicht, wenn die Hölle zufriert – vielleicht auch dann nicht.“

**************

Die Herstellung von Schneeschuhen und Mokassins neigte sich ihrem Ende zu.

---ENDE DER LESEPROBE---