Systemische Beratung & Systemisches Coaching: Mit den Powermethoden aus der systemischen Therapie zur idealen Problemlösung und Harmonie in Ihrem Umfeld (inkl. effektiver Fragetechniken und Übungen) E-Book und Hörbuch

Malte Berghoff

• Herausgeber: Büromüsli
• Kategorie: Für Kinder und Jugendliche
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2024

Seitenzahl: 152

Beschreibung

Schwelen in Ihrer Familie seit Jahren bestimmte Konflikte, die regelmäßig Weihnachtsfest, Geburtstagsfeier & Co. verderben? Erleben Sie in Ihrem Team eine destruktive Grundstimmung und trotz aller Bemühungen sind die wirklichen Probleme anscheinend nicht zu lösen? Möchten Sie endlich einen Weg finden, mit dem Schwierigkeiten systematisch und langfristig aus der Welt geschafft werden können – für sich selbst oder als Berater für andere? Dann ist systemische Beratung genau der Ansatz, nach dem Sie gesucht haben, und in diesem Buch erfahren Sie, wie das Ganze funktioniert! Denn die meisten Streitigkeiten entstehen und bestehen innerhalb eines Geflechts aus Beziehungsaspekten und Sie können ganz einfach lernen, jeden Konfliktknoten Stück für Stück zu entwirren. Viele Familien kennen es: Irgendwo tief in der Familiengeschichte liegt etwas begraben, an dem sich zuverlässig stets aufs Neue Streit entzündet und das sich scheinbar nicht lösen lässt. Auch in beruflichen Teams oder sonstigen Gemeinschaften kommt so etwas nicht selten vor, und eines haben all diese Konflikte gemeinsam: Sie sind systemisch begründet, speisen sich also aus zahlreichen kleinteiligen Aspekten des Gesamtsystems. Deshalb braucht Ihre Aufarbeitung einen Ansatz, der genau das in den Fokus nimmt, und hier ist systemische Beratung der goldene Königsweg. Die konkreten und umfassenden Gesprächstechniken, die Sie in diesem Ratgeber kennenlernen, entschlüsseln gezielt und Schritt für Schritt die komplexen Mechanismen des ganzen Systems und decken so die zugrundeliegenden Probleme auf. Mit leicht anzuwendenden Gesprächs-, Frage- und Zielsetzungstechniken können Sie schon bald jede Schwierigkeit auf kleine und kinderleicht zu verändernde Teilaspekte herunterbrechen. So gelangen Sie in kürzester Zeit zu einer Lösung, die langfristig und zuverlässig Harmonie und Gemeinschaft zurück in die Gruppe bringt.

Leseprobe

“Books-World" (BW)

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Originale Zweitauflage 2022

Copyright © by Malte Berghoff & Books-World

Independently published | ISBN: 9798438443551

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Nachdruck, auch auszugsweise verboten.

Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Inhalt

Einleitung

Was sind Systemisches Coaching und Systemische Beratung?

Ursprung: Familientherapie und kognitive Verhaltenstherapie

Das System ist der Verursacher

Impulse im System

Jeder ist Experte seiner eigenen Sache

Alternative Handlungsarten werden gesucht

Wissenschaftliche Hintergründe und die wichtigsten Fachbegriffe

Die Psychologie der Familienstruktur

Persönlichkeiten einzelner Familienmitglieder

Dynamiken innerhalb einer Familie oder familienähnlichen Struktur

Die Bedeutung des sozialen Umfeldes

Fachbegriffe der systemischen Beratung

Systemik

Familie

Impuls

Reaktion

Wechselwirkung

Umstrukturierung

Wer profitiert wann von der systemischen Beratung?

Wer von einer systemischen Beratung profitiert

Ein System muss es sein

Familien in schweren Situationen

Familien, die sich oft streiten

Menschen, die miteinander leben

Arbeitskollegen und Teams

Wer nicht von einer systemischen Beratung profitiert

Einzelpersonen, die stark psychisch erkrankt sind

Personen, die nicht gemeinsam leben oder sich nur selten begegnen

Wenn einer es nicht will

Kompetenzen einer beratenden Person

Kompetenzen nach Carl Rogers und der modernen Psychotherapie

Empathie und emotionale Distanz

Akzeptanz und Verständnis

Wie sich eine beratende Person während eines Gespräches verhalten sollte

Zuhören

Im Hier und Jetzt bleiben

Den Klienten leiten

Fachwissen haben und es anwenden

Praktisch denken und gestalten

Besonderheiten bei Gruppentherapien

Alle Beteiligten einbeziehen

Konflikte zwischen den Personen begleiten

Neu fokussieren

Der Ablauf eines Coachingprozesses

Schritt 1: Das erste Treffen

Zu Beginn: Erste Worte und Gesprächsregeln

Die Anamnese

Schritt 2: Das wahre Kennenlernen

Schritt 3: Das Ansprechen von Konflikten und Problemen

Konflikte beobachten und benennen

Konflikte als Teil des Systems sehen

Das Verständnis im Konflikt und der Gedanke dahinter

Schritt 4: Das Ausprobieren im Alltag

Schritt 5: Die Umstrukturierung des Systems

Schritt 6: Auffrischen mit Blick auf die Zukunft

Fragetechniken in der Systemik

Ziele von Fragen in der Systemik

Ziel 1: Den Klienten kennenlernen

Ziel 2: Die Situation des Klienten erfassen

Ziel 3: Die Probleme und Alltagskonflikte des Klienten verstehen

Ziel 4: Das Gespräch in eine konstruktive Richtung lenken

Ziel 5: Den Klienten zur Reflexion anregen

Allgemeine Regeln beim Fragen innerhalb einer systemischen Beratung

Offen fragen

Wertfrei fragen

Antworten nicht vorgeben

Zirkuläre Fragen: Informationen gewinnen und Informationen geben

Informationsfragen

Zielfragen

Fragen nach Problemen

Fragen nach Ausnahmen

Fragen nach Ressourcen

Wunderfragen

Skalierende Fragen

Wichtige Techniken

Ziele am Anfang der Beratung setzen

Schritt 1: Ziele abfragen

Schritt 2: Ziele festlegen

Schritt 3: Zwischenstand abfragen

Schritt 4: An Zielen arbeiten

Schritt 5: Ziele am Ende abfragen

Schritt 6: Mit der Zukunft arbeiten

Die Lösung eines Konflikts innerhalb des Systems

Schritt 1: Das Problem benennen

Schritt 2: Das Problem analysieren

Schritt 3: Das Problem grafisch darstellen

Schritt 4: Vorschläge für Umstrukturierungen

Schritt 5: Im Alltag ausprobieren

Schritt 6: Reflektieren

Das Interview mit dem leeren Stuhl

Schritt 1: Wenn ein Problem im Alltag auftaucht

Schritt 2: Das Einverständnis der Mitglieder

Schritt 3: Der leere Stuhl

Ausblick

Quellenverzeichnis

Einleitung

S

chon seit langer Zeit beschäftigen sich Wissenschaftler, Psychologen und Ärzte mit der Frage: Wie kommt es, dass wir Menschen so sind, wie wir sind, und wie können wir uns zum Guten verändern?

In der Psychotherapie und in der psychologischen Beratung wird dieser Frage individuell nachgegangen. Es wird reflektiert, erklärt und schließlich von Seiten des Therapeuten diagnostiziert. Doch das ist nicht immer richtig und führt häufig eher dazu, dass sich Menschen in der Rolle des Opfers und des Kranken wohlfühlen und Veränderungen verweigern. In der Familientherapie wird in das Umfeld des Kranken geblickt und herausgefunden, wie es sich durch seine Anwesenheit und sein Verhalten verändert hat und wie es eigentlich funktionieren sollte. Im Mittelpunkt steht auch hier der psychisch erkrankte oder verhaltensauffällige Mensch. Das kann sich negativ auf die Situation auswirken, denn er wird als Ursache der Probleme genannt und die anderen Familienmitglieder werden dazu aufgefordert, Rücksicht walten zu lassen. Das führt dazu, dass der psychisch erkrankte Mensch in Watte gepackt wird und dass die anderen Familienmitglieder sich weiter von ihm eingeschränkt fühlen.

Die systemische Therapie geht anders an diese Probleme heran. Sie sieht nicht eine erkrankte Person als Mittelpunkt und als Verursacher der Familienprobleme, sondern das System. Das System hat sich über die Zeit zwischen den Menschen entwickelt und funktioniert auf bestimmte Art. Durch das System der Familie werden unterschiedliche Verhaltensweisen und Arten des Denkens gefördert und andere bewusst vermieden. Dies kann dazu führen, dass sich Menschen in einer endlosen Schleife befinden, in der sie immer wieder auf die gleichen Dinge mit derselben Antwort reagieren und Probleme, die schon vor langer Zeit entstanden sind, weiter festigen. Die systemische Beratung untersucht das entstandene System und erklärt es als Ursache der zwischenmenschlichen Schwierigkeiten. So kann ein System auch psychische Erkrankungen fördern oder ihre Heilung verhindern. In der Beratung nach den Theorien der Systemik wird das System von den beteiligten Personen erläutert und demonstriert. Der Berater beurteilt das System von außen und kann mithilfe der Klienten reflektieren, welche Mechanismen schädlich sind und bei Wiederholung zu weiteren familiären Problemen führen.

In diesem Buch erhalten Sie detaillierte Informationen über die systemische Beratung, ihre Techniken und Wirkungsweisen. Sie werden anhand fundierter wissenschaftlicher Therapien lernen, was systemische Beratung bedeutet, wer von ihr profitieren kann und wie man selbst mit der Hilfe eines geeigneten Beraters sein familiäres oder berufliches System wieder reparieren kann. In diesem Buch erhalten Sie Tipps und Tricks dazu. Fangen Sie selbst schon zu Hause mit Übungen und Techniken an und prüfen Sie Ihr familiäres System.

Welche Mechanismen sind notwendig und welche stören Sie und die anderen Mitglieder? Wodurch werden die Mechanismen ausgelöst und wodurch hat sich Ihr System entwickelt? Schauen Sie mithilfe der praktischen Aufgaben in diesem Buch in Ihr System und erfahren Sie, welche Dinge in der Vergangenheit zu Konflikten führten. Lernen Sie nun, wie Sie Ihr eigenes System besser verstehen und verändern können, und finden Sie heraus, worauf Sie bei einem guten Berater achten sollten. Denn an einer systemischen Beratung sind der Berater und Sie selbst beteiligt. Seien Sie also bestens vorbereitet und erlernen Sie systemische Techniken, die Sie einfach im Alltag anwenden können.

Was sind Systemisches Coaching und Systemische Beratung?

D

er systemische Beratungsansatz ist noch neu und wird von Krankenkassen in den seltensten Fällen übernommen. Doch bereits jetzt kann festgestellt werden, dass die systemische Beratung und die systemische Therapie Erfolge erzielen. In diesem Kapitel soll zunächst erklärt werden, was die systemische Beratungsart eigentlich ist, woher sie kommt und was bei ihr im Vordergrund steht.

Ursprung: Familientherapie und kognitive Verhaltenstherapie

Die systemische Therapie stammt aus dem Feld der Familientherapie. Diese therapiert ganze Familien und versucht, Spannungen und Probleme aufzulösen. Meist steht in der Familientherapie jedoch eine Person im Vordergrund. Von ihr geht das wahrgenommene Problem aus. Oft leidet diese Person unter einer psychischen Erkrankung, mit der sie auch die anderen Familienmitglieder beeinflusst. Im Vordergrund des Prozesses einer Familientherapie kann die Dynamik zwischen dem erkrankten Mitglied und den gesunden Mitgliedern stehen. Es wird aktiv an ihren Beziehungen zueinander gearbeitet und versucht, die Kommunikation zu schulen und zu optimieren, sodass das Zusammenleben wieder angenehm und erträglich für alle wird.

Einen weiteren Ursprung hat die systemische Beratung in der kognitiven Verhaltenstherapie. Hier wird mit aktuellen Verhaltensweisen, Mechanismen und Konditionierung gearbeitet. Ein Beispiel hierfür ist die Bearbeitung einer Angststörung: Ein Patient hat Angst vor Spinnen und traut sich deswegen nicht mehr in den eigenen Keller. Der Therapeut kann die Angst minimieren, indem er den Patienten zunächst auffordert, sich eine Spinne vorzustellen, und diese dem Patienten im letzten Schritt auf die Hand setzt. Der Patient erkennt hier, dass die Spinne ihm nichts tut und keine Gefahr für ihn darstellt. Er kann also seinen eigenen Keller wieder betreten.

In der kognitiven Verhaltenstherapie macht man sich das menschliche Lernen zunutze. Personen schildern ihre Reaktionen auf Reize und die Gedanken, die durch bestimmte Situationen entstehen. Daraufhin wird logisch argumentiert, um ein neues, erwünschtes Verhalten zu etablieren. Auch die Familientherapie macht von der kognitiven Verhaltenstherapie Gebrauch, indem sie Situationen reflektiert und nach alternativen Verhaltensweisen sucht.

Die systemische Therapie hat erkannt, dass oft nicht eine Störung, die ein Familienmitglied hat, die Ursache allen Übels ist, sondern vielmehr das System, das innerhalb der Familie entstanden ist. Die systemische Beratung macht es sich deswegen zur Aufgabe, allen Beteiligten klarzumachen, dass sie sich in einem dysfunktionalen System befinden, das einige Verhaltensweisen fördert und andere wiederum unterdrückt. Hier werden keine Diagnosen ausgesprochen: Menschen sind nicht psychisch gestört, sondern befinden sich in einem gestörten System, das besondere Verhaltensweisen hervorruft.

Durch diese Auffassung wird auch das Schuldsuchen bei einem Familienmitglied verhindert. Während bei der typischen Familientherapie immer der Mensch im Mittelpunkt steht, der das gestörte Verhalten zeigt, ergibt sich bei der systemischen Beratung eine andere Formation: Hier befinden sich alle Personen untereinander im Austausch und sorgen mit ihrem jeweiligen Verhalten wiederum für ein anderes Verhalten bei den Familienmitgliedern.

Das System ist der Verursacher

Innerhalb einer systemischen Beratung wird nie eine Diagnose ausgesprochen. Das bedeutet, dass nicht ein Mensch mit seiner Störung im Vordergrund steht, sondern das System, in dem sich die Familienmitglieder eingefunden haben. Dieses wird untersucht, reflektiert und verändert.

Daraus folgt auch, dass sich jeder Mensch in der Familie gleichermaßen verantwortlich für die eigene Familie und ihre Mechanismen fühlt. Die Schuld, die bei der klassischen Familientherapie einer Person zugewiesen würde, wenn auch nur indirekt, bleibt bei der systemischen Beratung gänzlich aus. Hier geht es nicht darum, sich die Personen und ihre „Fehler“ anzusehen, sondern darum, zu erkennen, wie das System funktioniert, in dem sich die Personen bewegen und verständigen. Das System ist etwas Äußerliches, an dem keine der beteiligten Personen Schuld hat. Es existiert und dominiert jedoch den Umgang miteinander. Das System ist der Verursacher von Konflikten innerhalb der Familie oder der familienähnlichen Struktur. Es bringt die Beteiligten dazu, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten, zu reagieren und Konflikte auf eine wiederkehrende Art lösen zu wollen.

Um das System zu verändern und dadurch auch zu ermöglichen, dass die Personen innerhalb des Systems anders miteinander umgehen, muss das System zunächst definiert, analysiert und reflektiert werden. Deswegen werden sich alle Konflikte und deren Ursprung angesehen und verallgemeinert: Was passiert, wenn Person A dies und jenes sagt oder tut? Wozu führt das bei Person B und Person C? Es werden die Wechselwirkungen zusammengefasst und somit ein klares Muster aufgezeigt. Schon diese Reflexion hilft den Betroffenen und zeigt ihnen auf, was genau es ist, das sie innerhalb des Systems stört, und warum sie es nicht aus dem Hamsterrad der Konflikte schaffen.

Impulse im System

Nach dem Reflektieren des Systems folgt von Seiten des Beraters oder des Coaches meist die Setzung eines Impulses. Hier werden das System und seine Funktionsweisen getestet, indem ersteres in Gang gesetzt wird. Durch Impulse wird das System nicht nur aktiviert, sondern auch verändert. Hier können direkt Konflikte und Problemstellungen angesprochen werden oder durch Anreize des Beratenden Strukturen überdacht werden.

Impulse können viele Gestalten annehmen. Sie können eine direkte Konfrontation mit Problemen und Konflikten sein. Es kann sich dabei jedoch auch um das Hinterfragen der Strukturen des Systems handeln: Wenn Person A dies tut, was passiert dann? Und was sagt Person B darüber?

Impulse können auch theoretisch sein: Angenommen, Person A würde dies oder jenes tun, anstatt das zu tun. Wie würde sich das wahrscheinlich auf Person B und Person C auswirken? Was würden Person B und Person C darüber denken und wie würde das Person D betreffen?

In der Regel besteht ein Großteil der systemischen Beratung nach der ersten Reflexion des Systems aus der Setzung von Impulsen und aus dem theoretischen wie auch praktischen Durcharbeiten von Konflikten und Problemen. Der Berater nimmt hier die Rolle des Beobachters und des Mediators ein, leitet die Familie durch Auseinandersetzungen und weist immer wieder auf die Struktur des Systems hin.

Jeder ist Experte seiner eigenen Sache

In der typischen Familientherapie kommt eine Familie zu einem Therapeuten, erzählt von den Problemen, die sich ergeben haben, und lässt sich vom Therapeuten Tipps geben. Dieser ist in dem Fall der Experte und weiß Bescheid über die allgemeinen Geschehnisse und die Probleme, die sich in einer familienähnlichen Struktur ergeben. Er nutzt sein Wissen über die Psychologie von Familien und Individuen dafür, seinen Patienten zu helfen und sie auf den richtigen Pfad zu leiten, auf dem Konflikte auf Augenhöhe und mit Respekt durchgearbeitet werden können.

Anders ist die Herangehensweise bei der systemischen Beratung. Hier wird davon ausgegangen, dass nicht der Therapeut, sondern die Familien und deren einzelne Mitglieder Experten ihrer Sache sind. Das Wissen, dass der Berater sich durch die Behandlung anderer Klienten und durch das Studieren der Psychologie des Menschen angeeignet hat, steht hier nur im Hintergrund. Viel wichtiger sind das Erleben und die Erfahrungen der Familienmitglieder. Diese schildern ihre Sache und behalten hier auch fachlich die Oberhand: Sie wissen am besten, wie das System funktioniert, in dem sie sich befinden. Anhand von gezielten Fragen erkundigt sich der Berater in den Beratungsstunden über die Strukturen und Mechanismen des Systems.

Das hat zudem zum Vorteil, dass der Klient sich nicht herumkommandiert oder übergangen fühlt. Er wird nicht bewertet oder analysiert, sondern lediglich interviewt und in die richtige Richtung geschoben. Welche diese richtige Richtung ist, weiß er selbst jedoch am besten. Diese Art der Beratung führt meist dazu, dass dem Berater vertraut wird und dass offener an den eigenen Problemen gearbeitet werden kann.

Alternative Handlungsarten werden gesucht

Der Berater ist jedoch immer noch ein wichtiger Teil der Beratung und die Klienten werden nicht nur interviewt. Nach der Reflexion des Systems und dem Setzen von Impulsen, um das System zu testen, wird sich auf die Suche nach alternativen Handlungsmöglichkeiten gemacht. Der Berater behält hier die strukturelle Oberhand und kann seinen Klienten Anreize geben.

Er schlägt in diesem Schritt keine inhaltlichen Optionen vor, sondern bittet nur darum, sich einmal Gedanken über Alternativen zu machen, die das System verändern könnten: Was könnte Person B als Antwort auf Person A stattdessen tun? Was würde nicht zu einem Wutanfall bei Person C führen? Die alternativen Handlungsmöglichkeiten können innerhalb einer Beratungsstunde durchgespielt und ausgearbeitet werden. Sie sollen letztendlich jedoch auch im Alltag verwendet werden. Zuletzt soll es das Ziel der systemischen Beratung sein, das System zu verändern und dafür zu sorgen, dass alle Beteiligten angenehm miteinander leben können.

WissenschaftlicheHintergründe und diewichtigsten Fachbegriffe

U

m das Thema der systemischen Beratung und den Weg zu ihr besser zu verstehen, sollte man einen Blick auf die Wissenschaft werfen. Die Psychologie mit ihren verschiedenen Strömungen hat mit dazu beigetragen, dass die systemische Therapie entstehen konnte und musste. Zudem gründet sich die systemische Beratung auf verschiedenen Theorien. In diesem Kapitel soll es nun um die wissenschaftlichen Hintergründe und die Fachbegriffe gehen, die im Rahmen der Systemik entstanden sind.

Die Psychologie der Familienstruktur

Die Psychologie ist ein Oberbegriff. Unter ihr sind verschiedene Fachrichtungen versammelt, die sich mit bestimmten Bereichen des menschlichen Erlebens und Reagierens beschäftigen. Dazu gehören beispielsweise die Neuropsychologie, die sich auf das Gehirn und seine Strukturen fokussiert, die Sozialpsychologie, die auf soziale Dynamiken blickt, oder auch die Differenzielle Psychologie, die sich mit Unterschieden zwischen Personen beschäftigt. Die systemische Beratung hat ihren Ursprung zum Teil in jeder dieser Fachrichtungen.

1 Persönlichkeiten einzelner Familienmitglieder