Take Off - Dominik Kriege - E-Book

Take Off E-Book

Dominik Kriege

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Beschreibung

Steigen Sie und machen Sie es sich bequem! Wir starten zu einem Kurzausflug ans Ende des Verstandes! Von persönlichen Erlebnissen "auf der blauen Murmel" bis zum Zählen der Fabergé-Eier ist einiges dabei. Eine Lektüre für die ganze Familie. "Der schwerste Depressive, den ich kenne. Und jetzt schreibt er auch noch!" (seine Therapeutin) "Mit dem Papier hätte man so viel Sinnvolles anstellen können" (Chemnitzer Neue Abendzeitung)

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"Naja, dann weiß er wenigstens, woran er leidet.“

(Stefan Derrick)

Inhalt

Blondi und ich

Musterstation D

Vorwort (drei Kapitel zum Preis von zwei)

Route 66

Ruth 68

Für den Bierbaron

Oh wie schön ist Florida

Flotte Teens in engen Jeans

Number eight

siehe 1 (für Doris aus Schöppingen)

Ungefähr ab Minute 58

An der Milchbar ist noch Platz

Hupe, wenn du geil bist!

Mit 85 % Rapsöl

Den Namen habe ich von einem Haartrockner

Sagt die Überschrift nicht alles?

Per Mail schneller informiert

Zeugnisse im Beruf

Zwischen Barrien und Syke

Herbstgefühle

Hier sieht’s ganz gut aus

Wenn de nicht kannst, kannste nicht

Amy, hol die Radarflinte!

Dr. Basedows Augen

Winterzeit in Mombasa

Seifenblasentraumschaum

Prüfungsfragen und Antworten

Zum Geburtstag von Hammelstein

Bonusheft

The End

Anhang

Blondi und ich

Ich habe einen Blondi. Er ist hundesteuerbefreit und ich muss ihn nicht entwurmen. Ich sitze auch nicht mit ihm in Berlin im Bunker und trinke Chantré. Eigentlich haben Blondi und ich noch nie zusammen Chantré getrunken. Wer jetzt immer noch nicht folgen kann, dem sei an dieser Stelle geholfen: Blondi ist mein bester Freund. Er misst etwa 1,75 m, ist erwerbstätig, hat einen Führerschein – und er ist blond.

Die Zeit und das Schicksal führten Blondi und mich zu einem gemeinsamen Urlaub zusammen. Ja, es sollte auf „große Fahrt“ gehen. Kreuzfahrt. Griechenland. Der Termin war schnell gefunden und noch schneller buchte TUI Cruises die Anzahlung ab. Man kann ja nie wissen, was in acht Monaten passiert und was man hat, das hat man. Bei Prüfung der Kontoauszüge fiel mir eine alte Regel aus dem Lehrgang für den „Organisatorischen Leiter Rettungsdienst“ ein: Haben ist besser als brauchen. Anscheinend waren seinerzeit auch ein paar Buchhalter mit im Lehrgang und setzten nun ihr neu erworbenes Wissen erfolgreich um. Schlussendlich war die Reise bezahlt und es konnte losgehen.

Blondis Eltern erwiesen uns die Ehre, uns zum Flughafen Düsseldorf zu fahren. Zuvor fragte Vater Blondi noch nach meinem Autoschlüssel, ich sei schließlich acht Tage weg.

„Das ist nett von dir, dass du in der Zwischenzeit mein Auto waschen willst“, entgegnete ich, als ich ihm den Autoschlüssel zur Verwahrung übergab.

Blondis Vater, inzwischen aus Borken Richtung Autobahn fahrend, drohte mir mit Enterbung. Nachdem er seinen Fehler aufgrund der Verwandtschaftsverhältnisse bemerkte, drohte er damit, mich vor und nach dem Urlaub zu wiegen. Den Rest der Fahrt bis etwa Duisburg-Entenfang genoss ich bevorzugt stillschweigend.

Etwa zwei Stunden später und weitere eineinhalb Stunden Verspätung stieg ich Blondi folgend in die „wunderschöne“ (Zitat Purserette) Boeing 757 von Condor. Ich fliege grundsätzlich nicht gerne und musste daran denken, dass Hummeln rein physikalisch betrachtet gar nicht fliegen können. Die Boeing, auch wenn die Farben nicht ganz von einer Hummel abwichen, hielt nicht viel von physikalischer Theorie und erhob sich steil in den Himmel über dem Rheinland. Chefflugbereiterin Brit Rombach wünschte allen einen angenehmen Flug.

Der Vorteil eines Mittelsitzes liegt zweifellos in der Möglichkeit neue Bekanntschaften zu schließen. Den Blondi links von mir kannte ich bereits. Der Herr rechts von mir bestellte unmittelbar nach Erreichen der Reiseflughöhe das erste Bier:

„Ker‘, dat beruhigt die Nerven.“

Ich gab mich mit einer Cola zufrieden, deren Entgegennahme sich aufgrund der Platzverhältnisse etwas schwierig gestaltete.

„Moment, ich muss hier erst meinen Arm ausgraben“, bat ich Frau Rombach um Geduld.

„Ihre Sorgen möchte ich haben“, zischte es aus dem Mittelgang in Richtung Platz 8 B zurück.

Nachdem sich der Getränkewagen samt Brit in die vordere Galley zurückgezogen hatte, gab mir mein neuer Freund aus dem Rheinland den Tipp, mich lieber nicht mit Frau Rombach anzulegen:

„Oha. Bei der musste vorsichtig sein. Dat is‘ ne zickige!“ Während Kalle – ich taufte ihn so – rechts von mir in einen nervenberuhigenden Bierschlaf fiel, dachte ich zurück an Brits Worte zur Begrüßung: „Schalten Sie bitte alle elektronischen Geräte und ihre Mobiltelefone aus oder in den Flugmodus. Genießen Sie einfach für eine Zeit die Unerreichbarkeit.“

Toll, diese Erkenntnisse in 30.000 Fuß Höhe.

Musterstation D

Das Schöne auf einem Kreuzfahrtschiff ist die Unerreichbarkeit. Zumindest bei Seetagen. Seetage sind die Tage, wo sich das Schiff „auf See“ befindet oder wie der Profi sagt „im freien Wasser“. Also man sieht rechts und links und hinten kein Land und vorne auch nicht. Dementsprechend hat man mit dem Mobiltelefon, den Begriff Smartphone boykottiere ich an dieser Stelle, keinen Empfang. Gar keinen Empfang? Nein, so ganz stimmt das auch nicht. Es gibt immer noch die Möglichkeit sich per „cellular at sea“ einzubuchen und die Satellitenverbindungen zu nutzen. Spaßeshalber buchte ich mich also am nächsten Morgen zum Ausprobieren in das Satellitennetz ein.

Ich bekam eine SMS meines nun neuen Netzbetreibers. Er teilte mir mit, dass jede Gesprächsminute nun drei Euro koste, jede SMS drei Euro und die Datennutzung bei zehn Euro für 1 MB liege. Huch, das mit dem Internet lassen wir mal lieber! Olli ruft an. Er fragt, wann ich denn nun mit Blondi auf Kreuzfahrt sei.

„Jetzt“, sage ich und lege auf. Während ich mit Blondi und einem Southern Comfort überlege, ob auch angefangene Minuten berechnet werden, klingelt mein Handy erneut. Ein freundlicher Mitarbeiter eines Callcenters fragt, ob ich nicht von meinem derzeitigen Anbieter zu Vodafone wechseln möchte.

„Nöö“, sage ich und lege auf, bevor ich die Verbindung zum Satelliten kappe.

Am Abend stellt der griechische Kapitän seine Offiziere vor und fragt schließlich:

„Merken Sie etwas?“ Betretenes Schweigen im Publikum. „Der Einzige, der hier arbeitet ist der Grieche.“ Die Menge jauchzt und grölt vor Begeisterung. Das Allinclusive-Angebot macht sich bemerkbar. Schön, wenn man an Bord direkt abschalten kann. Bevor es allerdings ans Kopfausschalten ging, stand die obligatorische Seenotrettungsübung auf dem Programm. Freilich ist diese nur eine Unterweisung, aber nach dem falschen Abbiegen der „Costa Concordia“ sollte man ruhig teilnehmen.

Hier trennten sich die Wege von Blondi und mir, da wir verschiedenen Musterstationen zugeordnet waren. Wir verabschiedeten uns herzlich und eine ältere, gutbetuchte Dame fragte, warum ich denn nicht mit „meinem Kollegen“ zur Übung ginge. Die Pferde gingen mit mir durch:

„Ach ja, das ist mein Lebensgefährte.“ (Der Beginn der Antwort führte bereits zum gewünschten Erfolg. Die Gesichtsfarbe meiner Hörerin wechselte zu „ist-jaabartig“.) „Aber ich wir haben etwas Stress“, fuhr ich fort. „Darum habe ich ein Upgrade auf Station D gebucht. Er kann ruhig bei F bleiben.“

Das saß natürlich. Mit gebührendem Abstand folgte sie mir zur Unterweisung, die wir bravourös meisterten. Um – Achtung, der kommt flach – die Wogen wieder etwas zu glätten, verabschiedete ich mich von meiner neuen Freundin mit den besten Wünschen für die Reise. Höflich aber bestimmt kamen die Wünsche ihrerseits zurück: „Ach, fahr zur Hölle!“

Mein Mobiltelefon musste sich wieder in das verflixte Satellitennetz eingebucht haben. Es klingelte. Eine Dame von Vodafone am anderen Ende fragte, ob ich einen gewissen Olli kenne. Ich legte auf.

Vorwort

(drei Kapitel zum Preis von zwei)

Wer im ersten Kapitel seinen besten Freund mit Hitlers Hund vergleicht, ist nicht ganz im Hier und Jetzt. Sie verstehen das nur, weil Sie das erste Kapitel bereits gelesen haben. Wenn Sie – Sie Schlawiner! – erst zum Kapitel „Vorwort“ geblättert haben, kennen Sie zwar das Vorwort zuerst, nehmen sich selbst aber das Erstaunen über die Aufklärung des Vergleiches mit Hitlers Hund. Ihre Entscheidung.

„Sie haben eine schwere Krankheit.“ Wenn man von einer Fachärztin diesen Satz ins Gesicht bekommt, hält sich die Freude eher in Grenzen. „Und die kann manchmal lebensbedrohlich sein.“ Auch ein solcher Nachsatz hält das Konfetti dann eher in der Tüte. Meine Krankheit heißt Depression, aktuell schwere Depression. Sie hat sich also meinem Körpergewicht angepasst, das Luder. Aber: Ich möchte Sie, falls Sie selbst von einer schwerwiegenden Krankheit betroffen sind, ermutigen darüber zu reden. Reden hilft. Ihnen und Ihrem Umfeld. Zugegebenermaßen bei Hämorrhoiden sollten Sie sich vielleicht etwas bedeckt halten.

Sie werden feststellen, dass mein Geisteszustand proportional zur Seitenzahl abnimmt. Wenn Sie also direkt wissen wollen, was passiert als ich mich richtig in Fahrt geschrieben habe und durchdrehe, lesen Sie doch das letzte Kapitel zuerst. Das widerspricht zwar dem sogenannten Spannungsbogen, nimmt jedoch viel Druck beim Lesen heraus.

„Sich abfinden und gelegentlich aufs Wasser schauen“ ist ja das Motto dieses Buches und es könnte nicht schaden, wenn Sie beim Lesen einen Augenblick Stille einkehren ließen. Viele hören dann eine innere Stimme, die ihnen sagt: „Im überlauten Ticken der Uhr vernehmen wir den Hohn der Lichtjahre auf die Spanne des eigenen Daseins“.

Wenn Sie wissen, von wem dieser Satz stammt, schicken Sie eine Postkarte mit der Lösung an das ZDF, 55100 Mainz, Kennwort: Fernseh-Garten. Einsendeschluss ist der kommende Samstag.