Tankowgeschichten - Norbert Schwarzer - E-Book

Tankowgeschichten E-Book

Norbert Schwarzer

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Beschreibung

Diese lehrreiche, heitere und einfallsreiche Geschichtensammlung wurde von einem Vater von vier Kindern zusammengestellt und schließlich von der Mutter zu einem Buch zusammengefasst. Zeichnungen und Fotos der Kinder ergänzen die unterhaltsamen Familienerlebnisse und machen sie zu einem kurzweiligen (Vor-)Leseerlebnis für Jung und Alt

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„Wie könnte es zu viele Kinder geben? Das ist, als würde man sagen, es gibt zu viele Blumen."

~ Mutter Teresa ~

WIDMUNG

Allen Kindern dieser Welt. Mögen sie alle im sicheren und geborgenen Kreis ihrer sie liebenden Familien aufwachsen und sich in ein freies, selbstbestimmtes und friedliches Leben entfalten dürfen. Frei denken, frei atmen, frei bestimmen

Inhaltsverzeichnis

Wer ist die Tankowbande?

Wie Stinkende Natter zu seinem Namen kam

Ein Alien im Wohnzimmer

Brand in der Kita Löwenzahn

Schweinejagd auf Lieschow

Wie Little Squaw auf den Hering kam

Die Elenden von Hartz IV und Co. – Eine Deutsche Familie verarmt

Fumbling Owl’s Glaubensfragen

Löwenzahngedicht

Danke Bruder!

Eine Leiche vor der Haustür

Pädophilia – Kinder wehrt euch!

KampfMutterRäumDienst – Und die perfekte Ummanzer Weihnacht

Tankower Kindermund

Über Autor und Editor

Weitere Werke des Autors

Wer ist die Tankowbande?

Gewidmet: Den Ahnen der Tankowbande

Manchmal nennen sie sich selbst die „Tankowbande“, was auch sehr passend erscheint, denn auf Tankow sind sic die einzigen Kinder der einzigen Familie, die da überhaupt wohnt. Tankow liegt mitten im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft auf der kleinen Insel Ummanz in der Ostsee - unmittelbar neben der Insel Rügen. Das Leben kann dort ziemlich hart sein, aber es gibt Tage, da ist es noch viel, viel härter. Dann zeigen die fabelhaften Vier, wie dolle sie Zusammenhalten können, selbst wenn Mutter oder Vater mal nicht da sind um ihnen zu helfen. Die Autoren wissen nicht ob es gute Kinder sind, oder eher doch nicht. Ihnen fehlen passende Vergleichsobjekte vor Ort. Aber die Abenteuer, in welche die Kleinen häufig geraten und meist – zum Glück – auch mehr oder weniger heil wieder herauskommen, sind derartig lustig, spannend, traurig, ungewöhnlich, ja gar unglaubwürdig, dass Vater eines Tages beschloss ein paar davon zu Papier zu bringen.

Im Falle. dass du nicht glauben kannst oder willst, was hier manchmal wirklich oder beinahe wirklich so alles passiert auf Tankow... Nun, wir hätten da eine einfache Möglichkeit dir zu beweisen, dass fast jedes Wort wahr ist Komm einfach vorbei und verbringe ein oder zwei Wochen in dem schönsten Ferienhaus, das es überhaupt gibt (zumindest auf Tankow, denn dort gibt es überhaupt mir eins 1) Vielleicht zeigt dir der „Kleine Scout“ einen unserer Riesenfrösche, oder „Stinkende Natter“ demonstriert dir wie man eine Schlange fängt. Sieh zu, wie „Fumbling Owl“ eine unserer vielen Haus- und Hofspinnen füttert, oder lass dir von „Little Squaw“ deine Stiefel verstecken... und zwar so, dass du sie auch wirklich niemals wiederfinden wirst.

Sieh es dir an auf www.zumkranich.de und komme einmal vorrbei!

Hier ist sie zu sehen, die vierköpfige Rasselbande von Tankow: Livia (5) – alias Fumbling Owl, Felix (3) - alias Stinkende Natter, Filia (1) – alias Little Squaw und Julius (7) – alias Kleiner Scout (v.l.n.r).

Der Kleine Scout

Julius, ungefähr 7 Jahre alt als die Geschichten entstanden, war der Archetyp des versteckten, bescheidenen und unscheinbaren Entdeckers. Von Klein auf liebte er die Natur mit all ihren Wesen die auf Tankow so kreuchen und fleuchen, er untersuchte sie behutsam und forschte an ihnen wann immer es dazu Gelegenheit gab – und von diesen Gelegenheiten fand er viele, denn der Kleine Scout war ein liebenswerter Träumer. Wegen seines Geburtstages im scheidenden Juni überall der Jüngste und oft auch Zarteste, lernte er schnell sieh durchzubeißen und überraschte mit wunderbaren Ideen, farbigen Träumen die noch viele Jahrhunderte die Welt bewegen werden und einer Verbindlichkeit, die ihn für jeden, der sieh rühmen durfte sein Freund zu sein, zum Wertvollsten machte, was es überhaupt auf Erden gab. Seine Drahtigkeit, seine Kraft und Ausdauer ließen damals schon den Sportler und Kämpfer erkennen, der er einmal werden würde... egal in welcher Sportart.

Fumbling Owl

Livia war zum Zeitpunkt der Geschichten etwa 5 Jahre alt und schlicht und ergreifend das klügste kleine Erdenkind was je auf diesem Planeten untergekommen war... oder, was diesem Planeten untergekommen war, denn sie konnte einen mächtigen Dickkopf haben! Den konnte sie sieh allerdings auch leisten – meistens jedenfalls. Schon in jungen Jahren war sie eine begnadete Reiterin und zeigte im Sattel die gleiche aufrechte, graziöse und unbeugsame Haltung, mit der sie in allen Dingen durch das Leben (sch)ritt. So waren es nicht nur große Pferde, denen sie zeigte wo es langzugehen hatte, sondern auch ihre Erzieher im Kindergarten, der Pfarrer im Religionsunterricht und selbstverständlich die Großeltern und Geschwister. Mutter und Vater wurde dabei nachdrücklich, durchaus jedoch auch mit etwas Geduld und gelegentlich sogar Nachsieht, immer wieder vermittelt wie anstrengend es doch ist Eltern zu haben.

Stinkende Natter

Felix, damals circa 3 Jahre alt, war das Energiebündel im Quartett der Tankowbande. Er kam auf die verrücktesten Ideen und hatte eine unglaubliche Art selbige in einer Weise zu präsentieren, dass einem nicht einfach nur die Worte für einen eventuellen und eigentlich oft angebrachten Einspruch fehlten, sondern man meist selbst vergaß, dass das, was der kleine Kerl da gerade vorhatte, eigentlich doch nicht unbedingt selbstverständlich sein sollte. Irgendwie kam es einem dann aber doch ganz normal vor, dass ein Felix halt mit den Schwimmflossen des Vaters auf dem zugefrorenen Fischteich umherrutschen musste, angeblich in den Hintern geflogene Mücken als Ausrede für „ich kann heute nicht in den Kindergarten“ herhalten durften, oder der komplette Kerl äußerst ausdauernd gefühlt für Stunden in irgendwelchen Sachenhaufen für den normalen Geist unvorstellbare Dämonenkämpfe auszufechten hatte. Seine eigene, sehr sparsame Sprache war für Außenstehende oft nur mit Mühe zu entziffert und wird daher auch hier gelegentlich für euch Leser „übersetzt.“

Little Squaw

Filia war etwas über 1 Jahr alt als die Geschichten erlebt wurden und stellte mit ihrer schon fast magischen Fähigkeit einfach mal so genau dort aufzutauchen wo man sie am wenigsten erwartete, neue Rekorde auf. Vielleicht hatte sie auch nur das Beamen für sieh entdeckt oder verstand viel mehr vom Quantentunneln als der Vater und nutze die sieh daraus ergebenden Freiheiten. Zum Glück für die armen Eltern hatte das kleine Wesen aber schon früh die Angewohnheit mit ihrem wunderbaren, glockengleichen Stimmchen das Universum zu erfüllen und alles in Raum und Zeit mitschwingen und erklingen zu lassen, Vater nannte sie dann immer das „krabbelnde, singende, klingende Bäumchen“... grad so als hätte er damals schon geahnt, was sie einmal für eine Lerche werden würde. Heute musizieren die Zwei für ihr Leben gern und wenn dann mal ein „Shallow“ oder ein „Last Goodbye“ durch das Haus schallt, wenn die anderen Kinder, die Großen, spontan dazu kommen und mitsingen oder sieh gar ein Instrument greifen, dann kann es schon verkommen, dass der Mutter das eine oder andere Tränlein über das noch immer schöne Gesieht und die zarte Wange herabläufl. Sie kann wahrhaft stolz sein auf ihre kleine Tankowbande!

Wie Stinkende Natter zu seinem Namen Kam

Gewidmet: Den freundlichen kleinen Tieren auf Tankow (Frösche, Schlangen, Hasen, Kinder,...)

Vorwort

Wer gerne lernen möchte, wie man mit nur drei Jahren nicht nur verdammt große Frösche und Kröten, sondern auch Schlangen fängt, der ist mit dieser beinahe wahren Geschichte bestens bedient.

Unwillkommene Gäste

Felix hatte nicht immer den Indianernamen „Stinkende Natter“ getragen. Das kam erst nachdem er etwas ganz Besonderes gemacht hatte:

Es war an einem wunderbaren Tag im zeitigen Frühjahr gewesen. Die Familie auf Tankow hatte Besuch von ein paar vermeintlichen oder auch nur eingebildeten Ökoaktivisten von einem Amt bekommen, dessen Name man hier an der Küste besser gar nicht erst ausspricht, geschweige denn niederschreibt. Es ist ein bißchen so wie bei Harry Potter und diesem komischen Lord Voldemaatsch, oder wie immer die Type auch heißen mag. Eine vermickerte kleine Frau mit mittelprächtiger Justizausbildung, ein Dr. Murks und ein Herr Sülz. In Wirklichkeit waren dies die schlimmsten Bürokraten die man sieh nur vorstellen konnte. Einer Horde im Nationalpark campender und randalierender Jugendlicher würden sie tunlichst und nachhaltig aus dem Weg gehen, während man einen Einheimischen, der es sieh erlauben würde ohne SIE zu fragen seine Fenster zu streichen, umgehend angezeigt und mit allem schikaniert hätte, was das Bürokratendasein so erlaubt. Das waren, man kann es einfach nicht anders sagen, die typischen Vertreter von in der Substanz unnützem öffentlichen Dienst, die sieh dadurch unentbehrlich machten, dass sie, wenn schon zu nichts nutze, so doch wenigstens mit viel Lärm und Papierkram Aufmerksamkeit erregen und Beschäftigtsein vortäuschen wollten. Einem Behinderten aus der Nachbarschaft hatten sie gerade erst die rollstuhlgerechte Hausauffahrt entfernen lassen... auf dessen eigene Kosten, versteht sieh. Hier auf Tankow trieben sie sieh rum, weil sie einen Schuppen aus Holz besiehtigt sehen wollten, der nach ihrer Meinung abgerissen gehörte... selbstverständlich im Interesse des Umweltschutzes und „zur Abwendung einer massiven Zersiedelungsgefahr.“ Dummerweise hatte ein Sachverständiger im Schuppen seltene und streng geschützte Fledermäuse gefunden und nun berieten die klugen Damen und Herren des Amtes was wichtiger war: das Leben der Fledermäuse oder ihre eigene Meinung, nämlich, dass der Schuppen abgerissen gehörte.

„Der Schuppen gehört weg, daran gibt es gar keine Frage“, erklärte die vermickerte kleine Frau und versuchte bei all ihrer Mickrigkeit so streng wie möglich zu erscheinen, wobei ihr vor allem ihre Krähenfüße an den Schläfen gute Dienste leisteten. „Daran gibt es gar keine Frage“ ... ,wo hat die denn ihr Deutsch gelernt', dachte der Vater und schwieg. Ihre beiden Begleiter nickten jedoch eifrig und überflüssig lange. Es wirkte beinahe so, als hätten die drei das Gespräch vorher ausgiebig im Büro geübt. Vor allem das Nicken muss stundenlang trainiert worden sein.

„... und wegen der Fledermäuse...“, fuhr die mickrige Person nun fort, „müssen Sie halt andere Quartiere schaffen!“ In die Strenge ihrer Krähenfüße mischte sieh eine zufriedene Schadenfreude. ,So, und nun fang an zu toben', dachte die kleine schrumpelige Frau, ,und wenn du frech werden willst, dafür habe ich meine beiden Begleiter dabei.' Es war schon möglich, dass ihr Dr. Murks und Herr Sülz aus ihrer Perspektive wie zwei prächtige Bodyguards vorkamen, für den Vater, der einmal bei den Fallschirmjägern gedient hatte und der fast täglich in seinem kleinen privaten Kletterpark unterwegs war, hätten die beiden kaum zum Aufwärmen gereicht.

Merkwürdigerweise jedoch blieb der Vater vollkommen gelassen. „Ok, wo soll ich denn den Ersatzschuppen am besten hin bauen?“, fragte er. Die beiden Herren vom Amt blickten fragend zur Vermickerten. Das lief nicht ganz so wie geprobt. Was war jetzt eigentlich mit dem Nicken?

„Äh?“, machte die Frau und blickte hilfesuchend zu ihren Bodyguards. Da diese nicht wussten was sie tun sollten, nickten sie einfach und überaus eifrig. „Wieso Ersatzschuppen?“ „Na für die Fledermäuse als Ausweichquartier. Die haben schließlich Ansprüche, unsere Tankower Fledermäuse, was glauben Sie denn!“ Dabei blieb der Vater absolut ernst, als er das sagte.

„Möchte jemand einen Kaffee?“, fragte derweil die Mutter, welche mit einem Tablett auf dem Arm nach draußen gekommen war. Herr Sülz lehnte dankend ab, denn er wollte sieh unter keinen Umständen beeinflussen oder gar bestechen lassen. Die mickrige Person und Dr. Murks waren über diesen Punkt ihrer Laufbahn schon längst hinweg und griffen beherzt zu.

Froschjagd

Dann wandte sieh die Mutter zu ihren Kindern, welche im eingezäunten Bereich des Fischteichs spielten. Der Wasserfall plätscherte und jedes Kind, außer Filia, welche draußen vor dem Zaun des Teiches herumkrabbelte, hatte sieh ein kleines Borkeboot gebastelt und ließ es abwechselnd den Wasserfall hinunterfahren. „Wer will etwas zu trinken?“, fragte die Mutter. Keine Reaktion. „Ich habe auch Kekse...“

„Ich!“

„Ich!“

„It aut“

„Äh...!“, machte die Frau wieder. Irgendwie reflexartig hatten ihre dürren, langen Finger nach dem Keksteller gelangt und der eigentlich zum Sprechen geöffnete Mund und der Keks in der Hand kombinierten sieh durch räumliche Nähe zu etwas, was das Sprechen so erschwerte, dass sie den Mund wieder schloss und erst einmal kaute. „Vielleicht lesen Sie einfach erst einmal den Bericht des Sachverständigen für die Fledermäuse“, erläuterte der Vater ruhig, „denn da steht ganz klar drin, dass es sieh um eine sehr seltene Spezies handelt und jegliches, ich wiederhole: JEGLICHES Störpotential unbedingt zu vermeiden ist. Was glauben Sie wie hoch das Störpotential in Ihrer Wohnung ist, wenn ich Ihnen die Wände einreiße?“ Die drei sahen sieh fragend an. ,Verdammt man hätte besser mal den Report lesen und weniger das dämliche Rumgenicke üben sollen', sagten ihre stillen und etwas verlorenen Blicke. „It will dat aut!“, hörte man derweil Felix rufen. Die Kinder hatten ihre Boote den kleinen Kanal entlang treiben lassen und Julius, der Kleine Scout, zeigte seinen Geschwistern, wie man fachmännisch einen Frosch fängt. „Das ist ein Seefrosch“, erklärte der Kleine Scout. Er zeigte seinen Geschwistern das große Tier und Felix war ganz stolz als auch er den Frosch vorsiehtig in die Hände nehmen durfte.

Großer Frosch mit Kind: Nach dem Fototermin verschwand der Frosch gut gelaunt in Richtung Fischteich, wo er noch häufig gesiehtet wurde.

„Und jetzt lass ihn wieder hüpfen!“, befahl Fumbling Owl. Felix ließ den Frosch frei und der brauchte nur zwei gewaltige Sprünge um mit einem ordentlichen Plumps wieder im Fischteich zu landen.

„It will dat aut!“, wiederholte Felix seinen Wunsch selbst Frösche fangen zu können. „Wenn du auch Frösche fangen willst, musst du dich ganz leise anschleichen können und dann blitzschnell zufassen“, erklärte der Kleine Scout. ,,... Und nicht loslassen!“, ergänzte Fumbling Owl und versuchte es sogleich selbst einmal. Wie man hier sehen kann hätte sie ihn auch fast erwischt.

Fotograf: Dr. D. Heuer (mit Dank!) Hand: von Fumbling Owl → Frage: Welche Hand ist das wohl, die Rechte oder die Linke?Frosch: Wir denken er heißt Fritz, sind uns aber nicht so ganz sieher.

„Mann, dat wat aber napp!“, staunte Felix. „Siehst du dort drüben, den kleinen Teichfrosch?“, fragte Julius. „Ich zeige es dir noch einmal, wie es geht.“ Seine Geschwister sahen gebannt und voller Hochachtung zu, wie sieh ihr großer Bruder an die Beute heranpirschte.

Versuch einer Besiehtigung der Fledermäuse

„Wenn Sie wollen“, wandte sieh derweil der Vater wieder an die drei Besucher, „könnte ich Ihnen die Fledermäuse einmal zeigen. Ich weiß, wo fast immer welche hängen und wenn wir uns ganz leise bewegen stören wir die Tiere auch nicht.“ Die vermickerte Person machte ein leicht angewidertes Gesieht. „Ach nee, ich weiß wie die Viecher aussehen.“ Auch Dr. Murks rührte abwesend in seinem Kaffee. Allein Herr Sülz guckte interessiert.

„Ich habe ihn!“, hörte man Julius rufen und Livia und Felix feierten seinen Jagderfolg. „It will dat aut!“ Dann entdeckten die Geschwister noch eine fette Kröte zwischen den Seerosenblättern.

Auch diese fing der Kleine Scout ohne größere Probleme.

Da man seinerzeit in der Aufregung vergaß ein Foto zu machen, bat man die Kinder bei nächster Gelegenheit doch bitte noch einmal eine so schöne fette Kröte zu bringen. Man musste auf Tankow nicht lange warten.

Und jetzt wieder vorsiehtig absetzen und weghüpfen lassen.

Gerade als der Vater sieh gemeinsam mit Herrn Sülz in Richtung des Schuppens begab begann nun Felix ernsthaft bemüht sieh an einen Frosch heran zu schleichen. Es war wieder ein großer Seefrosch. Felix wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass NOCH jemand hinter seinem Frosch her war, aber er sollte es bald herausfinden. Ganz vorsiehtig, so wie er es bei seinem großen Bruder gesehen hatte, schlich er auf den Frosch zu. Als er nah genug herangekommen war und der Frosch sieh noch nicht bewegt hatte, begann sein kleines Herz aufgeregt zu klopfen... das von jemand anderem auch, denn der Jagdinstinkt schüttete nicht nur bei dem kleinen Jungen Adrenalin ins Blut. Langsam, fast quälend langsam bewegte Felix seine rechte Hand – „die it 'nell und 'tark“ – auf den Frosch zu. Als er merkte, dass er noch ein Stück zu weit von seiner Beule enlfernt war um auch wirklich sieher zufassen zu können, korrigierte er ganz vorsiehtig seine Stellung. In diesem Moment bemerkte er etwas Langes, Wurmartiges im Schilf. Es bewegt sieh. Ohne lange nachzudenken griff Felix zu. Sofort spürte er einen enormen Widerstand.

Überraschend er Jagderfolg

„lt har wat dotes!“, rief er aufgeregt. In der Tat: Der I'rosch, den l'elix eigentlich fangen wollte, und der nun mil einem großen Sprung ins lielere Wasser entkommen war, haue auch die Aulmerksamkeil eines anderen Jägers erregt, einer außerordentlich großen Ringelnatter närnlich. Ihre Augen auf die Beute gerichtet hatte sie den kleinen, vorsiehtig schleichenden Jungen gar nicht bemerkt. Und dieser hatte nur ihren Schwanz gesehen und den für einen interessanten Wurm gehalten.

„Eh Aller, eine Ringelschnaller!“, riel’ Eumbling Owl beeindruck!.

Felix war aufgesprungen und hielt, das Ende der Schlange hoch. ,,Nit. lot.lat.en!“, genau wie seine Gesthwisler gesagl hallen.

Obwohl er die Schlange am ausgestreckten Arm kräftig nach oben hielt schliffen noch mehr als die Hälfte des gewaltigen Schlangenkörpers auf der Wiese. Stetig versuchte sie davon zu kriechen, aber geschickt und instinktiv irgendwie richtig bewegte sieh Felix immer so, dass die Schlange weder davonkommen noch ihm in die Beine beißen konnte.

Beweis: Hier Felix mit der Ringelnatter in der Hand. Im Geiste festgehalten und später aufgemalt von seiner Schwester Livia, alias Fumbling Owl.

„Oh, das musst du Papa zeigen!“, rief Julius und öffnete das Gatter zum Fischteich. Die Schlange hinter sieh her schleifend kam Felix heraus auf die Wiese.

„Bäh, die stinkt ja!“, stellte Fumbling Owl angewidert fest als die Schlange nah an ihr vorbeigezogen wurde. Sie wusste nicht, dass Ringelnattern einen üblen Geruch ausströmen, sobald sie glauben bedroht zu sein.

„DaDaDa!“, zeigte sieh nun auch die kleine Schwester Filia äußerst schwer von dem Fang beeindruckt.

„Hiiiiilfe“

Dann gab es einen markerschütternden Schrei. Die vermickerte kleine Frau kreischte als hätte man ihr die Schlange in die Unterhose gesteckt, so war sie von dem Anblick des kleinen Jungen mit seiner Beute schockiert. „Was sind denn das für Untiere! Hilfe!“, rief sie und es war nicht ganz klar, ob sie die Frösche, die Schlange oder die Kinder meinte.

Felix stand derweil einfach nur mit seiner Schlange da und betrachtete sie interessiert... dabei immer darauf achtend, dass sie, beziehungsweise ihr Kopf nicht auf seine Füße zu kroch.

Herr Sülz wollte als tapferer Jäger der er nun einmal war oder als solcher galt, der kreischenden Vermickerten zu Hilfe eilen; fiel dabei aber über eines der Tretfahrzeuge der Kinder (Traktor mit Anhänger). Man sollte erklärend und in milder Nachsieht hinzufügen, dass das Fahrzeug grün war und auf einer ebenso gefärbten Wiese stand, welche noch dazu nicht allzu gut gemäht war, da die Familie nicht sonderlich auf englische oder deutsche Rasenmoden stand. Herr Sülz legte immerhin eine recht ordentliche Flugbahn hin und landete mit dem Gesieht zielsieher in einem Maulwurfshaufen.

„Eh Mann, pass doch auf, wir haben hier eine Schlange!“, schimpfte ihn Fumbling Owl an, neben der er gelandet war. „Der arme Maulwurt‘, ergänzte Felix. Einzig die Kleinste, die Filia, oder Little Squaw, wie man sie auch nannte, hatte Mitleid mit dem armen Mann und krabbelte auf ihn zu.

„Bblblblblblbbl! ". brabbelte sie in sein dreckverschmiertes Gesieht. Dann deutete sie auf ihren Bruder mit der Schlange in der Hand und sagte: „DaDa!“

Klar haben wir auch richtige Bilder von Ringelnattern zu bieten. Hier bei einer Lehrstunde für die Lütten, das heißt, der Schlange werden bei der Gelegenheit auch gleich die Kinder vorgestellt. Und immer auf den Kopf aufpassen, denn beißen können diese Ringelnattern auch!

„Verdammt ist das ein stattliches Exemplar!“, staunte der Vater, der inzwischen dazugekommen war und die immer noch kreischende Schachtel ignorierte. Dann wandte er sieh an Herrn Sülz und bot ihm eine Hand um ihm aufzuhelfen. „Die Fledermäuse sind aber im Schuppen und nicht da unten“, belehrte er Herrn Sülz trocken. Herr Sülz ignorierte die dargebotene Hand und rappelte sieh knurrend auf.

„Nit dot maken!“, sagte Felix. „Natürlich nicht Felix! Du lässt sie einfach wieder frei und wir sehen zu, wohin sie kriecht“, schlug die zur Szene hinzugekommene Mutter vor. „Aber schnell die Hände und Beine wegnehmen, wenn du sie losgelassen hast, ja?“, fügte sie noch wohlmeinend an.

Die drei vom Amt, dessen Namen man hier oben besser nicht nennt, suchten schleunigst das Weite. Ein kleines Kind, das mit Schlangen wirft, war ihnen doch nicht ganz geheuer.

„Würden Sie bitte die Tassen und Löffel dalassen?!“, rief ihnen Mutter noch hinterher.

Felix ließ die Schlange los und zog dann blitzschnell seine Hand und sieh selbst zurück. „Gut gemacht Felix!“, lobte der Vater und die Familie sah zu, wie sieh das große Kriechtier zurück zum Fischteich schlängelte und dort zwischen dichten Schilfhalmen verschwand.

„Papa, warum stinken Ringelschnattern so?“, fragte Fumbling Owl nachdem die Schlange verschwunden war. „Das heißt Ringelnatter und nicht Ringelschnatter.“ Der Vater lachte. Dann erklärte er es ihr.

Seit diesem Tage wird der kleine Felix Stinkende Natter genannt und keiner der ihn und die Geschichte kennt meint das auch nur im Mindesten abwertend. Schließlich stinken Ringelnattern nicht einfach so, sondern nur aus einem bestimmten Grund und den kennen nun Felix und seine Geschwister.

Und ihr, liebe Leser und Zuhörer, wisst ihr es ebenfalls noch?

Und hier noch ein schönes Exemplar zum Abschluss, welches der Kleine Scout kurze Zeit später fing und ins Haus brachte um es seinen Geschwistern zu zeigen. Selbstverständlich wurde auch diese Schlange anschließend wieder in die Freiheit entlassen.

Ein Alien im Wohnzimmer

Gewidmet: Den Lebewesen die wir oft nur deswegen ablehnen, weil wir sie nicht kennen... unsere Frauen, zum Beispiel

Vorwort

Für so manchen Erwachsenen mag es bereits eine schockierende Vorstellung sein, plötzlich eine der giftigsten Spinnen der Welt in seinem Wohnzimmer zu finden. In dieser beinahe wahren Geschichte geschieht dies vier Kindern. Erfahrt, wie die Kleinen die Situation meistern und lernt obendrein noch etwas über moderne Aliens.

Hintergrundwissen

Ehe es mit der Geschichte losgeht gibt es hier diese wirklich ganz kurze Einführung – sie mag ein bisschen öde sein, aber man kann dabei durchaus etwas lernen...

Zu allen Zeiten der Geschichte des Lebens auf der Erde gab es Tier- und Pflanzenarten, die es irgendwie drauf hatten sieh besser zu verbreiten als dies anderen Arten gelang. Manche schafften es über Ozeane hinweg, durch Stürme getragen oder auf Baumstämmen schwimmend, entfernteste einsame Inseln zu bevölkern. Für die bis dahin dort vorherrschende lokale Tier- und Pflanzenwelt war dies oft alles andere als erfreulich, denn nicht selten erwiesen sieh die Neuankömmlinge als viel widerstandsfähiger und zäher als dies die heimischen Arten waren. So geschah es nicht selten, dass ganze Ökosysteme (so nennt man das Zusammenspiel aller Arten in einem bestimmten Lebensraum, wie zum Beispiel auf einer Insel, in einem Teich oder auf einem Stück Wiese) wegen solcher Eindringlinge aus dem Gleichgewicht gerieten und am Ende ganz anders aussahen, als vor der Ankunft der neuen Arten.

Heutzutage haben es viele Arten sehr viel einfacher sieh auszubreiten und für sie eigentlich fremde Ökosysteme zu besiedeln, zu verändern und mitunter auch zu zerstören. Schuld daran ist der Mensch. Wir Menschen schaffen nämlich unglaublich viele Dinge von einem Ort der Erde zu einem anderen. Da werden Autos im fernen Japan gebaut und mit dem Schiff nach Amerika verschickt. Da wird Spielzeug in China produziert und zu uns nach Europa gebracht.

Sieh dir auf deinem Globus einmal an, was für Strecken dabei überwunden werden! Im Bild zeigen wir die Strecke, die zum Beispiel viele Spielzeuge hinter sieh haben, ehe du damit spielen kannst. Das ist sehr weit, kostet viel Energie und verschmutzt obendrein die Umwelt. Es kann daher nie schaden zu schauen, ob man ein bestimmtes Spielzeug nicht auch aus heimischer Produktion, das heißt, es wurde in deiner Näher hergestellt, kaufen kann.

Wir fliegen selbst krenuz und quer über den Erdball um zum Beispiel Urlaub zu machen und oft, ohne es zu wollen oder zu wissen, nehmen wir dabei fremde Arten mil. Manchmal sind es ein paar Samenkörner, die an unserer Kleidung haften bleiben oder Eier von Insekten, die irgendwo an unseren Schuhen kleben. Guckt zum Beispiel mal in eure umgeschlagenen Hosen oder eure Taschen und untersucht den Schmutz, den ihr da findet mit einer Lupe oder einem Mikroskop, wenn ihr eines habt. Ihr werdet staunen, was ihr da alles findet!

Diese eingeschleppten oder eingewanderten Tier- und Pflanzenarten bezeichnet man als Aliens. Einige davon sind harmlos, andere hingegen können sehr, sehr gefährlich sein... auch für uns Menschen.

Diese Geschichte handelt von einem extrem gefährlichen Alien... einer bestimmten Alien-Spinne nämlich, die es in letzter Zeit immer häufiger vom fernen Ost – Australien zu uns nach Europa schafft.

Dabei reiste das Alien in mehreren Etappen. Alles begann mit einer Kiste in einem Forschungsinstitut in Sydney. Das ist eine Stadt im fernen Osten des Kontinents Australien. Von dort ging es mit dem Flugzeug nach Indonesien und anschließend weiter nach Deutschland in Europa. Den Rest übernahm dann die Deutsche Post und irgendwann landete die Kiste auf der kleinen Insel Ummanz in der Ostsee, gleich neben der viel größeren Insel Rügen. Dort auf dieser Insel gab es einen Wissenschaftler. Der lebte und arbeitete in einem winzigen Ort namens Tankow. Da die anderen Leute auf der Insel nicht recht verstanden, was der Wissenschaftler tat, nannten sie ihn einfach nur den ,komischen Wissenschaftler.' Und dieser komische Wissenschaftler, der schon lange auf Post aus dem fernen Sydney gewartet hatte, öffnete nun eiligst die Kiste um zu sehen, ob die wertvollen Proben die Reise auch heil überstanden hatten. Er kam jedoch nicht dazu seine Arbeit zu beenden. Kaum hatte er den Deckel der Kiste geöffnet, da klingelte das Telefon. Es war der Kindergarten. Klein Felix hätte seinen Stiefel verloren (einen einzigen, versteht sieh) und man könne die Mutter nicht erreichen und... Nahezu gleichzeitig klingelte es am Hoftor, weil sieh - wieder einmal – ein Tourist verlaufen hatte. Nun ja, die Kiste blieb jedenfalls eine ganze Weile unbeachtet auf dem Schreibtisch liegen...

... zur Hälfte offen.

Ein Alien im Wohnzimmer

Der Kleine Scout Julius und seine Geschwister Livia und Felix waren gerade dabei Indianer zu spielen oder genauer gesagt, sie verhandelten seit circa einer Stunde darüber wer beim noch stattzufindenden Indianerspiel der Häuptling sein sollte. Da quiekte plötzlich die kleine Schwester Filia, welche man „Little Squaw“ getauft hatte, unter dem schweren Eichentisch hervor. Sie hatte irgendetwas entdeckt und wollte dies ihren Indianerkollegen mitteilen. Die Drei waren jedoch viel zu sehr in ihre Verhandlungen vertieft, als dass sie ihre kleine Schwester, also Little Squaw, überhaupt bemerkten, geschweige denn ihr ernsthaft zuhören konnten. Leider konnte Little Squaw auch noch nicht richtig sprechen, sonst hätte sie ja zum Beispiel einfach rufen können: „He Leute, ich habe hier ein komisches Tier gefunden. Kommt doch mal schnell her und guckt euch das an!“ Da das aber so nicht ging, versuchte sie es mit Brabbeln, Winken und einem eigentlich sehr eindringlichen „Da, Da!“ Jedoch es half nichts, die Indianerkollegen waren viel zu sehr mit sieh selbst beschäftigt.

„Mädchen können gar nicht Häuptling werden“, sagte gerade der Kleine Scout Julius.

„Dat dimmt!“, pflichtete Felix bei, der gelegentlich, so wie gerade eben, auch auf den Namen „Stinkende Natter“ hörte.

Fumbling Owl, also Livia, wollte diesen Einwand jedoch unter keinen Umständen gelten lassen und erwiderte: „Also Jungs, das ist doch totaler Quatsch! Häuptling kommt von Haupt, also Kopf, und den haben Mädchen genauso wie Jungs... also meistens jedenfalls... oder?“

„Dat dimmt!“, sagte Stinkende Natter.

„Hmm!“, machte der Kleine Scout.

„Na dann ist es doch klar, dass auch Mädchen Häuptling sein können, sonst müsste es ja ganz anders heißen, nicht wahr?“

„Dat dimmt!“

Der Kleine Scout war jedoch nicht sofort überzeugt und fragte: „So, wie müssten die Häuptlinge denn dann heißen, wenn es doch nur Männer ODER NUR MÄDCHEN sein dürften, hmmm?“

„Na Lullerbüchsling oder Pillerling oder sowas“, antwortete Fumbling Owl ohne zu zögern.

„Da, Da, Da!“, tönte es nun sehr energisch unter dem Tisch hervor, aber noch immer reagierte niemand.

Die drei Möchtegernhäuptlinge waren schlicht zu sehr mit Nachdenken beschäftigt.

„Dat dimmt aut!“, sagte Stinkende Natter nach einer Weile und fügte recht eindringlich hinzu, dass er unter keinen Umständen Lullerbüchsling heißen wolle.

„Du wärest ja auch ein Pillerling“, versuchte ihn der Kleine Scout zu beruhigen, hatte damit jedoch keinen Erfolg.

„Dat it aut voll bööd.“

„Da! Da! Da!“

Mehr, weil er die Verhandlungen für fruchtlos hielt, denn aus Interesse, drehte sieh der Kleine Scout nun endlich zu seiner GANZ kleinen Schwester um und folgte mit den Augen der Richtung, in die ihr rechtes Ärmchen deutete. Dort, hinter dem dicken eichenen Tischbein lugte etwas hervor.

Es war haarig und viel zu groß und dick um... Verdammt, was war das? Jetzt bewegte es sieh. Es sah wie Spinnenbeine aus. Wie drohend hoben sie sieh in diesem Moment vom Boden und ein eigenartiges zischendes Fauchen war hinter dem Tischbein zu hören. Neugierig beugte sieh der Kleine Scout herüber und lugte unter den Tisch. Was er da sah verschlug ihm beinahe die Sprache. Da stand, ja wirklich STAND, eine fette Spinne; eine, wie er sie noch nie gesehen hatte: Sie hatte sieh auf die Hinterbeine gestellt und drohte mit ihren Vorderbeinen und Beißwerkzeugen in Richtung der kleinen Schwester.

„Da! Da! Da!“