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La befindet sich in Schwierigkeiten: Die Hohepriesterin des Flammengottes in der antiken Stadt Opar, des vergessenen Vorpostens von Atlantis, wurde von ihrem Volk verraten und in den von der Ewigkeit verwunschenen Verliesen eingesperrt, bis Tarzan kommt, um sie zu retten. La liebt Tarzan noch immer. Nun liegt La, zusammen mit einer fremden Frau von der Rasse Tarzans, gefesselt im Zelt eines arabischen Sklavenhändlers und fürchtet sich vor dem ihr bestimmten Schicksal. Inzwischen verfolgt Tarzan eine Schar fremder Männer, die in sein Land eingedrungen sind, angeführt von einem Wahnsinnigen, der einen gemeinen Umsturz im Sinne hat... Der Roman TARZAN, DER UNBESIEGBARE erschien erstmals ab Oktober 1930 (unter dem Titel TARZAN, GUARD OF THE JUNGLE) im BLUE-BOOK-Magazin. Eine erste Buchveröffentlichung folgte 1931. Der Apex-Verlag veröffentlicht TARZAN, DER UNBESIEGBARE in der deutschen Übersetzung von Helmut H. Lundberg.
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Seitenzahl: 367
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EDGAR RICE BURROUGHS
Tarzan, der Unbesiegbare
Elfter Band des TARZAN-Zyklus
Roman
Apex-Verlag
Copyright 1922 © by Edgar Rice Burroughs.
Der Roman Tarzan The Invincible ist gemeinfrei.
Copyright dieser Ausgabe © by Apex-Verlag.
Übersetzung: Helmut H. Lundberg.
(OT: Tarzan The Invincible).
Lektorat: Mina Dörge.
Cover: N. N./Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Satz: Apex-Verlag.
Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.
Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de
E-Mail: [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Der Autor
TARZAN, DER UNBESIEGBARE
Erstes Kapitel: Der kleine Nkima
Zweites Kapitel: Der Hindu
Drittes Kapitel: Unheimliches Spiel
Viertes Kapitel: In der Löwengrube
Fünftes Kapitel: Vor den Mauern von Opar
Sechstes Kapitel: Verrat
Siebtes Kapitel: Vergebliche Suche
Achtes Kapitel: Der Verrat des Abu Batn
Neuntes Kapitel: In der Todeszelle von Opar
Zehntes Kapitel: Rettung in letzter Minute
Elftes Kapitel: Im Dschungel verirrt
Zwölftes Kapitel: Auf gefährlichem Weg
Dreizehntes Kapitel: Der Löwenmensch
Vierzehntes Kapitel: Abgeschossen
Fünfzehntes Kapitel: Tantor greift ein
Sechzehntes Kapitel: Rufe aus dem Dschungel
Siebzehntes Kapitel: Späte Rache
La befindet sich in Schwierigkeiten: Die Hohepriesterin des Flammengottes in der antiken Stadt Opar, des vergessenen Vorpostens von Atlantis, wurde von ihrem Volk verraten und in den von der Ewigkeit verwunschenen Verliesen eingesperrt, bis Tarzan kommt, um sie zu retten. La liebt Tarzan noch immer. Nun liegt La, zusammen mit einer fremden Frau von der Rasse Tarzans, gefesselt im Zelt eines arabischen Sklavenhändlers und fürchtet sich vor dem ihr bestimmten Schicksal. Inzwischen verfolgt Tarzan eine Schar fremder Männer, die in sein Land eingedrungen sind, angeführt von einem Wahnsinnigen, der einen gemeinen Umsturz im Sinne hat...
Der Roman Tarzan, der Unbesiegbare erschien erstmals ab Oktober 1930 (unter dem Titel Tarzan, Guard Of The Jungle) im Blue-Book-Magazin. Eine erste Buchveröffentlichung folgte 1931.
Der Apex-Verlag veröffentlicht Tarzan, der Unbesiegbare in der deutschen Übersetzung von Helmut H. Lundberg.
Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.
Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten - Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.
Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.
Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.
Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.
Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.
Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.
Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.
Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.
In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.
In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.
Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.
Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.
E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“
Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.
Ich bin kein Historiker. Man darf mich auch nicht zu den Chronisten zählen, die einfach Tatsachen berichten. Überdies bin ich der festen Ansicht, dass ein Romanschriftsteller gewisse Dinge nicht in seinen Büchern berühren sollte. Dazu rechne ich vor allem Politik und Religion. Dennoch glaube ich nicht, gegen das berufliche Ethos zu verstoßen, wenn ich hin und wieder den Stoff zu einem Roman einem dieser Gebiete entnehme. Dabei kommt es nur darauf an, den Leser in der Illusion zu belassen, dass er einen Roman liest.
Wenn die Geschichte, die ich zu erzählen mich anschicke, in die Zeitungen zwei bestimmter ausländischer Mächte geraten wäre, hätte sie vielleicht einen weiteren und noch schrecklicheren Weltkrieg heraufbeschworen. Darüber wollen wir uns jedoch jetzt keine Gedanken machen. Mich interessiert bei dieser ganzen Affäre nur die Tatsache, dass sich gut darüber schreiben lässt und vor allem, dass Tarzan, der Affenmensch, darin eine wesentliche Rolle spielt.
Ich möchte meine Leser nicht mit trockenen, politischen Fragen langweilen. Versuchen Sie nicht, die Namen zu enträtseln, hinter denen sich die Mitwirkenden dieser Erzählung verbergen.
Nehmen Sie den Roman einfach hin als eine neue Tarzan-Geschichte, die jedem Leser, und das hoffe ich zuversichtlich, Unterhaltung und Entspannung bringen wird. Wenn dabei der eine oder andere etwas nachzudenken beginnt – umso besser.
Sicherlich gibt es nur wenige unter meinen Lesern, die jene kleine Nachricht gelesen haben, die vor einiger Zeit unauffällig durch verschiedene Zeitungen ging. Und wer die wenigen Zeilen etwa gelesen hat, muss sie inzwischen längst vergessen haben. Die Nachricht besagte, dass einem Gerücht zufolge schnelle Truppen eines aufständischen Stammes an der Nordostküste von Afrika in eine fremde Kolonie eingedrungen seien. Hinter dieser kurzen Zeitungsnotiz verbirgt sich ein Gespinst von Verrat, Intrige, Abenteuer und Liebe – eine Geschichte von Lumpen und Narren, tapferen Männern und schönen Frauen, eine Geschichte der wilden Tiere des Urwaldes und des Dschungels.
Kurz vor dem besagten Zwischenfall an der Nordostküste Afrikas trug sich landeinwärts ein anderes Ereignis zu. Wenn schon nur sehr wenige Leute von jener Zeitungsnotiz Kenntnis nahmen, so gibt es gewiss überhaupt keinen Menschen, der sich jenes anderen Ereignisses entsinnen könnte: es waren nämlich keine Menschen dabei. Man wird es kaum für möglich halten, dass zwischen jenem Vorfall im Inneren des Landes und dem Vorgang an der Grenze auch nur die geringste Verbindung bestehen könnte. Man wird auch nicht glauben, dass ein Zusammenhang zwischen einem unbedeutenden Abenteuer im Urwald und den internationalen Spannungen oder dem Schicksal der Nationen besteht. Die ganze Sache begann nämlich damit, dass ein ganz kleines Äffchen vor Schreck winselnd und wimmernd durch die Bäume flüchtete. Es war der kleine Nkima. Hinter ihm her jagte ein großer, grober Affe – der viel größer war als der kleine Nkima.
Es war ein Glück für den Frieden Europas und der Welt, dass der Verfolger keineswegs so schnell war, wie man es bei seiner Wut hätte annehmen können. Daher vermochte Nkima ihm zu entkommen. Aber noch lange nachdem der große Affe die Verfolgung aufgegeben hatte, jagte der kleine Nkima durch die Baumwipfel weiter. Dabei schrie er in höchsten Tönen. Angst und Flucht machten einen großen Teil seines Lebens aus, das er im Dschungel vor sich hatte.
Schließlich landete Nkima auf einem schwankenden Ast. Vielleicht blieb er dort vor Erschöpfung hängen. Wahrscheinlicher aber war es, dass er eine Raupe oder ein Vogelnest entdeckt hatte und bei diesem Anblick sofort Angst, Schrecken und Flucht vergaß. Jedenfalls saß das Äffchen schimpfend und schnatternd hoch oben im Wipfel eines Urwaldriesen.
Der kleine Nkima hatte den Eindruck, dass er in eine schreckliche Welt hineingeboren war. Die meiste Zeit brachte er damit zu, auf sie zu schimpfen und in dieser Hinsicht wirkte er beinahe menschlich. Für ihn sah es so aus, als wäre die ganze Erde mit schrecklich großen und wilden Wesen bevölkert, die alle Appetit auf sein Fleisch hatten. Im Urwald lebten Numa, der Löwe, und Sheeta, der Panther, und Histah, die Schlange – ein Dreigestirn, das für ein Äffchen wie Nkima auch zwischen den höchsten Baumwipfeln und dem Dschungelboden kein sicheres Plätzchen ließ. Außerdem gab es noch die großen und die mittleren Affen, die Paviane und die zahllosen anderen Affenarten, die Gott alle größer erschaffen hatte als ihn, den kleinen Nkima. Und wie sie auch hießen, alle schienen eine unerklärliche Wut auf ihn zu haben.
Man denke nur an den rohen Burschen, der ihn gerade durch die Bäume gejagt hatte. Dabei hatte Nkima gar nichts weiter getan als einen Stock auf die Nase des Großen geworfen, während der gerade in einer Astgabel lag und schlief. Und nur wegen dieses kleinen Scherzes hatte dieser Nkima in unverkennbar mörderischer Absicht gejagt. Es besteht kein Zweifel, dass der große Bursche mit Nkima kurzen Prozess gemacht haben würde, hätte er ihn erwischt. Nkima schien es noch nicht aufgegangen zu sein, dass ebenso wie auffällige Schönheit auch der übertriebene Sinn für Humor zu unglücklichen Komplikationen führen kann.
Traurig und müde dachte das Äffchen Nkima über die Ungerechtigkeiten dieses Lebens nach. Es gab aber noch einen anderen, viel wichtigeren Grund für die tiefe Trauer, die sein kleines Herz bedrückte. Vor vielen, vielen Monden war sein geliebter Herr und Meister fortgegangen. Nkima hatte daheim bleiben müssen. Gewiss. Nkima war in einem hübschen, bequemen Hause zurückgeblieben, wo freundliche Leute ihn fütterten. Aber er vermisste trotzdem den großen Tarmangani, dessen nackte, bronzene Schulter für ihn immer ein sicherer Zufluchtsort war, von wo aus er der bösen Welt die beleidigendsten Wahrheiten sagen durfte. Von Sehnsucht getrieben hatte Nkima sich kühn den Gefahren des Urwaldes entgegengestellt und suchte seit vielen Tagen im Dschungel nach seinem geliebten Tarzan.
Da man Herzen nicht nach Zentimetern, sondern nach dem Grad von Liebe und Treue, den sie erreichen, zu messen pflegt, war Nkimas Herz sehr groß. Es war so groß, dass ein Durchschnittsmensch sein eigenes Herz und sich selbst dahinter hätte verstecken können. Seit langer Zeit flammte ein bohrender Schmerz in der Brust des Äffchens. Seine Sehnsucht nach Tarzan wuchs ins Ungemessene. Zum Glück lässt sich ein Manuäffchen wie Nkima leicht von seinem großen Kummer ablenken. Ein Schmetterling oder eine fette Raupe können ganz plötzlich seine Aufmerksamkeit erwecken und ihn aus tiefstem Nachsinnen auffahren lassen. Und das war gut so. Denn sonst hätte sich Nkima gewiss zu Tode gegrämt.
Das Äffchen saß noch immer auf dem wippenden Ast und starrte, in traurige Gedanken verloren, in die grüne Hölle des Dschungels hinab. Plötzlich jedoch trug ihm der schwache Wind eine Witterung zu, die nicht zu den alltäglichen Dschungelgerüchen gehörte, die Nkima als ungefährlich vertraut waren. Sofort war er hellwach und spannte alle seine Sinne an. Seine scharfen Ohren vernahmen ein Geräusch, das nicht in den Alltag des Dschungels passte. Es war ein Misston. Und wer bringt schon Misstöne in den Dschungel oder dorthin, wo er gerade auftaucht? Nur der Mensch. Es waren Menschenstimmen, die Nkima aus seinem Nachsinnen geweckt hatten.
Ganz leise glitt der kleine Affe durch die Zweige und näherte sich der Gegend, aus der die Stimmen drangen. Schließlich wurde die Menschenwitterung immer stärker und brachte dem kleinen Jäger den letzten und sichersten Beweis, wen er vor sich hatte.
Man hat vielleicht schon einmal einen Hund beobachtet, der seinen Herrn auf große Entfernung gerade noch erkennt. Aber niemals ist ein Hund allein durch den Anblick davon überzeugt, seinen Herrn vor sich zu haben. Er muss immer hinlaufen und sich mit der Nase davon überzeugen, wen er vor sich hat.
Genau so war es mit Nkima. Seine Ohren hatten ihm die Nähe der Menschen verraten. Nun sagte ihm seine untrügliche Nase, dass die Menschen nicht mehr weit weg waren. Er betrachtete die zweibeinigen Wesen übrigens nicht als Menschen, sondern als große Affen. Es gab Gomangani, das waren große, schwarze Affen – nämlich Neger. Seine Nase verriet ihm, dass er Neger vor sich hatte und Tarmangani. Für Nkima waren dies große, weiße Affen, eine Einschätzung, über die ein Europäer sich gewiss nicht freuen würde.
Mit bebenden Nasenflügeln durchforschte Nkima die ihm von einem schwachen Wind zugetragene Witterung nach dem einen feinen Duft, den er liebte. Er suchte Tarzan. Aber sein großer Herr und Meister war nicht dabei. Das wusste das Äffchen schon, noch ehe es die Fremden erblickte.
Schließlich fand Nkima einen weit vorspringenden Ast, von dem aus er auf ein ziemlich großes und gut ausgestattetes Lager hinabblicken konnte. Dieses Lager war offensichtlich als fester Stützpunkt ausgebaut worden und für längere Benutzung eingerichtet. Es war keineswegs ein Camp, das nur für eine Nacht aufgeschlagen war. Man erblickte die Zelte der weißen Männer und die typischen Rundzelte der Araber. Das Lager war mit fast militärischer Ordnung angelegt. Hinter den Zeltreihen erhoben sich die Schutzhütten der Neger, die aus dem gerade vorhandenen Material des Busches und des Dschungels nur leicht und sorglos aufgeschlagen waren.
Mehrere Beduinen in weißen Burnussen saßen vor einem offenen Araberzelt und tranken ihren unvermeidlichen Kaffee. Im Schatten eines hohen Baumes saßen vier weiße Männer bei einem Kartenspiel. Auf einem Platz zwischen den Schutzhütten hatte sich eine Gruppe hochgewachsener Gallakrieger beim Minkalaspiel zusammengefunden. Außer diesen gab es noch Neger von verschiedenen anderen Stämmen im Lager. Nkima erkannte Männer von der Ostküste und aus Zentralafrika, und sogar vereinzelte Eingeborene von der Westküste.
Einen erfahrenen Afrikaforscher hätte diese seltsame Ansammlung verschiedener Rassen und Farben gewiss verwundert. Die Schwarzen waren so zahlreich, dass man sie keineswegs nur für Träger halten konnte. Die ganze Lagerausrüstung hätte für den einzelnen Neger kaum den Bruchteil einer normalen Trägerlast ausgemacht. Selbst wenn man einen größeren Teil der Neger zu den Askari zählen wollte, die keine Traglasten schleppen, sondern nur ihre Gewehre und die Munition tragen, wären es immer noch zu viele Schwarze gewesen.
Außerdem gab es in diesem Lager viel mehr Gewehre, als man zum Schutz einer größeren Jagdgruppe benötigt haben würde. Bei näherem Zusehen stellte man fest, dass es tatsächlich für jeden Mann ein Gewehr gab. Diese vielen Einzelheiten machten indessen auf Nkima keinen sonderlichen Eindruck. Was sein kleines Affengemüt mit Bestürzung erfüllte war die Tatsache, auf eine so große Anzahl fremder Tarmangani und Gomangani zu stoßen, mitten im Lande seines Herrn und Meisters. Und da für Nkima alle Fremden zugleich Feinde waren, war er verwirrt und ängstlich zugleich. Jetzt wünschte er sich noch sehnlicher, schnellstens Tarzans Spur ausfindig zu machen, um ihm zu erzählen, was in seinem Lande vorging.
Ein dunkelbrauner Ostinder mit hohem Turban saß auf untergeschlagenen Beinen am Erdboden vor einem Zelt. Offensichtlich war er in tiefes Nachsinnen versunken. Seine schwarzen, blitzenden Augen verrieten jedoch, dass er keineswegs tief innerlichen Gedanken nachhing. Vielmehr richtete sich seine ganze Aufmerksamkeit auf ein Zelt, das in einiger Entfernung von dem seinen stand. Aus diesem Zelt tauchte schließlich eine Frau auf. Raghunath Jafar, der Inder, erhob sich und schritt auf sie zu. Mit öligem Lächeln redete er sie an. Sein Lächeln wurde jedoch nicht erwidert. Er erhielt eine höfliche und unverbindliche Antwort. Dabei blieb jedoch die Frau nicht stehen, sondern ging zu den vier kartenspielenden Männern hinüber.
Die Kartenspieler blickten auf, als sie zu ihnen trat. Alle vier schauten plötzlich irgendwie vergnügter drein. Da jedoch die Menschen Masken tragen, lässt sich niemals mit Gewissheit sagen, ob die Gesichtszüge plötzliche Gedanken und Empfindungen widerspiegeln. Offensichtlich erfreute sich jedoch diese Frau einer allgemeinen Beliebtheit.
»Hallo, Zora!«, rief ein großer Mann mit angenehmen Gesichtszügen. »Hast du ein kleines Nickerchen gemacht?«
»Ja, Kamerad«, erwiderte die so Angesprochene. »Ich habe es aber satt, mir die Zeit mit Nickerchen zu vertreiben. Diese Untätigkeit zehrt langsam an meinen Nerven.«
»Mir geht es genauso«, warf einer der anderen Weißen ein.
»Wie lange willst du noch auf den Amerikaner warten, Kamerad Zveri?«, fragte Raghunath Jafar.
Der große Mann zuckte mit der Schulter. »Ich brauche ihn«, erwiderte er. »Wir könnten natürlich auch ohne ihn unser Vorhaben durchführen. Es macht aber gewiss auf die ganze Welt einen viel stärkeren Eindruck, wenn ein reicher Amerikaner aus den obersten Kreisen des Landes in unsere Angelegenheit verwickelt wird. Mir scheint es so, als könnte sich das Warten lohnen.«
»Bist du bei diesem Gringo absolut sicher, Zveri?«, warf ein dunkelhäutiger, junger Mexikaner ein, der offensichtlich der Anführer dieser Expedition war.
»Ich habe ihn in New York kennengelernt und ihn später in San Francisco wiedergetroffen«, gab Zveri zurück. »Man hat ihn sehr genau geprüft und danach dringend für unsere Zwecke empfohlen.«
»Mir erscheinen diese Burschen immer verdächtig, die alles, was sie besitzen, ihrer Geldgier verdanken«, erklärte Romero.
»Es liegt ihnen im Blut – im Herzen hassen sie uns arme Leute genauso wie wir sie hassen. Bei diesem Mann ist es etwas anderes, Miguel«, entgegnete Zveri. »Er ist so sehr für unsere Sache gewonnen worden, dass er seinen eigenen Vater hintergehen würde, um uns zu nützen, im Übrigen tut er es bereits.« Über die Lippen Zora Drinovs huschte ein leichtes, höhnisches Lächeln, das von den anderen nicht bemerkt wurde. Über diese Beschreibung des letzten Mitgliedes der Expedition, das noch nicht beim Treffpunkt angelangt war, konnte sie innerlich nur spotten. Miguel Romero, der Mexikaner, war noch nicht ganz überzeugt. »Ich kann mit Gringos nichts anfangen, mögen sie herkommen wo sie wollen«, sagte er.
Zveri hob abermals die breiten Schultern. »Unsere persönlichen Abneigungen haben nichts zu sagen«, verwies er den anderen. »Für uns geht es darum, unsere Interessen in aller Welt durchzusetzen. Wenn Colt ankommt, müssen wir ihn als einen der unseren behandeln. Außerdem dürfen wir niemals vergessen, dass wir ohne die Amerikaner und ihr dreckiges Geld nichts erreichen können, so sehr wir auch das Land und alle seine Leute verachten.«
»Ihr Wohlstand wächst aus dem Blut und dem Schweiß der Unterdrückten«, knurrte Romero.
»Das stimmt«, warf Raghunath Jafar ein. »Wie spaßig, dass gerade dieser Wohlstand benutzt wird, um die gleichen Länder zu unterwühlen und zum Einsturz zu bringen, sodass die Unterdrückten schließlich doch noch zu dem Ihren kommen.«
»Genau dieser Ansicht bin ich auch«, sagte Zveri. »Gerade amerikanisches Gold verwende ich am liebsten zur Förderung unserer guten Sache – und danach englisches Gold.«
»Was kann uns der Reichtum dieses einzelnen Amerikaners schon nützen?«, wollte Zora wissen. »Und mag er noch so reich sein – es ist ein Nichts, verglichen mit dem, was wir brauchen, um unser Ziel zu erreichen. Was bedeutet sein Verrat gegenüber dem, den andere vor ihm der Welt gegenüber begangen haben? So genommen ist der Mann winzig wie ein Tropfen in einem Eimer.«
»Du sprichst so, als täte dir diese Tatsache leid«, sagte eine ruhige Stimme über ihre Schulter.
Die Frau fuhr geschwind herum. »Oh, bist du das, Scheik Abu Batn?«, fragte sie, als sie den dunkelhäutigen Araber erkannte, der von seinem Zelt herübergekommen war.
»Und was sollten wir tun?«, warf Zveri gutgelaunt ein.
»Wir könnten den Versuch unternehmen, uns das Gold von Opar anzueignen«, schlug sie vor. »Wenn Kitembo recht behält, müsste man dort genügend Gold finden, um mindestens ein Dutzend solcher Unternehmungen zu finanzieren, wie du sie jetzt planst.«
»Ich habe mir ganz ähnliche Gedanken gemacht«, meinte Raghunath Jafar.
Zveri blickte finster vor sich hin. »Vielleicht wäre es besser, wenn einer von euch die Führung der Expedition übernähme«, meinte er barsch. »Ich weiß jedoch, was ich tue, und brauche meine Pläne mit niemandem durchzusprechen. Wenn ich es für richtig halte, Anordnungen zu treffen, werdet ihr es rechtzeitig erfahren. Kitembo hat seine Anweisungen bereits erhalten. Inzwischen sind die Vorbereitungen getroffen worden, um eine Expedition von mehreren Tagen nach Opar zu unternehmen. Die übrigen Mitglieder der Gruppe sind an diesen Vorgängen genauso interessiert und jeder von uns trägt das gleiche Risiko, Zveri, schnappte Romero ein. Wir müssen zusammenarbeiten – aber nicht als Herr und Sklaven.«
»Du wirst bald merken, wer hier der Herr ist«, höhnte Zveri in hässlichem Tonfall.
»Oh ja«, gab Romero im gleichen Ton zurück.
Zveri sprang auf und riss einen Revolver aus der Tasche. Er richtete die Waffe auf Romero. Sofort sprang Zora dazwischen und schlug ihm den Arm hoch.
»Bist du verrückt, Zveri?!«, schrie sie.
»Misch dich nicht ein, Zora. Das ist meine Angelegenheit. Ich will den Fall sofort erledigen. Ich bin hier der Chef und werde keine Verräter in meinem Lager dulden. Tritt beiseite.«
»Nein!«, sagte sie vehement. »Miguel hat ebenso unrecht gehandelt wie du. Wenn es jetzt zum Blutvergießen kommt – unser eigenes Blut! –, haben wir keine Möglichkeit mehr, unseren Auftrag erfolgreich durchzuführen. Ein Zusammenstoß zwischen euch beiden würde Furcht und Argwohn gebären. Die Schwarzen hätten keine Achtung mehr vor uns. Sie würden bald bemerken, dass wir untereinander uneinig sind. Außerdem ist Miguel nicht bewaffnet. Wenn du auf ihn schießt, kommt die Tat einem feigen Mord gleich. Damit ziehst du dir nur die Verachtung aller anständigen Mitglieder dieser Expedition zu.«
Sie hatte schnell und eindringlich in ihrer Muttersprache auf den Mann eingeredet. Diese Sprache verstanden nur Zveri und Zora selbst. Die anderen Mitglieder der Gruppe verstanden sie nicht. Danach wendete sich Zora wieder zu Miguel um und sprach auf Englisch mit ihm.
»Du hast nicht recht gehandelt, Miguel«, meinte sie begütigend. »Jede größere Gruppe muss einen verantwortlichen Kopf haben. Kamerad Zveri ist auserwählt worden, die Verantwortung zu übernehmen. Er bedauert gewiss, dass er sich vom Zorn hinreißen ließ. Sage ihm, dass du deine Worte bereust. Darin werdet ihr euch die Hände schütteln und die Angelegenheit vergessen.«
Romero zögerte einen Augenblick. Dann streckte er Zveri die Hand hin.
»Ich bedaure es«, sagte er.
Der andere ergriff die ihm dargebotene Hand und verbeugte sich steif.
»Wir wollen es vergessen, Kamerad«, sagte er. Der Missmut aber blieb auf seinem Gesicht. Und auch die Miene des Mexikaners hellte sich nicht auf.
Hoch oben in den Bäumen gähnte der kleine Nkima und schwang sich mit Hilfe des Schwanzes zu einem anderen Zweig hinüber. Seine Neugier war befriedigt. Er wusste alles über diese Feinde, was ihn betraf. Er brauchte sich nicht länger um sie zu kümmern. Indessen war ihm klar, dass sein Herr und Meister schnellstens von der Gegenwart dieser Menschen erfahren musste. Der Gedanke daran erinnerte das Äffchen an seinen Kummer und seine große Sehnsucht nach Tarzan. Mit neuem Entschluss machte sich Nkima auf den Weg, um ihn zu suchen. Für den Augenblick war ihm diese Absicht wie eine Lebensaufgabe. Das bedeutete indessen nicht, dass vielleicht in einer halben Stunde nicht schon irgendein kleines Vorkommnis seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und ihn von der ursprünglichen Aufgabe wieder ablenken konnte.
Der Nachmittag ging zu Ende. In der Ferne brüllte ein Löwe. Ein Schauer rann Nkima über den Rücken. In Wirklichkeit fürchtete er sich kaum. Denn er wusste genau, dass ihn hier oben in den Baumwipfeln kein Löwe erreichen konnte.
Ein junger Mann, der gleich hinter den ersten Jägern an der Spitze einer Safari marschierte, hob den Kopf und lauschte.
»Der Löwe kann nicht weit entfernt sein, Tony«, meinte er.
»Nein, Herr, er ist verdammt nahe«, erwiderte der Philippino.
»Du wirst es dir abgewöhnen müssen, mich immer mit Herr anzureden, bevor wir die anderen treffen, Tony«, ermahnte ihn der junge Mann.
Der Philippino grinste. »Geht in Ordnung, Kamerad«, versicherte er. »Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, jeden Mann mit Herr anzureden, dass mir die Umstellung schwerfällt.«
»Ich fürchte, dann bist du kein besonders guter Verfechter unserer Sache, Tony.«
»Oh, das bin ich gewiss«, versicherte der Philippino pathetisch. »Wozu wäre ich sonst hier? Glauben Sie vielleicht, ich bin gerne in dieses gottverdammte Land voller Löwen, Ameisen, Schlangen, Mücken und Moskitos gekommen?«
Hoch oben in den Bäumen kreuzte ein kleiner Affe den Weg der Safari. Das Tierchen verhielt einen Augenblick und schaute auf die Menschen herab. Dann nahm es seinen Weg in der entgegengesetzten Richtung auf.
Eine halbe Stunde später brüllte der Löwe abermals. Dieses Mal dröhnte seine donnernde Stimme so nahe und so unerwartet durch den stillen Dschungel, dass der kleine Nkima beinahe aus dem Baum gefallen wäre, durch den er gerade kletterte.
Ein riesiger Löwe mit prächtiger Mähne trat auf die kleine Lichtung, direkt unter den Baum, in dem der zitternde Nkima hing. Noch einmal ließ er seine machtvolle Stimme ertönen, dass die Erde unter seinem drohenden Ruf zu erzittern schien. Nkima schaute auf den Löwen hinunter und hörte plötzlich mit Schimpfen auf. Stattdessen hüpfte er aufgeregt auf seinem Ast herum, schnatterte und schnitt allerlei Grimassen. Numa, der Löwe, schaute zu ihm hinauf. Und dann geschah etwas Seltsames. Das Äffchen hörte auf zu schnattern und ließ einen leisen, ganz bestimmten Laut hören. Die Augen des Löwen, die bis dahin verächtlich dreingeblickt hatten, nahmen einen neuen und beinahe sanften Ausdruck an. Er machte einen krummen Buckel und rieb sich gemächlich an dem Stamm des Baumes. Dabei schnurrte er leise wie eine zärtliche Katze. Inzwischen hastete der kleine Nkima von Ast zu Ast immer tiefer herab. Mit einem letzten, raschen Sprung landete er auf dem Rücken des Königs der Tiere und klammerte sich an dessen dicker Mähne fest.
Beim Anbruch des nächsten Tages wurde es in dem Lager der Verschwörer sehr lebendig. Jetzt hatten die Beduinen keine Zeit für ihren Kaffee. Die weißen Männer legten ihre Karten beiseite und die Gallakrieger frönten nicht mehr ihrem Minkala.
Zveri saß hinter einem Klapptisch und teilte seine Leute ein. Zora und Raghunath Jafar halfen ihm, Patronen an die Männer auszugeben, die sich in einer langen Schlange an dem Tisch vorbeischoben. Miguel Romero und die beiden übrigen Weißen beaufsichtigten die Verteilung der Lasten unter die Träger. Der wilde, schwarze Kitembo schoss unter seinen Leuten hin und her. Hier scheuchte er Müßiggänger von dem verspäteten Frühstück auf und dort ließ er die bereits mit Munition versehenen Neger in Gruppen antreten. Abu Batn, der Scheik, saß in einiger Entfernung inmitten seiner sonnenverbrannten Krieger. Die Beduinen waren zu jeder Minute des Tages aufbruchbereit und beobachteten mit einiger Verachtung die langwierigen und aufgeregten Vorbereitungen ihrer Begleiter.
»Wie viele Leute wirst du zur Bewachung des Lagers zurücklassen?«, fragte Zora.
»Du bleibst mit Kamerad Jafar zurück. Ihr tragt die Verantwortung während meiner Abwesenheit«, erwiderte Zveri. »Eure persönlichen Diener und zehn Askaris bleiben als Lagerwache bei euch.«
»Das genügt bei weitem«, gab Zora zurück. »Hier droht uns keine Gefahr.«
»Nein«, stimmte Zveri zu, »jetzt nicht. Aber wenn dieser Tarzan hier wäre, könnte die Lage leicht gefährlich werden. Ich habe mit allen Mitteln versucht, seinen Aufenthalt festzustellen und herausgefunden, dass er nicht hier ist. Danach erst habe ich mich dazu entschlossen, unser Ausgangslager in diese Gegend zu legen. Ich bin darüber informiert worden, dass er für lange Zeit fortgegangen ist. Er beteiligte sich an einer verrückten Luftschiffexpedition, von der man nie wieder etwas gehört hat. Man darf mit Sicherheit annehmen, dass er nicht zurückkommt.«
Nachdem der letzte Neger seine Patronen empfangen hatte, versammelte Kitembo seine Stammesmitglieder in einiger Entfernung von den übrigen Teilnehmern der Expedition. Dort hielt er seinen Leuten mit gesenkter Stimme eine Rede. Sie gehörten zum Stamme der Basembo und Kitembo, ihr Häuptling, redete mit ihnen im heimatlichen Dialekt.
Kitembo hasste alle Weißen. Die Fremden hatten das Land besetzt, das seinem Volke seit undenklichen Zeiten Heimat gewesen war. Und da Kitembo, der erbliche Häuptling des Stammes, sich der Fremdherrschaft widersetzte, hatten die Weißen ihn aus seinem Amte entfernt. Zurzeit leitete ein unterwürfiger Kriecher die Geschicke seines Stammes, der den fremden Herrschern genehm war.
Für Häuptling Kitembo waren alle Weißen Teufel. Er war wild und grausam und hatte einen verräterischen Charakter. In der Zusammenarbeit mit Zveri sah er nur eine günstige Gelegenheit, sich an den Weißen zu rächen. Nur deshalb hatte er eine größere Anzahl Krieger um sich versammelt, um mit ihnen an diesem Unternehmen teilzunehmen, das nach Zveris Versprechungen die Fremden für immer aus dem Lande treiben sollte. Dann sollte Kitembo zu noch größerer Macht und zu noch weiterem Einfluss gelangen, als ein Basembohäuptling es jemals zuvor erreicht hatte.
Es fiel Kitembo allerdings nicht immer leicht, seine Männer bei der Stange zu halten. Seit der Besetzung seines Landes durch die Weißen waren seine Macht und sein Einfluss erheblich gesunken. Das führte soweit, dass verschiedene Krieger, die in früheren Zeiten gehorsam wie Sklaven waren, nun seine Autorität anzuzweifeln wagten. Solange die Expedition nichts weiter als kurze Märsche, ruhige Lager und genügend Verpflegung mit sich brachte, waren Widersprüchlichkeiten nicht vorgekommen. Die Schwarzen von der Westküste, die weniger kriegerisch waren als die Basembos, und andere Neger hatten als Träger die härteste Arbeit leisten müssen. Nun aber, da, wie es schien, die ersten Kämpfe bevorstanden, wollten einige von Basembos Männern durchaus wissen, wofür sie in den Kampf ziehen und was für sie dabei herauskommen sollte. Keiner von ihnen hatte besondere Lust, seine Haut zu Markte zu tragen, nur damit der weiße Zveri oder der schwarze Kitembo dadurch zu Ruhm, Ansehen und Reichtum kam.
Um diese unzufriedenen Zweifler zu beruhigen, hielt Kitembo jetzt seinen Kriegern eine Rede. Er versprach ihnen reiche Beute, wenn sie gehorsam blieben und drohte für eine etwaige Meuterei schreckliche Strafen an. Zveri und die anderen weißen Mitglieder der Gruppe wären erstaunt gewesen, hätten sie den Basembodialekt verstanden und gehört, was der Häuptling seinen Kriegern als Belohnung und Beute versprach. Mehr noch als durch diese Versprechungen wurden die schwarzen Krieger durch Angst und Furcht vor den Grausamkeiten des Häuptlings in Zucht gehalten.
Unter den übrigen schwarzen Teilnehmern an der Expedition befanden sich Männer aus verschiedenen Stämmen, die wegen ihrer Verbrechen ausgestoßen worden waren. Darüber hinaus gab es eine beträchtliche Anzahl von Trägem, die man auf dem normalen Wege angeworben hatte, um an einer nach außen hin als wissenschaftlich getarnten Expedition teilzunehmen. Für Abu Batn und seine Krieger gab es zwei Gründe, Zveri wenigstens vorübergehend die Treue zu halten. Wie immer waren die Beduinen auf Beute aus. Außerdem aber veranlasste sie ihr Hass gegen alle Weißen, bei diesem Unternehmen dabei zu sein. Der fremde Einfluss in ihrer Heimat und in den umliegenden Ländern, die sie als ihre angestammte Domäne betrachteten, hatte sie zu Zveris Gefolgsleuten gemacht.
Von den Weißen, die Zveri begleiteten, hätte man annehmen sollen, dass sie nur von edlen, wahrhaft menschlichen Beweggründen dazu angetrieben worden seien. Jedoch muss festgehalten werden, dass ihr Anführer öfter von den Möglichkeiten, sich persönlichen Reichtum und Macht zu erringen sprach, als von den Rechten der Unterdrückten oder der Brüderlichkeit unter allen Menschen.
Es war also eine recht lose zusammengewürfelte, dennoch nicht gerade schwache Expedition, die sich an diesem lieblichen Morgen aufmachte, um die Schatzkammern von Opar zu erobern.
Zora Drinov schaute den abmarschierenden Männern nach. Ihre schönen, klaren Augen ruhten auf der Gestalt Peter Zveris, bis er ihrem Blick entschwand. Die Kolonne zog ein Stück am Flussufer hinauf und verschwand im finsteren Dschungel.
Stand hier eine Frau, die mit ängstlichem Zagen den Geliebten unbekannten Abenteuern entgegenziehen sah, oder...
»Vielleicht kehrt er nie mehr zurück«, sagte eine ölige Stimme dicht hinter Zoras Rücken.
Sie fuhr herum und sah sich den halbgeschlossenen Augen Raghunath Jafars gegenüber.
»Er wird zurückkehren, Kamerad«, sagte sie bestimmt. »Peter Zveri kehrt immer zu mir zurück.«
»Du scheinst seiner sehr sicher zu sein«, meinte der Mann hinterlistig.
»Ganz sicher«, erwiderte Zora. Sie ging zu ihrem Zelt.
»Warte«, sagte Jafar.
Sie blieb stehen und drehte sich abermals um. »Was willst du von mir?«, fragte sie.
»Ich will dich«, gab er zurück. »Was hast du von diesem linkischen Kerl, Zora? Was versteht er schon von Liebe und Schönheit? Ich weiß dich richtig einzuschätzen, schöne Blume des Morgens. Mit mir zusammen würdest du die höchsten Freuden der vollkommenen Liebe erleben, denn ich bin ein Meister des Liebeskultes. Ein Tier wie Zveri würde dich nur entehren.«
Zora unterdrückte das Gefühl des Ekels und Abscheus. Sie wollte den Mann nicht merken lassen, was sie dachte. Denn die Expedition konnte viele Tage unterwegs sein. Während dieser Zeit war sie praktisch allein mit Jafar im Lager zusammen. Die wenigen Schwarzen kümmerten sich wahrscheinlich überhaupt nicht um die Beziehungen einer weißen Frau zu einem fremden Manne. Dennoch war Zora entschlossen, den Annäherungsversuchen des Inders ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
»Du spielst mit dem Tod, Jafar«, sagte sie ruhig. »Ich bin nicht hier, um mich in Liebesgeschichten einzulassen. Wenn Zveri erfährt, was du mit mir vorhast, wird er dich auf der Stelle töten. Erlaube dir nie wieder, mit mir so wie eben zu sprechen.«
»Es wird nicht mehr nötig sein«, erwiderte der Hindu hintergründig. Seine halbverschlossenen Augen wichen nicht von Zora Drinov. Eine Minute lang standen sie so voreinander. Zora Drinov fühlte eine seltsame Schwäche in ihren Gliedern und vermochte sich kaum noch aufrecht zu halten. Sie kämpfte gegen diese Schwäche an. Ihre ganze Willenskraft warf sie dem Manne entgegen. Plötzlich vermochte sie ihren Blick von seinem Blick loszureißen. Sie hatte gesiegt. Der Sieg aber ließ sie ihre eigene Schwäche erkennen. Sie zitterte wie nach einem schweren Kampf. Schnell drehte sie sich um und lief zu ihrem Zelt hinüber. Sie wagte es nicht zurückzuschauen, um nicht noch einmal der seltsamen Kraft dieser beiden unergründlichen Augen ausgesetzt zu sein. Raghunath Jafar schaute ihr nach. Weil Zora sich nicht umdrehte, sah sie nicht das ölige Lächeln der Zufriedenheit, das um die lüsternen Lippen des Hindu spielte. Sie hörte auch nicht wie er flüsternd wiederholte: »Es wird nicht mehr nötig sein!«
Langsam schob sich die Expedition auf dem Pfad entlang, der zu dem Fuß eines steilen Bergabsturzes, der unteren Grenze eines trockenen Hochplateaus, führte. Jenseits dieser Hochebene befinden sich die uralten Ruinen von Opar.
Weit im Westen suchte um die gleiche Zeit Wayne Colt den Weg zum Hauptlager der Verschwörer. Südlich davon ritt ein kleiner Affe auf dem Rücken eines großen Löwen. Von diesem sicheren Platz aus rief das Äffchen mit schriller Stimme allen Dschungelbewohnern die ärgsten Beleidigungen zu. Lautlos, aber von der gleichen Verachtung für alles andere Getier erfüllt wie das Äffchen auf seinem Rücken, schritt der mächtige Löwe hochmütig gegen den Wind den Pfad entlang. Er war sich seiner Macht bewusst und wusste, wie sehr ihn alle anderen fürchteten. In der Nähe des Pfades graste eine Antilopenherde. Das Leittier fing die scharfe Witterung der Riesenkatze auf. Die Tiere begannen nervös durcheinander zu laufen. Als der Löwe jedoch in Sicht kam, ging die Herde nur einige Schritte beiseite und machte ihm Platz. Noch während der Löwe zu sehen war, begannen die Antilopen wieder zu grasen. Numa, der Löwe, war satt und die Antilopen wussten, dass man Numa nicht zu fürchten brauchte, wenn er einen wohlgefüllten Magen hat. So wissen die Tiere der Wildnis viele Dinge, die dem Menschen mit seinen abgestumpften Sinnen verborgen bleiben. Auch andere Tiere, die sich in weiterer Entfernung befanden, fingen die Witterung des Löwen auf. Auch sie begannen sich nervös zu bewegen. Jedoch war ihre Furcht weitaus geringer als der erste Schrecken, der die Antilopen befallen hatte. Diese anderen Tiere waren die Riesenaffen vom Stamme des To-yat, dessen mächtige Bullen sich selbst vor Numa durchaus nicht zu fürchten brauchten. Für die Weiber mit den kleinen Balus lag jedoch Grund zu Besorgnis vor.
Als das Raubtier immer näherkam, wurden die Mangani unruhiger und reizbarer. To-yat, der König des Stammes, schlug sich wild auf die Brust und entblößte die riesigen Fangzähne. Ga-yat reckte die mächtigen Schultern und begab sich an den äußersten Rand der Lichtung, wo er der nahenden Gefahr am nächsten war. Zu-tho stampfte wütend auf seinen schwieligen Füßen einher. Die Affenweiber riefen ihre Balus herbei. Viele von ihnen brachten sich auf den unteren Ästen mächtiger Bäume in Sicherheit. Andere von ihnen hielten sich in der Nähe von Baumstämmen zu sofortiger Flucht bereit.
Bei diesem Stand der Entwicklung fiel plötzlich ein fast nackter, weißer Mann aus dem dichten Laubwerk eines Baumes und stand inmitten der Riesenaffen. Die Tiere waren so nervös und wütend, dass sie mit Gebrüll das verhasste Menschenwesen anfallen wollten. Der Affenkönig stürmte an der Spitze der ganzen Herde herbei.
»To-yat hat ein sehr schlechtes Gedächtnis«, sagte der Mann in der Sprache der Mangani, der Riesenaffen. Einen Augenblick zögerte der Anführer. Vielleicht war er überrascht, die Laute seines Stammes von den Lippen eines Menschenwesens zu hören.
»Ich bin To-yat!«, knurrte er. »Ich töte!«
»Ich bin Tarzan«, erwiderte der Mann. »Ich bin ein mächtiger Jäger und starker Kämpfer. Ich komme in Frieden.«
»Ich töte! Ich töte!«, schrie To-yat. Und die anderen riesigen Bullen schoben sich mit entblößten Fangzähnen drohend näher heran.
»Zu-tho! Ga-yat!«, schrie der Mann. »Ich bin es, Tarzan, der Affenmensch.«
Aber die Bullen waren nervös und erschrocken zu gleicher Zeit. Die Witterung des Löwen stand stark in ihren Nüstern. Hinzu kam der Schreck über Tarzans plötzliches Auftauchen. Die Riesenaffen waren einer Panik nahe.
»Töten! Töten!«, schrien sie durcheinander. Dennoch griffen sie nicht sofort an. Vielmehr kamen sie langsam näher heran. Dabei steigerten sie sich gegenseitig in eine wilde Wut hinein, die plötzlich in einen Blutrausch ausbrechen konnte, den kein lebendes Wesen überstehen würde. Gewiss wären dann selbst von Tarzan nicht mehr als ein paar blutige Fetzen übriggeblieben.
Der schrille Schrei von den Lippen einer großen, dicht behaarten Affenmutter mit einem winzigen Balu auf dem Rücken übertönte das Gebrüll der Bullen.
»Numa!«, schrillte sie und brachte sich mit mächtigen Sätzen im Geäst des nächsten Baumes in Sicherheit. Sofort suchten auch die übrigen Affenweiber mit den Kindern ihr Heil in der Flucht. Sie verschwanden in den Bäumen so schnell sie konnten. Die Affenbullen richteten ihre Aufmerksamkeit auf die neue Drohung und vergaßen den Menschen. Der Anblick, der sich ihnen bot, brachte sie noch mehr durcheinander. Ein mächtiger, gelber Löwe kam direkt auf sie zu. Seine runden, gelbgrünen Augen flammten vor Wildheit. Auf dem Rücken des Löwen aber hockte ein kleiner Affe, der den riesigen Bullen wüste Beschimpfungen entgegenschrie. Dieser Anblick war zu viel für die Affen vom Stamme des To-yat. Der Anführer wendete sich als erster zur Flucht. Mit einem Brüllen, dessen wilder Ton ihm wenigstens einen Teil seiner Selbstachtung erhalten sollte, sprang er den nächsten Baumstamm hinauf. Sofort folgten ihm die anderen und flohen. Der weiße Riese stand dem wütenden Löwen allein gegenüber.
Der König der Tiere näherte sich dem Menschen mit sprühenden Augen. Er senkte den Kopf und drückte sich flach an den Boden. Der Schweif war ausgestreckt und peitschte die Zweige des Gebüsches. Da sprach der Mann ein einziges Wort. Er flüsterte fast. Seine Stimme war nicht weiter als über einige Meter zu hören. Dennoch hob der Löwe sofort den Kopf. Der schreckliche Glanz in seinen Augen verschwand. Im gleichen Augenblick stieß der kleine Affe einen schrillen Schrei des Wiedererkennens und der Freude aus. Er sprang über Numas Kopf und war mit drei lächerlichen Sätzen auf der Schulter des Mannes angelangt. Die dünnen Arme klammerten sich um den bronzenen Hals.
»Lieber kleiner Nkima!«, flüsterte Tarzan. Die weiche Wange des Äffchens presste sich gegen sein Gesicht.
Der Löwe schritt majestätisch näher heran. Er beschnüffelte die nackten Beine des Mannes, rieb den Kopf an seiner Hüfte und ließ sich zu seinen Füßen nieder.
»Jad-bal-ja!«, begrüßte ihn der Affenmensch.
Von ihrer sicheren Zuflucht in den Bäumen herab beobachtete To-yat mit seinem Stamm die Szene. Angst und Wut der Riesenaffen ließen nach.
»Es ist Tarzan«, sagte Zu-tho.
»Ja, es ist Tarzan«, fiel Ga-yat ein.
To-yat knurrte. Er mochte Tarzan nicht leiden. Er fürchtete den Affenmenschen. Angesichts dieses neuen Beweises für die seltsamen Kräfte des großen Tarmangani wuchs seine Furcht noch mehr.
Eine Weile lauschte Tarzan dem raschen Schnattern des kleinen Nkima. Das Äffchen erzählte ihm von den fremden Tarmangani und den vielen Gomangani, den schwarzen Kriegern, die in das Land eingedrungen waren, das dem Herrn des Dschungels gehörte.
Die Riesenaffen bewegten sich rastlos in den Ästen hin und her. Sie wollten gerne herabklettern. Aber sie fürchteten Numa. Die großen Bullen waren zu schwer, um durch die Äste von Baum zu Baum zu klettern, wie es die kleineren Affenarten zu tun pflegen. Die Riesenaffen vermochten ihren Standort nicht zu ändern, solange Numa in der Nähe war.
»Geht fort!«, rief To-yat, der Affenkönig. »Geht fort und lasst die Mangani in Frieden.«
»Wir gehen gleich«, erwiderte der Affenmensch. »Ihr braucht euch indessen vor Tarzan und dem Goldlöwen nicht zu fürchten. Wir sind eure Freunde. Ich habe Jad-bal-ja gesagt, dass er euch nichts zuleide tun darf. Ihr könnt ruhig herunterkommen.«
»Wir bleiben in unseren Bäumen bis ihr fort seid«, sagte To-yat. »Der Löwe könnte sich vergessen.«
»Du hast Angst«, sagte Tarzan verächtlich. »Zu-tho oder Ga-yat würden keine Furcht zeigen.«
»Zu-tho fürchtet sich vor überhaupt nichts«, brüstete sich der große Bulle.
Ohne ein Wort kletterte Ga-yat kühn von seinem Baum herunter, der ihm Zuflucht geboten hatte. Er war von seiner eigenen Kühnheit nicht besonders begeistert und zögerte sogar ein wenig. Trotzdem näherte er sich Tarzan und Jad-bal-ja, dem Goldlöwen. Seine Stammesbrüder erwarteten, dass der Löwe im nächsten Augenblick angreifen und den Kühnen in Stücke reißen werde. Der Goldlöwe lag zu Füßen Tarzans und beobachtete jede Bewegung des rauhaarigen Affenbullen. Der Herr des Dschungels beobachtete seinerseits Numa. Niemand wusste besser als er, dass ein Löwe immer ein Löwe bleibt, mag er noch so sehr an Gehorsam gegenüber seinem Herrn gewöhnt werden. Während all der Jahre ihrer Freundschaft, seit Ja-bal-ja ein kleiner fleckiger Fellball gewesen war, hatte Tarzan niemals Grund gehabt, an seiner Treue zu zweifeln. Aber es hatte auch schon Zeiten gegeben, da es für ihn schwierig und sogar gefährlich war, die wilden, ererbten Instinkte der riesigen Bestie zu unterdrücken.