Termine zur ganzen halben Frau - Gabriele Kox - E-Book

Termine zur ganzen halben Frau E-Book

Gabriele Kox

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Beschreibung

Isabell Fox, auch Isa genannt, ist eine gesunde und zufriedene Frau. Auch nach dem Tod ihres Mannes führt sie ein entspanntes und erfülltes Leben. Doch plötzlich und ohne Vorwarnung wird ihr der Boden unter den Füßen weggerissen, als sie die erschütternde Diagnose Brustkrebs erhält. Von diesem Tag an durchlebt sie unvorstellbare Qualen, die sie nur durch die bedingungslose Unterstützung ihrer besten Freundin und ihres Sohnes bewältigen kann. Nachdem die akute Krebsbehandlung bei Isabell Fox nach zwölf Monaten erfolgreich behandelt worden war, zählte sie sich zu den glücklichsten Frauen. Leider erinnert sie sich aufgrund der Auswirkungen der Chemotherapie täglich an die heimtückische Krankheit, da sie aufgrund der daraus resultierenden Polyneuropathie nicht mehr in der Lage ist, die täglichen Aufgaben schrittweise zu erledigen. Sie hat auch nach fünf Jahren noch Angst, erneut zu erkranken, obwohl alle Nachuntersuchungen unauffällig waren.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Über die Autorin

Zum Buch

Widmung/Danke …

Der Knoten

Besuch beim Gynäkologen

Termin zur Mammographie

Ergebnis Brustkrebs

Biopsie

Ergebnis Biopsie

Kardiologe

Offenbarung an Sohn Denis

Aufklärung Myokardszintigraphie

Linksschenkelblock

Brustoperation

Staging-Untersuchungen

Weihnachten

Silvester

Implantation Portkatheter

Behandlungsplan Chemotherapie

Portkatheter

Staging-Untersuchung

Knochenszintigraphie

Beginn Chemotherapie

Nebenwirkungen Chemotherapie

Haare ab

Nebenwirkungen Chemotherapie

Zweite Chemotherapie

Vorletzte Chemotherapie

Letzte Chemotherapie

Blutabnahme

Paclitaxel/Taxol

Abschlussgespräch

Abschlussparty

Vorbereitung Strahlentherapie

Strahlentherapie

Abschlussgespräch Strahlentherapie

Gesund oder krank!

Erklärung medizinische Begriffe

Cover

Titel

Termine zur

ganzen halben Frau

Gabriele Kox

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek: Die Deutsche National-bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage: März 2024

Impressum

Texte und Covergestaltung:

Copyright © 2025 Gabriele Kox

Druck und Verlag:

epubli – ein service der neopubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Über die Autorin

Gabriele Koxwurde 1961 in Düsseldorf geboren. Sie absolvierte 1980 eine Ausbildung zur Bürokauffrau in einem großen Unternehmen in Düsseldorf, in dem sie über vierzig Jahre tätig war. Seit 2008 lebt Gabriele Kox in Hilden im Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen und genießt seit 2024 das Rentendasein. Im Jahre 2013 entdeckte Gabriele Kox erstmals die Lust am Schreiben.

Zum Buch

Termine zur ganzen halben Frau – eine wahre Geschichte.

Isabell Fox, auch Isa genannt, ist eine gesunde und zufriedene Frau. Auch nach dem Tod ihres Mannes führt sie ein entspanntes und erfülltes Leben. Doch plötzlich und ohne Vorwarnung wird ihr der Boden unter den Füßen weggerissen, als sie die erschütternde Diagnose Brustkrebs erhält. Von diesem Tag an durchlebt sie unvorstellbare Qualen, die sie nur durch die bedingungslose Unterstützung ihrer besten Freundin und ihres Sohnes bewältigen kann.

Im Mai 2016 veröffentlichte sie ihren ersten Roman

„DU lässt mich nicht im Regen stehen“

Ihr zweites Buch

„Irrer Irrtum“

veröffentlichte sie im Jahre 2018.

Ihr drittes Buch

„Tatort an der Kö-Verlängerung“

veröffentlichte sie im Jahre 2023

„Termine zur ganzen halben Frau“

ist ihr viertes Buch.

Widmung/Danke …

… Evelyn J.,

eine befreundete Ärztin, deren Unter-stützung bei der Erstellung der in den Fußnoten angegebenen Übersetzungen maßgeblich war.

… Manfred M.,

für die wertvollen Vorschläge und hilf-eichen Kommentare zum Text.

… Phillip U.,

der mir bei der technischen Umsetzung behilflich war.

… Rebecca M.,

meine Tochter, für die unbezahlbaren Ratschläge.

Ohne Eure Hilfe wäre dieses Buch nicht fertig.

Der Knoten

Trotz der rutschfesten Fliesen betrat Isabell vorsichtig die Dusche. Sie stellte mit dem Regler die für sie passende Temperatur ein. Als das Wasser auf ihren Körper prasselte, fühlte sie sich entspannt. Isabell neigte ihren Kopf nach hinten und wischte sich mit beiden Händen die feuchten Haare aus dem Gesicht. Dann betrachtete sie jedes Detail des neuen Badezimmers und verwöhnte dabei ihren Körper mit dem wohlduftenden Schaum einer bekannten Kosmetikserie.

Als sie an ihren üppigen Brüsten angekommen war, vollzog sie denselben Handgriff wie immer. Isabell umfasste die Duschstange, um mit der freien Hand ihren Busen abzutasten. Zunächst begann sie mit dem inneren Rand und ging anschließend spiralförmig bis zur Brustwarze vor. Mit sanftem Druck bewegten sich ihre Finger über die horizontalen Ebenen. Sie führte ein mehrmaliges, systematisches Abtasten der rechten Brust durch. Nachdem sie kurz pausiert hatte, platzierte Isabell ihre Finger wieder auf die Stelle, die sich anders anfühlte. Etwas, das ihrer Meinung nach dort nicht hingehörte, spürte sie unter ihren Fingerkuppen. Pure Angst stieg in ihr hoch. Ihr Herz klopfte heftig gegen ihren Brustkorb, als wolle es aus ihrem Körper entkommen. Für einen Moment überlegte sie, das Fremde einfach zur Mundöffnung zu schieben, um ihm einen Weg nach draußen zu ebnen. Aber das wäre zu simpel gewesen, nach dem Prinzip: hochschieben, herauslassen und weg.

Der Eindringling in ihrer Brust warf einen Schatten auf das Glücksgefühl, das ihren Körper eben noch durchflutet hatte. Sie dachte daran, dass die Welt vor wenigen Minuten noch in Ordnung gewesen war.

Und jetzt? Zuerst verspürte sie Hitze, dann Kälte und gleichzeitig wurde ihr schlecht.

Nachdem Isabell sich abgetrocknet und angekleidet hatte, ging sie mit langsamen Schritten ins Schlafzimmer. Sie setzte sich verzweifelt auf den Bettrand und dachte darüber nach, was sie tun würde, wenn bei ihr Krebs festgestellt werden würde. Der bloße Gedanke, dass sie sterben könnte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie weinte hemmungslos. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, dachte sie an ihre beste Freundin und an ihren einzigen Sohn.

Denis war ein guter Junge, aber für sein Alter von dreiunddreißig Jahren viel zu sensibel. Falls er erst einmal realisieren würde, dass seine Mutter an einer tödlichen Krankheit litt, würde ihn das wahrscheinlich völlig aus der Bahn werfen. Gabi hingegen war eine starke Persönlichkeit. Isabell kannte die Verlässlichkeit ihrer besten Freundin, mit der sie bereits im Sandkasten gespielt hatte. Folglich war sie die erste Person, bei der Isabell anrief.

„Hi Isa. Ich freue mich, dass du dich auch mal wieder meldest“, sagte Gabi, als sie die Nummer auf dem Display erkannte.

„Gabi, ich habe einen Kno …“, versuchte Isabell, ihre Freundin zu informieren.

„Was hast du?“

„Rechte Seite. Etwas hat sich da eingenistet.“

„Was meinst du?“

„Bei der routinemäßigen Untersuchung meiner Brüste habe ich eine Veränderung gespürt.“

„In deiner Brust?“

„Mensch! Was ist daran so schwer zu begreifen, wenn ich sage, dass ich einen Knoten in der Brust habe?“, drang eine aggressive Stimme an Gabis Ohr.

„Von einem Knoten hast du aber nicht gesprochen. Lediglich von einem Kno …!“

„Ich werde sterben. Kannst du bitte kommen?“, jammerte Isabell leicht panisch.

Gabi versicherte, dass sie schon unterwegs sei.

Nachdem der Anruf beendet war, hallte das Wort „Knoten“ in ihrem Kopf nach. Dies hatte zur Folge, dass sie die Kontrolle verlor und aus Angst um ihre Freundin verzweifelt weinte.

„Was hast du am Telefon mit Kno … gemeint?“, hakte Gabi nach, als Isabell ihr die Türe öffnete.

„Ich habe einen Knoten in meiner Brust getastet. Exakt an dieser Stelle.“

Mit ihren Fingern übte Gabi Druck auf die Stelle aus, die Isabell ihr gezeigt hatte.

„Da ist tatsächlich etwas. Aber einen Knoten? Ich schätze, dass es eine harmlose Verdickung ist.“

„Verdickung! Verdickung! Es handelt sich um einen beweglichen Knoten!“, rief Isabell erneut in Panik.

„Bitte bleib ruhig und reg dich nicht so auf. Ansonsten werde ich mich wieder auf den Heimweg machen“, antwortete Gabi.

„Entschuldige bitte.“

Gabi versuchte, die angespannte Situation zu entzerren.

„Hast du schon bei deinem Gynäkologen angerufen?“, erkundigte sie sich.

Besuch beim Gynäkologen

„Im Namen Gottes, dann kommen Sie sofort. Allerdings sollten Sie sich auf eine lange Wartezeit einstellen, da die Patientinnen mit Termin Vorrang haben.“

Für Isabell war das nichts Neues.

„Also wie immer“, erwiderte sie gereizt.

Isabell gab den Helferinnen die Schuld für die langen Wartezeiten, weil sie nicht fähig waren, Termine besser zu koordinieren.

Isabell war sich bewusst, dass es noch Stunden dauern konnte, bis sie aufgerufen wurde, da das Wartezimmer bereits überfüllt war. Mitunter fühlte sie sich unwohler als sonst und machte insgeheim die Veränderung in ihrer Brust dafür verantwortlich. Nach stundenlangem Warten wurde sie endlich in das Sprechzimmer gebeten.

„Was führt Sie heute zu mir?“, fragte ihr Arzt.

„Ich habe einen Knoten getastet.“

„Einen Knoten? Gehen Sie in die Kabine und machen Sie sich obenherum frei“, verlangte der Gynäkologe unfreundlich.

Während sie oben ohne vor ihm stand, sah er sie an und desinfizierte dabei seine Hände.

„Wo genau haben Sie etwas gefühlt?“

Seine kalten Finger tasteten wortlos die von Isabell gezeigte Stelle ab.

„Bitte heben Sie die Arme nach oben“, unterbrach er die nervenzerreißende Stille, um ihre Achseln zu untersuchen.

„Frau Fox, es gibt keinen Anlass zur Besorgnis“, sagte der Arzt, während er ihre Brüste gründlich untersuchte.“

„Dann ist ja alles gut“, entgegnete sie unglaubwürdig.

„Die Lymphknoten zeigen keine Auffälligkeiten. Es ist möglich, dass die gutartige Veränderung Ihres Brustgewebes zyklusabhängig und kurz vor der Menstruation am stärksten ausgeprägt ist. Diese gutartige Veränderung wird auch Mastopathie genannt. Hinter dem Knoten könnte sich aber auch eine unbedenkliche Zyste verbergen. Um Ihnen die Angst zu nehmen, werden wir einen Termin für eine Mammographie vereinbaren.“

Als Isabell ihre Freundin telefonisch über das Ergebnis der gynäkologischen Untersuchung informierte, war sie sehr traurig.

„Warum gerade ich?“

„Was meinst du?“

„Krebs! Krebs! Das Ding schlummert wahrscheinlich schon viele Jahre in mir. Sogar der Arzt hat einen Knoten in meiner Brust getastet. Ich werde sterben!“

„Jetzt beruhige dich erst einmal“, sagte Gabi.

„Zuerst spricht er von einer Mammographie, um Brustkrebs auszuschließen, und dann erklärt er, dass es sich möglicherweise um eine Zyste handeln könnte. Das stinkt doch zum Himmel. Er lügt mir eiskalt ins Gesicht. Außerdem hat die Arzthelferin bereits einen Termin für die Mammographie vereinbart.“

„Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, versuchte Gabi, ihre Freundin zu beruhigen.

„Gestern war noch alles gut, und morgen muss ich mich einer Untersuchung über Leben und Tod stellen!“, schrie Isabell verzweifelt in den Hörer.

„Warte erst mal ab, vielleicht ist es gar nicht so schlimm.“

Der Schock saß so tief, dass Isabell nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Es dauerte eine Zeit, bis sie sich wieder gesammelt hatte.

„Verursacht eine Mammographie eigentlich Schmerzen?“, wollte Isabell wissen.

„Wie bitte? Du bist 63 Jahre alt und hattest bisher noch keine derartige Untersuchung?“, empörte sich Gabi.

„Ich war regelmäßig beim Frauenarzt, und der Ultraschall war immer ohne Auffälligkeiten.“

Isabell erklärte, dass sie nie krank gewesen sei und daher keine Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen habe, außer den halbjährlichen Zahnarztunter-suchungen.

„Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen“, äußerte Gabi mit einem Ton des Unverständnisses.

„Du klingst so, als wäre ich für das Ding in meiner Brust selbst verantwortlich.“

„Möglicherweise ist es so. Wir können im Nachhinein darüber diskutieren, ob eine Vorsorgeuntersuchung Schlimmeres hätte verhindern können, doch das ist aktuell irrelevant. Die Frage, ob eine Mammographie schmerzhaft ist, kann ich bejahen, da bei dieser Röntgenuntersuchung die Brust zusammengepresst wird“, gab Gabi wahrheitsgemäß wieder.

„Super, seit ich denken kann, war mir meine Oberweite immer ein Dorn im Auge, und ich habe daraus nie ein Geheimnis gemacht. Trotz alledem hätte ich nie gedacht, dass ich einmal an Brustkrebs erkranken würde. Jetzt bin ich tatsächlich überzeugt, dass der liebe Gott die starke Abneigung gegen meinen wohlproportionierten Busen und meine Ignoranz bestrafen wird, indem er mich beide mit ins Jenseits nehmen lässt.“

„Wie absurd ist das bitte? Wann ist die Mammographie vorgesehen?“, unterbrach Gabi das Gejammer.

„Um 8:00 Uhr werde ich im Mammographie-Zentrum in Düsseldorf-Kaiserswerth erwartet.“

„Was schon so früh?“

„Merkst du jetzt, dass jeder Tag für mich zählt, oder hast du das immer noch nicht begriffen? Ich werde sterben“, blaffte Isabell ihre Freundin an.

„Hast du zwischenzeitlich mit deinem Sohn sprechen können?“, lenkte Gabi mit gefasster Stimme ab, obwohl ihr zum Heulen zumute war.

„Nein, bislang noch nicht.“

„Isabell, ich werde morgen pünktlich sein“, sagte Gabi und legte einfach auf.

Nach dem Gespräch brach für sie eine Welt zusammen. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Wird nur aufgrund von Spekulationen angenommen, dass ihre beste Freundin an Krebs erkrankt ist? Wie soll es jetzt nur weitergehen?

Termin zur Mammographie

Wie verabredet stand Gabi am nächsten Morgen vor Isabells Tür, um sie nach Kaiserswerth zu begleiten.

Sie klingelte Sturm, aber ihre Freundin reagierte nicht sofort. Gabi wartete ein paar Minuten, bis sie den Türöffner endlich summen hörte. Mit Schwung öffnete sie die Hauseingangstüre und nahm zwei Stufen auf einmal. Bei ihrer Ankunft im Obergeschoss war die Haustür noch verschlossen.

„Isa!“, rief sie laut.

Der runde Punkt des Türspions wurde dunkler. Nach einer gewissen Zeit nahm Gabi das Geräusch eines Schlüssels wahr, der im Schloss gedreht wurde, und die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt. Sie war erstaunt, dass Isabell immer noch im Schlafanzug war. Das Gesicht ihrer Freundin wirkte grau und dunkle Schatten umgaben ihre blauen Augen, die eindeutig von einer schlaflosen Nacht gezeichnet waren.

„Du siehst sehr müde aus. Bist du gar nicht zur Ruhe gekommen?“, fragte Gabi, obwohl sie die Antwort längst kannte.

„Ich kann nicht erklären, wie ich den gestrigen Tag überstanden habe. Zumindest bin ich erschöpft auf der Couch eingeschlafen, aber nachts immer wieder aufgewacht. Ich dachte, alles sei nur ein Traum, aber das ist leider nicht so, denn die Realität sieht ganz anders aus.“

Obwohl Gabi sich ehrlich bemühte, Isabell abzulenken, brachte nichts den gewünschten Erfolg.

„Ich schätze deine Unterstützung von ganzem Herzen, aber …“, stockte Isabell mitten im Satz.

Gabi hatte jetzt endgültig die Nase voll.

„Zieh dich sofort an, damit wir aufbrechen können. Dein wehleidiges Verhalten geht mir tierisch auf den Geist.“

„Ich werde sterben“, wiederholte Isabell immer wieder.

"Hör jetzt auf und zieh dich endlich an, sonst kommen wir zu spät und du wirst tatsächlich sterben“, erwiderte Gabi sauer.

Bevor Isabell endlich abmarschbereit war, musste sie noch einige Male die Toilette aufsuchen. Sie war völlig aufgelöst. Eine Hitzewallung folgte der anderen. Ihr Gesicht war weiß wie die Wand, und sie fühlte sich schrecklich. Ihre Knie zitterten vor Angst. Gabi hatte ihre Freundin noch nie so gesehen, und ihr fehlten auch die tröstenden Worte, die Isabell in dieser Situation beruhigen konnten.

Das Foyer des Mammographie-Zentrums war gemütlicher eingerichtet, anders als die Frauenarztpraxis. Die große Fensterfront und die bunten Wandbilder vermittelten bereits ein angenehmes Gefühl. Die Freundinnen wurden von der Arzthelferin am Empfang freundlich begrüßt.

Nachdem die Krankenversicherungskarte von Isabell eingelesen worden war, füllte sie einen Fragebogen aus, der ihre persönlichen Daten, bekannte Diagnosen und vor allem Brustkrebserkrankungen in der Familie abfragte. Sie wurde dann zusammen mit ihrer Freundin in den Warteraum gebeten.

Unter normalen Umständen hatten die Freundinnen immer Gesprächsstoff, doch heute waren sie sehr schweigsam. Isabell war derart nervös, dass sie von einer Pobacke zur anderen rutschte. Ihre Augen füllten sich immer wieder ungewollt mit Tränen. Leider fand Gabi für das, was Isa gerade durchmachte, auch jetzt keine tröstenden Worte. Stattdessen legte sie schweigend eine Hand auf ihren Arm, um zu signalisieren, dass sie nicht allein war. Die Angst vor dem Ungewissen lähmte Isabells Gedanken und verstärkte das Gefühl der Hoffnungslosigkeit.

„Frau Fox, bitte in die Umkleide“, riss eine freundliche Stimme sie aus ihrer aufkommenden Panik.

Isabell stand auf und ging zur Kabine. Sie wurde schon von einer netten Arzthelferin erwartet.

„Ich bitte Sie, die Tür von innen zu verschließen. Für die Untersuchung müssen Sie Ihren Oberkörper vollständig entblößen und sämtlichen Schmuck ausziehen, den Sie auf dem Regal unter dem Spiegel ablegen können. Bitte geben Sie mir ein Zeichen, wenn Sie bereit sind, damit ich Ihnen den Weg in den Behandlungsraum zeigen kann.“

Isabell hielt sich an die Vorgaben. Nachdem sie auf sich aufmerksam gemacht hatte, wurde sie in den mit einem großen Apparat ausgestatteten Raum geführt. Zuerst musste sie sich vor diesem großen Teil positionieren. Die Schwester packte ihre Brust und drückte sie vorsichtig zwischen zwei Plexiglasplatten, um sie anschließend heftig zusammenzupressen. Isabell hielt währenddessen die Luft an, um den Schmerz besser aushalten zu können. Diese Untersuchung erfolgte in unterschiedlichen Positionen. Nachdem sie fertig war, durfte sie sich wieder anziehen und ins Wartezimmer zurückgehen. Als sie sich zu ihrer Freundin setzen wollte, ertönte bereits eine Stimme aus dem Lautsprecher.

„Frau Fox, bitte in Raum 2.“

Isabell blieb auf der Stelle stehen. Sie war wie versteinert. Gabi versetzte ihr einen Seitenhieb, daraufhin bewegte sie sich und folgte der Stimme aus dem Lautsprecher.

„Guten Tag, ich bin Dr. Schick.“

Es war der schlimmste Moment in Isabells Leben, da die Ärztin ihr nun das Todesurteil verkünden würde. Ihr Körper zitterte und sie fühlte sich hilflos.

„Bitte setzen Sie sich“, forderte die Ärztin sie unbeirrt auf.

„Ich möchte stehen bleiben. Fassen Sie sich kurz und reden Sie nicht um den heißen Brei herum“, sagte Isabell in sehr unfreundlichem Ton.

Dr. Schick war nicht schockiert, da sie diese ablehnende Haltung bereits von anderen betroffenen Frauen kannte. Vielmehr überlegte sie, wie sie ihrer Patientin das Ergebnis so behutsam wie möglich vermitteln konnte. Erfahrungsgemäß wusste sie, dass es bei einem Mammakarzinom gar keine Schonung gab. Also teilte sie Isabell direkt und ohne Umschweife das Ergebnis der Untersuchung mit.

„Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, dass die Aufnahmen auf einen bösartigen Tumor hindeuten. Es ist erforderlich, dass Sie sich sofort an ein Brustzentrum wenden und eine Biopsie vornehmen lassen. Wir stellen den Bericht über das Ergebnis der Mammographie für Ihren weiterbehandelnden Arzt zur Verfügung, der Ihnen am Empfang ausgehändigt wird.“

Isabell wurde schwarz vor Augen und ihre Beine gaben nach. Sie konnte nun nicht mehr aufrecht stehen und stützte sich deshalb an der Lehne des Stuhls ab.

Frau Dr. Schick sah Isabell mit einem warmen Blick an. Sie wollte ihr Mut machen.

„Brustkrebs lässt sich heutzutage ausgezeichnet heilen“, äußerte sie.