Terra - Science Fiction 01: Dunkles Schicksal - Dwight V. Swain - E-Book

Terra - Science Fiction 01: Dunkles Schicksal E-Book

Dwight V. Swain

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Beschreibung

Auf einem Kleinplaneten liegt seit unzähligen Jahren eine wunderschöne Frau schlafend unter einer Kristallkugel. Der Freibeuter Haral befindet sich auf der Flucht und strandet auf diesem Planeten. Dort gerät er in einen Strudel fantastischer Abenteuer. Er trifft auf die schlafende Frau und deckt ein unglaubliches Geheimnis auf.

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In dieser Reihe bisher erschienen

3301 Dwight V. Swain Dunkles Schicksal

3302 Ronald M. Hahn Die Stadt am Ende der Welt

3303 Peter Dubina Die Wächter des Alls

3304 Walter Ernsting Der verzauberte Planet

3305 Walter Ernsting Begegnung im Weltraum

3306 Walter Ernsting Tempel der Götter

3307 Axel Kruse Tsinahpah

3308 Axel Kruse Mutter

3309 Axel Kruse Ein Junge, sein Hund und der Fluß

3310Ronald M. Hahn Die Herren der Zeit

3311 Peter Dubina Die letzte Fahrt der Krakatau

3312 Axel Kruse Knochen

3313 Ronald M. Hahn Projekt Replikant

DUNKLES SCHICKSAL

AUS DEM AMERIKANISCHEN VON ALFONS WINKELMANN

TERRA - SCIENCE FICTION

BUCH 1

DWIGHT V. SWAIN

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

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Copyright © 2022 Blitz-Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier 

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Vignette: Ralph Kretschmann

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten.

Erstmals veröffentlicht unter dem Titel: Dark Destiny (Imagination, März 1952)

3301 vom 11.08.2024

ISBN: 978-3-95719-913-3

INHALT

Einleitung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Dwight V(reeland) Swain (1915-1992)

Literaturverzeichnis

EINLEITUNG

Nackt, noch immer wie tot, ruhte die verschleierte Göttin, von den Menschen Xaymar genannt, auf einem golden verhängten Podest inmitten der großen, glänzenden Kristallkugel.

Xaymar, Königin der Stürme. Beherrscherin von Regen, Wind und des Blitzes, Kaiserin all der wogenden Kräfte, die ihren Aufruhr über die Himmel verbreiten. Heiliges Ungeheuer, böse Heilsbringerin. Alt wie die Zeit und jung wie ein Füllen. Geboren von einer Frau, verdammt von Männern, weise mit einer verloren gegangenen Weisheit.

Xaymar, heißblütige Göttin. Ein Wort, ein Mythos, ein verblassendes Bild in vergessenen Büchern. Ein -Phantom, aufsteigend aus diesen geisterhaften, entkernten Städten, diesen Ruinen, die seit eintausend Jahren tot sind.

Dennoch lag sie hier in diesem tief versunkenen Gewölbe, nackt, von dem kurzen, perlenbestickten Schleier abgesehen, der die obere Hälfte ihres Gesichts bedeckte. Ihr Leib glänzte immer noch wie eine geschmeidige Elfenbeinstatue, ein Abbild schlanker, kurvenreicher Perfektion. Wellen pechschwarzen Haares umrahmten das bleiche, verschleierte Oval ihres Gesichts wie ein dunkler, strahlender Heiligenschein. Ein blasser, rosiger Glanz berührte Lippen und Brüste. Fast schien es, als ob sie bloß hier schliefe, nur Stunden und keine Äonen, als ob sie immer noch lebendig wäre und strahlend ... ganz Frau, ganz schreckliches, üppiges Versprechen ...

EINS

Der Shamon-Priester war vom Alter gebeugt, sein Gesicht ein Netzwerk aus tiefen Furchen. Der kurze Umhang, wie lebendig in einhundert kontrastierenden Schattierungen von Blau, bedeckte seine schmalen Schultern, und ein Toloid-Täfelchen, geschmückt mit der stilisierten Darstellung eines Blitzstrahls, Xaymars Zeichen, hing über seiner knochigen Brust.

Er sagte: „Ich möchte, dass du eine Frau tötest.“

Auf der anderen Tischseite saß der blaue Krieger namens Haral sehr still da. Er sprach kein Wort.

Der alte Shamon beeilte sich hinzuzufügen: „Alle sagen dasselbe, alle jene, mit denen ich gesprochen habe – dass du allein von allen Kriegern hier auf Ulna es wagen würdest, gegen den Banditen Sark anzugehen. Die anderen sind tapfer, bis sie seinen Namen hören. Dann singen sie rasch ein anderes Lied. Aber du ...“ Er zögerte, fummelte herum und blickte Haral unsicher aus feuchten, verblassenden Augen an. „Sag mir, o Blauer, ist es wahr, dass du allein nach Eros gegangen bist und den Tyrannenlord Querroon erschlagen hast, weil er es gewagt hatte, auf deinen Kopf einen Preis auszusetzen? Und dass du darauf-hin der Föderation getrotzt hast, die dich aufhängen wollte, und dir deinen Weg durch die gesamte Flotte der Föderation mit deinem einen Schiff freigekämpft hast?“

„Es ist wahr.“

„Siehst du ...?“, rief der Alte tremolierend im Triumph. „Du siehst es, Sha Haral? Du bist ein Krieger, der dieser Bezeichnung würdig ist! In dir steckt Eisen anstelle von Schrot. Deswegen komme ich zu dir, damit du diese Frau tötest ...“

„Eine Frau ...?“, wiederholte Haral dumpf. Er wirbelte den feurigen Kabat in seinem Glas herum. „Warum sollte ich eine Frau töten?“

„Weil ich dich gut bezahlen werde“, krächzte der Shamon-Priester eifrig. Münzen fielen klirrend auf den Tisch. „Hier, sieh her! 200 Samori, Sha Haral. So viele für eine schlichte Aufgabe – genügend, um dich wieder von Ulan hinauszuschicken, um dich wieder einmal auf die Straße des Wohlstands und der Macht, des Ehrgeizes zu bringen ...“

Brütend starrte Haral hinab in die grünen, allzu mächtigen Tiefen von Kabat. Ganz plötzlich war er sich eindringlich des Rauchs und Gestanks und des schrillen Lärms bewusst, von denen die Schatten dieser schmuddeligen, übel riechenden Bruchbude durchdrungen waren, die ein Café sein sollte. „Wohlstand und Macht, Ehrgeiz?“ Er lachte laut heraus, und währenddessen war seine Zunge allzu schwer vom Kabat geworden. Dies war die Straße, zu der Ehrgeiz hinabführte – die Straße zu stinkenden Spelunken und trostlosen Nächten und noch trostloseren Tagen auf einer Außenseiterwelt namens Ulna. Die Straße zu Blut und Tapferkeit, einem Kriegernamen – und Angeboten zum Frauenmord.

Ehrgeiz? Ehrgeiz im Wert von 200 Samori. Wiederum lachte er bitter, tief aus der Kehle heraus. Das ließ sich anders, besser ausdrücken: Gier. Blutdurst. Eine verfluchte, unersättliche Machtlust.

Der alte Priester ergriff seinen Arm. „Dann 300! 300 Samori, Sha Haral!“

Düster starrte der blaue Mann in die Menge und den Rauch und die Schatten. Ihm dämmerte, dass bereits neue Gesichter hereingekommen waren, neue Gestalten, arrogant und prahlerisch.

Die Gestalten und Gesichter von Gar Sarks Räubern.

„300 Samori? 300 – um Gar Sark und seine ganze Bande herauszufordern, ebenso, um einen Mord zu begehen?“ Er lächelte ein dünnes, trostloses, freudloses Lächeln und schüttelte den Kopf. „Nein, alter Mann. Was du haben möchtest, ist ein Wahnsinniger, kein Krieger.“

„400 – 400 Samori für einen einzigen Schlag!“ Der Priester sabberte in seinem Eifer. „Nein? Dann fünf, Sha Haral! 500, nur für dich. Mehr habe ich nicht.“

Zum ersten Mal sah Haral den Shamon voll an. „Warum möchtest du ihren Tod?“, fragte er herausfordernd. Er ließ die Faust mit einem lauten Knall auf den Tisch fallen. „Warum? Das ist es, was ich wissen möchte. Wer ist sie? Was hat sie getan, das nach ihrem Tod ruft?“

„Warum ...?“ Schweiß trat dem Uralten auf das Gesicht. Unbehaglich rückte er hin und her. „Sie – sie – Sark ist ein Ungeheuer, und seine Männer haben sie für die Spiele morgen in der Arena ergriffen. Sie wird qualvoll durch ihre Hände sterben. Ich – ich kann es nicht ertragen, sie leiden zu lassen ...“

„Also würdest du mich anheuern, sie stattdessen zu töten?“ Haral lachte hart. „Ich höre deine Worte, alter Mann ...“

„Mein Name ist Namboina.“

„... Namboina, ich höre deine Worte. Aber eher würde ich auf deinem Planetoiden Vidal verrotten, bevor ich sie glaube. Zu viele andere Shamon sind auf Ulna für dich gestorben, um sich wegen eines weiteren Sorgen zu machen.“ Er leerte sein Glas und knallte es hin. „Nein. Suche jemand anderen für deinen Mord. Ich möchte gern die Tatsachen kennenlernen, bevor ich morde.“

Dem Priester standen jetzt große Schweißperlen auf der Stirn. Mit zittrigen Fingern wischte er sie weg. „Ich – ich sehe, dass ich dir alles sagen muss, Sha Haral. Die – die Frau ist Kyla, eine jungfräuliche Priesterin unserer Göttin Xaymar. Ihr Leben, ihr Leib, beides ist der Göttin geweiht. Aber Sark und seinen Räubern ist unsere -Xaymar gleichgültig. In ihrer Blutlust und ihrem Wahn würden sie sogar ihre Priesterin Kyla schänden. Aber das darf nicht sein! Besser, dass Kyla stirbt ...“ Er brach ab und starrte Haral an. „Ich, Namboina, bin ein Hohepriester der Xaymar. Es ist meine Pflicht, Kyla vor der Schande zu bewahren, unsere Göttin vor der Schändung ...“

„Du lügst bei jedem Wort, Namboina“, sagte Haral. „Ich habe genügend von eurer dreifach geplagten Xaymar gehört, um zu wissen, dass sie die heißblütige Göttin genannt wird – und ihre Priesterinnen tun es ihr nach! Wenn es unter ihnen immer noch eine Jungfrau gibt, ist es für die Scharen der Räuber, die dieses Straßengewirr nach Frauen durchkämmen, etwas Neues.“

„Nein, nein ...! Nicht Kyla!“ Der schlaffe Mund des Shamon arbeitete. Sein Gesicht war eine Maske der Verzweiflung. „Sie ist eine Geweihte. Sie ist nicht wie die anderen ...“

Haral schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. „Ich habe genug von deinen Lügen, alter Mann“, sagte er abschließend. „Singe jemand anderem dein Lied vom Mord.“

Namboinas tremolierende Stimme erhob sich, dünn vor Wut: „Verflucht sollst du sein, Fremder! Verflucht deine ganze ausländische Brut, die aus Ulna eine Jauchegrube gemacht hat ...“

Aber jetzt schnitt ihm eine neue Stimme das Wort ab, die durch die Schatten donnerte: „Das ist der, den wir wollen. Der Alte, der Priester, den sie Namboina nennen.“

Haral fuhr herum.

Ein Dutzend kämpfende Männer aus Sarks Räuberbande kamen auf ihn und Namboina zu. In einem bedrohlichen Halbkreis, Waffen gezückt und bereit, rückten sie wie kaltäugige, tödliche Schatten heran.

Haral fiel einen Schritt zurück, bis er mit dem Rücken an der Wand stand. Die Augen vor Furcht weit aufgerissen, sackte Namboina auf seinem Stuhl zusammen, als ob er versuchen wollte, sich hinter dem Tisch zu verstecken.

Da bemerkte Haral, dass sich eine Stille über die Kabat-Spelunke gelegt hatte. Die rauen Stimmen waren in Schweigen verfallen. Das Klirren der Gläser war plötzlich verstummt.

Dann fauchte ein glänzender Marsianer, der anscheinend die Räuberbande befehligte: „Ja. Dies ist er. Bringt ihn her!“

Der Tentakel eines Thorianers peitschte hervor, um Namboina zu ergreifen und ihn regelrecht von seinem Stuhl zu zerren.

Jetzt ruckte der schuppige Kopf eines Pervod zu Haral herum. „Was ist mit dem hier? Sie waren zusammen.“

Der Marsianer drehte sich für einen kurzen, verächtlichen Blick auf den blauen Mann herum. „Dieser Kabat-verseuchte Abschaum?“ Und dann: „Aber bringt ihn auch her. Wir werden keine Risiken eingehen.“

Fast wie eine absichtliche Beleidigung wandte er sich ab und steckte seine Strahlenwaffe ein.

Eine heiße, heftige Woge der Wut wirbelte in dem Krieger hoch. Aber er rührte sich nicht, er sprach nicht.

Ein zweiter Marsianer packte ihn am Arm. „Komm schon, du Zanat, bevor wir dir deinen hässlichen Kopf einschlagen.“

Einen Augenblick lang erstarrte sein Arm unwillkürlich. Dann sog Haral die Luft durch schmale Lippen ein und schritt neben dem bebenden, zitternden Priester einher.

Einer der Räuber lachte verächtlich und schob die beiden noch schneller vor sich her.

Sie erreichten die schmale Tür, die nach draußen auf die Straße führte. Dann traten zwei der Räuber nach draußen, während ihre Gefangenen stehen blieben.

Voller Anspannung zog sich Harals Magen fest zusammen. Er ließ die Schultern hängen, erschlaffte und drehte sich halb um.

Namboina stolperte weiter durch die Tür.

Ein Pervod stieß den blauen Mann voran.

Mit einstudierter Sorgfalt stolperte Haral ebenfalls. Er packte den Griff der offenen Tür, als ob er nicht stürzen wollte.

Dann drehte er sich blitzschnell um und trat zu. Der Pervod fiel mit einem wütenden Geheul zurück.

Haral vollführte einen Satz durch die Tür hinaus auf die Straße und warf das schwere Portal hinter sich zu. Er erhaschte einen Blick auf die beiden Bandenmitglieder dort – überrascht, herumwirbelnd.

Aber Namboina stand zwischen Haral und den Räubern. Wild warf sich der blaue Mann gegen den Priester und stieß ihn gegen das nächststehende Bandenmitglied.

Der Zweite der Räuber war ein einäugiger Malya mit mächtigem Brustkasten. Er sprang katzengleich zurück und ließ seine Strahlenwaffe emporschnellen.

Aber Haral tauchte unter ihrem Schaft hindurch. Er rammte seine Schulter tief in die Taille des Malya und hämmerte den dunklen Räuber zu Boden. Er griff nach der Strahlenwaffe und entriss sie der Hand des anderen.

Im selben Augenblick hörte er Namboina voller Panik aufschreien.

Rein und schlicht aus Instinkt heraus ließ er sich flach auf den Bauch fallen. Ebenfalls aus Instinkt heraus feuerte er die Strahlenwaffe ab – direkt ins Gesicht des -zweiten Räubers, der sich jetzt befreit hatte und sich auf ihn fallen ließ.

Der Räuber blieb wie angewurzelt stehen.

Haral drehte sich herum, und im gleichen Augenblick flog die Tür der Kabat-Spelunke auf. Erneut feuerte er die Waffe ab.

Die Ladung erwischte den Marsianer, den Anführer der Bande, im Bauch. Die anderen, hinter ihm, sprangen wieder zurück.

In der schmalen Straße hallte Harals wildes, draufgängerisches Gelächter wider. Taumelnd kam er auf die Beine, stand einen Moment lang schwankend da und suchte hier und dort nach dem alten Namboina.

Aber der Shamon war wie durch Zauberei verschwunden, und aus dem Innern der Kabat-Spelunke kamen Geräusche, die für die Vorbereitungen eines weiteren Ausfalls sprachen.

Haral wirbelte herum und rannte Hals über Kopf in die nächste Gasse.

Als er wieder stehen blieb, befand er sich eine Meile und einhundert Welten entfernt, verloren im Gewirr von Gängen, die sich durch das zerbröselnde Herz der Stadt der Einheimischen wanden. Seine Beine zitterten, seine Lungen brannten wie Feuer, und die Kabat-Übelkeit wirbelte in peinigenden Wogen durch ihn hindurch. Hustend und würgend brach er erschöpft in einem dämmrigen Eingang zusammen.

Dann verging dies ebenfalls, und er lag schweigend und reglos in der Dunkelheit da. Aber jetzt überfiel ihn eine andere Übelkeit, die Übelkeit, die ihn dazu führte, Erfolg in Kabat zu suchen, die Übelkeit, die mit den Gedanken einherging, die er nicht aus dem Kopf verdrängen konnte.

Wo würde er enden, dieser Wahnsinn, der ihn stets weitertrieb? Welcher Preis lag in Reichweite, dass er sein Leben vergeuden musste, danach suchend, danach greifend, danach strebend? Warum konnte er nicht wie die anderen Menschen leben, lieben und sterben, unbelästigt von der grimmigen Woge eines wahnsinnigen Ehrgeizes, der ihn nach wie vor verfolgte – sogar hier, sogar jetzt?

Sogar hier, sogar jetzt. Das war die Säure, die an seinen lebenswichtigen Organen nagte. Was hatte es ihm eingebracht, all sein Streben? Er hatte einen blutroten Kurs über das halbe Sonnensystem zurückgelegt, über eben jenes System, das ihn ausstieß. Er hatte vergebens die Welten der Krieger mit Blut getränkt.

Und die Straße endete hier.

War dies dann sein Schicksal – sich hier zu verstecken, zu verrotten, jenseits der Reichweite der Föderation, bis schließlich das Kabat seinen Tribut verlangte? Musste er tiefer sinken und dann noch tiefer in den Schlamm dieser hässlichen Welt der Ausgestoßenen, Ulna, beliebig gejagt von solchem Abschaum wie Sark?

Aber es gäbe zumindest keinen Frauenmörder. Noch nicht, noch eine Weile lang nicht. Selbst 500 Samori konnten ihn nicht so tief hinabziehen.

Ein neuer Anfall von Wut erschütterte ihn, und er verfluchte Namboina laut mit den hässlichsten Ausdrücken, die ein Dutzend Sprachen zu bieten hatten.

Aber die innere Übelkeit verließ ihn trotzdem nicht. Bitter kam er stolpernd auf die Beine und fragte sich im selben Augenblick, was den Shamon-Priester veranlasst haben konnte, zu lügen – warum er die Frau namens Kyla in Wirklichkeit ermorden lassen wollte.

In diesem Moment spürte er das Gewicht in seiner Seitentasche.

Benommen tastete er danach, um herauszufinden, was es sein konnte. Dann zog er es verwirrt hervor.

Aber es war bloß eine Tasche ... eine abgenutzte, irgendwie vertraute Tasche.

Eine Tasche, schwer beladen mit 500 glitzernden Samori ...

ZWEI

Genau zur Mittagsstunde ritt er auf dem prächtigen, blau geschuppten Hwalon-Drachen vom Merkur, der allein schon Entsetzen in geringeren Menschen erregte. Die sengende Kryptonstrahlung hatte seine eigene Haut in den Kriegen des Raums blau gefärbt, und lange Jahre des Kriegsdienstes hatten die polierte schwere Koproniumrüstung, die er trug, matt werden lassen.

Wenige wussten seinen Namen, auch nicht, woher er kam. Dazu hatte er sich zu tief eingegraben. Dann hin-gegen mussten sie es nicht wissen, denn sie waren unwichtige Dinge in dieser brutalen, brodelnden Welt von Ulna, wo der Tod stets in Reichweite einherging.

Es war eine Welt gefährlicher Männer, dieses Ulna, eine Welt der Ausgestoßenen, ein turbulenter Hafen für die Jäger und die Gejagten. Der Abschaum der Raum-straßen hatte sich hier versammelt, der Bodensatz des Alls – Pöbel, rasch zur Weißglut zu bringen, rasch dabei mit Töten. Pervods von der Venus streiften im Vorübergehen Männer von der Erde. Chonyas und Malyas stolzierten zwischen seltsamen Mutanten, merkwürdige Lebensformen von einem Dutzend weit entfernter Planeten.

Dennoch trat niemand an, Haral herauszufordern. Denn diejenigen, die ihn beäugten und maßen, achteten besonders auf die schlanke, tödliche Lichtlanze, die seine Waffe war. Dann wandten sie sich ab, wortlos, fast zu rasch.

Also ritt er jetzt die vor Schmutz starrenden Straßen dieser schlampigen Stadt hinab, die als Ulnas Raumhafen diente. Und während er dahinritt, unter dem grellen gelben Himmel, lächelte er dieses dünne, trostlose, freudlose Lächeln und fragte sich, wie der kunterbunte Haufen, der sich in diesem Kaninchenzoo tummelte, aussähe, wenn ihm seine wahre Mission klar würde.

Dann erreichte er endlich den Platz und Gar Sark.

Sark, der Bandit, Sark, der Räuber. Sark, der Band-jaran geplündert hatte. Sark, der Schlächter, dem das Blut sämtlicher Horla an den Händen klebte. Sark. Eine bestenfalls finstere Gestalt. Schlimmstenfalls ein Monster, das Entsetzen über das All ausstreute.