Terzia 2 - Zoe Seeger - E-Book

Terzia 2 E-Book

Zoe Seeger

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Beschreibung

Zum ersten Band: Liana führt ein ganz normales Leben, doch als sie und ihre Mutter in einen Unfall verwickelt werden, bei dem ihre Mutter schwer verletzt wird, ändert sich ihr Leben schlagartig. Sie erfährt, dass sie nur adoptiert ist und gerät kurz darauf in eine völlig fremde Welt voller Magie. Nachdem sie Louisianne kennenlernt, erfährt sie viel Neues, sowohl über sich, als auch über Terzia. In diesem zweiten Band geht es um neue Abenteuer, die Liana mit ihren Gefährten auf ihrem weiteren Weg durch Terzia erlebt.

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Seitenzahl: 170

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Für Oma Hilde

Inhalt

Wolkendecke

Sjard

Abschied

Menschendorf

Popcorn

Funken

Zwillinge

Angriff

Terzia oder Erde?

Fieber

Wasserbären

Verbündeter

Mum. Warum?

Kelpie

Nachwort

Danksagung

Prolog

„Es ist alles ihre Schuld! Wäre sie nicht gewesen, hätte ich in Ruhe leben können!“ zerriss ein wütender Schrei die Stille. Der Schrei kam aus einem kleinen Holzhaus inmitten eines einsamen finsteren Waldes. Ein alter Mann saß vor einem Kamin in einem roten Sessel und starrte mit hasserfülltem Blick in die Flammen.

„Black!“, erklang die Stimme des alten Mannes erneut und kurz darauf trat ein schwarzhaariger Junge in den Raum. „Sie ist gerade eingetroffen“, sagte der Junge und seine roten Augen blitzten gefährlich auf. „Hat sie es dabei?“, fragte der alte Mann und ein fieses Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Ja, Majestät“, sagte Black und neigte respektvoll den Kopf.

Der Alte wandte sich mit hasserfülltem Blick den Flammen zu, ehe er rief: „Ich werde mich rächen! Für alles was du mir angetan hast! Ich werde dich umbringen! Aber vorher wirst du leiden! Du wirst leiden, bis dein Herz nur noch aus tausend Scherben besteht! Du wirst leiden, so lange, bis du dir nur noch wünschst zu sterben...Liana!“

Wolkendecke

Liana lag mitten auf der Lichtung und sah in den wolkenverhangenen Himmel. Sechs Tage waren nun schon vergangen seit Liana, Lou, Mika und Zen auf der Insel der magischen Wesen gelandet waren. Liana kam diese Zeit wie eine Ewigkeit vor. Nachdem ihr Großvater ihr hinterhergerufen hatte, dass ihre Mutter tot sei, ließ ihr das keine Ruhe mehr. Außerdem musste sie Zen noch fragen, warum er sie Verraten hatte. Bis jetzt hatte sich dazu jedoch noch keine Möglichkeit ergeben. Zurück nach Enerie konnten sie auch nicht so einfach. Durch die andauernden Wolken, die wie eine Barriere wirkten, war es nicht möglich, diese Insel mit einem Dimensionsriss zu verlassen. Bevor sie aufbrechen konnten, mussten zuerst einmal Lous Wunden heilen, die zum Glück recht oberflächlich zu sein schienen. Also hieß es warten. Sekunde für Sekunde, Minute für Minute und Stunde für Stunde. Liana kam es vor, als krieche die Zeit nur so dahin. Es war schrecklich, nur die ganze Zeit warten zu können, ohne zu wissen, ob ihre Mutter noch lebte.

„Liana?“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sie setzte sich auf. Zen, dem die Stimme gehörte, ließ sich ebenfalls auf der grünen Lichtung neben ihr nieder.

„Du liegst jeden Abend hier“, stellte er fest und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. „Was meinst du... lebt meine Mutter noch? ...“, fragte sie leise und sah den weiß-blonden Jungen hoffnungsvoll an. „Ich weiß es nicht...“, gab er leise zu und das hoffnungsvolle Glitzern verschwand aus Lianas blauen Augen.

„Warum hast du uns damals an meinen Großvater verraten...?“, fragte Liana, nachdem sie sich eine Zeit lang angeschwiegen hatten. Zen schluckte und sah zu Boden. „Du musst wissen, meine Eltern sind verbannt...“, sagte er und Liana sah verwundert zu ihm.

„Meine Eltern waren die Anführer des Vampirclans... Also sozusagen König und Königin der Vampirinsel. Bevor du geboren wurdest, hatten meine Eltern und die Königsfamilie immer öfter mal Streit um Grenzen und so unwichtige Dinge. Dann wurdest du geboren und entführt... Dein Großvater hat die Spuren so gelegt, dass alle dachten, es wären meine Eltern gewesen... sie wurden infolgedessen verbannt und ich wurde ebenso wie Black in den Kerker gesperrt. Damals waren ich und Black zehn Jahre alt. Ich saß ungefähr sieben Jahre in diesem Kerker... dabei ist mein Haar so weiß geworden. Black war nicht in meiner Nähe und ich war immer allein. Ich war auch immer schwach und konnte mich nicht befreien...du musst wissen, dass ein Vampir seine Kräfte verliert, wenn er nicht alle 48 Stunden Blut zu sich nimmt. Also, nach sieben Jahren kam dein Großvater zu mir. Er meinte, wenn ich für ihn arbeite und dich finde, holt er meine Eltern aus der Verbannung.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was er alles getan hat...

Er meinte, du seist das Kind einer Freundin und ich sollte dich finden und zu ihm bringen. Black hat zu dem Zeitpunkt schon für ihn gearbeitet und dann bin ich auf die Erde gereist, um dich zu finden... Den Rest kennst du ja.“, endete Zen und Liana sah ihn fassungslos an. „Das...ist ja schrecklich...aber was meinte Black eigentlich damit, als er gefragt hat, warum du deine Eltern verraten hast? ...Warum hast du mir überhaupt geholfen?“, fragte Liana bedrückt und Zen seufzte. „Black wurde am selben Tag wie ich geboren. Seine Mutter war jedoch schwer krank und nach drei Jahren starb sie. Unsere Mütter waren befreundet und deshalb haben meine Eltern ihn nach dem Tod seiner Mutter in unsere Familie aufgenommen. Er sagt immer, dass es meine Eltern seien, dabei sind es genauso seine. Er redet sie auch immer mit dem Vornamen an. Naja... das war eben schon immer so. Ich glaube, dass er es ebenso wenig wie ich gutheißt, was der ehemalige König tut, aber er empfindet gegenüber unseren Eltern auch so etwas wie Pflichtgefühl... Er hängt sehr an ihnen und seitdem das vor acht Jahren passiert ist, hasst er die Königsfamilie... Aber ich glaube nicht, dass unsere Eltern möchten, dass wir die Königsfamilie verraten.

Sie waren trotz alle dem immer loyal und würden nie auch nur an Verrat denken. Black geht jetzt halt einen anderen Weg als ich...“, endete Zen und nun herrschte ein betretenes Schweigen. Liana glättete kurz ihre weißen Flügel und sah dann betreten auf das silberne Rankenmuster. 'Eigentlich bin ich ja schuld... ohne mich wäre nichts von alledem passiert... Ich muss unbedingt meine Eltern bitten, die Verbannung aufzuheben, sobald ich auf Enerie bin...' dachte sie. Liana musste zugeben, es war merkwürdig von Eltern zu sprechen, da sie bisher immer nur ihre Mutter gehabt hatte... Es war jetzt zwar schon etwas her, seitdem sie erfahren hatte, dass ihr Großvater sie damals durch einen Dimensionsriss auf die Erde, weg von ihrem Heimatplaneten Terzia, geschickt hatte. Plötzlich zwei völlig fremde als Eltern, eine völlig fremde Familie zu haben, war unglaublich verwirrend. Die einzige, die Liana verstehen konnte war Liona, Lianas Zwillingsschwester. Ihre Seele befand sich ebenfalls in Lianas Körper, hatte sich aber erst kurz nach Lianas Ankunft in Terzia zu erkennen gegeben. Irgendwie war es erleichternd, zu wissen, dass dort jemand war. Jemand, der verstehen konnte, wie sie sich fühlte.

„Black ist übrigens nur sein Deckname... eigentlich heißt er Cyrian“, brach Zen plötzlich das Schweigen und holte Liana aus ihren Gedanken zurück. „Echt?“, fragte Liana verwundert. „Echt“, sagte Zen. Es entstand ein nachdenkliches Schweigen. Liana ließ sich mit ausgebreiteten Armen leise seufzend rückwärts ins Gras fallen.

Zen legte sich neben sie und Liana sah erneut in den wolkenverhangenen Himmel.

„Glaubst du, dass meine Mutter noch lebt...?“, fragte Liana nach einiger Zeit leise in die Stille.

„Ich... ich weiß es nicht...“, sagte Zen zögernd. „Was glaubst denn du?“, fragte er leise. „Ich weiß nur, was ich hoffe... und das ist, das sie lebt...“, flüsterte Liana und erschöpft fielen ihr die Augen zu, während sie in das Reich der Träume glitt.

„Wenn deine Mutter noch lebt... wirst du dann wieder auf die Erde zurückkehren?“, fragte Zen, bevor er bemerkte, dass Liana bereits schlief. Seufzend ließ er seine grünen Augen kurz über sie schweifen, bevor er sich auf den Rücken drehte und nachdenklich den bedeckten Himmel musterte.

„Liana? Liana... Liana!“, hörte Liana eine quengelnde Stimme und spürte, dass jemand an ihrer Schulter rüttelte. Langsam schlug sie ihre Augen auf und blickte kurz darauf in das Gesicht eines kleinen braunhaarigen Jungen mit grünen Augen. Langsam richtete sie sich auf und zupfte ihr zerfetztes, ehemals blaues, jetzt aber eher graues und teilweise auch angekokeltes Kleid zurecht. „Lou meint, ihr geht es wieder gut! Wir können endlich weiter!“, sagte der Kleine aufgeregt und sprang schnell auf, um Liana zu Lou zu ziehen. Sie sah sich kurz um. Zen war nicht mehr da. Als sie ihr Lager erreicht hatten, sah sie Lou auf sie zukommen. „Liana! Wo warst du denn?“, fragte Lou und Besorgnis blitzte in ihren warmen braunen Augen auf. „Hab nur ein bisschen nachgedacht und bin dann wohl eingeschlafen.“, murmelte Liana und lächelte unsicher. Von ihrem Gespräch mit Zen mussten die beiden anderen jetzt noch nicht unbedingt erfahren. Sie wollte ihm die Möglichkeit lassen, ihnen selbst von seiner Vergangenheit zu erzählen. „Wir können übrigens los, mir geht’s wieder gut und ich kann auch wieder fliegen!“, sagte Lou und schlug ein paar Mal mit ihren bernsteinfarbenen Flügeln. Die grünen Ranken glitzerten leicht, als sie vom Boden abhob und sich in die Lüfte begab. Ihr kurzes blaues Kleid, das ebenfalls zerfetzt und zerlumpt war, wehte leicht im Wind und je höher sie flog, desto so mehr wurden ihre kurzen grünen Haare herumgewirbelt. Als Lou über die Bäume flog, streckte sie ihre Arme aus, sog tief die Luft ein und ein breites Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Liana lächelte ebenfalls leicht und bewegte, mehr instinktiv, ebenfalls ihre Flügel, bis sie auch vom Boden abhob. Liana stieg immer höher und höher. Der Wind wehte ihr die Haare ins Gesicht und schnell schloss sie ihre Augen. Langsam schlug sie ihre Augen auf und hielt vor Staunen kurz die Luft an.

Der Anblick, der sich ihr bot, war wunderschön. Zu dem glücklichen Lächeln schlich sich nun noch ein Glitzern in ihre blauen Augen. Liana sah herunter. Lou schwebte ein paar Meter unter ihr und sah erstaunt zu Liana auf. Der Wald, der sich vor Liana erstreckte, war riesig. Hier und da waren Lichtungen und einen kleinen See konnte sie ebenfalls ausmachen. Zwei, drei Dörfer waren über die Insel verteilt. Eines lag ganz in der Nähe des Lagers, wo sie gerade noch so Zen und Mika erahnen konnte. Lianas Blick wandte sich nach oben. Wolken. Eine weiße Wolkenwand hing über ihr. Langsam flog sie höher. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und berührte die Wolken. Kurz darauf blitzte ein weißes Licht auf und Liana fiel. Sie hatte die Kontrolle über ihre Flügel verloren und stürzte nun an der verzweifelten Lou vorbei, die versuchte, ihre Hand zu greifen. Liana kam dem Boden immer näher. „Liana! Konzentrier dich!“, hörte sie plötzlich Zens Stimme, und tatsächlich gelang es ihr noch, sich kurz vor dem Boden zu fangen. Strauchelnd landete sie in einem der Bäume, schnell kniff sie ihre Augen zu und spürte, wie sie von Ast zu Ast fiel. Auf einmal stoppte jedoch ihr Fall und sie landete auf etwas Weichem. Langsam schlug sie ihre Augen auf und sah sich kurz um. Zen hatte sie anscheinend aufgefangen, war dabei allerdings selbst gestolpert und lag nun mit ein paar Kratzern auf der Lichtung. Fluchend richtete er sich auf und betastete seufzend seinen Kopf. Lou landete nun ebenfalls und nachdem sie sah, dass sich die beiden nicht ernsthaft verletzt hatten entwich ihr ein leises Kichern. „Das ist nicht lustig...“, brummte Zen und Liana setzte sich ebenfalls auf. „Was war das gerade?“, fragte sie leicht verwirrt. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass diese Wolken eine Barriere bilden?! Sie hindern die wilden Wesen daran, diese Insel zu verlassen. Nur die Landbrücke führt von hier weg.“, sagte Zen gereizt. „Ja ja, ist ja nichts passiert.

Viel wichtiger, wo hast du denn bitte Fliegen gelernt? Du hast deine Flügel doch noch nicht lang. Ich musste ewig lernen bis ich fliegen konnte...“, fragte Lou verwundert und brachte Zen mit einer abwinkenden Handbewegung zum Schweigen. Der verdrehte nur genervt die Augen und wandte sich Mika zu, der ein paar Kräuter zusammengesucht hatte, die er nun auf Zens Kratzern verteilte. In den letzten Tagen hatte sich herausgestellt, dass Mika eine Menge über Pflanzen, Kräuter und ihre Wirkungen wusste. Er hatte ihnen vor ein paar Tagen erzählt, dass er früher mit seinen Eltern im Wald des Serag gewohnt habe. Dieser Wald war für seine Natur und die alten Bäume bekannt. Zen und Lou hatten erzählt, dass dort kaum einer lebe, da die meisten von den Geistern der Bäume, den Dryaden, vertrieben wurden. „Echt? Es war wie eine Art Instinkt... meine Flügel haben sich wie von alleine bewegt...“, murmelte Liana und sah zerknirscht zu Zen. „Tut mir leid... hatte ich vergessen...“, murmelte sie und sah ihn entschuldigend an. Zen verdrehte mit einem leichten Schmunzeln seine Augen. „Schon gut... ist ja nichts passiert. Naja, egal. Habt ihr irgendwas sehen können? In welche Richtung müssen wir?“, fragte Zen und wechselte damit schnell das Thema. „Die Landbrücke liegt nord-östlich von uns. Ungefähr 2-3 Tage brauchen wir wohl bis dahin. Auf dem Weg kommen wir übrigens auch an einem Dorf vorbei. Dort können wir eine Nacht mal wieder in einem Bett schlafen und vielleicht kommen wir auch wieder an richtige Kleidung und was zu Essen!“, sagte Liana und ließ ihren Blick über Zens graues, ehemals weißes Seidenhemd und seinen teilweise durchlöcherten dunkelblauen Umhang gleiten. Mika zupfte an seinem Lumpenshirt und dabei konnte Liana einen kurzen Blick auf die Kette mit dem blauen Stein erhaschen, die er anscheinend seit dem Tag auf dem Scheiterhaufen trug. Liana konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Ja das ist ja alles schön und gut, aber Liana, du vergisst eine ganz entscheidende Tatsache!“, sagte Lou und bei Lianas fragenden Blick verdrehte sie schmunzelnd die Augen. „Das kostet alles Geld und wir haben keinen einzigen Silberling, geschweige denn Terz“, erklärte Lou und Liana seufzte. Daran hatte sie gar nicht gedacht. „Ich hab ein bisschen bei mir...“, meldete sich plötzlich Mika zu Wort. „Ich habe vom Wachmann damals beim Scheiterhaufen 11 Terz für die Schleier bekommen.“, erklärte er und die Blicke aller drei lagen verwundert auf ihm. „Davon kann man bestimmt eine Nacht in einem Gasthaus, neue Kleidung für uns und ein bisschen Essen kaufen.“, zählte Mika auf. „Das kommt doch gar nicht in Frage! Das Geld hast du dir doch erarbeitet!“, sagte Liana schnell abwehrend. „Ich gebe es doch auch aus!“, protestierte Mika und grinste glücklich in die Runde. „Außerdem wollte ich das Geld, dass ich bei eurer Hinrichtung verdient habe gar nicht ausgeben.“, murmelte er bedrückt. „Na gut, dann Danke“, sagte Liana schmunzelnd und strich ihm besänftigend über seine Haare. „Wir brechen morgen auf.“ Liana, Lou und Mika nickten. „Wie lange dauert es ungefähr, bis wir das Dorf erreichen?“, fragte Zen... „Es müssten ungefähr 4- 5 Stunden sein.“, schätzte Lou nach kurzem Überlegen. „Gut dann... wir brauchen Proviant und ein kleiner Vorrat Heilkräuter wäre bestimmt auch nicht schlecht, später haben wir keine Zeit mehr nach welchen zu suchen. Also, wer macht was? Ach ja, und lass dir vorher deinen Flügel verbinden, Liana.“, sagte Zen. Liana blickte verwundert hinter sich auf ihre Flügel. Ein kleiner Riss zog sich durch den einen und eine durchsichtige Flüssigkeit sickerte heraus. Erschrocken sog Liana die Luft ein. „Alles gut Liana, das verheilt schnell und die Flüssigkeit ist einfaches Blut. In deinen Flügeln verliert es nur seine Farbe.“, erklärte Mika. Er kannte sich damit echt aus. Liana atmete erleichtert aus. „Liana, du darfst in nächster Zeit aber auf keinen Fall fliegen ja? Wenn der Riss größer wird, wäre es möglich, dass du sie nie mehr benutzten kannst.“, erklärte Mika während er einen Streifen Stoff von Zens Umhang abriss. Nachdem er eine Kräuterpaste auf den Flügel gelegt hatte, band er den Stoff vorsichtig zusammen. Zen sah zuerst empört dabei zu. „Was soll ich denn sonst nehmen?“, fragte Mika, als er Zens Blick bemerkte. Der verdrehte nur die Augen und seufzte.

„Ich kümmere mich ums Essen“, meldete sich nun Lou zu Wort. „Ich helfe dir!“, sagte Liana und sah in die Runde. „Wenn das für euch in Ordnung ist?“, fragte sie. „Klar, dann gehen wir Kräuter sammeln“, sagte Mika ehe die beiden auch schon im Wald verschwanden. „Was ist da zwischen Zen und dir?“, fragte Lou, sobald die beiden weg waren und ein neugieriges Funkeln schlich sich in ihre Augen. „Was soll da sein?“, fragte Liana verständnislos. „Ihr seid gestern zusammen im Wald verschwunden und erst heute Morgen ist Zen ein paar Stunden vor dir wieder hergekommen... Was meine ich da wohl?“, fragte Lou verschwörerisch grinsend. „Ach das... ich hab nur mal mit ihm reden müssen, wir sind nur Freunde!“, sagte Liana und Lou verzog kurz ihr Gesicht. „Langweilig!“, sagte Lou seufzend. „Ja, ja tut mir leid, jetzt komm - wir müssen den Proviant vorbereiten!“, sagte Liana schmunzelnd und Lou nickte Augen rollend. „Na gut...“, sagte Lou, während sie aufstand. „Kannst du ein paar Pilze und Beeren sammeln gehen?“, fragte sie und Liana nickte. „Mach ich. Machst du dann den Fisch fertig und zündest das Feuer an?“, fragte Liana. Lou nickte. „Bis gleich!“, rief Lou ihr noch zu, bevor Liana im Wald verschwand.

Liona

Sjard

Liana sah sich um. Vor ihr lag ein See, an dessen Ufer viele verschiedene Beeren wuchsen. Manche hingen an Büschen, andere wuchsen aus der Erde. Langsam bückte sich Liana- wohl darauf bedacht, nirgendwo mit ihren Flügeln gegen zu stoßen. Das war ihr in letzter Zeit oft passiert. Sie war es einfach ganz und gar nicht gewohnt, mit zwei so wunderschönen, aber sonst total sperrigen Dingern auf dem Rücken herumzulaufen. Sie pflückte ein paar Beeren, die Blau- und Himbeeren ähnelten, die sie von der Erde kannte. Dem Ort, wo ihre Mutter im Koma lag - wenn sie denn überhaupt noch lebte. Liana seufzte. Nein! Sie musste jetzt positiv denken! Es würde alles wieder gut werden und ihre Mutter würde auf jeden Fall wieder gesund werden! Aber… was wäre dann? Liana war sich sicher, nicht einfach alles, was in Terzia passiert war, vergessen zu können. Nicht ihre Eltern - obwohl sie sie noch nicht einmal richtig kannte - und Ihre Freunde schon gar nicht. Sie konnte doch nicht einfach weiterleben, als ob nichts geschehen wäre!

Plötzlich ertönte ein Schnauben, und Liana wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Das würde ich nicht essen...“, hörte Liana plötzlich eine Stimme hinter sich brummen. Ruckartig drehte sie sich um und … sah wie ein wunderschönes pechschwarzes Pferd mit gelockter Mähne aus dem Wasser stieg. „Die Beeren sind giftig“, brummte seine tiefe warme Stimme erneut und riss Liana somit aus ihrer Starre. Schnell ließ sie die rote Beere, die sie sich gerade in den Mund schieben wollte, fallen. Das Pferd mit den meeresblauen Augen kam näher und sobald es das Wasser verlassen hatte, schüttelte es sich. „D... Danke?“, brachte Liana verwirrt über die Lippen. „Du bist wohl nicht von hier? Das ist eine Sera Beere. Wenn du sie isst, bist du binnen zehn Sekunden Tod“, erklärte das Pferd und kam etwas näher. Liana wich misstrauisch zurück. Sie hatte in Terzia jetzt schon wirklich viel erlebt, aber mit sprechenden Pferden hatte sie nicht gerechnet. „Ich bin ein Kelpie, das heißt, ein Wassergeist in Pferdegestalt. Ich bin übrigens der letzte meiner Art, für dich ist es also eine Ehre eine Schönheit wie mich treffen zu dürfen!“, sagte er und warf demonstrativ seine Mähne zurück, so dass Liana ein paar Wassertropfen ins Gesicht spritzten. „Nicht noch so ein aufgeblasenes Wesen... ich hab noch genug von Zephyrus...“, murmelte Liana, so dass nur sie es hören konnte und musste dabei an den Greif Zephyrus denken, der sie kurz nach ihrer Ankunft in Terzia attackiert hatte und dem sie ungern noch einmal begegnen wollte. „Wer bist du?“, fragte das Kelpie und musterte sie misstrauisch.

„Wie wäre es, wenn du dich erst einmal vorstellst?“, entgegnete Liana. „Ich heiße … ach, nenn mich einfach Sjard, und wie bereits gesagt, bin ich ein Kelpie.“ Liana nickte. „Ich bin Liana... eine Elementarmagierin“, stellte sich Liana vor. „Ach ja? Ich würde das übrigens nicht so einfach sagen. Es gibt viele, die dich deswegen einfach umbringen würden, weil sie Angst vor so viel in einem Wesen vereinter Macht haben. Dabei vergessen sie jedoch oft, dass jede Elementarmagierin von jedem Element einzeln geprüft und für würdig befunden wird, bevor das Element einen Vertrag mit der Magierin abschließt.

Deshalb solltest du deine Flügel verstecken. Wissende können nämlich an dem Weiß deiner Flügel erkennen, dass Du eine Elementarmagierin bist“, erklärte das stolze Kelpie. „J... Ja? Aber wie soll ich sie denn bitte verstecken?“, fragte Liana und ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand das Kelpie erneut im See. Nachdem Liana sich gerade zum Gehen gewandt hatte, hörte sie wie etwas aus dem Wasser auftauchte. Überrascht drehte sie sich um.

Sjard war mit einer seltsamen Pflanze im Maul wieder aufgetaucht.