Teufels Tanz - Ursula Poznanski - E-Book

Teufels Tanz E-Book

Ursula Poznanski

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Beschreibung

Düsterer Nervenkitzel aus Wien: »Teufels Tanz« ist der 3. Band von Ursula Poznanskis Krimi-Reihe um die Wiener Mordgruppe: Ein Mord am Straßenstrich zwingt den geheimnisvollen »Kuckuck« dazu, endlich sein wahres Gesicht zu zeigen. Keine 100 Meter von einem der letzten Straßenstriche Wiens wird ein 80-Jähriger ermordet. Der Täter, ein Zuhälter, ist schnell gefunden – aber damit hört das Sterben nicht auf! Bald ermittelt Fina Plank in mehreren Mordfällen an 80-jährigen Männern. Obwohl die Opfer sich offenbar nicht kannten, ist Fina überzeugt, dass sie mehr als nur ihr Alter verbindet. Auch scheint der gesprächigste Zeuge an der entscheidenden Stelle zu schweigen – weil er um sein Leben fürchtet? Während sich das mörderische Räderwerk immer schneller dreht, wird bei Fina eine böse Ahnung zur Gewissheit: Bislang hat der geheimnisvolle »Kuckuck« seine Taten in den Mordserien anderer versteckt – aber jetzt will er nicht länger auf passende Gelegenheiten warten, um sein Werk zu vollenden … Viel Atmosphäre und noch mehr Raffinesse: der 3. Wien-Krimi der Bestseller-Autorin Wer temporeiche Hochspannung zum Miträtseln liebt, kommt an Ursula Poznanski nicht vorbei. In ihren Krimi-Bestsellern aus Wien geht es ebenso blutig wie geheimnisvoll zur Sache. Und wie die junge Ermittlerin Fina Plank sich in einem eingeschworenen Männer-Team Respekt verschafft, ist einfach nur ein großes Vergnügen. Die Fälle der Mordgruppe Wien sind in folgender Reihenfolge erschienen: - Stille blutet - Böses Licht - Teufels Tanz

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Seitenzahl: 474

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ursula Poznanski

Teufels Tanz

Kriminalroman

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Keine 100 Meter von einem der letzten Straßenstriche Wiens wird ein 80-Jähriger ermordet. Der Täter, ein Zuhälter, ist schnell gefunden – aber damit hört das Sterben nicht auf! Bald ermittelt Fina Plank in mehreren Mordfällen an 80-jährigen Männern. Obwohl die Opfer sich offenbar nicht kannten, ist Fina überzeugt, dass sie mehr als nur ihr Alter verbindet. Auch scheint der gesprächigste Zeuge an der entscheidenden Stelle zu schweigen – weil er um sein Leben fürchtet? Während sich das mörderische Räderwerk immer schneller dreht, wird bei Fina eine böse Ahnung zur Gewissheit: Der geheimnisvolle Trittbrettfahrer, der »Kuckuck«, der seine Taten bislang immer in den Mordserien anderer versteckt hat, will nicht länger auf passende Gelegenheiten warten, um sein Werk zu vollenden.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

Der macht nicht viel Arbeit

3. Kapitel

4. Kapitel

Ein paar sind wirklich nett

5. Kapitel

Seht zu, dass ihr davonkommt

6. Kapitel

7. Kapitel

Es ist Zeit, schlafen zu gehen

8. Kapitel

9. Kapitel

Du machst Krach, sie fragen schon

10. Kapitel

Ich sehe auch gerne zu, du nicht?

11. Kapitel

Bitte um die Vergebung unserer Sünden

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

Wenn irgendwie mein Name durchsickert, dann gnade dir Gott

17. Kapitel

18. Kapitel

Ich bin ja nicht irgendwer

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

Ist wahrscheinlich nicht so schlimm, wie es aussieht

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

Die Männer wissen doch, dass es mich gibt

25. Kapitel

26. Kapitel

Was soll das, schafft ihn weg

27. Kapitel

Ich war nie hier, verstanden?

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

Warum hat mich keiner geweckt

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

Mein Engelchen

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

Teufelstanz

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

Prolog

Er hat es so lange nicht mehr getan. Nicht einmal mehr daran gedacht. Und er weiß nicht, was es ist, das ihn heute Abend dazu bewegt hat, sich gründlicher zu rasieren. Das teure Aftershave zu benutzen. Die Lederjacke aus dem Schrank zu holen, ein Relikt aus früheren Zeiten, ein Stück seines viel jüngeren Ich.

Er sieht nicht in den Spiegel, weiß, dass er in diesem Aufzug lächerlich wirken muss, aber das spielt keine Rolle. Schließlich will er niemanden verführen.

Es dauert ein wenig, bis er den Autoschlüssel findet. Zuletzt hat er den Wagen vor zehn Tagen aus der Garage gefahren. Oder vor vierzehn?

Einige Minuten lang fürchtet er, dass sein Vorhaben an seiner Vergesslichkeit scheitern wird. Dass er den Schlüssel an eine Stelle gelegt hat, die jeder Logik widerspricht, und dass nur purer Zufall ihn wiederauftauchen lassen wird. Im Kühlschrank zum Beispiel oder in der Besteckschublade.

Doch kurz bevor er aufgeben will, findet er ihn in einer Jackentasche, zusammen mit dem Kassenzettel von seinem letzten Einkauf. Was ihn unmittelbar daran erinnert, wie sehr danach sein Rücken geschmerzt hat. Und wie froh er ist, dass er jemanden wie Gorica hat, die seine Besorgungen erledigt.

Er entsperrt den Wagen. Drückt den Schalter, der das Garagentor öffnet. Bleibt dann einen Moment stehen, nicht mehr ganz sicher, ob er wirklich …

Ja. Doch.

Es wird sein wie ein Ausflug in frühere Zeiten. Als er ganz am Beginn stand. Als die Welt noch einfach und unkompliziert war. Als man nicht schief angesehen wurde, wenn man die falschen Worte wählte. Als jeder noch seinen Platz kannte.

Langsam fährt er aus der Garage. Das Auto ist elf Jahre alt und verfügt über keine Rückfahrkamera: Leider erlaubt sein Nacken es längst nicht mehr, über die Schulter nach hinten zu schauen, aber er hat die Dimensionen der Garagenausfahrt seit Jahrzehnten im Gefühl.

Er erreicht die Straße. Schaltet das Radio an und fährt hinaus in die Nacht. Hofft, dass es die alten Reviere noch gibt. Die, wo man anonym bleiben kann. Alles andere ist ihm seit langer Zeit schon zu riskant geworden. Er hat schließlich einen Ruf. Oder hatte ihn jedenfalls einmal.

Ein wenig muss er suchen. Es gibt nur noch zwei Straßen in der ganzen Stadt, in denen die Mädchen stehen dürfen, und sein letzter Ausflug in die Gegend ist sechs Jahre her. Das war kurz nach Lieselottes Tod, doch da war alles in ihm so wund, jede fremde Berührung so schmerzhaft, dass er die Sache nach wenigen Minuten abgebrochen hat.

Er fragt sich flüchtig, ob Lisi von seinen Ausflügen gewusst hat, damals. Zumindest etwas geahnt, aber nie ein Wort darüber verloren hat, nie eine Frage gestellt. Nach den Abenden, an denen er angeblich mit Kollegen unterwegs gewesen war. Nach dem Geld, das auf dem Konto fehlte. Ob sie froh war, als er damit aufgehört hatte.

Jetzt sieht er die ersten Frauen da stehen, an Hausmauern gelehnt oder gemächlich umherschlendernd. Die meisten haben den Blick aufs Handy gerichtet und heben den Kopf nur, wenn ein Auto deutlich langsamer wird. So wie seines jetzt.

Er ist nicht wählerisch. Nicht mehr. Aber er weiß, was er keinesfalls möchte: eine zu junge Frau, eine, die seine Enkeltochter sein könnte.

Nein, er will sich gut aufgehoben fühlen. Umarmt. Gehalten. Er will eine mütterliche Frau, so lächerlich das in seinem Alter auch sein mag.

Die, vor der er den Wagen schließlich zum Stillstand bringt, schätzt er auf Ende vierzig. Ihr Lächeln ist breit, die Hüften sind es ebenfalls, und sie verlangt in etwa so viel, wie er erwartet hat. Doch als er sie bittet, zu ihm ins Auto zu steigen, zögert sie.

»Ist gefährlich.« Ihr slawischer Akzent stößt eine unwillkommene Erinnerung in ihm an, die er von sich schiebt, bevor ihre Umrisse sich verfestigen können.

»Ich zahle dir gerne mehr«, sagt er. »Aber meine Beine spielen nicht mehr so mit, wie sie sollen.« Er deutet auf eine Seitenstraße. »Dort sind Firmenparkplätze, da ist jetzt niemand. Sag deinen Freunden, wohin wir fahren, sie werden das Auto von hier im Blick behalten können.«

Sie verzieht das Gesicht bei dem Wort Freunde, dann zuckt sie mit den Schultern. »Die tracken mich sowieso.« Kurz überlegt sie. »Wie viel mehr?«

Er zieht einen Hunderteuroschein aus dem Portemonnaie, und sie nickt. »Okay. Fahren wir, Schatzi.«

1.

Die Tür ließ sich kaum zehn Zentimeter weit öffnen, dann stieß sie gegen ein Hindernis. Fina lugte hinaus. Drei Kartons, direkt auf der Fußmatte.

Es reichte jetzt. Es reichte einfach. Fina lehnte sich gegen die Tür und schob die Matte mitsamt den Kisten so weit zur Seite, dass sie auf den Gang treten konnte. Sie griff nach dem Zettel, der auf dem obersten Paket lag.

Wurde wieder bei uns abgegeben. Es ist das letzte Mal, dass wir Ihre Sendungen entgegennehmen. Wir sind keine Zweigstelle der Post. MfG, Traude Klien.

Mit dem Zettel in der Hand kehrte Fina in die Wohnung zurück und riss die Tür zum Wohnzimmer auf. »Calli, verdammt! Es ist schon wieder Zeug für dich angekommen!«

Ihre Schwester, die sich vor mittlerweile drei Monaten bei ihr eingenistet hatte, rührte sich kein Stück. Stellte sich schlafend wie meistens, wenn Fina sie kurz vor ihrem Aufbruch zur Arbeit noch zu ein wenig Mithilfe motivieren wollte. Dazu, Milch kaufen zu gehen beispielsweise oder Klopapier.

Am Abend tat Calli dann jedes Mal höchst erstaunt. »Boah, sorry, hab ich nicht gehört. Du weißt ja, wenn ich mal schlafe …« Hilfloses Schulterzucken. Verlegenes Lächeln, alles Dinge, die bei manchen Männern funktionieren mochten, nicht aber bei Fina.

Diesmal würde sie Calli nicht auf diese billige Tour davonkommen lassen. Sie kniete sich neben die Couch und rüttelte an Callis Schulter. »Aufwachen!«

Ein paar Sekunden lang versuchte ihre Schwester, das Täuschungsmanöver aufrechtzuerhalten, dann begann sie, unwillige Geräusche von sich zu geben. »Wasisn?«

»Die Kliens haben uns die Pakete diesmal direkt vor die Tür gestellt, und sie haben die Nase genauso voll von deinen Bestellungen wie ich.«

Calli gähnte. Schlug die Augen auf. »Das sind keine Bestellungen. Das sind Gratis-Samples. Von meinen Kooperationspartnern.«

Zu Finas Erstaunen hatte Callis Influencer-Karriere tatsächlich erste Früchte getragen. Kein Geld, leider, und auch sonst nichts, womit sie etwas zu Miete oder Verpflegung hätte beitragen können. Aber Kosmetika. Schuhe. Und neuerdings offenbar auch Dinge, die schwer genug waren, um Türen zu blockieren.

»Dann mach wenigstens die Tür auf, wenn die Post kommt!«

»Tu ich doch. Wenn ich zu Hause bin. Und die Klingel höre. Aber meine Kopfhörer sind echt der Wahnsinn, da bekommt man rundum fast nichts mit.«

»Dann steck sie dir eben nicht in die Ohren!« Fina rappelte sich wieder hoch. Sie hasste es, sich anzuhören wie ihre eigene Mutter. Es waren nur eineinhalb Jahre, die sie von ihrer Schwester trennten, aber sie hätte ebenso gut mit einem Teenager zusammenleben können. Einem Messie-Teenager, denn auf der Seite des Zimmers, die Calli nicht für ihre Influencer-Videos brauchte, umlagerten leere Schachteln, zerrissenes Verpackungsmaterial, ungewaschene Wäsche und verknitterte Modezeitschriften eine sterbende Zimmerpflanze.

Zieh aus, dachte Fina. Zieh bitte, bitte aus. »Räum endlich auf!«, sagte sie stattdessen und trat einen zerknüllten Lieferschein in Richtung Papierkorb.

»Du bist so aggressiv.« Calli legte einen Unterarm über die Augen, als müsse sie sie vor dem spärlichen Licht schützen, das durch die Vorhänge drang.

Im gleichen Moment begann in Finas Jackentasche das Handy zu vibrieren und verhinderte, dass sie ihrer Schwester einen Einblick in das tatsächliche Ausmaß ihres Frusts verschaffte.

Sie zog das Gerät hervor. Ahmed, stand auf dem Display. Wenigstens ein Lichtblick am frühen Morgen.

»Hi!« Sie ging in Richtung Tür, gestikulierte gleichzeitig noch einmal bekräftigend in Richtung des Müllbergs.

»Morgen, Fina. Bist du schon auf dem Weg?«

»Gehe gerade aus dem Haus.«

»Okay, komm bitte zum Ring, ich fische dich bei den Museen auf. Leichenfund auf einem Betriebsgelände, Tatortgruppe ist auch schon unterwegs.«

»Okay, bis gleich.« Fina quetschte sich durch die Wohnungstür und an den Kisten vorbei. Hörte Calli noch etwas rufen, das die Worte »Stress« und »unfair« enthielt, dann lief sie schon die Treppen nach unten.

 

Ahmed schien an diesem Morgen nicht mehr dazu gekommen zu sein, sich zu rasieren, was bei ihm zu einer völligen Typveränderung führte. Sein Bart wuchs ungewöhnlich schnell, weswegen er immer Rasierzeug im Büro hatte. Für das, was er die Mittagsrasur nannte.

»Hey, Räuber«, begrüßte Fina ihn beim Einsteigen in den Wagen und erntete einen gequälten Blick.

»Ich weiß«, sagte er und drehte das Radio leiser. »Lange Nacht, hektischer Morgen, Kopfschmerzen.«

Sie kramte in ihrem Rucksack nach Aspirin, fand eine halb zerbröselte Tablette und hielt sie Ahmed an der nächsten roten Ampel hin. Ein kurzer, skeptischer Blick, dann pickte er die Krümel auf und schluckte sie trocken hinunter. »Besser als nichts, danke.«

Der Verkehrsfunk setzte ein, und sie schwiegen kurz. »Wohin müssen wir?«, erkundigte sich Fina.

»Industriegebiet Süd. Der Mann ist auf dem Parkplatz eines Pharmalabors gefunden worden. In seinem Auto.« Ahmed kratzte seine Bartstoppel. »Du kennst die Gegend. Ist gleich um die Ecke vom Straßenstrich.«

Fina nickte. Es gab in Wien nur noch zwei Straßenzüge, wo Sexarbeiterinnen offen stehen durften – in Wohngebieten war es schon seit Jahren verboten. »Wahrscheinlich wieder Revierstreitigkeiten unter Zuhältern«, mutmaßte sie.

»Kaum.« Die Ampel sprang auf Grün, und Ahmed trat aufs Gas. »Der Tote ist nämlich einundachtzig Jahre alt.«

 

Sie parkten vor dem Firmengelände; durch die Einfahrt erhaschte Fina bereits einen Blick auf die vermummten Kollegen der Tatortgruppe – und auf Weigels dünne Gestalt, die in eigenartiger Weise geschrumpft wirkte. Der Rechtsmediziner stand etwas abseits und diktierte in sein Handy, das er in die Jackentasche gleiten ließ, als er sie kommen sah.

»Scheißstart in einen Scheißtag«, grollte er.

Fina und Ahmed wechselten einen erstaunten Blick – Weigel war keiner von denen, die sich mithilfe von Kraftausdrücken Luft machten. »So schlimm?«, fragte Fina.

»Schlimmer.« Weigel atmete tief ein und aus.

Vor Finas innerem Auge lief sofort ein Film mit den Leichenfunden der vergangenen Monate ab – bei einigen davon war ihr der Anblick schwer an die Nieren gegangen, aber kein einziges Mal hatte Weigel auch nur mit der Wimper gezuckt.

Sie spähte hinüber, dorthin, wo einer der Spurensicherer eben etwas mit einer Pinzette vom Fahrersitz entfernte. Der Wagen war ein alter Mercedes mit schwarzen Sitzbezügen – aus dieser Entfernung war kein Blut zu erkennen. »Was war die Todesursache?«

»Drei Messerstiche, zwei in die Brust, einer in den Hals.« Weigel klang heiser. »Ich schätze, dass zwei davon tödlich waren. Genauer sage ich es euch, wenn ich ihn auf dem Tisch habe.«

Drei Messerstiche? So etwas entlockte Weigel normalerweise nicht einmal ein Schulterzucken. »Ist er verstümmelt worden?«, erkundigte Fina sich.

Heftiges Kopfschütteln. »Nein. Nein, das ist es nicht.« Er wandte sich ab, drehte sich dann aber doch noch einmal zu ihnen um. »Es ist nur so … ich habe ihn gut gekannt, und das hat mich eben kalt erwischt.«

»Oh.« Fina dämmerte, dass das aus vielerlei Gründen verstörend sein konnte. Die Art des Todes. Aber auch der Ort – und die Rückschlüsse, die sich daraus ziehen ließen. »Das tut mir sehr leid. Ist es ein Verwandter? Ein Freund?«

Der Gerichtsmediziner blinzelte. Ein nervöses Zucken des linken Auges, das Fina noch nie bei ihm gesehen hatte.

»Nein«, sagte er. »Ein Kollege. Ein Lehrer, wenn man so will. Damals einer der besten Gefäßchirurgen im Land, er war einer meiner Professoren an der Uni … und so etwas wie ein Mentor für mich.«

Es wirkte, als wollte er noch etwas sagen, doch da tauchte Georg neben ihm auf. Zog sich die Kapuze seines weißen Overalls vom Kopf und tätschelte Weigel die Schulter. »Schöner Schreck, hm? Tut mir wirklich leid für Sie.«

Sein Haar stand wieder einmal in allen Richtungen vom Kopf ab, und Fina hätte es gerne glatt gestrichen, aber die Geste wäre zu vertraulich gewesen. Sie waren sich in den letzten Wochen nähergekommen, sehr langsam und behutsam. Hatten begonnen, zwei- oder dreimal die Woche zusammen zu Abend zu essen – beim Griechen, beim Italiener, beim Chinesen –, und Georg hatte sie anschließend immer bis zur Haustüre begleitet, keinen Schritt weiter. Küsschen rechts, Küsschen links, einmal drücken, das war es gewesen. Zwischen ihnen war nichts passiert, das Fina auch nur entfernt Anlass gegeben hätte, sich zu verhalten wie eine langjährige Ehefrau, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.

Weigel schien Georgs Mitgefühl nicht zu schätzen. »Ein Schreck, ja«, sagte er trocken. »Aber keine Sorge, ich habe mindestens so sorgfältig gearbeitet wie sonst. Wenn nicht sorgfältiger.«

»Natürlich.« Georg hatte sofort die Hand zurückgezogen. Nickte Fina und Ahmed zu. »Wenn ihr möchtet, könnt ihr rüberkommen. Wir wären so weit.«

Der Tote lag auf einer Plane hinter dem üblichen Sichtschutz. Nun war das Blut unübersehbar. Es hatte sein Hemd bis zum Nabel getränkt, klebte an der Lederjacke, war in den Kinnhaaren seines weißen Bartes eingetrocknet.

»Professor Werner Hemeyer«, sagte Georg, der hinter ihnen stand. »Das steht in seinem Führerschein, und das bestätigt auch Weigel. Seine Geldbörse war noch im Wagen, aber es ist kein einziger Schein drin, und falls er Kreditkarten hatte, sind die auch weg.«

Unwillkürlich wanderte Finas Blick in Richtung Hosenschlitz des Opfers. Es gab nur einen Grund, nachts diese Gegend anzufahren.

Doch der Reißverschluss der Hose war geschlossen. »Auch schon, bevor wir ihn aus dem Auto geholt haben«, bestätigte Georg.

»Sonst Hinweise darauf, dass er wegen des Strichs hier war?« Ahmed hatte den Kopf durch das offene Seitenfenster gesteckt und begutachtete die Blutspritzer an der Windschutzscheibe.

»Kann ich jetzt noch nicht sagen.« Georg hatte sich Fina zugewandt. »Aber ich denke, es spricht alles dafür, mit den Befragungen in der Szene zu beginnen, oder?«

»Klar. Doch falls es wirklich eine der Frauen oder ihr Zuhälter war, werden die heute nicht business as usual machen.« Sie blickte sich um. »Im Zweifelsfall hat doch wieder niemand etwas gesehen.«

Ein Stück entfernt entdeckte sie die groß gewachsene, leicht vorgebeugte Gestalt ihres Chefs. Sieghart unterhielt sich mit einem bebrillten Mann im grauen Anzug, vermutlich dem Geschäftsführer des Pharmaunternehmens. Dessen Stimme wurde mit jedem Wort lauter.

»… nicht zum ersten Mal, dass wir Unannehmlichkeiten mit dieser … dieser Rotlichtsippschaft haben! Wissen Sie, wie oft wir schon die Polizei gerufen haben, weil klar war, dass sich wieder jemand Zugang zum Betriebsgelände verschafft hat? Aber es tut ja niemand was!« Seine Stimme kippte eine halbe Oktave nach oben. »Jeden zweiten Tag finden wir Spritzen und gebrauchte Kondome hier! Und jetzt einen Toten, wer soll sich denn hier noch sicher fühlen?«

Fina und Ahmed verständigten sich mit einem Blick. Den aufgebrachten Mann würden sie Sieghart überlassen, der mit seiner souveränen Art genau der Richtige dafür war.

»Wir sollten uns mit der Sitte kurzschließen«, überlegte Fina, »die kennen sicher ein paar Frauen, die normalerweise hier anzutreffen sind.«

»Tatsache.« Ahmed winkte Fina in Richtung ihres Wagens. »Aber ich kenne die Beste unter ihnen. Die rufe ich jetzt an. Du fährst.«

2.

Fina fragte nicht nach, worauf genau Ahmed sich mit »die Beste« bezogen hatte. Sie tat betont desinteressiert, während er vom Beifahrersitz aus das Gespräch führte, ohne die Freisprechanlage zu nutzen.

»Eschenallee 5«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte. »Ist ein Katzensprung.«

Die Adresse erwies sich nicht, wie von Fina dem Namen nach zunächst vermutet, als Villengegend, sondern als ein älterer Häuserkomplex mit von der Stadt geförderten Gemeindewohnungen. George-Washington-Hof, stand über dem Eingangsportal, an dessen anderem Ende sich eine schmale Straße und spärliche Grünanlagen befanden, umgeben von gleichförmigen, grau-gelben Wohngebäuden, die schon bessere Zeiten gesehen haben mussten.

»Haus fünf«, sagte Ahmed und wies mit dem Handy nach rechts. Drückte die Klingel und Sekunden später die Tür auf.

Sie stiegen durch ein muffig riechendes Treppenhaus bis in den zweiten Stock hinauf, wo sie bereits erwartet wurden – von einer groß gewachsenen Frau mit pechschwarzem Haar, sehr vollen Lippen und Fingernägeln, mit denen man Fische filetieren konnte.

»Der schönste Mann der Polizei«, sagte sie. Tiefe Stimme, weicher Akzent. »Und neue Kollegin!« Sie streckte Fina eine Hand entgegen, die diese nur vorsichtig ergriff. Vielleicht lag es nicht nur an der erstaunlichen Länge, sondern auch am chromfarbenen Lack, dass die Nägel der Frau wie Klingen wirkten.

»Ich bin Galina. Aber das weißt du sicher schon von Ahmed.«

»Nein.« Fina lächelte der Frau zu. Fand sie auf Anhieb sympathisch, ohne festmachen zu können, woran das lag. »Fina Plank, Mordgruppe zwei des LKA Wien.«

»Fina! Und Galina! Reimt sich, ist ein gutes Omen.« Sie hatte Finas Hand nicht losgelassen und zog sie nun über die Schwelle ins Innere der Wohnung – die Fina, wie sie sich selbst eingestehen musste, überraschte.

Die in die Jahre gekommene Wohnanlage und die Tatsache, dass Galina als Sexarbeiterin tätig war, hatte in ihr eine ganz bestimmte Erwartung geweckt, die nun vollständig über den Haufen geworfen wurde.

Galinas Wohnzimmer war ganz in Creme- und Beigetönen gehalten, mit kleinen Akzenten von Kupfer da und dort. Die abstrakten Muster der Kissen, die auf der Couch aufgereiht waren, entpuppten sich auf den zweiten Blick als stilisierte Federn.

Nirgendwo Animal-Print, keine verspiegelten Wände. Es lebe das Vorurteil, dachte Fina und nickte, als Galina ihr Kaffee anbot. Sie war, anders als die meisten, bei dem Wort Mordgruppe kein Stück zusammengezuckt. Etwas, das Fina innerlich notiert hatte.

Nun kam sie mit einem Tablett zurück, auf dem drei Tassen rund um einen Zuckerstreuer platziert waren. »Also. Wer ist tot?«

»Haben Sie gestern gearbeitet?«, begann Fina. »Im Gebiet rund um die Brunner Straße?«

»Ja. War ein ruhiger Abend.«

»Leider war es kein ruhiger Morgen. Wir haben einen Toten gefunden, von dem wir vermuten, dass er auf der Suche nach einer Frau war.« Blöde Formulierung, dachte Fina im nächsten Moment. Als hätte er heiraten wollen.

Galina ließ erstaunliche Mengen Zucker in ihren Kaffee rieseln und rührte gründlich um. »Problem ist«, sagte sie, »dass ich Männer nur dann sehe, wenn sie zu mir kommen. Sonst sehe ich nur Autos.«

»Ein silberfarbener Mercedes, C-Klasse, Baujahr 2004«, sagte Ahmed wie aus der Pistole geschossen.

Galinas schmal gezupfte Augenbrauen hoben sich. »Altes Auto. Hm. Kann sein, dass ich den gesehen habe. Ungefähr um halb zwölf Uhr? Zwölf?« Sie schloss kurz die Augen, ihre Wimpern reichten fast bis zu den Nasenflügeln. »Bin nicht sicher«, sagte sie nach ein paar Sekunden. »Aber kann sein, dass Aurica in so ein Auto gestiegen ist.«

Aurica, halb zwölf, notierte Fina sich, während Ahmed seine Kaffeetasse zum Mund hob und wieder absetzte, ohne getrunken zu haben. »Aurica? Ist das diese …« Er breitete die Arme aus, als wollte er einen dicken Baumstamm umfassen, unterbrach sich aber mitten in der Geste, als habe er etwas Unanständiges getan.

Fina, die wusste, dass er das ihretwegen tat, nahm den Faden auf. »Aurica ist also eher füllig, habe ich das richtig verstanden? Und hatte schon mal mit uns zu tun?«

»Ja, wir haben sie vor zwei Jahren einvernommen, nachdem eine ihrer Kolleginnen tot aufgefunden worden war.« Ahmed sprach schneller als sonst. »Das war damals eine Überdosis, aber ohne Fremdverschulden, und du warst noch nicht im Team.«

Galina legte die Hände um ihre Kaffeetasse, was wirkte, als würde die von einer metallischen Venusfliegenfalle verschluckt. »Ich erinnere mich. Das war damals eine Freundin von ihr, auch aus Rumänien.« Sie schien ein paar Sekunden lang nachzudenken. »Gestern hatte Aurica zwei Kunden. Vielleicht waren es auch mehr, ich habe ja selbst gearbeitet und sie nicht die ganze Zeit im Blick gehabt. Und ich weiß nicht …«, wieder überlegte sie, »… ob sie nach dem zweiten noch einmal zurückgekommen ist.«

Ahmed nickte. »Dann werden wir mit ihr zuerst reden. Wer war sonst gestern noch vor Ort?«

»Valentina, Katia, Jazmin und Liana habe ich auf jeden Fall gesehen.« Galina verengte die Augen, als könne sie so einen schärferen Blick zurück in die letzte Nacht werfen. »Bei Kuimba und Anna bin ich nicht sicher.«

»Und wer von euren … sogenannten Beschützern?«

Sie verzog das Gesicht. »Lajos habe ich gesehen, der war schlecht gelaunt wie immer. Und Techno. Die anderen – keine Ahnung.« Sie zupfte etwas von ihrer Jogginghose. »Auf sie habe ich nicht so geachtet. Ich habe immer eher den Blick auf die Mädchen. Wegen … Sicherheit.«

Fina hatte die Namen notiert. Nachdem Ahmed nicht nachfragte, vermutete sie, dass er wusste, wie Techno tatsächlich hieß.

»Wie ist er denn getötet worden?« Galinas Blick wanderte von Ahmed zu Fina und wieder zurück.

»Erstochen«, sagte Ahmed und trank den Rest seines Kaffees auf einen Zug aus. »Und wir müssen jetzt weiter, fürchte ich. Danke für deine Hilfe.«

Sie stand auf und kam mit zur Tür. »Sehen wir uns heute Abend? Dort?«

Bevor Fina antworten konnte, hatte Ahmed schon den Kopf geschüttelt. »Ich glaube nicht. Aber du hörst sicher noch einmal von uns. Pass auf dich auf.«

Erst als sie wieder aus dem Haus waren, überholte Fina Ahmed und trat ihm in den Weg. »Ernsthaft, es wird heute niemand von uns vor Ort sein?«

»Doch, natürlich.« Sie waren bei ihrem Wagen angelangt, und wieder überließ Ahmed ihr das Steuer. »Aber so gut Galina auch mit der Polizei zusammenarbeitet, sie würde ihre Leute darüber informieren, dass wir anrücken. Zumindest die, an denen ihr etwas liegt.«

Was vermutlich keine Rolle spielte, dachte Fina, während sie sich in den Verkehr einordnete. Am Tag nach einem Mord in nächster Umgebung würde ohnehin alles anders laufen als sonst. Die Freier würden ausbleiben, denn natürlich hatte sich die Nachricht längst über Internet und Presse verbreitet. Die Frauen und ihre Zuhälter würden nur dann auftauchen, wenn sie garantiert nichts mit der Sache zu tun hatten.

Leider war es trotzdem sinnlos, gezielt die in den Fokus zu nehmen, die sich fernhielten, denn das konnte alle möglichen Gründe haben. Dass sie illegal im Land waren, zum Beispiel. Ganz davon abgesehen, dass es so etwas wie eine »Anwesenheitsliste« ohnehin nicht gab.

Sie würden sich also auf das verlassen müssen, was man ihnen erzählte. Und nach Augenzeugen suchen. Aber die Chancen auf Erfolg waren dünn.

 

Auf dem Gang zum Büro lief Fina als Erstes Oliver über den Weg, was in ihren Augen das Äquivalent für drei schwarze Katzen an einem Freitag, dem Dreizehnten war. Seitdem sie ihm zu verstehen gegeben hatte, dass sie über einen sehr dunklen Fleck in seiner Vergangenheit Bescheid wusste, verhielt er sich ihr gegenüber allerdings völlig anders als früher. Die abfälligen Bemerkungen ihr gegenüber waren Geschichte. Den Versuch, sich bei ihr einzuschmeicheln, indem er ihr Kaffee brachte, Komplimente machte und ihr sogar unliebsame Schreibarbeit abnahm, hatte er aber bald wieder aufgegeben. War ihm wohl zu anstrengend geworden, zudem hatte Fina wohl nicht das erhoffte Level an Dankbarkeit gezeigt.

Seine neue Strategie bestand darin, sich von ihr fernzuhalten, soweit das möglich war. Wenn er mit ihr sprach, dann betont sachlich, was sie als große Erleichterung empfand. Gleichzeitig musste sie sich immer wieder ein Grinsen verkneifen, weil Sachlichkeit so gar nicht Olivers Naturell entsprach.

Kein einziges Mal mehr hatte er sich über ihre Figur lustig gemacht oder über einen ihrer Vorschläge, was ihm, seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, beinahe körperliche Schmerzen bereiten musste.

Allerdings beschränkte sich seine Zurückhaltung auf Fina, andere bekamen ihre Portion gewissermaßen mit ab. Manfred zum Beispiel. »Du bist perfekt für verdeckte Ermittlungen vor Ort«, rief Oliver und patschte ihm mit der Hand auf den Rücken. »Ein Freier aus dem Bilderbuch. Übergewichtig und unterbumst.«

Manfred streckte den Mittelfinger hoch und ließ einen Wimpernschlag später die anderen vier folgen, um Sieghart, der eben zur Tür hereinkam, unbeholfen zuzuwinken.

Fina ging an ihren Platz und schaltete den Computer ein, wo sie den Lebenslauf und die Publikationsliste von Prof. Werner Hemeyer suchte. Vor zwei Monaten war er einundachtzig Jahre alt geworden. Sie scrollte durch die wissenschaftlichen Arbeiten, die er verfasst hatte. Die meisten Publikationen waren in englischer Sprache gehalten, aber auch bei den wenigen deutschen Titeln verstand Fina kein Wort.

Therapie radiogener Läsionen der extrakraniellen A.carotis und A.subclavia.

Subintimale Rekanalisation von TASC-Typ-D-Läsionen des Beckens beidseits mittels Re-Entry-Katheter.

Sie ging in die Bildsuche und fand Fotos aus der Zeit, in der Hemeyer noch an der Universität unterrichtet hatte. Unter anderem auch Weigel.

Sie konnte seine Bestürzung gut nachvollziehen – hätte sich bei einem ihrer früheren Lehrer herausgestellt, dass er Kunde auf dem Straßenstrich war, hätte es auch ihr Weltbild ins Wanken gebracht.

Sie selbst hatte das Szenario mit einer merkwürdigen Art von Mitleid erfüllt. Dass Hemeyer nicht in ein einschlägiges Etablissement gegangen war, wo er es bequem und sicher gehabt hätte, sprach dafür, dass Anonymität ihm wichtiger gewesen war.

Und selbst wenn er es nicht mehr mitbekam, fühlte Fina leises Bedauern darüber, dass sein Name von nun mit etwas anderem in Verbindung gebracht werden würde als mit erfolgreich gelegten Bypässen.

Der macht nicht viel Arbeit

Der Teetrinker ist tot.

Und nein, ich war es nicht, auch wenn du natürlich allen Grund hast, das zu glauben. Er wurde getötet, aber nicht von mir, und ich schwanke zwischen Empörung und einer Apathie, die ich von mir sonst nicht kenne. Als hätte das Schicksal begonnen, mir die Fäden aus der Hand zu nehmen.

Dabei hatte ich mich noch gar nicht entschieden, was ihn betrifft. Er war nicht so erbärmlich wie die anderen. Stand am Ende meiner Liste, und vielleicht hätte ich ihn ausgespart. Vielleicht.

Die Umstände seines Todes haben allerdings eine gewisse Poesie, findest du nicht? Jaja, natürlich auch die Tatsache, dass ein Chirurg durch das Messer stirbt, aber daran habe ich nicht zuerst gedacht. Sondern … du weißt schon.

Tatsache ist – ich mache mir Sorgen. Nehme das, was geschehen ist, als eine Art Fingerzeig. Was, wenn ich es nicht schaffe, meine Arbeit zu Ende zu bringen?

Beim letzten Mal sind uns Fehler unterlaufen, erinnerst du dich? Also ja, schon gut: Mir sind Fehler unterlaufen. Auch wenn ich denke, dass niemand sie wahrgenommen hat, lässt sich nicht ausschließen, dass sich doch noch einmal jemand den Tod des Zwergs genauer ansieht.

Mein Gefühl sagt mir, dass es jetzt schneller gehen muss. Denn seien wir ehrlich: Der Teetrinker war ein alter Mann. Ihn hätte ebenso gut ein Schlaganfall niederstrecken können, oder ein nächtlicher Herzstillstand, und das hätte ich, bei aller Nachsicht, als zu gnädig empfunden. Wer verschont werden soll, habe ich zu entscheiden. Nicht das Schicksal.

Doch das hat nun eingegriffen – vielleicht, um zu signalisieren, dass mir nicht ewig lang Zeit bleibt. Der Harlekin ist etwas jünger als der Teetrinker, aber der Hühnergeneral ist ein Jahr älter.

Sollte er einen schmerzlosen Tod sterben, würde ich mir das niemals verzeihen.

3.

Fina verbrachte den Nachmittag damit, die Personalien der Frauen zu überprüfen, die Galina ihnen genannt hatte, und Berichte über die Einsätze zu lesen, zu denen die Polizei in den letzten Monaten an den Straßenstrich gerufen worden war. Meistens war es darum gegangen, dass zwar die Anbahnung der Geschäfte im erlaubten Gebiet, die tatsächliche Durchführung aber anderswo stattgefunden hatte. Am nahe gelegenen Friedhof zum Beispiel oder auf einem der Supermarktparkplätze.

»Wonach suchst du denn?« Manfred war an ihren Schreibtisch getreten, eine Tasse mit käsig riechendem Tee in der Hand, der angeblich Wunder für seinen angeschlagenen Magen wirkte.

»Besondere Vorfälle in der letzten Zeit. Überfälle, Raub, so was. Scheint aber nichts dergleichen passiert zu sein.«

»Überrascht mich nicht.« Manfred pustete in seine Tasse. »Da fahren die Kollegen fast jede Nacht Kontrolle, die Gegend ist ziemlich sicher.«

»Ah. Bloß gestern waren sie nicht unterwegs?«

Manfred zuckte mit den Schultern, und Fina suchte die Nummer der zuständigen Dienststelle heraus.

»Doch, wir sind zweimal da gewesen.« Der Mann klang kühl, fast persönlich beleidigt. »Das erste Mal um zwanzig Uhr, dann noch einmal um kurz vor elf. War alles in Ordnung.«

Fina ließ sich die Dienstnummern der Polizisten geben, die die Kontrollen durchgeführt hatten, und legte auf.

»Oliver macht heute Abend eine Tour durch die Lokale, in denen die Zuhälter gerne einen trinken gehen. Will Gespräche aufschnappen, und ich soll mitkommen.« Manfred zog ein bekümmertes Gesicht. »Würde ich mir gern ersparen.«

Es klang, als warte er darauf, dass Fina anbieten würde, für ihn einzuspringen, aber er musste wissen, dass das nicht infrage kam. Weil sie dort bereits als Polizistin in Erscheinung getreten war. Von allen anderen Gründen ganz abgesehen.

»Hemeyer war verwitwet.« Manfred hatte das Thema gewechselt. »Keine nahen Verwandten außer einer Tochter, die in den USA lebt. War vermutlich viel allein und …« Er ließ den Satz in der Luft hängen. Nippte an seinem Tee.

Fina kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu ahnen, was ihn bewegte. Er selbst war zwar kein Witwer, aber seit drei Jahren geschieden. Mit seinen knapp fünfzig Jahren, seinem schwerfälligen Auftreten und seinem Hang zur Hypochondrie würde er es in der Welt des Onlinedatings schwer haben, und das war noch die Art der Beziehungsanbahnung, die er sich am ehesten zutraute.

Alle paar Wochen versuchte Oliver, ihn zum Anlegen eines Profils zu überreden. »Ich helfe dir, und du wirst sehen, in ein paar Stunden stehen die Mäuschen Schlange!«

Wer Oliver kannte, wusste, dass sein Vorschlag auf nichts anderes abzielte als darauf, sich selbst eine Quelle der Erheiterung zu schaffen. Und so langsam Manfred auch wirken mochte, er war alles andere als dumm.

Aber offenbar auch einsamer, als Fina bislang vermutet hatte. Denn das Schicksal des alten Professors ließ ihn offenbar nicht los. »Da willst du ein bisschen Zweisamkeit, und nicht nur, dass du dafür bezahlen musst, nein, du wirst einfach abgestochen.« Er schüttelte den Kopf, seine Hängebacken zitterten. »Schon scheiße irgendwie.«

»Ja«, pflichtete Fina bei. »Schon scheiße. Aber wir wissen noch nicht, was wirklich abgelaufen ist. Vielleicht hat er die Frau misshandelt, und sie hat in Notwehr zugestochen?«

Manfred brummte etwas Unverständliches und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. Fina wurde den Eindruck nicht los, dass er eine eigenartige Verbundenheit mit dem Toten empfand. Als hätte es ebenso gut ihn selbst erwischen können.

 

»Haar von einer Perücke, Fingerabdrücke, die sich nicht in der Datenbank finden«, erklärte Georg, als er sich am späteren Nachmittag meldete. »Ist schon eine Enttäuschung, ich hatte mit einer reicheren Ausbeute gerechnet.«

Fina war es ebenso gegangen. Bei einer Tat wie dieser, die wohl nicht geplant gewesen war, fanden sich üblicherweise jede Menge Spuren. Weil der Täter, selbst erschrocken, sich so schnell wie möglich davonmachte.

Oder die Täterin.

»Wie sieht es mit den Blutspuren aus?«

»Alles von einer Person, dem Opfer. Wie gesagt, magere Ausbeute.« Er hüstelte. »Hängst du heute noch lange drin?«

»Ein bis zwei Stunden.« Sie lächelte und drehte sich zum Fenster, damit niemand es sah.

»Es gibt da ein Tapas-Lokal, das ich längst schon ausprobieren wollte. Wie wär’s?«

Fina hatte nach dem Besuch bei Galina nur drei Haferkekse gegessen; davon ganz abgesehen graute ihr bei der Vorstellung, sich später den Weg zu ihrem Schlafzimmer wieder durch Callis Chaos bahnen zu müssen. »Tapas klingen toll.«

»Das macht meinen Tag gleich viel besser«, hörte sie ihn sagen, und da war etwas Weiches in seiner Stimme, das sie noch nicht oft bei ihm gehört hatte. »Zwanzig Uhr, ja? Ich schicke dir die Adresse.«

 

Im Unterschied zu Fina musste Georg es geschafft haben, vor ihrer Verabredung noch nach Hause zu fahren und sich umzuziehen. Er trug ein grünes Hemd mit schwarzem Tentakelmuster, Fina konnte kaum den Blick davon wenden. Als würden Oktopusse miteinander ringen.

Sie bestellten Oliven, Spicy Edamame, Roastbeef Tonnato, Patatas Aioli, Gazpacho und Albondigas. »Sehr viel netter, hier mit dir zu essen, als gemeinsam mit Oliver Zuhälter zu belauschen«, stellte Fina kauend fest.

»Glaubt er, das bringt etwas?« Georg ließ die Sangria in seinem Glas kreisen. »Er fällt dort doch auf.«

»Oh, du hättest ihn sehen sollen, als er losgezogen ist. Lederjacke, an jedem Finger ein klobiger Silberring und die hässlichsten Cowboyboots, die mir je untergekommen sind. Ach, und natürlich die unvermeidliche Sonnenbrille.«

Georg schien dieses Bild vor seinem inneren Auge erstehen zu lassen. »Will er wie einer von ihnen aussehen? Oder wie ein Freier?«

»Wie ein Biker, glaube ich. Was beide Möglichkeiten offenlässt. Und er hat Manfred im Schlepptau, den armen Kerl.« Fina hielt es für unwahrscheinlich, dass die beiden bei ihrer Lokalrunde etwas Verwertbares erfahren würden. Ja, vermutlich würde der Mord Gesprächsthema in der Szene sein, aber mehr als Gerüchte würden kaum ausgetauscht werden. Wer wirklich etwas wusste, hielt üblicherweise den Mund.

»Unterschätze Gerüchte nicht«, wandte Georg ein. »Wenn sie die zu hören bekommen, hat sich der Ausflug schon gelohnt. Ich befürchte eher, dass sich alle auf die Zunge beißen werden, wenn da zwei fremde Gesichter auftauchen. Exakt einen Tag, nachdem etwas Derartiges in ihrem Revier passiert ist.«

»Morgen wissen wir mehr.« Fina wandte sich den Patatas zu. Sie hatte keine Lust, weiter über den Fall zu sprechen, zumal es da wohl gar nicht viel zu bereden gab. Jemand hatte einen begüterten Mann ausgeraubt und ihn im Zuge dessen getötet.

Oder … ihn töten wollen und sein Geld genommen, damit es nach einem aus dem Ruder gelaufenen Raub aussah.

»Du musst unbedingt das Roastbeef probieren!« Georg schob ihr das Schüsselchen hin. »Warst du schon mal in Barcelona? Ich habe erst einmal in meinem Leben ein vergleichbar gutes Roastbeef gegessen, und das war dort.«

Nein, Barcelona kannte Fina bisher noch nicht; umso lieber ließ sie sich Georgs Eindrücke schildern, senkte aber den Blick auf den Teller, als er einflocht, wie gerne er ihr die Stadt zeigen würde.

Wollte sie das? Er würde ein vergnüglicher Reisebegleiter sein, keine Frage, aber in seinem Vorschlag klang mehr als nur das mit.

Es war nicht so sehr der Altersunterschied, der Fina zögern ließ. Sie war jetzt neunundzwanzig, er würde bald zweiundvierzig sein. Zwölf Jahre waren nicht die Welt, waren keine unüberbrückbare Kluft.

Es war die Tatsache, dass sie beruflich immer wieder eng miteinander zu tun hatten. Und das würde sich auch dann nicht ändern, wenn die Sache zwischen ihnen schiefging.

Fina versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, Flo jeden Tag sehen zu müssen, ihren Ex. Oder auch nur ein- bis zweimal pro Woche. Selbst jetzt, nach eineinhalb Jahren Trennung, versetzte ihr der Gedanke an ihn einen Stich.

»Hast du eine Lieblingsstadt?«, hörte sie Georg fragen und wusste keine Antwort darauf. Sie war noch nicht viel in der Welt herumgekommen. Urlaube mit ihren Eltern waren prinzipiell an die obere Adria gegangen, und die paar Städtetrips mit Freundinnen ließen sich an einer Hand abzählen.

»Prag finde ich sehr schön«, sagte sie. »Und Rom. Ja, wenn ich wählen müsste, würde ich wohl Rom nehmen.«

Sie wartete darauf, dass Georg, so wie die meisten, jetzt etwas wie Ah, die ewige Stadt murmeln würde. Tat er aber nicht.

»Rom kenne ich gut«, sagte er. »Da war ich einige Male zu Besuch, ein Freund meiner Mutter hat ein paar Jahre dort gelebt.«

»Beneidenswert.« Sie schob sich eines der Albondigas in den Mund. Vergaß über der Geschmacksexplosion, was sie noch hatte sagen wollen, doch zum Glück schien Georg keinen weiteren Kommentar zu erwarten. Er war ganz mit dem Versuch beschäftigt, den Kellner auf sich aufmerksam zu machen und noch einen Krug Sangria zu ordern.

Nein, dachte Fina, er ist nicht der Typ, der Frauen bewusst betrunken machen will. Trotzdem würde sie sich zurückhalten; sie wollte nicht aus einer Laune heraus in seinem Bett landen und morgen früh hastig in ihre eigene Wohnung zurückstolpern und Calli Erklärungen liefern müssen.

Aber die Frage stellte sich nicht. Er begleitete sie – wie immer – nach Hause, und als sie auf seinen fragenden Blick hin leicht den Kopf schüttelte, lächelte er und küsste sie auf beide Wangen. Wie bei den letzten Malen. Nur diesmal streiften seine Lippen auch ihren Mund.

4.

Es ist besser gelaufen, als ich erwartet hätte.« Manfred, wieder mit einer Tasse des besorgniserregend riechenden Tees in der Hand, war noch vor Fina im Büro eingetroffen. »Oliver war in Hochform. Er hat einen auf betrunken gemacht, und ich habe den vernünftigen Kumpel gespielt. Niemand hat uns groß zur Kenntnis genommen, und wir haben ein paar interessante Dinge aufgeschnappt.«

»Zum Beispiel?«

»Dass es offenbar wirklich eine Frau namens Aurica war, die zu Hemeyer ins Auto gestiegen ist. Eine Aurica Dimitru ist als Sexarbeiterin registriert, das wird sie wohl sein. Gestern ist sie auf dem Strich wohl nicht aufgetaucht, aber einer der Zuhälter, den sie Techno nennen, hat behauptet, er wüsste, wo sie steckt. Hat es aber niemandem verraten.«

Dann würden sie die Frau selbst aufstöbern und einvernehmen müssen. Fina hatte den Namen notiert und wollte sich eben den ersten Kaffee des Tages holen, als eine uniformierte Beamtin das Büro betrat, hinter ihr hinkte ein groß gewachsener, älterer Mann mit Gehstock herein.

»Frau Plank, ich habe hier jemanden, der behauptet, etwas über den neuen Fall zu wissen.« Sie machte einen Schritt zur Seite und ließ den Mann vorbei, der mitten im Raum stehen blieb, beide Hände locker auf den Knauf des Gehstocks gelegt.

Nun, da er stand, wirkte er nicht mehr, als brauche er diesen Stock als Stütze. Eher so, als würde er damit gerne faulen Bediensteten auf die Sprünge helfen.

Er hielt sich für sein Alter sehr aufrecht, das Kinn mit dem kurz geschnittenen weißen Bart nach vorne gereckt, den kritischen Blick auf Fina gerichtet. »Sie sind für den Mord an Dr. Hemeyer zuständig? Sind Sie dafür nicht noch ein bisschen jung?«

Fina verkniff sich eine bissige Antwort. Aus Ihrer Perspektive ist wohl jeder unter fünfzig jung. »Ja, was Ihre erste Frage angeht«, sagte sie stattdessen, »nein, betreffend die zweite.« Es wäre Fina durchaus recht gewesen, den Typen mitsamt der Arroganz, die ihm aus allen Poren quoll, an Manfred weiterzureichen. Doch der hatte sich rechtzeitig in sein eigenes Büro verdrückt.

»Nehmen Sie bitte Platz.« Fina deutete auf einen der Besucherstühle. »Sie wollen eine Beobachtung zu Protokoll geben?«

»Was ich will, ist Polizeischutz.« Der Mann setzte sich auf den angebotenen Platz und schlug die Beine übereinander. »Ich habe Grund zu befürchten, dass ich der nächste Tote sein werde.«

Fina versuchte vergeblich, ihre Überraschung zu verbergen. »Der nächste? Wieso …« Sie bremste sich. Der Reihe nach, sie wusste ja noch nicht einmal, mit wem sie es zu tun hatte. »Ich müsste als Erstes Ihre Personalien aufnehmen. Haben Sie einen Ausweis dabei?«

Er reichte ihr seinen Reisepass, in einer dunkelbraunen Lederhülle. So aufgeschlagen, dass man die Einreisestempel sah. Namibia. Thailand. Japan. Aber alles sieben oder acht Jahre her.

Sein Name war Hans Bernhauser. Finas Blick fiel auf das Geburtsdatum, und sie rechnete zurück. Zweiundachtzig Jahre war er alt, im nächsten Monat würde er dreiundachtzig werden.

»Herr Bernhauser.« Sie reichte ihm das Dokument zurück. »Wieso denken Sie, dass jemand Sie töten will? Sind Sie bedroht worden?«

Seine Stirn legte sich in Falten. »Das kann man so nicht sagen. Aber ich fühle mich bedroht, ja.«

Ehrlicherweise hätte Fina ihm spätestens jetzt erklären müssen, dass er sich die Idee mit dem Polizeischutz abschminken konnte. Den hätte er selbst dann nicht bekommen, wenn sich ihm gegenüber jemand wirklich bedrohlich verhalten hätte, so funktionierte das einfach nicht. Aber nachdem seine Ängste mit dem Mord an Hemeyer zusammenzuhängen schienen, wollte sie ihn nicht sofort vor den Kopf stoßen.

»Sie haben Dr. Hemeyer gekannt?«

Er wiegte den Kopf hin und her. »Das wäre zu viel gesagt. Wir sind uns häufiger begegnet. Und er ist nicht der Erste aus meinem entfernteren Umfeld, der gewaltsam zu Tode gekommen ist.«

Fina seufzte innerlich, überzeugt davon, dass dieses Gespräch zu nichts führen würde. »Aha. Wer denn noch?«

»Lothar Hesselmann. Ein Kulturkritiker, der im vergangenen Jahr ermordet wurde.«

Finas Kopf zuckte hoch. Hesselmann! Das kam überraschend.

Und ob Fina sich erinnerte. An den erdrosselten Mann auf dem teuren Parkettboden seiner Innenstadtwohnung. Es war Finas erster großer Fall gewesen, und er nur eines der Opfer in einer ganzen Serie. »Die Tat wurde aufgeklärt«, sagte sie. »Aus der Richtung kann Ihnen keine Gefahr mehr drohen.«

Bernhauser gab ein Geräusch von sich, das zwischen Lachen und Grunzen angesiedelt war. »Das glauben Sie. Aber Sie liegen falsch.«

Damit legte er den Finger auf einen Punkt, zu dem auch ihre Gedanken seit Monaten ständig zurückkehrten. Fast zwanghaft, so wie man nicht anders konnte, als mit der Zunge immer wieder eine frische Zahnlücke zu befühlen.

Es hatte Geständnisse gegeben, was die damalige Mordserie betraf – doch die Tat an Hesselmann war davon ausgenommen geblieben. Deshalb war es zumindest … bemerkenswert, was Bernhauser da vorbrachte.

»Das heißt, Sie haben einen konkreten Verdacht? Sie glauben zu wissen, wer die beiden Männer getötet hat? Sie haben einen Namen für mich?«

Das Geräusch von vorhin wiederholte sich, abfälliger diesmal. »Natürlich nicht. Sonst hätte ich mich längst gemeldet.«

»Aber wieso denken Sie dann, dass Sie in Gefahr sind? Was war es denn, das Sie mit diesen Männern verbunden hat?«

Er schien zu überlegen. »Nichts Besonderes. Wir kannten uns vom Sehen, haben gelegentlich ein paar Worte gewechselt und ein paar Gläser getrunken. Etwa so, wie wenn man im selben Tennisclub ist, verstehen Sie?«

Einerseits ja, andererseits – nicht im Geringsten. »Sie wollen damit sagen, dass Sie außer einem Hobby nichts mit Hemeyer und Hesselmann gemeinsam hatten?« Fina sah ihm in die blassblauen Augen. »Was war das denn für ein Hobby?«

Die Frage ging ihm sichtlich gegen den Strich. »Spielt das eine Rolle? Golfen und anschließend Sauna. Okay?«

Wieder hörte es sich an, als wäre ihm etwas dabei unangenehm. Das Golfen wohl kaum – eher die Sauna? Dann lag der Gedanke nah, dass es eine Schwulensauna gewesen war.

»Klingt harmlos«, sagte sie. »Wenn das alles war?«

»Nichts ist harmlos an zwei ermordeten Männern aus dem gleichen Umfeld«, herrschte er sie an. »Denken Sie denn, die Person gibt sich damit zufrieden?«

»Die Person, wie Sie sagen«, erwiderte Fina betont ruhig, »müsste einen sehr triftigen Grund für diese Taten haben. Da genügt normalerweise ein missglückter Aufguss nicht.«

Er schwieg, und sie setzte nach: »Wann waren Sie denn zuletzt mit den genannten Herren golfen?«

In der Pause, die auf ihre Frage folgte, hatte Fina den starken Eindruck, dass Bernhauser das noch ganz genau wusste und nur so tat, als müsse er nachdenken.

»Vor fünfundzwanzig Jahren? Dreißig? So ungefähr jedenfalls. Ich habe den Club gewechselt und danach keinen von ihnen wiedergesehen. Außer Hesselmann bei seinen Fernsehauftritten.«

Fina beugte sich vor. »Und Sie denken wirklich, dass einer Ihrer früheren Golffreunde dreißig Jahre später beschließt, Sie alle zu töten? Einfach so?«

»Es gibt Psychopathen!« Bernhauser wurde laut. »Das müssten gerade Sie doch wissen! Es gibt Menschen, die psychisch kippen, die plötzlich Wahnvorstellungen bekommen und ausrasten!«

Es machte ganz den Eindruck, als wollte er eine praktische Demonstration zu Wahnvorstellungen und Ausrastern liefern. Fina versuchte, einen objektiven Blick zu bewahren. Bernhausers Argumentation war an den Haaren herbeigezogen, aber seine Angst schien echt zu sein. Sie griff nach Stift und Papier. Weniger weil sie hoffte, etwas Erhellendes zu Hesselmanns Tod zu erfahren, sondern eher, weil diese Geste ihr Gegenüber hoffentlich beruhigen würde.

»Haben Sie denn früher auffällige Züge an einem Ihrer Bekannten bemerkt? Und wenn ja, können Sie mir einen Namen sagen?«

Sein Unterkiefer bewegte sich, als würde er auf etwas kauen. »Ich kann nicht einfach Verdächtigungen in den Raum stellen, oder? Darum geht es mir auch gar nicht. Was ich will, ist Polizeischutz!« Wie zur Bekräftigung stieß er das Ende seines Stocks auf den Boden. »Aber ich sehe schon, Sie können das nicht entscheiden. Wer ist Ihr Vorgesetzter? Ich möchte mit ihm sprechen.«

Wie selbstverständlich er davon ausging, dass ihr Chef ein Mann war. Und wie unerfreulich, dass sie ihn in dieser Sache nicht korrigieren konnte. Davon abgesehen hatte Fina nicht das Geringste dagegen, ihren Gast loszuwerden. »Ich fürchte, er ist noch nicht im Haus.« Sie stand auf, öffnete die Tür und lief beinahe in Ahmed hinein. »Ich gehe schnell in die Bäckerei«, sagte er, »Frühstück kaufen. Willst du auch was?«

»Nein danke. Ist Sieghart schon da?«

»Ja, gerade eingetroffen.«

»Bestens.« Sie kehrte zu Hans Bernhauser zurück. »Ich werde meinem Vorgesetzten sagen, dass Sie mit ihm reden wollen. Ich kann Ihnen aber nicht versprechen, dass er Zeit für Sie hat.«

Bernhauser stand auf, wieder ohne seinen Stock zu benötigen. »Das wird er. Auch wenn Sie mich nicht kennen, er wird das sicher tun. Ich bin nämlich nicht einfach irgendwer.«

 

Fina setzte den Mann in Siegharts Sekretariat ab, dann kehrte sie zu ihrem Platz zurück und befragte Google.

Tatsächlich lieferte die Suche nach Hans Bernhauser seitenweise interessante Ergebnisse. Er war Staatsanwalt im Ruhestand, hatte aber bis vor zwölf Jahren gearbeitet und einige aufsehenerregende Prozesse geführt. Den gegen einen Dreifachmörder beispielsweise, der Jungen im Alter zwischen zwölf und fünfzehn missbraucht und getötet hatte. Gegen eine brandstiftende Gruppe Neonazis. Gegen ein Busunternehmen, dessen defektes Fahrzeug einen Unfall mit fünf Toten verursacht hatte.

Auf den Bildern, die im Netz zu finden waren, sah er kaum jünger aus als heute, wenn man von der Farbe des Barts absah. Bernhauser war einer dieser zeitlosen Typen, die dann oft mit einem Schlag zu altern schienen, nach einer Krankheit oder einem Unfall.

Er hatte mit gefährlichen Straftätern zu tun gehabt, die sicher oft in der Unterwelt vernetzt gewesen waren. Und jetzt, plötzlich, fürchtete er sich? Obwohl niemand ihn aktiv bedrohte und er wohl kaum noch jemandem ein Dorn im Auge sein konnte?

Vielleicht war sein Gedächtnis schneller gealtert als der Rest seines Körpers. Denn als Jurist musste er wissen, dass Polizeischutz ein Privileg von Politikern war und sonst lediglich unter sehr besonderen Umständen genehmigt wurde und auch nur über einen beschränkten Zeitraum. Bei diffusen Ängsten ohne konkreten Anlass hatte man leider Pech.

Das musste auch Sieghart ihm erklärt haben, denn einige Minuten später hörte Fina Bernhausers aufgebrachte Stimme durch die geschlossene Tür dringen.

»Sie werden schon sehen! Sie werden sich an diesen Tag erinnern, wenn man mich mit einem Messer im Bauch oder einer Kugel im Kopf auffindet.« Was Sieghart darauf sagte, war zu leise, als dass Fina es hätte verstehen können. Dafür legte Bernhauser noch an Lautstärke zu: »Und ob ich das ernst meine! Merken Sie sich mein Gesicht! Und falls nicht ich es sein sollte, achten Sie bei Ihrer nächsten Leiche doch mal auf die Beine. Auf einen roten Pigmentfleck am Innenschenkel, groß wie ein Tennisball.« Er holte hörbar Luft. »Und nehmen Sie zu Protokoll, dass ich hier war und Sie sich geweigert haben, mir Hilfe zukommen zu lassen!«

Ein lauter Knall, mit dem eine Tür zugeschlagen wurde, danach noch einer, und wenige Sekunden später stand Sieghart vor Fina, mit gerötetem Gesicht. »Er war auch bei Ihnen, nicht wahr?«

»Ja.«

Ihr Chef setzte sich dorthin, wo zuvor Bernhauser Platz genommen hatte. »Er muss doch wissen, dass wir seinen Wunsch nicht erfüllen können. Dass er sich, wenn er wirklich Angst vor einem Angriff hat, an eine private Sicherheitsfirma wenden muss.«

»Das haben Sie ihm gesagt?«

»Natürlich. Woraufhin er richtig wütend geworden ist. Hat mir erzählt, wen er alles kennt und bei wem er sich über mich beschweren wird.« Sieghart wirkte bekümmert. »Er hat mich an meinen Vater erinnert, in den ersten Phasen seiner Demenz. Kein Zugriff mehr auf Tatsachen, aber voller Wut auf die Welt.«

Demenz. Fina hatte in eine ähnliche Richtung gedacht. Die Krankheit ging ja oft mit fixen Ideen einher. Allerdings …

»Was mir aufgefallen ist«, wandte sie ein, »ist die Tatsache, dass er Hesselmann erwähnt hat. Ausgerechnet.«

»Wieso ausgerechnet?«

»Na ja. Weil er rund um den ›In Kürze tot‹-Fall das einzige Opfer ist, dessen Mord im Geständnis ausdrücklich abgestritten wurde. Er hat zwar einerseits ins Schema gepasst, weil ja Medienleute ermordet wurden, andererseits gab es keinerlei Motiv, was ihn anging. Wir haben doch damals kurz überlegt, ob es nicht einen Trittbrettfahrer gegeben haben könnte.«

Sieghart brummte etwas Unverständliches, aus dem Fina die Worte ich nicht herauszuhören glaubte.

»Und bei den Morden im Schauspiel-Milieu? Da war auch ein Toter dabei, der nicht zu den anderen gepasst hat. Der Optiker, Edwin Biowski, der in dem Salzburger Wald erstochen wurde. Da gab es mehr als nur eine Ungereimtheit – und ebenfalls kein Geständnis.«

Der Blick, den Sieghart auf die Uhr warf, war unmissverständlich. »Hat Bernhauser Biowski etwa auch erwähnt?«

Nein. Hatte er nicht. Fina schüttelte den Kopf.

»Eben«, trumpfte Sieghart auf. »Ich schätze, dass es Bernhauser wie vielen Männern geht, die irgendwann mal wichtig waren und jetzt ihrer früheren Bedeutung nachtrauern: Er will beachtet und ernst genommen werden. Nur leider sind wir dafür die falsche Anlaufstelle.«

Er stand auf und streckte sich. »Diese verfluchte Woche ist noch so grauenvoll lang«, stöhnte er. »Konzentrieren wir uns bitte auf den toten Arzt und die Ermittlungen im Rotlicht. Bei diesem Fall sollte es doch eigentlich schnell gehen, nicht wahr?«

»Hoffentlich.«

»Und sagen Sie unten am Eingang Bescheid – wenn Bernhauser wieder auftaucht, sollen sie ihn freundlich abwimmeln.« Er stand auf, etwas knackte, er verzog das Gesicht. »Pigmentfleck am Innenschenkel. Er kennt seine früheren Golffreunde nackt?«

»Sauna«, sagte Fina.

»Ach so.«

Ein paar sind wirklich nett

Ich habe den Teetrinker von meiner Liste gestrichen, ohne Wehmut mittlerweile. Jemand hat mir Arbeit abgenommen, dafür sollte ich eigentlich dankbar sein. Das Einzige, was ich bedaure, ist, dass mir dieser eine Moment nicht vergönnt war – der Moment, in dem er begreift, warum passiert, was passiert. In dem er mich ansieht und die richtigen Schlüsse zieht.

Aber bei ihm kann ich das verschmerzen. Anders wäre es bei der Faltigen Göttin, sie ist mir wichtig, und auch bei ihr bleibt mir möglicherweise nicht mehr viel Zeit. Ich sollte also schnell sein. Und hoffen, dass ihr Erinnerungsvermögen noch intakt ist. Es würde mir das Herz brechen, wenn sie mich nicht mehr erkennt.

Der Dunkle Harlekin bedeutet mir ebenfalls eine Menge, und das Schöne ist, an ihn komme ich jetzt viel besser heran, als das noch vor fünf Monaten der Fall gewesen wäre. Er hat deutlich mehr Freizeit. Das ist das eine. Er hat unzählige Feinde. Das ist das andere. Dass ich sein größter und treuester bin, davon weiß keine Menschenseele.

Wen haben wir noch? Den Apfelmann, doch für ihn lohnt sich das Risiko beinahe nicht mehr. Außerdem – ach. Er war beinahe ein Lichtblick, und ihn hat das Leben ausreichend in die Zange genommen. Bald wird es ihn wahrscheinlich verlassen. Mein Hass auf ihn war nie so groß wie der auf manche andere, aber natürlich wäre die Liste ohne ihn nicht vollständig.

Den Hohepriester muss ich persönlich aus seinem Dasein reißen, er hat für meinen Geschmack viel zu viel Freude am Leben; außerdem schwebt mir für ihn schon seit Jahren ein wundervolles Szenario vor. Darauf möchte ich keinesfalls verzichten.

Aber die unangefochtene Nummer eins, der Mensch, dessen Tod ich mir jede Nacht vor dem Einschlafen in neuen Farben ausmale, ist der Hühnergeneral. Ich will ihm in die Augen sehen, wenn sein Herz aufhört zu schlagen. Ich will, dass mein Lachen das Letzte ist, was er auf dieser Welt hört.

5.

Dass Oliver endlich zur Arbeit erschien, war schon lange zu hören, bevor Ahmed ihn zu Gesicht bekam. Er stand gerade bei Fina im Büro und begutachtete mit ihr gemeinsam die Auswertung der Spuren, die sie aus dem Labor geschickt bekommen hatten. Beide wechselten einen Blick, als Olivers Stimme durch die geschlossene Tür drang.

»So klar, so eindeutig! Das war ein Klacks diesmal. Jetzt müssen sie nur noch auftauchen.«

Ahmed sah Fina kurz aufblicken und unsicher lächeln, bevor sie sich wieder dem Bildschirm zuwandte. In Olivers Gegenwart veränderte sich ihre Haltung jedes Mal. Nahm etwas Abwehrendes an, als würde sie einen inneren Panzer anlegen. Der Effekt trat offenbar auch dann ein, wenn sie bloß seine Stimme hörte.

Dabei verhielt er sich ihr gegenüber mittlerweile sehr viel anständiger als zu Beginn, und das Interessante dabei war, dass es ihn sichtlich Kraft kostete. Ahmed konnte regelrecht sehen, wie unwillig sein Kollege die Witzchen hinunterschluckte, die ihm auf der Zunge lagen.

Er hatte sich mehrfach gefragt, was es gewesen war, das diesen Wandel bewirkt hatte. Einsicht nicht, so viel war klar. Eher ein kräftiger Anschiss von Sieghart.

Er hörte Oliver draußen mit Manfred lachen. Sah, wie Finas Hand die Computermaus fester umschloss, als kurz darauf die Tür aufsprang und Oliver seine Tasche an die Stuhllehne hängte, zwei Finger zum Victory-Zeichen erhoben. »Ihr dürft mir gratulieren! Es ist so gut wie erwiesen, dass entweder Aurica Dimitru oder Petja Radushko unseren Arzt getötet haben. Vielleicht auch beide gemeinsam.«

Er strahlte Ahmed an und zog sich die Sonnenbrille aus dem Haar. »Du willst wissen, wie ich da so sicher sein kann? Also: Erstens haben bei meiner gestrigen Lokalrunde mit Manfred alle ganz verschwörerisch über eine Aurica gesprochen. Ich habe heute Morgen als Erstes die Daten der registrierten Nu… Sexarbeiterinnen gecheckt, und Aurica Dimitru ist seit Jahren in der Zone unterwegs. Seit vorgestern hat aber niemand sie mehr gesehen oder über ihr Handy erreicht. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt, und das gilt auch für ihren Zuhälter.«

»Petja Radushko«, ergänzte Ahmed.

»Bingo!« Oliver ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen. »Ihr weißrussischer Zuhälter. Einer von seinen Freunden sagt, dass Radushkos Auto, an dem er mehr hängt als an seiner Mutter, seit vorletzter Nacht im Parkverbot steht. Was dem Kumpel zufolge nur den Schluss zulässt, dass Petja tot ist. Oder extrem hektisch untergetaucht. Ich werde also zusehen, dass die Fahndung nach den beiden eingeleitet wird.«

»Gute Arbeit«, hörte Ahmed Fina neben sich sagen. »Wenn sie Radushko finden, sollen sie bei ihm nach einem Jagdmesser, Marke Muela Venecia, suchen. Das dürfte die Tatwaffe sein.«

Finas Lob kam für Oliver sichtlich überraschend. Er verengte kurz die Augen, als wartete er darauf, dass sie noch etwas nachsetzen würde. Eine böse Pointe, doch die kam nicht. »Okay«, sagte er schließlich. »Danke. Gibt es denn schon den vollen Obduktionsbericht?«

»Nein.« Fina wandte den Blick nicht vom Computerbildschirm. »Ich habe vorhin versucht, Weigel zu erreichen, aber er meldet sich nicht. Hat nur diese erste Info zur Waffe geschickt.«

»Lässt sich ganz schön Zeit diesmal.«

Ahmed sprang sofort in die Bresche. Er hatte den Gerichtsmediziner heimlich ins Herz geschlossen, seit er bei seiner Mutter einmal auf Distanz eine Sepsis diagnostiziert hatte, die von der Hausärztin als grippaler Infekt abgetan worden war. »Vielleicht will er diesmal besonders gründlich sein. Es kann nicht leicht für ihn sein, bei seinem früheren Lehrer einen objektiven Blick zu bewahren.«

Oliver lachte auf. »Weigel? Unsinn. An dem gleitet alles ab. Der ist wie Teflon.«

Nun blickte Fina doch hoch. »Den Eindruck hatte ich letztens nicht. Ich habe noch nie gesehen, dass ihn der Anblick eines Opfers aus der Fassung bringt, aber diesmal – puh. Hemeyers Tod hat ihn wirklich getroffen.«

»Dann wird es ihn besonders freuen, dass wir ihn so schnell aufklären können.« Oliver wuchtete sich wieder von seinem Sitz hoch. »Sieghart ist da?«

»Ist er«, bestätigte Ahmed. Er blickte Oliver hinterher, als der das Büro wieder verließ, und fragte sich, wie sich dieses Ausmaß von Selbstverliebtheit wohl anfühlen musste.

 

Weigel meldete sich am Nachmittag, als Ahmed gerade am Bericht zum Treffen mit Galina saß. »Ich bin jetzt ziemlich sicher, was das Muela Venecia als Tatwaffe betrifft. Ist sehr beliebt in diesen Kreisen, und die Stichmuster passen. Tödlich dürfte der Stich in den Hals gewesen sein, der hat die Karotis durchtrennt. Hemeyer dürfte noch versucht haben, die Wunde mit der Hand zuzudrücken, aber – na ja. Ihr habt den Wagen ja gesehen.« Er atmete hörbar aus. »Gefäßchirurg stirbt an durchtrenntem Gefäß. Wäre eine Schlagzeile, nicht wahr?«

Weigels schwarzer Humor war berüchtigt, diesmal wirkte der Versuch aber kläglich. »Muss hart für Sie gewesen sein«, sagte Ahmed in der Hoffnung, dass der Rechtsmediziner diese spröde Art von Trost nicht zurückweisen würde.

»War es.« Kurze Pause. »Ihr kriegt meinen Bericht dann auf dem üblichen Weg.«