Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Mit seinem Weltbestseller "Think and Grow Rich" erlangte Napoleon Hill Bekanntheit. Doch selbst nach Abschluss seiner Erfolgsforschung und zahlreichen veröffentlichten Büchern setzte er sich nicht zur Ruhe. Nur wenige Jahre vor seinem Tod, in den 1960er-Jahren, hielt Hill zahlreiche Vorträge vor großem Publikum. Die Inhalte aus diesen bisher unveröffentlichten Vorträgen sind nun erstmals in diesem Buch zusammengefasst. Sie sind eine kraftvolle Verkörperung von Napoleons Erfolgsprinzipien und geben einen Einblick in das Denken dieses großen Mannes, als er sich dem Ende seines Lebens näherte. In diesen Vorträgen sprach Napoleon Hill mit großer Inspiration und Verständnis vor allem über zwei wichtige Prinzipien, die er sich in seinem späteren Leben zu eigen gemacht hatte: eine positive geistige Einstellung und die kosmische Gewohnheitskraft. Wie diese beiden Faktoren helfen, vernünftig zu denken, die eigene Gesundheit zu erhalten und vor allem mehr als verlangt zu tun, zeigt erstmals dieses Buch.
Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
NAPOLEON HILL
EINE KOLLEKTION BISHER UNVERÖFFENTLICHTER LEKTIONEN
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
Wichtiger Hinweis
Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
1. Auflage 2022
© 2022 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Copyright © 2022 By The Napoleon Hill Foundation
Die englische Ausgabe erschien 2022 bei Post Hill Press Book unter dem Titel The Positive Side of the Street.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Philipp Seedorf
Redaktion: Silvia Kinkel
Korrektorat: Christine Rechberger
Umschlaggestaltung: Karina Braun, München
Satz: Daniel Förster, Belgern
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-623-8
ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-177-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-178-1
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.finanzbuchverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.
Die vorliegende Ausgabe von Napoleon Hills The Positive Side of the Street – Dein persönlicher Pfad zu Reichtum und Erfolg folgt dem Wortlaut der ursprünglichen Vorträge von Napoleon Hill aus den 1960er-Jahren. Der FinanzBuch Verlag hat sich entschlossen, diesen historischen Text überwiegend nicht durch Modernisierungen zu verändern, ist sich aber bewusst, dass einige Bemerkungen und Bezugnahmen Hills sehr zeitbezogen sind.
Dieses Buch ist in steter Zuneigung der großen unsichtbaren Armee an Schülern und Freunden des Autors auf der ganzen Welt gewidmet, die ihren Platz in der Arbeitswelt gefunden haben, indem sie die Wissenschaft des persönlichen Erfolgs anwendeten, die auf diesen Seiten kurz zusammengefasst wird. Der Autor möchte besonders den treuen Schülern danken, die ihn während der Jahre der Armut und des Kampfes ermutigt haben, die er durchschreiten musste, während er die Philosophie der Wissenschaft des persönlichen Erfolgs entwickelte. Zu guter Letzt würde der Autor gerne all jenen Respekt zollen, die ihn während seiner mageren Jahre durch Spott zerstören wollten, und seinen Feinden, die sich noch rücksichtsloserer Methoden bedienten, denn sie haben ihn mit der nötigen Entschlusskraft und dem Durchhaltevermögen gewappnet, um seine Arbeit zu Ende zu bringen.
NAPOLEON HILL, 1930
Vorwort The Positive Side of the Street
Einführung Die Vorlesungen in Tulsa, Oklahoma
Kapitel 1 Ein konkretes Ziel
Kapitel 2 Die Mastermind-Allianz
Kapitel 3 Angewandter Glaube
Kapitel 4 Eine gewinnende Persönlichkeit und mehr als verlangt tun
Kapitel 5 Eigeninitiative und Selbstdisziplin
Kapitel 6 Kontrollierte Aufmerksamkeit und Enthusiasmus
Kapitel 7 Vorstellungskraft, Widrigkeiten und Niederlagen, Zeit und Geld budgetieren
Kapitel 8 Eine positive mentale Einstellung und akkurates Denken
Kapitel 9 Körperliche Gesundheit und Zusammenarbeit
Kapitel 10 Die kosmische Macht der Gewohnheit und abschließende Betrachtungen
Im Ruhestand und glücklich verheiratet genoss Napoleon Hill in den 1950er-Jahren das Leben in Los Angeles. Aber er war ruhelos, so wie er es sein ganzes Leben gewesen war. Er hatte Dutzende Bücher und Hunderte von Zeitungsartikeln geschrieben, eine Unmenge an Vorträgen gehalten und aufgezeichnet, und seine Philosophie des Erfolgs in zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen präsentiert. Also trat er in noch mehr Radio- und Fernsehsendungen auf und schrieb weitere Bücher. 1952 überredete ihn W. Clement Stone, ein Versicherungstycoon, zu einer einträglichen Partnerschaft und holte ihn damit endgültig aus dem Ruhestand zurück.
Sein Geschäftsprojekt mit Mr. Stone fand 1962 ein Ende, aber Napoleon war immer noch nicht mit seiner Arbeit fertig. Er wollte weiter die Prinzipien des Erfolgs lehren, die er in jahrzehntelangem Studium entdeckt hatte. Im Jahr 1964 war Napoleon 80 Jahre alt, lebte mit seiner Frau Annie Lou in South Carolina, beide bei bester körperlicher und geistiger Gesundheit und mit ausreichend finanziellen Mitteln, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Dennoch entschied er sich, eine Reihe von Vorträgen in Tulsa, Oklahoma, zu halten. Diese Vorträge konzentrierten sich auf die 17 Prinzipien des Erfolgs, die er mit »Kurs in der Wissenschaft des persönlichen Erfolgs« betitelte.
Die Vorlesungen wurden damals aufgezeichnet und vor Kurzem stießen die Treuhänder der Napoleon Hill Foundation auf diese Aufnahmen. Sie sind noch nie veröffentlicht worden, weder als Tonaufzeichnung noch in gedruckter Form. Es handelt sich um eine eindrückliche Darstellung von Napoleons Erfolgsprinzipien, und die Vorträge bieten einen Einblick in das Denken dieses großen Mannes gegen Ende seines Lebens. Er verstarb sechs Jahre später im Jahr 1970.
In diesen Vorträgen wird deutlich, dass Mr. Hill weiter optimistisch in die Zukunft blickte. Er sprach erhellend und erkenntnisreich über zwei der wichtigen Prinzipien, die er sich erst später im Leben zu eigen gemacht hatte – eine positive mentale Einstellung und die kosmische Macht der Gewohnheit. Basierend auf Jahren an Erfahrung redete er eloquent über die Bedeutung von akkuratem Denken, den Erhalt der körperlichen Gesundheit und besonders davon, mehr zu tun, als von einem verlangt wird. Die Vorträge sind geprägt von einer Mischung aus Napoleons stets jugendlich wirkendem Überschwang und der Weisheit, die man durch Erfahrung und Reife erlangt.
Wir sind stolz, Ihnen hier diese Vorlesungen präsentieren zu können, und glauben, dass sie Ihnen auf dem Weg zu Ihren eigenen künftigen Erfolgen helfen können, genauso wie sie Napoleon Hill geholfen haben, stets nach höheren Leistungen zu streben. Wir hoffen, sie werden Ihnen helfen – wie Napoleon in seinem Vortrag über die Mastermind-Allianz und eine positive mentale Einstellung betonte –, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen.
Don M. Green
CEO und Trustee der Napoleon Hill Foundation
Kommentator:Wir möchten Ihnen die Wissenschaft des persönlichen Erfolgs vorstellen und heißen Sie, Ladys und Gentlemen, zur ersten praktischen Philosophie des Erfolgs von Dr. Napoleon Hill willkommen. Die Wissenschaft des persönlichen Erfolgs wurde entwickelt, um Ihnen ein reicheres und erfüllteres Leben zu ermöglichen. Man sagt, es gebe keinen sichereren Weg zum Erfolg, als in die Fußstapfen derjenigen zu treten, die ihn schon erreicht haben. Genau deswegen sind Sie hier: Um die ersten Schritte mit einem Mann zu tun, der sein ganzes Leben der Aufgabe gewidmet hat, die Prinzipien des Erfolgs zu ordnen und zu lehren. Und Dr. Napoleon Hill war damit erfolgreich. Also, ohne weitere Verzögerung, Ihr Mitspieler auf dem Weg zum Erfolg, Dr. Napoleon Hill. Dr. Hill, könnten Sie unserem Publikum erzählen, wie Sie die Wissenschaft des persönlichen Erfolgs entwickelt haben?
Dr. Hill: 1908 hat mich Mr. Andrew Carnegie, damals der reichste Mann der Welt und Gründer der United States Steel Corporation, der auch öffentliche Büchereien bauen ließ, damit beauftragt, 20 Jahre lang die Ursachen von Erfolg und Misserfolg zu studieren. Er glaubte, dass die Welt eine neue Philosophie brauchte, die auf dem Know-how von Menschen wie ihm selbst basierte, die die Regeln des Erfolgs durch Versuch und Irrtum gelernt hatten.
Kommentator:Stimmt es, dass Sie während Ihrer Forschung und der Entwicklung der Wissenschaft des persönlichen Erfolgs neben Henry Ford und Thomas A. Edison etwa 500 weitere herausragende Geschäftsleute des 20. Jahrhunderts interviewt haben?
Dr. Hill: Ja, das stimmt. Ich habe mehr als 20 Jahre damit verbracht, die bekanntesten und erfolgreichsten Männer Amerikas zu interviewen, Männer wie W. Clement Stone, Alexander Graham Bell, William H. Taft, den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten; John Wanamaker, den Handelskönig von Philadelphia; Woodrow Wilson, den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten; Harvey Firestone, Dr. Frank Crane, F. W. Woolworth und Theodore Roosevelt, den ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Nun, ich würde sagen, das genügt, oder? Oder soll ich fortfahren? Wissen Sie, ich habe mehr als 3000 verschiedene Menschen interviewt, aber nur 500 haben mich dabei unterstützt, diese praktische Philosophie zu entwickeln, die so vielen Menschen in Amerika und der ganzen freien Welt geholfen hat.
Kommentator:In Ihren Büchern fällt mir auf, dass Sie sich auf 17 Prinzipien beziehen, die die Wissenschaft des persönlichen Erfolgs ausmachen. Könnten Sie die wichtigsten dieser 17 Prinzipien nennen?
Dr. Hill: Alle 17 Prinzipien sind erforderlich, damit die Wissenschaft des persönlichen Erfolgs den Zweck erfüllt, für den sie entworfen wurde. Es ist wie eine Kette. Wenn man eine Kette zerbricht und ein Glied entfernt, hat man keine Kette mehr – man hätte nur zwei Teile einer Kette.
Aber ich werde Ihnen gerne sechs oder sieben Hauptprinzipien aufzählen:
Ein konkretes Ziel zu verfolgen, ist der Ausgangspunkt jeder Leistung. Dazu kommen der Mastermind, eine gewinnende Persönlichkeit, angewandter Glaube, mehr als verlangt zu tun – also mehr und bessere Arbeit leisten, als wofür man bezahlt wird –, beharrlich voranzuschreiten und positiv zu denken. Jedes dieser Prinzipien, das zur Wissenschaft des persönlichen Erfolgs gehört, kann im Leben von Jesus von Nazareth gefunden werden. Er war sicherlich zielgerichtet und man kann sich leicht vorstellen, dass die zwölf Jünger die Mitglieder seiner Mastermind-Gruppe waren. Und die Bibel berichtet, dass er die Kontrolle über seine Emotionen hatte, was ein Beleg für eine starke positive Einstellung ist.
Kommentator:In Markus 9,23 lesen wir: »Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.«[1]
Dr. Hill: Wenn jemand glaubt und seinen Glauben anwendet, ermöglicht das dem Durchschnittsmenschen, einen Misserfolg in einen Erfolg zu verwandeln. Der Betreffende erkennt dadurch, wie man die sechs Grundängste beherrscht, und es hilft dem Verstand, eine positive Einstellung zu behalten, Mut zu sammeln und Initiative zu entwickeln. Angewandter Glaube hilft, den Unterschied zwischen einer zeitweiligen Niederlage und Versagen kennenzulernen. Er wird Ihnen helfen, das Vertrauen anderer Menschen zu gewinnen. Er wird Ihnen helfen, alle Einschränkungen aus Ihrem Verstand zu vertreiben.
Kommentator:Zu weiteren Themen, die in der Wissenschaft des persönlichen Erfolgs behandelt werden, gehören unter anderem das organisierte Denken, kontrollierte Aufmerksamkeit, Teamwork, kreative Vision und die kosmische Macht der Gewohnheit. Dr. Hill, können Sie uns in maximal 20 Wörtern erklären, was die kosmische Macht der Gewohnheit ist?
Dr. Hill: Nein, man kann die kosmische Macht der Gewohnheit nicht mit so wenigen Wörtern erklären. Ich las über 1000 Bücher und habe 20 Jahre mit Nachforschungen verbracht, bevor ich dieses Naturgesetz entdeckte. Aber, ich kann Ihnen sagen, dass es der Schlüssel zur Anwendung dieser Philosophie und das Geheimnis von Edisons Leistungen auf dem Gebiet der Erfindungen ist, und es wird Ihnen zeigen, wie die Natur das Gehirn als Radiosender nutzt, um Gedankenschwingungen zu senden oder zu empfangen. Die kosmische Macht der Gewohnheit ist eine neue Interpretation der Macht der Gedanken.
Kommentator:Könnten Sie die Geschichte der Entwicklung der Wissenschaft des persönlichen Erfolgs kurz zusammenfassen?
Dr. Hill: Ich wurde am Fuß der Berge Virginias geboren und die Region, aus der ich stamme, war berühmt für drei Dinge: Klapperschlangen, Schwarzgebrannten und Steuerbeamte. Ich hatte kein einziges Paar Schuhe, bis ich zehn Jahre alt war. Ich habe nie eine Eisenbahn gesehen, bis ich zwölf war. Später fand ich heraus, wieso mein Vater mich Napoleon genannt hatte. Ich habe einen Großonkel – oder hatte einen, er ist gestorben – in Memphis, Tennessee, der Napoleon Hill hieß. Er war Baumwollhändler und Multimillionär. Ich glaube, wenn ich es dabei beließe, würden Sie bereits wissen, wieso mich mein Vater Napoleon genannt hat. Wir rechneten damit, dass er mir etwas von seinem Geld hinterlassen würde, weil ich nach ihm benannt war, aber als das Testament verlesen wurde, ich war damals 14 Jahre alt, hatte er den gesamten Zweig der Familie Hill aus meiner Gegend ausgelassen. Ich glaube, das war der größte Gefallen, den mir jemals jemand getan hat, denn ich weiß, was mit denen passiert, die plötzlich zu Geld kommen. Fragen Sie mich doch mal, was mit mir passiert ist.
Publikum:Was ist denn mit Ihnen passiert?
Dr. Hill: Nichts. Nichts. Nun, nachdem ich kein Erbe hatte, musste ich arbeiten und lernte, mein eigenes Geld zu verdienen. Das Zweitbeste, was mir je passiert ist, war, dass mich Andrew Carnegie damit beauftragte, 20 Jahre darauf zu verwenden, diese Philosophie zu entwickeln. Eine seiner Bedingungen war, dass ich mich selbst finanzierte, ohne von ihm unterstützt zu werden. Ich gebe gerne zu, dass ich das für eine Katastrophe hielt, aber es war ein weiterer Segen, den ich in meinem Leben erfahren durfte. Da ich mein eigenes Geld verdienen musste, lernte ich auch bald, wie ich das tun konnte, und lange bevor Mr. Carnegie starb, brauchte ich ihn nicht mehr, weder finanziell noch anderweitig. Ich konnte meinen eigenen Weg gehen.
Es war sehr schlau von Mr. Carnegie, mich ins kalte Wasser zu werfen. Er wollte, dass ich lerne, diese Philosophie anzuwenden, während ich mich der Arbeit daran widmete, sodass sie auch für mich selbst funktionierte, und er sagte, dass ein Philosoph des Erfolgs, der in einer armseligen Hütte wohnt, kein Geld hat, mit abgetragenen Schuhen und unrasiert herumläuft, kein gutes Beispiel für jemanden ist, der nach Erfolg strebt. Wenn Sie erfolgreich anderen Leuten auf der Suche nach Erfolg helfen wollen, müssen Sie beweisen, dass Ihre Philosophie funktioniert. Und ich glaube, das habe ich auf allen Ebenen adäquat umgesetzt.
Ich will Ihnen die Geschichte erzählen, wie ich Andrew Carnegie traf. Ursprünglich wollte ich, als ich noch ein Teenager war, aufs College gehen, hatte jedoch kein Geld. Ich traf ein Arrangement mit dem Tazewell Business College, mir das Studium mit eigener Arbeit zu finanzieren, und besuchte Fortbildungen, um Sekretär zu werden. Als ich meinen Abschluss gemacht hatte, suchte ich nach einer ersten Stelle und hatte eine Idee, die weitreichend war und bereits Einfluss auf Millionen Menschen hatte und noch weitere Millionen beeinflussen würde, von denen einige noch nicht geboren waren. Ich tat etwas, das, soweit ich weiß, niemand vorher oder seither getan hat, um sicherzustellen, dass ich für den Mann arbeiten würde, den ich mir ausgesucht hatte. Mir war klar, wenn ich einen sehr erfolgreichen Mann mit einem florierenden Geschäft aussuchte, der sehr wohlhabend war, und für ihn in engem Kontakt als Sekretär arbeitete, würde ich all seine Freunde kennenlernen und Einblick in sein Wissen erhalten, was unbezahlbar wertvoll für mich sein würde.
Ich wählte General Rufus A. Ayers aus Virginia. Er besaß ein Eisenbahnunternehmen, eine Bankenkette, mehrere Sägemühlen, eine Reihe von Kohlebergwerken und darüber hinaus war er leitender Mitarbeiter in einer der bedeutendsten Anwaltskanzleien im Staat Virginia. Ich hatte mir also vorgenommen, dass General Ayers das große Glück zuteilwerden sollte, mir meine erste Arbeitsstelle zu geben, und teilte ihm die Neuigkeit mit, indem ich ihm einen Brief schrieb: »Sehr geehrter General Ayers, ich habe eben eine Ausbildung zum Sekretär am Tazewell Business College abgeschlossen und Sie werden froh sein, zu erfahren, dass ich Sie als meinen ersten Arbeitgeber gewählt habe.« Punkt, Absatz. »Ich bin bereit, für Sie unter den folgenden Bedingungen zu arbeiten: Ich arbeite die ersten drei Monate und zahle Ihnen dabei monatlich für dieses Privileg ein Gehalt in Höhe eines beliebigen Betrags, den Sie nennen, unter der Voraussetzung, dass Sie am Ende dieser drei Monate, wenn Sie meine Dienste weiter in Anspruch nehmen wollen, mir dasselbe Gehalt zahlen. Und in der Zwischenzeit gestatten Sie mir, den Betrag, den ich Ihnen schulde, anschreiben zu lassen. Sie können ihn von dem abziehen, was Sie mir schulden, wenn Sie meine Dienste weiter in Anspruch nehmen. Mit freundlichen Grüßen, Napoleon Hill.« Ich nehme an, das hat ihn einigermaßen unter Zugzwang gesetzt, oder nicht?
Er hat auf meinen Brief nicht geantwortet. Er rief meinen Vater an und sagte: »Ich will, dass Sie mir diesen Jungen vorbeischicken. Ich will ihn mir mal ansehen.« Kein Wort davon, mich einzustellen. Ich ging zu seinem großen Anwaltsbüro. Er stand vom Schreibtisch auf und kam zu mir, ging drei- oder viermal um mich herum und musterte mich schweigend, setzte sich wieder an den Schreibtisch und sagte: »Ich würde dir gerne eine Frage stellen: Hast du diesen Brief selbst geschrieben oder hat dir jemand gesagt, was du schreiben sollst?«
Ich sagte: »General Ayers, ich habe den Brief selbst geschrieben und jedes einzelne Wort war so gemeint.«
Er sagte: »Genau das habe ich mir gedacht, nachdem ich einen Blick auf dich geworfen habe. Du fängst morgen früh im Sekretariat zum üblichen Einstiegsgehalt an.« Das waren damals durchaus ansehnliche 50 Dollar im Monat. Heute sind 50 Dollar keine 50 Dollar mehr, sondern weit weniger wert.
Später schrieben mein Bruder und ich uns an der juristischen Fakultät der Georgetown University ein. Wir wollten Anwälte werden. Ich sah mich nach einem Job um und schloss einen Vertrag bei einer Zeitschrift ab, um Geschichten über erfolgreiche Leute zu schreiben. Ich war zum Journalisten geworden, einem Jungreporter, und ich konnte schon damals ganz gut formulieren. Glücklicherweise bekam ich den Auftrag, Andrew Carnegie zu interviewen, damals der reichste Mann der Welt und weltweit als einer der Besten bekannt, wenn es darum ging, Mitarbeiter einzustellen. So wurde er erfolgreich – er wusste, wie man sich mit Verbündeten umgibt, die einen Mastermind bilden konnten und all die Dinge für ihn tun, die getan werden mussten. Und niemand – hören Sie genau zu –, niemand erhebt sich je übers Mittelmaß, wenn er nicht lernt, die Gehirne und manchmal auch das Geld anderer Menschen zu nutzen. Und man braucht die Kombination aus beidem, glauben Sie mir.
Andrew Carnegie gab mir drei Stunden, und als die drei Stunden um waren, sagte er: »Das Interview hat ja gerade erst begonnen. Kommen Sie einfach mit zu mir und wir reden nach dem Abendessen weiter.« Ich war so froh, dass er gesagt hatte, ich solle mit zu ihm kommen. Wenn er gesagt hätte: »Gehen Sie ins Hotel und kommen Sie morgen wieder«, wäre ich pleite gewesen, denn ich hatte gerade genügend Geld, um die Rückfahrt nach Washington zu bezahlen. Nach dem Abendessen gingen wir in die Bibliothek und er führte mit mir eines der eindrucksvollsten Verkaufsgespräche, die ich je geführt oder gehört hatte. Es ging darum, wie wichtig eine neue Philosophie sei, die den kommenden Generationen überliefern und bewahren konnte, was Männer wie er in ihrem ganzen Leben durch Versuch und Irrtum gelernt hatten. Und er sagte, es sei eine der Sünden dieses Zeitalters, dass dieses Wissen, das von so vielen Menschen zu einem so hohen Preis erlangt wurde, zusammen mit ihren Knochen begraben wurde, wenn sie starben. Niemand hatte dieses Wissen je in Form einer Philosophie geordnet und dem Mann auf der Straße zur Verfügung gestellt.
Nun, ich fragte mich, wieso Mr. Carnegie seine Zeit mit einem jungen Journalisten wie mir verschwendete und mir einen solchen Verkaufsvortrag hielt. Das überstieg damals weit meine Möglichkeiten. Ich war neugierig und das musste ich sein – ich sperrte die Ohren auf und hielt den Mund geschlossen, was sich in vielen Situationen als nützlich erweist. Unterdessen erzählte er mir, was seine Philosophie für denjenigen bewirken konnte, der sie zu einem System ordnete, und was sie für kommende Generationen leisten konnte, wie sie den Menschen nutzen konnte, die noch nicht einmal geboren waren, und dann sagte er: »Ich habe drei Tage lang mit Ihnen über diese neue Philosophie gesprochen. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich darüber weiß, über ihre Möglichkeiten und ihr Potenzial. Ich würde Ihnen gerne eine Frage stellen, die Sie bitte mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten, aber antworten Sie nicht, bevor Sie genau wissen, welches von beiden. Wenn ich Sie damit beauftrage, diese Philosophie niederzuschreiben, Ihnen Empfehlungsschreiben an die Leute mitgebe, deren Hilfe Sie brauchen werden, sind Sie dann bereit, dieser Recherche 20 Jahre zu widmen – denn so lange wird es etwa dauern –, und sich selbst Ihren Unterhalt zu verdienen, während Sie es tun, ohne, dass ich Sie bezuschusse? Ja oder Nein?«
Was hätten Sie getan, wenn Sie dem reichsten Mann der Welt gegenübergesessen hätten und selbst gerade genug Geld in der Tasche gehabt hätten, um die Heimfahrt zu bezahlen, und dieser Mann Ihnen gerade vorgeschlagen hätte, 20 Jahre ohne Bezahlung und Bezuschussung zu arbeiten? Was hätten Sie gesagt? Nun, was Sie gerade denken, dachte ich damals auch. Ich wusste ganz genau, dass ich es nicht tun konnte. Ist es nicht seltsam, dass, wenn man einem Menschen eine ungewöhnliche Chance bietet, die Wahrscheinlichkeit 1000:1 beträgt, dass er es für völlig unrealistisch hält, sofort das Negative sieht, ihm alle möglichen Gründe einfallen, wieso er es nicht tun kann? Mir fallen sofort drei davon ein. Erstens hatte ich nicht genug Geld für die nächsten 20 Jahre. Zweitens war ich nicht gebildet genug, um mich auf all diese erfolgreichen Männer überall in den Vereinigten Staaten und in anderen Ländern einzulassen, mit denen ich es zu tun bekäme. Und drittens – und das war der schwerwiegendste Grund – war ich mir nicht im Geringsten klar über die Bedeutung des Wortes »Philosophie«, das Mr. Carnegie während der vergangenen drei Tage immer wieder erwähnt hatte.
Sie können sich also vorstellen, was für eine unglaubliche Sache das war – ein junger Mann mit wenig Bildung, der diesem erfolgreichen Mann gegenübersaß, der ihm eine Gelegenheit geboten hatte, wie sie nie ein anderer Autor in der Geschichte der Menschheit erhalten hatte. Kein Autor, soweit ich das sagen kann, hat jemals die Möglichkeit zur Kooperation und Zusammenarbeit mit über 500 herausragenden Männern bekommen, die ihm dabei helfen sollten, ein literarisches Werk zu erschaffen. Das war die Art von Chance, die sich mir bot.
Und ich will Ihnen etwas Wichtiges in Erinnerung rufen. Ich wusste es damals nicht, aber ich erfuhr später davon. Nachdem er mich drei Tage lang über das Potenzial dieser Philosophie aufgeklärt hatte, wie man sie zusammenstellen und was sie leisten konnte, ließ Mr. Carnegie mir nur 60 Sekunden, um Ja oder Nein zu sagen. 60 Sekunden, das war alles. Ich sah es nicht, aber er saß da, mit der Stoppuhr in der Hand hinter dem Schreibtisch und stoppte meine Zeit. Ich brauchte genau 29 Sekunden, um zu einer Entscheidung zu gelangen und sein Angebot anzunehmen. Nur 31 Sekunden mehr und ich hätte eine Gelegenheit verspielt, die sich keinem anderen Autor jemals geboten hatte. Ich habe noch von keinem anderen Autor auf irgendeinem Gebiet erfahren, der so viel Hilfe erhalten hat, dem so viel Anleitung gegeben wurde, ohne Geld oder eine Anerkennung dafür.
Ich wollte nun nach Washington zurückfahren, aber Mr. Carnegie tat noch etwas anderes. Wenn Sie aus dieser Unterhaltung nichts mitnehmen als das Folgende, kann es Ihr Schicksal für immer verändern und dadurch auch das Schicksal vieler anderer Menschen. Mr. Carnegie sagte: »Nun, Napoleon, 20 Jahre sind eine lange Zeit und ich habe Ihnen eine ziemlich schwere Aufgabe gegeben und Sie haben sie angenommen. Ich will Sie jetzt schon warnen, dass auf dem Weg eine Versuchung auf Sie warten wird, lange bevor Sie mit Ihrer Recherche fertig sein werden, die Versuchung, die Segel zu streichen, denn das Einfachste, was ein Schwächling tun kann, ist aufzugeben. Ich glaube nicht, dass Sie ein Schwächling sind – hätte ich das geglaubt, hätte ich Ihnen nicht diese Möglichkeit gegeben –, aber ich weiß, dass Sie etwas brauchen, um der Versuchung, die Flinte ins Korn zu werfen, zu widerstehen, sollte diese sich Ihnen aufdrängen. Ich werde Ihnen nun eine Formel bieten, die es Ihnen ermöglicht, Ihren Geist so zu konditionieren, dass nichts in der Welt Sie aufhalten kann, Ihren Weg zu gehen und die Aufgabe zu vollenden, die ich Ihnen gegeben habe.«
Ich notierte das alles in Kurzschrift. Er sagte: »Ich will, dass Sie sehr langsam schreiben und jedes Wort unterstreichen, das ich jetzt sage. Hier ist die Botschaft, die Sie sich selbst mindestens zweimal am Tag vorsagen sollten, einmal, bevor Sie abends ins Bett gehen und einmal, nachdem Sie aufgestanden sind. Schauen Sie in einen Spiegel, denn Sie sprechen nun zu Napoleon Hill, das sollten Sie nicht vergessen. Und Folgendes sollten Sie ihm sagen: Andrew Carnegie, ich werde nicht nur mit Ihren Leistungen im Leben gleichziehen, sondern ich werde Sie herausfordern und Sie an der Haupttribüne überholen.«
Ich legte meinen Stift weg und sagte: »Also, Mister Carnegie, wir sollten mal realistisch bleiben. Sie wissen genau, dass ich das nicht schaffen werde.«
Damals war Mr. Carnegie Milliardär, vermutlich der erste Milliardär, den dieses Land je hervorgebracht hat. Er sagte: »Aber natürlich weiß ich, dass Sie das nicht schaffen werden, außer, Sie glauben daran, aber wenn Sie das tun, werden Sie es auch schaffen.« Und er sagte: »Ich will Sie wenigstens um eine Sache bitten: Versuchen Sie es für 30 Tage. Werden Sie das tun?«