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Er weiß, wie man siegt. Aber kann er auch ihr Herz gewinnen? College-Eishockey-Player Dean bekommt immer, was er will. Zumindest war das bisher so. Denn nach einer gemeinsamen Nacht mit der Studentin Allie, die seine Welt auf den Kopf gestellt hat, will sie plötzlich nur Freundschaft. Auf dem Eis fühlt sich Dean wohl, in der Friendzone hingegen überhaupt nicht. Er will Allie um jeden Preis für sich gewinnen! Doch wie soll ein draufgängerischer Eishockeyspieler, der nie um eine Frau kämpfen musste, jemanden von sich überzeugen, dem gerade das Herz gebrochen wurde? »Elle Kennedy schafft es immer wieder, uns zum Lachen und Schwärmen zu bringen. ›The Score‹ ist genau das, was wir gebraucht haben.« Totally Booked Blog »Wie Dean Di Laurentis sollte auch ›The Score‹ mit einer Warnung versehen werden: zu sexy, um es in Worte zu fassen. Elle Kennedy hat wieder einen Volltreffer gelandet.« Wit and Sin »Off-Campus«-Reihe, Band 3
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Aus dem Amerikanischen von Christina Kagerer
Ungekürzte Neuausgabe
© Elle Kennedy 2016
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»The Score: An Off-Campus Novel«,
CreateSpace Independent Publishing Platform 2016
© der deutschsprachigen Ausgabe:
everlove, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2024
Zuvor erschienen bei: © Piper Verlag GmbH, München 2017
Covergestaltung: zero-media.net, München, nach einem Entwurf von Bloom Books
Covermotiv: Aslihan Kopuz
Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence, München mit abavo vlow, Buchloe
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Cover & Impressum
Kapitel 1
Allie
Dean
Kapitel 2
Allie
Kapitel 3
Allie
Kapitel 4
Dean
Kapitel 5
Allie
Dean
Kapitel 6
Dean
Allie
Kapitel 7
Dean
Kapitel 8
Dean
Allie
Kapitel 9
Allie
Dean
Kapitel 10
Dean
Allie
Kapitel 11
Allie
Kapitel 12
Allie
Kapitel 13
Allie
Kapitel 14
Dean
Kapitel 15
Dean
Kapitel 16
Dean
Kapitel 17
Dean
Allie
Kapitel 18
Allie
Kapitel 19
Allie
Kapitel 20
Dean
Kapitel 21
Dean
Kapitel 22
Dean
Kapitel 23
Allie
Kapitel 24
Allie
Kapitel 25
Dean
Allie
Kapitel 26
Allie
Dean
Kapitel 27
Allie
Dean
Kapitel 28
Dean
Allie
Kapitel 29
Allie
Dean
Kapitel 30
Dean
Allie
Kapitel 31
Allie
Kapitel 32
Dean
Kapitel 33
Allie
Dean
Kapitel 34
Allie
Dean
Allie
Kapitel 35
Dean
Danksagung
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Meine Selbstbeherrschung liegt in den Händen von Dean Heyward-Di Laurentis, einem Mann, der dafür bekannt ist, überhaupt keine Selbstbeherrschung zu haben. Das heißt, ich stecke in Schwierigkeiten. In großen Schwierigkeiten.
Ich werde es natürlich nicht tun. Ich werde Sean nicht anrufen, definitiv nicht. Obwohl er mir vor zwanzig Minuten ein Foto von uns beiden auf unserer Mexikoreise geschickt hat. Mithilfe einer dieser Apps hat er unsere Gesichter mit einem großen, roten Herzen eingerahmt.
Das war ein wirklich toller Ausflug …
Ich verdränge die Erinnerung daran und greife nach der Fernbedienung auf dem Couchtisch. »Habt ihr Netflix?« Ich blicke zu Dean, der sich offenbar immer noch über meine Anwesenheit ärgert.
Und entweder bilde ich es mir ein, oder er hat eine Erektion. Aber ich bin so freundlich und ziehe ihn nicht damit auf, denn zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass er kurz davor war, Sex mit zwei Frauen zu haben, bevor ich aufgetaucht bin.
Mein Blick schweift über seine nackte Brust. Und ich muss zugeben, sie ist absolut spektakulär. Dieser Körper ist wie aus Stein gemeißelt. Groß und schlank, mit perfekt geformten Muskeln. Und er hat einen sexy blonden Dreitagebart, der einen dunklen Schatten auf sein hübsches Kinn wirft. Es ist wirklich eine Schande. Jemand, der so bescheuert ist, sollte nicht so gut aussehen dürfen.
»Ja, wir haben Netflix. Such dir irgendwas aus«, antwortet er. »Ich geh nur schnell nach oben, um mir einen runterzuholen, und dann leiste ich dir Gesellschaft.«
»Okay, ich glaube, mir ist nach … Moment, wie bitte?«
Aber er ist schon weg und lässt mich mit offenem Mund zurück. Er geht schnell nach oben, um was zu tun? Das war ein Scherz, oder?
Wider besseres Wissen stelle ich es mir ganz konkret vor. Dean in seinem Zimmer. Die eine Hand hat er um seinen Penis gelegt, die andere … um seine Hoden? Liegt er im Bett? Oder er steht dabei und hält sich an seinem Schreibtisch fest, während er sich vor Erregung auf die Unterlippe beißt …
Warum genau versuche ich mir eigentlich gerade vorzustellen, wie dieser Kerl onaniert?
Ich schüttle mich, drücke auf die Fernbedienung und beginne, auf Netflix durch die Titel zu blättern.
Fünf Minuten später kommt Dean wieder ins Wohnzimmer geschlendert. Zum Glück hat er sich eine Hose angezogen. Auch wenn er seine Shorts dafür weggelassen hat. Das weiß ich, weil er die Hose so tief auf den Hüften trägt, dass ich fast seinen … egal, Dinge, die ich gar nicht sehen will.
Seine Brust ist immer noch nackt, und seine Wangen sind gerötet.
»Hast du dir jetzt wirklich einen runtergeholt?«, frage ich ihn.
Er nickt, als wäre das keine große Sache. »Denkst du, ich kann mir einen ganzen Film mit dicken Eiern anschauen?«
Ich starre ihn mit offenem Mund an. »Du kannst also keinen Sex haben, während jemand anderes im Haus ist, aber du kannst nach oben gehen und das tun?«
Ein freches Grinsen legt sich um seine Mundwinkel. »Ich hätte es auch hier unten tun können, aber dann wärst du in Versuchung geraten, für mich zu übernehmen. Ich wollte einfach nur höflich sein.«
Ich kann mir ein Augenrollen nicht verkneifen. »Glaub mir, ich hätte meine Hände schon bei mir behalten können.«
»Mit meinem Schwanz vor deiner Nase? Auf keinen Fall. Du hättest dich nicht beherrschen können.« Er zieht eine Augenbraue hoch. »Ich habe einen tollen Schwanz.«
»Mmm. Mit Sicherheit.«
»Du glaubst mir nicht? Ich kann dir ein Bild zeigen.« Er greift nach seinem Handy auf dem Couchtisch. Dann hält er inne und fasst stattdessen an den Saum seiner Hose. »Eigentlich kann ich ihn dir auch direkt zeigen, wenn du willst.«
»Das will ich nicht. Nicht im Geringsten.« Ich deute auf den Fernseher. »Ich hab mir diesen Film ausgesucht. Kennst du ihn?«
Dean verzieht das Gesicht, als er sieht, für welchen Film ich mich entschieden habe. »Was? Den hast du dir ausgesucht? Es gibt mindestens drei neue Horrorfilme, die wir uns anschauen könnten. Oder wie wäre es mit einem Actionstreifen von Jason Statham?«
»Keine Horrorfilme«, sage ich entschlossen. »Ich will mich nicht gruseln.«
»Na gut, dann schauen wir uns einen Actionfilm an.«
»Ich mag keine Gewalt.«
Er holt tief Luft. »Hör zu, ich werde mir keinen Film über …« Er wirft einen Blick auf den Bildschirm. »… über eine Frau anschauen, bei der eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird und die eine Reise unternimmt, die ihr Leben verändern wird. Auf gar keinen Fall.«
»Er soll wirklich gut sein«, protestiere ich. »Er hat einen Oscar gewonnen!«
»Weißt du, welche Filme noch einen Oscar gewonnen haben? Das Schweigen der Lämmer. Der weiße Hai. Der Exorzist.« Er klingt selbstzufrieden. »Und das sind alles Horrorfilme.«
»Wir können die ganze Nacht darüber diskutieren, aber ich werde mir nichts mit Blut oder Haien oder Explosionen anschauen. Damit musst du fertigwerden.«
Dean knirscht unüberhörbar mit den Zähnen. Dann entspannt sich sein Kiefer, und er holt tief Luft. »Na gut, wenn ich mir diesen blöden Film wirklich anschauen muss, rauche ich vorher noch einen Joint.«
»Tu, was du nicht lassen kannst.«
Er geht zur Tür und murmelt etwas in seinen nicht vorhandenen Bart.
»Warte«, rufe ich ihm hinterher. Ich hole schnell mein Handy aus der Jackentasche. »Kannst du das bitte mitnehmen? Ich möchte nicht in Versuchung geraten, eine Nachricht zu schreiben, während ich allein bin.«
Er sieht mich an, als wäre ich verrückt. »Wem versuchst du, nicht zu schreiben?«
»Meinem Exfreund. Wir haben uns gestern Abend getrennt, und er hört einfach nicht auf, mir zu schreiben.«
Eine kurze Pause entsteht. »Weißt du was?«, sagt er dann. »Du kommst einfach mit.«
Kaum habe ich geblinzelt, da ist Dean schon bei mir und zieht mich aus dem Sessel hoch. Als meine Füße den Holzboden berühren, verliere ich kurz das Gleichgewicht und falle gegen seine breite Brust. Meine Nase drückt sich an einen der wohlgeformten Muskeln.
Schnell reiße ich mich zusammen und blicke ihn finster an. »Ich fand es gerade ganz gemütlich, du Idiot.«
Er ignoriert mich und zieht mich in die Küche. Da er mir nicht einmal Zeit gelassen hat, mir meine Jacke zu schnappen, beginne ich zu frieren, sobald wir durch die Hintertür nach draußen treten.
Deans nackte Brust schimmert unter der Terrassenbeleuchtung. Ihm scheint die Kälte nichts auszumachen, nur seine Nippel werden ein wenig härter.
»Wow. Sogar deine Nippel sind perfekt«, presse ich zwischen den Zähnen hervor.
Seine Mundwinkel zucken. »Willst du sie anfassen?«
»O Gott, nein! Ich habe nur festgestellt, dass du perfekt aussiehst. Bis hin zu deiner Brust richtig proportioniert.«
Er blickt an sich herunter und denkt einen Moment lang nach. »Ja, ich bin perfekt. Das muss ich mir selber wieder öfter sagen.«
Ich schnaube. »Genau. Weil du noch nicht eingebildet genug bist.«
»Ich bin selbstbewusst«, verbessert er mich.
»Eingebildet.«
»Selbstbewusst.« Er öffnet die kleine Blechdose, die er aus der Küche mitgenommen hat, und ich blicke finster drein, als er einen sorgfältig gedrehten Joint herausnimmt.
»Was mache ich hier draußen?«, murmle ich. »Ich will keinen Joint rauchen.«
»Natürlich willst du.« Er zündet den Joint an und nimmt einen tiefen Zug. Dann spricht er durch die aufsteigenden Rauchwolken. »Du wirkst total nervös und durcheinander. Glaub mir, das wird dir guttun.«
»Das nennt man Gruppenzwang, das weißt du schon, oder?«
Er hält mir den Joint entgegen und zieht fragend eine Augenbraue hoch. »Komm schon, Baby«, sagt er in einer Art Singsang. »Nur einen Zug. Das machen alle coolen Kids.«
Ich muss lachen. »Ach, verdammt.«
»Na, komm schon.« Er atmet wieder aus, und der Geruch von Marihuana umgibt mich.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bekifft war. Ich mache das nicht oft, aber ganz ehrlich? Wenn es eine Nacht gibt, in der ich was zu rauchen gebrauchen könnte, dann heute.
»Na gut, gib her.« Ich strecke meine Hand aus, bevor ich es mir anders überlege.
Dean strahlt, als er mir den Joint reicht. »Aber erzähl Wellsy nichts davon. Sie wird mir gehörig in den Arsch treten, wenn sie erfährt, dass ich ihre beste Freundin zum Kiffen verführt habe.«
Ich umfasse den Joint mit meinen Lippen und ziehe den Rauch in meine Lunge. Dabei versuche ich, nicht über Deans ängstlichen Gesichtsausdruck zu lachen. Nicht umsonst hat er Angst vor Hannah. Sie hat eine sehr spitze Zunge, und sie scheut sich nicht davor, sie zu gebrauchen. Das mag ich so an ihr.
Die nächsten paar Minuten verbringen wir damit, den Joint schweigend zwischen uns hin- und herzureichen wie ein paar Hooligans hinter einer Tankstelle. Es ist das erste Mal, dass wir Zeit zu zweit verbringen, und es fühlt sich irgendwie komisch an, mit Dean Di Laurentis im Garten abzuhängen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nie gewusst, was ich von dem Kerl halten soll. Er ist eingebildet, flirtet gern, und er ist … oberflächlich.
Ich komme mir wie ein Arschloch vor, weil ich so denke, aber ich kann nicht leugnen, dass mir diese Gedanken in den Sinn kommen, wann immer ich Dean sehe. Hannah hat mir erzählt, dass er unglaublich reich ist, und das lässt er auch raushängen. Nicht, dass er herumläuft und jedem zeigt, was er sich für tolle Sachen leisten kann, das nicht. Aber sein Auftreten zeigt, dass er denkt, die Welt gehöre ihm. Ich vermute, dass er in seinem ganzen Leben noch nie etwas Schlimmes erlebt hat. Schon wenn man ihn anschaut, weiß man, dass dieser Kerl bekommt, was er will und wann immer er will.
Puh, der Joint macht mich anscheinend philosophisch und voreingenommen.
»Du bist also verlassen worden?«, fragt er schließlich und beobachtet mich, während ich einen weiteren Zug nehme.
Ich blase den Rauch direkt in sein Gesicht. »Ich bin nicht verlassen worden. Ich habe die Sache beendet.«
»Der gleiche Kerl, mit dem du schon ewig zusammen bist? Dieser Verbindungsbruder? Stan?«
»Sean. Und ja, wir sind seit dem ersten Jahr an der Uni immer wieder zusammen gewesen.«
»Mein Gott! Das ist viel zu lang, um immer nur mit derselben Person zu schlafen. Der Sex muss ja unwahrscheinlich langweilig gewesen sein.«
»Warum dreht sich bei dir alles nur um Sex?« Ich reiche ihm den Joint. »Und nur zur Information, der Sex war in Ordnung.«
»In Ordnung?« Er kichert. »Wow, was für eine spektakuläre Beschreibung.«
Langsam zeigt der Joint seine Wirkung. Mein Kopf ist leicht und mein Körper entspannt, was wahrscheinlich der einzige Grund ist, warum ich weiterrede. Normalerweise hätte ich nicht im Traum daran gedacht, diesem Kerl das alles anzuvertrauen.
»Am Ende war er vielleicht nicht mehr so gut«, gebe ich zu. »Aber das war wahrscheinlich, weil wir uns seit dem Sommer nur noch gestritten haben.«
»Aber das ist nicht eure erste Trennung, stimmt’s? Warum gehst du immer wieder zu ihm zurück?«
»Weil ich ihn liebe.« Ich korrigiere mich schnell. »Weil ich ihn geliebt habe.« O Mann, ich weiß es selbst nicht mehr. »Die ersten Male, als wir uns getrennt haben, hat keiner etwas falsch gemacht. Es wurde einfach zu schnell zu ernst. Es war unser erstes Jahr an der Uni, und wir dachten, wir müssten uns erst noch austoben und so.«
»Sich auszutoben macht doch Spaß«, stimmt er mir zu. »Einmal habe ich mich mit einer total heißen Frau ausgetobt, die Ahornsirup über meinen Schwanz gegossen und ihn dann von oben bis unten wieder abgeleckt hat.«
»Hör bitte auf.« Ich verdrehe die Augen. »Es hat sich herausgestellt, dass es keinen Spaß gemacht hat, sich auszutoben. Ich bin mit ein paar Typen ausgegangen, und sie waren alle totale Blödmänner. Da habe ich erkannt, wie gut ich mit Sean dran bin.«
Dean bläst eine weitere Rauchwolke in die Luft. »Okay. Aber dann habt ihr euch noch mal getrennt.«
»Ja.« Bei der Erinnerung daran steigt Wut in mir auf. »Der Grund war, dass er richtig kontrollsüchtig geworden ist. Einer seiner Verbindungsbrüder hat mich auf einer Party angemacht, und Sean hat beschlossen, dass mich niemals wieder jemand anders anschauen darf. Er hat angefangen, mir zu sagen, was ich anziehen soll, hat mir die ganze Zeit geschrieben und mich gefragt, wo ich bin und mit wem. Es war total erdrückend.«
Jetzt verdreht Dean seine Augen. »Sagt das Mädchen, das danach wieder zu ihm zurückgegangen ist.«
»Er hat versprochen, sich zu ändern. Und das hat er auch. Er hat aufgehört, wie eine Klette an mir zu kleben, und hat mich richtig gut behandelt.«
Dean scheint nicht besonders überzeugt zu sein, aber das ist mir egal. Ich bereue es nicht, wieder zu Sean zurückgegangen zu sein. Nach zweieinhalb Jahren Beziehung mit diesem Mann wusste ich, dass wir etwas hatten, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
»Kommen wir zu Trennung Nummer vier.« Dean legt seinen Kopf schief und blickt mich neugierig an. »Was ist da passiert?«
Plötzlich fühle ich mich unbehaglich. »Ich hab es dir ja schon gesagt. Wir haben uns ständig gestritten.«
»Worüber?«
Die Worte sprudeln aus meinem Mund, bevor ich sie aufhalten kann. Verdammt, hat er ein Wahrheitsserum unter das Gras gemischt, oder was? »Meistens über unseren Abschluss und darüber, was wir danach machen werden. Mein Plan war immer, nach Los Angeles zu ziehen und mich auf meine Schauspielkarriere zu konzentrieren.«
Oder nach New York. Aber das sage ich Dean nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden, und Dean ist die letzte Person, mit der ich so weitreichende Entscheidungen besprechen will. »Am Anfang unserer Beziehung war das für Sean alles okay. Aber diesen Sommer hat er plötzlich beschlossen, dass ich nicht Schauspielerin werden soll. Er will überhaupt nicht, dass ich arbeite.« Ich blicke finster drein. »Er hat sich in den Kopf gesetzt, dass er bei der Versicherungsfirma seines Vaters in Vermont arbeiten wird, und ich sollte die glückliche Hausfrau werden, die mit dem Essen auf ihn wartet, wenn er heimkommt.«
Dean zuckt mit den Schultern. »Hausfrau zu sein ist doch nicht schlimm.«
»Natürlich nicht, aber ich will keine Hausfrau sein«, sage ich frustriert. »Ich habe mir fast vier Jahre lang den Arsch aufgerissen, um diesen Schauspielabschluss zu bekommen. Ich will ihn auch nutzen. Ich will Schauspielerin werden, und ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der mich nicht unterstützt. Er …« Ich halte inne und beiße mir auf die Lippe.
»Er was?«
»Nichts. Vergiss es.« Ich nehme ihm den Joint aus der Hand und mache einen tiefen Zug. Zu tief, denn plötzlich fange ich an, wie verrückt zu husten. Für einen kurzen Moment steigen mir Tränen in die Augen, und als ich wieder einen klaren Blick habe, sehe ich ernste grüne Augen, die mich intensiv anschauen.
»Was hat er getan?«, fragt Dean mit leiser Stimme. »Und wie schlimme Schläge hat er verdient? Garrett und ich können uns eine Schlägerei mit ihm liefern, aber wenn du meinst, dass härtere Bandagen erforderlich sind, können wir Logan auf ihn hetzen.«
»Niemand wird hier zusammengeschlagen, du Spinner. Sean hat nichts Schlimmes getan, und ich will nicht, dass ihr ihn verprügelt. Das Einzige, was ich will, ist, dass du dieses blöde Handy nimmst.« Ich schiebe ihm mein Gerät in die Hand. »Halte es dieses Wochenende von mir fern, okay? Gib es mir nur, wenn mein Vater anruft. Oder Hannah und Stella. Und Meg und … Weißt du was? Ich werde es einfach ein paarmal am Tag unter deiner Beobachtung checken. So kannst du mich davon abhalten, Sean zu schreiben.«
Dean blickt mich fasziniert an. »Ich bin dann also dein … Beziehungsberater? Ich bin derjenige, der sicherstellt, dass du keinen Rückfall erleidest?«
»Genau. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Aufgabe. Jetzt hast du endlich etwas Sinnvolles zu tun«, bemerke ich sarkastisch.
Er legt seinen Kopf schief. »Was kriege ich dafür?«
»Die Genugtuung, zu wissen, dass du jemand anderem hilfst außer dir selbst?«
»Nein. Aber wie wäre es mit einem Blowjob? Ich tue es für einen Blowjob.«
Ich zeige ihm den Mittelfinger. »Das hättest du wohl gern.«
»Na gut, dann mit der Hand.«
»Sei kein Arschloch. Bitte. Ich habe keine Willenskraft, wenn es um Sean geht.«
Wie auf Kommando vibriert mein Handy in Deans Hand, und instinktiv greife ich danach. Schnell macht er einen Schritt rückwärts und schaut aufs Display. »Es ist Sean.« Seine Mundwinkel zucken amüsiert. »Er vermisst den Geschmack deiner Lippen.«
Mein Herz schlägt einen schmerzhaften Salto. »Noch eine Regel – du darfst mir nicht sagen, was er schreibt.«
»Du gibst mir hier ziemlich viel Verantwortung. Ich steh nicht so auf Verantwortung.«
Was für eine Überraschung!
»Du schaffst das schon. Ich hab vollstes Vertrauen in dich«, behaupte ich.
Dean zieht ein letztes Mal an dem Joint, drückt ihn dann im Aschenbecher aus und geht Richtung Terrassentür. O Gott, sogar die Art, wie er läuft, ist arrogant. Und er sieht auch noch gut aus dabei. Mein Blick landet unfreiwillig auf seinem knackigen Po und der Art, wie seine Jogginghose daran klebt. Jawohl, ich checke seinen Hintern ab. Ich meine, es ist ja auch ein fantastischer Hintern, und ich bin eine Frau – warum also nicht?
»Du packst diese Sache falsch an, weißt du? Die beste Möglichkeit, über jemanden hinwegzukommen, ist es, mit jemand anderem rumzumachen. Sofort.«
Seine Worte reißen mich aus meinen Gedanken. »Ich bin noch nicht bereit, mit jemand anderem zusammen zu sein.«
»Natürlich bist du das. Im Ernst, du brauchst eine Übergangslösung.« Dean hebt seinen Arm. »Ich stelle mich freiwillig zur Verfügung.«
Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. »Träum weiter.«
Aber ein Teil von mir denkt über diesen Vorschlag nach. Eine Übergangslösung ist wirklich keine so schlechte Idee. Es ist so ähnlich, als wenn man vom Pferd fallen würde. Dann bekommt man auch den Ratschlag, sofort wieder aufzusteigen. Oder nicht? Vielleicht sollte ich das auch tun – sofort wieder in den Sattel steigen. Zumindest wäre es eine gute Ablenkung von meinem Liebeskummer.
Aber natürlich werde ich es nicht mit Dean tun. Nein, lieber suche ich mir einen Sattel, auf dem nicht schon jedes Mädchen von Briar gesessen hat.
»Wir kommen später darauf zurück«, beschließt er.
»Darauf werden wir später auf keinen Fall zurückkommen. Schlag dir das mal ganz schnell aus deinem hübschen Köpfchen.«
Dean bleibt auf der Türschwelle stehen und dreht sich um. Seine grünen Augen mustern mich von Kopf bis Fuß. »Ich muss zugeben, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir die Idee, deine Übergangslösung zu sein.« Sein Blick bleibt an meiner Brust haften. »Die Idee gefällt mir sogar sehr.«
Ich unterdrücke ein Stöhnen. »Garrett hat mir versprochen, dass du mich dieses Wochenende nicht anmachen würdest.«
»Garrett weiß ganz genau, dass er für mich keine Versprechungen machen darf«, antwortet Dean grinsend. Dann winkt er mich herbei. »Schauen wir uns jetzt diesen Film an oder nicht?«
Ich folge ihm nach drinnen. Mein Gehirn ist benebelt, aber auf eine gute Art. Und als Dean im Flur anhält, um seine Jogginghose hochzuziehen, die ihm fast über die Hüften gerutscht ist, fange ich aus unerfindlichen Gründen an zu kichern, als wäre es das Lustigste auf der Welt.
Mein Humor verschwindet jedoch gleich wieder, als wir uns auf die Couch setzen, denn Dean lässt sich direkt neben mir fallen, legt einen muskulösen Arm um meine Schultern und zieht mich zu sich heran. Als wäre das total normal.
Ich funkle ihn böse an. »Warum legst du deinen Arm um mich?«
Sein Ausdruck ist vollkommen unschuldig. »So schaue ich mir Filme an.«
»Wirklich? Du legst also einen Arm um Garretts Schultern, wenn du mit ihm einen Film schaust?«
»Natürlich. Und wenn er nett zu mir ist, schiebe ich auch manchmal meine Hand in seine Hose.« Deans andere Hand wandert auf den Bund meiner Leggings zu. »Sei nett zu mir, und ich verspreche dir, ich bin noch viel netter zu dir.«
»Auf gar keinen Fall.« Ich schiebe seine Hand weg, aber erst nachdem es mir zwischen den Beinen ziemlich heiß geworden ist. Seine nackte Brust ist atemberaubend, und am liebsten würde ich mit meinen Fingern über seine wohldefinierten Muskeln fahren. Und er riecht so gut. Wie der Ozean. Nein, nach Kokosnuss. Ich fühle mich viel zu berauscht, um den Geruch zu benennen, aber nicht berauscht genug, um das Kribbeln zwischen meinen Beinen nicht zu bemerken.
O mein Gott! Mein Sexleben muss wirklich den Bach runtergegangen sein, wenn ich in Dean Di Laurentis’ Gegenwart so schwach werde.
»Was haben wir sonst noch so vor?«, fragt er.
Ich zeige auf den Fernseher. »Einen Film schauen.«
»Ich würde mir lieber dich anschauen, und zwar in dem Moment, wenn du meinen Namen schreist, während ich dich zum Höhepunkt bringe.«
Dieses Mal verspüre ich kein Kribbeln. Ich fange einfach an, unkontrolliert zu lachen.
»O Mann, du bist wirklich nicht gut für das Ego eines Mannes.« Er sieht beleidigt aus.
Zwischen meinen Lachsalven schnappe ich nach Luft. Ja, ich bin bekifft und tiefenentspannt und habe keine Kontrolle mehr über mich selbst. Das heißt, ich kann Dean verarschen, so viel ich will, und am Ende den Joint dafür verantwortlich machen.
»Es tut mir leid, aber manchmal bist du einfach zu viel.« Ich kann nicht aufhören zu lachen. »Gibt es wirklich Mädchen, die darauf reinfallen?«
Er gibt ein schnaubendes Geräusch von sich. »Jetzt mach endlich den verdammten Film an.«
»Gern.« Ich drücke auf die Fernbedienung und rutsche ans andere Ende der Couch, um größtmöglichen Abstand zwischen uns zu halten.
Ich muss Dean zugutehalten, dass er fast dreißig Minuten lang kein Wort mehr sagt. Sein Blick haftet am Bildschirm, aber aus den Augenwinkeln erkenne ich, was er alles für Bewegungen macht. Er tippt sich mit seinen langen Fingern auf die Oberschenkel. Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. Er seufzt, als wir dabei zusehen, wie die Hauptdarstellerin sich in Echtzeit ein Omelette macht.
Als sie sich auf den Küchenstuhl setzt und beginnt, das Omelette zu essen – in Echtzeit –, bricht es aus Dean heraus wie aus einem Vulkan.
»Dieser Film ist scheiße!« Er stöhnt auf. »Ich hab’s doch gesagt, dieser verdammte Film ist totaler Mist.«
»Ich finde ihn gut«, lüge ich. Diesen Film zu schauen ist so, als würde man der Farbe beim Trocknen zusehen. Nicht einmal das Gras, das wir gerade geraucht haben, macht den Film unterhaltsamer, aber ich will nicht zugeben, dass ich die falsche Wahl getroffen habe. Einem Kerl wie Dean sollte man nie recht geben. Niemals. Damit würde er einen bis ans Lebensende aufziehen.
»Ich kann nicht glauben, dass du diesen Film gut findest«, provoziert er mich.
»Doch, das tue ich«, beharre ich.
Er starrt mich einige Sekunden lang an, aber meine schauspielerischen Fähigkeiten helfen mir dabei, total unschuldig auszusehen.
»Ich finde ihn nicht gut. Diesen Film anzuschauen ist ein ganz neues Level an Brutalität.«
Ich mache ihm einen hilfreichen Vorschlag. »Warum gehst du nicht wieder nach oben und holst dir einen runter?«
Verdammt! Es war falsch, das zu sagen. Seine grünen Augen blicken mich sofort verführerisch an.
Mit einem schwachen Grinsen beugt er sich zu mir und sagt leise: »Wie wäre es, wenn du das für mich erledigst?«
Dieser Kerl ist unverbesserlich. »Fängt das jetzt wieder von vorn an? Akzeptierst du denn nie ein Nein?«
»Ich kenne dieses Wort nicht. Keiner hat es je zuvor zu mir gesagt.« Er kommt wieder näher zu mir, legt seine Hand auf das Kissen zwischen uns und streicht langsam darüber. »Komm schon, machen wir diese Party ein bisschen interessanter. Wir sind allein zu Hause, wir schauen beide verdammt gut aus …«
Ich muss kichern.
»Es wird Spaß machen. Sex macht immer Spaß.«
»Nein danke.«
»Okay, kein Geschlechtsverkehr. Wie wäre es mit Oralsex?«
Ich tue so, als würde ich darüber nachdenken. »Muss ich geben oder nehmen?«
»Nehmen. Und dann geben. So läuft das nämlich.« Er grinst breit. »Du weißt schon, der Kreislauf des Lebens und so.«
Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Man kann über diesen Kerl sagen, was man will, aber unterhaltsam ist er.
»Nein danke«, sage ich wieder.
»Einfach nur knutschen?«, fragt er hoffnungsvoll.
»Nein.«
»Ich küsse wirklich gut …« Er lässt die Worte in der Luft hängen, um mich zu überzeugen.
»Das heißt, du küsst miserabel. Jedes Mal, wenn ein Kerl behauptet, dass er gut küssen kann, dann ist es gelogen.«
»Ach ja? Hast du einen empirischen Beweis, der das belegt?«
»Natürlich.« Habe ich selbstverständlich nicht. Und woher kennt Dean das Wort ›empirisch‹? Wow, vielleicht ist doch mehr als Luft in seinem hübschen Köpfchen.
Er sieht so aus, als würde er mit mir diskutieren wollen, aber wir werden von lauter Musik aus seinem Handy unterbrochen. Ich blicke ihn ungläubig an, als ich die Melodie erkenne.
Typisch Mann! Angeblich haben sie es zu eilig, um die Klobrille runterzuklappen, aber um sich die Erkennungsmelodie des Sportsenders ESPN aufs Handy zu laden, reicht die Zeit offenbar!
Deans Gesichtsausdruck hellt sich auf, als er sieht, wer anruft. Er geht sofort ran. »Maxwell! Was geht ab?« Er lauscht gespannt und wirft mir dann einen hoffnungsvollen Blick zu. »Willst du auf eine Party gehen?«, fragt er mich.
Ich schüttle den Kopf.
Dean seufzt übertrieben. »Sorry, ich kann nicht«, erklärt er seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung. »Ich muss babysitten …«
Ich gebe ihm einen Klaps auf den Arm.
»… und sie will nicht mitkommen«, beendet er seinen Satz, während er mich anstarrt. »Nein, sie ist erwachsen.«
Was?
»Ich muss auf die Freundin von Garretts Freundin aufpassen«, fährt Dean fort, als wäre ich gar nicht im Raum. »Wir schauen uns einen Film an über eine krebskranke Frau. Totaler Mist … Klar, Krebs ist immer Mist. Ich meine, die Leute, die Krebs haben, tun mir echt leid, aber dieser Film ist einfach katastrophal. Ja … Nein, das Spiel ist am Dienstag … Im Ernst … Ja, da bin ich mir total sicher. Wir können uns danach im Malone’s treffen. Bis dann, Bro.«
Er legt auf und wirft mir einen finsteren Blick zu. »Ich könnte jetzt auf eine Party gehen.«
»Keiner zwingt dich, bei mir zu bleiben«, sage ich.
»Ich versuche, nett zu dir zu sein, weil du ein gebrochenes Herz hast, und was machst du? Nichts. Du willst mich nicht einmal küssen.«
Ich beuge mich vor und klopfe ihm auf die Schulter. »Ich bin mir sicher, jedes Mädchen in deiner Kontaktliste wäre überglücklich, herkommen und seine Zunge in deinen Mund stecken zu dürfen. Aber ich habe meine Prinzipien.«
»Heißt das, ich bin nicht gut genug für dich?« Er hebt die eine Augenbraue. »Deiner Freundin Wellsy hat es übrigens gefallen, mich zu küssen.«
Ich pruste los. »Ach, du meinst diesen Kuss, den sie dir gegeben hat, weil sie nicht wollte, dass Garrett merkt, wie sehr es ihr gefallen hat, ihn zu küssen? Ich weiß alles darüber. Das war ein Verzweiflungskuss.« Ich kriege es immer noch nicht in meinen Kopf, dass Hannah diesen Kerl wirklich geküsst hat. Er ist so überhaupt nicht ihr Typ.
Auf der anderen Seite hätte ich aber auch nie gedacht, dass der Super-Eishockeyspieler Garrett Graham ihr Typ ist. Und jetzt schau sie dir an. Seelenverwandte.
»Das war kein Verzweiflungskuss«, erklärt Dean.
»Ja klar, red dir das nur ein.«
Er blickt auf den Bildschirm. Die Hauptdarstellerin bereitet sich wieder etwas zum Essen zu. Dieses Mal ist es das Abendessen, und die Kartoffeln, die sie schält, werden viel zu oft herangezoomt. Sie isst ziemlich viel in diesem Film.
»O Gott, erlöse mich bitte.« Er lehnt sich zurück und fährt sich mit beiden Händen durchs Haar, bis es total zerzaust ist. »Ich kann keine Sekunde mehr davon schauen.«
Ich auch nicht, aber ich habe mir das eingebrockt, und jetzt muss ich da durch.
»Weißt du was? Scheiß auf den Joint. Es gibt nur eine Sache, die diesen fürchterlichen Film erträglich macht.«
»Und zwar?«
Anstatt mir zu antworten, springt er von der Couch auf und verschwindet in der Küche. Skeptisch lausche ich dem Geräusch von Schranktüren, die geöffnet und geschlossen werden, und von Gläsern, die gegeneinanderschlagen. Und schon ist er wieder zurück – mit einer Flasche in der einen und zwei Gläsern in der anderen Hand.
Dean grinst mich an und sagt: »Tequila.«
Jemand schlägt mit einem Holzhammer auf meinen Kopf ein.
Wie in einem dieser Cartoons, wo die Leute sich mit übertrieben großen Hämmern die Köpfe einschlagen. Es ist schrecklich. Und es ist laut.
O Gott, ich bin so verkatert.
Sogar das kaum hörbare Stöhnen, das ich über die Lippen bringe, reicht aus, um einen fürchterlichen Schmerz in meine Schläfen zu jagen. Und wenn ich mich im Bett bewege, überkommt mich eine Übelkeit, die mir die Kehle zuschnürt und mir Tränen in die Augen treibt. Ich hole tief Luft. Einatmen. Ausatmen. Ich muss mich nur lange genug zusammenreißen, um es ins Bad zu schaffen, damit ich nicht auf das saubere Laken von Garrett Grahams Bett …
Ich bin nicht in Garrett Grahams Bett.
Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag, und im gleichen Moment höre ich das Atmen. Nicht die schwachen Ich-habe-letzte-Nacht-zu-viel-Tequila-getrunken-Atemzüge, die aus meinem Hals kommen, sondern die weichen, gleichmäßigen Atemzüge des Mannes neben mir.
Als ich dieses Mal aufstöhne, kommt es aus meinem tiefsten Innern.
Die Erinnerung überkommt mich in lebhaften Bildern. Der fürchterliche Film. Der Tequila. Der … Rest.
Ich habe letzte Nacht mit Dean geschlafen.
Zweimal.
Mein Herz klopft schneller, als ich an die Decke starre. Ich bin in Deans Zimmer. Auf dem Nachttisch liegt eine leere Kondompackung. Und … ja, ich bin nackt.
Vielleicht war es nur ein böser Traum, versucht mich eine Stimme in meinem Innern zu beruhigen.
Ich hole noch einmal tief Luft und drehe den Kopf. Was ich sehe, schnürt mir erneut die Kehle zu.
Ein splitterfasernackter Dean liegt neben mir auf dem Bauch. Sein nackter Hintern streckt sich mir entgegen, und ich bemerke die roten Kratzer auf seinen knackigen Pobacken.
Kratzer, die meine Fingernägel hinterlassen haben. Ich stelle fest, dass der Nagel meines rechten Zeigefingers abgebrochen ist. Mir ist ein Nagel abgebrochen, als ich meine Finger in Deans Pobacken gegraben habe. Das muss noch unten im Wohnzimmer passiert sein. Ich erinnere mich, dass er beim ersten Mal oben war. Zu dem lila Knutschfleck auf seiner linken Schulter ist es hier oben gekommen, während unserer zweiten Runde, als ich oben saß.
Ich will dein geheimnisvolles Schlafzimmer sehen. Ich will die Erste sein, die es entjungfert.
Meine Worte von gestern Abend schwirren durch mein sowieso schon total benebeltes Gehirn. Es hat sich herausgestellt, dass ich keineswegs das erste Mädchen in seinem Schlafzimmer war. Das hat er mir selbst verraten. Und das war nicht alles, was er enthüllt hat. Jawohl, ich befinde mich jetzt im Besitz der Information, die Hannah schon seit über einem Jahr herauszufinden versucht – warum Dean lieber überall anders Sex hat als in seinem Schlafzimmer.
Leider endet mein Wissen hier aber nicht. Ich weiß jetzt auch, wie sich Dean nackt anfühlt. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn er in mich eindringt. Ich weiß, welche Geräusche er macht, wenn er kommt.
Ich weiß zu viel.
Meine Kopfschmerzen werden schlimmer.
Fuck.
Fuck, fuck, fuck.
Was zum Teufel habe ich getan? Ich hatte noch nie zuvor einen One-Night-Stand. Ich habe in meinem Leben genau mit drei Kerlen geschlafen – zwei auf der Highschool, einer an der Uni, und mit allen dreien war ich fest zusammen.
Mein Blick schweift wieder über Deans langen, muskulösen Körper. Warum habe ich das zugelassen? Ich habe mich normalerweise immer im Griff, wenn ich Alkohol trinke. Und ich war letzte Nacht nicht stockbesoffen. Ich habe nicht gelallt, bin nicht herumgetorkelt und habe mich nicht wie eine Idiotin aufgeführt. Ich wusste genau, was ich tat, als ich den ersten Schritt gemacht und Dean geküsst habe.
Ich habe den ersten Schritt gemacht. Was ist nur los mit mir?
Okay. Okay. Dies ist nicht das Ende der Welt. Ich massiere mir die schmerzenden Schläfen mit den Fingern und zwinge mich dazu, den schlafenden Mann neben mir zu ignorieren. Alles ist gut. Es war nur ein One-Night-Stand. Niemand ist gestorben. Ich werde es vielleicht bereuen – schrecklich bereuen –, aber Reue ist was für Weicheier, wie mein Dad immer so schön sagt. Lerne aus deinen Fehlern und blicke nach vorn.
Genau das muss ich tun. Nach vorne blicken. Nein, nicht nur nach vorne blicken. Ich muss mich jetzt aus diesem Bett schleichen, ausgiebig duschen und so tun, als hätte es die letzte Nacht nie gegeben.
Vorsichtig krieche ich unter der Bettdecke hervor. Die Matratze quietscht, und ich erstarre in meiner Bewegung. Panisch blicke ich zu Dean.
Der schläft immer noch wie ein Toter.
Okay. Ich hole tief Luft und lasse meine Beine langsam aus dem Bett gleiten. Als meine Füße den Boden berühren, bewegt sich Dean. Er gibt einen tiefen Seufzer von sich. Dann dreht er sich zur Seite, und – o mein Gott – ich kann seinen Penis sehen.
Meine Wangen werden ganz heiß, als ich ihn anstarre. Sogar im nicht erregten Zustand ist er riesig. Er hatte recht – er hat wirklich einen tollen Penis.
Und wenn mich meine Erinnerung nicht trübt, habe ich ihm das letzte Nacht auch mehrmals gesagt.
Als mir alles einfällt, was ich zu ihm gesagt und was ich mit ihm getan habe, wird mein Gesicht noch heißer.
Ein leises Stöhnen formt sich in meiner Kehle. Ich muss sofort aus diesem Schlafzimmer verschwinden. Nein, zuerst muss ich mein Handy finden.
Ich blicke mich im Zimmer um und entdecke Deans Jogginghose. Nach unserem Techtelmechtel auf der Couch hat er sie sich wieder angezogen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Handy in seiner Hosentasche ist.