1,99 €
Diese Eigenschaften, kommen sie uns nicht sehr bekannt und vertraut vor? Zumindest aber könnten wir nützliche Schlüsse für unser menschliches Verhalten ziehen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2014
Dumme Schafe und eingebildete Ziegen (Märchen)
Einst lebten Schafe und Ziegen gemeinsam, Pferch an Pferch, in der großen Herde eines Viehzüchters auf fruchtbarem Weideland. Sie folgten dem Schäfer von Flur zu Flur, jeweils dahin, wo das frischeste Gras austrieb, wo der saftigste Klee stand.
Die gut ausgebildeten, wachsamen Hunde, der schwarze "Teufel" und die kleinere gefleckte "Hexe" hielten die Tiere zusammen, so dass keines verlorenging, und schützten sie vor Angriffen von Raubtieren.
Im Winter, wenn es überall gefroren war und in den Tälern und auf den Almen kein frisches Grün mehr wuchs, waren sie im großen warmen Schafstall auf Streu untergebracht und wurden vom Schäfer mit Heu, Körnern und Kartoffeln versorgt. Sie mussten keinen Hunger fürchten.
Dafür wurde ihnen zweimal im Jahr die Wolle geschoren und zu feinem Garn für Kleidung versponnen. Aus ihrer Milch bereiteten die Besitzer Käse und Butter.
Doch eines Tages wollten die Schafe Ihre Wolle nicht mehr hergeben, wollten ihre Milch für sich und ihre Lämmer behalten. Von jetzt an wollten sie selbstbestimmt leben.
Sie hielten sich für schlau genug, ihr Leben selbst zu organisieren und sich zu versorgen.
"Wir werden unsere Wolle nicht mehr hergeben für diese Ausbeuter."
"Aber dann werden wir kein Futter mehr bekommen."
"Das holen wir uns selbst in Feld und Flur." Sie verließen das Gehege und verschwanden im Freien.
Die Ziegen nebenan zweifelten an der Idee und meckerten: "Wer weiß, wie das ausgeht, mä-ä-äh". Aber sie sprangen mit den Schafen davon.
Gemeinsam verließen sie den Pferch, den Schäfer und ihre Besitzer und suchten sich auf der Heide und im freien Gelände ihr Futter.
Solange Sommer war, hatten sie es gut. Sie fanden reichlich junge Gräser und Knospen. Bald aber kam der Herbst und es wuchsen keine frischen Kräuter und Büsche nach. Noch rupften und zupften sie die spärlichen dürren Halme und Blättchen. Davon wurden sie aber nicht mehr satt. Über Nacht wurde es eisig kalt: Der Winter war da.
Und der Hunger nahm ständig zu. Da begannen sie, sich um die wenigen verdorrten und vereisten Halme Steppengras zu streiten, gingen gegeneinander los, und die Böcke schlugen mit ihren starken Hörnern aufeinander ein. Sie blökten und schrien ööh-äääh über ihre Lage.
Das hörte ein Maultier, das aus dem Nachbarland kam. Dem klagten sie ihr Leid. Es versprach, ihnen zu helfen, ihr Leben auf eine eigene, bessere Basis zu stellen. Es sei weit in der Welt herumgekommen, könne sie in ein paradiesisches Leben führen. Sie müssten ihm nur folgen, in seiner Sprache reden. Das wollten sie tun.
"Wozu braucht ihr neues Futter?", rief es. "Ihr habt doch Reserven. Ich zeige euch, wie es geht. Schließlich seid ihr Wiederkäuer. Ich gebe vor, ihr käut einfach wieder!"
So wollten sie es machen. In der Hoffnung auf eine paradiesische Zeit käuten sie wieder, was der Neue ihnen vorgekaut hatte. Immer wieder blökten sie: "Ööhö, möääh, möhö-öö"
Dabei verlernten und vergaßen sie, selbst für Nahrung zu sorgen.